Ator II – Der Unbesiegbare

 
  • Deutscher Titel: Ator II - Der Unbesiegbare
  • Original-Titel: Ator l'invincible 2
  • Alternative Titel: The Blade Master | Ator - The Blade Master | Cave Dwellers | The Return |
  • Regie: Joe D'Amato (als David Hills)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Ator (Miles O´Keeffe)
    Mila (Lisa Foster)
    Thong (Chen Wong)
    Zor (David Brandon (als David Cain Houghton))
    Akronnos (Charles Borromel)
    Hohepriester Boa (Nello Pazzafini (als Robert Black))
    Dorfältester (Donald Hudson)
    Zandor (Osiride Peverello (als Curtis Hershel))
    Wallon (Ned Steinberg)
    Dakkar (Dakkar (Flashback-Footage))


Vorwort

Ach ja, italienische Barbarenfilme sind schon ein spassiges Kapitel der Filmgeschichte… ich hab mich im Review zu Iron Warrior ja schon ausführlich zu der Thematik ausgelassen, ich bitte für die generelle Einführung in italienische rip-off-Mentalität dort nachzuschlagen. Sufficient to say, nach dem Erfolg von Conan fühlte sich so ziemlich jeder italienische Regiedünnbrettbohrer bemüssigt, seine Variante des Themas auf die Menschheit loszulassen, inklusive Konsorten wie Deodato oder Fulci. Natürlich durfte auch Joe D´Amato nicht fehlen – aber Aristide Masaccessi mochte seinen, ähempt, „Anhängern“ sein Barbaren-Debüt Ator The Fighting Eagle (dt: Ator – Herr des Feuers) nicht unter seinem „verkaufsträchtigen“ D´Amato-Label zumuten, sondern legte sich dafür ein neues Pseudo, „David Hills“, zu – verständlich, denn ausser den weltweit abgezählten siebenundzwanzig D´Amato-Fans würde sich vermutlich kein Mensch freiwillig eines seiner Werke zu Gemüte führen, wüsste er vorher, wer der Urheber ist. Der Streifen war schrottig, spielte aber genügend Lire ein, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen und Ex-Tarzan-Darsteller Miles O´Keeffe hatte die Woche auch nix anderes vor und so entstand recht rasch Ator The Invincible, der in seiner Inkarnation als Cave Dwellers einen speziellen Platz im Herzen jedes MST3K-Fans hat und ganz gewiss einer der blödesten Barbarenfilme aller Zeiten darstellt. Hinderte die italienischen Hacks nicht daran, ungefragt zwei weitere Sequels nachzulegen, den oben angesprochenen Iron Warrior (mit O´Keeffe, aber von Brescia) und Ator 3 (dt. Troll 3, ohne O´Keeffe, aber von D´Amato).

Jetzt soll´s aber eben um den zweiten Teil der Serie gehen, vermutlich ob seines ihm vorauseilenden grandios miserablen Rufs wohl auch der bekannteste series entry. Halten wir uns also nicht mehr lange mit Vorreden auf, sondern stürzen uns erwartungsvoll ins Getümmel…


Inhalt

Hallo, Erzähler! Jaa, was wäre ein zünftiges Schundfilmvergnügen ohne einen Erzähler? Eben… unserer informiert uns, dass „tausende Jahre vor unserer Zeit“ die Legende von Ator, dem Rächer der Enterbten, Helfer der Unterdrückten und allgemeinem Do-Gooder entstanden sei (hm, Robin Hood?) – „tausende Jahre vor unserer Zeit“ offenbart sich im übrigen als Urzeit, denn wir sehen verblüffterweise dazu Urmenschen, im besten Neandertal-Look, die sich mit typischen Urmenschenaktivitäten amüsieren, d.h. sie sitzen in ihrer Höhle, sagen „uga-ugä, kauen an Knochen und hängen ansonsten einfach rum. „Schon damals gab es Gut und Böse“, doziert unsere Erzähler und schon stürzen sich andere Neandertaler, mit Speeren bewaffnet, auf die friedlich rumsitzenden Urmenschen und eine fröhliche Klopperei entbrennt, man haut sich mit Knochen auf die Köppe, klaut sich die Frauen etc. pp.. Nett.

Anderswo sind allerdings schon „Zivilisationen wie die unsere“ entstanden und zum Beleg schalten wir um in ein idyllisch auf einem Bergeskamm gelegenes Schloss im besten Renaissance-Stil, von mir Architekturschnösel auf ca. 16. Jahrhundert taxiert. Dort, bzw. in der Höhle darunter (die wie sämtliche weitere Höhlen, die im Filmverlauf noch vorkommen wird, exakt wie die aussieht, in der anfänglich die Steinzeitler rumhockten) hat unser Erzähler, Akronnos von Namen und Universalgenie von Beruf (fragt mich dann BITTE nicht, warum der Erzähler was von „tausende Jahre vor unserer Zeit“ und „Zivilisationen von unserer“ spricht, wenn er eine handelnde Person im sich entfaltenden Drama ist) sein Mad-Scientist-Labor (d.h. ein Tischchen mit diversen bunten Flüssigkeiten in Reagenzgläsern etc.) aufgebaut und sinniert darüber, dass er die ungeheure Energie, die in den kleinsten Teilchen steckt, entdeckt hat – das „Strahlende“. Yeah, sure, dieser Knallkopf hat mit seiner Ausstattung, die einem 30-Euro-Chemiebaukasten sicherlich nicht die Schamesröte ins Gesicht treibt, Atome gespaltet – hätte ich meine suspension of disbelief aufgrund der Tatsache, den Film schon etliche Male gesehen zu haben, nicht mit einem guten Buch nach Mekka die Sonne putzen geschickt, spätestens hier hätte sie schreiend nach einem Strick gesucht, um sich zu erschiessen. Selbstredend ist sich Akronnos darüber im klaren, dass das „Strahlende“ die Menschheit in eine (ich war versucht zu schreiben „strahlende“) glückliche Zukunft führen könnte, aber auch – in falschen Händen – das Ende der Welt bedeuten kann. Ja, so sind sie, die Wissenschaftler der Urzeit, denken nur an das Wohl der Menschheit und erfinden dabei die Atombombe. Well, some things never change. Des weisen Mannes schmuckes Töchterlein Mila (die sich mit einem absolut unpraktischen „Brustpanzer“, der vermutlich in einem früheren Leben mal als Radkappe einen Fiat zierte) schlägt vernünftigerweise vor, das Geheimnis des „Strahlenden“ zu vernichten, solange es noch ein Geheimnis sei, aber in der vorhersehbaren Wissenschaftlerweise lehnt Akronnos ab – „ein anderer würde es früher oder später entdecken“. Well, duh! (Abgesehen davon, dass massgebliche Teile der Weltbevölkerung gerade mal eben das Feuer für eine echt töfte neue Sache hält… – so einige tausend Jahre könnte die Menschheit schon an Zeit gewinnen). Akro-Man führt seiner Tochter das „Strahlende“ vor (das nicht anders aussieht als ein etwas komisch beleuchteter Kristall und gefahrlos angefasst werden kann). Nur einem Mann könne er vertrauen, sülzt Akronnos, und den soll Mila holen – und wer könnte das sein als einer der beiden Meisterschüler des Akronnos, und da einer dieser beiden sich dem Bösen verschrieben habe, bleibt by default nur noch einer übrig – Ator, der muckibepackte Superheld. Und da wir gerade fünf Minuten Zeit haben und Mila die Story noch nicht kennt, kann Akronnos ihr und uns mittels Stock Footage im Schnelldurchlauf die Geschichte des ersten Ator-Filmes erzählen… da diese für unseren heutigen Film sowas von bedeutungslos ist, wie man es sich gar nicht vorstellen kann, nur soviel: Ators Eltern wurden von den Schergen des bösen Dakkar gekillt, der einem Spinnengott Menschenopfer darbrachte, Ator machte sich auf zur Rache und plättete singlehandedly die Spinnenverehrer samt ihrer Gottheit (Italiener LIEBEN es offensichtlich, lächerliche „Riesenspinnennetze“ und „Riesenspinnen“ prominent ins Bild zu setzen, siehe Nuda_per_Satana). Nach Verrichtung dieser heldenmässigen Grosstat schloss sich Ator mit einem weiteren Akronnos-Schüler, dem aus dem fernen Osten stammenden Thong (!) zusammen, um weiter zu trainieren – und schon schalten wir um in Thongs dojo, das verdächtig nach der selben Höhle aussieht, die wir nun schon gut und nahezu auswendig kennen, wo Ator über seine Bauchmuskeln schwadroniert und Thong ihm empfiehlt, er müsse „wie ein Samurai“ kämpfen (argh! argh! argh! Ich will nicht drauf rumreiten, dass „Thong“ offensichtlich ein chinesischer Name sein soll und Samurais bekanntlich japanisch sind – allein der zeitliche Kontext is KILLING me!) Den anschliessenden Freundschaftskampf gewinnt Ator locker (dank der Tatsache, dass er sich unfairerweise zweier Schwerter bedient, die er im Ruhezustand gekreuzt auf dem Rücken trägt). „Du bist schon besser als ich,“ freut sich Thong.

Zurück zu Akronnos und Mila, die sich fragt, wer denn dann der BÖSE Schüler sei. Zor, entgegnet Akronnos, ein böser Mann, der einst Ators Freund gewesen sei, sich dann aber zum Machtmenschen entwickelt habe (hm, Schröder?) und noch schlimmer sei als Dakkar, der Schurke aus dem ersten Teil (gosh!). Wenn man vom Esel spricht, ist er nicht weit und schon fallen Zor und seine mongolischen Horden ein und metzeln Akronnos´ inkompetente Soldateska nieder. Zwei der Krieger packen Akronnos am Kragen (was Mila aus sicherer Entfernung beobachtet), werden aber von Zor, der den alten Knaben ersichtlich respektiert, barsch zurechtgewiesen. Während Mila nun endlich das Weite sucht, drängt sich Zor dem weisen Mann als „Beschützer“ auf und schwelgt schon in Visionen a la „zusammen können wir die Welt regieren“ (als ob das lohnt). Sieht so aus, als wäre Akronnos´ Geheimnis nicht so geheim, wie der Knabe sich das gedacht hat. Jedenfalls fällt Zor auf, dass Mila sich verdünnisiert hat und das findet nicht des Bösmanns Wohlgefallen, also hetzt er seine Schergen hinter ihr her. Mila tritt den Henchmen ordentlich in den Hintern, fängt sich aber einen Pfeil in der Brust ein (das kommt davon, wenn man Radkappen als „Panzer“ trägt und nicht was irgendwie, naja, praktischer konstruiertes). Verwundet schleppt sich Mila durchs Gewölle davon und Zor, der sein Hauptquartier, da Meister D´Amato wohl keine Drehgenehmigung für das Schlossinnere erhalten konnte (was mich nicht überrascht) auf einer Terrasse des Anwesens aufgeschlagen hat, fragt sich, wohin das Girl wohl unterwegs sein könnte.

Na, wohin wohl? Ator und Thong basteln gerade in ihrer Heim-Schmiede ein paar Schwerter, Thong, being oriental and wise and stuff, ist mit der erzielten Qualität unzufrieden, worauf Ator vorschlägt, der Legierung Zink hinzuzufügen. Da stolpert Mila in die traute Heldenhöhle und zusammen. Da ihr der Pfeil noch im Leibe steckt, schreiten Ator und Thong erst mal zu praktischer Chirurgie, d.h. Thong anästhesiert die Bewusstlose (!) mit ein paar übergrossen Salatblättern (!!), die er ihr aufs Gesicht hält, und Ator zieht den Pfeil mit einem Plopp-Geräusch (ungelogen) raus. Indes hat Zor kombiniert, dass Mila zu Ator unterwegs sein müsste, macht sich aber darüber keine gesteigerten Sorgen: „Ator kann mich nicht aufhalten!“ Wetten, dass?

Oder vielleicht doch, denn Ator zeigt sich dem Drängen der blitzgenesenen Mila, sich mit ihr auf die Socken zu machen, erstaunlich unenthusiastisch. Akronnos kann auf sich selber aufpassen, räsonniert Ator, während Thong bunte Flüssigkeiten von einem Reagenzglas ins andere schüttet, auch´n Hobby-Chemiker, der Jung. Überdies könne ja jeder daherkommen und erzählen, Akronnos´ Tochter zu sein, befindet unser blonder Hero – tja, schon dusslig, dass in der Urzeit die Personalausweise noch nicht erfunden waren, also braucht man some other means of identification. Ergo scheuchen Ator und Thong das Mädel in einen per Gitter abgetrennten Teil der Höhle und schliessen sie ein. Nu mach ma, muntert Ator auf, die wahre Tochter des Akronnos müsste sich zu helfen wissen. Weiss sie auch. Innerhalb von fünf Sekunden produziert Mila aus dem sprichwörtlichen Nichts, das sich in der Höhle befindet, Schwarzpulver, legt eine Lunte und sprengt sich frei (was D´Amato Gelegenheit gibt, vollkommen unpassende Explosions-Stock-Footage aus einem italienischen SciFi-Klopper einzuspielen) !! Guess Mila ist frühe Vorfahrin eines gewissen McGyver. Im übrigen ist Mila nicht wirklich sauer über das ihr entgegengebrachte Misstrauen, das durch die Umdekoration der trauten Wohnhöhle unserer Helden aus dem Weg geräumt ist, und gemeinsam macht man sich per pedes auf, Akronnos zu retten.

Dem wird von Zor gerade dessen Haus- und Hof-Zauberer Zandor vorgestellt, der aussieht, als hätte er ein paar Nostradamus-Filme zu viel gesehen. Zandor stellt erst mal auf magische Weise fest, dass Akronnos Zor „hasst wie die Pest“ (tja, eindeutiger Beweis hochmagischer Kapazität) und soll dann für Zor Ator ausschalten. Zandor schüttelt sich ein Zauberpülverchen aus dem Ärmel, salbadert über die „Macht des Bösen“ (wie wär´s mit der „dunklen Seite der Macht?“) und sorgt dafür, dass Ator nebst Gefährten in einem Waldstück von plötzlich aufwaberndem Nebel überrascht werden – der Nebel ist zwar nicht dicker als der, der sich üblicherweise im alten Lindestadion vor Eishockeyspielen aufbaute, aber reicht vollkommen aus, dass die kurzsichtigen Helden die Hand vor Augen nicht mehr sehen und Mila verlustig gehen können. Ator und Tang stolpern in eine (uns erstaunlich bekannt vorkommende, da wieder einmal dieselbe) Höhle, in der mysteriöse „Whuaang“-Geräusche ertönen und die Helden von unsichtbaren Gestalten attackiert werden – yo, those wacky Italians, immer fähig, ein paar Lire für teure Spezialeffekte einzusparen, denn was könnte billiger sein, als wenn Ator und Thong eine gar lustige Pantomimen-Vorstellung geben und so tun, als würden sie von den Unsichtbaren mächtig vermöbelt. Während Mila nun auch in die Höhle stolpert, kommt Ator auf die grandiose Idee, den unsichtbaren Attackierern sein Cape überzuwerfen und sie solchermassen lokalisierbar zu plätten. Mila entdeckt eine Schädelstätte und wird von Neandertalern überwältigt. Zors Verfolgertrupp, der sich bis dato durch erwiesene Unfähigkeit, auch nur einen Grashalm bösartig zu zertreten, ausgezeichnet hat, folgt ihr auf dem Fusse und wird trotz überlegener Bewaffnung aufgrund unterlegenen Intellekts ebenfalls von den uga-uga-gröhlenden Urmenschen gefangengenommen – es erweist sich immer wieder auf´s Neue, dass das Böse erstaunliche Schwierigkeiten hat, kompetentes Personal anzuheuern. Die Gefangenen werden vor den Ober-Neandertaler geschleppt, der nach einem ausführlichen „uga-waga-uga-ugh-uagh“-Dialog entscheidet, sie auf dem nächstbesten Opferaltar zu entleiben. Praktischerweise für den sich anschleichenden Ator killen die Urmenschen zunächst die drei Henchmen (auch hinsichtlich einer noch folgenden Szene schreibe ich hiermit allen tötungswilligen Evildoern der zukünftigen Filmgeschichte ins Stammbuch: wenn ihr die Gelegenheit habt, einen Heldencharakter und ein paar interchangable nonames zu killen – FANGT MIT DEN HELDEN AN, IHR DEPPEN!), bevor Mila auf den Altar wandert – ich persönlich würde dem Mädel noch den (zwar wie geschildert nicht impressiven, aber immerhin vorhandenen) Brustpanzer abschnallen, bevor ich ihr ein Messer in den Leib ramme, aber das bin ja auch nur ich. Jedenfalls gibt das Ator die nötige Zeit, alles aus dem Hintergrund zu beobachten und mittels des ausgeklügelten Plans, zwei Ladykracher in den Raum zu werfen und in Conan-Pose „UAARGH“ zu brüllen, die Urmenschen zu Tode zu erschrecken und Mila zu befreien (nein, und ich weiss auch nicht, woher Ator die Pyrotechnik hat, aber wenn Mila aus Nichts Sprengstoff basteln kann, kann Ator das vermutlich auch). Thong hat indessen den Ausgang aus dem Höhlenlabyrinth entdeckt („wir müssen aber vorsichtig sein, die Urmenschen kennen ihn sicher auch“, sülzt er, wobei mich schon mal stutzig macht, dass er die Urmenschen als solche tituliert und der Satz ansonsten nirgendwo hin führt, da die Urmenschen sich von nun an aus der Handlung total verabschieden).

Zor ist sauer auf seinen Magier und kündigt das Arbeitsverhältnis fristlos, was für den armen Magus fatale Folgen hätte, würde sich nicht Akronnos als Fürsprecher Zandors outen und es so schaffen, dass Zandor lediglich für drei Tage eingekerkert wird und in dieser Zeit einen neuen Plan zur Ator-Vernichtung ausarbeiten soll (auch das soll uns nicht weiter interessieren, da Zandor ebenfalls im folgenden nicht mehr auftauchen wird – aber vielleicht will Zor ja auch nur Akronnos beruhigen und hat Zandor in einem von der Kamera nicht beobachteten Moment doch noch umbringen lassen… möglicherweise will Joe D´Amato uns zum Zwischen-den-Zeilen-Lesen anhalten… andererseits…).

Ator und Freunde sind also back on track (und ich frage mich, wo Ator die Grosshandelspackung Haarspray transportiert, die er braucht, um seine Dauerwelle auch in Stresssituationen in Form zu halten, vermutlich verwendet er Drei-Wetter-Taft), aber dem Helden ist es zu ruhig. Nicht lange, denn schon greift ein ausgesprochen bunt gekleidetes Grüppchen von Samurai-Kriegern (!!) unsere Reisegesellschaft an. Die Angreifer tragen nicht nur schrille Outfits, sondern malen sich auch im Gesicht an – neben einem frühen Black-Metal-Fan mit Whiteface gibt´s auch einen skurillen Gesellen, der sich di rumänische Flagge ins Gesicht gepinselt hat (zumindest sieht dat so aus…). Eine ausführliche, aber wenig eindrucksvolle Kampfszene schliesst sich an, wenig eindrucksvoll deshalb, weil Ator immer die selbe Taktik anwendet, begünstigt dadurch, dass er der einzige ist, der mit zwei Schwertern kämpft und es daher relativ leicht hat, mit einem Schwert den Hieb des Angreifers zu parieren, dessen Schwert zu blockieren und dann mit dem zweiten Schwert zuzuschlagen. Ich würde das unfairen Vorteil nennen, aber bekanntlich dürfen Helden ja alle miesen Tricks anwenden, für die Fieslinge in der Hölle schmoren. Anyway, die Angreifer sind no match für Ator, der noch darüber mosert, dass „Zors Krieger nicht viel wert sind, aber sie halten uns auf“.

Zor unterbreitet Akronnos dieweil ein unmoralisches Angebot. Gelänge es Akronnos, Ator zu überzeugen, Zor in Ruhe zu lassen, würde dem fiesen Warlord dies als Garantie genügen, sollte Ator aber weiter Stunk machen, könnte das für Mila schlecht sein. Akronnos stellt zurecht fest, dass Zor ein lausiger Erpresser ist.

Die Heldengruppe macht Brotzeit und Ator moralisiert, dass die gerade gekillten Angreifer, die, wie wir uns erinnern, nicht viel wert sind, die letzten Überlebenden des von Ator eigentlich geschätzten Hondo-Krieger-Clans gewesen seien, der Clan sei von Zor ausgelöscht worden und die Überlebenden in dessen Dienst gepresst worden. Moralist, der er ist, hat das Ator natürlich nicht daran gehindert, nun aus den letzten Überlebenden die letzten Nicht-Überlebenden gemacht zu haben. Während Thong mit blossen Händen und fröhlich grinsend Fische fängt, sülzen Ator und Mila hochgradig peinliche Dialoge, in denen Ator seine Motivation, den Unterdrückten zu helfen, verrät (eigentlich keine, ausser, dass er es nun mal tut) und Mila probehalber mit ein paar absolut unauffälligen Fragen a la „Geniesst du das Leben?“ eine halbherzige Verführung versucht, to no avail. Nachts, wo´s bekanntlich kälter ist als draussen, wird Thong von Geräuschen geweckt (während Mila und Ator im Tiefschlaf vor sich hin schnorcheln und problemlos gemeuchelt werden könnten) – Thong stellt zwei durchs Unterholz Teenage-Mädchen und scheucht sie zur Nachtstatt, wo sich die Girlies als Flüchtlinge aus „Sulichin“, dem Ort, aus dem Ators Eltern stammen (was, ohne dass ich Ators erstes Filmabenteuer gesehen hätte, reichlich dessen dortige Backstory konterkariert, denn soviel ich weiss, war Ators Daddy doch ein König of sorts und Sulichin wird sich im folgenden als nicht gerade sonderlich, eh, royaler Ort präsentieren). Die blosse Erwähnung, dass „in dem Ort meine Eltern geboren sind“, hilft den Mädchen, den blonden Recken zweifelsfrei als „Ator“ zu identifizieren (man sollte annehmen, dass in einem Ort ab und zu auch mal Nicht-Ator-Eltern geboren werden, aber so ist die Welt…) und ob dieser Tatsache ungefragt daherreden, dass Sulichin von den „Schlangenreitern“ tyrannisiert werden, die zu jedem Vollmond sechs Jungen und sechs Mädchen als Menschenopfer für den Schlangengott verlangen – und da sie keine Lust hätten, Schlangenmampf zu werden, seien sie abgehauen. Als Ator vorschlägt, sie zurück in den Ort zu bringen (nachdem er nonchalant festgestellt hat: „Ah, der Schlangengott der Boa, den kenn ich“ – sollte er, als Henkel der Gekerbten, dann nicht schon irgendwas, naja, heldenmässiges gegen den getan haben?), verduften die beiden Gören umgehend, was ihnen der tapfere Held nicht verübelt: „Ich würde auch niemandem mehr vertrauen.“ Nixdestotrotz machen sich Ator & Co. auf nach Sulichin (vergessen wir also unsere Story und fiedeln mal eben einen bedeutungslosen Subplot ein, der zwanzig Minuten Laufzeit füllt), wo Ator mit dem Dorfältesten Tacheles reden will.

Sulichin entpuppt sich als das mit Abstand armseligste Dorf der gesamten Frühgeschichte, es besteht aus ein paar Hütten (auf Stelzen, was insofern wundert, als Sulichin nicht gerade in Wasser- oder Sumpfnähe, sondern im kargsten Felsgebiet errichtet ist) und Fell-Tipis, in denen vermutlich ein Liliputaner Platzangst bekommen würde, und hat zusammengenommen ca. 30 Einwohner (entweder treibt der Schlangenkult sein Spielchen da schon länger oder das mit den zwölf Opfern pro Monat ist ein sehr optimistischer Approach der Unterdrücker…), darüber hinaus geht gerade ein Generationskonflikt vor sich, denn die jüngeren Dorfbewohner haben begreiflicherweise wenig Bock darauf, geopfert zu werden, während die feigen Älteren auf dem „hauptsache-nicht-wir“-Standpunkt stehen. Ator trifft ein und schlägt sich auf die Seite des kampfeswilligen Jungvolks, aber der Dorfälteste lehnt ab: „Du kannst leicht den Helden spielen“ (wo er recht hat… immerhin protzte Ator gerade, dass er und Thong es mit jeweils hundert Schlangenreitern aufnehmen würden). Thong bemerkt verdächtiges Getue und schleicht sich in eine Hütte, in der Rawani, der eigentliche Dorfälteste vor sich hin siecht und Thong eine Warnung zuröchelt. Zu spät, denn Ator hat bereits den Versöhnungstrunk des amtierenden Dorfältesten akzeptiert und fällt in einer schauspielerischen Glanzleistung bewusstlos um. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich mit Mila (keine Ahnung, wie ihr das passiert ist) und einem der aufmüpfigen Jugendlichen (der aber auch schon wie fast 40 aussieht) an Pfähle gefesselt wieder, denn der hinterhältige Dorfälteste, der sich mittlerweile wohl auch an Händen und Füssen abgezählt hat, dass bei 12 Opfern pro Monat er in acht Wochen recht allein in seinem Dorf rumsitzen wird, hat einen Handel mit den Schweine-, äh, Schlangenpriestern vor. Er bietet Ator, Mila und den bedauernswerten Eingeborenen als Opfer an und bittet sich dafür Verschonung an. Selbstredend haben die Schlangenreiter dafür wenig Verständnis, d.h. sie nehmen Ator & Co. als Opfer natürlich an, verbitten sich aber irgendwelche Händel und schreiten vielmehr dazu, das Dorf zu vernichten, die Männer zu töten und die Frauen zu rauben, was letztendlich so aussieht, dass die Kerle „wild“ durchs Dorf reiten und oft „wraah-wraah“ schreien. Nach ein paar Minuten Herumreiten fällt ihnen ein, dass sie doch tatsächlich etwas mordbrennen wollen und machen Dorf samt Bewohnern dem Erdboben gleich. Ator sieht all dem mit gepeinigtem Gesichtsausdruck zu (soll vermutlich die grosse „Schauspiel“-Szene für O´Keeffe sein, aber dagegen wirkte Jean-Claude van Damme am Kreuz in Cyborg wie jemand, der von der Academy sträflich beim Best-Actor-Oscar übersehen wurde). Dann reiten die Schlangenreiter noch ein wenig sinnlos quer und kreuz durch den veranstalteten, he-hämpt, „mayhem“ (ungelogen reiten die Jungs dreimal in Folge hin und her und schreien dabei, natürlich, „wraah-wraah“). Von Thong ist währenddessen nichts zu hören und zu sehen (was ein erstaunlich schwaches Bild ist, da die Schlangenreiter maximal zu zehnt unterwegs sind und Thong und Ator es doch angeblich jeweils mit 100 dieser Gestalten aufnehmen können… feige Socke). Ator und seine Mitgefangenen werden vor Boa, den Hohepriester des Schlangenkults (der, man verzeihe mir diesen politisch höchst inkorrekten Vergleich, aber es muss gesagt werden, so schwul aussieht, dass Ralph Morgenstern dagegen wie ein Muster-Macho wirkt), geschleppt. Zor, nicht faul, belohnt Boa mit Juwelen und fünf schmucken Girlies zum Opfern, was Boa freut, aber ihn trotzdem nicht dazu veranlasst, Ator rauszurücken, den will er als krönenden Abschluss seinem Gott zum Frass vorwerfen. Ist Zor auch recht, hauptsache, der Muckimann ist aus dem Verkehr gezogen, damit rauscht er ab. Boa verliert keine Zeit und startet die Opferzeremonie, und again, der Schurke würde sich einen Haufen zukünftigen Ärger ersparen, wenn er den tapferen Helden als ersten killen würde, aber nein, erst mal gehen der Reihe nach die hübschen Mädels in die Schlangengrube, in der neben der zwecks Suspense zunächst nicht gezeigten Riesenschlange jede Menge zischelndes Gezücht in Normalausführung herumzischelt und die Mädels ins Kreischen bringt. In einem seltenen Anfall von „Inspiration“ kommen wir sogar in den „Genuss“ einer POV-Aufnahme aus Sicht des Schlangengottes. Wie gesagt, eins der Girls nach dem anderen wird der Riesenschlange geopfert und gefressen, während unsere tollen Helden dumme Gesichter machen – naja, Thong bemüht sich, Ator zu befreien, anstelle, wie es ein ECHTER Held machen würde, die läppischen drei Schlangenanbeter zu killen, damit die Mädchen zu retten UND DANN Ator, der im übrigen auch so aussieht, als könnte er im gefesselten Zustand ein bisschen ass kicken, losbinden. Auch der Jüngling aus Sulichin wird Schlangenfutter und dann geht auch Mila in die Grube und wird dort, wie man so schön sagt, all woman, d.h. sie zieht sich in eine Ecke zurück und flennt (sehr tapfer, sehr tapfer – jede Menge Menschen killen, aber im Angesicht der Riesenschlange dann doch wieder in die „bitte rette mich, oh edler Recke“-Pose zurückfallen). Endlich hat Thong Ators Fesseln aufgedröselt und dann werden die Schlangenpriester auch flott und easy hingemetzelt, inklusive Boa. Ator hüpft in die Schlangengrube und stellt sich dem schröcklichen Untier – und, ehem, die „Riesenschlange“ entpuppt sich als lächerliches Relikt der Augsburger Puppenkiste – es ist nicht schwer, die Führungsdrähte auszumachen, mit denen der „Schlangenkopf“ gesteuert wird. Da dieser „Special FX“ nun nicht wirklich so aussieht, als wäre er sonderlich speziell, muss Ator in purer Eigeninitiative (ganz wie Bela Lugosi in Bride of the Monster) beide Seiten des Kampfes mit der Schlange bestreiten und sich kompliziert in das Reptil eindrehen, um es zu würgen (!) und ihm schlussendlich ein Messer in den „Hinterkopf“ zu stecken, worauf der Schlangengott aus seiner Misery erlöst wird und in den Himmel übelst aussehender Filmmonster einfahren kann. Der Schlangenkult, der offensichtlich nur aus Boa plus seinen zwei Co-Priestern besteht, ist damit offiziell besiegt, aufgelöst und eingesargt und wir können uns endlich, nach diesem hochgradig schwachsinnigen Interludium, wieder unserer (zugegeben nicht viel intelligenteren) eigentlichen Geschichte widmen.

Ator, Mila und Thong stehen vor Akronnos´ Schloss und Ator erinnert sich… „Dein Vater hatte doch mal ein Gerät erfunden, mit dem man fliegen kann!“ (!) „Ja,“ sagt Mila, „das steht noch irgendwo in einer Höhle rum.“ Ator entwirft daher den Plan des Milleniums – „Ihr zwei geht durch den Geheimgang ins Schloss und ich nehme den Flugapparat“. Eeeh??? Wenn´s denn ´nen Geheimgang gibt, wozu der Terz mit der Fliegerei? Rein durch den Gang und erledigt, das Zeuch. Man-o-man. Aber natürlich würde uns das nicht die Gelegenheit bieten, Augenzeugen zu werden, wie Ator mal eben das Drachenfliegen erfindet (und natürlich PERFEKT mit dem Drachen umgeht, als ob Barbaren täglich diesen Sport ausüben würden) – never mind, dass der Drachen in der Totalen verdächtig nach einem absolut handelsüblichen Sport-Drachen aussieht und sich nur in Nahaufnahmen Ators in eine primitive Holz- und Strick-Konstruktion verwandelt. Und never mind, too, dass Ator zwei verschiedene Drachen fliegt – der eine ist plain white, der andere bedient sich noch schmucker modischer bunter Streifen. Während Thong und Mila durch den Geheimgang ins Schloss flitzen, macht Ator einen erstaunlichen fliegerischen Ausflug – der Drachenflieger der Vorzeit kommt weit rum, wenn man die verwendete Stock Footage an Panoramaaufnahmen ins Kalkül zieht – ich meine Aufnahmen des Yellowstone-Nationalparks zu sehen, Alpenpanorama, Schloss Hohenzollern (das offensichtlich Akronnos´ Schloss mimen soll, obwohl es ganz offensichtlich ein vollkommen anderes Schloss ist, als das, das wir bislang gesehen haben), und in einer Totalen sogar mit scharfem Auge eine höchst modern wirkende Stadt. Zors Wachen sind verständlicherweise ob des fliegenden Menschen vollkommen baffled, inklusive Zor selbst und Akronnos grinst: „Wenn du wie Ator wärst, könntest du jetzt auch fliegen.“ Zor haut dem alten Knaben daraufhin gerechterweise ein paar aufs Maul und verliert endgültig die Geduld, schleppt Akronnos in die Keller-Höhle und verlangt ultimativ die Herausgabe des Strahlenden.

Ator bewirft die auf den Zinnen patroullierenden Wachen mit handgemachten „Bomben“ (ARGH!), d.h. er wirft kleine Säckchen ab und auf den Zinnen explodieren vorher dort deponierte Mini-Sprengladungen (die ja nix vom dem Schloss kaputtmachen dürfen) (auf jeden Fall ist nicht ersichtlich, dass dort, wo etwas explodiert, eine von Ators Bomben einschlägt). Keine Kosten und Mühen werden gescheut – sogar einen ungemein „lebensechten“ Dummy schleudern D´Amatos Requisiteure vom Schlossdach. Die Drachenflieger-Aufnahme deutet an, dass Ator irgendwo auf freiem Feld landet, aber das muss eine absolute optische Täuschung sein, schliesslich zeigt uns das nächste Bild, dass Ator direkt auf den Burgzinnen landet (ARGH! Wie kann man nur so wenig aufpassen, ob meine Aufnahmen überhaupt irgendwie aneinanderpassen???) und beginnt, mit seiner patentierten Zwei-Schwert-Methode die bösen Jungs aufzumischen. Endlich hat er sich in die Katakomben vorgekämpft, d.h. wir können endlich zum Endduell Ator vs. Zor übergehen. Zor reklamiert foul play, weil Ator sich mit zwei Schwertern bewaffnet hat (endlich einer, der´s merkt), Ator ist treudoof genug, eins seiner Schwerter wegzuwerfen, dessen sich sofort Zor bemächtigt und nun seinerseits den zahlenmässigen Vorteil an überdimensionierten Brieföffnern auszunutzen gedenkt. Selbstredend ist auch der doppelt bewaffnete Zor kein Gegner für Ator, der ihn schon bald am Boden hat. „Töte ihn nicht,“ warnt Akronnos, „dann wärst du ein Mörder!“ Eh. Ja. Sure. Akronnos will Zor „vor Gericht“ stellen. Selten so gelacht. Ein Runengericht, oder was? Nun gut, Ator lässt von seinem Feind ab, der natürlich sofort die Chance wittert und von hinten auf den davonspazierenden Ator losgehen will, doch bevor er einen fatalen Streich landen kann, klappt er tot zusammen, weil er seinerseits von hinten, ganz heldenmässig halt, von Thong erledigt wird. Wie schon gesagt, fiese Tricks sind immer dann zulässig, wenn sie von den GUTEN verwendet werden. All is happy, all is well, ausser Mila, denn die, ganz offensichtlich (naja, oder auch eher nicht) schwer in Ator verliebt, ist ganz traurig, dass der kühne Recke in die Welt hinausziehen will, um eine „Mission“ zu erfüllen. Nach Erledigung derselben komme er auch gern zurück. „Ich warte auf dich,“ haucht Mila, ganz Frau, „auch wenn du nicht zurückkommst.“

Und dann, gerade als wir dachten, der Film könnte uns nicht mehr erschüttern, überrascht er uns mit einer Stock-Footage-Atombombenexplosion. Dazu sülzt uns Akronnos Kommentar voll: „Ich habe das Strahlende vergraben,“ (was für eine Leistung!), „aber eines Tages wird es wieder entdeckt werden. Möge die Menschheit dann weise genug sein.“ (Naja, vergebliche Hoffnung, wie sich herausgestellt hat). Und dann verrät er noch, auf welche Mission er Ator geschickt hat: Überall dort zu helfen, wo ein Becher der Genervten gebraucht wird, das Böse ausmerzen, wo es sich auch bietet usw. usf. Mir deucht, Akronnos ist das romantische Techtelmechtel seiner Tochter mit dem Helden nicht ganz so recht, weswegen er ihn auf eine never ending story von Mission geschickt hat – da kann Mila lange warten 🙂 Ator reitet also in die Welt hinaus (und wer genau hinsieht, kann im Hintergrund Reifenspuren sehen) und wir sind damit endlich erlöst…

Oh, wo soll man anfangen? Vielleicht mit einem grundsätzlichen Statement – die Stammleser dieser Site werden es sicher mitbekommen haben, Joe D´Amato (in seinen vielfältigen Inkarnationen) ist so etwas wie meine persönliche Nemesis – ich spreche Meister Massaccessi rundweg jegliche Kompetenz auf dem Gebiet des Filmemachens ab, gegen D´Amato ist Jess Franco Orson Welles, und es ist sicher kein Zufall, dass der Maestro gen Ende seiner Karriere dutzendweise Hardcore-Pornos herunterkurbelte (pun not really intended). Das ist an sich kein Verbrechen (zumindest nicht hierzulande), aber es zeigt, dass D´Amato eigentlich mit seinem filmischen Gesamtschaffen selten höhere Ziele anstrebte als aus purem Eigeninteresse nackte Frauen vor seiner Kamera zu haben. Sei´s drum, ein feststehendes Axiom meiner persönlichen Filmtheorie lautet schlicht und ergreifend: „Joe D´Amato kann (bzw. konnte) keinen unterhaltsamen Film drehen“. Aber wie zu jeder Regel, die was auf sich hält, gibt es auch zu dieser eine Ausnahme und die heisst in diesem Falle Ator The Invincible. Nun möge keiner auf die Idee kommen und aus diesem Statement herauslesen, dass Ator The Invincible ein GUTER Film wäre – es handelt sich mit Sicherheit um einen aus handwerklicher, darstellerischer und filmhistorischer Sicht um einen der übelsten Schundfilme diesseits eines Amateuer-Super-8-Films „Familienurlaub auf Norderney“, aber dieser Film überwindet die Grenzen herkömmlicher Schlechtigkeit mühelos und erreicht diesen mystischen Raum jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, für den das Label „so bad it´s good“ ähnliche Aussagekraft hat wie die Behauptung, die Beatles wären in den 60ern eine ganz nette Kapelle gewesen.

Das bedeutet natürlich, dass man eine gewisse geistige Grundeinstellung braucht, um diesem Film angemessen entgegenzutreten, und diese Einstellung muss ungefähr beinhalten, dass man solides Filmentertainment nicht zwingendermassen mit einer Story (von schlüssig wollen wir mal gar nicht reden), Intelligenz und Können aller Beteiligten … verbindet. Diese Grundeinstellung erreicht man am besten, indem man vor den Filmgenuss die Inhalierung eines Sixpacks Billig-Bier von Aldi einschiebt (Qualitätshopfenkaltschale wäre eine enorme Verschwendung). An Ator The Invincible stimmt schlicht und ergreifend gar nichts (und da passt eben wie die Faust aufs Auge, dass nicht mal die Namen, die man uns in Vor- und Abspann nennt, korrekt sind – ich hätte meinen Namen für dieses Werk auch nicht hergegeben, selbst wenn ich nur dem Catering-Assistenten die Brötchen geschmiert hätte). Um mit den weniger dramatischen Punkten anzufangen – man könnte D´Amato ja verzeihen, dass er Ators Background-Story umgestaltet hat, das tun auch grössere Geister, aber ob´s dann wirklich so clever war, den ersten Teil in einem fünfminütigen Flashback noch mal nachzuerzählen, damit´s auch ja auffällt, kann man bezweifeln (ironischerweise soll dieser Flashback die Geschichte des ersten Films plausibler erzählen als der komplette Streifen selbst – kann man als Kompliment sehen, wenn man will). Und ich erwarte nun bei einem italienischen Barbarenfilm gewiss nicht, dass er hundertprozentigen Sinn ergeben muss (ich muss wirklich mal wieder meine Uralt-TV-Aufnahme von Deodatos Die Barbaren raussuchen), aber es ist schon ein starkes Stück, was uns hier vorgesetzt wird – ein drinking game, das einen Schnaps für jeden servierten Anachronismus verlangt, würde spätestens zur Filmhalbzeit den Tod jeder staatlich anerkannten Säuferleber zur Folge haben. Neandertaler, Fellhüttenbewohner, mongolische Horden und Schlösserbauer, auf die König Ludwig II. neidisch wäre nebeneinander in lockerer Laufdistanz, puh, das ist nur schwer zu verkraften (da passt gut ins Bild, dass ein offenbar von solcherlei Dingen unbeleckter Komparse mit einer schicken Sonnenbrille rumläuft), macht aber – oben angesprochenen Voraussetzungen, eh, vorausgesetzt – ´ne Menge Laune (dabei hätte D´Amato das sich so einfach machen können und die ganze Plotte auf einen anderen Planeten oder in eine andere Dimension legen können, und schon wär das mit den ganzen Anachronismen kein richtiges Problem mehr…).

Das, was uns die Verantwortlichen dann aber an wirklicher Geschichte vorsetzen, ist auch nicht gerade nobelpreisverdächtig und selbst dem Maestro persönlich ging irgendwann mal auf, dass es für einen abendfüllenden Spielfilm beim besten Willen nicht reicht, Ator von Punkt A nach Punkt B zu schaffen (was subsequent eigentlich den kompletten Plot darstellt), also wurde der handlungstechnisch vollkommen irrelevante Schlangengott-Subplot eingefügt, der aber, wenn das überhaupt noch möglich ist, noch depperter rüberkommt als die eigentliche Story. Gut, Ihr habt ja den obigen Ausführungen sicher schon entnommen, wie schwachsinnig das alles ist, also Tram drüber und widmen wir uns anderen Aspekten, gibt ja noch genug zu mosern…

Joe D´Amato erweist sich einmal mehr als inszenatorische Dumpfbirne – wie schon in anderen Reviews zu seinen Filmen erwähnt, muss man es vermutlich als Errungenschaft ansehen, wenn der Herr es schafft, die Kamera halbwegs richtigrum aufzubauen – für jemanden, der den Job eigentlich von der Pike auf als Kameramann bei talentierteren Regisseuren gelernt hat, schon ein ziemlich ärmliches Bild, wie einfallslos der ganze Streifen in seiner Optik präsentiert wird – D´Amato vertraut auf maximal drei verschiedene Locations, setzt die immer wieder auf gleiche Art und Weise ins Bild (und untergräbt damit natürlich höchst erfolgreich die eigentlich heraufbeschworene Illusion, dass die prominent abgefilmte Höhle, die eigentlich Hauptdarsteller-Credits beanspruchen könnte, mindestens vier oder fünf unterschiedliche Locations darstellen soll; gleiches gilt für das Waldstück). Die, hüstel, „Sets“, sofern man sie so nennen kann, sind ärmlich und billig (für irgendwelche Set Decorations war ersichtlich keine einzige Lira mehr vorhanden – die aufwendigsten Requisiten dürften Zors Schreibtisch, der Chemiebaukasten, den sowohl Thong als auch Akronnos ihr Eigen nennen, und Ators „Schmiede“ sein – die Ritterrüstung, die vollkommen irrsinnigerweise in Ators Höhle rumsteht, gab´s vermutlich bei einem Kostümverleih gratis zu den Samurai-Trachten) und obwohl wohl tatsächlich in einem echten Schloss gedreht wurde, musste D´Amato sich dort auf Aussenaufnahmen beschränken (ich hätte den Kerl und sein Team auch nicht ins Innere gelassen). Erschreckend dazu die vollkommen willkürlich aneinandergesetzten Stock-Footage-Aufnahmen – die grundverschiedenen Schlösser, die Akronnos Heim darstellen sollen, würde selbst der sprichwörtliche Blinde mit´m Krückstock nicht für ein und dasselbe halten, der Anschlussfehler von Ators Drachen-Landung könnte als abschreckendes Lehrbeispiel im Filmvolkshochschulkurs erste Stunde herhalten (und die ganze Drachenflug-Einlage an sich ist sowas von lächerlich und miserabel gemacht, dass die Schwarte herzlich krachen tut). Vom einzig verwendeten „Spezialeffekt“, der „Riesenschlange“ habe ich schon ausführlich berichtet – dagegen ist Kermit, der Frosch, ein lebensecht animiertes Meisterwerk der Effektkunst. Amateurfilmer würden sich ob solcher Effekte im eigenen Werk sicherlich mit einem Samuraischwert zum gepflegten Harakiri zurückziehen. Keine Frage, das ganze wird dann auch noch bierernst und ohne jeglichen Anflug von Spannung dargeboten, die „Kampfchoreographie“ ist grauenvoll, da immer wieder die selben eineinhalb Moves vorgeführt werden, also keine Chance für auch nur annähernd interessantes Swordsplay und die musikalische Untermalung gibt dem Film dann noch erfolgreich den Rest – grottig-grausigste Billig-Synthi-Plärre.

Als ob das angesichts der geschilderten Umstände eh nicht schon klar wäre, weiss man natürlich, dass man in trouble ist, wenn Miles O´Keeffe der mit Abstand überzeugendste Schauspieler des Ensembles ist. O´Keeffe scheint nämlich im Gegensatz zu manchem seiner Kollegen immerhin zu wissen, dass er kein Talent hat und beschränkt sich darauf, das zu tun, was er halbwegs kann, nämlich seine Muckis (die im Vergleich zum Nachfolger Iron Warrior hier noch durchaus impressiv sind) und seine Fönfrisur spazierenzutragen. Viel Dialog hat er in treuer Conan-Tradition nicht, wofür man vermutlich dankbar sein kann. Hoch anrechnen muss man dem Ex-Bo-Derek-Filmpartner (Tarzan), dass er nach diesem Film von weiterer Zusammenarbeit mit Signore D´Amato absah und letzterer sich für seinen eigenen Ator 3 einen neuen Hauptdarsteller suchen musste.

Lisa Foster (die sich auch nicht hinter einem Pseudonym versteckt, sondern wirklich so heisst und Britin ist) ist durchaus hübsch anzusehen, hat mit Schauspielerei nicht das geringste am Hut und verzweifelt rein charaktertechnisch an der Tatsache, dass sich der verantwortungsvolle Schreiberling (niemand anderes als der Regisseur selbst) nicht wirklich entscheiden konnte, ob Mila nun eine taffe Kriegerin oder doch nur eine aus diversen Bredouillen zu rettende damsel in distress sein soll. Wer weitere hochkarätige cineastische Auftritte von Ms. Foster sucht, kann sich an ihre Performance in der 83er-Verfilmung des Erotik-Klassikers Fanny Hill in der Titelrolle halten.

David Brandon, sicherlich einer der weniger eindrucksvollen Schurkendarsteller der Filmgeschichte (wenn man von der wirklich gemeingefährlichen Gesichtsbehaarung absieht), bringt das Kunststück fertig, in einem Film, in dem eh keiner der Beteiligten auch nur so etwas ähnliches wie Charisma hat, der ausdrucksloseste Darsteller zu sein. Freunde grausamen Actings können den Herren auch in D´Amatos Eleven Days, Eleven Nights, Soavis Stagefright, La Casa 5 und (gosh!) dem vielfach ausgezeichneten Arthouse-Stück Good Morning Babylon (mit Desire´e Nosbusch) bewundern.

Charles Borromel kann man zu den Veteranen italienischen Exploitation-Kinos zählen. In der Vita des Akteurs stehen solch eindrucksvolle Werke wie Endgame, Absurd aka Anthropophagus 2, Caligula II, City of the Walking Dead, ein übliches Assortment an Sandalen-Filmen und, Überraschung, ein bit part in dem charmanten Fantasy-Stück Ladyhawke. Er bleibt darstellerisch blass, d.h. er fällt nicht besonders unangenehm auf, rattert seine Rolle aber auch im Schlafwandel-Modus herunter.

Chen Wong als „Thong“ dürfte vermutlich als der jenige Asiate in die Geschichte eingehen, der die unbeeindruckendsten Martial-Arts-Fähigkeiten sein Eigen nennt. Seine Rolle ist aber auch peinlich, da würde auch Jackie Chan nicht gut aussehen.

Langer Rede kurzer Sinn: Ator the Invincible ist mit absolut tödlicher Sicherheit der peinlichste Barbarenfilm, der jemals gedreht wurde (zumindest was die Filme angeht, die tatsächlich mit dem Hintergedanken gemacht wurden, dass man sie in Kinos oder at least Videotheken zu bringen gedachte, um damit Geld zu verdienen) – ein absolut wahnsinnig stupides Antispektakel, bei dem selbst dem gutwilligsten Beobachter vermutlich nichts positives einfällt, was er über den Film sagen könnte. Wo man selbst einem langweiligeren Ed-Wood-Film immer noch das Herzblut anmerkt, das invetiert wurde, erreicht Joe D´Amato dieses Nirvana der absoluten Inkompetenz ohne auch nur einen Funken Inspiration oder wenigstens Bemühen, einen unterhaltsamen Film herzustellen, zu verbreiten. Während Freunde von seriösen Barbaren-Spektakeln, die harte, vielleicht sogar blutige Action mit spektakulären Kampfszenen erwarten, während der Betrachtung dieses Films vermutlich so manchen Fernsehsessel verspeisen werden, kann eine ordentlich angeheiterte Runde beinharter Trashfans eine Mordsgaudi haben – der Streifen bietet sich für bestens MST3K-Style-Riffing förmlich an, da schlicht und ergreifend alles an diesem Film ein derart unterirdisches Niveau hat, dass man sich, hat man ein Faible für solcherlei Dinge, köstlich amüsieren kann – mit drinking games sollte man allerdings aus angesprochenen Gründen vorsichtig sein – ich will ja nicht für Lebertotalschäden und ernsthafte gesundheitliche Folgen verantwortlich sein.

Man muss sicherlich ein Trashfan sein, um Ator the Invincible „geniessen“ zu können – es ist der stupideste, blödeste, lächerlichste, unfähigste, dilettantischte, zum Brüllen komischte Barbarenfilm der Neuzeit (und inzwischen auch als deutschsprachige DVD neu aufgelegt) – zumindest eins muss man Joe D´Amato lassen: sicherlich vollkommen unbeabsichtigt schuf er ein Werk, das ich mir freiwillig mehrmals ansehen kann: Entertainment completely by accident.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 9


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