Genius at Work

 
  • Deutscher Titel: Genius at Work
  • Original-Titel: Genius at Work
  • Alternative Titel: Geniuc, Inc. | Profanadores del éter | Un asesino egocéntrico |
  • Regie: Leslie Goodwins
  • Land: 1946
  • Jahr: USA
  • Darsteller:

    Wally Brown (Jerry Miles), Alan Carney (Mike Stranger), Bela Lugosi (Stone), Lionel Atwill (Mr. Marsh), Anne Jeffreys (Ellen), Marc Cramer (Leutnant Campbell)


Vorwort

In meiner Besprechung zu ZOMBIES ON BROADWAY , der mir überraschend gut gefallen hatte, hatte ich schon anklingen lassen, dass ich mich schnellstmöglich an die zweite (und leider letzte) „Horror“-Komödienzusammenarbeit zwischen Lugosi und dem Duo Jerry Miles und Alan Carney machen wollte. Das möchte ich natürlich einhalten und ich bin ja gerade sowieso dabei, Lugosis Filmographie abzuarbeiten.

GENIUS AT WORK nun, der eigentlich kein Horrorfilm ist, sondern eine „Mystery-Komödie“, ist dabei sogar noch unbekannter als sein Vorgänger mit den Zombies. Auf der IMDB zählt das Werk gerade Mal lausige 340 Bewertungen, auf Letterboxd nur 114, was doch schon etwas verwundert. Es ist ja schließlich ein Lugosi Film, aber nicht nur das. Auch die Tatsache, dass es Lionel Atwills letzter Film ist, macht das ganze „filmhistorisch“ (zumindest aus der Sicht des Horrorfilms) etwas interessanter.

In Deutschland erschien der Film natürlich nie, also schmiss ich die Tube an und führte mir das Werk dort zu Gemüte…


Inhalt

Die RKO-Radioantenne sendet ihre Signale und heute passt’s sogar zum Thema. Vorerst befinden wir uns aber in einem düsteren Vorgarten, wo sich gerade ein gar mysteriöser Kerl herumtreibt, bei Mr. Saunders, einem Industrie-Tycoon, durch das Fenster einsteigt und ebenjenem mal eben seinen Gehstock über die Murmel zieht. Danach fliegen uns die zahlreichen Nachrichtenmeldungen schon ins Gesicht: COBRA STRIKES AGAIN! COBRA BAFFLES POLICE! SAUNDERS HELD FOR RANSOM! POLICE FIND COBRAS EXTORTION NOTE!

Danach geht’s aber endlich zum Kern der Sache, nämlich dem „Crime of the Week Program“, betrieben von Jerry Miles und Alan Carney. Im Büro von Mr. Marsh (Lionel Atwill) proben die beiden ihre nächste Show und der Radiobetreiber zeigt sich sehr zufrieden mit der Performance. Diese wird sogleich auch Live gesendet und die beiden spekulieren darüber, was die „Cobra“ wohl mit ihrem Opfer Saunders vorhat und die die Entführung abgelaufen sein könnte. Was sie nicht wissen: Saunders sitzt, gefesselt und geknebelt, nebenan bei Mr. Marsh und seinem Diener Stone (Bela Lugosi). Letzterer findet es auch fraglich, dass Mr. Marsh die beiden für ihre Radio-Show sogar mit zusätzlichen Infos versorgt, um die Polizei zum Narren zu halten. „Playing with dynamite“ findet Stone das, aber Mr. Marsh ist sich seiner sicher. Heute Nacht würden sie sich Mr. Saunders entledigen.
Nachdem die Show fertig ist, kommt die beleidigte Polizei vorbei, bequatscht die beiden und Leutnant Campbell will die gute Ellen, die bei der Radioshow mitarbeitet, wegen der „akuten Gefahr“ nach Hause eskortieren (ist klar).

Am nächsten Tag titelt die Zeitung: Saunders found dead! Erneut hat sich die Spekulation der beiden Radio-Dödel als richtig erwiesen und Stone fürchtet, dass die beiden so auch darauf kommen könnten, dass Mr. Marsh hinter den Morden steckt. Die Aufgabe ist klar: Die beiden müssen von dem Kobra-Fall abgehalten werden!

Besprechung:

Nun, vorweg kann ich sagen: GENIUS AT WORK ist ein durchaus unterhaltsames Filmchen. Nicht so gut wie ZOMBIES ON BROADWAY aber dennoch ein amüsantes kleines B-Filmchen, das über seine kurze Laufzeit (eine Stunde) zu unterhalten weiß. Gründe gibt’s dafür einige, vorneweg das Duo Atwill-Lugosi. Aber erstmal zur Story.

Das Drehbuch ist, gerade was die Humor-Seite angeht, nicht allzu einfallsreich. Aber die Grundidee ist trotzdem ganz nett und durchaus originell. Eine Mystery-Radioshow, die es mit echten Mördern zutun bekommt. Daraus kann man schon was machen, vor allem bei dem Cast. Nachdem dieses Grundgerüst etabliert ist, müssen die Drehbuchschreiberlinge (Robert E. Kent, der u.a ein paar Vincent Price Filme schrieb sowie Monte Brice, der nichts wirklich Erwähnenswertes zu Papier brachte) das Abbott und Costello Duo der zweiten (oder doch eher dritten) Reihe durch die Szenen blödeln lassen. Auf die Story muss man nicht besonders achten, gibt’s doch keine Twists, irgendwelche Ermittlungen oder sonst was, wo man das Hirn anschalten muss, auch aus dem Radio-Gimmick hätte man vielleicht sogar etwas mehr machen können. Wer will, kann aber natürlich wieder den Zeigefinger erheben und fragen: Wieso zur Hölle töten Atwill und Lugosi überhaupt? Was haben die davon? Ein Grund wird ja nicht wirklich genannt und Habgier scheidet als Motiv aus, weil sie den entführten Geschäftsmann zu Anfang ja direkt abmurksen. Und wieso überhaupt lassen sie dann zu, dass in einer ihrer eigenen Radio-Shows (so habe ich es zumindest verstanden) darüber berichtet wird und versuchen dann, ihre Moderatoren umzubringen? Offensichtlich ja, weil Marsh es belustigt, wenn die Polizei nicht weiterweiß, aber braucht er dazu ne Radiosendung? Und wenn ihm diese dann nicht mehr in den Kram passt, hätte er sie ja auch einfach absetzen können…

Naja, aber nach Wieso, weshalb, warum will ich nicht fragen. Als Motiv kann ich auch einfach Sadismus hinnehmen, schließlich hat Atwills Figur seinen „Hobby-Raum“ zu Hause mit allerlei Folter-Devotionalien zugestellt, wie seinerzeit Bela in DER RABE.

Nein, die Story kann einfach so über das eine Stündchen ablaufen, wichtiger sind ja andere Sachen. Bei einer Komödie ja eigentlich der Witz, aber logischerweise habe ich den Film nicht deswegen geguckt, weil er ne Komödie ist (zumindest nicht nur), sondern weil Lugosi mitspielt. Was bietet er? Eine annehmbare Vorstellung, in der er zwar nicht den Raum bekommt, um so zu glänzen, wie er’s könnte, aber er bekommt dennoch die ein oder andere nette Szene spendiert. Die Chemie mit Atwill, er ist die Kobra, Lugosi „nur“ der Diener Stone, funktioniert überraschend gut und Lugosi kann mit Mimik und Stimme wieder ein paar angenehme Nuancen setzen. Auch beweist er, wie der Doc schon in einigen Reviews schrieb, dass er hier und da auch ein feines Comedy-Talent hatte. Wie schon in ZOMBIES ON BROADWAY reißt er hier selber keine Witze, es ist wieder eher die Situationskomik, die funktioniert, als die flachen Witze per Dialog. Zum Beispiel, wenn Carney ihm plötzlich die große Flinte auf den Fuß haut und Lugosi vor Schmerz eine Grimasse schneidet, oder, das Highlight, wenn Lugosi und Atwill am Ende ein altes Ehepaar mimen, um sich in die Live-Sendung einzuschleichen. Lugosi mit Bart, ein bisschen wie in THE INVISIBLE RAY, und Atwill in Drag (!) im Rollstuhl als schwerhörige Dame. Das war sicher auch nicht der Abschied von der Filmwelt, den er sich ausgemalt hatte. Aber es funktioniert: Das Finale war nicht zu lächerlich, sondern passend, auch, weil diese Nummer nicht überstrapaziert wird wie in MOTHER RILEY MEETS THE VAMPIRE, wo die Tatsache, dass nen Mann Frauenkleider trägt, praktisch der gesamte Witz des Films ist. Das Finale bietet dann sogar Action und ne richtige Schießerei mit Blick auf die dunkeln Straßen New-Yorks des Jahres 1946. Das hatte schon was und man merkt an diesen Szenen, dass es eben zwar ein B-Film, aber doch kein Poverty-Row Streifen war. RKO hatte 1946 schließlich noch ein bisschen Penunzen für sowas übrig (in diesem Falle waren es 185.000 Dollar).

Also, als sadistischer Butler erfreut uns Lugosi ein ums andere Male, der Hauptantagonist ist aber eigentlich Atwill als „Kobra“ (weswegen er auch über Lugosi gebillt ist). Nun, zu Atwill hatte ich schon einiges in der Review von MARK OF THE VAMPIRE von 1935 geschrieben. Als Darsteller in Horrorfilmen mag ich ihn eigentlich, so ist es auch hier. Einen gewissen dunkeln Charme bringt er mit, auch wenn’s freilich nicht seine beste Performance ist. Da merkt man doch den Unterschied zu Lugosi: Der hat sein Niveau immer gehalten, bei Atwill braucht’s doch schon bessere Umstände, um mehr aus ihm herauszukitzeln. Die beiden habe ich zwar schon zusammen in Filmen gesehen, aber doch noch nicht „zusammen spielen“ gesehen. In MARK OF THE VAMPIRE agieren die beiden ja nicht miteinander und in SON OF FRANKENSTEIN hat Atwills Inspektor mit Ygor auch nicht viel zu schaffen.

Zum Duo Wally Brown und Alan Carney hatte ich ja schon in ZOMBIES ON BROADWAY alles gesagt. RKOs Antwort auf Abbott & Costello hat Chemie und ist sympathisch, der Witz, wie gesagt, zieht bei mir eher durch die Situationskomik und da gibt’s doch die ein oder andere annehmbare Szene. Ansonsten ist mir der Humor der 40er Jahre dann doch zu harmlos und das Grimassenschneiden sowie die völlig übertriebene Angst der beiden, wenn sie der Kobra begegnen, ist aus heutiger Sicht nicht komisch, sondern nur unfreiwillig komisch. Wie schon in ZOMBIES ON BROADWAY hat man auch hier wieder ne Chance gefunden, Carney schwarz anzumalen, diesmal ist’s aber glücklicherweise kein Blackfacing, sondern nur die Folge einer explodierenden Flinte.

Ansonsten muss der Cast nicht viel bieten, die beiden Zweier-Gespanne, die gegenübergestellt werden, reichen völlig. Als Frau, die ein solcher Film irgendwie ja auch bitten muss (oder sollte) hat man aus ZOMBIES gleich wieder Anne Jeffreys mitgenommen, die als starke, selbstbewusste Frau aber doch nicht allzu viel zutun hat, aber durch ihre Präsenz genug für den Film tut. Zuletzt hätten wir noch Marc Cramer, der als Polizist die „offiziellen“ Ermittlungen übernimmt, aber auch nicht mehr tut, als mit Jeffreys Charakter auf wirklich sehr plumpe Art und Weise zu flirten und am Ende Atwill zu beschießen. Bekannt dürfte Cramer sonst hauptsächlich für seinen Auftritt im Karloff-Vehikel ISLAND OF DEAD sein, ansonsten bot seine Karriere nicht gerade irgendwelche Höhepunkte.

Auf dem Regiestuhl nahm Leslie Goodwills Platz, der nebst zahlreichen Fernsehserien auch den von mir noch nicht gesehenen THE MUMMYS CURSE (1944) für Universal heruntergekurbelt hat. Besonders bemerkbar macht sich seine Leistung hier jetzt nicht, aber es ist schonmal besser als in der Poverty-Row (was auch nicht schwer sein dürfte; da hieß es ja nur Kamera an und ungefähr Filmen, was passiert). Wie gesagt, am schönsten ist das Finale über der dunkeln Straße der Großstadt.
Gesehen habe ich den Film wie gesagt auf YouTube. Die einzig mir bekannte DVD-VÖ ist eine italienische, in Deutschland kam der Film ja nie raus. Die Qualität der Versionen auf YouTube ist annehmbar, aber auch nicht gerade schön. Sie ist ausreichend, um es mal so zu sagen.

Fazit:

Die heutige Review wurde dann doch etwas kürzer: So viel gibt’s zu GENIUS AT WORK dann auch nicht mehr zu sagen. Für mich ist der Film zwar nicht so gut wie ZOMBIES ON BROADWAY, aber es ist nichtsdestotrotz ein netter, kleiner Film, der von Atwill/Lugosi-Fans gesichtet werden sollte. Wieso ausgerechnet diese beiden Vertreter ein solches ungeliebtes Schattendasein fristen, verstehe ich nicht. Leider war’s auch die letzte Zusammenarbeit des Duos Brown-Carney, ansonsten hätte man Lugosi in einer weiteren bestimmt noch mal sehen dürfen… hätte, hätte, Fahrradkette: GENIUS AT WORK hat mich zufrieden zurückgelassen. Wohlwollende sieben Biere!


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


mm
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