- Deutscher Titel: Liebesgrüße aus Fernost
- Original-Titel: Wonder Women
- Alternative Titel: Chinese Puzzle | The Deadly and the Beautiful | Women of Transplant Island |
- Regie: Robert Vincent O'Neill
- Land: USA, Philippinen
- Jahr: 1973
- Darsteller:
Nancy Kwan (Dr. Tsu), Ross Hagen (Mike Harber), Maria De Aragon (Linda), Roberta Collins (Laura), Tony Lorea (Paulson), Sid Haig (Gregorious), Vic Diaz (Lapu-Lapu), Claire Hagen (Vera), Shirley Washington (Maggie), Gail Hansen (Gail), Eleanor Siron (Mei-Ling), Bruno Punzalan (Nono, der Fischer), Joonee Gamboa (Won Ton Charlie)
Vorwort
Eine Pagode und entsprechende Klischee-Musik (in funkiger Fortführung) lassen keinen Zweifel daran aufkommen: Wir befinden uns in Fernost. Und während im Pool einige asiatische Mädels oben ohne rumtauchen und für gratious nudity sorgen (schon mal danke dafür!), beobachtet oben am Pool eine schwarze Perle mit Afro ungerührt, wie die Kollegin auf der anderen Seite eine Pfeil-Spritze aus dem Koffer nimmt und damit ein Betäubungsgewehr lädt. Wir harren gespannt der Dinge, die da noch kommen…
Zuerst fällt den Damen eine der halbnackten Schönheiten im Pool zum Opfer. Dann wird ein Cricketspieler betäubt, seine Mitspieler von den Pferden gerissen. Als nächstes ist ein Basketballspieler dran. Für den Jai Alai-Spieler reicht abends nach dem Training eine Pistole, die Frauen haben sich dafür als Männer verkleidet. Ein zufällig nahender Polizist hat nicht so viel Glück, die Pistole, mit der er niedergestreckt wird, entpuppt sich als voll funktionstüchtige Bleipumpe. Das anvisierte Opfer wird in einen Sarg gelegt und per Gas betäubt gehalten und im Leichenwagen abtransportiert (kein gutes Omen). WÄhrend sich die Damen auf dem Rücksitz umziehen, um trauernde Witwen zu geben, kommen wir auch kurz in den Genuss des schmissigen Titelsongs „Wonder Women“ (yeah, 70s-Funk).
„Eine lebende Leiche. Der sieht ja noch frisch aus, den könnte man noch glatt verzuppeln!“
In einem bunten Sci-Fi-Labor wird von Frauen in durchsichtigen Plastik-Kitteln operiert. Die gutgelaunten Mädels packen indes das neueste Exemplar aus dem Sarg aus. Man macht anzügliche Scherze ob des attraktiven Körperbaus dieses durchtrainierten Adonis, was die nahende Chefin Dr. Tsu (Nancy Kwan) weniger lustig finde. Sie inspiziert das neue Material, ist sehr zufrieden. Die eingesammelten Männer werden als Ersatzteillager für wohlhabene Kunden gebraucht und auch nach mehreren OPs so lange wie möglich am Leben gehalten. Effizienz geht halt vor.
Versicherungsagent Mike Harper (Ross Hagen) erreicht den exotischen Ort des Geschehens per Flugzeug (und mit ihm Synchro-Gott Thomas Danneberg auf seinen Lippen). Lapu-Lapu (Vic Diaz) bietet sich mit seinem mit allem Firlefanz verziertem Jeep aufdringlich als geschwätziger Taxifahrer an. Die beiden klatschen sich auf der Fahrt die schönsten Verbalergüsse um die Ohren. Im Hotel tritt Harper mit Lorenzo (Tony Lorea), seinem Verbindungsmann vor Ort, in Kontakt, der ihm bei einem Drink die Sache schildert. Harper wurde hierher bestellt, da mehrere Spitzensportler spurlos verschwunden scheinen. Der beste Mann des Unternehmens, bei dem die Arbeitgeber dieser Herren ihre Investitionen in selbige gegen unvorhergesehene Ausfälle abgesichert haben, soll nun nachschnuppern, was denn aus denen geworden ist. Er ist halt ein versierter Vertreter versicherungsagentlicher Fallanalysen.
„Sie sind noch weniger witzig als ihr Kollege Bond.“
Zurück zur Insel der Doktorin: Ihr Handlanger Gregorious (Sid Haig) wird vorstellig. Er hat gute Neuigkeiten und berichtet von der erfolgten Zahlung eines Kunden, danach besprechen sie kommende Aufträge. Ein besonders heikler einer wird ihnen von einem schrullig-verschrumpelten, folglich sehr alten Millionär herangetragen. Da ihm die Vorstellung, dass sein Körper in absehbarer Zeit seinen Dienst verweigert, er dementsprechend sich von den Lebenden verabschiedet und auch noch unsinnigerweise sein beträchtliches Vermögen zurücklässt, nicht behagt, verlangt es ihm nach einen jungen, gesunden Körper, in dem die findige Doktorin sein Gehirn bitte transferrieren möge. Während der Anwalt des alten Knackers seine Bedenken wegen der komplizierten Operation äußert, versichert Dr. Tsu dem Kunden, dass sein Verlangen nach Unsterblichkeit ohne Probleme realisierbar sei. Selbstvertrauen ist halt alles.
Der gute Mike hat inzwischen seine Nachforschungen begonnen, lässt sich als erstes von Lapu-Lapu zum stadtbekannten Spitzel Won Ton Charlie (Joonee Gamboa) chauffieren. Das erweist sich allerdings als Schlag ins Wasser, denn der gute Charlie gibt vor, nirgendwann von irgendetwas gehört zu haben. Das hat seinen Grund, denn der verschmitzte Gauner spielt falsch und schickt Mike seine Leute hinterher. Derer kann sich unser Held schnell erledigen, doch als er einen Überlebenden des Anschlags auf ihn gerade verhören will, wird dieser von einem giftigen Pfeil, verschossen mit der Zwille eines suspekten kleinen Fratzes, getötet. Alle weiteren Informanten und Zeugen sterben im Folgenden dann auch wie die Fliegen, denn dieser kleine Killer-Knabe versteht es prächtig, sich jedes Mal unbemerkt in Position zu bringen.
Doch Dr. Tsu empfindet den Versicherungsagenten zunehmend als Störfaktor und schickt deshalb Linda (Maria De Aragon) aus, um ihn endlich und für allemal zu erledigen. Linda lässt sich abends geschickt von ihm in einer Bar aufreißen (der gute Mike ist sichtlich frustriert nach den eher fruchtlosen Ermittlungen). Nach dem für beide Seiten scheinbar befriedigend verlaufenen Schäferstündchen versucht sie dann auch sogleich, sich seiner zu entledigen. Doch so leicht haut Mike nichts aus den Socken, die ganze Sache mündet in eine wilde Verfolgungsjagd durch halb Manila. Linda kann schlussendlich nicht entkommen und lässt sich von Mike schließlich, ermutigt durch eine vor ihrem Kopf herumgefuchtelte doppelläufige Schrotflinten-Pistole dazu überreden, ihn auf die Insel der Doktorin zu bringen. Doch dort angekommen, dauert es nicht lange, bis sie der bösen Chirurgin in die Hände fallen…
Inhalt
Mit LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST, auch bekannt unter dem nicht weniger nichtssagenden Original-Titel WONDER WOMEN, haben wir es hier wieder mit einem der in den 70ern so beliebten B-Movies zu tun, die von amerikanischen Firmen für schmales Geld auf den Philippinen produziert wurden. Der Inselstaat bot seinerzeit neben exotischen Schauplätzen und niedrigen Lohnkosten auch eine gut entwickelte Filmindustrie, die zumindest genug technisches Knowhow lieferte, um auf die Schnelle einige günstige Klopper für den amerikanischen und dann auch internationalen Markt runterzukurbeln, um die florierenden Bahnhofskinos mit neuem Material zu beliefern. Diese Connection war maßgeblich daran beteiligt, das zu etablieren, was heute gemeinhin unter dem Label Grindhouse-Kino firmiert.
Von Beginn an geht der Film hohes Tempo, das Intro, in welchem uns die wilden Weiber und das Geschäftsmodell der Doktorin vorgestellt werden, ist etwas hakelig montiert, macht aber dank seiner der schnellen Montage der abstrusen Arbeitsweise des Vereins definitiv Lust auf mehr. Alleine, dass sich alle von den Mädels Sex mit dem im Koma gehaltenen Sportler vorstellen könnten, ist eine nette Geschmacksentgleisung, die zur Vorstellung der Doktorin als Superschurkin in ihrem poppig-bunten Labor, in dem sie mit ihren Assistentinnen in durchsichtigen Kitteln arbeitet, unter denen alle ebenfalls bunte Uniformen zu tragen pflegen, genauso abseitig wie stimmig wirkt.
Wenn dann unser Held Mike ins Spiel kommt, hält mit ihm eben auch die Stimme von Thomas Danneberg Einzug in den Film, klingt wie immer nach frei Schnauze, was seine Szenen auch sehr kalauerig und launig machen. Kostprobe gefällig?
„Beißen mich die Schweine? Ist doch n Bratofen hier.“
„Sie sind noch weniger witzig als ihr Kollege Bond.“ – „Seine Scherze sind meine Scherze.“
„Hauptsache die Vorderzähne halten’s aus, wenn sie nicht pünktlich zahlen.“
„Schade um das Kissen, Frau Holle!“
„Nein, danke. Ich muss leider vom Hof laufen, ich hab nämlich heute mein Quark-Tag.“
„Hallo, mein gelblicher Freund. Zeig mal den Onkel, wo’s rausgeht.“
Also ist schon mal für Kurzweil gesorgt, wenn unser Held mal wieder sein Maul aufreißt. Und das passiert, soweit es nicht irgendwelche Action zu bestaunen gibt, ständig. Ob er sich nur auf einen Drink und Instruktionen mit Lorenzo trifft, mit Lapu-Lapu die Gegend unsicher macht oder der Damenwelt gegenüber seinen Charme versprüht (was gerne öfters der Fall hätte sein dürfen). Dagegen wirken die Szenen mit der Doktorin Tsu fast schon trocken. Allerdings können die dafür mit „evil plans“ (Spitzensportler werden als menschliche Ersatzteillager zweckentfremdet), tollen Kulissen und schönen Frauen punkten. Sowieso gebiert sich LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST über weite Strecken als eine auf das Nötigste heruntergebrochene Bond-Kopie (womit die deutsche Synchro eben auch oft und genüsslich spielt), auch wenn die schlagkräftigen Frauen der Dr. Tsu eher an DIE SIEBEN MÄNNER DER SUMURU erinnern. Aber so in etwa kann man den Film auch verorten, auch wenn er sogar noch etwas sorgloser daherkommt, was seine Inszenierung angeht. Allerdings ist die Tsu’sche Festung sehr schön ausgestattet, neben dem Labor gibt es auch einen Aufbewahrungsraum für die noch intakten Ersatzteillager, die komatös rumhängen, wie auch für die benutzen, was sich als Kerker erweist. Und Tsu hat außerdem noch virtuellen Sex (wir schreiben 1973!) mit unserem Helden.
Es gibt nicht viele Locations, aber man wusste sie zumindest gut in Szene zu setzen. Der schmissige Beginn wurde angeblich teils in Los Angeles gedreht. Das bunte Labor ist eigentlich eine Discothek, die weiteren Interieurs in der Festung auf der Insel ein Krematorium. Abseits dessen gibt es den üblichen Touristen-Schmonzens wie ein zweitklassiges Hotel oder eine drittklassige Bar. Vieles ist on location in der Metropol-Region Manila inszeniert worden, die große Verfolgungsjagd in der Mitte des Films wurde tails sichtlich während laufenden Verkehrs durchgezogen – ein Mann wird dabei gut sichtbar vom Caddy überfahren; die Szene hat man beibehalten, da ihm wohl nichts dabei passiert ist. Das ist geradezu kennzeichnend für einen Dreh, der nicht die Mittel für viel Vorbereitung oder viele zweite Takes übrig hatte. Eine besondere Lachnummer stellen aber die Kampfkünste der Damen dar, die in jeder ihrer Actionszenen gut sichtbar am Gegner vorbeitreten und –schlagen. Das ist eben alles mehr schlecht als recht, aber dabei dermaßen unbeholfen lustig, dass es durchaus spaßig anzuschauen ist.
Für die Regie von LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST zeichnet dieses Mal keiner der üblichen Verdächtigen unter den philippinischen Filmschaffenden, etwa Cirio H. Santiago (TNT JACKSON, THE MUTHERS), verantwortlich, sondern der Amerikaner Robert Vincent O’Neill. Der trat in den 80ern dann tatsächlich mal auffälliger in Erscheinung mittels seines opus magnum ANGEL (1984), der recht ambitionierten Mischung aus Milieu-Studie und Thriller, in der sich eine plötzlich zur Waise gewordene 15-Jährige in einem Doppelleben als Prostituierte bei Nacht und braver High-School-Schülern am Tag durchschlagen muss. Der Film ist inzwischen sogar so etwas wie 80s-Kult und zog einige (weit exploitativere) Fortsetzungen nach sich. Nach Ansicht des hier vorliegenden Machwerks drängt sich allerdings an keiner Stelle der Gedanke auf, dass noch Großes von O’Neill zu erwarten gewesen sein wäre. In diesem Fall bediente er sich eines Drehbuchs von Lou Whitehill, der auch die Story für den SF-Horror-Heuler THE THIRSTY DEAD beisteuerte, das er nach eigenem Gusto umschrieb (wenn ich raten müsste – er hat die Figuren der Doktorin und ihrer Henchwomen etwas erweitert, wenn man das so nennen darf). Ein Action-Regisseur ist an ihm definitiv nicht verloren gegangen, denn, wie schon erwähnt, sind die Karate-Einlagen eher lachhaft (nur wenn Ross Hagen als Harper beteiligt ist, wird es etwas besser). Die Verfolgungsjagd hingegen kann da schon eher überzeugen, wahrscheinlich auch, weil die Stuntfahrer andauernd dem echten Verkehr ausweichen mussten, das sieht halsbrecherisch aus und war es wohl auch.
Was den Endschnitt betrifft, wird die Sache ein wenig kompliziert. Denn es gibt zu LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST gleich derer drei Schnittfassungen, wobei die deutsche Kinofassung eigentlich nur eine weiter gekürzte Version der US-Fassung darstellt. In seiner vollständigen Form ging das Werk nämlich nur in den Export, vornehmlich nach Europa (allerdings eben nicht nach Deutschland). Die amerikanische Kinofassung, die damals mit „Parental Guided“ freigegeben wurde (trotz Titten!), entbehrt schon ganzer acht Minuten Handlung. Konsultiert man nun den Schnittbericht, stellt man fest, dass, neben einer Szene mit Sid Haig, ein ganzer Story-Strang um die Handlangerin Vera und einen jungen Mann, mit dem sie anbändelt, entfernt wurde. Dieser Nebenschauplatz offenbart sogar eine gewisse Tragik, da eben dieser Mann auserkoren ist, seine Augen zu spenden. Dies erschien dem Verleih wohl als überflüssiger Kokolores und dem Tempo des Spaßes abträglich (naja, wo er recht hat, hat er recht), ein zensurbedingter Hintergrund erschließt sich mir hier jedenfalls nicht. Dem deutschen R.C.S. Filmverleih war das wohl immer noch zu tranig, er entfernte kurzerhand weitere 7-8 Minuten. Der arme Sid Haig kann einen dabei schon leid tun, denn dabei wurden seine restlichen Dialogszenen rausgekürzt, so dass er nur mehr ein-zweimal stumm im Raum rumsitzt. Nebenher fielen auch zwei eventuell als zu morbide angesehene Szenen vom Tisch, die Besichtigung der vor der OP kalt gestellten Sportler und ein Teil des Ausbruchs der entstellten selbigen am Ende, außerdem hat man den Dialog, in dem die Frauen über ihre nahe an der Nekrophilie gelegenen Gelüste scherzen, ein wenig verkürzt. Ansonsten ist es vor allem die Frau Doktorin, der einiges an Text verlustig ging, wahrscheinlich um die Brandt-Synchro rund um den von Danneberg gesprochenen Helden weiter hervorzuheben.
Kommen wir also zu einigen der Darsteller, die hier zusammengetrommelt wurden, um schnell mal einen billigen Actionfilm herunterzukurbeln. Als Held präsentiert sich hier Ross Hagen, der die Chose selbst mit produziert hat. Er kommt mir immer vor wie eine billigere Version des schon nicht erstklassigen Joe Don Baker, ist aber nicht uncharmant (abgesehen von der Danneberg-Kodderschnauze freilich). Sein Acting ist passabel, nicht zu überschwänglich, und auch in Action schlägt er sich durchaus wacker (gemessen am Niveau des Films). Er war in den 60ern und 70ern ja eher im US-TV zu Hause (DAKTARI, RAUCHENDE COLTS), später öfters mal bei Fred Olen Ray (GEFANGENE IM WELTRAUM, DIE INSEL DER RIESENDINOSAURIER) zu sehen. Er hat sich auch selbst als Regisseur versucht, beginnend mit dem gar nicht mal unsympathischen DIE FAUST (1979), der wohl auch sein Glanzstück blieb. In einer kleinen (bzw. größeren) Rolle ist seine Ehefrau Claire Polan zu sehen, sie spielt Vera, die den weiblichen Part der tragischen, aber in der US-Fassung schon komplett getilgten Nebenhandlung darstellt. Sie stand mit ihrem Mann Ross auch bei u.a. FIVE THE HARD WAY (1969), Al Adamsons ANGEL’S WILD WOMEN (182) und ACTION USA (1989) vor der Kamera. Nancy Kwan begann ihre Karriere 18-jährig gleich mit der Hauptrolle in dem Liebesdrama DIE WELT DER SUZIE WONG (1960), wofür sie als beste Nachwuchsdarstellerin mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Anfang der 70er zog sie nach einer Blitzscheidung von Ehemann Nummer 2 wieder nach Hongkong, wo sie sich als Produzentin von Werbespots und Darstellerin verdingte. In letzterer Position verschlug es sie also auch zur Produktion von LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST, zumindest in einer Hauptrolle als Superschurkin, was sie sicherlich trotzdem nicht sonderlich forderte. Sie begnügt sich auch die meiste Zeit über damit, kühl lächelnd ihren Text von sich zu geben, das ist zwar keine Arbeitsverweigerung, aber Elan sieht eindeutig anders aus. Sid Haig konnte damals die Philippinen schon sein zweites Zuhause nennen, er drehte hier, u.a. für American International Pictures, so einige Filme unter der Regie von Jack Hill (THE BIG BIRD CAGE, THE BIG DOLL HOUSE) und Eddie Romero (THE WOMAN HUNT, FRAUEN IN KETTEN, BEYOND ATLANTIS). Der vor zwei Jahren verstorbene Kult-Darsteller (JACKIE BROWN, THE DEVIL’S REJECTS) kann einem, wie gesagt, schon leid tun, dass schon in der US-Fassung nur eine Dialogszene von ihm übrig blieb, die in Deutschland dann auch noch getilgt wurde. Und natürlich kann es keine US-Produktion auf den Philippinen geben, die nicht der verschmitzt im Kreis grinsende Vic Diaz (DIE TÖCHTER SATANS, PROJEKT: KILL, NACKTE FÄUSTE, RAW FORCE) mit seiner Anwesenheit beehrt hätte. Er sorgt mit seiner Rolle als geschwätziger Taxifahrer Lapu-Lapu für Frohsinn, mit ihm kann man sowieso nie etwas verkehrt machen.
LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST wurde, wie schon aufgedröselt, schon für den deutschen Kinoeinsatz getrimmt, erschien dann genauso auch verschiedene Male auf VHS. Das ominöse Label Endless Classics veröffentlichte vor vier Jahren dann eine DVD mit der ungeschnittenen US-Fassung, welche mittlerweile vergriffen ist. Die komplette Exportfassung (und auch die gekürzte Kinofassung) findet sich etwa auf der tollen Blu-ray-Veröffentlichung des Kultlabels Vinegar Syndrome, welche inzwischen kaum mehr aufzutreiben sein dürfte. Ich gehe mal davon aus, dass SchleFaZ auf die deutsche Kinofassung oder vielleicht auch auf die US-Fassung zurückgreifen wird.
Was lässt sich abschließend sagen? Auf jeden Fall ist LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST in seiner kürzeren Fassung alles andere als langweilig, aber auf der anderen Seite nicht übermäßig aufregend. Die deutsche Synchro erweist sich, wenig überraschend, als sehr launig, wenn auch rassistisch und sexistisch und durchsetzt mit sinnfreien Kalauern. Es ist eigentlich immer etwas los, und wenn das Tempo mal rausgenommen wird, kann man(n) sich den schönen Frauen widmen, auch das bunte, schon surreale Ambiente des Labors der Oberschurkin lädt dazu ein, sich gedanklich ein wenig psychedelisch entrücken zu lassen. Das ist nun kein Trashknaller, den man über die Maßen abfeiern müsste, aber auch keine lahme Supergurke. Wer auf Filipino-Trash steht, wird hier Unterhaltung finden, auch wenn es nicht an andere Werke dieser Zeit, u.a. von eben Jack Hill, Eddie Romero oder Cirio H. Santiago, heranreicht. Das ist halt ein netter Snack für zwischendurch. Und damit kann man ja auch leben.
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 14.10.2021