- Deutscher Titel: Asphaltkannibalen
- Original-Titel: Apocalisse domani
- Alternative Titel: Cannibal Apocalypse | Invasion of the Fleshhunters |
- Regie: Antonio Margheriti (als Anthony M. Dawson)
- Land: Italien
- Jahr: 1980
- Darsteller:
John Saxon (Norman Hopper)
Elizabeth Turner (Jane Hopper)
Giovanni Lombardo Radice als John Morghen (Charlie Bukowski)
Tony King (Tom Thompson)
Wallace Wilkinson (Captain McCoy)
Ramiro Oliveros als Ray Williams (Dr. Phil Mendez)
Cinzia De Carolis als Cindy Hamilton (Mary)
May Heatherly (Helen)
Joan Riordan (Tante Tina)
Vorwort
Achtung. ASPHALTKANNIBALEN steht auf dem Index, Review nix geeignet für Kinder und Jugendliche.
Ach, wie die Zeit vergeht! Ich schreibe nun seit etwas mehr als einem Jahr Reviews für badmovies.de und hiermit liefere ich euch schon mein zwanzigstes solches (ja, ich weiss, dass der Doc in derselben Zeit locker zweihundert Reviews zuwege bringt. Pffzzz). Wie schon bei der Nummer zehn (Jochen Taubert’s PIRATENMASSAKER) hab ich wieder die Forumsbelegschaft den Film auswählen lassen. Und die hat sich nun eben die ASPHALTKANNIBALEN ausgesucht!
Italo-Schmodder also, da ist man eh auf der sicheren Seite. Unser heutiges Exemplar stammt von Antonio Margheriti alias Antony M. Dawson, einer jener verdienstvollen italienischen Regisseure, die so gut wie jeden erfolgreichen Trend, besonders aus dem amerikanischen Kino, der Gewinn versprach, hemmungslos ausgeschlachtet haben. So hat Margheriti, nachdem er als Modellbauer für Sci-Fi-Filme begann, unzählige Weltraumabenteuer, Sandalenfilme, Western, Thriller, Kriegsfilme, Söldneractioner, etc. abgedreht und uns erfreut mit Filmen wie DAS ALIEN AUS DER TIEFE, SIEBEN TOTE IN DEN AUGEN DER KATZE oder EINER GEGEN DAS IMPERIUM.
Einer jener Trends war Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger der Vietnamfilm; eine Welle, die nach Werken wie THE DEER HUNTER oder APOKALYPSE NOW losgetreten worden war. Ursprünglich hätte ASPHALTKANNIBALEN wohl auch ein reinrassiges Vietnam-Drama mit etwas exploitativer Action werden sollen, doch zur gleichen Zeit waren ja auch grad Zombie- und Kannibalenfilme hoch im Kurs und den findigen Produzenten ist es zu verdanken, dass der Film auf dem Weg in die Kinos so manches Element aus diesen Genres mitnahm. (Drei erfolgreiche Genres in einem, so was *muss* ja auch dreifach erfolgreich sein.)
Gedreht wurde das Ding 1980 in Atlanta, Georgia und in Rom, natürlich mit niedrigem Budget und gedrängtem Drehplan, dafür war mit Saxon ein richtiger Star verpflichtet. Als Gore-Film hatte CANNIBAL APOCALYPSE es natürlich nicht besonders leicht und musste in den meisten Ländern zahlreiche Schnitte über sich ergehen lassen, was aber wiederum zu einem berüchtigten Ruf beitrug. In Deutschland hat es der Film übrigens trotz allem aber nicht auf die Beschlagnahmeliste, sondern bloss auf den Index geschafft.
Aber wie auch immer: Schau’n wir mal, ob der Film das Zelluloid, auf dem er gedreht wurde, wert ist…
Inhalt
Wir befinden uns mitten im Vietnamkrieg, das legt uns zumindest ausführliche stock footage von landenden Ami-Armeehubschraubern nahe. Besagte Helikopter setzen einen amerikanischen Einsatztrupp ab, der unter der Führung von John Saxon, hier Käpt’n Norman Hopper genannt, ein Lager des Vietcongs infiltriert, wo sich allerdings keine Menschenseele zeigt. (Der Dschungel sieht übrigens seeehr urwaldmässig aus.) Dafür werden sie von einem zutraulichen Hundchen begrüsst; einer der Soldaten nähert sich dem Köter in streicheltechnischer Absicht. Das Tier trägt ein Halsband, an diesem ist ein kleines Kästchen befestigt. Uh oh, das ist aber verdächtig, denkt auch Hopper und warnt den Soldaten („Nimm die Pfoten von dem Vieh“), doch da explodiert der Hund auch schon und der Soldat vor lauter Überraschung gleich mit. (Von wildfremden Kläffern sollte man aber auch die Finger lassen.)
Die Amis werfen den Flammenwerfer an und brennen das Lager nieder, was dem Vietcong selbstredend nicht passt: Shootout! Die Vietnamesen sind den Amis unterlegen und beissen Stück für Stück ins Gras, unter anderem verbrennt eine Vietcong-Tussi bei lebendigem Leib und stürzt in ein Verlies, wo zwei amerikanische Gefangene hocken. Die beiden reissen ihr die Kleider vom Leib (boob shot) und beginnen damit, sie zu…fressen!
Oben wird per Handgranate noch dem letzten Vietnamesen der Garaus gemacht, dann haben die Amis Zeit, die Gefangenen zu befreien. Hopper kennt die beiden: Es sind Charlie (blöder Name für’n Vietnam-Kämpfer, nicht?) Bukowski und Tom Thompson, ein Schwarzer, „die sind aus meiner Heimatstadt!“ Er ist etwas konsterniert darüber, dass die beiden grad eine Leiche verspeisen, will ihnen aber dennoch raushelfen. Da greift Tommy unvermittelt an, beisst ihn in den Arm und…
…Hopper wacht auf aus diesem Vietnam-Flashback! Sein Frauchen Jane versucht ihn zu trösten, doch Norman geht lieber runter in die Küche (Achtung, Ladys: John Saxon in Unterwäsche), um sich ein paar Pillen einzuwerfen. Danach gönnt er sich ein Glas Milch, wobei er im Kühlschrank ein saftiges Steak entdeckt, das fröhlich vor sich hin tropft, eine Riesensauerei verursacht (War Tupperware damals noch nicht erfunden, oder was?) und ihn irgendwie aufzuregen scheint.
Bei Tageslicht. Wir sehen einen Jogger (nette Mütze), das ist Dr. Phil Mendez. Jane holt ihn mit dem Auto ein und erbittet einen ärztlichen Rat (man kennt sich) wegen Norman: „Er hatte diese Albträume ’ne ganze Weile nicht mehr. Aber letzte Nacht…Wie soll ich’s dir erklären…Es war anders.“ Phil: „Nimm mich doch’n Stück mit, dann können wir drüber reden.“ Die beiden fahren also los. Weil man anscheinend nicht die Möglichkeit hatte, eine Kamera im oder am Auto zu befestigen, muss der Wagen ohne erkennbaren Grund mitten auf der Strasse anhalten, damit wir folgenden preisverdächtigen Dialog miterleben können: Phil: „Ich hab’s ja immer gesagt: Du hättest mich heiraten sollen…(ist sicher genau die Sorte dummer Kommentar, die Jane jetzt brauchen kann)…Spass beiseite Jane: Du solltest dir nicht zuviel Sorgen machen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder es wird besser, oder nicht.“ (Und vor so was haben ihn sein Eltern auf die Uni geschickt.)
Ein Modellflugzeug surrt durch die Lüfte, Steuermann ist Norman. (Stresstherapie?) Bobby, der Nachbarsjunge (sollte mal wieder zum Frisör), schaut vorbei. Unser Vietnam-Veteran ist so grosszügig und zeigt dem Jungen, wie man den Flieger befehligt.
In einem „Hospital for nervous Disorders“. Wir sehen Charlie, einen der Vietcong-Gefangenen von vorhin, auschecken. Kaum ist er weg, treffen Jane und Phil ein. (Der Doktor arbeitet dort.) Das Gespräch der beiden ist inzwischen bei Normans Kriegskameraden angelangt. „Bukowski und Thompson sind fast völlig geheilt. In ein paar Wochen werden sie entlassen…(und wieso ist Charlie schon frei?)…Und die war’n viel schlechter dran als dein Mann. Warum sprechen wir nicht mal über dich? Wie sieht’s aus in der aufregenden Welt des Fernsehens?“ Jane: „Wenn du die Wahrheit wissen willst: Genau so beschissen wie immer. Und wie ist es bei dir?“ „Ich suche noch immer etwas fürs Herz.“ Zum Glück wird Flirtmaschine Phil von einer Ärztin gerufen.
Norman lässt noch immer mit Bobby zusammen das Modellflugzeug fliegen. Mary, ein leicht pummeliger Teenager und die grosse Schwester des Jungen, gesellt sich hinzu. „Ist Mrs. Hopper Zuhause?“ Sie will sich den Fön ausleihen (nanu, ihre Haare sind ja gar nicht nass?), Norman ist natürlich so galant, überlässt die Fernbedienung Bobby und geht zusammen mit ihr ins Haus. Der Junge steuert das Flugzeug gradewegs in den Erdboden. (Spielzeug eines traumatisierten Kriegveteranen zerstören, der sicher hundert oder mehr Arten kennt, einen Menschen mit blossen Händen zu töten. Blöde Idee.)
Im Haus der Hoppers apportiert Norman den Fön, da täuscht Mary einen Krampf im Oberschenkel vor. „Ich glaub, ich hab meine Sehne gezerrt beim Basketball gestern.“ Zweck der Übung ist, dass Norman, der gutmütige Trottel, sie an der Innenseite ihrer Schenkel betatscht. Zumindest, bis er die List erkennt: „Ich denke, deine Tante kann dir in diesem speziellen Fall besser helfen als ich.“
Da läutet das Telefon, Norman nimmt den Hörer in die Hand. Charlie Bukowski ist dran: „Ich hab meinen ersten Urlaub aus der Klapsmühle.“ (Aha, entlassen ist er also doch noch nicht.) Obwohl Mary Norman mit dem Fön belästigt (er ist leider zu sehr Gentleman, um ihr eine runterzuhauen), kriegt er mit, dass Charlie in zu einem Bier und Schwatz über alte Zeiten einladen will, lehnt aber ab („ein andermal“) und hängt abrupt auf. Stattdessen lupft er dem Mädel den Pullover-Rock (wir sehen das Höschen und das eine oder andere Schamhaar) und…nun ja, ihr wisst wahrscheinlich, was Cunnilingus ist. Erst scheint es ihr zu gefallen, aber plötzlich verzerrt sich ihr Gesicht vor Schmerz…(Hu? Ach ja, bevor jetzt jemand die Jugendbehörde holt: Mary sieht zwar aus wie sechzehn, die Schauspielerin war zur Drehzeit aber bereits zwanzig Jahre alt…)
Bobby und Mary wohnen übrigens nicht bei den Eltern, sondern bei ihrer Tante Tina. Die ist eine alte Nebelhexe und kräht nach dem abgängigen Mädel. Mary kommt auch ganz gehorsam angerannt (gleich, nachdem sie sich die Wollstrümpfe zurechtgerückt hat). Tante Tina: „Was hast du immer bei den Hoppers zu suchen? Du weisst, ich mag’s nicht, wenn du die Leute belästigst!“ (Wenn die wüsste…)
Charlie indes beweist uns, was für ein harter Hund er ist; er beobachtet nämlich, wie eine (nicht unbedingt Hells-Angels-würdige) Motorradgang zwei Joggerinnen belästigt und greift sofort ein: Er fängt den Baseball der Gang ab. Diese unterlassen sofort ihr ruhestörerisches Verhalten und geben sich ganz friedlich. (Sollten die Charlie für diese Provokation nicht aufmischen, so aus Gründen der Rockerehre? Naja, er gibt ihnen ja auch den Ball zurück…)
Danach geht Charlie ins Kino, es läuft FROM HELL TO VICTORY (von Umberto Lenzi), ein netter kleiner Kriegsfilm (der handelt zwar vom Zweiten Weltkrieg, einem schwer traumatisierten Vietnamveteranen würde ich aber doch ’nen anderen Film empfehlen…) Unweit von Charlie setzt sich ein Pärchen hin und beginnt mit Petting (so ’n Kriegsfilm ist sicher ideal zum Knutschen), der Typ nuckelt gar an den Brüsten seiner Freundin herum. Charlie kann sich natürlich nicht mehr auf den Film konzentrieren, stattdessen beisst er das Mädel in den Hals. Aufruhr im Saal. Charlie haut dem Freund seines Opfers die Nase platt und nimmt dann Reissaus; draussen werden die Rocker von vorhin auf das Geschehen aufmerksam und nehmen die Verfolgung auf. (Hauptsache es ist was los…)
Der durchgedrehte Beisser sucht Zuflucht in einer verlassenen Kaufhalle, wo auch Waffen ausliegen. Er packt sich ein Gewehr (nicht, dass die Schiessprügel irgendwie gesichert wären oder so) und knallt damit einen der Motorradfritzen ab, der ihm auf seiner Maschine in den Markt gefolgt ist und ballert auch sonst noch ’n bisschen durch die Gegend. Dies ruft den Wachmann auf den Plan, der von Charlie ebenfalls ein zusätzliches Luftloch verpasst bekommt.
Draussen fährt die Polizei vor und bringt sich in Stellung; Obermotz ist ein gewisser Captain McCoy. Da Charlie seine Jacke mitsamt Brieftasche und Ausweis im Kino hat liegen lassen, kennt man zumindest seine Identität, aber McCoy will weitere Infos: „Ist er gewaltätig, ein Sonderling, ein Schwarzer, ein Politischer, ein Moslem, was zum Teufel ist er?“ „Ein Vietnamveteran auf Urlaub aus der Klapsmühle“, kriegt er zur Antwort. „Das ist genau das, was mir heute noch gefehlt hat…“ Hol’s der Teufel. McCoy greift zum Megaphon: „Ich möchte mit Ihnen reden!“ Charlie seinerseits möchte nicht und unterstreicht dies mit einer weiteren Gewehrsalve. Zeit für härtere Massnahmen: „Wir werden das Schwein mit Tränengas ausräuchern.“
Jane arbeitet ja beim TV, haben wir vorher gehört, und zwar als Fernsehmoderatorin. Grade wird die aktuelle Sendung der „Goldene Platten Show“ fertig abgedreht, da kommt der Produzent angetanzt: „Hey, habt ihr schon das Neueste gehört? Ein Vietnamveteran hat sich im Flea Market…(das Wort „Flohmarkt“ kennt der Synchronsprecher wohl nicht)…verbarrikadiert und liefert den Bullen ein Feuergefecht!“ Er schickt natürlich sofort ein Team los, Jane aber ruft Zuhause an. (Traut sie ihrem Mann doch tatsächlich zu…) Als sie Norman erreicht, fällt ihr ein Stein vom Herzen. (Da sie ihn aus der Dusche klingelt, gibt’s übrigens wieder was zu sehen für die weiblichen Zuschauer…) Sie erzählt ihm von der Schiesserei. Norman: „Ich weiss, wer es ist.“ (In Atlanta gibt es ausser Norman und Charlie auch bestimmt keine weiteren psychisch gestörten Vietnamveteranen.)
Im Flohmarkt schleift Charlie die Leiche des toten Wachmanns fort, während draussen McCoy ungeduldig auf das Tränengas wartet.
Norman hat es eilig, zum Markt zu kommen, wird aber von Mary aufgehalten: „Ich wollte ihnen noch mal sagen, dass ich echt Spass dran hatte. So schön hat mich noch nie jemand gebissen.“ (!!!) Schön, dass wir darüber gesprochen haben. Norman haut ab, Tante Tina staucht das Mädel zusammen: „Du wirst eines Tages die Quittung dafür bekommen, dass du herumrennst wie eine Nutte.“ (Sicher doch, Jeans, Jacke, dafür keine Schminke. Ultranuttig.) Mary: „Pffzz.“
Charlie sitzt neben der Leiche des Wachmanns und singt friedlich vor sich hin. Draussen ist Tränengas endlich da, jetzt muss nur noch der Strom abgestellt werden (damit die Klimaanlage das Tränengas nicht absaugt). Da entert Norman die Szene und will helfen, Charlie zur Räson zu bringen. „Wir versuchen es lieber selber, mit Tränengas.“ Norman: „Das hat nicht viel Sinn. Sergeant Bukowski ist durch das härteste militärische Training gegangen.“ (Und ist daher gegen Tränengas immun, oder was?)
Während Charlie Wein säuft und auch dem toten Wachmann einen Schluck abgibt, ringt McCoy sich draussen schliesslich doch dazu durch, Norman ranzulassen (ähem): „Okay, es ist ihr Hals, den sie riskieren.“ (Standartprozedur, sicherlich. Möchte nicht in seiner Haut stecken, wenn er das nachher den Vorgesetzten erklärt…) Während Norman sich anschleicht, betritt auch Phil Mendez den Tatort und macht sich lächerlich: „Ich weiss nicht, wie das passieren konnte. Er war geheilt. Ganz sicher.“ (Natürlich, sieht man doch!) Jane taucht auch auf, damit wäre die Bagage komplett anwesend.
Norman entert den Markt, Charlie versucht, ihn zur Begrüssung abzuknallen. Unser Held bringt sich in Sicherheit, da wird eine Tränengaspatrone in den Laden gefeuert. Das Ding beginnt, das Gas zu verströmen. Norman: „Du brauchst nur draufzupissen, Charlie, weisst du noch?“ (Also das ham sie im „härtesten militärischen Training“ gelernt. Übrigens: Realistisch ist das nicht, oder?) Charlie benässt die Patrone mit Eigenurin und neutralisiert sie. Norman versucht, ihn zu beruhigen, Charlie setzt auf ihn an: „Ich hab dich angerufen, aber du wolltest dich nicht mit mir treffen.“ Norman: „Ich bin doch jetzt hier, oder?“ (*g*) Weiter: „Du warst immer ein Versager und ich hab dich immer aus der Scheisse geholt.“ (Mensch, der zielt grad auf deinen Kopf! Gib Acht, was du sagst!) Aber es wird noch besser. Norman: „Wo ist Tommy?“ Charlie: „Wo glaubst du wohl, dass er ist?“ „Nun, dann werd ich ihn auch rausholen.“ „Und dann?“ „Dann werden wir drei zusammenbleiben wie in alten Zeiten.“ Öhws. Wie auch immer, der Unsinn zermürbt Charlie so weit, dass er endlich die Waffen streckt und zusammen mit Norman den Laden verlässt.
Draussen wird Charlie festgenommen, die Leichen werden sichergestellt, Jane schliesst ihren Norman in die Arme. Phil übernimmt seinen Patienten wieder: „Er muss zurück ins Hospital. Wir werden die psychiatrische Behandlung fortsetzen.“ (Na dann, bis zum nächsten Urlaub. In der realen Welt hätten wohl die Gerichte noch ein Wörtchen mitzureden und Phil um seine Stellung zu fürchten.) Charlie soll in einen Krankenwagen verfrachtet werden, da greift ihn einer der Rocker an wegen dem toten Kumpel, es entsteht ein Tumult, in welchem Charlie einen Polizisten in die Finger beisst…
Mary sitzt in ihrem Zimmer und bemalt die Fussnägel. Bobby schaut TV (in den Nachrichten wird grad vom Fall Bukowski berichtet), aber auch nur so lange, bis Tante Tina ihn anschnauzt und Hausaufgaben machen schickt. Mary kriegt ebenfalls einen Rüffel, weil sie ihr Zimmer nicht aufgeräumt hat. Die Hoppers kehren inzwischen nach Hause zurück, Jane geht schon mal rein, während Norman noch schnell zum Nachbarshaus geht. Mary entdeckt ihn, er aber tut so, als habe er nur etwas Feuerholz holen wollen.
In der Klapsmühle. Charlie wird in einen Flur gebracht, der durch ein Gitter vom Aufenthaltsraum getrennt ist. In dem Raum hängt neben den üblichen Bekloppten auch Tommy, Charlies schwarzer Vietnamkamerad, herum. Ebenfalls anwesend sind natürlich diverse Pfleger und Schwestern, eine davon, Helen mit Namen, wird von Charlie zu sich gerufen. Plötzlich packt er sie durch die Gitterstäbe; Pfleger wollen Helen zu Hilfe kommen, aber das ist wiederum das Stichwort für Tommy. Wieder ein Tumult. Schlussendlich können Charlie und Tommy überwältigt und weggesperrt werden, im Trubel hat Helen aber von Tommy einen Biss ins Bein abgekriegt.
Die Krankenschwester wird medizinisch versorgt, wobei wir mitkriegen, dass sie das Gspusi von Oberarzt Morris ist. Während sie sich im Behandlungsraum ausruht, greift der Arzt zum Telefon, lässt sich Dr. Mendez herrufen und muss sich vor dem Direktor der Klinik rechtfertigen: „Es ist mir völlig unverständlich. Ihr Verhalten war exzellent die letzten Monate.“
Bei Hoppers ist Beichtzeit. Norman berichtet Jane von seinem Intermezzo mit Mary: „Ich wollte nicht, aber sie war so aufdringlich.“ (Tolle Ausrede!) Logischerweise ist Frauchen etwas aufgebracht. „Es ist nicht das, was du denkst, darum geht’s nicht. Während sie hier war, hatte ich das Bedürfnis, sie zu beissen.“ (Naja, beim Bedürfnis geblieben ist es ja nicht…)
Charlie und Tommy werden einstweilen festgebunden und seziert, äh, sediert, also unter Droge gesetzt. (Übrigens: Wer hält es für eine gute Idee, die beiden im gleichen Raum unterzubringen?) Tommy wütet und schimpft ziemlich wüst, was dem Synchrosprecher die Möglichkeit bietet, sich ordentlich zum Deppen zu machen.
Wieder bei Hoppers, das Telefon läutet. (In dem Film gibt’s fast mehr Telefon-Action als in DIAL: HELP.) Jane geht ran, Phil ist dran, Norman hört heimlich auf dem anderen Apparat mit. Was will Dr. Mendez nun? „Es könnte sein, dass bei Norman in nächster Zeit Symptome von Geistesgestörtheit auftreten. Wie bei Bukowski.“ Und wie kommt er drauf? Höret zu: „er könnte sich mit einem Virus infiziert haben, der mit dem der Tollwut vergleichbar ist.“ Und deshalb soll Norman zu einer Untersuchung kommen.
Nach dem Telefonat geht Jane nach unten und sieht Norman in der Küche mit einem Messer hantieren. Was auch immer an dem so schrecklich sein soll, sie macht sich sofort daran, abzuhauen. Norman hält sie aber auf: „Du meinst, ich bin verrückt?“ Sie macht auf gespielte Fröhlichkeit und versucht, das Thema zu wechseln („warum wollen wir heute Abend nicht zusammen essen gehen?“), doch ihr Mann geht nicht darauf ein, greift sich seine Jacke und verschwindet. Jane sucht Zuflucht beim Telefon. (Wieso hat Norman denn nun eigentlich das Küchenmesser aus der Schublade geholt?)
Auf der Polizeiwache von Captain McCoy. Der kriegt von Parker (der Polizist, der vorhin von Charlie gebissen worden ist) grad den Obduktionsbericht für den toten Wachmann geliefert. Der Gerichtsmediziner kommt zu gar grauseligen Ergebnissen: „Der Körper zeigt deutliche Spuren von Kannibalismus.“ McCoy kann es kaum fassen und will sofort mit Dr. Mendez sprechen.
In irgendeinem feinen Lokal an der Bar, Jane und Phil treffen sich. Sie will wissen, was „es für eine Bewandtnis mit diesem Kannibalismus“ hat. Er zitiert wieder sein Tollwut-Beispiel. Jane: „Wie kann ein soziales Phänomen wie Kannibalismus zu einer ansteckenden Krankheit werden?“ Dr. Phil: „Aufgrund so genannter biologischer Mutationen kommt es zu psychischen Veränderungen.“ (Toll, jetzt bin ich schlauer…)
Im Gegensatz zu dem, was wir vermutet haben mögen, taucht Norman doch beim Untersuch auf. Morris nimmt ihm Blut ab (das wie Eistee aussieht) und hört sich sein Jammern an: „Ich bin nicht mehr ich, seit ich aus Vietnam zurückgekommen bin.“ (Subtil, was?) Norman hat Angst, so wie Bukowski zu werden, Morris sieht’s nicht so schlimm: „Es ist wahrscheinlich nur ein fall von psychologischer Identifikation.“ (Sicher. Hüstel.) Er lässt Norman alleine, um das Blut näher zu untersuchen.
Im Büro von McCoy ist der Teufel los: Irgendwer schiesst in der Gegend herum. Der Boss selbst geht nachschauen und findet ein Bild des Grauens vor: Parker hat einen Kollegen terminiert und einer Kollegin die Brust abgebissen/abgerissen/was auch immer. Der durchgedrehte Bulle feuert auf McCoy, der schiesst zurück, trifft und killt den Tollwütigen. Die anderen kümmern sich um die angeknabberte Frau, McCoy spricht zu sich selbst: „Kannibalismus…“
Norman bringt es nicht fertig, geduldig im Untersuchungszimmer zu warten, schnüffelt lieber in der Klinik herum und entdeckt Charlie und Tommy. Die beiden entdecken auch ihn. Tommy: „Hey Captain, erkennst du mich noch? Tommy! Das abgefuckte schwarze Arschloch!“ Norman hat ’n paar Flashbacks und wendet sich dann wider ab von seinen früheren Untergebenen…
Währenddessen untersucht Morris Normans Blut. Unweit entfernt schläft immer noch Helen, die Krankenschwester, in einem Untersuchungszimmer. (Hat die nichts zu tun? Braucht keiner den Raum?) Sie erwacht und nähert sich ihrem Freund, der meint, sie wolle etwas Zuwendung und ihr einen Kuss gibt, sie aber beisst ihm die Zunge ab (Splädda-Time!) und haut ihm den Schädel mit einem steinernen Briefbeschwerer ein. (Erstens kommt es anders…)
Inzwischen wird die angebissene Polizistin aus McCoys Wache per Krankenwagen abtransportiert. Im Wagen reitet neben dem Chefbullen selbst auch Dr. Phil Mendez mit. (Wieso genau fällt das nun wieder in seinen Verantwortungsbereich?) Phil hat dem Bullen von seiner Virus-Theorie erzählt und dass die Krankheit von Bukowski ausgehen müsse. McCoy: „Allmächtiger! Wenn das wirklich wahr ist, dann breitet sich das über die ganze Stadt aus!“ Mendez will sich die Unglückliche näher ansehen, da erwacht diese aus ihrem Koma, greift ihn an und zerkratzt ihm den Nacken, verscheidet dann aber.
In der Klinik. Helen befreit Charlie und Tommy, einer der Aufseher sieht dies und will übers Telefon eine Warnung abgeben, wird aber gekillt von…Norman! Familienzusammenführung! Unsere kleine Truppe sprengt sich den Weg frei (? Zumindest deutet die Tonspur das an, auch wenn wir nichts in der Richtung sehen. Sinn macht’s erst recht nicht), klaut sich einen Ambulanzwagen und fährt mit heulenden Sirenen los.
Jane kehrt nach Hause zurück von ihrem Gespräch mit Phil, findet aber keinen Norman vor. (Dass der beim Untersuch ist, hat ihr wohl keiner mitgeteilt.) Das Telefon läutet (schon wieder), Phil ist dran (schon wieder): „Norman ist mit seinen Kriegskumpanen aus der Klinik geflüchtet.“ Er selbst will sofort hinfahren, Jane aber soll doch bitte schön Zuhause bleiben und keine Dummheiten machen.
Unser kleiner Kriegstrupp mit weiblicher Unterstützung fährt mit dem Krankenwagen durch die Stadt und hört den Funk ab. Blöd für unsere „Helden“: Die Polizei weiss nicht nur, dass sie geflüchtet sind, sondern auch, mit welchem Wagen sie geflüchtet sind. Sie halten bei einer Garage. Während Tommy ein neues Gefährt besorgt, durchsuchen die anderen die Werkstatt. In einer Schublade findet sich ein Revolver. Helen und Charlie durchstöbern einen toten Mechaniker, dessen Vollstreckung wir nicht mitangesehen haben, und stecken sein Geld ein. Charlie nimmt eine Handkreissäge in die Pfoten und zerschnippelt dem toten Mechaniker das Bein. (Wieso auch immer, Hauptsache Schmodder.)
Auf der Polizeiwache. Captain McCoy macht sich zum Einsatz bereit und läuft auf hundertachtzig, weil die Nachrichten über die „Flucht der Kannibalen“ berichten. Dass von denen bisher keine Spur aufgetaucht ist, beruhigt ihn auch nicht gerade: „Eins sag ich ihnen jetzt schon: Diesmal geht nichts schief. Und vor allem keine verdammte falsche Menschlichkeit.“
Tommy knackt mit einer Axt die Heckscheibe eines Autos, unsere Freunde steigen ein und fahren über Schleichwege und enge Gassen von dannen. Da schmeisst ihnen unvermittelt jemand mit einem Baseball die Frontscheibe ein. Ganz recht, die Motorradgang vom Anfang ist zurück. (Wie zur Hölle die Möchtegernrocker die Kannibalen aufgespürt haben? Und wieso eigentlich deren Anführer stets ohne fahrbaren Untersatz unterwegs ist? Was weiss ich denn!) „Ich will das Schwein, das meinen Freund umgebracht hat“, schreit der Anführer. Das Auto wird per Molotowcocktail ausser Gefecht gesetzt, eine Prügelei entbrennt. Obwohl Norman den Revolver aus der Werkstatt aus der Hand geschlagen wird, haben die Möchtegern-Rocker gegen die gestandenen Vietnamveteranen trotz Überzahl keine Chance und werden übel zurechtgestutzt: Charlie sticht dem Anführer die Augen aus (ziemlich miserabler Effekt), Tommy beisst eines der Gangmitglieder in den Hals, Norman knallt den Kopf eines weiteren Gegners gegen den Wagen, bis die Birne bricht, etc. (Wieso greifen die Rocker auch bloss mit einem Baseball bewaffnet an?)
Man möchte es kaum glauben, aber die Schlägerei hat die Polizei auf den Plan gerufen. Norman schiesst mit seinem wiedererlangten Revolver und trifft, die Bullenkarre rammt das Fluchtauto, die Polizisten sind ausser Gefecht gesetzt. Tommy klaut ihnen noch ein Gewehr, dann flüchtet unser Vietnamverein vor den eintreffenden weiteren Staatsbeamten und verschwindet nach einem kurzen Shootout durch einen Gully in der Kanalisation. Kommentar von McCoy: „Da gehören sie hin: Asche zu Asche und Scheisse zu Scheisse.“
Norman will seine Truppe zum Flughafen schleusen. Charlie: „Indochina, wir kommen jetzt!“ Helen (eh die Aussenseiterin) gibt sich widerspenstig: „Bei eurem kleinen dreckigen Krieg mach ich nicht mit.“ (Ist das der Plan? Ein Flugzeug klauen, nach Indochina fliegen, Vietnam im Alleingang bezwingen, oder was?) Tommy staucht sie zusammen („Du tust genau, was wir dir sagen“ – so gehört’s sich für Weibsvolk!), Norman bläst zum Abflug: „Okay, ihr Clowns, wir gehen.“
Beim Kanaleingang wird eine provisorische Polizei-Einsatzzentrale aufgeschlagen, McCoy hat sich die Blaupausen von der Kanalisation bringen lassen. Sein Plan: Alle Ausgänge blockieren, so dass die Kannibalen in der Falle hocken, und an verschiedenen Stellen schwer bewaffnete Polizisten, einige mit Gasmasken (wieso auch immer, irgendwelches Gas wird nämlich nicht eingesetzt – bei unseren Asphaltkannibalen hätte das eh nicht viel Sinn), runterschicken. Beim ersten Zusammentreffen von Ordnungshütern und Menschenfressern ziehen erstere den Kürzeren, Norman und Co. erbeuten die Waffen und ziehen weiter.
Dieweil versucht Dr. Phil Mendez, mit McCoy zu reden, der Bulle verbietet ihm aber das Maul: „Wenn ich Bukowski erledigt hätte in dem Supermarkt wie ich vorhatte, dann wär’n wir jetzt nicht hier!“ (Äheeeem! Damals hast du doch nun wirklich keinerlei Anstalt gemacht, Bukowski zu tilten und auch dem guten Doktor keinerlei Widerworte geliefert.) Phil: „Wissen sie, was sie sind?“ „Sagen sie es lieber nicht. Ich bin freitags immer sehr sensibel und ich könnte ihnen dann für nichts mehr garantieren.“ (Führungskräfte, die in Krisensituationen einen kühlen Kopf bewahren, sind wirklich Gold wert.)
Jane ist immer noch Zuhause und macht, was sie immer macht: Sie greift sich das Telefon. Leider ist die Leitung tot (Weshalb? Deshalb!), also muss sie zu den Nachbarn. Bobby öffnet die Türe, Mary zeigt ihr, wo das Telefon steht, Jane ruft in der Klinik an und fragt nach Phil, der sei aber nirgends erreichbar. Jane hinterlässt eine Nachricht und legt auf, bedankt sich dann bei den Kindern, hält einen kleinen Schwatz mit Bobby (Der Junge: „Warum geht dein Telefon nicht?“ Jane: „Woher soll ich das wissen?“ „Frauen wissen doch nie was.“) und geht von dannen.
Unser Kannibalentrupp lungert immer noch in der Kanalisation herum; Helen stört sich an den Ratten. Langsam schliesst sich der Kreis um sie, die Polizei hat sie in der Zange: „Wir sind jetzt im Hauptkanal; wenn ihr von der anderen Seite kommt, müssten wir sie kriegen.“ Normans Clique geht in Deckung, da bespringt eine Ratte Helen, die kreischt natürlich los, Charlie hält ihr den Mund zu, kickt die Ratte weg und spricht ein paar motivierende Worte: „Wenn du noch einmal schreist, du blöde Kuh, dann schneid ich dir die Kehle durch!“ (Wieso die überhaupt mitdarf, kapiere ich jetzt noch nicht.) Helen hält sich allerdings nicht still, sondern windet sich von Charlie los und flüchtet, läuft direkt vor die Mündung eines Polizeigewehrs, wird niedergeschossen und endet als Rattenfrass. Tommy killt wiederum den Polizisten, dann gehen die Kannibalen weiter.
Einer der Polizisten hat übrigens einen Flammenwerfer dabei; in dessen Flamme laufen unsere kannibalistischen Flüchtlinge beinahe, aber schliesslich erwischt es bloss einige Ratten. (Seufz. Ohne zumindest ein bisserl Tiersnuff kommt wohl wirklich kein italienischer Grützefilm aus.) Schnell umgekehrt und eine andere Abzweigung genommen. Dummerweise ist dieser Kanal durch ein Gitter abgesperrt. D’oh! Glücklicherweise ist eine der Stangen kaputt, Norman und Tommy können sich durchzwängen, doch für Charlie reicht’s nicht mehr: Ein Bulle schiesst ihm in den Rücken. Norman will ihm zu Hilfe eilen, fängt dabei aber bloss eine Kugel in den Bauch ein, Tommy hilft ihm auf und zusammen nehmen sie die Beine in die Hand. Charlie indes klammert sich im Todeskampf an dem Gitter fest, kriegt dann ein paar weitere Schüsse verpasst, was für ordentlich Durchzug im Gebälk sorgt. (Womit wir die berühmte – und wirklich exzellent gemachte – „Loch im Bauch“-Szene hinter uns hätten.)
Norman und Tommy sitzen mehr oder weniger in der Falle, da geht der Schwarze zum Frontalangriff über, erreicht damit aber bloss, dass er vom Flammenwerfer geröstet wird. Nun ist Norman ganz allein und verletzt und in einer Sackgasse. Aber halt! Dank einer Baustelle gibt es hier einen Ausgang nach oben, der auf keiner Karte eingezeichnet ist! Norman klettert an die Oberfläche, klaut ein Auto und ab dafür! Bis die Polizei auf den Trichter kommt, ist er natürlich längst weg…
Im Heim der Hoppers. Jane muss erkennen, dass nicht nur das Telefon, sondern auch das Auto nicht mehr läuft und geht ins Haus zurück. Den fremden Wagen vor ihrer Haustür hat sie nicht entdeckt…Zurück im trauten Heim hört sie Schritte von oben, geht nachschauen und findet ihren Mann, der seine Militäruniform aus dem Schrank geholt und übergezogen hat (uh oh), sie jetzt mit seiner Waffe bedroht und Unsinn redet: „Sie hetzen mich, aber sie kriegen mich nicht.“
Er treibt sie in den Hobbyraum (dank seiner Verletzungen übrigens langsam bei Fuss, Jane könnte ohne weitere Probleme einfach davonrennen), da trifft überraschenderweise Phil ein. Jane sucht Schutz in den Armen des Doktors, muss aber feststellen, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt. Erinnert ihr euch noch an den Kratzer, den die angefressene Polizistin ihm verpasst hat? Ja, der gute Doktor ist auch infiziert. Pech für Jane, sie kriegt einen Biss in den Hals und darf sich darauf freuen, dem Kannibalenteam bald beizutreten, da nützt es auch nichts, dass Norman den Arzt abknallt. Jane kriecht zu ihrem Mann und deutet an, Doppelsuizid begehen zu wollen. „Warum?“, fragt Norman. „Weil ich dich liebe, Norman“, antwortet sie.
Draussen fahren Polizei und Ambulanz vor, doch es ist zu spät: Zwei Schüsse sind zu hören und als McCoy nach der Stürmung des Hauses wieder nach draussen kommt, ist klar, das da nicht mehr zu finden war als zwei Leichen. „Soll ich die Zentrale verständigen, Chef?“ McCoy: „Ja. Sagen sie, der verdammte Spuk ist vorbei.“
Könnt ihr euch noch an die Nachbarskinder, Mary und Bobby, erinnern? Die haben den Polizeieinsatz beobachtet. Hinten im Kühlschrank liegt die Hand von Tante Tina und Bobby kaut verdächtig auf irgendetwas herum. Ende.
Hm, gewalttätige Vietnamveteranen, die von der Polizei gejagt werden? Das kommt mir irgendwie bekannt vor…Ich glaub, jetzt wissen wir endlich, woher die Idee für RAMBO stammt!
Ähem, wie auch immer: ASPHALTKANNIBALEN ist ein ziemlich kruder Mischmasch aus Vietnam-Drama, Zombie- und Kannibalenfilm (wobei die Menschenfresser vom Urwald in den Grossstadtdschungel ziehen) inklusive dem darin immanenten Goregeschmodder und macht die eine oder andere Drehung in Richtung Actionfilm mit Shootouts und Verfolgungsjagden. Die grosse Überraschung ist nun, dass diese Mixtur tatsächlich ganz gut funktioniert. Wie kann das sein?
Das Drehbuch stammt von einem gewissen Jimmy Gould. Hinter diesem Namen verbirgt sich Dardano Sacchetti, der Schreiberling, der Drehbücher zu italienischen Horrorfilmen im Dutzend billiger geschrieben hat: Angefangen mit Dario Argentos DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE, hat er so manches Lichtspiel geskriptet wie Deodatos BODY COUNT, KILLER CROCODILE (unter dem Pseudonym David Parker jr.) oder MAGIC IVORY– DIE JAGD NACH DEM GOLDENEN ELFENBEIN, für Margheriti ausserdem noch JÄGER DER APOKALYPSE. Vor allem aber war er ein Spezi vom guten alten Lucio Fulci und hat die Bücher zu WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES, EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL, ALDILA aka GEISTERSTADT DER ZOMBIES, etc. verbrochen. Ist es da verwunderlich, dass das Drehbuch zu unserem heutigen Film nicht wirklich viel taugt? Ich glaube nicht…
Da werden dem Zuschauer dann auch einige schwer verdauliche Brocken vorgeworfen: Das fängt schon an mit der Grundprämisse bezüglich des Kannibalismus-Virus: Woher stammt dieses? (Okay, offensichtlich aus Vietnam, aber wie haben Tommy und Charlie sich damit angesteckt? Was sind die Hintergründe der Krankheit?) Wieso neigen die Infizierten dazu, sich zusammenzutun? (Klar, die drei Soldaten waren vorher schon ein Team, aber Helen schliesst sich ihnen ja auch an.) Wieso machen sie nur andere Menschen nieder, aber nicht sich gegenseitig? Ausserdem scheint die Krankheit je nach Infiziertem, bzw. je nach Anforderungen des Drehbuchs, zu unterschiedlichen Zeiten auszubrechen oder verschwindet auch mal für ein paar Jahre. Nicht, dass der Kannibalismusvirus kein Potential hätte: Margheriti selbst sah in der Krankheit eine Metapher für den Krieg als Aggression, die sich wie ein Virus verbreitet. Eine interessante (und schwer symbolische) Idee, leider schwach umgesetzt…
Ansonsten: Was passiert eigentlich mit dem Mädel, das von Charlie in Kino gebissen wird? Wieso kommt die Polizei nicht auf die Idee, das Haus der Hoopers unter Beobachtung zu stellen? (Dass Norman nach Hause zurückkehren würde, wäre eine bedenkbare Überlegung. Ist ja auch tatsächlich passiert.) Wieso sind alle Psychiater in diesem Film Oberdeppen?
Hübsch wiederum finde ich die Anleihe an DAWN OF THE DEAD (Charlie, der in einem Flohmarkt mit Waffengewalt gegen Motorradrocker kämpft) sowie die Auseinandersetzung in der Kanalisation, welches die Kampfsituation vom Anfang umkehrt, so dass diesmal die Vietnamkämpfer mit dem Flammenwerfer gejagt werden.
Die Action kann sich sehen lassen, zumindest für einen Low Budget-Film. Die Shootouts und Verfolgungsjagden stellen zwar nicht gerade jeden Hollywood-Blockbuster in den Schatten, halten aber das Interesse wach und sind flott inszeniert, wie überhaupt der gesamte Film: Langeweile kommt selten auf, dafür ist immer was los, die ruhigeren Passagen dauern nie allzu lange. Ordentlich brutal ist das Ding auch. Okay, der Film ist kein Gorefest, es gibt relativ wenig richtig saftigen Splatter, die meisten Effekte sind aber überzeugend gemacht (besonders die Mitschiffslochung von Charlie ist wunderbar gelungen – übrigens: Wer sonst noch fühlt sich dabei an DEATH BECOMES HER erinnert?), was wir Giannetto De Rossi (häufiger mal Lucio Fulci-Mitarbeiter und kürzlich dank HAUTE TENSION wieder mal aufgefallen) verdanken.
Margheriti gibt sich in Sachen Regie auch sonst keine Blösse; Inspiration aufkommen tut zwar selten, aber grössere Ausfälle werden vermieden. Der Antonio gehört eindeutig zu den besseren italienischen Regisseuren. (Naja, bei Konkurrenz wie D’Amato…)
Noch ein paar Worte zur Ausstattung: Die Wälder ausserhalb von Atlanta sehen nun mal nur bedingt wie der vietnamesische Dschungel aus (wobei man aus Kostengründen eh auf stock footage zurückgreifen musste), aber Atlanta selbst ist zur Abwechslung mal eine richtige amerikanische Stadt (und nicht ein italienisches Dorf, das sich als solche ausgibt) und bietet einen schönen Hintergrund. (Was auch Margheriti klar gewesen sein muss, es gibt eine Menge Panorama-shots.)
Die musikalische Untermalung von Alexander Blonksteiner ist schon ’ne Nummer für sich: Zum einen hören wir die üblichen und typisch italienischen minimalistischen Töne (wobei das Ganze nicht so simpel-primitiv wird wie z.B. bei Fabio Frizzi – siehe WOODOO oder GLOCKENSEIL), andererseits gibt’s auch funky Discomucke, die wohl so manchem auf die Nerven gehen mag, mich aber restlos begeistert hat. Absolut hörenswert, finde ich. Blonksteiner hat ansonsten leider nicht allzu viel geschaffen, darunter aber wenigstens ein paar Takte für DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER.
Zu den Schauspielern und damit gleich zu John Saxon (Norman Hopper). Der hat beim Unterzeichnen des Vertrags ja nicht so ganz mitgekriegt, auf was er sich da eingelassen hat (merke: Wenn das Drehbuch so schlecht aus dem Italienischen ins Englische übersetzt ist, dass du nicht kapierst, worum es eigentlich geht, lässt du lieber die Finger davon), war mit der Rolle (gelinde gesagt) eher unglücklich (im Making Of spricht er von Depressionen und gar Selbstmordgedanken. Wie gesagt, wenn du das Drehbuch nicht verstehst…) und hat einige Szenen zu spielen verweigert. Ich finde, das merkt man ihm auch an, allerdings passt es durchaus zu der Rolle als Ex-Vietnamkämpfer mit Kriegsneurose, der eigentlich ein ganz netter Kerl ist(und sogar den doofen Nachbarsjungen mit seinem Flugzeug spielen lässt) und entsprechend dagegen ankämpft, dass das Virus ihn in einen kannibalistischen Psychopathen verwandelt. Saxon kennen wir natürlich alle aus A NIGHTMARE ON ELM STREET (auch in Teil 3 der Serie tauchte er auf, ebenso in FREDDY’S NEW NIGHTMARE), ferner spielte er mit in Filmen wie ENTER THE DRAGON, BLACK CHRISTMAS, SADOR – HERRSCHER IM WELTRAUM (als Sador), hat einen kurzen Auftritt in FROM DUSK TILL DAWN, seit Mario Bavas THE EVIL EYE war er auch in so manchem italienischen Werk wie FEUERSTOSS, Lenzis CAMORRA, Argentos TENEBRE und ausserdem in Kollege Eduardo D’Amaros Steckenpferd FALCON CREST als Tony Cumson. Kürzlich hatte er einen Auftritt in einer von Quentin Tarantino gedrehten Doppelfolge von C.S.I.
Den Charlie Bukowski (die Rolle ist übrigens nach einem recht bekannten Schriftsteller benannt) gibt hier Giovanni Lombardi Radice (unter dem Pseudonym John Morghen), eine bekannte Nase des Italo-Schmodders, die mit diesem Film hier und Fulcis GLOCKENSEIL vom Theater ins Kino gewechselt ist. Ferner war er dabei in THE HOUSE ON THE EDGE OF THE PARK als Sidekick von David Hess, in CANNIBAL FEROX als koksender Sadist, der seiner Eier verloren geht, sowie in den Michele Soavi-Filmen DELIRIA (aka AQUARIUS), LA CHIESA und LA SETTA. Zuletzt hat er einen kleinen Part in Scorseses GANGS OF NEW YORK ergattert. Den Charlie stellt er dar mit sichtbar viel Freude an dessen psychopathischen Charakter.
Tony King, der letzte im Bunde der Vietnamveteranen, war früher Footballspieler, hatte einen kleinen Part inne im originalen SHAFT und war für Margheriti auch in JÄGER DER APOKALYPSE dabei. Elizabeth Tuner hatte als Jane Hopper wohl die grösste Rolle ihres Lebens, ebenso Cinzia De Carolis als frühreife Göre Mary, auch Wallace Wilkinson (tot seit 2002 – und Gouverneur von Kentucky von 1987 bis 1991!) als ewig fluchender Captain McCoy oder Ramiro Oliveros als Phil hatten sonst nicht allzu viel Bedeutendes zustande gebracht. May Heatherly (Helen) war übrigens kurz zuvor in FROM HELL TO VICTORY (der Film, den Charlie sich im Kino ansieht).
Dann noch was zur DVD: Von welcher Firma die nun kommt, weiss ich nicht zu berichten, so was Ähnliches wie ein Labelsignet hat sich nicht auf die Scheibe verirrt; die ofdb spricht dann auch von einem Bootleg. Es gibt deutschen und englischen Ton, keine Untertitel. Das Bild ist Widescreen (ca. 1.78:1), die Qualität geht so knapp.
Bonus: Unter „Interviews“ findet man ein in 12 Kapitel unterteiltes, 54minütiges Making of, das vor allem aus interessanten und unterhaltsamen Interviews mit Margheriti (der echt begeistert davon ist und mehrmals erwähnt, dass Quentin Tarantino seine Filme mag), Saxon (schönster Spruch: „I bite her, but I don’t eat her“) und Radice besteht. Dazu gibt es optional deutsche Untertitel, die allerdings von Idioten verfasst worden sein müssen. (Lenzi wird z.B. „Lance“ geschrieben.) Der Film läuft 92 Minuten, es fehlen also ungefähr 4 Minuten. Schnitte sind mir nicht aufgefallen, es könnte aber daran liegen, dass der Abspann fehlt.
„Easter Eggs“, die einem zum Wahnsinn treiben: Drückt man im Making-Of-Menü auf „Untertitel Ein“ oder „Untertitel Aus“, springt man willkürlich zu verschiedenen anderen Extras, bei jedem neuen Versuch wieder zu was anderem. Hat man Glück, läuft bei „Untertitel Ein“ der Trailer zu LA RAGAZZA CHE SAPEVA TROPPO aka THE EVIL EYE (mit Saxon), bei „Untertitel Aus“ der Trailer zu MAKE THEM DIE SLOWLY, auch bekannt als CANNIBAL FEROX. Wie geht das überhaupt? Seeehr seltsam…Wer auch immer diese DVD entworfen hat, muss stockbesoffen gewesen sein. Ansonsten gibt es einen alternativen Anfang wahrscheinlich der amerikanischen Fassung mit dem Titel INVASION OF THE FLESH HUNTERS, Kurzinfos und Filmographien zu Saxon, Turner, Radice und Oliveros, einen Japanischen und einen europäischen (englisch mit spanischen Untertiteln) Trailer. Zuletzt hat es eine Poster Gallery mit verschiedenen Artworks und Aushangsfotos.
Fazit: ASPHALTKANNIBALEN ist weder ein superspannender Thriller, noch ein Gorefest, noch ein überragender Actionfilm, aber kurzweiliger und unterhaltsamer Italo-Schmodder für Zwischendurch. Mit Saxon und Radice sind zwei gute und sympathische Schauspieler dabei, ausserdem gibt’s flotte Action, fiesen Splatter, nackte Haut, ein paar kriegskritische Untertöne und einen kühlen Soundtrack. Ich mag den Film.
(c) 2007 Gregor Schenker (manhunter)
BOMBEN-Skala: 4
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 01.07.2007