Rise of the Animals – Mensch vs. Biest

 
  • Deutscher Titel: Rise of the Animals - Mensch vs. Biest
  • Original-Titel: Rise of the Animals
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  • Regie: Chris Wojcik
  • Land: USA
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Greg Hoople (Wolf)
    Stephanie Motta (Rachel)
    Adam Schonberg (Jake)
    Nikki Preston (Samantha)
    Charles Bigelow (Grandpa)
    Phillip Musumeci (Brian)


Vorwort

Der größte Alptraum einer amerikanischen Vorstadt-Hausfrau sind Probleme mit ihrer Pussy. Und hier haben wir es gleich mal mit solch einem heiklen Exemplar zu tun, übel gelaunt und fauchend, während sich das Blut gegenüber schon im Gesicht verteilt. Aber das Hausfrauchen hat was auf der Pfanne, oder zumindest hat sie eine Pfanne. Mit der sie nun auf das weißhaarige Biest ein kloppt, es in das Spülbecken zurücktreiben und mit einem Knopfdruck zu Püree zerhäckseln kann. Das Blut suppt derart dünn durch die Gegend, man könnte meinen, es wäre eine mediterrane Vorspeise. Daneben bimmelt das Telefon jetzt schon seit einiger Zeit im Hintergrund, aber nun ist endlich Schicht im Schacht, also muss das andere Ende der langen Leitung nicht mehr warten. Es ist der Sohnemann, der wie immer nervt, aber dieses Mal mit Grund, musste er doch gerade miterleben, wie sein Kumpel von einem Hoppel-Häschen getötet wurde, dass jetzt genüsslich an seinem Hals nagt. Doch nun nimmt er das Blag ins Visier, das beherzt dem Ruf der Mutti folgt, die gerade mit quietschenden Reifen im Familienauto vorgefahren ist. Der Junge hetzt Richtung Tür, als das aggressive Feldviech zum Sprung ansetzt… und in der Luft noch blutig zerplatzt. Die Spenderin des Lebens gibt sich alle Mühe, ihre Brut am Leben zu halten. Allerdings hat sie dem rasenden Köter, der, wie von Sinnen, durch das Fenster ins Auto spring, nichts entgegenzusetzen. Es splottert gar deftig und der Blutdurst des domestizierten Jägers ist gestillt. Aber nur kurz, jetzt heißt es für den Neu-Halbwaisen in das Maisfeld stiften zu gehen. Dann ein Schuss. „Gottverdammter Köter“, das Untier scheint erlegt. Bis plötzlich Gebrüll und ein Schrei von einem größeren Raubtier künden. Das kann ja noch heiter werden.

Der Held unserer Geschichte hört passenderweise auf den Namen Wolf (Greg Hooble) und ist neben der Schule Pizzafahrer. Auf seiner letzten Tour sammelt er seinen besten Kumpel Jake (Adam Schonberg) ab, denn heute Abend ist die Premiere von „Baby mit Tollwut“ in 3D! Um es bis Neun ins Kino zu schaffen, müssen sie sich sputen. Doch das Navi spielt nicht mit, und so ist es schon stockduster als sie an einer abgelegenen Hütte ankommen. Hier veranstalten ein paar Mädels ihrer Schule eine angebliche Pyjama-Party, was aber eigentlich heißt, dass sie Bier trinken, laut Musik hören und kickern; echte Party-People eben. An der Tür wird Wolf erst einmal von der ohne Vorwarnung loskotzenden Jessica begrüßt. Gastgeberin Amber begrüßt ihn darauf und begleicht die Rechnung, stilecht mit Scheinen aus ihrem (nicht gerade üppigen oder tiefen) Ausschnitt. Eine Einladung auf ein Bier lehnt Wolf höflich ab, wird aber von Jake, der die Autoschlüssel versteckt hat, doch zum Bleiben genötigt. Am Ende nicht die schlechteste Idee, trifft unser Held nicht nur Kumpeline Rachel (Stephanie Motta), sondern auch seine alte Flamme Samantha (Nikki Preston), die nun in Kanada wohnt, aber zum Geburtstag ihrer Cousine mal reingeschneit ist. Sie hat, durch den Alkohol befeuert, sogar noch was für Wolfi übrig und verzieht sich mit ihm in das Auto, wo er dann leider schon zu früh sein Pulver verschießt.

Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. In der Hütte steht Melissa verkatert am Fenster und starrt mit einem Rehkitz um die Wette. Der anschließende Versuch, es zu streicheln, kostet sie die Hand, das Kitz zersplasht nach einem beherzten Tritt von Wolf an einem Baum. Aus den gerade erwachten Grüppchen genervter Mädels wird, angesichts des blutigen Handstumpens, schnell ein Haufen hysterisch kreischender Weiber. Und plötzlich ist die Hütte von Rotwild umzingelt, das sich am heutigen Sonntag scheinbar gedacht, den Spieß mal umzudrehen und zur Menschenjagd aufzurufen. Jake wurde inzwischen im Sack mit Kotzkrücke Jessica entdeckt. Und just als sich alle mit einem Messer bewaffnet haben, durchbrechen die Forstviechers mit ihren Köppen Wände und Türen, ein blutiges Gemetzel beginnt – Blut fließt in Strömen, Gebein fliegt durch die Gegend. Aber irgendwie schaffen es Wolf, Jake und Rachel ins Auto, wo sie Samanthas Handy finden. Nachdem Rachel Badassness bewiesen hat – sie grillt einen grölenden Hirsch mit einer Lampe -, um den vergessenen Schlüssel zu besorgen, können sich auf den Weg zurück in die Zivilisation, oder besser gesagt, der Kleinstadt, die sie Heimat nennen, machen. Und dort brennt die Luft, ein Polizist steht an einer Straßensperre und versucht vergeblich ein Eichhörnchen von einer Stromleitung zu pusten. Andere tragen erlegte Nager durch die Gegend. Zu Hause angekommen, will Wolfs herrischer Grandpa (Charles Bigelow) ihn mit in die Berge nehmen, doch Pizzaboy nimmt mit Jake und Rachel Reißaus. Er ist fest entschlossen, Samantha zu finden und ihr das Handy zurück zu bringen. Allerdings ahnt er noch nicht, dass Samantha tatsächlich nur ihr Mobiltelefon vermisst. Ihn hingegen weniger…


Inhalt

Puh, das war mal wieder ein Ding! RISE OF THE ANIMALS ist einer dieser semi-professionellen Billighobel, die einen höheren Unterhaltungswert liefern, als sie eigentlich dürften. Aber warum das so ist, lässt sich tatsächlich an einigen wenigen Faktoren festmachen. Er nimmt sich nicht zu ernst, er arbeitet sich an genau den Klischees ab, die er auch gehandelt bekommt und er ist mit knapp einer Stunde keine Sekunde länger, als er sein dürfte. Und vor allem: Das wirklich miese Geschmoddere wird so absurd billig und übertrieben gestaltet, dass es schon wieder richtig Spaß macht. Wenn das Wild aus dem Wald angewackelt kommt, um Gewalt an den Menschen aus zu üben, sind das klar erkennbare und kaum bewegliche Puppen(-Köpfe) mit Knopfaugen. Und wenn’s dann ans Gesuppe geht, wird die rote Rotze den Darstellern gleich in einem ganzen Schwall entgegengeschüttet. Das Gemetzel in der Hütte, am Morgen nach der Party, ist ein früher Höhepunkt des Films (nach dem fulminanten Prolog), gleichzeitig die längste Splatter-Szene und beinahe schon zu lang. Denn Regisseur Chris Wojcik hat, ehrlich gesagt, scheinbar keine Ahnung, wie er, abseits spritzenden Blutes, wirklich Dynamik in dieses Szene bekommt. Es folgt Gegenschnitt auf Gegenschnitt statischer Kameras, das dann allerdings im Sekundentakt. Die Erwartungen der Gorehound-Zuschauerschaft, dies noch zu übertreffen, untergräbt er von da an fortlaufend.

Ab hier beginnt nämlich der eigentlich interessante Teil des Films, auch wenn die Geschichte an sich schon ziemlich ausgelutscht ist. Junge trifft Mädchen, sexuell ansprechend und beliebt, wird von ihr getrennt und begibt sich auf ein Abenteuer, eine Quest. Dabei ahnt er nicht, dass seine beste Freundin, die ihn treu zur Seite steht, die eigentlich Richtige für ihn ist. Tausendmal gesehen und, klar, meistens besser. Diese RomCom-Heldenreise exerziert RISE OF THE ANIMALS nun durch, relativ fettfrei folgt er seinen Wegpunkten und füllt die Zwischenräume mit mal mehr, mal minder gelungenen (meist makabren) Gags. So versucht Grandpa die jungen Leute aufzuhalten, indem er mit dem Gewehr mehrmals auf das Auto feuert, dann aber einen Polizisten trifft. Natürlich lassen die nahenden Kollegen dies nicht ungesühnt und knallen ihn seinerseits über den Haufen. Und auch das ist eher bescheiden montiert. Ein anderes Mal darf Rachel mal wieder die Kämpferin raushängen lassen und kickt ein Pferd, dass sie mit der halben Reiterin verfolgt, einfach mal um. Alle paar Minuten kommt so eine Szene, bei der man sich zumindest ein Grienen nicht verkneifen kann. Natürlich stellen sich ihnen auch anderweitig Hindernisse in den Weg, wie eine zerstörte Brücke, die eigentlich auf die Insel führt, wo Samantha zu suchen ist. Also muss man ein Boot suchen, was man (inklusive Leiche) findet und dann unter einer wahnwitzigen Attacke von beißfreudigen Schildkröten übersetzt. Zwischendrin läuft ab und an das Radio, wo man entweder der Frage nachgeht, was gerade mit der Tierwelt los ist, vom Ende der Welt predigt oder einfach mal ne Runde talkt. Das lockert die Sache ein wenig und sorgt mit dafür, dass einem nicht langweilig wird.

Die Kamera ist auf soliden semi-professionellen Niveau, sprich, wenn es um die Action geht, versagt man gerne mal, aber bei „normalen Spielszenen“ unterscheidet sich das kaum von beliebiger TV-, Streaming- und Videotheken-Ware. Man merkt, dass die Macher zumindest ein wenig „experienced“ sind. Was bei mir positiv hängen geblieben ist, ist der Soundtrack, der sich fast komplett aus den Songs von Federal! State! Local! aus Austin, Texas zusammensetzt. Daneben gibt es noch einen (absichtlich) kreuzbeschissen amateurhaften Titelsong namens „Rising Animals“ (der Text ist halbwegs lustig; also für nen Moment jedenfalls). Die Creature-F/X, wenn man das wirklich so nennen will, sind durch die Bank so mies, befinden sich nur eine winzig kleine Stufe über dem Niveau von etwa ATTACK OF THE KILLERHOG oder BEAST CREATURES. Doch Chris Wojcik geht hier einfach mal All-in, inszeniert die blutigen Angriffe mit viel, viel Kunstblut und einer großen Zahl an Opfern. Schade ist dabei vor allem, dass vieles, z.B. ein Großteil des Body Counts, dann doch der Fantasie des Zuschauers überlassen bleibt. Wohl auch ein Grund für den unbeholfenen Schnitt. Das Pferd, mit dem sich Rachel herumschlagen muss, ist echt, allerdings erfolgt der Knock-out hier natürlich auch off-screen. Sowieso werden die durchdrehenden Biester in der zweiten Hälfte des Films immer größer. Nach dem Pferd ist es ein Gorilla, der sich während der Fahrt auf das Autodach schwingt und wild in den Wagen, auf Jakes Seite, reingrabbelt. Das ist natürlich dann mit CGI realisiert, und wenn man die Preisklasse des Films (ca. 7.000 $ laut IMDb) bedenkt, sieht das (jedenfalls an der Stelle) gar nicht mal so schlecht aus. Später bekommen wir im Hintergrund noch ein Teil eines Tentakelmonsters (oder Riesenkraken, aber Tentakelmonster klingt halt viel geiler) zu sehen, dass einige Boote in die Tiefe zieht, und zum Ende noch einen riesigen Bären, der allerdings so unglaublich scheiße aussieht, dass es schon wieder lustig ist. Und denkt dran, der Film läuft nicht mal ganz 60 Minuten, dafür ist die Dichte an Actionszenen, auch angesichts des RomCom-Parts, eigentlich recht beachtlich, oder zumindest absolut ausreichend.

Schauspielerisch darf man dann auch nicht allzu viel erwarten. Die meisten Nebenrollen und Komparsen wurden sicherlich vor Ort aus Laien gecastet, dementsprechend hölzern agieren sie auch. Immerhin schlagen sich die drei Hauptdarsteller recht wacker, und das ist ja auch die Hauptsache. Greg Hoople passt einfach als Loser, der seiner alten Flamme hinterher hängt, weil er glaubt, jetzt doch Chancen bei ihr zu haben. Er bringt das schon recht authentisch rüber, zudem ist sein Milchgesicht einigermaßen sympathisch. Adam Schonberg ist ein längerer Mitstreiter von Regisseur Wojcik, war schon in dessen vorangegangenen Kurzfilmen zu sehen. Er ist der nervige beste Kumpel, auch hier lässt sich konstatieren, das passt. Aber Stephanie Motta stiehlt ihnen als genauso schlagfertige wie –kräftige Rachel eins ums andere Mal die Show. Sie bringt eine Menge Selbstbewusstsein in ihre Rolle ein, sie hält die Dreierbande (solange sie eben noch zu dritt sind… ups!) zusammen. Und tatsächlich schien sie damals Blut geleckt zu haben und stieg richtig ins Filmgeschäft ein. Jedoch nicht als Schauspielerin, sondern zuerst als Produktionsassistentin (BOARDWALK EMPIRE, UNFORGETTABLE, THE KNICK) und dann als Production Designer (NEW AMSTERDAM). Die nächst größerer Rolle hatte dann Nikki Preston als Samantha. Sie ist eine ehemalige Radiomoderatorin und Model. RISE OF THE ANIMALS stellte 2011 das Ende ihrer kurzen Film- und Fernsehkarriere dar. Wenn man nur nach ihrer Leistung hierin gehen würde, wohl zu Recht.

RISE OF THE ANIMALS feierte 2011 tatsächlich seine Kino-Premiere, ob es zu einer „richtigen“ Auswertung gekommen ist, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Nach Deutschland kam er 2015 als DVD und Blu-ray von Cosmopolitan Pictures, beides seit geraumer Zeit oop und kaum aufzutreiben. Ich habe ihn mir in einer 4-Filme-Box von Maritim Pictures gekauft (zusammen mit JURASSIC PREY, RAIDERS OF THE LOST SHARK und DAWN OF THE MUMMY, also in bester Gesellschaft, aufgeteilt auf 2 DVDs). Bild und Ton (Deutsch & Englisch) sind dem Ausgangsmaterial entsprechend okay, die deutsche Synchro auch kein Totalausfall. Wer es dennoch unbedingt in HD braucht (obwohl es wahrscheinlich nicht wirklich lohnt), der steuert Amazon Prime Video an, wo es ihn zu leihen und zu kaufen gibt.

Tierhorror ist nun ein gern beackertes Terrain von Low- und auch No-Budget-Produktionen. Natürlich kann nicht alles ein DIE VÖGEL, DER WEISSE HAI oder OCTALUS sein, oder zumindest ein MÖRDERSPINNEN, PIRANHAS oder BLACK SHEEP. Chris Wojciks (der seine Filmkarriere hiernach anscheinend komplett an den Nagel gehängt hat) RISE OF THE ANIMALS reiht sich eher in die niedere Riege rund um noch halbwegs professionelle Produkte (wie man sie hier klar nennen muss) aus dem Hause The Asylum oder Roger Corman ein, neben ähnliche semi-professionelle Werke wie BIRDEMIC oder auch VIRUS UNDEAD (hier waren es dann ja auch, neben den Zombies, die Raben). Und zieht man letztgenannte zum Vergleich heran, schlägt sich RISE OF THE ANIMALS eigentlich sogar ziemlich gut. Man kann mit ihm eine knappe Stunde mit viel Gekicher rumbringen, länger hätte es aber auch nicht sein dürfen. Wer also mal wieder richtig billigen Trash der (gewollt) unterhaltsameren Sorte sehen will, ist hier doch schon an der richtigen Adresse.


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 6


mm
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Waka
Waka
10. Oktober 2021 12:04

Low budget hin oder her, die Effekte sehen kacke aus. >_>

Nunja. Zum Glück hat Chris Wojcik erkannt, dass weder Wolf noch Jake als Identifikationsfigur taugen und hat stattdessen Rachel diese Aufgabe zukommen lassen. Als sie das Pferd ausknockt, nicken selbst Barbar Conan und Chuck Norris anerkennend.

Das Beste am Film ist dann auch die Laufzeit von nichtmal 60 Minuten. Da hat jemand erkannt, dass er gar nicht mehr zu erzählen hat. Wenn ich da an die Überlänge von Planet USA zurückdenke, der sage und schreibe 107 Minuten lang ist, dann muss man das auch durchaus mal lobend erwähnen.