Die Faust

Die Faust erstreckt sich groß und ehrfurchtsvoll über das gesamte Cover gen Himmel, während die handelnden Menchen darunter sehr klein wirken  
  • Deutscher Titel: Die Faust
  • Original-Titel: The Glove
  • Alternative Titel: Die Faust - Gesucht: Tot, nicht lebendig! | The Glove: Lethal Terminator | Blood Mad |
  • Regie: Ross Hagen
  • Land: USA
  • Jahr: 1979
  • Darsteller:

    John Saxon (Sam Kellog), Roosevelt Grier (Victor Hale), Joanne Cassidy (Sheila Michaels), Keenan Wynan (Bill Schwartz), Jack Carter (Walter Stratton), Lt. Kruger (Howard Honig), Joan Blondell (Ms. Fitzgerald), Michael Pataki (Harry Iverson), Aldo Ray (Tiny), Nicholas Worth (Charles Gardner)


Vorwort

Ein Mann lauert dem Gefängniswärter Tiny (Aldo Ray) nach Feierabend auf. Er folgt ihm und seiner Geliebten auf einen Schrottplatz, wo sie eine Nummer schieben wollen. Er kleidet sich in Schutzweste und Helm, an der linken Hand trägt er einen mit Stahlplatten besetzten Handschuh. Damit gleicht er den Wagen dem Schrott in seiner Umgebung an und prügelt den Wärter tot.

Wir springen zu Sam Kellog (John Saxon), der gerade mit seiner kleinen Tochter Lisa einen kleinen Fluss entlang rudert. Er sinniert aus dem Off über sein Leben; ehemaliger Baseballspieler, jetzt Kopfgeldjäger, der die armen flüchtigen Seelen rund um L.A. auf den Leib rückt, um sein Auskommen zu sichern und eventuell noch Geld für die Alimente zusammenzukratzen. Und eben letzteres gelang ihm in den letzten Monaten nicht so wirklich, weswegen ihm die kleine Lisa sorgenvoll hinterher schaut (sie ist eindeutig die Erwachsenere von beiden), als er sie bei der Schule abgesetzt hat.

Seine Arbeit ist dann das lästige Übel, denn die Aufträge für Kautionsagent Bill Schwartz (Keenan Wynan) sind immer nur kleine Fische, die fast der Mühe nicht wert scheinen. Als erstes erleben wir daher Sam dabei, wie er einen dünnen, sich tuntig gebenden Typen mit Schnauzbart aus seinem Whirlpool zieht, nur um dann festzustellen, dass dies nur der Lover vom bulligen und ziemlichen wütenden Charles Gardner (Nicholas Worth) ist, den er aber auch noch relativ mühelos überwältigt.

Da dies nur Peanuts sind, kommt der Angebot seines alten Freundes und ehemaligen Vorgesetzten Lt. Kruger (Howard Honig) gerade recht (ja, Kellog scheint zwischen Baseball-Karriere und Kopfgeldjäger auch mal „Bulle“ gewesen zu sein, was er sich als Off-Kommentator bisher ausgespart hat). Die Gewerkschaft der Justizvollzugsbeamten hat inoffiziell ein Kopfgeld auf den Mann mit dem Stahlhandschuh – der wird hier auch als „Riot-Glove“ für Polizisten vorgestellt und Kellog darf ihn glatt mal an einem Tisch ausprobiere – ausgesetzt, 20.000 Dollars wollen sie dafür springen lassen, für denjenigen, der Victor Hale, so der Name des Racheengels, fasst.

Ein weitere Art nebenher an Geld zu kommen, ist, für reichere Freunde wie Walter Stratton (Jack Carter) Schulden einzutreiben. Um sich ein wenig nebenbei zu verdienen, spürt er die alte Ms. Fitzgerald (Joan Blondell), der er ihr Geld abknöpft, etwas für Stratton, etwas für ihn. Bei Stratton lernt er dessen neue Freundin Sheila (Joanne Cassidy) kennen, eine schöne, schlagfertige Frau. Aber dafür hat Sam gerade keinen Kopf, der ist nämlich schon wieder bei der Jagd auf den dicken Fisch Victor Hale.

Aber solch eine Jagd ist auch mit Spesen verbunden, die Sam erst einmal zusammenbekommen muss, bevor er sich auf Hale konzentrieren kann. Er spürt einen gefährlichen Kriminellen in einer Fleischerei auf, der sich schon als weitaus wehrhafter erweist, als seine Kunden zuvor. Kellog muss seine Waffe ziehen und ihn in Notwehr erschießen. Er ist damit nicht sehr glücklich, aber um dreitausend Dollar reicher.
Da Sam Kellog heute anscheinend ein Glückspilz, aber eben auch ein Idiot ist, lässt er sich, anstatt erstmal seine Alimente zu blechen, am Abend von Stratton zu seiner Pokerrunde einladen. Sheila holt ihn ab und stattet ihn noch mit ein paar vermeintlich nützlichen Tipps aus. Doch es kommt, wie es kommen muss, Sam wird gnadenlos von Stratton und seinen reichen Freunden ausgenommen. Trotzdem kann er nicht von der schlagfertigen Sheila lassen.

Sam geht auf das Angebot eines Kollegen von außerhalb, Harry Iverson (Michael Pataki) ein, mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Victor Hale hat inzwischen erfahren, dass Sam Kellog hinter ihm her ist. Er lässt ihn wissen, dass er nicht gewillt ist, seinen Rachefeldzug aufzugeben. Aber auch Sam kann nicht mehr zurück, er braucht die 20.000 Dollar unbedingt. Beiden ist klar, dass sie sich früher oder später gegenüber stehen und die Sache Mann gegen Mann klären müssen…


Inhalt

THE GLOVE oder DIE FAUST (der deutsche Titel ist eigentlich gut gewählt, wenn man bedenkt, dass man bei „Handschuh“ sicherlich nicht an einen dieser „Riot-Gloves“ denkt) ist einer dieser Filme, die einen leicht enttäuschen können, wenn man mit der falschen Erwartungshaltung da rangeht. Auf dem Cover wird ganz groß der martialische Stahlhandschuh präsentiert, sogar an den Knöcheln noch mit Spikes besetzt, die er so im Film gar nicht hat, was irgendwie, ganz dezent, in Richtung eines brutalen Actionfilms deutet. Tatsächlich beginnt der Film auch, wie beschrieben, mit einem Mord von Victor, der ansprechend reißerisch und brutal inszeniert ist. Aber dann hat der „Riot-Glove“ erst einmal Sendepause und kommt nur noch einmal bei einer derartigen Exekution (bei der dann aber auch effektvoll eine ganze Badezimmer-Einrichtung in ihre Einzelteile zerlegt wird) zum Einsatz. So etwas ist aber auch eigentlich schon wieder typisch für das „Grindhouse-Cinema“, auf Plakaten und in Trailern das zu versprechen, was man später gar nicht, oder zumindest nicht über die volle Laufzeit, einhalten kann/will(/muss).

Nach diesem zugegebenermaßen furiosen Einstand schaltet der Film gleich mal zwei Gänge zurück. Wir sehen John Saxon als Sam Kellog, wie er mit seiner Tochter einen Fluss entlang rudert. Wir haben hier unseren Helden, liebevoll und sanftmütig, mit der maßgeblichen Motivation für seine folgenden Taten in einem Boot. Einfacher und effektiver könnte man das kaum bewerkstelligen, zumal sich auch gleich ein starker Kontrast zur Gewalttat von Victor Hale abzeichnet – Hier schippert der Gute mit seiner kleinen Tochter im Sonnenschein durch die Natur, dort begeht der große, maskierte Böse an einem dunklen, abgelegenen und vor Verfall strotzenden Ort schreckliche Dinge. Doch so einfach ist es letztlich eben doch nicht.

Das, was folgt, ist dann aber kein Action-Krimi, wie uns die Aufmachung den DIE FAUST verkaufen will, sondern eine Hardboiled-Detektiv-Geschichte, deren Ermittler aber kein altmodischer Detektiv ist. Sam Kellog ist Kopfgeldjäger, eine weitere Feinheit der Geschichte, denn einem Kopfgeldjäger geht es primär darum, die Zielperson zu finden und festzusetzen; er hat keine darüber hinausgehende Funktion. Es ist für Kellog ein Job, ein dreckiger, unangenehmer zwar, aber er sichert ihm sein Auskommen und im besten Fall auch die Alimente. Hingegen zu den Detektiv-Geschichten des Film Noir hat Kellogs Stellenbeschreibung nicht die Option, ein doppeltes Spiel zu treiben, seinem Gewissen oder gar seiner Neugier, einem Anspruch der Wahrheitsfindung nachzugehen. Stellt er einen Flüchtigen und lässt ihn entkommen, macht er sich strafbar. Außerdem ist die Festsetzung des Gejagten eben seine Einkommensquelle, auf die er, mit Blick auf seine Tochter und drohenden Entzug des geteilten Sorgerechts, auch nicht verzichten könnte, selbst wenn er wollte. Ein weiterer großer Unterschied zu den zumeist ungebundenen Protagonisten des Film Noir ist eben seine Tocher, und wegen eben dieser stellt er seine moralischen Bedenken auch hinten an.

Freilich ist dadurch, dass er in Scheidung lebt (seine Ex-Frau bekommen wir nie zu Gesicht, sie ist auch schlicht nicht relevant für den Plot), zugleich auch offen für neue Liebschaften. Mit Joanne Cassidy als Sheila präsentiert der Film auch sein eigenes Äquivalent zu einer Femmes Fatale, die Sam dann auch zuerst wieder ins kurzzeitige (finanzielle) Verderben stürzt, um dann als Blume der Liebe neben ihm aufzublühen. Aber auch wenn die Szenen der beiden eine gute Chemie zwischen den Darstellern wie auch den dargestellten Figuren offenbaren, ist dies nur eine eher unbedeutende Nebenhandlung. Wir sehen hier, dass Sam durchaus gewillt ist, sein privates Glück zu finden, und die Gelegenheit, die Bekanntschaft zu Sheila zu vertiefen, sogleich am Schopf packt (nach dem desaströsen Pokerabend passt er sie am Tennis-Club ab, um sie nach einigen spitzfindigen Bemerkungen dann frontal anzuflirten). Aber das Schicksal meint es nicht gut mit Sam und der Liebe. Zu verschieden sind sich die beiden in Anspruch und Umfeld, als dass es eine Zukunft für sie gäbe. Für ihn also ein Grund mehr, wenigstens beruflich einen Schritt nach vorne zu machen und die 20.000 Dollar für Victor Hale einzusacken.

Rein professionell gibt sich Sam Kellog dabei sehr zielstrebig. Den Betrüger hat er im Nu eingesackt, die alte Dame ohne Skrupel ausgenommen (und sein Gewissen damit beruhigt, sie nicht zu Stratton gebracht zu haben, wie der es wollte; hier war es aber auch ein Freelancer-Auftrag, der näher am Detektiv ist, hier hat er Entscheidungsfreiraum), den brutalen Schlachter erschießt er schließlich, aus Notwehr und unter Gewissensbissen ob der tödlichen Gewalt. An der Richtigkeit seiner Entscheidungen hält er aber fest. Er ist auch niemand, der sich in die Suppe spucken lässt. Als Harry Iverson an ihn heran tritt, um mit ihm gemeinsame Sache zu machen, ihm sogar den weit größeren Anteil anbietet, lehnt er erst einmal ab. Doch er weiß, wie das Geschäft läuft, dass Harry nicht umsonst von Las Vegas nach L.A. gereist ist, dass er sich definitiv nicht raushalten wird. Also nimmt er den Deal, 70-30, egal, wer Hale schnappt, dann an (in der deutschen Synchro allerdings nicht, hier wurde die Szene etwas zurecht gestutzt, es wurden klarere Fronten geschaffen, die Kanten ein wenig geglättet; ein Grund, ein weiterer ist der weitaus süffisantere Ton von Saxons Off-Kommentaren, dem O-Ton den Vorzug zu geben).

Trotz der ganzen Niggeligkeiten am Rande scheint also alles ganz klar in die Wege geleitet. Sam wird von seinem alten Vorgesetzten Lt. Kruger auf den Ex-Knacki Victor Hale angesetzt, der in den Besitz eines „Riot-Glove“ gekommen ist und sich nun an den Wärtern aus seiner Knast-Zeit rächen will. Die Gewerkschaft der Justizvollzugsbeamten hat auf den großen, bulligen Afro-Amerikaner inoffiziell eine Belohnung von 20.000 Dollars ausgesetzt. Gut jagt Böse, da braucht es doch kaum noch andere Motivationen neben dem ausgelobten Geld. Doch so einfach gestaltet es sich eben nicht. Denn Victor Hale ist mitnichten das Monster, was wir uns anfangs noch ausmalen, auch wenn seine beiden Gewalt-Szenen von Regisseur Hagen mit Genuss zelebriert werden. Er ist ein Mörder, er ist Täter, aber auch zugleich selbst ein Opfer. In kleinen Szenen, wenn Victor mit einem kleinen Jungen Gitarre spielt oder das angebotene Bett mit einer Prostituierten teilt, wird offenbar, dass er ein sensibler, netter Mensch ist. Und Sams Fahndung fördert zutage, dass sein Gegenüber ein unbescholtener Bürger, ein Musiker und Künstler war, bis er einen Pimp zusammenschlug, der seine Schwester prostituierte und mit dem Messer im Gesicht verstümmelte. Im Gefängnis, seine Strafe fiel härter aus als die des Pimp, wurde er dann von den Wärtern misshandelt. All das sollte möglichst unter den Tisch fallen, die Gewerkschaft und die Polizei wollen Victor Hale in die Finger bekommen und verhindern, dass er nochmal vor Gericht gezerrt wird und eine Aussage machen kann, die dann vielleicht noch von jemanden gehört würde. Aber auch dieses Plot-Element geschieht nur am Rande, in einem altmodischen Noir wäre dies die große Enthüllung, das Unrecht, was aufgedeckt würde.

Da Sam seine Ermittlungen direkt bei Hales Familie beginnt (wo er sich zuerst recht erfolglos als Reporter ausgibt), bekommt der natürlich sofort Wind davon. Und da Kellog ein gewisser, professioneller Ruf vorauseilt, versucht Hale dann dem entgegen zu wirken und nimmt telefonisch Kontakt zum Kopfgeldjäger auf. Hale hat die Hoffnung auf Gerechtigkeit eh aufgegeben, irgendwann in Zukunft wieder ein normales Leben zu führen, als Gitarrist seinen Lebensunterhalt zu verdienen, unbeschwert Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Sein Fixpunkt ist es, es den Wärtern, die ihn misshandelten, heimzuzahlen. Sein Werkzeug ist dabei der „Riot-Glove“, der ja eigentlich dazu gedacht ist, Aufständische in eben gemischten oder auch afro-amerikanischen Vierteln mit Gewalt zur Raison zu bringen, sollte es mal brodeln. Er setzt damit auch ein Zeichen, verwendet die Waffe der Schergen des Systems, gegen eben diese selbst ein. Zwischen Hale und Kellog entspinnt sich dabei ein Fernduell, bei dem der Flüchtige alles daran setzt, seinen Verfolger auf Distanz zu halten, zumindest solange, bis seine Rache vollbracht ist. Er ist dabei nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel und platziert schon mal einen halb zu Tode geprügelten (farbigen) Polizisten in Sams Wohnung, was ihm glatt sein Date versaut. Trotzdem erkennt Sam schnell, dass Victor eben kein Monster, kein böser Mensch ist, sondern auch ein Opfer der Umstände. Nur dass seine eigenen Umstände es nicht zulassen, den eigenen moralischen Bedenken nachzugeben. Folgerichtig stehen sie sich am Ende persönlich gegenüber, um es im Kampf Mann gegen Mann auszutragen, unmittelbar und fair. Doch das ist es nicht, was dem Zuschauer schlussendlich noch einen Schlag in die Magengrube verabreicht.

Man merkt vielleicht schon, dass mir der Film durchaus sympathisch ist, gerade weil Regisseur Ross Hagen tatsächlich bewusst und zuweilen auch halbwegs gekonnt die Erwartungshaltung des Zuschauers unterläuft. Doch leider knirscht da auch einiges an Sand im dramaturgischen Getriebe. Hagen gelingt es nicht, den Konflikt zwischen Kellog und Hale spürbar anschwelen zu lassen, aller Telefonate und auch dem „Geschenk“ Hales zum Trotz. Er bietet hier zum Ausgleich nicht die typische Noir-Plotte an, in der der Held einem größeren Komplott auf die Schliche kommt, wie etwa den schlimmen Zuständen in den Gefängnissen, die unter den Teppich gekehrt werden sollen. Es fehlt ganz einfach ein dominanter Handlungsfaden, hier ist der Film viel zu sprunghaft, um überhaupt irgendwann mal Spannung aufkommen zu lassen. Und warum weder Sam noch die Polizei ihre Ermittlungen bei den mutmaßlichen Opfern, die Wärter, auf die es Hale abgesehen hat ansetzen, um ihn zu stellen, erschließt sich mir nicht wirklich. Kellog und seine Tochter, genauso Hale und auch Sheila sind sympathische Figuren mit klar ausformulierten Motivationen, denen man gerne zusieht, sogar Harry Iverson kann man menschlich nachvollziehen. Und das Ende, so wie es ist, funktioniert auch deswegen noch, da die Tragik dessen offen darliegt, auch wenn die Fallhöhe hier eher gering ausfällt.

Es ist wenig verwunderlich, dass Ross Hagen sich nur einige Male auf den Regiestuhl verirrte, auch wenn ich seinen Erstling eigentlich sehr gerne mag. Er war eigentlich als Darsteller in allerlei B-Movies (LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST, GEFANGENE IM WELTRAUM) unterwegs, sprach auch eine Rolle im legendären Videospiel RED DEAD REDEMPTION von Rockstar Interactive ein. Der kürzlich verblichene John Saxon (DER MANN MIT DER TODESKRALLE, NIGHTMARE – MÖRDERISCHE TRÄUME) leistet als Sam Kellog in einer seiner wenigen Hauptrollen gute Arbeit, aber er muss den Film ja auch größtenteils alleine schultern. Alleine wegen seinen Off-Kommentaren, die in der deutschen Synchro nicht wirklich gut auf den Punkt gebracht werden, sollte man den Film lieber im O-Ton genießen. Nach dem Erfolg des Bruce-Lee-Klassikers 1973 war er meist am Stiefel unterwegs, dabei hätte er vielleicht mal lieber die Filme drehen sollen, die man Joe Don Baker zu der Zeit anbot. Er landete sehr schnell in der B-Ecke, aber gut gebucht, drehte in Mexiko OPERATION TODESSTACHEL (1978), später gesellte er sich unter die ASPHALTKANNIBALEN (1980) oder gab den SADOR – HERRSCHER IM WELTRAUM (1980). Rosey Grier muss als Saxons Gegenpart mit weit weniger Screentime auskommen. Doch der fast zwei Meter große Footballspieler und Folk-Sänger besitzt eine unleugbare Ausstrahlung. Nach seiner Karriere als Sportler wurde er Bodyguard bei Robert Kennedy. Er konnte das Attentat auf ihn zwar nicht verhindern, stellt danach aber den Todesschützen Sirhan Sirhan. Einigen Trashfans ist er sicher auch aus DAS DING MIT DEN ZWEI KÖPFEN bekannt. Als Kellogs Love Interest in der Geschichte spielt Joanne Cassidy eine verwöhnte Frau, die sich von ihren reichen Freunden aushalten lässt. Die Chemie zwischen Cassidy und Saxon stimmt, sie geben ein schnuckeliges Liebespaar ab. Ihre bekanntesten Rollen hatte sie sicherlich darauf in den 80ern, wo sie in Hits wie UNTER FEUER (1983) mit Nick Nolte und FALSCHES SPIEL MIT ROGER RABBIT (1988) spielte, oder ihr als Replikantin Zhora in BLADE RUNNER (1982) von Harrison Ford in den Rücken geschossen wurde.

Eine Sache, die DIE FAUST sehr zum Vorteil gereicht, ist die Schar bekannter Gesichter in den Nebenrollen. Gleich zu Anfang prügelt Rosey Grier Altstar Aldo Ray (WIR SIND KEINE ENGEL, DIE NACKTEN UND DIE TOTEN) zu Tode. Als Kautionsagent Schwartz sehen wir das weißbebartete Knautschgesicht von Keenan Wynan (ORCA DER KILLERWAL, LASERKILL – TODESSTRAHLEN AUS DEM ALL), als Harry Iverson den immer verlässlichen Michael Pataki (TOT & BEGRABEN, ROCKY IV – DER KAMPF DES JAHRHUNDERTS). In einer Minirolle als Ms. Fitzgerald redet sich das 30s-Starlet Joan Blondell (DER ÖFFENTLICHE FEIND, CINCINATTY KID) fast um Kopf und Kragen. Als schwuler Betrüger ist Nicholas Worth (ACTION JACKSON, DARKMAN) zu sehen, und seine bullige Figur, sein Doppelkinn und die Glatze hinterlassen immer Eindruck.

In Deutschland bekommt man DIE FAUST nur als DVD von Eyecatcher Movies. Die präsentiert den Film mit eher durchschnittlicher Bildqualität, deren Farben kaum Leuchtkraft besitzen, aber zumindest ist der Print anamorph. Es sind sowohl O-Ton wie auch deutsche Synchro vorhanden, wobei letztere vernachlässigt werden sollte, da man die Dialoge für die Video-Auswertung Anfang der 80er gestrafft hatte und nun entsprechende Stellen eh im O-Ton verblieben sind, weswegen sich einiges im Dialog doppelt. Der Film war sogar eine Zeit lang, sprich die üblichen 25 Jahre, indiziert, keine Ahnung, warum; besonders brutal ist er nun nicht.

Ja, was soll man sagen? THE GLOVE aka DIE FAUST ist ein über weite Strecken nett anzuschauender Film mit sympathischen Figuren und guten SchauspielerInnen. Es mangelt ihm nur leider an einer strafferen Handlungsführung oder interessanten Details und schrägen Figuren, um erfolgreich davon abzulenken. Er ist jetzt keine Perle, die unbedingt wiederentdeckt gehört, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er sich gängiger Genre-Muster zu entziehen sucht, John Saxon gerade gestorben ist und nicht wirklich viele Hauptrollen gespielt hat, kann man ihn aber doch schon mal wieder rauskramen. Bereuen wird man’s nicht, solange man keinen derben Grindhouse-Kracher erwartet.


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


mm
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