Angel

 
  • Deutscher Titel: Angel
  • Original-Titel: Angel
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  • Regie: Robert Vincent O'Neill
  • Land: USA
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Lt. Andrews (Cliff Gorman)
    Molly Stewart/Angel (Donna Wilkes)
    Mae/Marvin (Dick Shawn)
    Solly Mosler (Susan Tyrrell)
    Kit Carson (Rory Calhoun)
    Billy Boy (John Diehl)
    Patricia Allen (Elaine Giftos)
    Crystal (Donna McDaniel)
    Lana (Graem McGavin)
    Collins (Mel Carter)


Vorwort

Abt. Whatever happened to the Eighties, Teil Umpfzich

Heute gestalten wir die Einleitung mal etwas kürzer – das meiste, was mir an dieser Stelle an grundsätzlichen Statements einfiele, hab ich erst neulich im Pumpkinhead-Review verbraten. Auch wenn wir´s heute nicht mit Horror zu tun haben, so gilt auch für Angel, dass er ein Relikt aus der Zeit ist, als B-Movies noch mit einer gewissen Sorgfalt produziert wurden. Die Schauspieler mochten nicht die größten Stars gewesen sein, wurden aber nicht nur aus irgendwelchen Reality-Shows, Rap-Studios oder Muckibuden rekrutiert und hin und wieder verirrte sich sogar so etwas wie eine interessante neue Drehbuchidee in die billig produzierten Reißer.

Wenn dann mal etwas einschlug, so wie Angel, der sich auf dem boomenden Videosektor als kleiner Renner entpuppte, konnte dann sogar ein Franchise draus werden – und so absolvierte die rächende Kindernutte (bzw. später dann Erwachsene) insgesamt vier Filmauftritte, wobei deren letzter, Angel IV, nicht nur der bislang einzige ist, den ich gesehen habe, sondern sich mehr oder weniger kampflos dem puren Nonsens aus Action und Exploitation ergab (und ursprünglich als Pilot für eine Angel-TV-Serie konzipiert war) – womit dann auch gesagt wäre, dass wir uns heute ganz gewiss nicht mit einem Buffy-spin-off beschäftigen.

Das Leben ist, wie wir an dieser Stelle auch schon des öfteren angemerkt haben, nicht immer fair – während die Angel-Reihe in den USA zumindest semikultisch als Halbklassiker des 80er-B-Kintopps verehrt wird und die ersten drei Teile von Anchor Bay DVD-technisch betreut wurden, muss sich der geneigte Teutonen-Fan damit abfinden, die Angel Collection von Best Entertainment auf den Wühltischen zu suchen (wenigstens aber nicht auf einer, sondern auf immerhin zwei DVDs und das dann auch noch in der „special uncut version“). Auf meinem Exemplar dieser Kollektion sitz ich jetzt auch schon wieder ein knappes Jahr – warum dauert das bei mir eigentlich immer so lange? Naja, irgendwann ist für alles mal Zeit, heute dann eben für Angel, Teil 1…


Inhalt

Wir beginnen unser filmisches Abenteuer damit, unsere Heroine, die fünfzehnjährige Molly Stewart, auf dem Weg in die von ihr besuchte exklusive Privatschule zu begleiten. Molly trägt gar putzige pigtail-Zöpfchen und trägt eine Schuluniform (allerdings scheint die Schule es mit der Kleiderordnung nicht so genau zu nehmen, denn Molly ist die EINZIGE, die Uniform trägt, der Rest läuft so rum, wie´s 1984 eben unter Teenagern so angesagt war). Nachdem wir kurz dem Schulalltag beigewohnt haben (die Schüler dürfen als Hausaufgabe den ersten Akt von „König Lear“ lernen, schwääähre Kost, täten die Klitschko-Brüder sagen), macht der offizielle Elite-Nerd der Lehranstalt, das bebrillte Lockenköpfchen Wayne, unserer Protagonistin einen schüchternen Vorschlag zu auf- und anregender gemeinschaftlicher Abendgestaltung, i.e. Kino. Unter Verweis auf ihre gestrenge Frau Mama und deren Richtlinien betreffend des geeigneten Alters für Verabredungen lehnt Molly höflich und mildly bemused ab.

Was daran liegen könnte, dass Molly bereits andere Pläne für diesen und, was das angeht, auch jeden weiteren Abend in der unmittelbaren Zukunft, hegt. Zuhause wird sich aufgebrezelt, was Schminkköfferchen und Kleiderschrank so hergeben und dann geht´s in sexy Klamotten, 80´s style, auf den Hollywood Boulevard, wo das wilde Nachtleben nur so tobt. Street Theatre in all seinen Formen – greise Cowboys unterhalten Touristen mit Revolvertricks, Taschenspieler erfreuen ihr Publikum, und natürlich suchen die Vertreterinnen des horizontalen Gewerbes zahlungskräftige Kundschaft. Und als „Angel“ gehört unsere Molly zu den Bordsteinschwalben… der fette Unsympath, bei dem Angel/Molly (ich verwende das in Zukunft austauschbar, Ihr seid ja Cleverles, sonst wärt Ihr ja nicht hier) eingestiegen ist, ist ihr allerdings hochgradig suspekt, weswegen sie ihn förmlich auf ihre Minderjährigkeit hinweist und nachfragt, ob er vielleicht ein perverser Pädo sein könnte. Isser nicht, dafür aber ein verdeckt operierender Bulle, dem es durch Angels Sexualverweigerung an einer verwertbaren Handhabe fehlt und deswegen nur grummelnd kucken kann, als Angel aus seinem Auto hüpft. Mae, die Drag Queen, mit der Angel befreundet ist, nimmt sich die Zeit, dem Polypen noch ein paar Beleidigungen reinzureichen.

Dieweil hat die Polizei eigentlich ganz andere Sorgen als die Arrestierung möglicherweise minderjähriger Prostituierten – ein Serienmörder geht um! Schon zweimal hat er zugeschlagen (für ´nen Serienkiller noch eine recht bescheidene Strecke) und nekrophil ist er auch noch, das Schwein. Lt. Andrews, der zuständige Ermittler, tappt, wie es sich für einen Bullen gehört, ziemlich im Dunklen und rekrutiert, weil der Mörder seine Opfer offensichtlich bevorzugt unter Hollywood-Boulevard-Nutten auswählt, den ortskundigen Streifencop Collins als Assistenten. Dem teilt er dann auch den Stand seiner Ermittlungen mit – der Mörder ist vermutlich als Kind sexuell missbraucht worden und möchte geschnappt werden.

Aus der Identität des Killers machen wir kein großes Geheimnis – der residiert direkt am Boulevard in einem schäbigen Hotelzimmer und stählt seinen Körper. Wo´s pekuniär für eine Fitnessstudio mit tollen chromblitzenden Geräten nicht reicht, zeigt sich wahre Improvisationskunst und siehe da, einen hervorragende sit-up-Maschine kann man sich mühelos aus einem Tisch und einer Schranktür basteln. Wenn sich das rumspricht, geht eine ganze Branche pleite.

Angel ist nicht nur mit Mae befreundet, sondern auch mit Crystal und Lana, zwei nur unwesentlich älter wirkenden Zunftkolleginnen. In einem billigen Diner schwelgt man, d.h. vor allem Mae, alterstechnisch klares Oberhaupt der Gruppe, da irgendwo in den Fünfzigern anzusiedeln, und der italienische Chef Gastronomo, in Erinnerungen an die guten alten Zeiten, als der Boulevard noch chic und nicht nur eine billige, verlotterte Touristenabzockgrube war und zerbricht sich, albeit nicht sonderlich ernsthaft, den Kopf über die Morde. Lana würde wegen der allgemeinen Gefahrenlage gerne nach Tahiti auswandern. „Warum Tahiti?“, fragt Angel. Derdiedas weise Mae kennt die Antwort: „Dort benutzen die Männer ihre Schwänze als Ruder!“ Unter allgemeinem Gekichere bricht man wieder zum Geldverdienen auf, während Don Patrone Culinario einen lästigen Penner lautstark aus seinem fürnehmen Freßtempel wirft.

Crystal gesellt sich zu Yoyo, seines Zeichens (und namensgebenderweise) ein Künstler mit dem gleichnamigen Spielgerät, der versucht, im Charlie-Chaplin-Outfit inklusive Bärtchen und mehr oder weniger eindrucksvollen Jojo- und Kreiseltricks seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Konnte man, glaub ich, auch nur noch in den 80ern… Crystal und Yoyo verbindet ersichtlich eine gewisse romantische, eh, Verbundenheit – Yoyo schenkt Crystal einen Kreisel, dafür verabredet sich Crystal auch gern für „nach der Arbeit“, worüber Yoyo wiederum sich fast den Bart abfreut. Doch die schönste Liebelei muss warten, wenn die Arbeit ruft – Crystal muss zurück auf die Straße und Kohle verdienen. Der mysteriöse Herr, der sich an ihre Fersen heftet und ihre Dienstleistung auch umgehend erkauft, kommt uns allerdings ziemlich bekannt vor; es ist natürlich der Amateur-Bodybuilder mit dem Basteltick.

Und insgesamt ein eher schweigsamer Typ, das macht aber gar nix, das Labern übernimmt Crystal gern für zwei und drängt dem Klienten ungefragt mehr oder weniger ihren kompletten Lebenslauf auf. Sie lotst ihn zu einem Motelkomplex, der offenkundig der gesamten Nuttenschaft am Boulevard als Beischlaflocation dient. Als unser Pärchen Gefahr läuft, den Weg zweier etwas älteren Gewerbedamen, die sich über die eher bondageorientierten Wünsche ihres letzten Kunden beömmelt („wir haben ihn gefesselt liegen gelassen“ – „Macht nix, das wollte er doch“), zu kreuzen, outet sich der Freier als leicht gestört – er zerrt Crystal in einen finsteren Winkel und hält ihr den Mund zu. Gut, man weiß, nicht jeder wird gern im Zusammenhang mit erkauftem Sex gesehen und erkannt, aber muss man deswegen gleich zum Messer greifen? Unser „Freund“ schon – er ersticht Crystal; dem Gesichtsausdruck nach ist ihm das, rein sexuell gesehen, aber mindestens so recht wie ordnungsgemäß bezahlter Beischlaf, oder frankly spoken, dem Kerl geht dabei ziemlich eindeutig einer ab.

Von dieser bösen Tag haben die restlichen Mitglieder des Angel-Freundeskreises e.V. begreiflicherweise keine Ahnung. Der schon gesehene greise Cowboy, Kit Clayton, gehört auch zu der kleinen Menagerie, die sich um unsere Teenienutte geschart hat, und erinnert sich wehmütig an die 50er und die wilden Feten im „Brown Derby“ (da müsste er eigentlich Ed Wood über´n Weg gelaufen sein…). Kit begleitet Mae und Angel nach Hause (wobei Angel recht respektlos die Sterne auf dem „Walk of Fame“ als „Himmel-und-Hölle“-Hüpfvorlage missbraucht. Da bricht dann doch das Infantile durch).

Uns´ Killer hat dieweil Crystals Leiche auf einem Bett drapiert (in seiner Bude oder ihrer? Da bin ich mir nicht ganz sicher) und ausgezogen. Wir erinnern uns – „nekrophil“… wie wir alle aus verdienstvollen Aufklärungsfilmen wie Nekromantik oder Buio Omega wissen, hat die Nekrophilie einen nicht wegzudiskutierenden Vorteil für diejenigen, die auf normalem Wege keine (oder keinen, wir wollen ja nicht sexistisch werden) abkriegen: was schon hin ist, wehrt sich nicht. Wobei, wir sind ja fair hier, der Killer (er heißt übrigens „Billy Boy“, was ich eigentlich für einen kleinen Gag halten würde, wüsste ich auswendig, seit wann es die gleichnamige Kondommarke gibt) geht sehr zärtlich zur Sache.

Mae und Molly wohnen im gleichen Haus, das unter der Fuchtel der durchgeknallten lesbischen Vermieterin Sully steht, die wiederum eine innige Haßliebe mit Mae verbindet und sich darüber hinaus für eine begnadete Malerin hält – gut, ich bin sicher nicht der große Oberexperte in Fragen der bildenden Kunst, aber ich gehe durchaus mit Mae konform, dass auch ihr neuestes Stilleben „Früchte mit Kanone“ so schnell nicht im MOMA hängen wird. Die modellstehende Bleispritze hat Sully sich wegen des herumstrolchenden Killers angeschafft; dabei halte ich sie jetzt nicht für primär gefährdet. Molly lässt die sich lustig anzickenden Sully und Mae alleine, sie muss noch für die Schule lernen. Beim Abschminken streift ihr Blick über diverse alte Familienfotos, d.h. präzise gesagt, Fotos ihres Vaters George. Den scheint´s wohl nicht mehr zu geben, jedenfalls drückt sich Molly die ein oder andere Träne aus den Augen.

Am nächsten Morgen klopft´s an der Tür – Sully möchte die Miete kassieren. Bevor sie die Tür öffnet, hängt Molly schnell die im Normalzustand hinter Couchen und Kommoden sicher verwahrten Sully-Gemälde auf, damit die Vermieterin auch was zu kucken hat, während Molly angeblich von ihrer bettlägerigen Mutter die Barschaft eintreibt. Auf die Frage nach deren wertem Befinden entgegnet Molly nur ein knappes „es geht ihr langsam besser“. Ein Schelm, wer wittert, dass hier nicht mollyseits nicht mit offenen Karten gespielt wird.

Was macht unser freundlicher Killer von nebenan? Frühstück. Als Fitnessfanatiker pfeift sich Billy Boy aber keinen halben Zentner French Toast und Speck, sondern nur ein rohes Ei, direkt aus der Schale geschlürft (selbige stilecht mit seinem Schnappmesser gelöchert), ein, und, nach einem ominösen Fokus auf ein s/w-Bild, das den jungen Billy mit seiner wahrscheinlich eher dominanten Mutter zeigt, getreu dem Motto „nix verkommen lassen“, die Schale noch gleich hinterher (der frißt bei Überraschungseiern wahrscheinlich auch das Spielzeug mit). Yummy.

Molly geht indes brav zur Schule. Die Clique um den schulinternen Football-Hero Ric wird auf die Kleine aufmerksam, denn die, so unterrichtet seine Entourage den stolzen Recken, würde sich gut auf seiner Abschußliste machen, von der ortsansässigen Konkurrenz hat sich nämlich noch niemand bei ihr betätigen dürfen. Mit gewinnendem Siegerlächeln baggert Ric pflichtschuldigst und auf die bewährt uncharmante Methode, mit der die traditionell eher weniger hirnorientierten Sportler zumindest gerne bei intellektuell ähnlich minderbemittelten Chicks mal scoren, Molly an und holt sich einen wunderschönen Korb mit Schleife. Dürfte dem Ego nicht gut tun und wird wohl noch für die ein oder andere Plotkomplikation sorgen. Molly darf bei ihrer Schulberaterin, Miss Allen, antanzen, der mittlerweile aufgefallen ist, dass unsere Heldin zwar notenmäßig nicht nur im grünen Bereich, sondern onn top of the list steht, sich aber abseits der rein schulischen Leistungen reichlich sozialautistisch gibt, d.h. an angebotenen gesellschaftlichen Aktivitäten nicht beteiligt und keinerlei Schulfreundschaften pflegt. Molly meint, dass das niemanden was angeht und schiebt außerdem alles auf ihre kranke (und zwar sogar gelähmte) Mutter, deren Pflege ihre komplette Freizeit beanspruchen würde. Dafür hat die Allen natürlich jedes sozialpädagogische Verständnis der Welt, ringt Molly aber wenigstens das Versprechen ab, sie anzurufen, „wann immer du jemanden zum Reden brauchst“. Immer diese Gutmenschen.

Dieweil räumen Polizei und Sanitöter die sterblichen Überreste Crystals auf. Der Unglückrabe, der die Leiche entdeckt hat, ist Yoyo und verständlicherweise ein heulendes Häufchen Elend. Wenigstens kann er Andrews erklären, dass Crystal zum vereinbarten Date nicht aufgetaucht und er deswegen bei ihr (also doch) vorstellig geworden sei. Seine Hände umklammern den blutbesudelten Kreisel, den er ihr am Vorabend geschenkt hat.

Molly wird von Mae über Crystals gewaltsames Ableben unterrichtet. Sofort schließt sie sich einer spontanen Protestkundgebung, die von Kit angeführt wird, an und schießt sich auf die dem Mob, der ersichtlich nur aus eher nachtorientierten Existenzen gebildet wird, nicht ausreichend erscheinenden polizeilichen Maßnahmen ein. Kit fordert energisch, dass die Bullen den Übeltäter fangen, damit er von ihm und seinen Freunden gehängt werden kann. Andrews kann nur höchsten Einsatz versprechen und den Nutten ein paar Verhaltensmaßregeln empfehlen – nur zu zweit „arbeiten“, nur mit Stammkunden ins Geschäft kommen und, wenn Verdächtiges auffällt, ihn anrufen. Molly nimmt nur sehr widerwillig eine Visitenkarte des Cops an.

Der Exitus der dritten Prostituierten innerhalb kurzer Zeit, noch dazu einer Freundin, hindert Molly und Lana natürlich nicht daran, ziemlich fröhlich über den nächtlichen Boulevard zu streetwalken und sich den erst besten zahlungswilligen Freiern an den Hals zu schmeißen (da könnte man jetzt auf die Idee kommen, sie verdienten es nicht anders. Gebotene Vorsicht sieht anders aus). Und der Kerl, dem Lana da grad ihre Möpse zeigt, ist das nicht unser Billy? Er ist…

Mollys Kunde gabelt sie in einem Restaurant auf („du wurdest mir empfohlen“) – Molly dirigiert ihn zum bewussten Motel, wo sie sich mit Lana ein Arbeitszimmer (höhö) teilt. Die Tür ist abgeschlossen. Molly vermutet, dass Lana noch beschäftigt ist – ihrem Freier steht das Sperma aber wohl schon bis Oberkante Unterlippe, er mag nicht warten und wäre auch gern bereit, die angestrebte Nummer zum Dreier umzufunktionieren. Gröhlend beansprucht er, dass Molly nu endlich ihren Schlüssel zückt und die Bude öffnet. „Hoffentlich bist du 14, sonst muss ich dich rauswerfen, weil du zu alt bist“, lallt der angeheiterte Kunde (der hat bestimmt ´ne Hartbox von Maladolescenza im DVD-Regal). Seufzend verschafft Molly sich und dem hoffnungsvollen Perversling Einlass, schickt ihn aber dort erst mal ins Bad, zum Frischmachen. Der Herr kommt aber sehr schnell wieder zurück, zeigt eine ungesunde Gesichtsfarbe, den Willen sich zu übergeben und flüchtet. Molly spielt Fragezeichen, so schlimm hatte sie die hygienischen Verhältnisse der Dillerbude wohl nicht in Erinnerung, und geht dem Rätsel auf den Grund. Die Antwort liegt freilich nahe und in der Dusche – Lana, verhältnismäßig tot. Jetzt geht´s Molly nicht viel besser als ihrem entfleuchten Freier, während sich der Killer in seiner Bude überenthusiastisch Lanas Blut von der Pelle schrubbt…

Immerhin hat Andrews jetzt so etwas wie einen Augenzeugen, denn Molly hat Lana mit ihrem Killer davonstrolchen sehen. Zwar bei Nacht, nur kurz und auf der anderen Straßenseite, für eine rudimentäre Phantomzeichnung reicht´s aber immerhin (ich will nicht unken, aber realistischerweise sollte man da noch nicht mal ´ne Hautfarbe ausschließen können). Andrews nimmt die verheulte Anwesenheit seiner Kronzeugin zum Anlass, selbiger mal heftigst ins Gewissen zu reden. Kann schließlich für ein fuffzehnjähriges Mädel nicht der Idealzustand sein, die Brötchen durch den Verkauf des eigenen Körpers zu verdienen. Molly steht auf dem Standpunkt, dass das immer noch ihre Sache ist. „Wann immer ich ein Mädchen wie dich sehe, möchte ich den ganzen Boulevard in die Luft jagen“, macht der Lieutenant aus seinem Herzen keine Mördergrube, Molly hingegen stellt klar, dass er „nicht mein Vater“ ist und deswegen überhaupt gar kein Recht habe, sie moralisch oder sonstwie zu verurteilen. Damit gibt sich Andrews, scheinbar im festen Bestreben, seine gute Tat TM für diesen Monat zu erledigen, aber noch nicht geschlagen und versucht, eventuell vorhandene Illusionen über Ruhm und Reichtum, die sich in Mollys hübsches Köpfchen verirrt haben könnte, zu zerstören: „Ich weiß, was mit ´gebrauchten´ Huren passiert – sie landen in der Gosse oder im Knast!“ Molly keift zurück, dass sie das, was sie tut, nicht aus Jux & Dollerei tut und schon gar nicht sonderlich spaßig, im Gegentum, eher widerlich findet, aber sie hat ihre Gründe, es zu tun, allerdings keine, die sie Andrews (oder uns) jetzt mitzuteilen gedenkt. „Das ist kein Spiel!“, warnt der Bulle, „du wirst den Preis bezahlen müssen!“ „Dann bezahle ich ihn,“ trotzkopft Molly verschnupft.

Auf dem Boulevard unterhält Kit einmal mehr die Passanten mit seinen Tricks und Tom-Mix-Anekdoten, als Molly per Polizeischleuder angeliefert wird. Mae, derdiedas schon über Lanas Tod informiert ist, eskortiert sie nach Hause.

Am nächsten Morgen ist es erst einmal Kit, der Probleme hat, aber dabei ist, sie ziemlich nachdrücklich zu lösen. Ein Anwalt, der im Auftrag eines unspezifierzbaren „Estate“ handelt, hielte es nämlich für eine ausgezeichnete Idee, wenn der Altcowboy seine Revolverübungen in Zukunft nur noch als Pausenunterhaltung beim Seniorentanztee im Altersheim vorführen würde, was Kit nicht gefällt. Und auch nicht Molly und Mae, weswegen der Anwalt, von Kit am Kragen gepackt, auch schnell eingeschüchtert das Weite sucht. Geht halt nichts über ein kleines Spässken am Morgen, auch wenn gestern erst eine der besten Freundinnen in den Bodybag gestopft wurde. Kit wird immerhin nachdenklich, denn es wird ihm klar, dass er so ziemlich der letzte noch lebende Vertreter seiner Generation Westernhelden ist. Und wo wir schon bei toten Leuten sind, fällt Molly ein, dass man doch Lanas Leiche aus der Leichenhalle holen sollte, um ihr ein würdiges Begräbnis angedeihen zu lassen (Familie hat sie nämlich keine). Mae hält das für eine gute Idee, „sonst landet sie noch im Grab der unbekannten Nutte“. Die Polizei in Person von Lt. Andrews mag den Kadaver aber nicht rausrücken, da es an Molly und ihren Freunden an Blut- oder sonstiger Verwandschaft mangelt. „Sie haben keine Gefühle, sie sind nur ein verdammter Kopf“, schimpft Molly und Mae, nie um einen kessen Spruch verlegen, ergänzt: „Erinnert mich daran, nie ermordet zu werden!“

In der Schule unternimmt Ric, der eine Abfuhr auch nicht erkennt, wenn sie ihm in rosarotem Geschenkpapier angedient wird, einen weiteren Anlauf, Molly von seinen diversen Vorzügen zu überzeugen, bezahlt dafür aber mit einer schmerzhaft eingeklemmten Hand in der Spindtür. Naja, es hätte auch ein anderes Körperteil sein können. For no particular reason, außer, dass unseren Produzenten eingefallen ist, das Publikum könnte mal wieder an einigen jugendlichen Titten interessiert sein, schlendert Molly anschließend durch die Mädchenumkleide der Turnhalle (wo sich die Cheerleader grad umziehen) und überlegt kurz, ob sie einem der Girls die vergessenen Pompomps nachtragen soll, entscheidet sich aber dagegen. A bit pointless, aber wer wird sich beschweren? (actually… me, wie ich in der Analyse noch erläutern werde)

Billy stemmt indes in seiner Behausung Gewichte (auch hier zeigt sich wieder der Erfindungsreichtum des unterfinanzierten Bodybuilders: man klemmt einfach ein paar Ziegelsteine an eine Stange). Verstärkte Polizeipräsenz auf dem Boulevard treibt ihn anschließend in ein Pornokino, wo er dem Platzanweiser unangenehm auffällt – man legt seine dreckigen Quanten auch nicht auf die Rückenlehne des vorderen Sitzes. Speziell nicht, wenn man eine vage Ähnlichkeit mit einem stattbekannten Phantombild aufweist. Der Platzanweiser hat jedenfalls nichts besseres zu tun, als einen Streifenbullen heranzuwinken. Billy versucht, sich abzusetzen, wird aber vorläufig festgenommen und zu einer Gegenüberstellung geschleift. Molly sieht sich aber außerstande, den Killer zu identifizieren. Da muss Kommissar Reiner Zufall nachhelfen. Der unglückselige Rookiecop, der den gerade hinausgehasselt werdenden üblichen Verdächtigen ein paar Limonaden serviert, hat tatsächlich und vorschriftswidrig seine Kanone im Holster. Ich weiß nun nicht, ob es wirklich ein grandiose Idee ist, über die Lautsprecheranlage völlig unauffällig durchzusagen, dass jener Geselle doch bitte schnellstmöglich den Raum verlassen möge (das bringt einen Kriminellen doch erst auf die Idee, mal nachzukucken, oder?), nixdestoweniger ist es das, was Lt. Andrews tut und sofort Ungemach bringt. Billy (seineszeichens ziemlich blöde, denn streng genommen hat er mangels Identifikation ja nichts zu befürchten) erspäht die leichtsinnigerweise mitgebrachte Wumme, ergreift sie und schießt um sich – das ermöglicht Molly zwar, ihn zu identifizieren, Billy entkommt ballernderweis´ und mit einer weiblichen Geisel im Schwitzkasten. Äußerst dumm gelaufen, außerdem hat Billy nun auch Molly erblickt und dürfte von Stund an danach trachten, die einzige Zeugin, die ihn mit dem Mord an Lana in Verbindung bringen kann, auszuknipsen. Zunächst mal geht er nur stiften, die Geisel lässt er freundlicherweise leben. Andrews beruhigt Molly: „Keine Sorge, wir kriegen ihn!“ (Nach der gezeigten Professionalität der Gesetzeshüter würde ich jetzt echt sicher schlafen).

Andrews fährt Molly nach Hause, gibt sich dabei aber ausgesprochen nervös (um nicht zu sagen – er zittert wie´n Junkie nach drei Tagen cold turkey). Immerhin muss er einräumen, dass „wir das versaut haben“. Einsicht, erster Schritt, Besserung usw. „Das ist das zweite Mal in fünfzehn Jahren, dass ich so etwas erlebt habe,“ erzählt er ungezwungen, lässt aber eine Antwort auf Mollys berechtigte Frage, was denn beim ersten Mal passiert ist, vielsagend ungesagt. Vielmehr dürstet ihm nun danach, Mollys Mum kennenzulernen, was unsere Heroine enthusiastisch zu verhindern versucht. Einen Hausfriedensbruch später (den Molly zwar anmerkt, was den Cop aber ziemlich kalt lässt) steht Andrews schon in ihrer Wohnung und will auch Ausreden wie Krankheit etc. nicht gelten lassen. Molly, die sich vor der Schlafzimmertür postiert, wird einfach beiseite gestellt (mit ´nem 1,57-Persönchen kann man das auch machen) – die schockierende Offenbarung, die allerdings nicht wirklich jemanden überraschen dürfte: der Bedroom macht einen frappierend unbewohnten Eindruck. Als Andrews auch noch in Mollys Zimmer ihren Papa-Schrein (Fotos und Briefe, die sie rund um ihren Schminkspiegel aufgehängt hat) entdeckt, wird´s Zeit für ein paar Erklärungen. Molly liefert unter Tränen – und zwar einen Brief von Mama… jetzt wird´s echt ergreifend. Papa George hat sich vor neun Jahren abgesetzt, weil er mit seinem Eheweib nicht mehr konnte. Und die Rabenmutter hat sich dann eines weniger schönen Tages, als Molly in der Schule war, einfach verpisst und nur einen Brief mit beigefügter 100-Dollar-Note zurückgelassen, um mit irgendeinem Kerl nach New York durchzubrennen.

Andrews führt ein paar Berechnungen durch und kommt zu einem erschreckenden Ergebnis – Molly ist jetzt 15, dann bedeutet das, dass sie schon mit 12 anschaffen ging? Molly muss diese böse Theorie bestätigen: „Es war ganz einfach. Sexy Klamotten und hohe Absätze und ich verdiente Geld!“ (Wobei ich wieder einmal anmerken darf – Zwölfjährige könnten Klamotten anziehen, wie sie wollen, mit 12 ist frau nicht sexy und wer darüber anders denkt, okay, bei dem sind dann wirklich ein paar Synapsen empfindlich falsch verdrahtet). Auf Pflegeeltern oder Heim hatte Molly nämlich keinen Bock, weswegen sie die Scheinexistenz ihrer kranken Mutter aufgebaut hat (sorry, aber Pflegeeltern oder auf´n Strich gehen? Bei aller angebrachter Skepsis gegenüber Pflegefamilien und Jugendämtern, das sollte nicht wirklich eine * Wahl * darstellen… Und holla, Molly muss wirklich gut verdienen, wenn sie sich eine eigene Wohnung UND eine teure Privatschule leisten kann). Das alles tut sie, weil sie irrationalerweise auf die Rückkehr ihres Vaters wartet. Andrews hegt diesbezüglich eine wohlbegründete Skepsis, aber Molly „weiß“ es einfach. Die Geschichte berührt das weiche Herz in der harten Schale des Bullen – anstelle sie beim Jugendamt anzuscheißen, gibt er ihr nur den Rat, sich von der Straße fernzuhalten. Wird ganz bestimmt funktionieren.

Wir haben´s erwartet – natürlich ist Molly doof genug, die freundliche Empfehlung des Cops in den Wind zu schießen und weiterhin anschaffen zu gehen. Billy auf der anderen Seite zeigt unerwartete Intelligenz und macht sich daran, seine Ähnlichkeit mit dem Phantombild zu korrigieren, indem er sich die Rübe kahlrasiert, nach dem Motto „einen schönen Menschen entstellt nichts“.

Immerhin ergreift Molly Selbstschutzmaßnahmen, auch wenn Mae nicht davon begeistert ist, und ersteht in einem Fast-Food-Laden (!) ein Schießeisen im Handtaschenformat. „Jemand könnte verletzt werden, nämlich du“, zweifelt Mae an der Sinnhaftigkeit dieser Anschaffung. Molly begibt sich in eine Kirche und erkauft sich durch eine Geldspende göttlichen Beistand. Einen Schießlehrer hat sie ja auch an der Hand – Kit, der es sich in einer Ecke einer leerstehenden Fabrikeinlage eingerichtet hat und nur zu gern bereit ist, seine Künste an eine neue Generation weiterzugeben; begeistert ballert er eine Kollektion Schaufensterpuppenköppe zu Klump und handelt sich damit gehörigen Respekt ein: „Ich dachte, die wären Spielzeuge“, macht Molly große Augen bezüglich seiner Revolver. Sind sie natürlich nicht, nur auf dem Boulevard für die Touristen, da benutzt er keine echte Munition, der Held.

In der Nacht kommt es zu einer verhängnisvollen Zufallsbegegnung – Ric und seine Clique cruisen über den Hollywood Boulevard und wen sehen sie da in eindeutiger Pose an einer Laterne lehnen? Na, das brave strebsame (und sexverweigernde) Molly-Mädel! Sofort wird der Schlachtplan für den Abend umgeworfen – die wird man sich kaufen, „yahoo!“ Und noch nicht mal „kaufen“ im finanziellen Sinn, sondern einfach ins Auto zerren und in einen finsteren Hinterhof düsen, Massenvergewaltigung im Sinn („we will show you a new meaning of the term ´gangbang´“. Hm. Irgendwie fehlt mir da der Glaube). Molly, die schnell einsieht, dass sie mit vernünftiger Argumentation nicht weit kommt, ringt ihren Möchtegernvergewaltigern wenigstens das Einverständnis ab, mit Gummi zu poppen (das halten die Jungs eingedenk möglicher einfangbarer Geschlechtskrankheiten nach kurzer Überlegung in der Tat für eine gute Idee). Und da hat sie doch immer ein Paket im Handtäschchen… nun, die hervorgezauberte Damenpistole kann man natürlich als Empfängnisverhütungsinstrument werten. Nachdem Molly couragiert ein Loch in die Windschutzscheibe ballert, glaubt man ihr auch, es ernst zu meinen und ergreift das Hasenpanier. Der Status des Footballhelden Ric wird empfindlich dadurch angekratzt, dass er panisch der Kontrolle über seine Blasenfunktionen verlustig geht…

Dummerweise – für Molly – ist Ric zwar gedemütigt, aber auch ein übles Schand- und Klatschmaul und tritt seine Version der Ereignisse (dass er und seine Bande Molly nacheinander durchgezogen haben) auf dem Schulhof breit. Mollys Doppelleben ist also Tagesgespräch (auch in den Mädchenumkleiden, ergo: gratitious tits), da leidet der gute Ruf: „Gee, I really liked her!“ Und weil man, wenn man schon petzt, gleich * richtig * petzt, drängt Ric die Story auch gleich Miss Allen auf, die seine Fabel zwar ins Reich des gequirlten Kuhdungs verweist, sich aber einer Untersuchung ihres Spindes nicht verschliesst (hm, ist das erlaubt, wenn die Angeschuldigte nicht dabei ist?). Zu ihrem Entsetzen findet Miss Allen die etwas unsinnigerweise dort von Molly deponierte Wumme und ist angemessen menschlich-moralisch-persönlich enttäuscht. Molly beobachtet das Geschehen aus sicherer Entfernung und ergibt sich ihren Tränen. Diesen Zeitpunkt sucht sich Nerd Wayne aus, um erneut um eine Verabredung nachzusuchen; weil aber auch er die üblen Gerüchte mittlerweile vernommen hat, hat er seine gesammelten Ersparnisse von 23 Dollar zusammengekratzt, um seine Angebetete zu kaufen. DAS gibt Molly nun endgültig den Rest – aufgelöst flüchtet sie (zu pathetischer Musik) zu Lt. Andrews und schüttet ihr Herzeleid aus. „Ich hatte Sex mit hunderten Männern, aber nie jemanden, der mich einfach nur gehalten hat“, greint sie und gesteht, seit heute nicht mehr an die Rückkehr ihres Daddys zu glauben. Da ist ein Weltbild zusammengebrochen. Andrews sieht sich zu seiner überschaubaren Begeisterung in die Rolle des Ersatzvaters und Seelentrösters gedrängt, mehr als ein paar Allgemeinplätze („dass er weg ist, heißt nicht, dass er dich nicht liebt“) fallen ihm aber auch nicht ein. Lernt man halt nicht auf der Bullenschule.

Mae und Sully kloppen dieweil ´ne Runde Poker o.ä., wobei Sully ihre Siegchancen durch das beliebte Mittel des „schummeln, wenn der andere nicht hinkuckt“ zu steigern gedenkt. Mae erahnt die Betrügerei und schon ist die schönste Streiterei im Gange. Da steht Miss Allen, die sich justament diesen Zeitpunkt ausgesucht hat, um Mollys Mama mal auf den Zahn zu fühlen, schon mal ´ne Weile dumm auf´m Flur rum und hört liebenswerte Beleidigungen (Mae: „Mein Vater hat immer gesagt, Rachel (?), spiel nie mit jüdischen Lesben, die * schummeln*!“). Nachdem Sully sich endlich ihrer Hauswirtspflichten erinnert, begehrt Allen eine Audienz bei Mollys Mum und lässt sich auch durch die von Sully vorgetragene (und ihrem Kenntnisstand entsprechende) Story der bettlägerig Erkrankten nicht ins Bockshorn jagen – sie verlangt sogar ultimativ Herausgabe der Schlüssel zum Zweck des Selbsteinlasses (Privatsphäre respektiert da drüben auch keiner, oder wie?). Nach einer couragiert ausgesprochenen Drohung, wegen der bedenklichen hygienischen Verhältnisse in diesem Gästehaus das Gesundheitsamt einzuschalten, knickt Sully ein, nicht ohne der aufdringlichen Besucherin noch ein schmutziges Mundwerk zu attestieren (that being ironic and stuff). Mae hat schnell geschaltet – ihmihres ist nämlich durchaus bekannt, dass es keine Mama gibt. Blitzschnell hat sie (ich bleib mal dabei) in Mollys Appartment und in full drag gebeamt und empfängt Allen in der vakanten Mutterrolle. Nun würde mich eine Drag Queen, so aufgedonnert-feminin sie auch sein mag, nicht von ihrer Weiblichkeit überzeugen, wenn sie mit tiefer Männerstimme spricht, und auch Allen ist nicht völlig auf den Kopf gefallen: „Ich weiß nicht, wessen Mutter sie sind, aber ganz bestimmt nicht Mollys.“ Mae gibt die Schauspielerei auf, stellt aber fest, dass sie Molly trotzdem liebt (in der familiär-elterlichen Weise, gelle?).

Billy, unser Killer, ist auch noch da, und hat sich, der Kopfrasur sei dank, unter eine Gruppe das Viertel auf- und abmarschierender singender und tanzender Hare-Krisna-Mönche geschmuggelt. Collins, von Andrews dazu abgestellt, auf Mollys Bleibe ein wachsames Auge zu werfen, bemerkt allerdings, dass sich einer der Hare-Hare-Jünger verdächtigerweise vom Rest der Truppe absetzt und in das zu beobachtende Haus schleicht. Sicherheitshalber nimmt Collins die Verfolgung auf.

In Mollys Wohnung sind Allen und Mae mittlerweile beste Freundinnen (hehe) und sich darüber hinaus einig, dass Molly von der Straße weg muss. Die verräterische Drag Queen erklärt sich sogar einverstanden, Allen über Mollys Umtriebe unterrichtet zu halten. Allen bewundert noch angemessen Maes Fummel. „War ein Sonderangebot“, ruft Mae der sich entferndenen Schultante nach. Collins hat seine berufsmäßige Neugier mittlerweile bereits mit seinem armseligen Leben bezahlt und hängt tot in der Etagen-Telefonzelle. Billy dringt in Mollys Wohnung ein und verwickelt Mae in einen Kampf auf Leben und Tod, in dessen Verlauf sich aber erweist, dass eine Drag Queen, die auf den Straßen von L.A. ein paar Jahre überlebt hat, sich durchaus die ein oder andere Kampftechnik angeeignet hat. Die Wohnung wird ordnungsgemäß demoliert – schlußendlich allerdings gelingt es Billy, Mae unter dem Laken von Mollys Bettchen mit seinem Schnappmesser tödlich zu verletzen. Es bleibt Sully überlassen, die gefällte Tunte zu finden. Mae hat im Angesicht des Todes den beißenden Humor nicht verloren: „Das habe ich nicht verdient, das letzte, was ich sehe, ist dein hässliches Gesicht!“ Sully kontert heulend: „Du darfst nicht sterben, so schuldest mir noch 147 Dollar!“ (ehrlich erschummelte Dollar). Als letzten Wunsch äußert Mae, dass Molly sie nicht „so“ sehen dürfe, was Sully feierlich gelobt.

Trifft sich günstig, dass Andrews mit Molly im Schlepptau gerade eintrifft. Der wackere Copper entdeckt gleich mal seinen toten Kollegen im Telefonkabuff, während Molly ihre verwüstete Bude und die nicht minder verwüstete Sully anstiert. Es gelingt Sully, Molly am Betreten des Tatorts zu hindern, den und die tote Mae zeigt sie nur Andrews. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass Molly unbeaufsichtigt ist und was machen Kinder, wenn sie unbeaufsichtigt sind? Richtig, Blödsinn. Molly z.B. greift sich Sullys Knarre und schreitet hinfort, Selbstjustiz im Sinn. Wir nähern uns dem Showdown.

Mit einer Kanone in der Hand, die fast so groß ist wie sie selbst, erregt Molly natürlich Aufsehen auf dem Boulevard, auch das des Killers, der sich wieder unter die Krisna-Mönche gemischt hat. Andrews, gewillt schlimmeres zu verhüten, trifft auf Kit und setzt den Altcowboy auf die Suche nach Molly an. Billy verfolgt Molly, aber die Rächerin-in-spé wird von Yoyo gewarnt. Molly schießt auf den Killer, der sich zur Flucht genötigt sieht, nun seinerseits von der mordlustigen Molly verfolgt. Kit hat sich bei einer befreundeten Rockerbande eine Mitfahrgelegenheit zur schnelleren Suche angelacht und ist daher an Ort und Stelle, als es in einem Parkhaus zur Konfrontation von Angel/Molly und Billy kommt. Kit versucht, den Killer zu erschießen, hat aber dooferweise nur seine Touristen-Platzpatronen geladen und wird seinerseits von Billy niedergeschossen (eh, wo hat der jetzt eine Waffe her? Bislang lief der immer nur mit einem Messer rum). Molly und Billy verfolgen sich weiter gegenseitig, Andrews findet Kit, der aber Hilfsmaßnahmen verweigert – der Bulle soll sich mal um Angel kümmern.

In einer finsteren Gasse ist alles für die letzte Szene bereitet – Angel und Billy stehen sich gegenüber, Andrews stürmt hinzu und verlangt von ihr, den Killer ihm zu überlassen. Sie möchte aber von Billy erst einmal wissen, warum er tötet. Anstelle einer Antwort schießt Billy lieber Andrews nieder, wovon er aber langfristig auch nichts hat, weil Kit, grad noch halb tot im Rinnstein liegend, die Atempause zum Munitionswechsel genutzt hat und ihn mit seinen zwei Revolvern in Stücke schießt… Andrews, der auch nicht ernstlich verletzt ist, rappelt sich auf und kann das letzte (und einzige Wort im ganzen Film überhaupt) des waidwunden Mörders mitstenografieren: „Danke!“

Kit, Andrews und Angel/Molly latschen, ihre diversen Verletzungen haltend, vom Hof und der Abspann läuft…

Angel ist schon ein ziemlich gutes Beispiel für die Oberklasse-B-Filme der 80er Jahre – wo die meisten Macher angesichts des heiklen Themas „Kinderprostitution“ entweder gleich die Waffen gestreckt oder der Versuchung erlegen wären, einen plakativen sleazigen Exploitationheuler zu stricken, bemüht sich Robert Vincent O´Neill um eine innerhalb der Limitierungen des B-Films seriöse, ernsthafte Aufarbeitung,, bei der „sex´n crime“ in der zweiten Reihe stehen und dem der Thematik innewohnenden Dramatik ausführlichen Raum gibt.

Will sagen, die Klientel, die aus irgendwelchen Gründen auf heißen Teenie-Sex mit beigefügten drastischen Mord- und Gewaltszenen hofft, kann sich Angel getrost sparen. O´Neill und sein Co-Autor Joseph Michael Cala befriedigen nicht die billige Sensationsgier (oder die Wünsche einer pädophilen Kundschaft). Was natürlich letztlich nicht ganz funktionieren kann – immerhin firmiert der Streifen als „Thriller“ und muss sich daher den Genregepflogenheiten anpassen, was sich dann im eher aufgesetzt und unglaubwürdig wirkenden „action“-Finale äußert, das zur Gesamtstimmung des Films nicht wirklich passen will.

Das Bemühen von Film und Script, das Schicksal einer Kinderprostituierten darzustellen, ist aber anerkennenswert, auch wenn es freilich den ein oder anderen Hollywood-mäßigen Kunstgriff bedarf. Sowohl Mollys tragischer Familienbackground (der irgendwie auch nicht ganz ausgearbeitet ist; warum Molly so große Stücke auf ihren Vater hält, der ja immerhin als erster abgehauen ist, wird nicht so ganz klar) als auch die romantisch verklärte „Ersatzfamilie“ mit Mae, Kit, Sully, Crystal und Lana sind eher plot devices, um die Geschichte in Schwung zu halten, denn wirklich glaubhafte, realitätsnahe Szenarien; und ich wage mal wüst ins Blaue zu spekulieren, dass es verhältnismäßig wenige Bordsteinschwalben gibt, die sich die Nächte auf dem Straßenstrich um die Ohren schlagen und trotzdem auf teuren (und selbs bezahlten) Privatschulen ´nen soliden 1,0-Schnitt schaffen. Gut, aber das alles muss wohl sein, um Angel/Molly einerseits zum „good girl“ zu stilisieren und ihr andereseits die notwendige Motivation für ihr zweifelhaftes Doppelleben zu verleihen. Aber wer glaubt, ein Film wie Angel wäre, auch wenn er versucht, nicht nur eine plump-plakative Titten-und-Blut-Revue zu sein, ein realistisches Abbild der einschlägigen Szene, ist zweifellos unangebracht optimistisch. Jedenfalls wagt der Streifen es, die Hochglanz- und Neonreklamewelt des Hollywood Boulevard anzukratzen und nimmt sich durchaus die Zeit, das ein oder andere gesellschafskritische Statement unauffällig einzubauen (natürlich speziell bezüglich des Bedarfs an minderjährigen Nutten). Dies allerdings, das ist nicht wegzudiskutieren, nicht auf dem Niveau eines emotional berührenden Dramas wie Lilja 4-Ever, sondern auf eine möglichst „harmlose“, nicht zu offensive Weise. Es ist klar – Themen wie das hiesige kratzen an Tabus und während ich durchaus der Ansicht bin, dass sich Film wie alle anderen Spielarten der Kunst durchaus auch an Tabus vergreifen kann, schon allein, weil dadurch gesellschaftliche Aufmerksamkeit geschaffen werden muss, ist es immer eine heikle Gradwanderung – wir haben schließlich auch Filme wie A Promise Kept, der das Thema „sexueller Mißbrauch von Kindern“ auf abzulehnende Art und Weise für einen plakativen … denn zum Küssen sind sie da-Klon ausbeutete. Und zwei Dekaden früher war es ohne Zweifel noch erheblich schwieriger, in einem reinrassigen Unterhaltungsfilm Handelklasse B Kinderprostitution in den Mittelpunkt zu stellen, aber etwas mehr Mut wäre wünschenswert gewesen; nur in zwei-drei Charakterszenen Mollys deutet das Script an, welcher tatsächlicher alltäglicher Horror ihr Leben ist, ansonsten, gerade „auf dem Strich“ scheint sie hauptsächlich ein fröhlicher, lebenslustiger Teenager zu sein, der mit seinem Schicksal nun nicht gerade auf stündlicher Basis hadert. Aber okay, Angel ist kein Film für Feuilletonisten, die sich bei tragischen Kinderschicksalen die Taschentücher befeuchten und dann anklagende Essays in den Sonntagszeitungen formulieren, sondern ein Kommerzfilm, der schnell Kasse machen soll, und für einen solchen behandelt er sein Sujet annähernd geschmackvoll und un-exploitativ (auf Ausnahmen komme ich noch zu sprechen).

Die Konzentration auf Angel/Molly und ihre Nöte und Probleme bringt es naturgemäß mit sich, dass der andere zentrale Charakter der Story, Billy Boy, der Killer, vergleichsweise unbeleuchtet bleibt. Durch die Blume (und auch nur zu bemerken, wenn man wirklich aufmerksam hinsieht und möglicherweise das ein oder andere überinterpretiert) werden Parallelen zwischen Molly und Billy Boy angedeutet, aber was genau nun den Dachschaden des Serienkillers ausgelöst hat, warum er sexuelle Befriedigung nur durch Mord erfährt, das alles bleibt so dünn bis unsichtbar, da reicht es nicht mal mehr für das Adjektiv „äußerst vage“. Es wäre nicht ohne Reiz gewesen, die Lebensläufe der beiden Hauptfiguren des Films stärker gegenüberzustellen, generell etwas mehr „insight“ in den Charakter des Killers zu erhalten (was auch dem Spannungsaufbau nicht abträglich gewesen wäre, denn in seiner jetzigen Form ist Billy Boy nicht viel mehr als ein wandelndes Plot Device), aber, ich wiederhole mich, wir reden von einem preisbewußt hergestellten Kommerzfetzer und nicht von Oscar-bait.

Obwohl die Thematik ja eine ernste ist, zieht sich eine gewisse leichte humorige Note durch den Streifen, verkörpert durch den comic-relief-Charakter Mae, deren/dessen flapsige Sprüche für den ein oder anderen Lacher sorgen. Das wäre sicher nicht unbedingt nötig gewesen und untergräbt ein wenig die Atmosphäre des Films, lockert die Angelegenheit aber zweifelsfrei deutlich auf und bleibt im Rahmen des guten Geschmacks.

Filmisch macht Regisseur O´Neill, der nicht gerade als großer Künstler in die Kinogeschichte eingehen wird (seine nur sieben Filme lange Regie-Filmographie enthält außer Angel und dem ersten Sequel nur Exploitation-Ware, wobei sein Psycho Lover von 1970, auf DVD von Something Weird erhältlich, zum Re-Release gute Kritiken einheimste), aus den begrenzten monetären Mitteln das bestmögliche. Mit Andrew Davis (ja, DER Andrew Davis, der später unter die Blockbuster-Regisseure ging und u.a. Under Siege und The Fugitive inszenierte) hat er einen guten Kameramann an der Hand – speziell die Nachtaufnahmen am Hollywood Boulevard sind gelungen und fangen die pulsierende, verruchte Stimmung lebhaft ein, da kommt tatsächlich Atmosphäre auf. Die „Tagszenen“ können damit nicht mithalten, dieser Film braucht quasi die Dunkelheit, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Das Tempo ist mäßig – Angel macht auch in dieser Disziplin deutlich, dass seine Thrillerhandlung zweitrangig ist und wir uns erheblich mehr um die Charakterstudie Mollys kümmern sollen (dazu passt dann auch der dosierte Einsatz von Gewalt und Action, die sich auf zwei Schießereien beschränkt). O´Neill sorgt aber dafür, dass die Szenen, die mit der Handlung im Wortsinne nicht sooo viel zu tun haben (der Schul-Subplot), nicht entscheidend aufhalten und liefert genug Neon-Glitzer aus Hollywood, um den Zuschauer trotz des nicht mörderischen Tempos bei Laune zu halten. Das Finale selbst – naja, das muss halt sein (trotzdem ist es schade, dass in so mancher Erinnerung, wohl speziell jener, die den Film selbst nie gesehen haben, der Aspekt der Selbstjustiz übenden Kindernutte die Hauptrolle spielt, es ist zumindest im ersten Film wirklich ein untergeordnetes Motiv, das nur im Showdown „zelebriert“ wird und auch da ist es letztlich ja nicht Angel/Molly, die den finalen Todesschuss setzt).

Manchmal kann es ein für einen Film ein ziemlicher Segen sein, mit magerem Budget ausgestattet zu sein, so auch hier – dadurch, dass O´Neill gezwungen war, praktisch den gesamten Film on location zu drehen (da kein „Production Designer“ kreditiert wird, gehe ich davon aus, dass es schlichtweg kein einziges „eigenes“ Set gab), erhält der Streifen eine hohe Authenzität, was der Sache begreiflicherweise dienlich ist (übrigens, weil mir keine bessere Stelle einfällt, um useless trivia zu verbreiten: als „crafts service“-Hiwi wird übrigens ein gewisser… David DeCoteau aufgeführt).

Für einen B-Thriller legt Angel, was seine Gewaltszenen angeht, äußerste Zurückhaltung an den Tag. Beim Mord an Crystal gibt´s zwar ein graphisches Eindringen der Klinge, das aber sehr kurz gehalten wird, bei Lana sehen wir nur eine sekundenbruchteilskurze Einstellung der Leiche, Mae wird unter´m Laken „entsorgt“. Es nimmt daher schon Wunder, dass der Streifen, der seiner heiklen Thematik angemessen versucht, in Punkto Gewalt so wenig wie möglich die Exploitation-Schiene zu fahren, zweimal nicht widerstehen kann, ausgesprochen überflüssige Oben-Ohne-Szenen aus der Mädchenumkleide (und damit einige Sätze Teenage-Brüste) abzulichten. Damit (und auch mit Lanas Tittenszene) untergräbt der Film selbstredend den eigenen Anspruch, die Kindernuttenszene anzuprangern, weil er damit ja genau die Klientel befriedigt, die er eigentlich anklagen möchte; es wirkt unpassend, aufgesetzt und eben auch ein klein bißchen geschmacklos.

Gut hörbar ist der Score von Craig Safan (A Nightmare on Elm Street IV, Roller Boogie), der recht stimmungsvoll zwischen symphonischen und modern aufgepeppten Themes pendelt; gefällig ist auch der hübsche Poprock-Song „Sweet Something“ einer Combo namens „The Allies“ im Nachspann.

Was Angel, bis dato hin- und hergerissen zwischen gut gemeinter Idee und verbesserungsfähiger Script-Ausführung, neben der routinierten Regie dann eben doch über die Durchschnittsmarke hievt, sind die größtenteils sehr guten darstellerischen Leistungen. Der topgebillte Cliff Gorman (Strike Force, Hoffa, Ghost Dog) als Lt. Andrews wirkt anfänglich ein wenig farblos, gewinnt aber im Verlauf des Films deutlich an Profil und Glaubwürdigkeit im Spiel. Susan Tyrrell (selbsternannter Hollywood-„outcast“ und u.a. in The Offspring, Cry-Baby, Flesh & Blood, Forbidden Zone [von Richard Elfman] und The Demolitionist zu sehen, ist als lesbische Zimmerwirtin Sully eine echte Schau (sie wurde prompt auch für das Sequel verpflichtet) und speziell ihre Szenen mit Dick Shawn (Mae) sind eine wahre Wonne. Shawn, der die Rolle der Drag Queen trotz ihres comic-relief-Charakters mit einer bewunderswert stoischen Ernsthaftigkeit spielt, errang frühen Ruhm in der ersten Bühnenfassung von The Producers (dort durfte er den Bühnen-Hitler geben), war später in Liebe auf den ersten Biß und Wasser zu sehen und starb 1987 buchstäblich in seinen Stiefeln, als er während einer seiner Comedy-Shows tot auf der Bühne zusammenbrach (was vom Publikum eingedenk seine Angewohnheit, in der Showpause bewegungslos auf der Bühne zu liegen, als Teil der Performance betrachtet wurde). Rory Calhoun (Kit) gehört wirklich zur Riege der großen B-Film-Westernstars der 50er und kann sich quasi selbst spielen. Der alte Mann, der im Herbst seiner Karriere wie so viele seiner Genossen ein Auskommen im Lager der billigen Horror- und SF-Filme fand (Motel Hell, Hell Comes to Frogtown, Roller Blade Warriors: Taken by Force, letzteres übrigens ein Sequel des hier umfänglich gewürdigten Roller Blade), hat sichtlich Spaß an seiner Rolle. Elaine Giftos (Miss Allen) begann ihre nicht sonderlich bemerkenswerte Karriere in den frühen 70ern in dem Corman-Kuriosum Gas-s-s-s und dem Sexploitation-Klopfer The Student Nurses. Ihr räumt das Script eine GROSSE Szene ein (kontra Sully) und die bewältigt sie ziemlich eindrucksvoll.

Als Killer Billy Boy begrüßen wir einen gewissen John Diehl, unmittelbar bevor er seine langjährige Rolle als Zito in Miami Vice an Land zog. Diehl spielt den Serienmörder sehr intensiv (und das mit genau EINER Silbe Dialog in der O-Ton-Fassung), was umso bedauerlicher bewusst werden lässt, wie viel zupackender die Figur selbst hätte gestaltet werden können.

Last, but not least, zu Angel selbst – Donna Wilkes war zum Drehzeitpunkt immerhin schon 25 Lenze „alt“, geht aber als fünfzehnjähriger Teenager anstandslos durch (mit 1,57 ist sie auch recht zierlich und auch nicht mit einer spektakulären Oberweite ausgestattet). Nicht nur optisch erfüllt sie die Anforderungen, auch schauspielerisch lässt sie sich nicht lumpen und bleibt sowohl als Babynutte auf Kundenfang wie auch als verzweifelte Heulsuse glaubhaft und überzeugend. War das ein einmaliger Ausrutscher oder warum hat Wilkes eigentlich nie * Karriere * gemacht? Von ihren sonstigen Filmen kenne ich nur Der weiße Hai 2, und da könnte ich mich nicht an sie erinnern (zumal der auch nicht grad großes actor´s cinema war), 1988 war sie noch im Linda-Blair-Vehikel Grotesque (das auch schon ein-zwei Jahre weitgehend unbeachtet hier im Regal steht) am Start.

Angel ist in Deutschland, wie oben erwähnt, in der Angel Collection (die wir ihr amerikanisches Pedant von Anchor Bay den vierten Teil nicht enthält) von, naja, Best Entertainment halt (to be exact: MIB im Best-Vertrieb)… wobei zumindest der erste Film noch recht achtbar behandelt wurde. Klar, der Transfer (Vollbild) hat bessere Zeiten gesehen und wartet doch mit dem ein oder anderen Bilddefekt und Verschmutzungen auf, ist für Best, die ja sonst gern jedes abgenudelte VHS-Band als Master hernehmen, noch anständig ausgefallen. Die Schärfe ist mittelmäßig, horizontale Streifen sind zu bemerken, der Kontrast könnte natürlich besser sein (und insgesamt ist mir das Bild etwas zu dunkel), die Kompression ist dafür, dass sich der Streifen seine DVD mit Teil 2 teilen muss, erträglich. Alas, wir erinnern uns – Best, und sind schon halbwegs zufrieden.

Akustisch überrascht uns Best mit der Dreingabe des englischen O-Tons, der wie die deutsche Synchronfassung in einem Dolby 5.1er-Split vorliegt, und das ist auch gut so, liebe Freunde, denn die deutsche Tonspur ist eine einzige verrauschte, dumpfe Katastrophe, die man freiwillig nicht länger als fünf Sekunden anhört. Dagegen ist die englische Tonspur eine wahre Wohltat – beinahe völlig rauschfrei, klar verständlich und mit einem recht dynamischen Mix ausgestattet, das freut den Fachmann und auch den Laien, sofern er Englisch kann (Untertitel gibt´s natürlich nicht).

Als „Bonus“ gibt´s zwei Trailer („Robin Cook´s Invasion“ und den verranzten Howling-Trailer, den wir von ungefähr 2500 anderen Best-Titeln kennen). Die Collection firmiert als „special uncut“, was bei Best nicht viel heißen muss, zumindest Teil 1 sieht aber komplett aus, Schnitte wären zumindest mir nicht aufgefallen (aber obacht, es scheint auch eine „geschnittene“ Version der Box zu geben).

Fazit: Verdient Angel den soliden Ruf, den er jenseits des großen Wassers bei den B-Film-Freaks genießt? Doch, schon – klar, der Streifen ist „far from perfect“ und lässt im versuchten Spagat zwischen ernsthaftem Drama und kassenträchtigem Kommerzreißer so manche Chance ungenutzt, aber man muss sich vor Augen halten, wie drastisch man diesen Stoff auch hätte an die Wand fahren können. Das gut gemeinte, manchmal aber etwas zu mutlose Script ist sicher die Stelle, an der man an erster Linie ansetzen könnte, um den Film zu verbessern, die authentische Atmosphäre, die behutsame Inszenierung, die sich erst im Finale plakativer Action ergibt, und das für einen Film diesen Kalibers hervorragend aufgelegte Darstellerensemble machen Angel schon zu einem kleinen mattschimmernden Juwel des 80er-Jahre-B-Kinos. Aus heutiger Sicht mag der Streifen für 80er-Nostalgiker geeigneter sein als krachbummschepper-Krawall-suchende B-Maniacs, insgesamt recke ich den Daumen nach oben: ein Film, der mehr sein will als nur hirnloses Entertainment und es beinahe auch schafft…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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