Jurassic Prey

 
  • Deutscher Titel: Jurassic Prey
  • Original-Titel: Jurassic Prey
  • Alternative Titel: Meateaters |
  • Regie: Mark Polonia
  • Land: USA
  • Jahr: 2015
  • Darsteller:

    Danielle Donahue (Jackie), Jeff Kirkendall (Andy), Bob Dennis (Sparks), James Carolus (Ed), Steve Diasparra (Cutler), Ken Van Sant (Beach), Todd Carpenter (Forest), Kelsey Kaufmann (Hiker), Austin Dragovich (Meatball), Laurie Smith (Trina), Frank Humes (Burleson), Richard Rawson (Dog Man), Houston Baker (Hellman), Mark Polonia (Wain)


Vorwort

Cutler und Forest sind die Bullen in der pennsylvanischen Provinz, die gerufen werden, wenn’s um die groben Fälle geht. Behauptet zumindest Glatzkopf Cutler in seinem voice-over – ob man wirklich die ganz harten Jungs braucht, um einen Bekloppten zu fangen, ist die andere Frage, jedenfalls aber müssen die beiden einen derangierten Nacktfrosch mit Säge dingfest machen. Das erledigt Cutler mit drei gezielten Fangschüssen. Im Keller des Madmen entdecken die Cops einen alten Zausel, der sich für einen Hund hält. Das hat nichts mit irgendwas zu tun, sollte aber erwähnt werden.

Nicht weit davon plant die hübsche Jackie die Trennung von ihrem Ehemann. An und für sich nicht weiter filmenswert, aber der bewusste Ehemann ist, wie wir schon eine schlappe halbe Stunde später erfahren werden, der Mafiaboss T-Bone. Und Mafiabosse haben gewöhnlich ordentlich viel Asche, und T-Bone bewahrt seine in einem Bankschließfach auf, das Jackie offensichtlich mangels Bock auf eine Scheidungsfolgenvereinbarung vorab zu leeren beabsichtigt. Dem schnarchenden T-Bone klaut sie die Schlüssel und räumt dann, wie geplant, das Schließfach aus, um sich im Anschluss mit ihrem Lover Beach (think Dog the Bounty Hunter nach fünf Jahren Crystal Meth) in dessen Jagd- und Tauchhütte zu verbergen.

Wiederum in der Nähe hat auch Andy, ehedem Kinderstar der TV-Serie „Crack Commandos“, Pläne. Seiner Frau erzählt er, dass er mit ehemaligen Kollegen zu einer Convention fahren will, um dort gegen Cash Autogramme zu geben. In Wahrheit planen Andy und seine Kumpel Sparks und Ed (letzterer sowas wie professioneller Bigfoot-Darsteller und geistig auch eher nicht so auf der Höhe) ihre Finanznöte aufgrund ausbleibender Filmaufträge durch einen kleinen Banküberfall zu lösen. In der örtlichen Bank soll nämlich das Budget für einen in der Gegend gedrehten Horrorfilm lagern. Der Überfall gelingt, nur streikt der Fluchtwagen. In der lieben Not kommandieren die Amateur-Ganoven das nächstbeste Automobil, juxigerweise eben jenes von Jackie, die dann auch unbürokratisch als Geisel genommen wird.

Eigentlich plant das Trio Infernal nur eine kurzfristige Geiselnahme, aber da Cutler und Forest Meatball, den jugendlichen Junkie, der den Räubern ein Auto zum Wechseln besorgen wollte, verhaftet haben, weil der wie ein Psychopath an einer Telefonzelle telefoniert hat, wird die Sache etwas ausschweifender. Jackie schlägt den Räubern also vor, sich in der bewussten Hütte zu verstecken – per SMS warnt sie Beach vor, auf dass dieser mit geladener Schrotflinte dort warte und die drei trüben Tassen ausschaltet.

Ihr erinnert Euch düster daran, dass der Film „Jurassic Prey“ heißt und fragt Euch, was zum Henker bislang „jurassic“ an der Story ist? Nun, das ist einfach erklärt – die Gegend um Beachens Hütte ist seit neuestem das Jagdrevier eines garstigen Dinosauriers! Was Jackie nicht weiß ist, dass Beach bereits längst Saurier-Chow geworden ist und ihr demzufolge aus der Bankräuberpatsche nicht helfen kann.

Man quartiert sich also in der Hütte ein. Beachs Abwesenheit bringt Jackie nicht von der Idee ab, an der Beute der drei Kleingauner, so z.B. hundertprozentig, zu partizipieren. Da Andy und seine Kumpel totale Deppen sind, erscheint das auch keine unlösbare Aufgabenstellung zu sein. Allerdings vergisst Jackie beim Versuch, sich frühmorgendlich mit der Kohle abzusetzen, dass sie nicht über die Autoschlüssel verfügt und muss notgedrungen die Beute erst mal im See versenken. Dann versucht sie, den tumben Ed mit ihren femininen Willies auf ihre Seite zu ziehen. Beim romantischen Spaziergang werden die beiden aber getrennt und Ed vom wilden Dino gefressen.

Eds Verschwinden gibt Jackie zumindest eine viertelwegs plausible Ausrede dafür, wo die Beute geblieben ist, auch wenn Sparks und Andy ihrem derangierten Freund einen derart intellenten Plan gar nicht zutrauen. Letztlich kann das auch dahingestellt bleiben, weil Sparks und Andy finden, was von Beach übrig geblieben ist und wenig später auch den Grund für dessen beklagenswerten Zustand… und es nahen auch noch Cutler und Forest, die brillant ermittelt haben, dass Jackie und die Bankräuber irgendwie zusammenhängen…


Inhalt

Billige Dino-Filme sind noch mal mein Untergang. Also, einer der zahlreichen Gründe für meinen Untergang. Bei „Jurassic Prey“ habe ich wenigstens noch die lächerliche Ausrede, dass die Blu-Ray 99 Cent gekostet hat, aber, das kann ich ja durchaus mal vorwegnehmen, selbst damit ist die Scheibe überbezahlt.

Die Verantwortlichen für „Jurassic Prey“ sind die Polonia Brothers, die der Welt seit 1987 mittlerweile über 50 No-Budget-“Filme“ beschert haben, die man wahlweise als „Kultklassiker“ oder „vergessenswerten Videomüll“ bezeichnen kann: „Splatter Farm“, „Night Crawlers“, „Gorilla Warfare“, „Dinosaur Chronicles“, „Razorteeth“, „Camp Blood First Slaughter“, „Bigfoot vs. Zombies“, „Sharkenstein“, „Revolt of the Empire of the Apes“ – schreit alles nach Qualität und hochklassigem Entertainment. Will sagen – zusammen mit ihrem Stammschreiber John Oak Dalton und einer Troupé willfähriger Darstellsklaven haben die Polonias, ob wir es nun wollen oder nicht, sich eine Nische regionalen Filmemachens in Pennsylvania geschaffen, ohne sich Gedanken über die Frage zu machen, ob irgendwer den Kram, den sie da auf Video klatschen, nun überhaupt sehen will oder nicht (geht man nach den IMDb-Bewertung lautet die Antwort auf diese Frage „oder nicht“. Hat sich also offenbar noch keine Fanbase um die Herrschaften geschart, die den Stuss, der da verzapft wird, zum Kult erklärt hat).

„Jurassic Prey“ lag interessanterweise zwei Jahre auf Halde, bevor er auf die Menschheit losgelassen wurde. Ich glaube eher nicht, dass das an Selbsterkenntnis lag, obwohl das durchaus angebracht gewesen wäre. Wie sich dem obigen Geschwurbel entnehmen lässt, ist „Jurassic Prey“ für einen Dinosaurierhorrorfilm ein Film, in dem Dinosaurierhorror eine ziemlich unwesentliche Rolle spielt. Vielmehr spielt sich der Streifen wie ein Tarantino-Film, wäre Tarantino eine talentlose Flachpfeife (jaja, ich weiß, es gibt genügend Nasenbären, die Tarantino für genau das halten. Die sollen sich gehackt legen) und würde randomisiert seinen Cast durch Saurierattacken ausdünnen.

Wir sind also als Zuschauer genötigt, uns die lahmste Gangstergeschichte anzukucken, seit Kain Abel eins übe die Rübe zog, mit „Charakteren“ (als ob…), die man allesamt nicht auf ein halbes Bier ohne Schaum einladen möchte (auch nicht den nominellen positiven Charakter Andy), die sich gegenseitig und uns permanten auf die Nerven gehen. Ich billige dem Film zu, dass er sich nicht hundertprozentig ernst nimmt, milde die B-Film- und Convention-Kultur auf den Arm nimmt (wobei ich das unbestimmte Gefühl habe, die Polonias wären die ersten in der Schlange, wenn ein Star-Trek-Redshirt bei ihrer Dorfconvention auftaucht), und auch versucht, ein bisschen beabsichtigt schräg zu werden (z.B. mit dem ständig huttragenden Cop Foster, der keine einzige Silbe von sich gibt). Es ist halt nur trotzdem nicht lustig und langweilt praktisch schon mit dem ersten Frame (dabei haben die Polonias den Film für die internationale Vermarktung wohl schon von 87 Minuten Originallaufzeit auf sozialverträglichere 70 Minuten zusammengekürzt).

Aber ich will mich nicht weiter über das „Drehbuch“ auslassen. Okay, vielleicht noch, dass es die dümmste Origin-Story für den Dino mitbringt, die sich mir seit langem vorgestellt hat – Beach und sein Kumpel Wain (der eine Minute vor dem Abspann auftaucht) haben in der Felsgegend rund um die Hütte Sprengungen veranstaltet, um künstliche Seen für ihren Traum einer Tauchschule zu erzeugen und dabei den Dinosaurier freigesetzt. Darauf muss man erst mal kommen…

„Filmisch“ ist das Erzeugnis natürlich jämmerlich… auch wenn die Polonias und ihre Mitstreiter seit Jahr und Tag im „Geschäft“ sind, dazugelernt haben sie offenbar nichts (oder es ist ihnen, wie zahlreichen ihrer teutonischen Amateurfilmkollegen, herzlich wurscht). Mein Frauchen macht mit ihrem Smartphone hübschere und besser aussehende Videos von unseren Katzen, die Kameraführung ist abenteuerlich, der Schnitt ebenso, und von „production values“ im Wortsinne kann man natürlich nicht reden. Immerhin – die Gegend, in der gedreht wurde, ist ganz hübsch. Nicht aufregend, exotisch oder irgendwie interessant, aber hübsch.

Dass es die Sorte Film ist, in der sich ein fünf Meter hoher Saurier hinter einem zwanzig cm durchmessenden Baum verstecken kann und einerseits so heftig trampelt, dass es auf jedem Seismographen in 100 Meilen Umkreis angezeigt wird, ein Opfer-in-spé aber völlig davon überrascht werden kann, dass der Dino plötzlich hinter ihm steht, dürfte ja klar sein.

Wenden wir uns also dem erfreulichen Thema „Spezialeffekte“ zu. Die Polonias verdienen sich meinen gewissen Respekt dafür, dass sie auf CGI verzichten (was sie sich eh nicht leisten könnten). Beim ersten Anblick des Dinos, noch vor dem Vorspann, dachte ich mir „hm, sieht aus wie Brett Piper-Arbeit, nur beschissener“. Ich weiß nicht, was das über mich aussagt (oder über den Film oder über Brett Pipier), außer, dass ich zu viel miese Filme kucke. Nun ja, was soll ich sagen, was stand dann im Vorspann? „Dinosaur Design by Brett Piper“. Seufz. Piper ist ja auch einer dieser selfmade-Filmemacher, der seit über 30 Jahren als einer der letzten Einzelkämpfer die Fahne der stop-motion-Animation hochhält („Mysterious Planet“ aka „Star Odyssey“ aka „Die Reise zum Planet des Grauens“ ist ja auch seit Jahrzehnten ein Titel, der immer wieder von Ramschvideolabeln unter neuen Namen herausgebracht wird). Sein vielleicht bekanntester Film ist, vermutlich allein wegen des Titels „A Nymphoid Barbarian in Dinosaur Hell“, der von Troma vemarktet wurde. Wie gesagt, ich rechne Piper hoch an, dass er mit seinen ultra-low-budget-Mitteln diese große alte Filmkunst am Leben erhält, es ist halt blöderweise auch so, dass er es nicht besonders GUT macht oder sich seit 1982, seinem ersten Filmprojekt, verbessert hätte. Eine Piper-Animation sieht 2015 noch genauso mies aus wie damals – er ist halt kein Dave Allen.

Nebenan in den Screenshots findet Ihr, liebe Leser, ein paar Beispiele für das Niveau der Animationskunst und, man muss es leider so deutlich sagen, was im Standbild vielleicht sogar ab und an halbwegs manierlich aussieht, sieht bewegt leider einfach nur ziemlich scheiße aus. Piper (und da neben ihm niemand sonst für die Effektarbeit kreditiert wid, gehe ich mal davon aus, dass er hauptamtlich dafür zuständig war) benutzt zwar neben stop-motion-Effekten auch Handpuppen und zumindest teilweise prosthetics, aber nichts davon sieht wirklich „professionell“ aus – es hilft natürlich auch nicht, dass die forced-perspective-shots sich nicht einig darüber sind, wie groß der Dino nun tatsächlich sein soll. Dazu wechselt das Untier auch noch die Farbe (und, wenn ich nicht ganz blind bin, gelegentlich auch die Kopfform) und ist generell ausgesprochen mies in die Realaufnahmen einkopiert – man wünscht sich, dass dieses arme Geschöpf von seinen Leiden erlöst wird (und wundert sich, dass das letztlich so einfach ist… man schubse es einfach ins Wasser. Ist Knetgummi wasserlöslich?). Selbstredend kann das Ding nicht wirklich mit den Darstellern interagieren, Attacken spielen sich also immer nach dem gleichen Schema ab – Großaufnahme Saurierkopf-/Maul, aufkopiertes Blutgespritze, Schnitt auf schreiendes Opfer mit aufkopiertem Blutgespritze, rinse, repeat. Eine besondere Bonuserwähnung muss auch der nebenstehend dokumentierte mieseste abbe Kopp seit Erfindung des Farbfilms finden.

Obwohl zumindest die Damen der Schöpfung nicht unattraktiv sind, schlüpfen sie zum Ärgernis des Chauvinisten nicht aus den Gewändern. Dafür haben wir einen nackten hässlichen Kerl… ist ja auch was.

Womit wir elegant zu den Darstellern übergeleitet hätten. Sie „Schauspieler“ zu nennen, verbietet sich aus grundsätzlichen Erwägungen und aufgrund meines Respekts vor dem Berufsstand. Das Ensemble rekrutiert sich eh aus den jeweiligen Pools der Polonias und Brett Piper. Hauptdarstellerin Danielle Donahue ist z.B. auch in „Amityville Death House“, „Empire of the Apes“ oder Pipers „Queen Crab“ zu sehen, sowie in der Webserie „Beginnings“ (die angeblich auch auf amazon prime zu sehen sein soll. Muss ich jetzt aber auch nicht direkt nachprüfen). Von allen Mitwirkenden befleissigt sie sich noch am ehesten einer messbaren darstellerischen Leistung. Das ist wesentlich mehr, als man über Jeff Kirkendall (Andy) sagen kann, der praktisch exklusiv für die Polonias tätig ist, u.a. in „Bigfoot vs. Zombies“, „Empire of the Apes“, „Amityville Exorcism“ oder „Frozen Sasquatch“ (!). Bob Dennis (Sparks) ist schon seit den 90ern ein Mitglied der Polonia-Gang („Feeders 2: Slay Bell“, „Dinosaur Chronicles“, „E.V.E. Of Destruction“), während James Carolus (Ed) seit 2013 zur Stammbesatzung der Polonia-Filme gehört. Steve Diasporra (Cutler) hat außerhalb des Polonia-Kosmos nichts vorzuweisen. Wie gesagt, keiner von denen kann für saure Walkotze spielen.

Hierzulande verscherbelt Maritim Pictures den Streifen auf DVD und Blu. Die Blu bietet ordentliches Bild (1.85:1) und eine leidlich erträgliche deutsche Synchro. Als Extras gibt’s eine Trailershow und eine Bildergalerie. Juchu.

Summa summarum ist „Jurassic Prey“ mal wieder ein ganz besonderer Scheißfilm, der mit einem zugegeben nicht uncoolen Cover versucht, Idioten zur Geldausgabe zu bewegen. Wenn man aber nicht beinharter Brett-Piper-Stop-Motion-Fan ist (und selbst da findet man sicher in Pipers Ouevre Filme, die seine Fähigkeiten auf dem Gebiet, wie bescheiden sie auch sein mögen, in besseres Licht rücken), kann und sollte man das nicht mal ignorieren – da findet auch der gestählteste Trashfan nichts mehr, was er sich lustig saufen kann.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 1


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