Die Macht der Fünf

 
  • Deutscher Titel: Die Macht der Fünf
  • Original-Titel: Force: Five
  •  
  • Regie: Robert Clouse
  • Land: USA
  • Jahr: 1981
  • Darsteller:

    Joe Lewis (Jim Martin)
    Bong Soo Han (Rev. Rhee)
    Sonny Barnes (Lockjaw)
    Richard Norton (Ezekiel)
    Benny Urquidez (Billy Ortega)
    Ron Hayden (Willard)
    Pam Huntington (Laurie)
    Amanda Wyss (Cindy)
    Peter MacLean (Sen. Forrester)


Vorwort

Abt. Fünf Freunde, das sind wir/Richard Norton Classic

Derzeit ist es wirklich schlimm, so viele alte Recken verabschieden sich in die ewigen Jagdgründe. Natürlich waren sie alle fortgeschrittenen Alters, weh tut es als Fan dennoch. Nun hat es auch Richard Norton erwischt, der am Sonntag im Alter von 76 Jahren in seiner australischen Heimat verstorben ist. Damit hätte ich jetzt nicht unbedingt so früh gerechnet, wirkte er doch zuletzt noch an George Millers FURIOSA: A MAD MAX SAGA von 2024 mit, wo er sich für die Choreographie der physischen Auseinandersetzungen verantwortlich zeichnete. In MAD MAX: FURY ROAD von 2015 war er gar noch in der (zugegebenermaßen sehr kleinen) Rolle des „Prime Imperator“ zu sehen gewesen. Aber nichts hält ewig, gerade der Körper, den man sein Leben lang schindet, gibt irgendwann eben nach. Aus diesem Grund gehen wir hier und heute auch ein wenig in der Zeit zurück, in eine Zeit, als der gute Richard noch (relativ) jung und fit war, nach dem Norris-Vehikel OCTAGON seine erste größere Filmrolle in DIE MACHT DER FÜNF von Robert Clouse (DER MANN MIT DER TODESKRALLE) bekleidete…


Inhalt

Senator Forrester ist in Sorge um seine Tochter Cindy, die sich der Sekte des Reverend Rhee angeschlossen hat und auf deren Privatinsel entfleucht ist. Um der Sache nachzugehen, engagiert er den Agenten Jim Martin, der den Sektenbrüdern auf den Zahn fühlen und das Töchterlein im Zweifelsfall auch mit Gewalt ins traute Heim zurückführen soll. Dieser versammelt nun ein Team um sich, dass es erst einmal einzusammeln gilt. Der erste von ihnen heißt Billy Ortega, ist ein notorischer Frauenheld und deshalb gerade wieder im Clinch mit den Brüdern seiner letzten Eroberung, denen er aber nur zu gerne die Falten im Gesicht glättet. Auch Lockjaw weiß eine gute Klopperei zu schätzen, was ein paar miesgelaunte Rocker am eigenen Leib erfahren müssen. Ezekiel hingegen ist ein Spieler, ein zu guter, wie seine Kontrahenten finden. Da artet eine freundschaftliche Partie Billard um ein wenig Kleingeld auch gerne mal zu einer zünftigen Kneipenschlägerei aus, bei der der Gute dann auch derbe auskeilen darf. Die Eignungsprüfung der genauso hübschen wie schlagkräftigen Laurie ist dann Chefsache, doch auch sie kann Jim schnell von sich überzeugen.

Die fünf Freunde sind also versammelt, und als erste Amtshandlung müssen sie sich gleich mal die Finger schmutzig machen, um in Mittelamerika einen Gefängnisausbruch für ihren angedachten Hubschrauber-Piloten Willard zu organisieren, denn: Es kann nur einen, äh, es gibt eben keinen besseren. Nach erfolgreicher Fluchthilfe geht es dann im Schlepptau des Senators auf die Insel des Reverend Rhee, um sich als seine Bodyguards unauffällig umzusehen. Hier haben aber die Schergen des nebenberuflichen Kampfsportmeisters ein wachsames Auge auf die zahlreichen Anwärter, die den alltäglichen Arbeiten rund um das Allheiligtum, dem Tempel, nachgehen. Im Innern läuft der große Gehirnwaschsalon des fiesen Bösewichts, der ihm die Verehrung und bedingslose Loyalität seiner Anhänger sichert. So zeigt sich Cindy erwartbar unwillig, das Eiland zu verlassen. Zudem plant der Reverend schon seinen nächsten Schachzug, den einflussreichen Politiker umzudrehen und auf seine Seite zu ziehen…

Besprechung:

Als Vehikel um den damaligen Kickbox-Weltmeister Joe Lewis angelegt, macht sich die formelhafte Geschichte von DIE MACHT DER FÜNF, oder FORCE: FIVE im Original, und ihre Ausgestaltung schnell bemerkbar. Die Rekrutierung der Mitstreiter für eine gefährliche, am Rande zum Himmelfahrtskommando wandelnde Mission ist ein Standard, der schon in Klassikern wie DIE SIEBEN SAMURAI (oder seinem amerikanischen Gegenstück DIE GLORREICHEN SIEBEN) und DIE WILDGÄNSE KOMMEN durchexerziert wurde und von da an auch zum dauerhaften Repertoire zünftigen Action-Schlocks gehörte (siehe u.a. DAS SÖLDNERKOMMANDO und DREI ENGEL AUF DER TODESINSEL). Benny Urquidez, Richard Norton und Sonny Barnes dürfen ihre Kampfkünste gegen gleich mehrere Gegner zur Schau stellen, während Pam Huntington, mutmaßlich kein Martial Artist, nicht so viel zuzumuten war, weswegen ihr nur Joe Lewis etwas auf den Zahn fühlt, wobei dann auch eine zärtliche Bande zwischen beiden angedeutet wird (mehr dürfen wir in Sachen Love Interest hier auch nicht erwarten). Der Gefängnisausbruch ist dann das erste groß angelegte Action Set Piece (von insgesamt nur derer zwei).

Auf der Insel angekommen, folgt das Skript von Robert Clouse dann wieder dem Modus Operandi seines DER MANN MIT DER TODESKRALLE, nur eben ohne das Martial Arts Turnier. Die verschiedenen Mitglieder der Truppe streunern durch das Lager, um einfach mal ein wenig rumzuinvestigieren und Cindy ausfindig zu machen wie auch eine Fluchtmöglichkeit zu eruieren (den Böswatz in seinem, wie auch immer gearteten, Vorhaben zu stoppen, ist eigentlich nicht mit eingeplant). Da der religiöse Führer und Kampfsportler Rhee gleich eine ganze Heerschar von Kick- und Punch-wütigen Wächtern beschäftigt, bleibt da natürlich das ein oder andere, meist nicht sehr spektakuläre, Scharmützel nicht aus. Die Kampfchoreographien sind in diesem Teil des Films nicht allzu ausgefeilt und nicht auf dem Level der Szenen vom ersten Drittel, in denen jeder unserer Helden mitsamt seiner Kampfkünste vorstellig wird. DIE MACHT DER FÜNF verfällt in dieser Phase in ein wenig aufregendes Hin und Her, das nur von der Unwilligkeit Cindys und dem überraschenden Besuch ihres Vaters aufgelockert wird. Eine Art Running Gag wird in Person eines, naja, Verehrer Cindys etabliert, der sie als gehirngewaschener Trottel anschmachtet und sich dann auch über ihre Einberufung in den Tempel und den damit verbundenen vermeintlichen Aufstiegs innerhalb der Sekte freut. Das zieht sich alles etwas, es passiert gerade eben genug, damit uns nicht langweilig wird. Erst zum Finale zieht Clouse das Tempo wieder an, ihm mangelt es dann aber leider ein wenig an Ideen, weswegen die ganze Chose auch schnell ihr Ende findet.

Joe Lewis gewann in seiner ersten aktiven Zeit (1965-75) u.a. den World Heavyweight Titel der damals in Nordamerika populären Professional Karate Association, was seiner folgenden Filmkarriere Vorschub leistete. Schon mit JAGUAR LEBT bastelte American International Pictures einen Film um den Kickboxer – mit Christopher Lee, Donald Pleasance und Bond-Girl Barbara Bach als weitere zugkräftige Namen in Nebenrollen -, der allerdings kläglich bei der Kritik und an den Kinokassen floppte. Da man dort schon merkte, dass an Lewis kein Charakterdarsteller verloren gegangen ist, stellte ihm American Cinema Releasing in seinem zweiten Feature Film gleich schlagkräftige Unterstützung zur Seite. Die schauspielerischen Defizite des Kampfsport-Stars fällt hier auch tatsächlich weniger ins Gewicht, allerdings besitzt er im laufenden Bild dann eben doch weniger Appeal als auf Postern und Zeitschriften-Covern. Es daher wenig verwunderlich, dass sich gerade seine Mitstreiter, e nomine Richard Norton (hier im Chuck-Norris-Look, wahrscheinlich weil er kurz danach als dessen Stunt Double in KALTE WUT mitwirkte) und Benny „The Jet“ Urquidez, als Sympathieträger auszeichnen. Ihre Karriere als Go-to Klopper für zünftige B-Action hielt im Folgenden bekanntlich auch länger an, vor allem bei Norton. Während Lewis in seinen Kampfszenen vor allem disziplinierte Kicks anzubringen weiß, beweisen sie dazu noch eine gewisse Spielfreude, die ihren Choreographien den entsprechenden Pfiff verleihen. Für die gröberen Töne ist schließlich Sonny Barnes zuständig, der, wie soll ich sagen, auch ein wenig Farbe in die Runde trägt, während Pam Huntington scheinbar einzig für die Frauenquote gecastet worden war. Die Truppe wird von Ron Hayden komplettiert (womit wir dann doch bei sechs Helden sind), der seine Rolle als leicht durchgeknallter Kriegskamerad sehr breit ausspielt und nahezu im Alleingang für den Humor des Films zuständig ist.

Als Oberbösewicht verdingt sich hier Hapkido-Meister Bong Soo Han, der einigen sicherlich noch aus der Bruce-Lee-Persiflage aus KENTUCKY FRIED MOVIE bekannt sein dürfte. Er besitzt durchaus eine Präsenz und versteht es wunderbar, auf Leute herabzublicken. Er ist so böse, dass man ihm schon zu Anfang des Films einen Attentäter auf den Hals hetzt, der jedoch kläglich scheitert und sich einer netten Nadelkur unterziehen lassen muss. Sein Final Fight gegen Joe Lewis fällt dann leider ein wenig underwhelming aus, was aber nicht wundert, durfte der direkt davor schon gegen einen ausgewachsenen Stier (!) antreten. Da kann man eben nur den Kürzeren ziehen. Unter seinen Henchmen befindet sich Bob Schott (GYMKATA), der verlässlich in der Lage ist, böse in die Gegend zu stieren und auch mal grob zuzupacken. Als zur Abtretung ihrer Erbschaft Auserkorene muss Amanda Wyss einzig ein debiles Lächeln spazieren tragen, worin sie ein wenig zur Übertreibung neigt, weshalb ihre Cindy beinahe wie eine Wahnsinnige wirkt. Ihr Vater, der Senator, wird von Peter MacLean (SQUIRM, BREAKIN‘ 2 – ELECTRIC BOOGALOO) dargestellt, der in der zweiten Hälfte des Films dann eher dem Alkohol frönt, wobei in mir der Verdacht keimt, dass man das wegen eines wirklichen Alkoholproblems des Darstellers der Einfachheit halber mit eingeflochten hat. Er wirkt auf jeden Fall recht überzeugend darin.

Nach dem Welthit DER MANN MIT DER TODESKRALLE mit dem noch vor dessen Premiere dahingeschiedenen Kampfsport-Star Bruce Lee war Robert Clouse in Hollywood der bevorzugte Mann für die Inszenierung cineastischer Handkantenkloppe und Aufbereitung asiatischer Stoffe für das nordamerikanische Publikum – siehe FREIE FAHRT INS JENSEITS mit Jim Kelly, DER BULLE VON HONGKONG mit eben Kelly & Joe Don Baker, DIE GROSSE KEILEREI mit Jackie Chan zuvor und später auch GYMKATA sowie CHINA O’BRIEN 1+2 mit dem Gespann Rothrock/Norton. An den Erfolg seines Magnus Opus konnte der Regisseur freilich nie wieder anknüpfen. Für DIE MACHT DER FÜNF modelte er ein Skript von George Goldsmith (KINDER DES ZORNS) und Stuntman Emil Farkas um. Inwieweit die Änderungen greifen, ist heutzutage wohl nicht mehr wirklich zu eruieren. Auf jeden Fall war Clouse, wie schon angemerkt, sichtlich darauf bedacht, den in JAGUAR LEBT schon überfordert wirkenden Posterboy Lewis zu entlasten. Das klappt dann ja auch halbwegs, jedenfalls in der Hinsicht, dass gerade Norton und Urquidez ihre Stärken stellenweise gut ausspielen können, was dem Film spürbar gut tut. Bong Soo Han hätte als Baddie gerne mehr austeilen dürfen, auch seine Henchmen erweisen sich eher als Sparringspartner der bunten Heldentruppe. Im Mittelteil mäandert die Plotte dann spürbar ein wenig rum, was einfach daran liegt, dass eben nicht so sehr viel zu erzählen ist, auch wenn es sich, dank Gehirnwäsche und weiterführender Pläne, dieselbigen zu nutzen, doch auf dem Silbertablett angeboten hätte. So geht das Ganze dann ein wenig hierhin, ein wenig dorthin, ohne aus dem Cast, dem Setting oder den verschiedenen Ebenen der Geschichte wirklich Kasse zu machen. Da wäre ohne Frage mehr drin gewesen. Es wirkt streckenweise dann auch ein wenig hilflos, was aber irgendwie schon wieder niedlich ist. Allzu ernst kann man das Geschehen jedenfalls nicht nehmen, auch wenn wir es hier noch nicht mit einer Parodie ala DREI ENGEL AUF DER TODESINSEL zu tun haben.

Fassung:

Anfang 1982 lief DIE MACHT DER FÜNF, um derer drei Minuten an Handlung gestrafft, mit einer Freigabe ab 16 Jahren (eine Brutalo-Orgie ist der Film beileibe nicht) in den bundesdeutschen Kinos an. In der Folge wurde er leider nicht auf VHS veröffentlicht, sondern lief nur einige Male im Privatfernsehen. Die DVD-Erstveröffentlichung erfolgte 2014, jetzt in ungekürzter Form, und danach nahm sich dann DigiDreams des Titels an, um das Bild nochmal zu glätten (Filmkorn kann man selbst mit der Lupe nicht mehr finden) und ihn dann HD Remastered als DVD und Blu-ray zu veröffentlichen. Während der Bildtransfer auch in dieser Form noch recht geschmeidig aussieht, stinkt der deutsche Stereo-Ton (es ist auch ein 5.1-Upmix an Bord, von dem ich aber generell abraten würde) leider ziemlich ab. Das kommt über weite Strecken eher dumpf und zu leise rüber, zum Glück aber nicht blechig. Der englische Originalton wäre da das Format der Wahl, zwar auch lange nicht perfekt, aber erträglicher. Über Ermanglung an Extras können wir hier indes nicht klagen. Neben den üblichen Trailern und Bilderstrecken gibt es ein Interview mit Joe Lewis, dazu noch ein Special mit Benny „The Jet“ Urquidez, der u.a. eine kleine Lektion geben darf.

Fazit:

Leider, leider ist DIE MACHT DER FÜNF nicht der Film geworden, der er hätte sein können, dürfen und müssen. Die Story ist straightforward und unter den Helden und Bösewichtern gibt es einige echte Asskicker, die nicht ganz zur Entfaltung kommen. Das zweite filmische Gefährt, um die Popularität von Joe Lewis in volle Kinosäle umzumünzen, krankt unter einem unterentwickelten Drehbuch, etwas zu unspektakulären Kampf-Choreographien und einem Helden, der in bewegten Bildern kaum Charme zu versprühen vermag. Die launigste Sequenz stellt dann auch der Ausbruch dar, die längste Actionszene des Films, deren Ende dann auch die Halbzeitmarke, äh, markiert. Alles in allem kommt alles danach unbeschwert dösig rüber, dass man ohne Probleme angenehm seine Zeit damit totschlagen kann. Ich persönlich mag den ganz gerne, der hat irgendwie schon was anheimelndes. Aber DIE MACHT DER FÜNF ist sicherlich nicht der beste Martial-Arts-Fetzer seiner Zeit, auch nicht der unterhaltsamste oder unfreiwillig komischste. Wie ihr dazu steht, müss ihr wohl oder übel dann selbst herausfinden.


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 7


mm
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