Chopping Mall

Eine Roboterhand hält eine Einkaustasche voll mit menschlichen Körperteilen - Chopping Mall  
  • Deutscher Titel: Shopping
  • Original-Titel: Chopping Mall
  • Alternative Titel: Killbots | R.O.B.O.T. |
  • Regie: Jim Wynorski
  • Land: USA
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Kelli Maroney (Alison Parks), Tony O’Dell (Ferdy Meisel), Russell Todd (Rick Stanton), Karrie Emerson (Linda Stanton), Barbara Crampton (Suzie Lynn), Nick Segal (Greg Williams), Suzee Slater (Leslie Todd), John Terlesky (Mike Brennan), Paul Bartel (Paul Bland), Mary Woronov (Mary Bland), Angela Aames(Miss Vanders), Dick Miller (Walter Paisley), Paul Coufos (Dr. Stan Simon), Arthur Roberts (Mr. Todd), Gerrit Graham (Technician Nessler), Lawrence Guy (Dr. Carrington), Toni Naples (Lead bathing beauty), Mel Welles (Cook), Jim Wynorski (Voice of Killbots)


Vorwort

Ein Einbrecher macht sich nächtens in einem Einkaufszentrum am Schloss eines Geschäfts zu schaffen, da ertönt aus dem Dunkeln ein surrendes Geräusch. Er schaut sich um, alles scheint ruhig. Dann wieder ein surrendes Geräusch. Ein kettengetriebener Sicherheitsroboter nähert sich dem Eindringling, der ihn nun auch bemerkt und mit einem Revolver hinter sich schießend die Flucht ergreift. Doch der Roboter verfolgt unablässig sein Opfer, schon nach der nächsten Kurve hat er den Übeltäter im Visier und streckt ihn mit einem Betäubungspfeil nieder. Der siegreiche Blechkamerad wird in Pose gesetzt, während ein „The End“ und „A Secure-Tronics Production“ sich über das Bild legt. Alles nur ein Werbefilm, in dem die Firma Secure-Tronics im Park Plaza Einkaufszentrum ihre neuesten Sicherheitsroboter, Protektoren genannt, vorstellt. Die Park Plaza Shopping Mall wird als Pilot-Projekt fungieren und soll so werbewirksam zum sichersten Einkaufszentrum des Landes werden.

Am Abend entschließen sich vier Pärchen dazu, in einem Möbel-Geschäft, in dem drei der Jungs arbeiten, nach Ladenschluss eine kleine, private Party steigen zu lassen:
– das Ehepaar Rick und Linda Stanton, sie betreiben ein Geschäft für Autozubehör;
– der kumpelhafte Greg und Kellnerin Suzie;
– der Macho Mike und Verkäuferin Leslie, deren Vater eine Boutique gehört;
– der schüchterne Nerd Ferdy und Kellnerin Allison, die sich erst an diesem Abend von Suzie vorgestellt wurden.
Sie drehen die Musik auf und trinken etwas, und bis auf letztere gehen sie dabei dazu über, sich in eine abgelegene Ecke zu verkrümeln, um ein wenig rumzukopulieren. Allison und Ferdy müssen sich erst einmal ein wenig beschnuppern und schauen ATTACK OF THE CRAB MONSTER. Doch was keiner von ihnen ahnt – das brandneue Sicherheitssystem wurde durch einen Blitzeinschlag durcheinandergebracht, die Roboter haben bereits die überwachenden Techniker getötet und treten ihren nun verschärften Wachdienst in der abgeriegelten Mall an.

Neben den Killerrobotern und den Teenager befindet sich noch die Putzkolonne im Gebäude. Von ihnen erwischt es nun den mürrischen Walter Paisley, der von seinen Kollegen immer veräppelt wird. Der Robo-Wächter erkennt seinen Sicherheitsausweis nicht an und brutzelt den armen Walter darauf mit dem Taser. Dann verlässt Mike den Laden, um sich aus einem Automaten Zigaretten zu besorgen. Als er nicht wiederkommt, schaut Leslie, die inzwischen ihren süßen Arsch wieder in ihrem Playboy Slip verpackt und sich ein Hemd übergeworfen hat, nach und findet ihn mit durchschnittener Kehle neben dem Automaten. Der böse, elektronische Wächter macht nun auch mit seinem Laser Jagd auf sie. Sie läuft kreischend durch die Gänge, doch vor dem kettenbewährten Ungetüm gibt es kein Entkommen, und als die sechs verbliebenen Liebenden (naja, mehr oder weniger, doch zwischen Ferdy und Allison scheint es tatsächlich gefunkt zu haben) sehen, wie Leslies Kopf nach Beschuss direkt vor dem Laden explodiert und das Schaufenster unschön mit Blut besudelt, müssen sie auch die Flucht durch das über Nacht verriegelte Gebäude antreten, eine Flucht, die nicht alle von ihnen überleben werden…


Inhalt

CHOPPING MALL war der damals zweite Film von Viel-Trash-Filmer Jim Wynorski (DEATHSTALKER II – DUELL DER TITANEN, DER VAMPIR AUS DEM ALL) und der erste, den er für Concorde Pictures, der damaligen Klitsche seines Lehrmeisters, des B-Movie-Titanen Roger Corman, gedreht hat. Dessen Frau Julie Corman war von Wynorskis Erstlingswerk DREI ENGEL AUF DER TODESINSEL (welcher eigentlich ein Steuerabschreibungsprojekt war, aber durch seine Qualitäten doch ins Kino gelangte – dazu aber an anderer Stelle mehr) so angetan, dass sie Wynorski, der bisher nur Drehbücher (DIE MÄCHTE DES LICHTS, MUTANT – DAS GRAUEN AUS DEM ALL) verfasst hatte, erlaubte, bei einem Projekt für Concordes Vertriebspartner Vestron Pictures (die hatten ja 1987 unverhofft einen weltweiten Hit mit DIRTY DANCING), auch Regie zu führen, wenn er das Drehbuch verfasste. Die einzige Vorgabe war, dass es ein Horrorfilm sein sollte, in dem Teenager in einer Mall gemetzelt werden sollten (damals waren die Ansprüche von Filmvertrieben scheinbar nicht sehr hoch; bedien einen Trend, hier wohl irgendwas mit Slasher in der Mall, und Du konntest machen, was Du willst).

Wynorki schrieb das Script mit seinem Kumpel Steve Mitchell, als erste Idee spukte dabei eine PHANTOM DER OPER-mäßige Geschichte, die halt in einer Mall spielt, rum. Dann erinnerte sich Wynorski an den Sci-Fi-Film GOG von 1954, in dem die menschliche Besatzung einer Raumstation von dem Supercomputer Nova und seinen beiden Roboterhelfern Gog und Magog bedroht wurde. Das gab den Script, das daraufhin ROBOTS getauft wurde, den entscheidenden Turn. Der Dreh fand dann im Januar 1986 größtenteils in der Sherman Oaks Galleria statt, durch die sich schon Arnold Schwarzenegger in PHANTOM KOMMANDO geprügelt und mit Telefonzellen um sich geworfen hatte. Der Film startete dann unter dem Titel KILLBOTS schon im März 1986 in den US-Kinos, allerdings eher erfolglos. Man nahm ihm daraufhin wieder aus dem Programm und veröffentlichte ihn (um fast 20 Minuten entschlackt) nochmals, dieses Mal unter dem uns bekannten Titel CHOPPING MALL (ja, der macht schon mehr her, stammte angeblich von einem Hausmeister).

Insgesamt gesehen ist CHOPPING MALL sicherlich kein guter Film; die Figuren sind nur rudimentär gezeichnet, der Dialog tendiert klar Richtung cheesy und mit der Logik hapert es an allen Ecken und Enden (mal abgesehen davon, dass die Roboter immer wieder Gelegenheiten ungenutzt lassen, die Gejagten einfach mal über die Klinge springen zu lassen, so menscheln sie schon anfangs, wenn sie wahrhaft hinterhältig die Techniker in der Zentral um die Ecke bringen, sogar zwischen den beiden Morden scheinbar eine Leiche entsorgen). Doch der Film sprintet in seinen nicht einmal 80 Minuten dermaßen flott durch seine dünne Plotte, dass sich Fragen nach Plausibilität gar nicht stellen und keine Zeit für Stirnrunzeln bei manch denkwürdigen Handlungen bleibt. Das Skript nutzt die Bühne immer wieder gewinnbringend dafür, um kleinere Gags (in einem Running Gag etwa klingelt ab und an irgendwo ein Telefon und der Anrufer wähnt sich mit der Auskunft verbunden) mit nackten Tatsachen (nur Kelli Maroney enthält sie uns vor) und kurzen blutigen Einschüben abzuwechseln.

Das ist halt keine hohe Kunst, sondern grundsolide bis trashige Horror-Unterhaltung. Auch das sehr eingegrenzte Setting der Shopping Mall und die einfache Gestaltung der Bösewichte (Roboter haben keine Emotionen, keinen Charakter und müssen auch nicht zwingend miteinander kommunizieren, ihre einzige Motivation scheint, alles, was sich in der Mall aufhält, schlichtweg zu eliminieren) kommen dieser Inszenierung sehr entgegen, das Skript setzt dem Film sehr enge Grenzen, so dass es auch schlicht keine Gelegenheiten lässt, mit irgendwelchen Ausflügen jenseits des Weges abzulenken. Es entwickeltt sich nach dem Tod von Mike und Leslie eine atemlose Flucht vor den Robotern, und hier greift man auf alles zurück, was eben dieses Terrain zu bieten hat, von der Belüftungsanlage als Fluchtweg bis zum Waffengeschäft, um sich für den Kampf gegen die unmenschlichen Angreifer zu rüsten. Dazu gesellt sich ein zwar wenig einprägsamer, aber durchaus passender Synthie-Score, der gerade heutzutage das 80s-Feeling noch enorm hoch schraubt, wenn man den Film zu genießen weiß.

Summa summarum gehört CHOPPING MALL sicherlich zu den besten Filmen von Jim Wynorski, der in seiner frühen Phase mangelnde Kompetenz und Ambitionen noch mit Leidenschaft und Einfallsreichtum kompensierte, weswegen seine ersten drei Filme – eben dieser, davor DREI ENGEL AUF DER TODESINSEL (1984), der ist mein Favorit, und dann noch DEATHSTALKER II – DUELL DER TITANEN (1987) – als unterhaltsamer Horror- und Fantasy-Trash ziemlich gut konsumierbar sind. Als er sich dann auf Video- und TV-Billigkost spezialisierte und großteils nur noch Action- und Erotik-Trash drehte, ging seinen Filmen auch irgendwie der Enthusiamus abhanden, der sie noch in eben den 80ern auszeichnete. In seiner inzwischen knapp 100 Produktionen umfassende Filmografie sind lustigere Ausreißer nach oben, etwa DEMOLITION HIGH (1996) mit Corey Haim und Alan Thicke oder MILITIA (2000) mit Dean Cain, Jennifer Beals und Stacey Keach, eher die Ausnahme. In den letzten Jahren dreht er neben seinen Erotikfilmen dann auch vor allem die billigen Tierhorrorfilme für das Pay-TV (ISLAND OF BEASTS, DINOCROC VS SUPERGATOR, CAMEL SPIDERS – ANGRIFF DER MONSTERSPINNEN) , immer noch für Mentor Roger Corman, der zum größten Teil jetzt auf diesem Sektor sein Geld verdient.

Der Cast des Films agiert zweckmäßig, ohne das irgendjemand großartig schlecht, nervig oder sonstwie negativ auffällt. Zu Hauptdarstellerin Kelli Maroney meinte Wynorski in einem Interview von 2014, dass er sie mal unbedingt daten wollte, und da schien es ihm am einfachsten, einfach mal mit ihr zu drehen. Sie legt keine oscarreife Performance hin, ist aber schon recht schnuckelig anzusehen. Über die männliche Hauptrolle waren sich Steve Mitchell und Jim Wynorski uneins. Mitchell bevorzugte Grinsebacke John Terlesky, aber Wynorski konnte seinen Wunschkandidaten, Sonnyboy Russell Todd als den verheirateten Rick Stanton (der als Inhaber eines Geschäfts für Autozubehör natürlich recht patent ist) durchdrücken. Terlesky geht dafür von den acht Shopping Mall Party People als erster drauf (nachdem er ziemlich erfolglos versucht, Gespielin Suzee Slater als Leslie oral zu befriedigen). Der bekannteste Name im Main Cast dürfte sicherlich Barbara Crampton sein, die es kurz zuvor mit RE-ANIMATOR (1985) zu etwas Bekanntheit gebracht hatte. Sie sollte daraufhin ein Regular von Stuart Gordon werden, sie drehten noch u.a. FROM BEYOND (1986), CASTLE FREAK (1995) und SPACE TRUCKERS (1996). Ihre Rolle als Suzie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie zwar recht sexy ist, aber im Laufe der Flucht leider auch ziemlich nervt. Als Nerd Ferdy ist Ted O’Dell zu sehen, der in den ersten beiden KARATE KID-Filmen (1984/86) eine Nebenrolle spielte. Komplettiert wird das Achtett von Nick Segal als Greg und Karrie Emerson als Mrs. Linda Stanton.

Einige In-Jokes des Films werden von Gastauftritten getragen, so sieht man, wie Dick Miller, ein alter Stammschauspieler Cormans, der auch in vielen Filmen der Corman-Schüler Allan Arkush, Jonathan Kaplan und vor allem Joe Dante zu sehen gewesen ist, als Putzmann Walter Paisley, welches auch der Name seiner einzigen Hauptrolle in Roger Cormans DAS VERMÄCHTNIS DES PROF. BONDI (1960) war, vom Taser eines Roboters zu Tode elektrisiert wird. In der Anfangsszene nach dem Werbevideo treten Regisseur Paul Bartel und Schauspielerin Mary Woronov auf, in den gleichen Rollen, die sie auch in Bartels Kultfilm EATING RAOUL (1982) spielten. Und hier muss ich auch nochmal die Roboter erwähnen, die aufgrund ihres Kettenantriebs gerne mit NUMMER 5 LEBT aus dem selben Jahr verglichen werden (von dem sie aber höchstens eben die Panzerketten übernommen haben), aber eigentlich alleine wegen der Kopfform m.E. recht eindeutig auf die TV-Serie RIPTIDE/TRIO MIT VIER FÄUSTEN zurückgehen, da der dortige Hausroboter Roboz von Team-Nerd Murray fast genauso aussieht (außer, dass er herausstehende Augenknöpfe hat und orange ist). Die Dinger besitzen zwar nur die Persönlichkeit einer kaputten Glühbirne, funktionieren als inhumane, irrationale Gefahr wirklich gut.

Die Blu-ray von Nameless bietet den Film in astreiner HD-Qualität im Breitbild-Format, ohne dass sich Verschmutzungen, Bild- oder Kompressionsfehler sich negativ bemerkbar machen würden. Deutsche wie auch englische Tonspur sind klar und deutlich verständlich, die Musik und auch die Effekte könnten ein bisschen mehr Rumms vertragen, aber CHOPPING MAL war wohl auch schon damals nicht als dynamisches Dolby Sourround Spektakel konzipiert gewesen. Als Extras winken nur der Trailer und ein viertelstündiges Featurette über die Entstehung der Killerroboter mit Jim Wynorski, Steve Mitchell und Robert Short.

CHOPPING MALL ist kein vergessener Klassiker des 80s-B-Horror, aber trotzdem einer seiner unterhaltsamsten Vertreter. Auf 77 Minuten entschlackt kann der Film seine Stärken optimal ausspielen und solch einen Schwung aufbringen, der seine Schwächen, all die Ungenauigkeiten und Fehler, einfach mal nonchalant wegwischt. Wer auf kurzweiligen Horror-Trash steht, den 80ern dazu noch einige Sympathien entgegenbringt und auch mal sehen will, dass Wynorski recht anständige Unterhaltungsfilme drehen konnte, ist hier genau richtig.


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 7


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