The Black Scorpion

 
  • Deutscher Titel: The Black Scorpion
  • Original-Titel: The Black Scorpion
  • Alternative Titel: El escorpión negro | Den sorte skorpion | Le scorpion noir |
  • Regie: Edward Ludwig
  • Land: USA
  • Jahr: 1957
  • Darsteller:

    Richard Denning (Dr. Hank Scott), Mara Corday (Teresa Alvarez), Carlos Rivas (Dr. Ramos), Mario Navarro (Juanito), Carlos Múzquiz (Dr. Velasco), Pascual Garciá Pena (Dr. Delacruz)


Vorwort

Heute widme ich mich mal wieder meinem ganz klassischen Lieblingsthema: Dem Monsterfilm der 50er Jahre, beziehungsweise dem Riesentierhorror der Dekade, die wohl die schönsten Vertreter dieses Subgenres hervorbrachte. Wie das alles zustande kam (PANIK IN NEW-YORK von 1953 fungierte sozusagen als Initiator für die Riesenmonster und THEM! im Jahr darauf für den Part der kleinen Tierchen, die zu großen heranwuchsen) muss ich hier jetzt nicht ausführlich breitreten – passenderweise wurde unser heutiges Werk ebenfalls von Jack E. Dietz produziert, der auch schon PANIK IN NEW-YORK zu verantworten hatte, hier nun allerdings ohne seinen damaligen Partner Hal E. Chester arbeitete.

Dafür allerdings mit Stop-Motion Legende und Ray Harryhausens Lehrmeister Willies O. Brien: Die Rede ist natürlich von THE BLACK SCORPION, einen der letzten klassischen Riesentierhorrorfilme der Dekade, die ich noch nicht gesichtet hatte. Der Grund dafür war erstmal, dass er leider auch nie in Deutschland erschienen ist und bis heute für das Heimkino recht schwer zu bekommen ist (zumindest in Europa). Die Blu-Ray aus dem Warner Archive (und somit auf heimischen Abspielgeräten auch gar nicht anschaubar) schlägt mit 25 Euro zu buche, aber irgendwann musste ich mich diesem Kapitel der 50er ja annehmen. Mal schauen, was er so drauf hat…


Inhalt

Ein schweres Erdbeben trifft Mexiko und bewirkt, dass über Nacht ein neuer mysteriöser Vulkan entsteht. Das ruft natürlich auch die Amis auf den Plan und so begeben sich Geologe Hank Scott und sein Kollege Dr. Ramos in das mexikanische Hinterland, wo sie alsbald seltsame Geräusche hören (die mir irgendwie auch bekannt vorkommen). Irgendwann kommen sie zu einer zerstörten Hütte und finden dort einen verlassenen Streifenwagen vor. Dessen Fahrer liegt ziemlich tot im Gebüsch, und im Haus finden die beiden ein armes Kindlein.

Am nächsten Tag kommen sie in ein überfülltes Dorf, geben das Baby ab und unterhalten sich noch mit einem Priester, der irgendwas von einem Dämonen faselt, der jetzt sein Unwesen treibe. Später fahren die beiden Wissenschaftler dann wieder zu nem Vulkan, wo sie die Steine untersuchen wollen. Bzw. wollen würden, aber sie werden von einer Frau abgelenkt, die sie mit einem Fernglas beobachten. Die Frau reitet mit ihrem Pferd aus, das dann aber plötzlich ohne die Frau rumläuft. Ihr wird doch wohl nichts passiert sein?! Natürlich fahren die beiden gleich los und finden die Frau, Teresa Alvarez, wohlmunter am Boden liegend. Nachdem sie „gerettet“ ist, nimmt sie die beiden mit auf ihre nahe Ranch. Während Dr. Ramos noch den Sattel des Pferdes sucht (ich frage mich, wie dieser verloren gehen konnte) findet er aber noch einen seltsamen Stein mitzunehmen, in dem sich, wie sich später zeigen wird, ein urzeitlicher Skorpion befindet. Dies ist noch ein kleines Exemplar, aber bald wird ein viel Größeres auftauchen…

Besprechung:

Eines dürfte man nach der kurzen Inhaltsangabe schnell erkennen – THE BLACK SCORPION ist ein durch und durch klassischster Monsterfilm der 50er Jahre, im positiven, wie im negativen Sinne. Hier werden so ziemlich alle Klischees abgefahren, die man aus derartigen eben kennt. Er ist formelhaft, (selbstredend) vorhersehbar und auch die Charaktere kommen wie aus dem Generator für Abziehbilder. Die Effekte hingegen, die sind so, wie man es sich nur wünschen kann – zauberhaft umgesetzt, zahlreich und schön in Szene gesetzt. Hier konnte O’ Brien noch mal ein letztes Mal zeigen, was er wirklich draufhatte.

Aber fangen wir bei der Story an – geschrieben wurde dies von zwei Namen, die man als Kenner des phantastischen Films jener Jahre durchaus mal gehört haben dürfte: Einmal David Duncan, der für Arnold u.a den wunderbaren DER SCHRECKEN SCHLEICHT DURCH DIE NACHT (1958) schrieb, oder für Pal den ebenso zeitlosen Klassiker DIE ZEITMASCHINE. Er wusste jedenfalls, wie man interessante, zügige Stories aufbereiten konnte, was man von Mitschreiber Robert Blees jetzt vielleicht nicht unbedingt sagen könnte, der schrieb nämlich u.a die Schlaftablette VON DER ERDE ZUM MOND (1958) oder FROGS (1972), aber immerhin auch DIE RÜCKKEHR DES DR. PHIBES (1972), also hatte er bei der Mond-Story vielleicht einfach nur einen schlechten Tag gehabt (oder es lag daran, dass RKO für den Film wohl kaum noch ein angemessenes Budget zusammenkratzen konnte). Bei THE BLACK SCORPION haben die beiden sich in Sachen Kreativität nun aber auch wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, eigentlich kennt man alles schon, selbst im Jahre 1957 hatte man derartiges schön häufig gesehen. Und gerade bei THEM! hat man sich großflächig bedient. Schon der Anfang, die Szene, in der unsere beiden Helden ein zerstörtes Haus finden und ein seltsames Klicken die Luft erfüllt, stammt ziemlich exakt so aus dem Ameisen-Streifen – und erst war ich mir nicht ganz sicher, aber ein Blick auf Wikipedia gab mir Gewissheit: Das Sounddesign der Skorpione ist exakt dasselbe wie das der Ameisen aus THEM!

Und so geht’s auch munter weiter: Leichen werden gefunden, Gerüchte machen die Runde, und dann trifft man auch auf eine selbstbewusste Frau, die aber so ziemlich gar nichts nützliches tut, als rumzustehen und sich mit Hank zu treffen (wer hätte auch etwas Anderes erwartet?). Hinzu kommt nen Wissenschaftler und ein paar Militärs, die aber eigentlich auch nicht wirklich viel zu tun haben. Im Grunde folgt der Film so der Formel, der alle Riesenmonsterfilme der 50er folgten: Eine Katastrophe bringt ein Monster zum Vorschein (meistens Atomstrahlung, hier nun ein Vulkanausbruch), es folgen mysteriöse Vorkommnisse, und das Heldenduo (meistens Wissenschaftler, hier sind’s Geologen) nimmt die Fährte auf, bis das Monster auftaucht und zur großen Gefahr wird. Am Ende hat dann irgendein Super-Doktor dann die rettende Idee und erfindet irgendeine Geheimwaffe.
THE BLACK SCORPION fährt dieses Grundgerüst nun aber noch mehr herunter: Ausnahmsweise gibt es keine kruden Theorien oder Geheimwaffen (der Wissenschaftler schlägt lediglich gewöhnliches Giftgas vor) und die Generäle halten sich angenehm im Hintergrund, Diskussionen zwischen den beiden Parteien, die in sonstigen 50s Sci-Fi Schoten immer zur Tagesordnung dazugehörten, fehlen komplett, und somit auch der eine Wissenschaftler, der die Tierchen trotz ihrer offensichtlichen Gefahr nicht töten will. Hier sind sich alle Charaktere einig, Diskussionen, wie zu handeln sei, gibt’s folglich nicht. Heißt aber auch nicht, dass der Film nicht hier und da redselig wäre, dies ist gerade Anfangs der Fall, weswegen ich während der Sichtung auch erst etwas enttäuscht war. Natürlich muss ja auch erst der Frauen-Charakter eingeführt werden, unsere Helden reißen ein paar Witze und der Pfarrer darf von einem angeblichen Dämon palavern. Besonders ist da lediglich noch der Grund für das Auftauchen der Ungeheuer. Bei diesen handelt es sich logischerweise um prähistorischen Exemplare, die, gefangen in, ich vermute mal Harz, die Zeiten überdauerten und nun durch das Erdbeben wieder zum Vorschein kamen (erinnert wiederum an ALARM FÜR SPERRZONE 7 oder auch etwas an JURASSIC PARK).

Schade ist dann auch etwas, dass der Skorpion seinen großen Auftritt dann völlig aus dem Nichts ohne besonderen Spannungsaufbau vorher haben darf. Auf einmal ist er eben da und greift die Plantage der tollen Dame an. Ansonsten habe ich aber wahrlich nichts an den Effekten auszusetzen, im Gegenteil, ich werde wieder in höchste Schwärmerei verfallen – die Stop-Motion Effekte sind absolute Spitzenklasse und auch wenn sie in Sachen Details und Bewegungen vielleicht nicht an die von Ray Harryhausen heranreichen können, sind sie hervorragend umgesetzt. O’Brien hatte auf seine alten Tage ja wahrlich kein Glück – viele seiner Projekte wurden nicht realisiert und die, die er noch umsetzt (DAS UNGEHEUER VON LOCH NESS, VERSUNKENE WELT und DER FLUCH VON MONTE BRAVO) waren meiner bescheidenen Meinung nach eher durchschnitt bis „ganz nett“, mehr auch nicht, außerdem überwachte er die Arbeiten an den Effektarbeiten auch nur noch größtenteils aufgrund seines verschlechternden Gesundheitszustandes. Hier sind sie jedenfalls deutlich besser gelungen als in DAS UNGEHEUER VON LOCH NESS, wo er u.a auch mit dem bekannten Effekt-Trio Jack Rabin, Irving Block und Louis DeWitt werkelte. Liegt aber auch daran, dass man bei THE BLACK SCORPION offensichtlich mehr Budget (Rabin soll mit einem Teil des Budgets von LOCH NESS angeblich nach Las Vegas gegangen sein) und vor allem mehr Zeit für den Feinschliff hatten. Und das lässt sich sehen – die Bewegungen sind flüssig und der Skorpion sieht wirklich eindrucksvoll aus, wenn er in Nahaufnahme angreift und herumsabbert. Und außerdem ist der Skorpion ja auch nicht das einzige, was der geneigte Zuschauer bekommt – ebenfalls gibt’s noch eine Art… Wurm zu sehen, den ich nun wirklich keiner mir bekannten Tierart zuordnen konnte, sowie eine… Schabe (da ist dasselbe der Fall) oder einer Art „Mini-Spinne“, die beide in der Höhlen-Episode vorkommen. Angeblich soll es sich dabei sogar um dieselben Modelle handelt, die O’Brien seinerzeit in der Spinnen-Szene für King-Kong verwendete, die heute bekanntlich verschollen ist, aber auch da ist man sich nicht ganz sicher. So oder so, die Modelle machen ordentlich was her, wenn man handgemachte Effekte liebt.

Und die Story geizt glücklicherweise auch nicht mit ihnen, sodass ich dem Film seine anfänglichen langweiligen Dialoge spätestens in benannter Höhlen-Episode verzeihen konnte. Da werden unsere Helden in ein tiefes Loch herabgesenkt (erinnerte mich etwas an Karloffs Reise in die Unterwelt in TÖDLICHE STRAHLEN von 36), wo sie gleich auf eine ganze Kolonne an Riesenskorpionen treffen, die gar nicht mehr aufhören will. Ich glaube aber, dass man maximal drei oder vier Modelle gleichzeitig sieht, die sich auch bekriegen dürfen, was ebenso hervorragend gelungen ist. Für damalige Zeit war der Film im Verhältnis zu andere Genre-vertretern wohl auch etwas brutaler, denn die Skorpione gehen sich gegenseitig an die Gurgel und zerlegen sich sprichwörtlich. Auch diverse Menschen dürfen von den Skorpionen in Form von Figuren erstochen werden. Dass der Film aber eben doch ein B-Film war, merkt man daran, dass viele Szenen einfach immer und immer wieder reingeschnitten werden, besonders die Nahaufnahme des Skorpions sieht man gefühlt hundert Mal, aber darüber kann man hinwegsehen. Besonders eindrucksvoll war auch die Zug-Szene, der in einem schönen POV-Shot durch die Nacht fährt sich plötzlich dem Skorpion gegenübersieht, der sich auf den Schienen breitgemacht hat.
Fehlen dürfen da selbstverständlich auch nicht die Massenpaniken in Mexiko-Stadt, wo hunderte Menschen wild kreischend fliehen müssen. Die Größe der tierischen Antagonisten variiert hier und da auch mal, und der Stadt sind sie auch, ganz ähnlich wie in TARANTULA, größtenteils schwarzgefärbt.

Der Endkampf hat es dann ebenfalls in sich und ist mit Panzern, Raketen und Hubschraubern in einem Stadion ebenfalls fulminant inszeniert, dass es jedem Fan derartigen das Herz höherschlagen lässt. Ebenfalls hervorheben muss ich an der Stelle auch die charmanten Szenerien – das Ganze spielt wie erwähnt in Mexiko und das Hinterland mit seinen dampfenden Vulkanen oder eben der Höhlen passt perfekt zu den Monstern, die sich dort bewegen. Regisseur Edwards Ludwig gelingt so auch der ein oder andere nette Shot (vor allem in der Höhle oder auf den Schienen), aber ich glaube, dass Riesenmonster-Experte Eugene Lourié (PANIK IN NEW-YORK, UNGEHEUER VON LOCH NESS, GORGO) noch mehr hätte draus machen können, denn er war tatsächlich zuerst für den Regie-Posten vorgesehen.
Die Schauspieler sind da ja nur noch Beiwerk – aber auch diese machen ihren Job annehmbar, setzen sie sich eben auch aus bekannteren Veteranen des 50er Jahre Kinotopps zusammen. Als generischen Helden haben wir Richard Denning, den man so auch aus DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS oder DIE LETZTEN SIEBEN auftrat. Zusammen mit Mara Corday (natürlich bekannt für Arnolds TARANTULA oder dem legendären Trasher ANGRIFF DER RIESENKRALLE) geben die beiden ein glaubwürdiges, wenngleich auch äußerst uninteressantes Klischee-Paar ab.

Eine weitere große Überraschung hatte der Cast dann aber doch: Als die Credits am Anfang liefen, wollte ich es erst gar nicht glauben, und dachte, ich hätte mich verlesen, aber gerade las ich es dann auf IMDB: Es spielt allen Ernstes Pascual García Peña mit! Genau, der trottelige Cleófas aus dem völlig in die Vergessenheit geratenen Mexiko-Trasher EL CHARRO DE LAS CALAVERAS, den ich erst letztens hier eine Lang-Review spendiert habe. Das nenne ich mal einen Zufall! Ehrlich gesagt ist er mir hier aber auch gar nicht aufgefallen, aber ich frage mich, warum ich seinen Auftritt hier bei der Review vom Charro vergas.

Wenn es hier einen Schauspieler gibt, der aber doch etwas heraussticht, wäre es noch der Wissenschaftler Dr. Velazco, der von Carlos Múzquiz sympathisch und irgendwie anders als von seinen US-Amerikanischen Pendants gegeben wird. Irgendwie etwas geerdeter, und realistischer. Seine Karriere erstreckte sich über die Grenzen, er war sowohl als in US-Western, als auch in mexikanischen Trash-Filmen zu sehen, z.B in EL TESORO DE PANCHO VILLA (1957) oder LA SOMBRA VENGADORA (1956), und in beiden geht’s natürlich wieder um einen maskierten Rächer… was haben die Mexikaner nur damit?
Ein Kinderdarsteller zur Identifizierung des jungen Publikums darf natürlich auch nicht fehlen. Übernommen wurde der Part gleich von Mario Navarro, der selbigen auch schon im Monte Bravo zum Besten gab und hier überraschend wenig nervt. Insgesamt hat er aber auch recht wenig Screen-Time und taucht nach der Rettung aus der Höhle gar nicht mehr auf.

Fazit:

Ja, trotz seiner Verhältnismäßig „langen“ Laufzeit (für einen Monster B-Film der 50er, versteht sich) von knapp 90 Minuten und seinem im Grunde sehr generischen Drehbuch ist THE BLACK SCORPION ein wirklich schöner Riesenmonsterfilm der Dekade geworden, den ich jeden Fan selbiger nur ans Herz legen kann. Die Effekte sind einfach herrlich und es macht Spaß, den Kämpfen der Skorpione zu folgen. Außerdem ist er auch durchaus kompetent gemacht, weswegen ich auch nicht verstehe, warum sich das Mystery Science Theater 3000 sich seiner annahm, aber bitte, die haben ja schon viele Filme aus diesen Jahrzehnt veralbert, die es eigentlich nicht verdient haben (METALUNA IV ANTWORTET NICHT z.B auch).

Da ich heute großzügig bin, schaue ich über die paar Längen am Anfang aufgrund der nervigen Dialoge hinweg und verteile diesmal 8 Biere! Eine dicke Empfehlung meinerseits!


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 8


mm
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