Mortal Kombat: Annihilation

 
  • Deutscher Titel: Mortal Kombat 2 - Annihilation
  • Original-Titel: Mortal Kombat: Annihilation
  •  
  • Regie: John R. Leonetti
  • Land: USA
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Robin Shou (Liu Kang), Talisa Soto (Kitana), James Remar (Raiden), Sandra Hess (Sonya Blade), Lynn “Red” Williams (Jax), Brian Thompson (Shao Kahn), Reiner Schöne (Shinnok), Musetta Vander (Sindel), Irina Pantaeva (Jade), Deron McBee (Motaro), Marjean Holden (Sheeva), Litefoot (Nightwolf), Chris Conrad (Johnny Cage), John Medlen (Ermac), J. J. Perry (Cyrax/Scorpion/Noob Saibot), Tyrone Wiggins (Rain), Dennis Keiffer (Baraka), Ridley Tsui (Smoke), Keith Cooke (Sub-Zero), Dana Hee (Mileena)


Vorwort

Abt. Auf einem Bein kann man nicht umfallen

Normalerweise ist es ja so, dass Lizenzen für Videospieleverfilmungen an große Studios verkauft werden. Dort entscheiden dann die Produzenten, dass das Spiel an sich, in den meisten Fällen und gerade bei Beat’em Ups wenig verwunderlich, storymäßig etwas wenig auf den Rippen hat, um damit einen ganzen Film zu tragen. Im Zuge der Entwicklung der Geschichte für einen Kinofilm auf Basis der Mythologie des Computerspiels wird diese also nicht nur ausformuliert, sondern auch ergänzt und manchmal komplett umgeschrieben. Und am Ende schreien dann die Fans des Spiels ganz laut auf, weil man sich so an ihrem Heiligtum vergangen und solch einen Haufen stinkenden Kuhdungs vorgesetzt habe. Beim ersten MORTAL KOMBAT war das anders. Der Film war nicht perfekt und kritische Stimmen blieben auch hier nicht aus, aber im Großen und Ganzen blieb er dem Game treu und hangelte sich in einem Turnier im Groben an der vorgegebenen Mythologie entlang. Für den zweiten Teil zog man bei New Line Cinema dann die Macher des Spiels zu Rate, um auf dieser durchaus soliden Basis aus der Videospiel-Franchise allmählich ein Kino-Franchise zu entwickeln. Und was soll man sagen? Das war eine höchst dämliche Entscheidung, denn diese verbrannten mit MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION das Franchise erst einmal fürs Kino. Und das wirklich gründlich und nachhaltig.


Inhalt

Trotz des Sieges von Raidens Schützling Liu Kang im letzten Mortal Kombat, ist Shao Khan, der Herrscher des Outworld, der Meinung, dass die Zeit für die Menschheit gekommen ist. Zu diesem Zweck hat er seine alte Königin Sindel, Kitanas Mutter, wieder erweckt, und fällt mit den Befehlshabern seiner Outworld-Armeen auf der Erde ein. Eine erste Begegnung unserer Helden mit dem bösen Eroberer entbindet Johnny Cage von weiteren Pflichten, denn der Heißsporn legt sich hier gleich mal mit dem Falschen an. Pech gehabt. Raiden muss nun schnell improvisieren, denn es bleiben ihnen nur sechs Tage Zeit, bis Shao Khan die Dimensionen vereint hat; Sonya soll in der Stadt Hilfe holen, Liu Kang die Prinzessin Kitana, auf die es Shao Khan abgesehen hat, in Sicherheit bringen. Er selbst will beim Rat der Wächter vorstellig werden, um in Erfahrung zu bringen, was bitte der ganze Scheiß soll, verstößt das doch gegen alle Regeln des Spiels. Unterdessen schickt der angehende Eroberer nicht nur seine Armeen aus, sondern Sonya Blade auch den waffenstarrenden Kampf-Cyborg Cyrex hinterher. Der jedoch scheitert in seiner Mission und hat schnell sein Leben verwirkt. Jax, der sich inzwischen neue Kraftverstärker an die Arme hat montieren lassen, mag seiner besten Kollegin Sonya ihre Geschichte von der außerdimensionalen Bedrohung nicht glauben, auch nachdem er mit ihr Cyrex und die Schergen Shao Khans bekämpfen musste. Widerwillig schließt er sich der Truppe an. Auch andernorts läuft es nicht viel besser, denn Liu Kang kann nicht verhindern, dass Kitana in Gefangenschaft gerät. Indes wird Raiden vom Rat vor eine knifflige Wahl gestellt: Entweder lässt er die Dinge in seiner (noch nicht zur Vollendung gebrachten) Göttlichkeit seinen Lauf oder lässt diese hinter sich und darf sich an der Seite der Menschen dem Bösen zum Kampf stellen. Als Sterblicher…

Besprechung:

Naja, satte 12 Minuten Abspann, nicht schlecht. Da kann man dann auch nochmal Rammstein und „Engel“ verbraten, macht sich ja gut auf der Soundtrack CD. Das war dann etwas, das nicht auf meiner Einkaufsliste gelandet ist, denn das hat mich schon annodazumal nur genervt. Aber das nur am Rande…

Zum Film selbst, ganz ehrlich? Von der Storyline kommt MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION einem MK-Spiel tatsächlich am nächsten, denn solch sinnlose Scheiße war da an der Tagesordnung. Mich deucht, dass der Film in seiner Erzählweise den Grundstein für den späteren Story-Modus der Spiele gelegt hat. Aber was für ein Arcade Fighting Game ausreichend scheint, funktioniert im Kino i.A. nicht so wirklich gut. So etwas kommt halt dabei raus, wenn man die Macher einer Videospiel-Reihe an einen Kinofilm lässt. Die Story ist ja nun nicht das Wichtigste, wenn es um einen MORTAL KOMBAT-Film geht, right? Da geht es nur darum, dass sich ein paar coole Kämpfer, mancher gut, mancher bös, mit viel Schmackes und möglichst fantasievoll in einem Turnier aufs Fressbrett kloppen. Okay, drei Schritte rückwärts, die Macher des Spiels durften ans Drehbuch und haben kein richtiges Turnier eingebaut? Naja, man kann nicht alles haben. Verwundern tut es mich dann schon. Die Vermessenheit zu behaupten, dass ein inhaltlich eher flachbrüstiges Beat’em up keinen ganzen Kinofilm tragen könnte, sollte ja mit dem ersten Teil ad acta gelegt worden sein (schon das Van-Damme-Vehikel BLOODSPORT konnte sich gut 10 Jahre früher ohne tiefergehende Story an einem Kumite entlanghangeln, und auch Bruce Lees legendärer DER MANN MIT DER TODESKRALLE hatte schon in den 70ern kein Problem damit). Allerdings wollte man wohl auf jeden Fall die Helden des ersten Kinofilms im Sequel auftreten lassen, und das, ohne auf das nächste MORTAL KOMBAT in 500 Jahren zu warten. Im Hinblick darauf macht es auch schon wieder Sinn. Und auf der anderen Seite wieder nicht, da ich von der Einbindung der Macher des Spiels eine starke Vorlagentreue erwarten würde. Wie man es dreht und wendet, richtig rund ist die Sache schon nicht im Ansatz, zumal nicht jeder Darsteller in seiner Rolle zur Rückkehr bewegt werden konnte. Aber dazu später mehr.

Und diese Feststellung zieht sich dann auch durch den ganzen Film. MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION hält sich nicht großartig mit seiner Story auf, lässt schon nach einigen Minuten Shao Khan mit seinen Minions auf die Erde los (im ersten Teil gab es ja ein offenes Ende in der Richtung, an das man hier allerdings NICHT anknüpft). Danach holpert sich der Film etwas weiter im Text, Sonya soll Kollege Jax fürs Team rekrutieren, Raiden wird beim Rat der Wächter vorstellig und Kitana, dieses Mal eine Schlüsselfigur, von Shao Khans Häschern entführt. Auch an eine Mini-Prüfung für Liu Kang wurde gedacht, die allerdings derart underwhelming ausfällt, dass man sie auch ersatzlos hätte streichen können. Dazu gibt es alle paar Minuten auf die Omme, über zu wenig Action will ich mich hier gar nicht beschweren. Das macht anfangs sogar noch ein bisschen Spaß, ermüdet im Laufe des Films dennoch zusehends, da es einfach keine Steigerung in den Kämpfen gibt. Eher im Gegenteil, die Scharmützel werden kürzer oder, wie im Finale, unter allen Protagonisten zeitgleich aufgeteilt. Und dazwischen werden pseudocoole Sprüche aufgesagt und doofe Erklärungen abgegeben, welche zumeist gleich in der nächsten Szene wieder verworfen werden. Das klingt wie ein MORTAL KOMBAT-Spiel? Klar, aber da weiß man, dass man nach spätestens zwei Minuten wieder am Pad sitzt und seinem Gegenüber im Spiel die Fresse poliert und am Ende übelst blutig vom Bildschirm tilgt.

Damit kommen wir auch schon zum nächsten Schwachpunkt des Films. Die scheinbar einzige Vorgabe seitens New Line Cinema war wohl wieder das Rating, da man den Film möglichst weitflächig an Fans des Spiels vermarkten wollte – also wieder PG-13, keine Finishing Moves und allgemein kein (oder genauer gesagt wenig) Blut und (definitiv kein) Splatter. Dabei wird Johnny Cage gleich zu Anfang von Shao Khan das Genick gebrochen, da durfte man, gerade als deutscher Zuschauer, noch die Hoffnung haben, dass es hier etwas härter zur Sache geht. Warum gerade als Deutscher? Weil MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION, aus welchen Gründen auch immer, ab 18 Jahren freigegeben wurde. Der ist, wie sein Vorgänger (dessen Freigabe ab 16 ich ja für heutige Verhältnisse schon diskutabel finde), als Film für ein Teenie-Publikum konzipiert, durfte aber hierzulande von denen (in der Theorie) gar nicht gesehen werden. Was die Herren und Damen von der FSK damals wohl geritten hat? Vielleicht genügte ja schon die Tatsache, dass die ersten drei Teile der Spielereihe hier in Deutschland damals beschlagnahmt wurden. Verwundern täte es mich, ehrlich gesagt, nicht. Die MORTAL KOMBAT Spiele waren, zumindest ab Teil 2, zweifelsohne richtig gute Beat’em ups, doch die brachialen Gewaltdarstellungen, vor allem der Finishing Moves, war das Salz in der Suppe, das Alleinstellungsmerkmal der Reihe. Aber gut, Filme sind Business, und im Falle von MORTAL KOMBAT hatten Blut und Gewalt bis zum Reboot im Jahre 2020 einfach keinen Platz darin. Und, was soll man schon sagen, das Franchise wurde ja bereits 1996 zu einer kindertauglichen Samstagsvormittagszeichentrickserie verwurstet.

Zumindest haben wir mit Robin Shou und Talisa Soto zwei Darsteller des Erstlings mit an Bord. Christopher Lambert kehrt als Raiden nicht zurück, aber seine krächzige Stimme werde ich nicht vermissen. Allerdings ist James Remar auch wieder kein gleichwertiger Ersatz, den Kämpfer-Gott nehme ich den genauso wenig ab, wie Vin Diesel einen Babysitter. Nach DIE WARRIORS (1978) einst als Jungstar gehandelt, fiel er ja in den 80ern in ein tiefes Loch (sein Engagement bei ALIENS wurde während der Dreharbeiten wegen seiner Heroinsucht aufgekündigt), hat sich aber wieder berappelt, allerdings nicht gerade auf Superstar-Niveau. Auf Linden Ashby als Johnny Cage müssen wir hier genauso verzichten. Das hat man jedoch dahingehend elegant gelöst, als dass Cage in den ersten Minuten ja gleich mal das Genick durchgeknackst wird (wieso ging das nicht auch mit Raiden, verdammt). Problem solved. Bridgett Wilson vermisse ich als Sonya auch nicht wirklich, ich mochte sie eh nur als Schwarzeneggers Film-im-Film-Tochter in LAST ACTION HERO. Ob Sandra Hess eine bessere Wahl ist, sei mal dahingestellt. Sie durfte danach ja im TV-Film NICK FURY: AGENT OF S.H.I.E.L.D. (1998) neben The Hoff in einer Marvel-Verfilmung mitspielen. Ein neues Gesicht gab es auch für Jax, der allerdings im ersten Teil arg unterrepräsentiert war, also auch latte. Mit Red Williams hat man zumindest einen echten „American Gladiator“ ins Spiel gebracht, das passt schon. Einziges echtes Highlight: Brian Thompson spielt den Oberbösewicht Shao Khan, und Thompson rult! Er gab ja schon den Night Slasher in CITY COBRA (1986) und den Kabal in DOCTOR MORDRID (1992), und wir wissen, solch eine Rolle füllt Thompson mit Schmackes aus.

Okay, die Story ist hirnrissig, die Darsteller zweitklassig, also wie sieht es mit der Action aus? Solala, leider. Regisseur Leonetti weiß zumindest, wo die Kamera stehen soll (er war ja schließlich auch hauptberuflich DoP, u.a. beim ersten MORTAL KOMBAT), ihm gelingen sogar eine Handvoll sehr gelungener, atmosphärischer Shots. Es war auch noch nicht die Zeit der hip-zerschnittenen BOURNE-Action-Szenen, aber irgendwie hakt es bei der Montage zeitweise gewaltig. Da werden Szenen, in denen jemand durch die Luft oder gegen die Wand fliegt, gerne zwei, drei Mal wiederholt. Wozu? Im Hongkong-Kino hat man damit einen besonders gefährlichen Stunt gewürdigt, aber jemanden bewegungslos durch die Luft zu katapultieren zähle ich nicht dazu. Aber gut, ich bin auch kein Stuntman und kann das schlecht beurteilen. Ich bin jedoch Zuschauer, Publikum, zahlender Kunde, und als der sage ich, ne, muss ich hier nicht haben. Die Choreos an sich sind nicht schlecht (aber auch lange nicht gut), können sich, wie gesagt, zum Ende hin leider nicht steigern. Dazu scheinen sich die Produzenten vorgenommen zu haben, noch mehr hässliche Studio-Sets und schlechtes CGI als im Vorgänger schon in den Film zu quetschen. Weil Meer ist Wasser, und Wasser ist nass, oder so ähnlich. Das liegt allerdings auch daran, dass die Macher, hingegen zum überschaubaren Kämpfer-Ensemble in Teil 1 (wo es sich eigentlich sogar angeboten hätte, mehr Charaktere für das Turnier vor die Kamera zu zerren), hier möglichst viele Charaktere aus den ersten drei Spielen auf die Leinwand zu quetschen, egal wie blöd das aussieht und wie klein der Auftritt ausfällt. Bei dem dem Minotaurus nachempfundenen Motaro verkommt das glatt zur Farce, da sich der Schlusskampf des sowieso in der unteren Hälfte komplett animierten Monsters mit Jax zu einer kleinen inszenatorischen Katastrophe entwickelt. Sowas kann man doch nicht ernsthaft in einem 30-Millionen-Dollar-Kinofilm durchwinken?

Fassung:

MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION lief hier seinerzeit gar nicht in den Kinos an, enterte allerdings ungeschnitten, aber, wie erwähnt, mit Erwachsenenfreigabe die Videotheken. Für die Kaufhäuser wurde eine um, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, 10 Minuten gekürzte, ab 16 Jahren freigegebene Fassung erstellt, den Bemühungen der genauso emsigen, wie berüchtigten United Video sei Dank. Die TV-Ausstrahlungen vor 23 Uhr ließen dann nur noch 5 Minuten Material missen. Auf DVD erschien der Film dann ungeschnitten, Warner verkniff sich eine gekürzte Variante. Auch auf Blu-ray blieb er unangetastet, wie die Freigabe ab 18 Jahren übrigens auch, wie ich mit einem Blick in die FSK-Datenbank verwundert feststellen musste. Diese wurde im Jahre 2011 tatsächlich noch einmal bestätigt (die Spiele waren zu dem Zeitpunkt auch noch beschlagnahmt).

Fazit:

Bei aller Liebe zur Action-Dauerbeschallung, nach ein bisschen was aussehen darf das Ganze schon. Und wenn dann zum Ende hin nur noch CGI die Fights übernehmen, wieso nicht gleich ein Animationsfilm? Davon gab es ja in den letzten Jahren gleich derer drei, alle genauso mit Erwachsenenfreigabe, aber auch ordentlich Schmackes. Und es ist auch nicht immer eine gute Idee, die Macher hinter einer Videospielreihe zu sehr in deren filmischer Umsetzung einzubinden. Insgesamt gesehen, war es sogar eine schlechte Idee an sich, den Erfolgsfilm von 1995 fortsetzen zu wollen, der ja offen endete, aber das in einer Weise, die sich einfach schlecht fortsetzen ließ. Doch genug gemeckert, ich hatte MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION als noch schlechter in Erinnerung, was heißt, dass dies kein dampfender Haufen Durchfall-Scheiße ist, aber noch weit von gehaltvollem Kuhdung entfernt. Ich freu mich in meinem MK-Marathon schon auf MORTAL KOMBAT: CONQUEST, oder Camel-Toe-Invasion, wie ich sie früher immer genannt habe. Horrido!!


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


mm
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