Cult of the Cobra

 
  • Original-Titel: Cult of the Cobra
  •  
  • Regie: Francis D. Lyon
  • Land: USA
  • Jahr: 1955
  • Darsteller:

    Faith Domergue (Lisa Maya), Richard Long (Paul Able), Marshall Thompson (Tom Markel), Kathleen Hughes (Julia), William Reynolds (Pete Norton), Jack Kelly (Karl Turner), Myrna Hansen (Marian), David Janssen (Rico Nardi)


Vorwort

Abt. Frauen, die zischen, sind giftig

Wenn man an den berühmten Universal-Horror der klassischen Prägung denkt, kommen einem dabei vor allem Dracula (1931) mit Bela Lugosi, Frankenstein (1931) und Die Mumie (1932) mit Boris Karloff, Der Wolfsmensch (1941) mit Lon Chaney Jr. oder Jack Arnolds Der Schrecken vom Amazonas (1954) in den Sinn. Dabei hat Universal innerhalb dieser mehr als 25 Jahre andauernden Erfolgsgeschichte mit dem Gruselfilm mehrere Dutzend Horror-Stoffe auf das Kinopublikum losgelassen. Alleine schon, um die Slots zu füllen – Filme liefen damals eigentlich immer im Doppelpack in den Lichtspielhäusern – brauchte man entsprechende Companion Pieces, die originalen B-Movies, die der Attraktion des Abends, dem Hauptfilm, im Vorfeld die Bühne bereiteten. Cult of the Cobra (1955) ist solch ein B-Movie und lief seinerzeit zusammen mit Jack Arnolds Sequel Die Rache des Ungeheuers, den Nachfolger zum 3D-Hit Der Schrecken vom Amazonas, in den Kinos. Der Film war kein Star-Vehikel, keine große Horror-Attraktion, konnte kein Kult-Publikum hinter sich vereinen und wurde im folgenden auch in der Videothekenzeit und der nachfolgenden Digitalisierung zum Release auf DVD und Blu-ray von Universal eher stiefmütterlich behandelt; in Deutschland ist er bis heuer nicht erschienen. Und alleine das macht ihn auch schon zu gutem Badmovies-Futter…


Inhalt

Für die Soldaten Tom, Paul, Nick, Rico, Carl und Pete neigt sich der Einsatz in Asien dem Ende zu, sie haben die Heimreise nach New York schon vor Augen. Also wollen sie noch einmal etwas erleben und suchen auf dem Basar nach Exotik und Abenteuer. Sie treffen auf den Schlangenbeschwörer Danu, dessen Darbietung sie beeindruckt. Dieser bietet ihnen an, sie auf die heilige Zeremonie eines Schlangenkults zu schmuggeln. Ein gefährliches Unterfangen, mögen die Kultmitglieder doch keine Zuschauer. Dennoch schafft es Danu, die neugierigen G.I.s in Kutten gehüllt in den Tempel zu bringen. Dort werden sie Zeuge eines zeremoniellen Tanzes zu Ehren der Kobra-Göttin. Der angetrunkene Nick lässt sich jedoch hinreißen, das Geschehen zu fotografieren, wodurch die Gruppe von den Kultisten entdeckt wird. Danu wird auf der Stelle getötet, die fliehenden Freunde vom Hohepriester verflucht. Und solch einen Fluch sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nick ist der erste, der den Ausflug bereut und hat eine bissige Begegnung mit der Tänzerin. Er kann zwar im Krankenhaus vor Ort behandelt werden, erhält in der Nacht aber Besuch von einem zischenden Reptil, das die Sache beendet.

Zurück in New York wartet auf Tom eine böse Überraschung: Seine Angebetete Julia hat sich für seinen Nebenbuhler und Zimmergenossen Paul entschieden. Da trifft es sich gut, dass gegenüber die genauso hübsche wie geheimnisvolle Lisa eingezogen ist. Diese gibt sich zwar schüchtern, scheint den Avancen des smarten Werbedesigners aber nicht abgeneigt. Doch es dauert nicht lange, bis der Fluch die Heimkehrer einzuholen scheint. Einer nach dem anderen fällt einem vermeintlichen Unfall zum Opfer, just nachdem sie jeweils Lisa kennengelernt haben. Tom trägt eine rosarote Brille, doch Paul macht sich kundig und vermutet, dass der weibliche, dunkelhaarige Neuzugang etwas damit zu tun haben könnte…

    Besprechung

Die Universal Studios brachten damals nicht nur Instant Classics unter den Horrorfilmen hervor, gerade in den 50ern mussten ja auch die gängigen Double Bills (also Doppelvorführungen) mit einem B-Movie aufgefüllt werden. Wie wir spätestens seit Im Zeichen des Bösen von Orson Welles wissen, müssen das nicht unbedingt minderwertige Lückenbüßer sein. Cult of the Cobra ist allerdings nun kein vergessenes Juwel des 50s Creature Horror, sondern ein netter, kleiner und exotisch angehauchter Gruselfilm. Der Einstieg in Asien stellt damit schon ein kleines Highlight des Films dar, zwar wirken die Sets des Basars und die Kostüme nicht unbedingt hochwertig, aber die angeschlossene Zeremonie um die Schlangengottheit stimmt schon sehr gut auf den nun folgenden realtiv subtil gehaltenen Okkult-Horror ein. Nach der Zeremonie und dem Tod von Nick nach nächtlichem Schlangen-Besuch im Krankenhaus geht es wieder in die Zivilisation des urbanen New York. Und genauso halten nur allzu menschliche Probleme Einzug in das Geschehen.Im Zentrum steht hier nicht nur eine Serie von vermeintlichen Unfällen, der die restlichen Zeugen des rituellen Schlangentanzes nach und nach zum Opfer fallen, sondern vielmehr noch die verhinderte Liebesgeschichte zwischen unserem zum Helden auserkorenen Tom und seiner Angebeteten Julia, die sich in seiner Abwesenheit andersweitig orientiert hat. Tom ist dabei ganz die gute Seele, die Pauls und Julias Glück nicht im Wege stehen will und deswegen auch erfreut über den Zuzug in der Nachbarschaft in Person der genauso schönen wie mysteriösen Lisa, die von gleich auf jetzt auch noch geradezu seine Nähe zu suchen scheint. Eigentlich steht Tom im Mittelpunkt des Interesses, doch kristallisiert sich dann mit der Zeit Paul als Held des Ganzen heraus. Der will seinen Freund aus den Fängen der reservierten Schönheit befreien.

Diese Figurenkonstellation und die sich daraus ergebenden Konflikte halten Cult of the Cobra über seine Laufzeit ganz gut zusammen. Es hilft auch, dass die Protagonisten nicht blind durch die Handlung stolpern, die Serie an Unfällen kommt gerade Tom schnell verdächtig vor. Nur der Umstand, dass die Vorfälle mit dem Auftauchen von Lisa zusammenfallen, erschließt sich ihm nicht so schnell, eben weil er es eben auch nicht sehen will. Dadurch spitzt sich die Lage immer weiter zu, die Reihe der Freunde lichtet sich, bis es augenscheinlich wird, dass zum einen eine Schlange das Zeichen des Unheils darstellt, wie auch Lisas Verbindung zu den Geschehnissen für Paul offensichtlich wirkt, während Tom davor die Augen verschließt, weil er von der dunkelhaarigen Schönheit in ihrem Bann gezogen wird. Die Unfälle, denen die Kameraden zum Opfer fallen, werden immer nur ansatzweise gezeigt, der Schatten einer Schlange verkündet aber uns Zuschauer von Anfang an, in welchem Zusammenhang das zu begreifen ist. Die Spannung ergibt sich dadurch, dass wir anfangs nicht wissen, wer (außer Tom freilich, der ja gleich die Nähe Lisas sucht) dem Fluch der Schlangengöttin als nächstes zum Opfer fällt, und ob sie später von Paul aufgehalten werden kann, bevor sie ihre Rache auch an seinem Mitbewohner und bestem Freund vollzogen hat. Zudem verpasst das Skript seiner Schlangenfrau auf Rachefeldzug sogar eine ambivalente Gefühlswelt, da sie sich in ihrer menschlichen Gestalt wohl tatsächlich zu unserer Hauptfigur hingezogen fühlt. Bei übersichtlichen gut 80 Minuten Spielzeit, von denen wir auch nur eine Stunde in New York verbringen, reicht das aus, um gespannt am Ball zu bleiben, zumal die Inszenierung den gehobenen Ansprüchen eines Universal Horrors genügt, wenn auch die urbanen Sets immer klar als solche erkennbar sind.

Regisseur Frances D. Lyon war eigentlich Cutter, konnte 1948 sogar für seine Arbeit am im Boxer-Milieu angesiedelten Film Noir Jagd nach Millionen mit John Garfield den Oscar einheimsen. Erst Anfang der 50er wechselte er schließlich auf den Regiestuhl, Cult of the Cobra war sein dritter Spielfilm. Der Schnitt des Horrorfilms erweist sich als dementsprechend formidabel, da er es sich sicherlich nicht nehmen ließ, da auch ein Auge drauf zu haben. Aber er beweist genauso einen guten Blick für seine Schauplätze, sodass die eingefangenen Bilder trotz der nicht zu verleugnenden Künstlichkeit doch ziemlich nice aussehen und im besten Fall eine angenehm wohlig-unheimliche Atmosphäre versprühen. Trick- und Maskeneffekte sind dagegen eher spärlich gesät, wohl auch dem geringen Budget als B-Film geschuldet, erfüllen deswegen auch eben nur ihren Zweck, wenn es darum geht, die Schlangenfrau teilweise zu enthüllen – zumeist müssen wir mit einer einfachen Schlangen-Silhouette vorlieb nehmen, was aber auch okay ist. Lyon beweist genügend Fingerspitzengefühl in den Spannungsszenen und Stilwillen in der künstlerischen Ausgestaltung, dass den Augen von 50s-Fans durchaus das Augen umschmeichelt wird.

Im Zentrum des Interesses steht die Schauspielerin Faith Domergue als mysteriöse Lisa, die sich Tom gleichzeitig zugeneigt wie auch in seinen Annäherungen reserviert scheint. Nebenher scheint sie sogar auch noch Gefühle, zugleich für den ihr bereits verfallenen Tom, wie auch seltsamerweise dessen loyalen und engagierten Freund Paul, der danach trachtet, sie zu demaskieren, entwickelt. Sie wirkt in vielen ihrer Szenen etwas neben sich, was die Andersartigkeit ihres Charakters, der einfach so gar nicht in die Großstadt zu passen scheint, noch unterstreicht. 1955 war quasi ihr großes Jahr, beinhaltete neben ihrer Rolle als menschliche (und in ihrem emotionalen Korsett ganz gut menschelnde) Kobra auch weibliche Hauptrollen in Das Grauen aus der Tiefe (mit Effekten von Ray Harryhausen) und in Metaluna IV antwortet nicht. Diese Filme gelten heute sicherlich als Klassiker des naiven 50s-SF-Kintopps, waren damals aber eben nicht mehr als B-Filme. Domergues Karriere versandete im Anschluss bei Gastrollen in TV-Serien. Interessanterweise war sie 1969 noch in Lucio Fulcis buntem Giallo Nackt über Leichen in einer kleinen Rolle zu sehen. Marshall Thompson als Tom hat die meiste Zeit über nicht so allzu sehr viel zu tun, als seiner Faszination für Lisa nachzugeben. Er ist Routinier genug gewesen, um hier nicht zu langweilen, konnte jedoch in späteren Filmen wie Ungeheuer ohne Gesicht, It! Der Schrecken lauert im All oder Rakete 510 meines Dafürhaltens mehr überzeugen. Der über die Laufzeit immer mehr zum Helden mutierende Paul wird von Jack Kelly gespielt, der eigentlich kaum beachtenswerte Rollen ergattern konnte und auch hier eher stattfindet, denn wirklich überzeugend zu spielen. In seinen besten Szenen overacted er ein wenig, was zumindest erheiternd wirkt. Kathleen Hughes spielt seine Verlobte Julia, die Frau, die zwischen Paul und Tom steht. Auch sie darf gegen Ende mal mit Lisa kurz aneinandergeraten, spielt über ihre Funktion hinaus aber keine große Rolle.

Fassung:

Über die Jahrzehnte wurde Cult of the Cobra von Universal leider eher stiefmütterlich behandelt und erst als Teil von verschiedenen Classic Sci-Fi Boxen in den USA auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Nach Deutschland hat es der Film bisher gar nicht geschafft, weder für Kino, TV oder Video. Das ist ein wenig schade, da es die Suche nach dem Film ein wenig erschwert, sollte man nicht auf Importe zugreifen können/wollen. Wer suchet, wird aber auch einen Stream in englischer Sprache (allerdings ohne Untertitel) ohne Probleme finden können.

Fazit:

Wer ein Faible für Universal Horror und die Creature Features der 50er hat, ohne nun besonders auf das „Creature“ an sich zu pochen, denn davon gibt es hier eben nicht sehr viel zu sehen, der kommt bei Cult of the Cobra sicherlich auf seine Kosten. Das ist ein nett atmosphärischer, wenn auch merklich „kostengedämpfter“ B-Film der seriöseren Sorte, mit dem man einen wohlig gruseligen Abend verbringen kann. Der Film profitiert vor allem davon, nicht sehr bekannt zu sein, weswegen er vielen Interessierten sicherlich unvorbelastet und eben auch unbekannterweise vor die Linse laufen dürfte. Und neues Futter ist für Fans ja immer willkommen.


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


mm
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