Der Satan ohne Gesicht

 
  • Deutscher Titel: Der Satan ohne Gesicht
  • Original-Titel: La Bambola di Satana
  • Alternative Titel: The Doll of Satan | Satan's Doll |
  • Regie: Ferruccio Casapinta
  • Land: Italien
  • Jahr: 1969
  • Darsteller:

    Erna Schürer (Elizabeth Ball Janon), Roland Carey (Jack Seaton), Aurora Battista (Claudine), Ettore Ribotta (Paul Reynauld), Manlio Salvatori (Edward), Lucia Bomez (Mrs. Carroll), Beverly Fuller (Blanche), Eugenio Galadini (Andrea), Giorgio Gennari (Gerard), Domenico Ravenna (Mr. Shinton), Teresa Ronchi (Jeanette)


Vorwort

Abt. Die traumwandlerische Schönheit der belustigenden Langeweile

Kennt ihr das, dass ihr einen Film mögt und nicht wisst, warum eigentlich? Der objektiv gesehen eigentlich ziemlicher Müll ist, nicht einmal durch seinen unfreiwilligen Humor entwaffnend lustigen Trash hergibt? Das hier ist solch ein Fall. Ich für meinen Teil habe mich gleich bei der ersten Sichtung in DAS GESICHT DES SATANS verliebt. Es ist eine komische, in jedem Fall vollkommen misslungene Melange aus Elementen des Gothic-Horrors italienischer Prägung mit in mehrfacher Weise relativ eindeutiger Giallo-Handlung. Nicht spannend, nicht besonders aufregend, stellenweise erotisch, auch kurz mal unheimlich, alles in allem kurios, aber auch nicht besonders unterhaltsam im herkömmlichen Sinne. Warum mag ich den dann denn so sehr? Versuchen wir uns mal daran, das an dieser Stelle aufzuschlüsseln…


Inhalt

Die junge Elizabeth kehrt nach dem Tod ihres Onkels in dessen Schloss zurück, wo sie fast ihre gesamte Kindheit verbracht hat. Zur Testamentseröffnung bringt sie ihren Verlobten, den Journalisten und Roman-Autoren Jack, mit, außerdem haben sie noch das befreundete Pärchen Gérard und Blanche im Schlepptau. Ein derartiger Auflauf an jungem Gesocks scheint den Angestellten des Schlosses, allen voran der Hausdame Mrs. Carroll, gar nicht recht zu sein. Sie und Butler Edward halten verdächtig oft Zwiesprache, scheinen irgendetwas zu verbergen. Und tatsächlich zeigt sich Elizabeth von den Ausführungen Mrs. Carrolls empörtt, dass ihr Onkel vorgehabt hätte, das Anwesen an seinen Nachbarn Paul Reynauld zu veräußern. Es bleibt nicht das einzige, was der jungen Frau neu scheint. Ein erster Schock erwartet sie in ihrem alten Zimmer, in dem nun die totgeglaubte Jeanette, ein Mädchen ihren Alters, haust, die nach einem Unfall den Verstand verloren hat und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Und als die Hausdame die Gäste am nächsten Tag durch das Schloss führt, entdeckt Elizabeth Orte, an denen sie als Kind nie gewesen ist. Da gibt es eine voll ausgestattete Folterkammer in den Kerkern, geheime Gänge, die vorgeblich wegen Einsturzgefahr zugemauert wurden. Vor allem das hier aufgehängte Porträt einer Urahnin, die ihr bis in die Haarspitzen gleicht, setzt ihr sichtlich zu. Vor allem, als sie erfährt, dass deren Geliebter vor über hundert Jahren hier unter Qualen seinen Tod fand. Und wenn sie des Nachts alleine in ihrem Zimmer liegt (natürlich ziemt es sich nicht, mit dem Verlobten das Bett zu teilen; wo kämen wir denn da hin?), hört sie seltsame Stimmen. Ist es vielleicht der Geist des Geliebten, der nach der Angebeteten ruft? Was führt Mrs. Carroll im Schilde? Warum will Paul Reynauld das Schloss kaufen? Warum ist Elizabeth des Nachts nicht mehr bei Sinnen? Und wer sind die schwarzkapuzierten Männer, die sie dann entführen und in der Folterkammer unter Anleitung von Mrs. Carroll an ein Kreuz fesseln, um dort unheimliche Rituale durchzuführen? Fragen über Fragen…

Besprechung:

Das ist wieder einer dieser Filme, dessen Vorzüge abseits technischer Rafinesse, einer spannenden Geschichte oder interessanten Figuren zu finden sind. Auch den „so bad, it’s good“ Trash-Appeal bedient DER SATAN OHNE GESICHT eher in Maßen, unfreiwillige Komik ist hier vorhanden, der Lustgewinn alleine hieraus dennoch gering. Es ist ein Film mit einem eigentümlichen Charme, von dem man irgendwie nicht weiß, worauf die Macher nun wirklich hinauswollten. Wie viele Mystery-Filme seiner Zeit, setzt sich auch LA BAMBOLA DI SATANA (= Die Puppe des Satans), so der weit schönere Originaltitel, ganz bewusst zwischen die Stühle des altmodischen Gothic-Horrors und des modernen Krimis oder Giallo, was immer man dort auch zu finden glaubte. Herausgekommen ist dabei, wie eben so oft, ein Film, der vollkommen wider jedweder Funktionalität nur Versatzstücke beider Ausrichtungen des Mystery aneinanderreiht und nur lose verzahnt. Was uns als Zuschauer normalerweise unbefriedigt zurücklässt, gerät aber hier zur Nebensache. Denn dieser gesichtslose Satan besitzt, eben ganz im Gegensatz zu dem unpassenden deutschen Titel, ein charmantes Antlitz, gerade wegen und auch abseits seiner vielen Unzulänglichkeiten. Wie dieser unangepasste, unzuverlässige und unflätige Freund, dem man einfach nicht böse sein kann, weil man ihn, so wie er ist, auch mag. Ich hatte auch irgendwann mal irgendwo gelesen, dass der Film schon 1966 fertig gedreht wurde und erst sehr viel später einen Verleih fand. Das nur am Rande, da es sich leider auf die Schnelle nicht verifizieren lässt. Wundern täte es mich allerdings aus oben angeführten Gründen nicht.

Eigentlich bedient DER SATAN OHNE GESICHT ein bekanntes und gerade in den 70ern bekanntes Giallo-Trope. Es geht ja schlicht darum, eine junge Frau zu desorientieren und in den Wahnsinn zu treiben und sich ihres Besitzes zu bemächtigen. Das Drehbuch hält zu keiner Sekunde damit hinter dem Berg, dass Elizabeth unter Drogen gesetzt wird. Damit erübrigt sich die Frage, ob vielleicht auch übernatürliche Mächte ihre teuflischen Griffel mit im Spiel haben, noch vor der schwarzen Messe. Im Endeffekt passt das sogar recht gut zur Auflösung des Kriminalfalls, dass jegliche Anflüge von Gothic-Horror sich als reine Makulatur erweisen. Das erinnert schon sehr an Mario Bava, dessen Krimis zwar von gothischen Ambiente durchzogen waren, die aber dafür auch sehr geerdet rüberkamen (siehe THE GIRL WHO KNEW TOO MUCH oder BLUTIGE SEIDE); bei seinen Horrorfilmen hingegen driftete das Szenario dafür schnell ins Surreale ab (sehr deutlich in DIE TOTEN AUGEN DES DR. DRACULA und LISA UND DER TEUFEL). Das handwerkliche Geschick, diese Elemente kunstvoll zu verzahnen, geht den Machern von DER SATAN OHNE GESICHT fraglos komplett ab. Dafür gesellt sich zum „Frau in den Wahnsinn getrieben“-Thema dann auch noch der schwarzbehandschuhte Killer, den wir als Giallo-Fans so lieb gewonnen haben. Der lässt sich allerdings schon früh als Mrs. Carrolls geheimnisvoller Liebhaber identifizieren, dessen wahre Identität nicht nur von Genrekundigungen unschwer zu erraten ist.

Die Charaktere selbst scheinen durchweg auf ihre Funktion beschränkt. Elizabeth ist die Erbin, die damsel in distress, weil dunkle Gestalten es auf ihr Erbe abgesehen haben. Warum man nun diese umständliche Charade bemüht, bleibt unverständlich, denn sicherlich wäre es auch möglich gewesen, das Eigentum ganz einfach zu erwerben, jedenfalls steht das schon von Anfang an öfters zur Debatte. Die junge Frau an sich wirkt unbeholfen und kennt sich auf dem Schloss, auf dem sie vorgeblich aufgewachsen ist, nicht wirklich gut aus. Von dem voll eingerichteten Kerker, jetzt ein „Museum“, oder zugemauerten Geheimgängen unter dem Gemäuer war ihr eben nichts bekannt. Sie scheint kein neugieriges Kind gewesen zu sein. Da sie eigentlich immer komplett passiv bleibt und auch selbst keine wirklich offensichtlichen Schlüsse aus den ihr gegebenen Informationen ziehen kann, übernimmt die Rolle des Ermittlers ihr Verlobter Jack. Sein Charakter erweist sich als genauso schlecht ausgearbeitet, zieht er doch die Bedenken seiner Verlobten erst einmal in Zweifel, während später, wie selbstverständlich, seine Neugier und sein Spürsinn geweckt werden. Das beißt sich irgendwie. Ihre Begleiter Gérard und Blanche fungieren nur als Stichwortgeber, die zu Protokoll geben dürfen, dass es auf dem Schloss unheimlich sei und hier irgendetwas nicht stimme. Interessanter, jedenfalls optisch, erscheint da Mrs. Carroll, die tagsüber mit eng gestecktem Haar und Brille die strenge Hausdame gibt, sich des Abends aber gelockert und in aufreizenden Nachthemd lasziv für ihren Geliebten auf dem Bett räkelt. Faktotum Edward darf nur verdächtig mit der Hausdame tuscheln und die Neuankömmlinge argwöhnisch beäugen. Gärtner Andrea gibt einige entscheidende Hinweise, er ist der seltsame, belächelte Kauz unter der Dienerschaft. Die geistig wie körperlich derangierte Jeanette scheint selbst ein Geheimnis zu umgeben, versucht Elizabeth zu warnen. Ihre Rolle ist allerdings trotzdem so unbedeutend, dass man sie auch ersatzlos hätte streichen können. Sie stellt eigentlich nur Inventar. Außerhalb des Schlosses schleicht noch die vorgebliche Kunststudentin Claudine herum, die heimlich jemanden von außen per Funkgerät Bericht erstattet. Und der jagende Nachbar Paul Reynauld möchte ja gerne das Schloss kaufen. Was er macht, woher er sein Geld hat? Egal, dafür gibt es ja die Auflösung (die hier aber auch kaum Abhilfe zu schaffen vermag). Mit Prof. Shinton, einem alten Freund der Familie, haben wir noch einen weiteren mysteriösen Tippgeber, der schon recht früh gewaltsam aus der Rechnung genommen wird. Im Nachhinein kommen wir nicht umhin, uns zu fragen, warum sein Wissen nicht ausreichte, um die Polizei direkt auf den Plan zu rufen (indirekt ist sie aber schon tätig; zweimal dürft ihr rate, durch wen). Dazu gesellen sich dann noch der Testamentsvollstrecker, der Hausverwalter und später noch ein mysteriöser Fremder, die irgendwie eine Funktion im Sinne der Geschichte erfüllen sollen, sie sich nicht immer gleich (oder auch später) erschließt und irgendwie erzwungen wirkt.

Wo der Kriminalfall ein bestenfalls funktionales Grundgerüst für den Film bietet, sollte er also zumindest atmosphärisch punkten. Doch das klappt dann auch nur so semi-gut. Die ländliche Gegend, in der gefilmt wurde, ist rustikal schön. Das Schloss wird in Außenaufnahmen vom Palazzo Ruspoli und Borghese Castle gedoubelt. Das alles fügt sich zu einem einigermaßen harmonischem Gesamtbild. Auch die Studiobauten der Inneneinrichtung genügen den bekannten Standards solcher Produktionen, solche Filme wurden zu der Zeit ja auch oft gedreht, die Sets sicherlich mehrfach in jeweils leicht abgeänderter Form verwendet. Auch muss man der Kameraführung attestieren, einige schöne Aufnahmen, gerade im Vorfeld und während der schwarzen Messe einzufangen. Es gibt eine angenehme Kamerafahrt um Elizabeth im Bett, als sie allmählich die Wirkung der ihr verabreichten Droge zu spüren bekommt. Genauso kann sich auch die (sein wir ehrlich, etwas albern wirkende) Zeremonie im Kerker sehen lassen. Allerdings sind viele Sets einfach nicht ordentlich ausgeleuchtet, oftmals viel zu grell und dadurch derbe unnatürlich. Während die längeren Kamerafahrten auf eine ruhige Hand des Operators (erstaunlicherweise Vito Brandis einziger IMDb-Eintrag) und ein gutes Auge des DoP – Francesco Attenni schaffte es schon, dem genauso lustig misslungenen THE EMBALMER eine durchaus nice Optik in und zwischen den Grachten Venedigs zu verpassen- schließen lassen, fällt der Schnitt dann an vielen Stellen sehr holprig aus. Für letzteren war angeblich jemand namens Franco Attenni zuständig; ich denke, ich bin nicht der einzige, der den Verdacht hegt, dass DoP und Cutter, trotz zweier IMDb-Einträge, ein und dieselbe Person sind. Das ist schon ein wenig komisch – wenn etwas gelungen aussieht, merken wir, dass es auch so gewollt, wenn es dann unrund wird, dass es eben auch manchmal nicht sehr gekonnt ist. Aber gut, Signore Attenni konnte wohl eben das eine besser, das andere schlechter. Die musikalische Untermalung des Ganzen aus der Feder Franco Potenzas, der zumeist eigentlich Kurzfilme vertonte, bleibt die meiste Zeit über eher unauffällig, was ich hier mal als Pluspunkt zähle.

Ein Grund für die Unwucht im Film ist gewiss auf die Unzulänglichkeiten von Feruccio Casapinta als Filmemacher zurückzuführen. DER SATAN OHNE GESICHT war sein erster Film und blieb es wohl auch. Das Skript stammt von ihm, einen gewissen Carlo M. Lori (auch dessen einziger Eintrag in der IMDb) und Giorgio Cristallini (KILLER STERBEN EINSAM). Auf wessen Kappe das eher verhunzte Drehbuch nun geht, ist zweitrangig. Ich gehe auch mal stark davon aus, dass dies eben ein Gemeinschaftsprojekt war, denn auch Cristallini glänzte bei KILLER STERBEN EINSAM nicht eben durch Stringenz und bodenständiger Tonalität. Interviews zufolge soll Casapinta am Set die Kommunikation mit den Schauspielern und Crew, also das Tagesgeschäft, eher seinem Assistenten, dessen Name ich beim besten Willen nirgendwo finden kann, zu überlassen. Das könnte dann auch der Grund dafür sein, dass die meisten Darsteller sehr unbeholfen wirken. Gut, Erna Schürer muss nur süß aussehen und mit einem andauernden, großen Fragezeichen über dem Kopf durch den Film traumwandeln. Das bekommt sie sehr gut hin, man muss sie einfach liebhaben. Ich habe sie für meinen Teil gleich ins Herz geschlossen. Sie zeigt hier sehr viel Haut, hat unter Drogeneinfluss erotische Träume, was ich natürlich begrüße, und war z.B. auch im Gothic-Horror DAS GEHEIMNIS VON SCHLOSS MONTE CHRISTO (1970) und dem sleazigen Giallo NACKT FÜR DEN KILLER (1975) zu sehen. Roland Carey als Jack wagt an ihrer noch nicht einmal den Versuch, aus der widersprüchlichen Charakterisierung seines Aushilfshelden irgendeinen Anflug von Ambivalenz abzuleiten. Sein Schauspiel scheint strikt den Anweisungen des Skripts zu entsprechen, was eben dazu führt, dass Jack eher wie Schablone scheint, die schlecht ausgeschnitten wurde. Carey ist mir, so glaube ich, noch in keinem anderen Film irgendwie aufgefallen, er hatte zuvor aber schon Hauptrollen in Fredas DAS SCHWERT DES ROTEN GIGANTEN (1960) und Baldis DAS SCHWERT DES EL CID (1962), zwei der zu dieser Zeit beliebten Sandalen-Abenteuern, sowie einen Bitpart im Hollywood’schen Monumentalschinken DER UNTERGANG DES RÖMISCHEN REICHES (1964), also eher was grobschlächtiges. Währenddessen darf Lucia Bomez als Mrs. Carroll sogar gewollt zwei Gesichter zeigen, es dürfte auch die reizvollste Rolle des Streifens sein. Sie erledigt das auch mit Bravour, mit der Einschränkung, dass sie in beiden Fällen relativ dick aufträgt, was wir aber mal als so gewünscht verbuchen. Ihre Filmografie ist recht übersichtlich, nur etwas mehr als eine Handvoll Sandalenfilme (u.a. DER LETZTE DER GLADIATOREN) und Western (etwa DJANGO UND DIE BANDE DER BLUTHUNDE) stehen dort zu Buche. In der Rolle der nicht sehr smart wirkenden Undercover-Ermittlern Claudine wirkt Aurora Battista, ganz in der Rolle, nicht sehr souverän. Sie drehte innerhalb von drei Jahren ganze acht Filme, fast nur Bitparts, u.a. in einigen Western und auch BARBARELLA (1968). Ich vermute mal ganz stark, dass sie eigentlich ein Model war, die man eher als schmückendes Beiwerk buchte. Hier ist sie klar überfordert gewesen. Die letzte Rolle mit nennenswerten Gewicht für die Handlung wäre der undurchsichtige Nachbar Paul Reynauld, gespielt von Ettore Ribotta. Der war ganz gewiss ein Berufsschauspieler, wenn auch weit entfernt von einem Star, aber eben routiniert. Er hat hier nicht gerade viele und auch keine besonders langen Auftritte, gibt uns aber zumindest eine Ahnung davon, dass er etwas Böses im Schilde führen könnte. Ribotta war schon zu dieser Zeit aber eher im TV zuhause. Alle anderen rangieren eher unter „ferner liefen“.

Fassung:

LA BAMBOLA DI SATANA lief nie in den deutschen Kinos und wurde auch nicht für eine Veröffentlichung auf VHS lizenziert. Es bedurfte erst der Eurocult Collection (ECC #4) von Andreas Behtmanns Label X-Rated, die dem Film eine, in meinen Ohren recht gelungene, deutsche Vertonung unter der Regie von Dr. Gerd Naumann und den nicht so schönen deutschen Titel DER SATAN OHNE GESICHT angedeihen ließ. Der Bildtransfer ist sauber, mit halbwegs kräftigen Farben und ordentlichen Kontrast, allerdings nicht sehr körnig. Der deutsche Ton ist eher unauffällig abgemischt, der italienische Ton (auch ein Dub, wie viele italienische Filme ihrer Zeit wurde LA BAMBOLA… nicht mit Direktton aufgenommen) klingt ein wenig knackiger. Es gibt einen Audiokommentar mit Gerd Naumann, Matthias Künnecke und Bodo Traber, dazu noch ein kurzes Making-of und zwei Interviews als Extras (und natürlich auch eine Bildergalerie sowie den Original-Trailer). Im Booklet der Mediabook-Version findet sich noch ein interessanter Text von Matthias Künnecke zum Thema „Gotischer Giallo“, sowie ein recht kurz geratener von Torsten Hahnisch zu Erna Schürer. DAS SATAN OHNE GESICHT ist auch auf DVD (Giallo Serie Nr. 14) in der kleinen, sowie als Blu-ray/DVD-Kombo (Giallo Serie Nr. 24) in der großen Hartbox erschienen.

Fazit:

Ein komischer Film, fürwahr, aber auch einer, den ich trotzdem immer wieder gerne sehen mag. Die Konstellation der Figuren und der leicht verschrobene und nicht sehr logische Plot haben etwas sehr heimeliges, das Ambiente passt sich dem sehr gut an. Wie gesagt, der Film ist nicht sehr spannend, wenn überhaupt. Die Verschwörung ist schnell durchschaut, auch wenn die Auflösung derb aus dem Hut gezaubert wirkt. Die Figuren sind eher grob gezeichnet, eher wenig interessant, bis auf die beiden wichtigen Frauen freilich. Zum einen natürlich Mrs. Carroll, die uns so schön zwei Seiten von sich zeigt – des Tages zugeknöpft und herrisch schroff, des Nachts erotisch, gar lasziv und ihrem Liebhaber unterwürfig. Das hat schon was, mit der schwarzhaarigen Lucia Bomez zudem optisch passend besetzt. Und dann wäre da natürlich Erna Schürer, immer präsenter, aber doch passiver Star des Films. Vielleicht spricht in meiner Liebe zu dem Film auch nur meine Verliebtheit für die Erna Schürer dieser längst vergangenen Zeit, dagegen spricht eben nur, dass ich DER SATAN OHNE GESICHT nun wirklich nicht durch eine rosarote Fanbrille betrachte. Er hat fraglos seine Defizite, ist in keiner Faser seines Daseins ein guter Film, trotzdem mag ich ihn eben, fühle mich wohl, wenn er über meinen Flatscreen flimmert. Aber vielleicht ist das bei manchen Filmen eben so, dass sie unmerklich die richtigen Knöpfe drücken, sich wortlos, fast heimlich an uns schmiegen. Es ist für mich einfach ein Film zum Wohlfühlen, und manchmal ist das eben alles, was zählt.


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 8


mm
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