
- Deutscher Titel: Black Sheep
- Original-Titel: Black Sheep
- Regie: Jonathan King
- Land: Neuseeland
- Jahr: 2006
- Darsteller:
Nathan Meister (Henry Oldfield), Danielle Mason (Experience), Peter Feeney (Angus Oldfield), Tammy Davis (Tucker), Glenis Levestam (Mrs. Mac), Tandi Wright (Dr. Rush), Oliver Driver (Grant), Matthew Chamberlain (Oliver Oldfield), Nick Blake (Taxifahrer)
Vorwort
Henry ist der eindeutige Lieblingssohn von Schafzüchter Oliver Oldfield, doch ein bösartiger Streich seines älteren Bruders Angus verschafft Henry eine panische Schaf-Phobie und seiner Therapeutin für die nächsten fünfzehn Jahre ein geregeltes Einkommen. Nach dem schafbedingten Unfalltod des Vater übernimmt Angus die Farm und unterzieht sie einer radikalen Modernisierung – die moderne Wissenschaft soll für bessere Schafe sorgen, Gentechnik macht’s möglich. Just kurz vor der Premiere des neuen Oldfield-Schafs vor einer Horde Investoren kehrt Henry auf die Farm zurück, um sich auszahlen zu lassen. Nicht Angus‘ einziges Problem, denn die radikalen Hippie-Umweltschützer Experience und Grant haben sich vorgenommen, das üble Treiben in Angus‘ Genlaboren zu dokumentieren. Grants unüberlegte Aktion zur Gewinnung von Beweismaterial führt aber leider zur Freisetzung eines zur Vernichtung vorgesehenen, äußerst bösartigen Killerschafbabys – und das hat nicht nur die Fähigkeit, normal-doofe Wolllieferanten in fleischfressende Killermaschinen zu verwandeln, sondern durch schlichten Biss die Metamorphose eines Menschen in einen Schaf-Zombie zu bewerkstelligen. Für die durch Zufall zusammengespannten Henry und Experience beginnt ein Überlebenskampf nicht nur gegen die blutgierige Schafmeute, sondern auch gegen Angus, der sich von derlei Kinkerlitzchen keinesfalls seine lukrative Präsentation verderben lassen will…
Inhalt
Erledigen wir gleich zu Beginn den gesetzlich vorgeschriebenen Peter-Jackson-Vergleich – schließlich kommt kein Review dieses Films ohne den Hinweis darauf aus, dass Neuseeland in Sachen Splatter-Comedys durch die Frühwerke des Maestros Jackson („Bad Taste“ und „Braindead“) einen guten Ruf genießt und niemand anderes als Jacksons eigene FX-Schmiede WETA die Spezialeffekte besorgte. Trotzdem trennen „Black Sheep“ und „Braindead“ („Bad Taste“ als reinen Amateurfilm sollte man nicht mitrechnen) natürlich qualitativ Lichtjahre. Was nicht heißen soll, dass Writer/Director Jonathan Kings Debütwerk (zur Zeit in Produktion ist übrigens ein von ihm geschriebener Horrorthriller namens „The Tattooist“, in dem „Roswell“-Star Jason Behr die Hauptrolle spielt, aber auch „Braindead“s Timothy Hulme einen Part übernommen hat), nicht den einen oder anderen Blick wert wäre.
Fangen wir mit den Positiva an – handwerklich ist der sicherlich nicht teure Streifen aller Ehren wert. Die Optik ist nicht sensationell, aber ohne jeden Zweifel zweckdienlich und lässt hin und wieder, auch dank einiger vergleichsweise subtiler Zitate aus der Genreklassikerkiste (und mindestens zwei Einstellungen, die ich als, äh, Hommage an den „Herrn der Ringe“ verstehe), Atmosphäre aufkommen; zudem ist ein Horrorfilm, der zu 80 % bei hellem Tageslicht spielt (und das heißt, JA; man kann tatsächlich von den Effekten was erkennen) heutzutage schon wieder richtiggehend originell; Kings Regie verdient keine Preise für innovativen Einfallsreichtum, kommt aber ohne gröbere Schnitzer aus und treibt den Film nach einer etwas zähen Auftaktphase im ersten Akt auch in munterem Tempo voran.
Sein Script kann nicht immer mithalten – für eine Splatter-Comedy nimmt sich „Black Sheep“ gelegentlich doch deutlich zu ernst – es mag durchaus Kings hehres Anliegen gewesen zu sein, durch den Griff zu beinahe jedem denkbaren Genre-Klischee den parodistischen Ansatz noch stärker hervorzuheben, aber die Eröffnung zuvieler Nebenkriegsschauplätze (neben der offensichtlichen Seitenhiebe gegen Genmanipulation bekommt der Kapitalismus generell sein Fett weg, aber auch die Umweltschützer, und obendrauf packt King dann noch Familiendrama). Manchmal scheint es so, als ob King nicht allein der Absurdität seiner Story vertraut, sondern in mehr oder weniger regelmäßigen Ansätzen sein Publikum daran erinnern müsste, dass er auch die ein oder andere Message zu verkaufen hat. Die Folge ist hin und wieder etwas Leerlauf in der Gag-Frequenz, wie auch, wenn das Full-Scale-Gemetzel mal in Gang gekommen ist, King ab und zu (verdammt, ich bin heute nicht in Form: „hin und wieder“, „ein oder andere“, „ab und zu“ – das ist keine hochklassige Literatur heute. Schäm) zu sehr den Konventionen des Monstermovies erliegt und anstelle voll und ganz auf den angesichts der Thematik angebrachten schwarzen Humor zu setzen, versucht, dem Film eine *ernsthafte* Horror-Attitüde zu verleihen. Das ergibt einen etwas uneinheitlichen Mischmasch – mir persönlich wäre es wesentlich lieber gewesen, wäre der Film noch konsequenter auf den Lacher hin getrimmt worden (ich weiß, dass ich jetzt meiner mühevoll aufgestellten Theorie „Horror-Komödien funktionieren nur, wenn die Grundgeschichte ernst gemeint ist“ widerspreche, aber wir haben es hier nicht mit einer feinfühligen Komödie, sondern einer „in-your-face“-Splatterfarce zu tun, und wenn ich schon mit einer albernen Prämisse komme und sie lustig meine, dann sollte ich, verdammt noch mal, auch lustig bleiben). Das Drehbuch an sich arbeitet die notwendigen Plot-Punkte vielleicht etwas sehr „routiniert“ ab, erfüllt aber seinen Zweck klaglos – es etabliert ein paar Grundsätzlichkeiten, schafft die Charaktere dahin, wo sie gebraucht werden, kommt ohne gravierende deus-ex-machinas auf – wenn ich den ganzen Kram mit der vergleichbar dämlich konzipierten irischen Rinderwahnsinn-Farce „Dead Meat“ vergleiche, kommt einem das Script von „Black Sheep“ glatt wie Shakespeare vor.
Das soll den Film aber jetzt auch nicht schlechter reden als er ist – wie meine Freundin, die nebenan ’ne Mütze Schlaf nehmen wollte, leidgeprüft bestätigen kann, beinhaltet der Streifen auch in dieser Hybridform noch einiges an guten Lachern (und bevor jemand sich über neuseeländische Stereotypen mokiert… wenn Neuseeländer sich über sich selbst lustig machen und sich der Unzucht mit Wolltieren bezichtigen, ist das völlig in Ordnung in meinem Buch), er hätt‘ halt noch lustiger sein können.
Jetzt wollen wir aber bei der „Splatter-Comedy“ den Splatter-Part nicht vergessen. Wie gesagt, die Effekte steuert die durch den Ringherrn weltberühmte Schmiede WETA bei und auch wenn hier kein 300-Mio-Budget am Start war, so ist das, was abgeliefert wurde, aller Ehren wert. Zwar überzeugen mich die Animatronics nicht immer, aber teilweise sind sie richtig gut und die Gore-Einlagen lassen an Drastik nichts zu wünschen übrig – da wird in Innereien rumgekaut, Fleisch zerrissen und Gliedmaßen durch die Gegend geworfen, dass es eine wahre Freude ist (an dieser Stelle sei generell vor der jugendfreien 16er-Version gewarnt, die um gut zwei Minuten gekürzt wurde) – technisch nicht immer auf dem allerrealistischten Level, aber das ist bei einer Splatter-Comedy auch nicht unbedingt erste Bürgerpflicht.
Die Darsteller dürften für die allermeisten Zuschauer hierzulande mehr als nur unbeschriebene Blätter sein. Star Nathan Meister spielt hier überhaupt erst seine zweite Filmrolle (und die erste war ein bit part), bringt aber genügend Enthusiasmus und sympathische Ausstrahlung mit, um als Identifikationsfigur und Held durchzugehen. Danielle Mason (auch erst die zweite Film- und erste Hauptrolle) ist easy on the eye und wirkt als radikale Tierschützerin ideal besetzt. Peter Feeney, der den steifen kapitalistischen Widerling vorzüglich gibt, muss irgendwie einen guten Draht zu Sam Raimi haben, wirkte er doch in „Hercules“, „Xena“ und „Cleopatra 2525“ mit. Tammy Davis, als Tucker mit der klassischen Hero’s Best Friend-Rolle (aber mit einem „Twist“) gesegnet, spielte 2002 im Kritiker- und Publikumsdarling „Whale Rider“, mit Glenis Levestam (Mrs. Mac, aus deren Rolle als schrulliger schießwütiger Haggis-Liebhaberin man etwas mehr humoristischen Wert hätte ziehen können) hat „Black Sheep“ sogar eine direkte darstellerische Verbindung zu „Braindead“. Tandi Wright (auch aus ihrer Rolle als mad scientist hätte man mehr machen können) war in einer „Power Rangers“-Staffel am Werk und Oliver Driver (eine Schau als Öko-Hippe-Spinner Grant) spielte in dem mir unbekannten, aber interessant klingenden Thriller „Snakeskin“. Summa summarum absolviert das Ensemble die Aufgabenstellung ohne größere Ausfälle.
DVD: Zur DVD möchte ich keine definitiven Aussagen treffen. Mir liegt die Presse-DVD vor, die vom Publisher Ascot Elite bild- und tontechnisch als Kopiererfalle leicht verschlechtert wurde und ohne Extras daherkommt. Insgesamt präsentiert das Label den Film in drei Fassungen – neben der jugendfreien 16er und der normalen Uncut-Version gibt’s noch eine mit allen Schikanen ausgestattete Special Edition. Das Presseheft vermittelt folgende Informationen: anamorpher 1.85:1-Widescrfeen-Transfer, deutscher und englischer Dolby 5.1-Ton, deutsche Untertitel für Hörgeschädigte sowie Trailershow. Die Special Edition kommt mit zwei Discs und folgenden Extras: Audiokommentar, Making-of, Interviews, deleted scenes, B-Roll, Blooper Reel, Easter Egg und Originaltrailer (klingt zumindest nach allem, was man brauchen könnte).
Fazit: „Black Sheep“ ist nun nicht die Splatter-Comedy-Granate, als die sie (wie üblich) vom Vorab-Hype kolportiert wurde, aber ein irgendwie sympathischer Film – er lädt sich möglicherweise mit den diversen Subplots etwas mehr als nötig auf, aber 80 Minuten Kurzweil mit derben Effekten, die jeden Gorehound zufriedenstellen dürften, einige wirklich gute Lacher und einen gut aufgelegten Cast bescheinige ich dem Film gerne – und das ist schon mehr, als so mancher lustig gemeinte Splatterfilm („Evil Breed“, ich rede mit DIR!) zu bieten hatte. Nicht perfekt, okay, aber wer ist das schon? So arg viele sehenswerte Splatter-Komödien gibt’s nun auch wieder nicht und „Black Sheep“ macht definitiv Laune (und wie bereits erwähnt – im Vergleich zu „Dead Meat“ ist „Black Sheep“ Gott persönlich). Thumbs slightly up.
3/5
(c) 2007 Dr. Acula