Deathstalker II – Duell der Titanen

 
  • Deutscher Titel: Deathstalker II - Duell der Titanen
  • Original-Titel: Deathstalker II
  • Alternative Titel: Deathstalker II - Duel of the Titans | Mystor - Todesjäger II |
  • Regie: Jim Wynorski
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    John Terlesky (Todesjäger), Monique Gabrielle (Evie), John LaZar (Jarek), Toni Naples (Sultana), Maria Socas (Amazonenkönigin), Marcus Woinsky (Cim, der Pirat), Dee Boher (Gorgo, als Queen Kong), Jacques Arndt (Hohepriester), Carina Davi (Amazone)


Vorwort

Vor langer langer Zeit in einem weit entfernten Land…

Schlechte Zeiten für eine junge blonde Hellseherin – aufgrund einer akkuraten Vorhersage ist sie beim örtlichen Könich in Ungnade gefallen. Zwar hat die Königin wie prophezeiht ein Kind bekommen, nur halt leider nicht von ihrem Ehemann. Seit diesem Fiasko bekommt die Seherin nicht mal mehr in drittklassigen Dorfspelunken ein geschäftliches Bein auf den Boden, und die Soldaten des Königs sind nur zu gern bereit, einem amtlichen Rauswurf durch die ein oder andere Handgreiflichkeit Nachdruck zu verleihen. Doch dem Mädel kommt der Zufall in Form des gut gebauten jungen Herren mit dem sperrigen Namen Todesjäger zu Hilfe. Der gibt zwar zu Protokoll, dass er prinzipiell nichts dagegen hat, Frauen zu verhauen, wenn sie’s verdient haben, aber vier gegen eine erscheint ihm unsportlich. Es kommt zu einer größeren Keilerei, und an deren Ende müssen Todesjäger und das Mädel, das sich als Evie vorstellt, Fersen- bzw. Hufgeld geben (zum Glück hat Todesjäger einen reitbaren Untersatz).

In Ermangelung von Barschaft und im Unwillen hinsichtlich etwaiger sexueller Gefälligkeiten revanchiert sich Evie in ihrer Hütte mit einer Gratis-Vorhersage. Und was sieht die magische Kristallkugel? Eine weite Reise, ein großes Abenteuer, und die Gelegenheit, einer bedrängten Prinzessin im Kampf gegen einen bösen Zauberer zur Seite zu stehen. Nicht nur, dass für solcherlei Heldentum gemeinhin eine üppige Belohnung in Aussicht gestellt wird, nein, es bietet sich auch eine geradezu einmalige Chance, so berühmt zu werden wie Conan! Da kann Todesjäger nicht an sich halten und schreitet sofort zum Aufbruch, Evie im Schlepptau.

Der bewusste böse Zauberer ist Jarek, der aus dem Schloss der Prinzessin ein wahres Snake Mountain gemacht hat, so in Punkto Heimeligkeit, und die bewusste Prinzessin ist, das überrascht uns als altgediente Fantasykämpen kaum, niemand anderes als Evie (prinzesslichster Name ever!). Jareks Spezialdisziplin ist nämlich die Anfertigung von unter seiner Fuchtel stehenden Doppelgängern, und so hat er die echte Evie vertrieben und an deren Stelle ein lasterhaftes und menschenfressendes Duplikat installiert. Warum er Evie nicht umgebracht hat? Berechtigte Frage, aber Jarek hat darauf eine Antwort. Seine Duplikate haben momentan noch den kleinen Produktionsfehler, dass sie selbst die Lebensfunktionen einstellen, sobald ihr Original ins Gras beißt. Jarek arbeitet an einer Verbesserung des Prozesses, aber bis dahin darf Evie eigentlich tunlichst nichts passieren. Das vermittelt er auch Sultana, einer Kriegerin, die eigentlich nicht zu Jareks besten Freundinnen gehört, aber durch einen gemeinsamen Feind zu einem Bündnis verleitet wird – Todesjäger, der nach ihren Informationen mit Evie auf dem Weg zu Jarek ist. Keine Sorge, meint Jarek, er hat alles im Griff und bereits einen seiner fähigsten Killer auf Todesjäger angesetzt, Cim, den Piraten, der wiederum so fünf erfahrene Totschläger auf seiner Lohnliste weiß. Nach Sultanas Ansicht sind die Herrschaften zwar ausgesuchte Pfeifen, aber wenn Jarek seinen Willen haben will…

Cim und seine Goons legen einen bildschönen Hinterhalt für Todesjäger, der aber wischt mit seinen Gegnern unproblematisch den Boden auf. Es ist dann halt doch ein Job für eine Frau und zähneknirschend muss Jarek die Eliminierung Todesjägers dann Sultana überlassen. Allerdings hat er ein anderweitiges Erfolgserlebnis, denn er hat ein Tränkchen entwickelt, dass seine Duplikate von der Lebendigkeit ihrer Originale abkoppelt. D.h. man kann nun auch Evie abmurksen, ohne dass seine Ersatzprinzessin ebenfalls verröchelt.

Eine Chance bietet sich, als Evie und Todesjäger einen Friedhof erreichen und TJ sich besonders für ein Mausoleum interessiert. Letzteres ist mit Fallensystemen gespickt, ersteres eine ideale Brutstätte für Jareks neuesten Zauber, die Erweckung der Toten zu neuem Leben. Während Todesjäger also versucht, im Mausoleum nicht ein paar modische Löcher in seinen Körper gestanzt zu bekommen, sieht sich Evie einer Horde Zombies gegenüber… Und das wird nicht das letzte Abenteuer auf dem Weg zu Jareks Schloss sein!


Inhalt

Wir erinnern uns – „Deathstalker“, bzw. „Der Todesjäger“, war ein früher Versuch von Roger Corman, am Sword & Sorcery-Boom mitzuverdienen, den der gute alte Cimmerier Conan losgetreten hatte. Der Film war nicht besonders gut, aber auch nicht ausnehmend schlecht, und weil Corman schon immer jemand war, der etwas, was einmal einigermaßen Geld eingespielt hatte, gern ein zweites Mal breitzutreten bereit war (oder ein drittes, fünftes oder achtes Mal), schob er ein paar Jahre später, jetzt unter dem Banner seiner neuen Firma New Horizons, ein Sequel nach.

Natürlich nur ein Sequel „in name only“, denn handlungstechnisch gibt’s keine Anknüpfungspunkte an den Vorgänger, und den Original-Darsteller des Todesjägers, Rick Hill, mochte Corman auch nicht wieder verpflichtet, statt dessen ging die Rolle an John Terlesky, der in den DTV-Krachern „The Naked Cage“ und „Chopping Mall“ aufgetreten war und später auf die andere Seite der Kamera wechselte, nach einigen Actionkloppern wie „Judgment Day“ und „Chain of Command“ mittlerweile für relativ hochwertige TV-Serien wie „Castle“, „Revenge“, „Agents of S.H.I.E.L.D.“ oder „The Blacklist“ tätig ist.

Apropos Regie. Die ging an Jim Wynorski, und wie wir uns erinnern, war dem 1987 noch nicht alles wurscht, solange er ein paar Möpse abfilmen konnte, sondern tatsächlich eine Art B-Movie-Hoffnungsträger, der mit minimalen Budgets unterhaltsamen Spaß abliefern konnte (siehe den erwähnten „Chopping Mall“, „Der Vampir aus dem All“ und ähnliche Wynorski-Frühwerke).

Wynorskis Story wurde von Neil Ruttenberg in Drehbuchform gebracht. Ruttenberg landete ein wenig später in Full Moons kinderfreundlicher Abteilung und schrieb „Jurassic Kids 3“ (aka „Prehysteria! 3“ und „Magic Island“), steuerte aber auch für „Extreme Ghostbusters“ und die 98er-„Godzilla“-Zeichentrickserie ein paar Scripte bei.

Und, was soll ich sagen, Wynorskis Handschrift erkennt man vom ersten Augenblick – wo der erste „Todesjäger“ sich irrtümlicherweise überwiegend als ernsthaftes Fantasy-Abenteuer zu spielen versuchte, liegt es beim zweiten Teil sofort auf der Hand, dass hier nichts wirklich ernst gemeint ist, „tongue“ definitiv „in cheek“ ist, und die Klischees des Barbaren-/Sword-and-Sorcery-Films hier ordentlich parodistisch durch die Mangel gedreht werden. Eh, und ja, es gibt jede Menge Möpse abzufilmen… (man bräuchte keine Credits, um Jim Wynorski als Regisseur zu enttarnen; wenn während der Tavernenschlägerei zwei Streithähne vor einer barbusigen Tanzschnepfe landen und erst mal einen anerkennenden Blick auf deren hervorstehende Talente werfen, ehe sie sich weiterprügeln, ist das ein so typischer Wynorski-Gag, dass sich jede weitere Visitenkarte des Meisters erübrigt).

Auch sonst orientiert sich Wynorski in Erzählung und Umsetzung in erster Linie daran, ob’s Spaß macht und bringt und nicht an überschätztem Tinnef wie der glaubwürdigen und einheitlichen Gestaltung einer Fantasywelt. So wird der Friedhof, auf dem die Zombies unsere Helden angreifen, fröhlich von christlichen Grabkreuzen (allerdings wesentlich weniger stabil wirken als das, was Eddie Wood bei „Plan 9“ im Studio aufgestellt hat) geziert (und im Mausoleum schwenkt die Kamera genüsslich auf den Grabplatten die Namen diverser Crewmitglieder ab). Eine Analyse der Geschichte verbietet sich unter diesen Voraussetzungen praktisch von selbst – natürlich ist die Story hochgradig episodisch und hangelt sich mühselig verbunden durch Jareks Machenschaften von einem Abenteuer zum nächsten, und wenn das eine Welt ist, in der mittelalterliche Gesellschaften, Zauberer, Zombies, Amazonen und Schweinemonster (Schweinemonster!! Yeah!) nebeneinander existieren, dann ist das halt so. Wynorski nimmt dann auch gerne ein paar Horrormotive mit (die Untoten und die menschenfressende Doppel-Prinzessin), ohne sie dominieren zu lassen oder durch übertriebene Splattereien den „good natured fun“-Ansatz zu verderben.

Auch die Einstellung zum Thema Sex ist deutlich freundlicher als beim doch sehr vergewaltigungsfreudigen Vorgänger – ja, es gibt einiges an nackten Tatsachen der erfreulichen Art, aber praktisch ausschließlich im Zusammenhang mit Spaß und „positiver“ Attitüde. Jimbo mag alles mögliche sein, aber echte Misogynie kann man ihm sicher nicht vorwerfen (Sexismus sicher, aber das ist ja erst mal was anderes).

Mit 77 Minuten Spielzeit im Director’s Cut (juxigerweise vier Minuten kürzer als die ursprüngliche Kinofassung) übertreibt Wynorski auch nicht. Das ist charmant kurz genug, um keine Längen aufkommen zu lassen und letztlich auch nicht darüber nachdenken zu lassen, ob der Streifen letztendlich überhaupt einen echten Plot hatte (nicht alles, was er erzählt, ist jedenfalls zwingend notwendig für den Fortgang des Treibens, so z.B. der anfänglich aufgeworfene Punkt, dass die Duplikate von der Lebendigkeit ihrer Originale abhängig sind. Bis das tatsächlich praxisrelevant werden könnte, hat Jarek diesen Schwachpunkt seiner Doppelgänger bereits ausgemerzt). Die Action ist an und für sich nicht der Rede wert – die beginnende Kneipenprügelei könnte auch aus einem Bud-Spencer-Film stammen, aber der Schlusskampf zwischen Todesjäger und Jarek ist ein Stückchen besser als erwartet (wohingegen der parallel stattfindende Massenkampf wieder deutlich macht, dass nur ein Bruchteil der Statisten eine ungefähre Vorstellung davon hat, was man mit einem Schwert so anstellen kann). Natürlich hat’s der guten alten FSK für eine 18er-Freigabe gereicht, was aus heutiger Sicht bestenfalls als lächerlich gesehen werden kann.

Fotografiert hat den ganzen Krempel, der wieder in Argentinien, Cormans bewährten Jagdgründen für seine Fantasy-„Epen“, gedreht wurde, Leonard Solis, der auch den ersten „Deathstalker“ und „Wizards of the Lost Kingdom“ auf Zelluloid bannte. Er macht das geschäftsmäßig – hier wird keine Kunst betrieben, sondern gnadenloser Kommerz… Den Score besorgt B- bis Z-Movie-Soundtrack-Legende Chuck Cirino in seinem bewährten Stil, den man mag oder nicht, ein paar zusätzliche Themes steuert der zukünftige A-Lister Christopher Young („Spider-Man 3“, „Drag Me to Hell“, „The Grudge“, „Sinister“) bei.

Wie üblich nun noch die Worte zum immer wieder erfreulichen Thema Schauspielerei. John Terlesky ist tatsächlich eine enorme Verbesserung gegenüber dem recht tumben Rick Hill. Terlesky bringt eine sympathische, natürliche Ausstrahlung mit und ist auch kein typischer Bodybuilder, auf dessen Bizeps man Fußball spielen könnte. Klar, er hat einen trainierten Körper, ist aber kein Steroidmonster, sondern einfach ein sportlicher Typ mit menschlichen Proportionen. Und was die augenzwinkernde Grundeinstellung des Films betrifft, kommt er damit bestens zurecht. Wie auch Monique Gabrielle (direkt vom Dreh von „Emmanuelle 5“), die auch einfach einen natürlichen Charme besitzt und auch willens ist, sich nicht nur über ihre Brüste, sondern auch über „goofyness“ zu definieren (das bewies sie etwas später auch unter Fred Olen Rays Regie in „Evil Toons“, wo sie die bebrillte „Nerd“-Figur spielte). John LaZar, auch später von Fred Olen Ray in „Attack of the 60-Foot-Centerfold“ beschäftigt, ist ein launiger Bösewicht (und auch eine deutliche Steigerung zu Bernard Erhard im ersten Teil. Für zusätzliche Sexiness sorgt Toni Naples („Dinosaur Island“) als Sultana. Einen Gastauftritt absolviert Dee Booher (gefürchteter Monster-Heel im Roller Derby und im Wrestling, dort primär in „G.L.O.W.“ – dem Original, nicht der kritikerseits geliebten Netflix-Show).

In Deutschland firmierte der Streifen in seiner Videoinkarnation unerklärlicherweise als „Mystor“ (der einzige plausible Grund, der mir dafür einfällt, ist, dass man sich womöglich an den Erfolg der Fantasy-Heftromanserie „Mythor“ anhängen wollte). Nun hat der Film seinen Originaltitel zurück und wird von Daredo in einem hübschen Mediabook für wenig Geld verhökert. Der Konsument bekommt neben der Blu-Ray des Director’s Cut (mit Audiokommentar von Terlesky, Wynorski und Naples) die DVD mit der etwas längeren Kinofassung sowie ein hübsch bebildertes Booklet. Kann ich guten Gewissens empfehlen – Bild- und Tonqualität der Blu-Ray sind solide und dürften das Optimum darstellen, was man aus einem dreißig Jahre alten B-Filmchen herausholen kann.

„Deathstalker II“ ist also ein weiteres schönes Beispiel für Wynorski at his best – mit Spaß und Frohsinn am Werke und willens, dem Publikum den bestmöglichen bang for the buck zu bieten, ist der Streifen ein echter Spaßbringer und auf jeden Fall einer der beabsichtigt unterhaltsamsten Fantasy-Klopper aus der Corman-Werkstatt. Für Teil 3 und 4 wurde dieser Comedy-Ansatz leider nicht beibehalten, aber das mindert den Fun, den man mit *diesem* Film haben kann, nicht im Geringsten – ein echtes Vergnügen für den B-Film-Fan von Welt…

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 8


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