Das Söldnerkommando

 
  • Deutscher Titel: Das Söldnerkommando
  • Original-Titel: Kill Squad
  •  
  • Regie: Patrick G. Donahue
  • Land: USA
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    Jean Glaudé (Larry Pearson), Jeff Risk (Joseph Lawrence), Jerry Johnson (K.C.), Francisco Ramirez (Pete), Bill Cambra (Alan), Gary Fung (Tommy), Marc Sabin (Arthur), Cameron Mitchell (Dutch), Alan Marcus (Jessie James), Mike Donahue (Cowboy), Sean P. Donahue (Billy), Phillip Lewis (Richie), Cherilyn Basile (Joann), Larry Jackson (Junkman), Corlean Pitre (Pepper), Sharon Ragonetti (Salt), Ladd Ruckner (Mr. Levy), Charles Ascello (Virgil)


Vorwort

Ein Rudel gedungener Tunichtgute unter der weisen Führung des fiese Dutch verübt einen Anschlag auf den Industriellen Joseph Lawrence und dessen Eheweib (dem die Firma eigentlich gehört) – die Olle beißt, nach Vergewaltigung, so viel Zeit muss ja sein, ins Gras, Mr. Lawrence wird angeschossen und landet im „Krankenkassenchopper“, sprich Rollstuhl, und schiebt den Blues. Weil er den hierfür ordnungsgemäß autorisierten Schlimmfingereinfangbehörden keine erfolgreiche Lösung des Falls zutraut, lässt Lawrence seinen Geschfü und alten Vietnam-Kumpel Larry die alte Einheit zusammentrommeln, unter der Maßgabe, dass die ganze Baggage ihm aus Kriegszeiten noch was schuldet.
Larry trommelt, und die ganze Bande ist nur zu gern bereit, dem Freund schlagkräftig zur Seite zu stehen – gut in Form sind die Jungs auch, tut Larry doch jeden einzelnen von ihnen bei einer großangelegten Schlägerei auf… Nur Anhaltspunkte sind dünn gesät. Lawrence vermutet unspezifiziert böse geschäftliche Konkurrenz im Hintergrund. Den einzig brauchbaren Informanten bringen Larry & Co. gleich mal probehalber um – des verblichenen Betthäschen spuckt immerhin noch den ein oder anderen Namen aus, so dass die Bande nicht ganz im Trüben fischen muss. Allerdings informiert einer der Freunde des Gemeuchelten Dutch über die privaten Ermittlungen – und von Stund an werden sowohl die potentiellen Informationsquellen als auch Larrys lustige Spießgesellen von einer schwarzgewandeten Killergestalt dezimiert. Trotz der Widrigkeiten kommen Larry und die immer spärlicher werdenden Seinen immer dichter an den geheimnisvollen Dutch heran. Doch arbeitet der auf eigene Rechnung oder ist er selbst nur ein gekauftes Werkzeug?


Inhalt

Ich habe den besten Film der Welt gesehen und er hieß „Das Söldnerkommando“.

Okay, das ist vielleicht *leicht* übertrieben, aber als Low-Budget-Film von und mit Leuten, die man nicht kennen muss, und den ich auf der Basis von „wenn’s mir am Sonntag eh schon bescheiden geht, kann ich auch ’n doofen Film kucken, den ich in geistiger Umnachtung einem Forumsregular abgekauft habe“ in den Player schob, qualifiziert er sich eindeutig für die Champions League.

Brainchild eines gewissen Patrick G. Donahue, der ausgehend von diesem stolzen Werk eine Karriere als Bit-Part-Akteur in nicht exakt bedeutungsvollem C-Schotter aufbaute und alle vier-fünf Jahre lang wieder ein paar zehntausend Dollar auftreibt, um einen eigenen Film zu inszenieren (sein jüngstes Werk ist der 2006 erschienene Horror-Heuler „The Abominable…“), schickt sich „Das Söldnerkommando“ (dessen Originaltitel „Kill Squad“ wesentlich, äh, treffender ist) an, der essentielle Früh-80er-Actionheuler zu werden. Die Plotte ist vielfach gesehen und erprobt – Veteran, dem Unrecht angediehen wird, sammelt seine alten Kriegskameraden ein, um den pösen Schurken mores zu lehren – eine unkaputtbare Geschichte, die selbst in rudimentärstem Zustand einigermaßen funktioniert und nie dem eigentlichen Anliegen eines derartigen Films, einer Aneinanderreihung mehr oder weniger ausgewalzter Actionszenen, ernstlich im Wege steht.
Und „rudimentär“ ist der Plot nun wirklich… nach der Eröffnungssequenz, in der Dutch und seine Spießgesellen Lawrence nebst Ehefrau überfallen, verbringen wir eine gute halbe Stunde (inklusive eines ausgiebigen Flashbacks in die guten alten Vietnam-Zeiten, mit dem erläutert wird, dass die Kameraden in Lawrences Schuld stehen, weil er in Vietcong-Gefangenschaft freiwillig den Minensucher gespielt hat) mit der Zusammenstellung des Teams – das dauert natürlich deswegen so lange, weil jeder einzelne Veteran mit einer ausgiebigen Prügel-/Martial Arts-Einlage vorgestellt werden muss; zu verkloppende Typen umgeben unsere Helden so selbstverständlich wie Schmeißfliegen den Kuhfladen, logistisch gibt’s da also keine Probleme (schon weil die meisten unserer sogenannten Helden ausgesprochen kurze Zündschnüre haben. Oder wenigstens gute Gründe, wie Pete, den seine Kollegen am Bau vom Dach schmeißen, weil er zu schnell arbeitet). Ist das Team erst mal versammelt, wird’s dramaturgisch auch nicht besser – man hangelt sich von einem Kontaktmann zum nächsten, stellt sich dabei ziemlich dämlich an (weswegen jeder Dutch-Komplize auch ins Gras beißt und die Heldenmannschaft auch arg gelichtet wird. Wäre ja auch ein bissl sehr doof und unkonventionell, wenn man spätestens nach dem zweiten Kill vielleicht *bewaffnet* zu den Treffs marschieren würde und ggf. Gegenmaßnahmen ergreifen könnte) und kommt eigentlich nur aus purem Zufall (und weil die „Gegenseite“ genauso doof ist) überhaupt weiter.

Soweit, so völlig unspektakulär, aber dann kommt uns der Film mit einem derart überwältigenden Plottwist, der mich absolut davon überzeugt, dass M. Night Shyalaman „Das Söldnerkommando“ gesehen und angesichts der niederschmetternden Konsequenz der finalen Wendung beschlossen haben muss, zukünftig jeden seiner Filme mit einer mindestens ebenso gewichtigen surprise zu beenden. Are you ready?

SPOILER SPOILER SPOILER
Dutchens Auftraggeber ist, get it, niemand anderes als Lawrence selbst, der erstens seine blöde Schnalle loswerden wollte und dies mit einem Rachebegehren gegenüber seinen nichtsnutzigen alten Armeekumpels, deretwegen er nun eine Fußprothese (wg. der Minen, ne) tragen muss, zu verbinden gedachte (weil: abber Fuß ist natürlich viel schlimmer als zehn-fuffzehn Tote, die man auf dem Gewissen hat). Wow! Gosh! Gee Whiz! Und so vöööööööööööölig unvorhersehbar (ist nicht so, dass ich das nicht schon während der ersten Filmszene überhaupt vermutete. Also zumindest das mit dem Ehepartnerbeseitigen… die lahme Ausrede für die Kills an seinen Freunden ist natürlich so aus dem Analbereich gezogen, dass selbst der dümmste Shalalamadingdong-Twist nicht mithalten kann).
SPOILERENDE

Gut, soweit, so belangloser Söldneractionkrams von der Stange. Hat niemand ernstlich anders erwartet, oder? Echte Charaktere gibt’s nicht, sowohl bei den Guten als auch den Bösen besteht die Riege ausschließlich aus Kanonenfutter (maximal hat man den „Guten“ einen definierenden Charakterzug mitgegeben, so ist von den Schwarzen selbstverständlich einer freischaffender Zuhälter und von den Weißen einer Anlagebetrüger – der seine Investoren mit dem Konzept „Kuschelkäfer für Weihnachten – Tausendfüssler werden DER Schlager der Saison“ auszunehmen gedenkt), aber was soll’s… ist ja nicht Hemingway oder Steinbeck.
Vom handwerklichen Standpunkt her gesehen ist der Streifen überraschend kompetent – bei einem Werk, dessen primäre Beteiligte auch hinter der Kamera nicht gerade die großen Karrieren gemacht haben, muss man ja sicherheitshalber erst einmal ein technisches Schlachtefest vermuten, aber Meister Donaghue, sein Kameramann Christopher W. Strattan und vor allem Martial-Arts-Choreograph (und Co-Star) Gary Fung (der immerhin schon ein Jahr zuvor beim Chuck-Norris-Vehikel „Der Gigant“ Stuntarbeit geleistet hatte) erledigen für die Verhältnisse von Rookies einen guten Job – niemand wird „Das Söldnerkommando“ mit einer großen Major- oder wenigstens einer mittelprächtigen Cannon-Produktion verwechseln, aber Donaghue muss sich mangels großartiger Dramaturgie, sondern der schlichten Folge diverser Action-Segmente keine Gedanken ums Tempo machen, der Streifen rollt munter über seine knapp 80 Minuten Laufzeit, Strattan fängt kameratechnisch ein, was eingefangen werden soll, ohne sich dabei übertrieben um memorable Einstellungen zu kümmern, und Fung hat seinen Leuten erfolgreich die Grundlagen der Kampfkunst beigebracht – der nächste Bruce Lee ist nicht dabei, aber alle Jungs sehen so aus, als wüssten sie, was sie täten, da hab ich schon ganz andere Leute peinlicher bei der Simulation von einigermaßen echt aussehenden Tritten und Schlägen zukucken dürfen müssen. Oben drauf gibt’s noch ein-zwei semispektakuläre Autostunts und für die Freunde der harten Gangart diverse knackig-splottrige Erschießungen und einen primitiv-lustig kruden Kopf-ab-Splattereffekt im Finale.
Wenn dann auch noch ein munter funky-schwingender Soundtrack, der sich in einem Blaxploitationfilm von 1974 vermutlich wohler gefühlt hätte als in einem Martial-Arts-Söldnerstreifen von 1982 (auch wenn der Held ein Schwarzer ist), sorgt das für zusätzlichen Gewinn.

Die Darsteller sind keine Leuchten- Jean Glaudé tauchte immerhin 1987 hoch mal als „Einbrecher“ in dem immerhin von John Dahl co-geschriebenen Thriller „P.I. Private Investigations“ auf, überlässt die Schauspielerei hauptsächlich seinem Afro und beschränkt sich ansonsten auf’s ass-kicken, damit fährt er ganz passabel.
Jeff Risk (keine weiteren Credits) geht als plausibles Doublé für einen verbrauchten Harrison Ford durch (unterstützt dadurch, dass er in der deutschen Fassung von Ford-Sprecher Wolfgang Pampel synchronisiert wird) und muss zumeist nur leidend in seinem Rollstuhl hocken.
Jerry Johnson (der immerhin noch ein paar Rollen in Softcore-Schinken wie „Naked Wives“, „Sexual Chemistry“ oder „Erotic Boundaries“ – hochwertvolle Filmware, bin ich überzeugt -, abgriff), Francesco Ramirez („Omega Cop“), Steroidmonster Bill Cambra (der besteht nur aus Bizeps), Marc Sabin und der bereits erwähnte Gary Fung verdienen sich keine Schauspielpreise, aber das müssen sie auch nicht.
Trashmeister extraordinaire Cameron Mitchell (Space Mutiny, „Frankenstein Island“, Without Warning, Supersonic Man) verdingt sich als einziger Akteur von „name value“ in der streng genommen völlig bedeutungslosen Dutch-Rolle. Wie sich aus dieser eindeutig männlich dominierten Castliste ergibt, dienen Frauen in diesem Film wahlweise als Opfer oder Fußabtreter.

Nun, also hätten wir bis an diese Stelle einen handwerklich wider Erwarten brauchbaren, inhaltlich ausgesprochen hohlen und unter Berücksichtigung der Low-Budget-Herkunft des Streifens einigermaßen erträglich geschauspielerten Actionhobel minderer Güte, der normalerweise mit Fug und Recht in den Videotheken dieser Welt Staub gefangen und niemanden, auch nicht Trashkonsumenten wie yours truly, sonderlich beeindruckt hätte. Wie also schafft der Streifen den Sprung zum Kandidaten für den besten Film des Universums?

It’s the dubbing, stupid! Rainer Brandt hat (schätzungsweise) mal wieder zugeschlagen und endlich alle Sprüche angebracht, die er zu seinem Leidwesen in „Die 2“ oder bei den Spencer/Hill-Comedywestern nicht loswerden konnte, weil man ein gewisses Nie-woh halt dann doch nicht unterbieten wollte. Kostproben? „Ich glaub, du willst mir ’nen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben!“ – „Es soll jetzt ja auch Holzfüße geben, die auf Kammerton A gestimmt sind!“ (WTF??) – „Ich muss dir wohl ein paar Märchenfiguren in die Wolle schneiden, so kess, wie du bist!“ – „Du hast ’nen dritten Preis gewonnen, ’nen Koffer abgefahrener Bahnsteigkarten!“ Ein grandioses Beispiel ist auch der Dialog, in dem Larry einem von Lawrences pfuschenden Lieferanten klar macht, dass er erst Geld sieht, wenn die Qualität der gelieferten Teile stimmt – in den dreiminütigen Dialog packt Brandt (oder wer auch immer) sämtliche Slang-Synonyme für „Geld“, die auch nur abwegigst denkbar sind, und beendet das ganze Spiel (nachdem man sich ausgiebig gekloppt und der Lieferant sich aus Versehen in den Fuß geschossen hat) mit dem Statement „eigentlich ist er ja gar kein übler Kerl“ seitens des nunmehr Lochbefußten. It’s friggin‘ AWESOME mit extra-awesome on top. Klar, dass die Synchro die Superspaßigkeit zum Ende hin, wo die Originalgeschichte den Schwenker ins idiotisch-dramatische nimmt, nicht ganz durchhalten kann, aber bis dahin gibt’s endlos zu lachen. Kein Wunder, dass der BPjM die Kombination debile Sprücheklopferei/beinhart-blutige Action nicht wirklich gefiel – „Das Söldnerkommando“ findet sich auf dem Index der jugendgefährdenden Medien wieder, was eine reguläre Veröffentlichung bis zum Ablauf der 25-Jahres-Frist eher unwahrscheinlich macht.

Bildqualität: Weswegen der Film sich mir auch als Bootleg vorstellt. Und was’n Bootleg das ist – gebrannter Rohling mit aufgeklebtem Papier-Label, aber dafür immerhin auf hundert Stück limitiert. Als Cover dient eine zurechtgeschnippelte und leicht aktualisierte (mit dem DVD-Technik-Gedöns) Farbkopie des VHS-Covers. Seinen Namen wollte – verständlicherweise – dafür niemand hergeben. Für einen VHS-Rip, und nichts anderes ist dieses Boot natürlich, ist’s aber ganz passabel anzuschauen. Das „Master“ war wohl offenbar noch nicht sonderlich durchgenudelt, d.h. es ist ziemlich sauber und gewährleistet immerhin noch angemessene Schärfe- und Kontrastwerte (will sagen: sieht besser aus als 75 % des Best-Entertainment-Outputs), nur einige Tracking-Fehler (die aber „echten“ Labeln wie eben Best auch passieren) stören den akzeptablen Gesamteindruck. Geboten wird ob der Quelle begreiflicherweise non-anamorphes 1.66:1-Minimal-Letterbox.

Tonqualität: Nur deutscher Ton in MPG-Quality. Reicht aber durchaus aus, wenn man sich den Streifen nicht gerade über High-End-Equipment zu Gemüte führt.

Extras: Nüsch. Das Menü hat genau eine Funktion („PLAY“).

Fazit: Nix für Feingeister und Arthouse-Fuzzis, Frauen und Individuuen, die „Cicero“, die „taz“ und die „Spex“ lesen. Für alle anderen (besseren, schöneren und intelligenteren) Menschen bedeutet das – ein Hammerfilm erster Kajüte, ein Lachschlager vom Feinsten, und zweifellos eines der ganz großen Meisterwerke der Filmgeschichte. Stürzt „Citizen Kane“, „Casablanca“ und „Die Verurteilten“ vom Pantheon, stellt „Das Söldnerkommando“ hin. Das ist wahre Kultur! Groar! Gronf! Gröhl!

5/5
(c) 2009 Dr. Acula


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