- Deutscher Titel: S.A.S. Malko - Im Auftrag des Pentagon
- Original-Titel: S.A.S. à San Salvador
- Alternative Titel: Terminate with Extreme Prejudice |
- Regie: Raoul Coutard
- Land: Deutschland/Frankreich
- Jahr: 1983
- Darsteller:
Miles O’Keefe (Prinz Malko Linge), Raimund Harmstorf (Enrique Chacon), Dagmar Lassander (Maria Luisa Delgado), Anton Diffring (Peter Reynolds), Catherine Jarret (Rosa), Monika Kälin (Pilar), Alexander Kerst (David Wise), Sybil Danning (Gräfin Alexandra Vogel)
Vorwort
Im Filmbusiness waren Verfilmungen von erfolgreichen Literatur-Klassikern oder auch zeitgenössischen Roman-Reihen von jeher schwer angesagt, da diese schon eine fertige Geschichte und im besten Fall ein großes, zahlungswilliges Publikum mitbrachten. Manche Roman-Reihen brachten es gar zu Filmreihen oder begründeten ganze Subgenres. Der italienische Giallo etwa bezog sich in der Namensgebung auf die gelb beumschlagten Krimi-Romane des Verlags Mondadori. Aus den Büchern des britischen Autoren Edgar Wallace entstand in Deutschland vom Ende der 50er- bis zum Anfang der 70er-Jahre eine sehr erfolgreiche Filmreihe, die u.a. im Ausland als German Grusel bekannt wurde, welcher wiederum auch etwa die DR. MABUSE-Reihe umfasste. Ein weiterer, einer eher niederen Gattung der Literatur entsprungener Trend war die Verfilmung von Groschenromanen. Die deutschen bedienten ihr Publikum mit JERRY COTTON und später in internationaler Kooperation mit KOMMISSAR X (auf Spielfilmreihen zu JOHN SINCLAIR, PERRY RHODAN oder LARRY BRENT warten wir hier immer noch vergebens). In Frankreich hingegen waren Polizeiromane der Reihen FLICS DE CHOC und BRIGADE MONDAINE sehr beliebt, so dass man hierfür Filme für TV und Kino realisierte. Deutsche und französische Leser einte eine Vorliebe der Groschenromane um die Abenteuer des Agenten MALKO aus der Feder Gérard de Villiers, sodass sich die CCC-Filmkunst von Produzent Artur Brauner mit der französischen Elephant Productions und dem Kinobetreiber Union Générale Cinématographique, kurz UGC, zusammenschloss, um S.A.S. MALKO – IM AUFTRAG DES PENTAGON zu realisieren, der dann 1982 in die Kinos kam.
Langer Rede kurzer Sinn, X-Cess Entertainment veröffentlichte vor einiger Zeit S.A.S. MALKO als HD-Premiere im Mediabook. Und da dem Film ein gewisser Ruf vorauseilt, kam ich nicht umhin, dem auf dem Grund zu gehen.
Inhalt
Der österreichische Prinz Malko Linge macht sich gerade bereit, im ausladenden Wohnzimmer seines Schlosses die Gräfin Alexandra von und zu vögeln, da klingelt das Telefon und stört die traute Zweisamkeit. Es bleibt ihm keine andere Wahl, als den Anruf anzunehmen und die Gräfin statt zwischen die Beine vor den Kopf zu stoßen, denn sein Job als Geheimwaffe der CIA für pikante Fälle finanziert schließlich sein herrschaftliches Anwesen. In San Salvador (in der deutschen Version wird dies, wegen der prekären politischen Lage zum damaligen Zeitpunkt, unter den Teppich gekehrt, weswegen die deutsche Synchronisation stellenweise stark sinnentstellend ausgefallen ist) wurde der politisch aktive Erzbischof Óscar Romero von dem Söldner Enrique Chacon erschossen. Dieser war dort eigentlich im Auftrag des CIA unterwegs, um die dortigen Freiheitskämpfer im Zaum zu halten. Malko wird nun von CIA-Abteilungsleiter David Wise nach San Salvador entsandt, um Chacon davon zu überzeugen, das Land zu verlassen. Sein Verbindungsmann in der amerikanischen Botschaft von El Salvador ist Walter Dallas. Im Hotel lernt er den US-Fotografen Peter Reynolds kennen, der ihn mit Chacons Ex-Freundin Elena bekannt macht. Doch Elena überlebt nicht lange genug, um ihn ans Ziel zu bringen. Seine nächste Anlaufstelle ist der einflussreiche Martinez, der allerdings unbedingt das Land verlassen will. Doch dessen Nichte Pilar verabredet sich mit dem gutaussehenden Agenten zu einem Besuch in einem Nachtclub, in dem er Chacons aktuelle Bettgespielin Maria Luisa kennenlernt. Durch sie erhofft sich Malko endlich Chacon aus seinem Versteck locken zu können. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht, denn irgendjemand auf Malkos Seite spielt ein doppeltes Spiel. Weitere Menschen sterben und der smarte Österreicher gerät gar ins Visier der Rebellen. Widerwillig greift der Feingeist dann doch zu den Waffen…
Besprechung:
Mit S.A.S. MALKO – IM AUFTRAG DES PENTAGON hatte man wohl vor, das, im Schatten der Doppelnull verdorrte, Eurospy-Genre mal wieder ein wenig mit Leben zu füllen. Allerdings musste dies wohl im gleichen finanziell eng gesteckten Rahmen geschehen, wie man sie eben von den Produktionen der CCC-Filmkunst, etwa etlicher Jess-Franco-Filme der 70er-Jahre, kennt. Sprich, man wollte aus wenig Monetas Investition einen möglichst großen Gewinn abschöpfen. So weit, so normal, denn auch die BRIGADE MONDAINE-Filme konnten mit einer leicht verdaulichen Mischung aus Sleaze, Exotik und ein wenig Gewalt im ökonomisch sinnvollen Rahmen scheinbar genug Knete einfahren, um gleich derer drei zu rechtfertigen. Dem Abenteuer des österreichischem Groschenromanagentenprinzen liegt dasselbe Konzept zu Grunde. Malko wird gleich als jemand eingeführt, der die schönen Dinge des Lebens und vor allem die holde Weiblichkeit zu schätzen weiß. Also ist er folgerichtig in San Salvador nicht daran interessiert, irgendwelche finsteren Typen zwecks Informationsgewinnung zu traktieren oder des Nächtens den Einbrecher zu geben, um in Aktenschränken oder hinter Tresortüren brisante Dokumente zu finden. Viel mehr lässt er seinen Charme spielen und wartet darauf, dass ein Vögelchen anbeißt und ihn ganz von selbst den Weg in die richtige Richtung weist. Malkos Ermittlungen erscheinen dann auch mehr halbherzig, unser Held damit an sich erstaunlich passiv. Diese gewaltlose Herangehensweise hat aber auch ihren Preis, kostet immer wieder Menschen, die ihm helfen oder auch nur helfen könnten, wenig verwunderlich, das Leben. Elena überlebt keine Nacht, nachdem sie mit ihm unter die Dusche gestiegen ist. Und als Malkos Charme bei Maria Luisa versagt, tut er einfach so, als sei dem nicht der Fall, erzwingt vor dem Vorhang zum Fenster ein Schattenspiel, das Chacon vor dem Hotel mit verfolgt und dies später mit der Liquidierung seiner Geliebten quittiert. Es türmt sich ein beachtlicher Haufen an Leichen um den passiven Agenten, da verwundert es kaum, dass ihn Rebellenführerin Rosa später für einen amerikanischen Lakaien des Regimes hält. Der Austrian Lover stolpert geradezu durch dieses Abenteuer, was sich erst ändert, als er die Identität des Verräters offenlegen kann (wir wussten es bei der Sichtung schon nach 30 Minuten, wer ihn später verraten wird). Im Finale dann wird es selbst Malko zu bunt, und er greift selbst zur Waffe, um Chacon gegenüberzutreten.
Die Abneigung des Agenten auf Abruf gegen Waffen stammt wohl tatsächlich so aus den Groschenromanen. Malko wird eher als feinfühliger Diplomat beschrieben (wovon im Film eher nichts zu merken ist), denn als risikofreudiger Draufgänger. Das Drehbuch zu S.A.S. MALKO – IM AUFTRAG DES PENTAGON schrieb mit Gérard de Villiers der Autor der Vorlage selbst. Wenn ich vom Film auf die Romanreihe schließen müsste, könnte diese möglicherweise in ihrem Hang zum Kitsch und Sleaze sicherlich mit Erotik- und Liebesromanen näherkommen als den „normalen“ Agentenkrimis. Tatsächlich sollen einige Teile der Reihe hier in Deutschland indiziert worden sein, weswegen wohl einige der Romane hier nur, teils sinnentstellend, zensiert erschienen sind (oh, ich muss mir unbedingt mal welche davon besorgen). Dies ließe auch auf eine gewisse Explizität in der sprachlichen Darstellung schließen, sei es nun Sex und Erotik oder Gewalt. Oder beides. Es gab tatsächlich knapp zehn Jahre später einen weiteren filmischen Auftritt der Figur Malko, in EYE OF THE WIDOW (1991) von Andrew W. McLaglen (DIE WILDGÄNSE KOMMEN, SPRENGKOMMANDO ATLANTIK). Die Hauptrolle übernahm hier Richard Young, den meisten wohl bekannt als der Grabräuber am Anfang von INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG, der dem jungen Indy nach einer Verfolgungsjagd seinen Hut schenkt.
In S.A.S. MALKO – IM AUFTRAG DES PENTAGON übernahm nun Miles O’Keefe, eigentlich studierter Psychologe und College-Footballer, der kurz zuvor als TARZAN – HERR DES URWALDS (1980) an der Seite von Bo Derek bekannt wurde. Er blieb der Schauspielerei danach erst einmal treu, auch wenn er selbst sagte, dass Schauspielerei eine alberne Art wäre, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seine Vita umfasst 43 Film- und TV-Rollen, den Lesern dieser Seite ist er bestimmt am ehesten als der Barbar Ator geläufig, den er in Joe D’Amatos ATOR – HERR DES FEUERS und ATOR II – DER UNBESIEGBARE (beide 1982) sowie Alfonso Brescias IRON WARRIOR (1987) zum Besten gab. Als Malko Linge empfahl er sich nicht gerade als Oscar-Kandidat. Er stakst die meiste Zeit, ohne eine Miene zu verziehen, im Anzug durch die Gegend, wirkt auch in seinen Liebesszenen irgendwie abwesend. Allerdings wird es erst richtig schlimm, wenn er dann gegen Ende „in Action“ zu sehen ist – er agiert hölzerner als Pinocchio. Raimund Harmstorf als Gegenspieler Chacon hat zwar leider nur recht wenig Screentime, aber der charismatische deutsche Schauspieler gibt auch das Ekel vom Dienst, welches der selbstherrliche Chacon ist, mit viel Verve. Nach seinem Erfolg als DER SEEWOLF (1971) nach Jack London war Harmstorf einer der großen deutschen Stars des europäischen Genrekinos, spielte u.a. die Hauptrolle in BLUTIGER FREITAG (1972) und war beliebter Nebendarsteller in vor allem italienischen Filmen wie NOBODY IST DER GRÖSSTE (1975) mit Terence Hill, EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE (1978) mit Fred Williamson, SIE NANNTEN IHN MÜCKE (1978) mit Bud Spencer oder THUNDER (1983) von Fabrizio de Angelis. Weitere bekannte Gesichter sehen wir mit Dagmar Lassander (FRAUEN BIS ZUM WAHNSINN GEQUÄLT, THE FRIGHTENED WOMAN) und Anton Diffring (DEN TOD ÜBERLISTET, FACELESS), am Anfang und am Ende hat Sybill Danning einen Auftritt als zu vögelnde Gräfin.
Für Raoul Cotard war es der letzte Ausflug auf den Regiestuhl, den er nur viermal besetzte. S.A.S. MALKO – IM AUFTRAG DES PENTAGON war in Frankreich etwas mehr, in Deutschland etwas weniger erfolgreich. Das dürfte ihm aber auch recht schnuppe gewesen sein, denn seine Meriten verdiente er sich als DoP bei Jean-Luc Godard, setzte u.a. seine Filme AUSSER ATEM (1960), DIE VERACHTUNG (1963), ALPHAVILLE (1965) und ELF UHR NACHTS (1965) ins rechte Bild, und Francois Truffaud, für den er u.a. SCHIESSEN SIE AUF DEN PIANISTEN (1960), JULES UND JIM (1962) und DIE BRAUT TRUG SCHWARZ (1968) fotografierte. Zu seinen Arbeiten zählen auch Filme wie Z: ANATOMIE EINES POLITISCHEN MORDES (1969) von Costa-Gravas, DIE KLETTE (1973) mit Lino Ventura und BRENNENDE BETTEN (1988) von Pia Frankenberg.
Fassung:
In Deutschland muss man sich bei dieser Veröffentlichung von S.A.S. MALKO – IM AUFTRAG DES PENTAGON im Mediabook immer noch mit der deutschen Kinofassung begnügen, die aus bereits aufgeführten Gründen um mehr als 10 Minuten an Handlung geschnitten wurde. Das HD-Bild ist von guter Qualität, schmeichelt dem augenscheinlich kostengünstig heruntergekurbelten Film aber nicht wirklich. Die einzige enthaltene Tonspur ist damit auch die deutsche, und die geht genauso vollkommen in Ordnung. Als Extras sind der deutsche Trailer, die geschnittenen Handlungsszenen auf Englisch und einiges an Pressematerial enthalten. Zusätzlich haben Wortvogel Torsten Dewi und Marco Erdmann einen Audiokommentar eingesprochen. Der Booklet-Text (den ich, man vergebe es mir, noch nicht gelesen habe) stammt von Thorsten Hanisch.
Fazit:
Ein großer Wurf ist den Machern mit S.A.S. MALKO – IM AUFTRAG DES PENTAGON wahrlich nicht geglückt. Inhaltlich gebiert sich der Film ähnlich dünn wie ein durchschnittlicher Groschenroman, die Action ist auch ziemlich sparsam über die 85 Minuten verteilt. Trotzdem kann man als Trashfan sehr viel Spaß damit haben – der sleazigen Herangehensweise, der Zeigefreudigkeit einiger Damen und der eher minderbemittelten Inszenierung sei Dank. Und allen voran natürlich Miles O’Keefe für seine an Arbeitsverweigerung grenzende Darbietung wie auch Raimund Harmstorf, der überschwänglich jede Leinwandminute sichtlich auskostet. Keine unumwundene, aber doch eine leicht verklausulierte Empfehlung also.
BOMBEN-Skala: 6
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 06.06.2023