The Flying Saucer

 
  • Deutscher Titel: The Flying Saucer
  • Original-Titel: The Flying Saucer
  • Alternative Titel: Farfuria zburătoare | El platillo volante | El disco volador | El platillo volador |
  • Regie: Mikel Conrad
  • Land: USA
  • Jahr: 1950
  • Darsteller:

    Mikel Conrad (Mike Trent),Pat Garrison (Vee Langley),Hantz von Teuffen (Hans), Denver Pyle (Turner), Lester Sharpe (Marikoff)


Vorwort

Letztens ließ mir badmovies-Mitschreiber (und dem ich es überhaupt zu verdanken habe, selber hier über Filme herziehen zu dürfen) Thomas Hortian einige Science-Fiction Schinken aus den 50er Jahren zukommen. Drauf gekommen sind wir leider über Bert I Gordons Tod, im Zuge dessen wir über seine Filme diskutierten. Ich hatte bis dato einige seiner Frühwerke leider noch nicht gesehen gehabt und Thomas schickte mir wie gesagt einfach ein paar ebenjener: Darunter sein Erstlingswerk KING DINOSAUR (1955), sowie BEGINNING OF THE END (1957) und THE CYCLOPS (1957). Aber um Mr. BIG (Gott hab ihn Seelig) soll es heute gar nicht gehen – ich wollte jedenfalls noch mehr solcher alten verstaubten Sci-Fi Filmchen, die bis jetzt nicht in deutschen Landen erschienen sind (und wahrscheinlich auch niemals werden). Einer von diesen war nun THE FLYING SAUCER aus dem Jahre 1950, ganz zu Anfang der 50er-Jahre Alien/Mutanten/Monsterwelle. Und dazu war er auch noch der allererste Film überhaupt, der sich mit dem Phänomen der fliegenden Untertassen (aka Ufos) beschäftigte. Und Filme mit Ufos (oder eben einem Einzelnen) haben doch zumindest schon mal ein Grundinteresse geweckt, oder? Spätere Werke wie DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND (1951) oder FLIEGENDE UNTERTASSEN GREIFEN AN (1956) waren jedenfalls recht unterhaltsam. Und die legendären Radkappen-Ufos aus Ed Woods PLAN 9 FROM OUTER SPACE (1959) müssen an der Stelle ja gar nicht mehr hervorgehoben werden.


Inhalt

We gratefully acknowledge the cooperation of those in authority who made the release of the ‘Flying Saucer’ film possible at this time.

Mit diesen hochtrabenden Worten beginnt der Film. Die Kamera filmt die Baumwipfel, senkt sich dann langsam auf den Boden herab, wo eine Person eine Höhle betritt. Aus dieser schießt dann nach wenigen Sekunden eine fliegende Untertasse hervor und verschwindet in der Nacht. Zeitungen, die dann in das Bild flattern, verkünden die Botschaften der Sichtungen des unbekannten Flugobjekts. Verbildlicht wird das zusätzlich durch das Einfügen einiger Leute, die mit großen Augen gen Himmel starren und sich an den Kopf fassen (mir scheint, sie leiden unter starker Migräne). In der letzten dieser Sequenzen dreht sich eine Frau langsam und heftig zwinkernd bis zur Kamera, starrt hinein und schreit dann wie am Spieß (was hat sie denn am Boden gesehen, ich dachte Ufos würden fliegen? Oder war der Kameramann besonders hässlich)?
Danach geht’s nach Washington, besser gesagt in das kleine Büro von Hank Thorn. Dieser hat Mike Trent herkommen lassen, der gemütlich am Schreibtisch sitzt und sich über die Meldungen kaputtlacht. Doch Thorn sieht das ganze weniger amüsant, schließlich würde die Nation, die als erstes hinter das Geheimnis des Objekts kommen würde, die Welt beherrschen. Und die Russen sind anscheinend schon auf der Suche danach. Zumal wäre das Ufo in der Lage, überall in der USA Atombomben abzuwerfen.
Und das Lachen vergeht auch Trent als er erfährt, dass er sich der Sache annehmen soll. Das Ufo soll in Alaska gesehen worden sein, und da er selbst dort gelebt hat, wäre er doch gut für diesen Job geeignet, denn dort sollen auch bereits kommunistische Agenten unterwegs sein. Doch Mike lehnt ab, jedenfalls bis ihm seine Begleitperson vorgestellt wird, und dabei handelt es sich um die Agentin Vee Langley. Gemeinsam, getarnt als Krankenschwester und Patient, machen die beiden sich also auf den Schifffahrtsweg in den hohen Norden des amerikanischen Kontinents…

Besprechung:

Ich möchte behaupten, bei 50er Jahre Science-Fiction Filmen gibt es mindestens drei Kategorien. Einmal die, die tatsächlich sehr gut gemacht sind, vom Inhalt als auch vom Handwerklichen her, sodass sie auch heute noch seriös anschaubar sind. Filme wie 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER (1954) oder etwa DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR C (1957). Unter die zweite Kategorie fallen dann die Werke, die so richtig, richtig bescheuert und billig daherkommen, aber eben deswegen so unterhaltsam sind. Schoten wie ROBOT MONSTER (1953) oder eben PLAN 9 FROM OUTER SPACE. Daneben gibt’s natürlich noch dutzende weitere Werke, die sich irgendwo zwischen diesen Kategorien ansiedeln.
Die dritte Kategorie sind dann aber Filme, die ungenießbar sind – über Filmgeschmack lässt sich streiten, aber bei einigen Werken KANN man gar nicht sagen, dass sie unterhaltsam sind, schlichtweg, weil sie es nicht sein KÖNNEN. In dieser Kategorie gehören die Filmplakate und Titel schon zum Besten, was die Produktion auffahren kann. Vertreter, über deren offensichtliche Schlechtigkeit sich wohl kaum streiten lässt, wären da etwa MESA OF LOST WOMEN (1953). Und jetzt muss ich auch THE FLYING SAUCER dazuzählen. Leider.

Der Anfang jedenfalls stimmt noch durchaus hoffnungsvoll. Es gibt theatralisch schreiende Frauen (eine schaut ja sogar direkt in die Kamera), unheildrohende Zeitungsüberschriften und sogar Effekte! Der Film zeigt also zumindest sofort, worum’s geht und spannt den Zuschauer nicht auf die Folter (vorerst zumindest). Nach diesem irgendwie amüsanten, herrlich naiv-pathetischen Anfang geht’s aber schon los mit dem drögen Gelaber. Die beiden „Helden“ stammen anscheinend aus dem Lehrbuch für langweilige 50er Sci-Fi Abziehbilder: Der lässige Held Mike Trent fährt nur mit, weil ihm die tolle selbstbewusste Agentin Vee an die Seite gestellt wird (die genauso aussieht wie jede anderen weibliche Hauptrolle in B-Filmen zu jenen Tagen). Nachdem die beiden Washington verlassen haben spielt der Gross des Films alsdann in Alaska – gar nicht mal so schlecht, zumal man Regisseur Mikel Conrad (der auch Trent spielt) tatsächlich hingeflogen ist! Andere Beutelschneider von Filmemachern hätten das alles in langweiligen Steinbrüchen oder Höhlen gedreht und höchstens noch etwas Stock-Footage beigemischt.

Die einigermaßen schöne Umgebung hilft aber auch nichts, wenn Nichts passiert. Mike und Vee streiten sich etwas, fahren Boot, laufen durch die Botanik und sitzen im Haus. Und kommen sich (Achtung „Spoiler“!) näher, wer hätte es ahnen können? Es ist ganz einfach, die Plörre kommt niemals in Fahrt: Es wird vor allem über die fliegende Untertasse geredet, wirklich sehen tut man sie hingegen nicht (und in Aktion schon gar nicht). Und als wäre das nicht schon schlimm genug, entpuppt sich der ganze Murks nach etwa 40 Minuten auch noch als etwas SPOILER weltliches, vom Menschen Erschaffenes. Ja, nichts mit Aliens, Invasoren von fremden Welten oder sonstigem, das hätte Interessant sein können: Das „Ufo“ ist einfach eine Erfindung irgendeines Wissenschaftlers, der aber nicht mal ein Mad-Scientist sein darf – und dessen Helfer will das Ding an die Kommunisten verkaufen. Nachdem die Katze aus dem Sack ist, geht die Resthoffnung, es würde am Ende noch irgendwas zu bestaunen geben, noch weiter verloren. Und auch dann wird’s nicht besser, im Gegenteil: Die ohnehin schon dünne Handlung muss durch ewige Fliegerei seitens Mike gestreckt werden, während er selbst blöd aus dem Fenster schaut. Unterlegt wird das Ganze von einem höchst-nervigen, viel zu lauten Soundtrack. Am Ende gibt’s einfach keine Schauwerte: Die „Highlights“ sind ein paar schlecht gefilmte Prügeleien, Stock-Footage von Bären und Eisbrocken und wenige Sekunden an fliegender Untertasse. Wie gesagt sieht Letztere aber nicht mal schlecht aus, doch das bringt nichts, wenn die Handlung drum rum so langweilig und fad inszeniert ist. Mit mehr richtigen Effekten und einem Drehbuch, das immerhin irgendeine kreative Idee gehabt hätte, hätte man etwas deutlich besseres draus machen können.
Interessant ist an der Stelle noch zu erwähnen, dass Regisseur Mikel Conrad behauptete, es handle sich bei jenen Szenen um realistisches Fotomaterial, dass er von der Regierung bekommen habe und er selbst auch noch tatsächlich in Alaska aufgenommen habe – eine ausgefallene Werbe-Maßnahme.

Und damit wären wir auch schon bei den Akteuren: Mikel Conrad als Mike Trent (der übrigens ungelogen in fast allen Szenen quartzt wie ein Fabrikschlot) spielt den Umständen entsprechend immerhin ganz ok und tut immerhin irgendwas „sinnvolles“, sympathisch ist er aber trotzdem nicht. Als Schauspieler trat er ansonsten hauptsächlich in ungenannten Statistenrollen auf, so etwa auch in den US-Versionen zu Godzilla. Talent als Regisseur hat er jedenfalls nicht, folgerichtig blieb dies seine erste und letzte Regiearbeit. Das Drehbuch hat er auch geschrieben, wobei das auch keine große Leistung sein kann, wenn man die Bootsfahrt und Fliegerei-Szenen abzieht. Den Job teilte er sich aber immerhin mit Howard Irvin Young, der seit 1915 Drehbücher und Stücke geschrieben hatte, aber nichts, was in irgendeiner Weise bekannt sein müsste oder mit Science-Fiction zutun hätte, wobei fraglich ist, THE FLYING SAUCER als reinen Science-Fiction Story zu klassifizieren. Es ist eher ein Kalter-Krieg-Thriller.

Die Frau an Trents Seite ist Pat Garrison, die hier ihre einzige Hauptrolle spielte. Überhaupt trat sie sonst nirgendwo mehr in Erscheinung bis auf eine Statistenrolle in KOPFÜBER IN AMERIKA (1985). Viel zu tun hat sie nicht, ja eigentlich… gar nichts, weil Vee eben auch kaum was macht. Ihr Verhalten ist trotzdem maximal dämlich: Sie spaziert durch den Wald, sieht einen Bären (der wohlgemerkt keinerlei Anstalten macht, sie zu attackieren) und schreit erstmal ne’ schöne Runde. Hantz von Teuffen, der den etwas seltsamen Hauswart Hans gibt, war zudem noch Produzent der ganzen Chose, hatte sonst aber niemals wieder irgendeine Rolle. Sein Übriges Leben war allerdings doch interessant, denn Hans Johann Franz Oskar von Meiss-Teuffen (so seine echter Name) war Abenteurer, bereiste Afrika und war auch als Agent im zweiten Weltkrieg tätig, es existieren mehrere Versionen aus dieser Zeit seines Lebens. Jedenfalls ist der Wikipedia-Eintrag sehr interessant zu lesen. Er schrieb auch einige Reiselektüren, wie genau er jetzt zum diesem Film hier kam, ist nicht bekannt. Ab 1946 lebte er für einige Zeit in New-York und gab dort Radio-Interviews.

Frank Darien, der Mann mit den zweitmeisten Credits im Cast (235 laut IMDB) spielt auch nur einen hoffnungslosen und versoffenen Typen, der von den Russen abgeknallt wird. Apropos abknallen: Erwähnt sei noch, dass Kugeln dem starken Trent anscheinend auch nichts anhaben können, denn als der böse Russe ein ganzes Maschinenpistolenmagazin auf ihn aus nächster Nähe ballert, reicht ein anderer Russe als persönliches Schutzschild völlig aus. Der verräterische Turner wird dabei von Denver Pyle dargestellt, der wohl bekannteste Schauspieler dieses Machwerks hier. Er hatte 264 Credits angehäuft, seine bekannteste Rolle ist wohl die des Gesetzeshüters aus BONNY UND CLYDE (1967).

Fazit:

THE FLYING SAUCER ist einfach ein spannungsloses, durch und durch unspektakuläres Stückchen Film, das zu Recht in Vergessenheit geraten ist. Die Hauptschuld liegt dabei nicht unbedingt an den vorhandenen Effekten oder Akteuren, sondern einfach daran, dass viel zu wenig Interessantes passiert. Trash-Unterhaltung bietet das Ganze also logischerweise niemals, höchstens, wie bereits beschrieben, der etwas drollige Anfang. Und da er nicht mal ein echter Alien-Film ist, wie man hoffen dürfte, können sich auch Komplettisten der 50er Jahre Science-Fiction dieses Werk getrost sparen. Ärgerlich ist der Film an sich noch nicht wirklich, man könnte sich, angesichts der Entstehungszeit, aber dennoch wundern, dass man nicht mehr aus den Prämissen gemacht hat. Ein Blick auf einige Telegramme im Film zeigen nämlich, dass der Film im Sommer 1949 spielt, also knapp zwei Jahre nach dem berühmten Roswell-Zwischenfall, der die Ufo-Welle in den USA ja erst entfachte. Hat keiner der Crew gedacht, dass man aus der Prämisse etwas Besseres hätte machen können, als eine leidliche Story um kommunistische Agenten? Am Ende ist der erste „Ufo-Film“ so leider nämlich alles andere als das, was er hätte werden können (und sollen).


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 2


mm
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