It! Der Schrecken lauert im All

It! Der Schrecken lauert im All - Das Monstum stapft mit der Frau über der Schulter seiner Wege  
  • Deutscher Titel: It! Der Schrecken lauert im All
  • Original-Titel: It! The Terror From Beyond Space
  • Alternative Titel: It! The Vampire From Beyond Space | The Terror From Beyond Space |
  • Regie: Edward L. Cahn
  • Land: USA
  • Jahr: 1958
  • Darsteller:

    Marshall Thompson (Col. Edward Carruthers), Shirley Patterson (Ann Anderson), Kim Spalding (Col. Van Heusen), Ann Doran (Mary Royce), Dabbs Greer (Lt. James Calder), Robert Bice (Maj. John Purdue), Richard Benedict (Bob Finelli), Richard Hervey (Gino Finelli), Thom Carney (Joe Kienholz), Ray Corrigan (It)


Vorwort

Das war der Planet Mars, wie meine Mannschaft und ich ihn vorfanden. Gefährlich, trügerisch und von etwas heimgesucht, das wir nur als den Tod kennenlernten. Das war es, was uns erwartete nach der Bruchlandung unseres Raumschiffes vor sechs Monaten, im Januar des Jahres 1973. Aber es schienen sechs Jahrhunderte zu vergehen, bis ein Rettungsschiff eintraf, und heute bin ich, Colonel Carruthers vom Weltraum-Kommando der Vereinigten Staaten, als einziger meiner gesamten Mannschaft noch am Leben. Nun fliege ich zurück zur Erde, um meinen Vorgesetzten in Washington Rede und Antwort zu stehen. Und vielleicht erwartet mich dort auch eine Art von Tod…

Wir sehen die Oberfläche des Mars, die Rakete von Colonel Carruthers, die auf der Oberfläche liegt. Die Kamera fährt nach rechts, man sieht dort die aufrechte Rakete der Rettungsmission, zu den Sternen strebend, begierig darauf, die Reise zurück zur Heimat anzutreten.
Auf einer Pressekonferenz in Washington informiert inzwischen ein Sprecher des Weltraum-Kommando die Vertreter der Presse darüber, dass einzig Carruthers von der Besatzung der ersten Mission überlebt hat und sich nun einer Anklage vor dem Kriegsgericht gegenüber sieht. Kein Wunder, dass der nicht gerade überschäumt vor Freude, nun die Heimreise anzutreten.

Das Rettungsschiff ist für den Rückflug zur Erde bereit. Ich werde die nächsten vier Monate mit Fremden verbringen, den Männern und Frauen einer Besatzung, die nur ein Ziel antreibt… mich vor ein Erschießungskommando zu bringen!

Es werden die letzten Vorbereitungen zum Start getroffen und nach den Monaten im All scheint ein gewisser Schlendrian um sich zu greifen, denn durch eine Unachtsamkeit bleibt die Ladeluke offen stehen und das Monster, von dem wir zunächst nur die krallenbewährten Füße zu sehen bekommen, gelangt so an Bord. Nach erfolgreichen Countdown erhebt sich das Raumschiff nun Funken sprühend von der Mars-Oberfläche. Während Carruthers auf den Planeten zurückblickt, beginnt Col. Van Heusen nachzuhaken, fragt nach dem Schicksal der neun anderen Männer und meint, dass genug Beweise vorliegen, dass der Expeditionsleiter mit der Todesstrafe rechnen. Van Heusen hält es für logisch, dass Carruthers die anderen um die Ecke brachte, um mehr Atemluft und Proviant für sich zu haben und seine Chancen für eine Rettung zu verbessern. Doch der hält an seiner Version vom Monster fest. Allerdings hat sein Kollege noch einen Trumpf in der Hinterhand, der seine These stützt, nämliche den Schädel von Frank Canner, dem eine Kugel im Kopf steckt. Von Carruthers erntet er darauf nur betretenes Schweigen.

Beim gemeinsamen Essen ist unter der Mannschaft die Welt in Ordnung. Die beiden Fräuleins räumen ab und die Herren der Schöpfung reißen nebenher chauvinistische Witze. Es wird spekuliert, ob sich Carruthers seine Geschichte nur eingeredet hat, um nicht den Verstand zu verlieren. Col. Van Heusen indes hat sich vorgenommen, aus Carruthers während des Fluges ein Geständnis herauszuholen. Dagegen offenbart Fräulein Ann Anderson ein Herz für Carruthers und bringt ihm was zu Essen. Sie kann ihn dazu bringen, ihr die Geschichte vom Monster noch einmal in allen Einzelheiten zu erzählen (irgendwie müssen wir Zuschauer die ja auch mal zu hören kriegen, gelle): Sie waren auf einer Erkundung auf der Oberfläche. Als ein Sandsturm aufkam, machten sie sich auf den Rückweg zum Raumschiff. Cartwright verschwand als erster. Sie hörten eigenartige Laute, sahendunkle Schemen und schossen. Doch einer nach dem anderen wurde geholt, nur Carruthers schaffte es zum Schiff. Als er später die Umgebung absuchte, gab es von seinen Kameraden keine Spur mehr.

Der Mars ist fast so groß wie Texas. Vielleicht gibt es dort Monster…

Van Heusen passt es natürlich gar nicht, dass Ann, nebenher auch Fräulein seines Herzens, Partei für den vermeintlichen Mörder ergreift. Er offenbart den Ehrgeiz, ein Geständnis, wenn es sein muss, auch mit Gewalt herauszupressen. Wenn er dem Kriegsgericht den Übeltäter samt Geständnis auf den Silbertablett serviert, erhofft er sich, die Karriereleiter unversehens heraufzustolpern. Aber da er Ann einfach nichts abschlagen kann, verspricht er, auf „die Daumenschrauben“ zu verzichten.

Carruthers vertreibt sich gerade die Zeit beim Schachspiel mit den anderen, da hört er aus dem Lager merkwürdige Geräusche. Wir sehen eine Monsterhand, die eine Luke öffnet. Einnige Etagen unter dem Freizeitdeck schaut Kienholz im Ambulanz-Bereich nach, dann noch darunter. Immer noch Geräusche. Ein Schatten. Er steigt ins Lager. Das Monster schlurft auf ihn zu, unbemerkt. dann tötet es ihn. Doch wieder hat es nur Carruthers gehört. Aber jetzt sieht er nach dem Rechten. Keinholtz meldet sich indes nicht mehr zurück. Van Heusen ist skeptisch, doch als Carruthers ihn vergeblich per Bordkommunikation zu erreichen sucht, hat sich die ganze Crew wach und besorgt an der Treppe versammelt.

Wenn das ein Witz ist, lasse ich ihn nach Hause laufen.

Bei der anschließenden Suchaktion schnappt sich das Monster Gino, als der sich im Lager eine Zigarette (Luftknappheit? Weltall? Egal, wir haben die 50er, und ohne Fluppe überlebe ich nicht!) anzünden will. Als sein Bruder Bob nach ihm schaut, findet er nur die angebrochene Schachtel Kippen. Langsam macht sich Angst breit. Jack findet Gino mehr tot als lebendig im Belüftungsschacht, wo das Monster auch über ihn herzufallen gedenkt. Doch Jack kann sich mit Schüssen aus der Pistole retten. In den Gesichtern der Besatzung grassiert die Panik. Sie sichern die Luken der Belüftung mit Granaten. Waffen werden ausgegeben. Bob ist angefressen, weil man Gino nicht aus dem Schacht retten konnte. Und sogar Carruthers und Van Heusen ziehen jetzt an einem Strang, um lebendig zur Erde zu gelangen. Was hat dieses Wesen vor? Ist der intelligente Marsmensch etwa ein Humanoid, ein letztes Überbleibsel einer Mars-Zivilisation, die sich zurück in die Steinzeit gebombt hat?


Inhalt

IT! DER SCHRECKEN LAUERT IM ALL ist ja der Film neben Mario Bavas SF-Gothic-Mär PLANET DER VAMPIRE, dem gerne nachgesagt wird, so etwas wie eine kleine Blaupause für Ridley Scotts ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (1979) gewesen zu sein, jenem epochalem Genre-Meisterwerk das seitdem selbst zahllose Male kopiert wurde. Ridley Scott selbst hat das ja in beiden Fällen stets und vehement dementiert, und wer weiß, vielleicht stimmt das ja sogar und der Engländer kannte weder Bava noch Cahns B-Film vorher. Aber es wird in dieser Frage ja auch immer außer Acht gelassen, dass nicht nur Scott an ALIEN gearbeitet hat. Sicher, ohne seine unaufgeregte Inszenierung wäre der Film vielleicht nicht zu dem Klassiker geworden, der er heute ist, aber produziert hat u.a. Walter Hill, das Drehbuch stammte von Dan O’Bannon (der zeitlebens auch nichts von solchen Koinzidenzien hören wollte), und im Art Department tummelten sich nebenbei noch einige andere Kreative wie Chris Foss, Jean ‚Moëbius‘ Giraud und H.R. Giger, die wie O‘ Bannon selbst auch einiges aus der Vorproduktion der legendären hierüber nicht hinausgekommenen DUNE-Verfilmung von Alejandro Jodorovsky (ich empfehle an dieser Stelle dringlichst die Sichtung der exzellenten Doku JODOROWSKY’S DUNE) hierhin herüber gerettet hatten. Dass also vielleicht auch einer dieser Herren Kenntnisse von IT! und PLANET DER VAMPIRE einbringen hätte können, ist also nicht gänzlich ausgeschlossen. Aber ich schweife ab…

IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE entstand 1958 schon zum Ende der großen Welle an Weltraumfilmen, die 1950 mit den ersten cineastischen Ausflügen Hollywoods ins All mit Kurt Neumanns RAKETE MOND STARTET und Irving Pichels Konkurrenzprodukt ENDSTATION MOND losgetreten wurde. Waren es da noch die ersten Versuche, ins All zu gelangen, handelt IT! jetzt passenderweise von dem Weg zurück zur Mutter Erde, der durch ein fremdartiges Wesen gefährdet wird, das man nun selbst vom Mars mitbrachte. Und auch wenn die Handlung, nämlich ein Alien, das auf begrenzten Raum Menschen meuchelt, sehr an DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT (von Howard Hawks und Christian Nyby, 1951) erinnert, war diese Plotte, wie sie sich darstellte, für diese Zeit frisch und neu. Und dieses Konzept sollte über die nächsten Jahre auch erst einmal wieder in Vergessenheit geraten, in den 60er-Jahren und die 70er hindurch beschäftigte sich Hollywood eher mit „ernster“ Science-Fiction, die Japaner mochten eher größere Monster – die bestimmt nicht in ein so kleines Raumschiff gepasst, geschweige denn es hinbekommen hätten, sich dort zu verstecken – und die Italiener waren dann doch mehr der Weltraum-Oper zugetan (mal abgesehen von Bavas PLANET DER VAMPIRE). Es war tatsächlich erst Ridley Scotts ALIEN (1979), der die Kinogänger wieder auf den Geschmack brachte, sich von Monster aus dem All, die im dunklen von Raumschiff-Korridoren lauerten, zum Gruseln bringen zu lassen, was dann eine bis heute andauernde Reihe von Nachahmern nach sich zog. Damals, also 1958, zur Zeit von IT! blieb so etwas freilich noch aus, entpuppt sich das Endprodukt als zwar reizvoller, aber nichtsdestotrotz erkennbar günstig produzierter Schnellschuss, der das Abebben der Welle an Weltraumfilme sicherlich nicht alleine hätte aufhalten können. Die visionäre Kraft, die Scotts perfekter ALIEN versprühte, ging ihm komplett ab.

Trotzdem kann man mit IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE seinen Spaß haben, für Fans von 50s-SF gehört er eh zum Pflichtprogramm. Das Set-Design ist zwar nicht aufwändig, gibt aber zweckdienlich eine Rakete aus mehreren Decks wieder: das geht oben mit der kleinen Kommandozentrale los, dann geht es zum Aufenthaltsbereich mit Küche, den Schlafkabinen mit Sicherheitsbereich, die Ambulanz und dann das Lager und der Maschinenraum. Dabei erweckt der Aufbau geschickt den Eindruck, dass die verschiedenen Decks, der langen Raketenform angepasst, nicht nur von verschiedener Größe, sondern auch rund seien. Mit der passenden Atmosphäre kann der Film also schon mal punkten. Einziger anderer Schauplatz neben dem Innern des Raumschiffs ist das Gebäude des Weltraumkommandos, das eigentlich nur für die Pressekonferenz und der damit verbundenen Information, dass Carruthers wohl ein Kriegsgericht und Todesstrafe bei seiner Rückkehr erwarten. Lustigerweise ist Van Heusen der einzige, der Carruthers skeptisch und beinahe schon aggressiv begegnet, unter der Crew allgemein wird ihm kaum Argwohn entgegen gebracht.

Dramaturgisch steht im Mittelpunkt eine Dreiecksgeschichte um Carruthers und Van Heusen, die beiden männlichen Alphas, und Ann, die Verständnis für Carruthers hat, aber auch Van Heusens Herzensdame darstellt. Allerdings werden von dem Moment an, wenn das Monster aktiv ins Spiel kommt, die Konflikte, die sich aus dieser Konstellation ergeben, nur noch stiefmütterlich behandelt. Sie werden erst wieder aufgegriffen, als Van Heusen später (von einer Mars-Bakterie infiziert; ein Seuchenherd ist die rote Kugel auch noch, kein Wunder, dass sie mit einer Warnfarbe Besucher doch offensichtlich fernzuhalten sucht) auf der Krankenstation liegt und aus Frust oder Fieberwahn heraus Ann über ihre Beziehung zu Carruthers (ja, der Gute urteilt hier wirklich ziemlich vorschnell) befragt und dann noch den Nebenbuhler beschuldigt, noch einmal jemanden zum Sterben zurückgelassen zu haben. Das sollte, inmitten des Überlebenskampfes der Mannschaft, wohl noch ein bisschen Würze reinbringen und Van Heusen wie auch Ann noch ein paar Textzeilen zuspielen. Denn ansonsten steht von Anfang bis Ende erkennbar Carruthers im Zentrum des Geschehens.

Einen Blick auf das Monster erhaschen wir das erste Mal nach 14 Minuten, wenn eine Gummiklaue die Luke der Belüftungsanlage öffnet. Danach verschwindet Keinholz und allen an Bord ist klar, dass da was im Busch und an Carruthers‘ Geschichte vielleicht doch was dran ist. Wenn darauf der Leichnam gefunden, Gino verschleppt und John letztendlich von dem Vieh attackiert wird, ist klar, dass der Überlebende, den Van Heusen bei Abflug noch zu einem Geständnis drängen wollte, vielleicht doch unschuldig ist. Da das Drehbuch die beiden aber schon als Rivalen etabliert hat, darf der verletzte und eifersüchtige Van Heusen später unseren Helden noch einmal wüst beschimpfen. Denn was die Liebe von Ann angeht, eiert der Film über die gesamte Spielzeit nur ein wenig rum, da auch sie hier nichts Erhellendes beizutragen hat (sowieso haben die Frauen in dieser Geschichte, außerhalb von Verständnis, Beistand und der Erledigung von Hausarbeit, nicht wirklich viel zu sagen oder beizutragen).

Aber zurück zum Monster, dem eigentlichen Grund, warum man sich solche Filme ansieht. Nach 25 Minuten sehen wir endlich mal sein Gesicht, und es sieht nicht gut aus. Zum einen ist es natürlich monströs, zum anderen aber auch sehr schnell als Gummimaske zu erkennen, gerade die Mundpartie der Fratze ist mehr aufgemalt als ausgearbeitet. Wenn das Viech dann nach 31 Minuten in voller Größe durch das Bild stakst, lässt sich ein Grinsen kaum verkneifen. Es ist nur allzu verständlich, dass Regisseur Cahn mehr darauf setzte, es im Zwielicht und Schatten agieren zu lassen, was über die meiste Zeit auch gut funktioniert. Hingegen zum vorhin schon erwähnten DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT von 1951 sind hier allerdings die Fronten recht schnell geklärt. Das Monster, das sich gegenüber den Waffen der Menschen immun zeigt, bewegt sich auf der untersten Ebene und versucht heraufzukommen, kann aber durch die Luke zwischen jedem Modul vorerst aufgehalten werden. Aber selbst wenn diese halten sollte, stellt es eine enorme Gefahr für den Flug dar, kann es dort unten doch den Antrieb lahm legen oder die Treibstoff- und Luftzufuhr beschädigen. Da die Handlungsmöglichkeiten auf dem kleinen Raumschiff sowieso begrenzt sind, ist der ganze Spuk nach nicht einmal 70 Minuten schon wieder vorbei und endet, ganz im Geist der Zeit, mit einer Warnung, solch gefährliches Terrain wie den Mars je wieder zu betreten.

Ein anderer Name für den Mars ist Tod!

Insgesamt ist IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE (ich finde den Original-Titel einfach schmissiger) eine launige, kurzweilige Angelegenheit, die sehr durch ihre Naivität begeistert, aber trotzdem einen nicht ungeschickten Spannungsverlauf aufweisen kann und für die damalige Zeit eine recht innovative Ausgangsposition offenbart. Dennoch sind es vor allem die kleinen Dinge, die dem Fan des 50s-Kintopp wichtig sind. Dazu gehört der ganz offen zur Schau getragene Chauvinismus genauso dazu, wie das knuffige Gummimonster, die einfach gehaltenen Sets und pseudo-wissenschaftliches Technobabble. Wenn sich Gino dann noch an Bord eine Zigarette anzünden will (es dürfte selbst damals schon klar gewesen sein, dass es bei begrenzten Luftvorrat auf solch langer Reise eine gewiss sehr schlechte Idee wäre, sich ungeniert dem Paffen hinzugeben) und man im Schrank, den er öffnet, stangenweise Rauchware erblickt, weiß der Freund der naiven SF-Unterhaltung, dass er hier richtig ist. Da wird auch schon mal die Granatenkiste direkt vor der mit einer Sprengfalle versehenen Luke stehen gelassen, dem Marsmonster wegen seiner Fähigkeit eine Luke zu öffnen Intelligenz zugesprochen oder werden Gasgranaten zum Einsatz gebracht, die der bedauernswerte Gino auf dem Hinflug zum Spaß gebaut hatte, falls ihnen „Dinosaurier auf dem Mars begegnen“.

Edward L. Cahn begann seine Karriere bei den Universal Studios als Cutter, besorgte u.a. den Schnitt zu THE MAN WHO LAUGHS (1928), dessen von Conrad Veidt verkörperte Hauptfigur als Vorbild für Batmans Erzfeind Joker gilt. Er entwickelte sich in den 30er-Jahren zum routinierten Fließband-Regisseur von vornehmlich kriminalistischen Stoffen, bis er von Ende der 30er bis Mitte der 40er zum Stammregisseur der Comedy-Reihe OUR GANG, auch bekannt als THE LITTLE RASCALS (in DE: DIE KLEINEN STROLCHE), avancierte und Dutzende von ihren kurzen Abenteuern inszenierte. Nach dem Krieg drehte er wiederum einige Krimis für MGM und RKO und versumpfte in der Produktion von B-Filmen. Ab Mitte der 50er kamen immer wieder SF- und Horror-Stoffe dazu, wie etwa CREATURE WITH THE ATOM BRAIN (1955), THE SHE-CREATURE (1956), sowie VOODOO WOMAN, ZOMBIES OF MORA TAU und INVASION OF THE SAUCER MAN (alle 1957), weswegen böse Zungen ihn „Edward L. Can’t“ nannten. IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE kurbelte er innerhalb von zwei Wochen im Januar 1958 herunter, und man merkt, dass er durchaus geübt mit solcherlei Stoffen war. Sein hierzulande bekanntester Film ist wahrscheinlich DIE VIER SCHÄDEL DES NATHAN DRAKE (1958). Sein letzter Film war BEAUTY AND THE BEAST (1962), natürlich eine Horror-Variante der beliebten Geschichte. Zwischen diesem Film und IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE lagen zwar nur vier Jahre, aber genauso 31 weitere Filme, zumeist wieder Krimis, die er in rascher Reihenfolge abdrehte. Cahn starb am 25. August 1963 mit 64 Jahren in Hollywood.

Ab IT! war Produzent Robert E. Kent (Mittelnamen waren damals wohl das A und O in dem Geschäft, deucht mir) ein ständiger Wegbegleiter Cahns, er produzierte bis zu dessen Tod alle seine Filme. 1963 schrieb und produzierte er auch den Episodenfilm DAS GIFT DES BÖSEN mit Vincent Price, der vom Erfolg der Poe-Filme von Roger Corman prosperieren wollte. Das Drehbuch zu IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE steuerte Jerome Bixby bei, der auch das Skript zum nächsten Cahn/Kent-Film von 1958, CURSE OF THE FACELESS MAN, verfasste. Er war der Ko-Autor der Vorlage zu DIE PHANTASTISCHE REISE (1966) und durfte sich als Schreiber später auch bei einigen Episoden RAUMSCHIFF ENTERPRISE einbringen. Außerdem schrieb er das Drehbuch zu Richard Schenkmans viel beachtetes SF-Drama THE MEN FROM EARTH (2007), dessen Verfilmung er allerdings nicht mehr erleben sollte. Er starb 1998 im Alter von 75 Jahren in San Bernardino.

In der Hauptrolle des Carruthers ist Marshall Thompson zu sehen. Er gehörte in den 40ern noch zu den aufstrebenden Talenten bei zuerst Universal und dann MGM, arbeitete ab den 50ern aber außerhalb des Studiosystems. Er gab kurz zuvor auch den Lead in Arthur Crabtrees SF-Horror-Schlock UNGEHEUER OHNE GESICHT (1958), wo er mir etwas besser gefiel, was wahrscheinlich auch daran lag, dass die Rolle viel gradliniger angelegt war. Hier fehlt es dem Charakter Carruthers eindeutig an Reibungspunkten, wobei die, die es gibt, im späteren Verlauf immer mehr erzwungen wirken. Rein optisch und vom Habitus passt er aber zur Rolle. Im darauf folgenden Jahr durfte er sich nochmal eine Uniform anlegen und gegen eine Gefahr aus dem All kämpfen, dieses Mal in Form seines sich verwandelnden Astronauten-Bruders in RAKETE 510. Der Film erinnerte stark an Hammers ersten Quatermass-Film SCHOCK (1955) und bildete selbst die Vorlage zu William Sachs‘ PLANET SATURN LÄSST SCHÖN GRÜSSEN/THE INCREDIBLE SHRINKING MAN (1977). Marshall Thompsons letzte Rolle vor seinem Tod 1992 war in MCBAIN (1991) von James Glickenhaus.

Auch Thompsons Konterpart, der ehrgeizige Van Heusen, leidet ein wenig unter dem Skript, dass den Rollen nur rudimentär Persönlichkeit mit auf dem Weg gibt, und Darsteller Kim Spalding gibt sich auch nicht viel Mühe, da Abhilfe zu schaffen. Für Spalding war die Schauspielerei eh nur eine Episode in seinem Leben, die gerade mal elf Jahre andauerte und er mit Rollen vor allem als Cowboy im TV füllte. Er hat sich in seinem Leben auch als Boxer, Fotograf und Automechaniker verdingt. Der eigentlich Zankapfel zwischen Carruthers und Van Heusen ist ja eigentlich Ann Anderson, gespielt von der Kanadierin Shirley Patterson, die ihre Schauspielkarriere nach diesem Film auch bald an den Nagel hängte. Sie spielte 1943 eine Rolle im Serial BATMAN UND ROBIN, hatte auch Parts in den 50s-Trashern PLANET DES GRAUENS (1956), einem SF-Chauvi-Standartwerk von Edward Bernds, und Virgil Vogels DER FLUG ZUR HÖLLE (1957). Sie hatte dementsprechend mit ihrer eindimensionalen Rolle in IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE keinerlei Probleme. Erwähnenswert sind noch die Charaktergesichter von Robert Bice als Maj. John Purdue und Paul Langton als Lt. James Calder, die es wirklich gut drauf haben, besorgt dreinzuschauen.

Im Anzug des Monster steckte der Western-Darsteller und Stuntman Ray „Crash“ Corrigan. Er hatte in den 40ern Hauptrollen in den Republic-Serials THE VIGILANTES ARE COMING und THE UNDERSEA KINGDOM und war nebenher dafür bekannt, in kostümierte Rollen als Affen, vor allem Gorillas (u.a. in BELA LUGOSI MEETS A BROOKLYN GORILLA), zu schlüpfen. IT! THE TERROR FROM BEYOND SPACE war sein letzter Filmauftritt. Da er keine Lust hatte, für das Ausmessen des Anzugs extra nach Kalifornien zu fahren, wurde er quasi blind angefertigt, was nachher zu vorhersehbaren Problemen führte, als Corrigan am Set den Kopf des Kostüms über stülpen sollte. Sein Kinn drückte sich aus den Mund der Maske heraus und wurde schließlich als dessen Zunge angemalt, was im fertigen Film doch ein bisschen komisch aussieht.

IT! DER SCHRECKEN LAUERT IM ALL (um auch mal wieder dem deutschen Titel Raum zu geben) bildet den Auftakt zu Anolis neuer Box „Der Fluch der Galerie des Grauens“, startet die damit vierte und wohl letzte Galerie mit zehn Drive-in Titeln aus den 50er-Jahren. Der Film ist hier auf DVD und Blu-ray enthalten. Der Print ist zwar nicht frei von Verschmutzungen oder Beschädigungen, doch diese fallen nicht weiter ins Auge. Für einen B-Film seines Alters ist das S/W-Bild scharf und im Detail auch noch sehr gut erhalten. Die englische Tonspur ist klar und deutlich verständlich, die deutsche Erstsynchronisation durch Bodo Traber ist mal wieder im Retro-Stil gehalten und über jeden Zweifel erhaben. Als Extras gibt es zwei Audiokommentare, den amerikanischen Kino-Trailer, das dänische Filmprogrammheft als Bilderstrecke und eine Bildergalerie. Außerdem liegt ein Booklet mit einem informativen Text von Ingo Strecker bei, der die Produktionsgeschichte und vor allem die oben schon erwähnte Geschichte um „Crash“ Corrigans Kinn etwas näher beleuchtet. Die Erstauflage von 1.300 Stück erschien am 29. Mai 2020 mit der obligatorischen Sammel-Box, wegen der großen Nachfrage wurde auch noch eine Auflage ohne nachgeschoben. Der nächste Titel der Reihe, DONOVANS HIRN, ist bereits am 30. Juni erschienen und wird natürlich auch demnächst an dieser Stelle besprochen.

Zuallererst ist IT! DER SCHRECKEN LAUERT IM ALL sicherlich als lose Vorlage für Ridley Scotts ALIEN vor allem aus filmhistorischer Sicht interessant, aber auch Liebhaber von SF-Schlock der 50er kommen nicht an ihn vorbei. Er bedient sich dabei der bekannten Elemente wie dem Angst vor dem Unbekannten und reiht sich in die Filme ein, die der Erforschung des Weltraums kritisch gegenüber stehen (sogar die Gefahr durch die Atombombe wird in den Mutmaßungen über eine ehemalige Mars-Zivilisation eingebracht), er ist deutlich ein Kind seiner Zeit. Der Film leidet ein wenig unter seinen unausgereiften Figuren, deren interner Konflikt durch die Anwesenheit des Monsters etwas torpediert wird, kann es aber durch die teils schön eingefangene klaustrophobische Atmosphäre und einige gelungene Spannungsmomente wieder wettmachen. Er beinhaltet eigentlich alles, was die B-Filme dieser Ära ausmacht und kann deswegen auch als guter Einstieg für diesbezüglich bisher eher unbeleckte Filmfans angesehen werden. Ich jedenfalls fand IT!, trotz all seiner Unzulänglichkeiten, rundum sympathisch!


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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