Curse of Bigfoot

 
  • Deutscher Titel: Curse of Bigfoot
  • Original-Titel: Curse of Bigfoot
  •  
  • Regie: Dave Flocker
  • Land: USA
  • Jahr: 1975
  • Darsteller:

    Bob Clymire (Johnny), Jan Swihart (Sharon), Bill Simonsen (Dr. Bill Wyman), Dennis Kottmeier (Bob)


Vorwort

Natürlich hat mich die Erfahrung mit Bill Rebanes BIG FOOT – DIE RACHE DES JÄGERS nicht müde werden lassen, noch tiefer in die Annalen der Bigfoot-Bewegtbilder von anno dazumal hinabzusteigen. Diese ist, wie man meiner letzten Besprechung entnehmen konnte, ja auch nicht gerade klein, und so ziemlich jeder würde sich für eine Review auf einer Seite Namens Badmovies eignen. Abgesehen davon, dass ich in der Zwischenzeit sogar NOCH MEHR Bigfoot-Filme aus den 70ern gefunden habe, geht’s heute um den schon erwähnten CURSE OF BIGFOOT, dessen Entstehungsgeschichte am Ende eigentlich noch interessanter ist, als der Film an sich.

Alles begann in dem goldenen Zeitalter des Monsterfilms, den 50er Jahren, als so ziemlich einmal in der Woche ein neues Filmchen mit Männern in Kostümen in die Drive-In Kinos geschmissen wurde. Da begab es sich, dass die Gebrüder Flocker entschieden, selbst einen Film zu machen. Die IMDB gibt als Veröffentlichungsjahr 1958 an, andere Quellen nannten auch das Jahr 1964, was von Schauspielerin Jan Swihart (Schauspielerin von Sharon) jedoch dementiert wurde. Jedenfalls wurde diese No-Budget Film (keiner der Akteure bekam für die sechs Wochen „Dreharbeiten“ eine Entlohnung, und die Qualität des Streifens lässt bezweifeln, ob irgendwo Geld reingeflossen ist) irgendwann um 1958 rum lediglich in der Heimatstadt der Brüder (Upland, östlich von Kalifornien) unter dem Titel „Ivanpah“ im Kino gezeigt, anderswo erschien er nicht. Irgendwann später erhielt er den Namen TEENAGERS BATTLE THE THING, der deutlich besser in den Zeitgeist passte und sich so in Filme wie TEENAGERS FROM OUTER SPACE (1959) oder I WAS A TEENAGE FRANKENSTEIN (1957) einreihte (die natürlich allesamt besser sind). Vermutlich wäre der gerade einmal einstündige Film der vollkommenen Vergessenheit zum Opfer gefallen, war’s doch einfach nur das lokale Freizeitprojekt zweier Lehrer und ein paar Filmstudenten der örtlichen High-Schools.
In den 70ern grassierte dann aber der Bigfoot-Hype und die Brüder dachten wohl, man könnte sich an dem Thema schnell ein paar müde Mark verdienen. Also nahmen sie das Filmmaterial von 1958, drehten ein paar Szenen in einem Klassenraum, fügten etwas Stock-Footage ein und voilá: man hatte einen ganz neuen Bigfoot-Film, den man schnell an einen Fernsehsender verhökern konnte. Ich bezweifle, dass irgendjemand mehr als ein Appel und ein Ei für den Schund geben wollte, aber der Film dürfte eben auch nicht mehr gekostet haben.

Wann das nun war, da gibt’s auch unterschiedliche Angaben: IMDB sagt 1975, diverse Kommentare sagen 1976 oder 1978. Aber ist eigentlich auch unwichtig, denn hier haben wir ihn: Einen absoluten No-Brain/Budget Sasquatch-Streifen. Und anhand des DVD-Covers (Die Version von 58 bekam später sogar eine VHS) kann man schon mal sagen: Bigfoot erlebt hier den absoluten Tiefpunkt. Aber immerhin gibt’s diesmal keinen nervigen Country-Song auf der ohnehin in den Ohren stark schmerzenden Tonspur.


Inhalt

Ein gewöhnlicher See, Berge und seltsame Fußspuren im Matsch. Man sieht sofort, wir befinden uns in grauer Vorzeit, Ewigkeiten vor Menschengedenken, wie uns eine Stimme im Off bedeutungschwanger weiß machen will:

It happened two million years ago. In steaming swamps and prehistoric jungles. The earliest man-like creature walked the earth. Not human, more beast than man. A monster of evolution. It walked across the eons of time, slowly changing, becoming more and more human. More and more advanced. Until the Pleistocene, just thousands of years ago, man himself emerged. But the change from beast into man was not a steady one and sometimes primitive man would find his life threatened, terrified by the appearance of a monster from the past.

Und schon läuft der “Bigfoot” brüllend auf die Kamera hinzu, reiß sein Maul auf und eine blutige Hand kriecht über einen Stein. Danach wird der Titel eingeblendet (Im Hintergrund sieht man eine Bergwand mit ein paar Häusern). Was das alles mit Bigfoot zu tun hat? Natürlich absolut gar nichts, aber weiter geht’s, und zwar des Nachts. Naja, die erste Szene filmt zwar direkt die Sonne, wie sie durch ein Blätterdach scheint, aber da das Bild stark abgedunkelt und auch kein Mensch zu sehen ist, muss man es wohl annehmen. Ein Haus wird aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt (spannend!). Eine mysteriöse Kreatur schleicht durchs Unterholz und tritt nach weiteren Aufnahmen des Hauses endlich hervor! Man sieht sie zwar nur von unten, aber schon da sieht man, dass es eher kein Affenmensch ist, sondern eine ziemlich hässliche Mumie mit misslungener Schlammmaske (oder so ähnlich). Langsam (wirklich sehr langsam) bewegt sie sich auf das Haus zu, wo auch ein Hund angebunden ist, der nun zu bellen beginnt. Nach weiteren Bildern von den Fenstern und einem langen Zoom auf die Tür kommt schließlich der Besitzer heraus und ermahnt seinen Hund Scotty „wütend“ (zumindest verschränkt er die Arme, zu mehr emotionaler Aussagekraft ist hier kein Schauspieler fähig), dass er doch aufhören solle, da er ja genug Lärm mache, um selbst die Toten aufzuwecken. Damit haben wir auch den Beweis, dass uns die Filmemacher weiß machen wollten, dass es Nacht ist (obwohl ja die Sonne hell am Himmel scheint). Dem Hund wird eine Schale Milch gereicht, und die Kreatur nährt sich immer weiter. Bilder des Milch-schlabbernden Hundes und der immer näher kommenden Kreatur wechseln sich ab, die Musik schwillt an, die Spannung steigt ins unermessliche! Das Monster steht schon hinter dem Mann, kommt näher, ein Schrei ertönt und… wir befinden uns in einem Klassenraum, wo ein Lehrer gerade die Leinwand einpackt. Die Lehrkraft hebt die Arme: „Here we have the classic example of the Hollywood Monster” (das wage ich stark zu bezweifeln. Jedes AIP-Monster sah um Meilen besser aus.)

Der Lehrer weiter: “Now these horror films of the 50s seem corny today, just like unbelievable as the ancient sea monsters we have been studying, but don’t get the idea that monsters are a thing of the past. All of you have seen films about the devil and demon possessions, even the film about the great white shark was a monster story of sorts.”

Das bringt mich zu zweierlei: Wir wissen jetzt immerhin, dass der Film wenigstens nach 1975 an eine arme Fernsehstation vertickt worden sein muss und das es anscheinend Alltag an einer US-High-School ist, in Kryptozoologie unterrichtet zu werden. Wann wird das hierzulande mal als Pflichtfach eingeführt?

Der Lehrer palavert weiter bis er ein Foto vom Bigfoot hochhält. Danach dürfen wir Stock-Footage von Radarstationen, Flugzeugen und Karten betrachten, während die Stimme im Off ein paar Informationen zum Bigfoot/Yeti-Mythos liefert. Ein bisschen passendes Stock-Footage in Form von kargen Schneelandschaften sind uns sogar auch noch vergönnt. Aus dem Himalaja geht’s weiter in die USA. Nach Aufnahmen von im Wasser schwimmenden Baumstämmen und Waldarbeitern beim Werkeln, fahren wir mit der Geschichte zweier Holzfäller fort, die vor ein paar Jahren den Bigfoot in Oregon gesehen haben wollen. Ein weißes Auto quält sich elendig lange über einen Waldweg, bis die zwei Heinis eine affenartige Gestalt über den Weg latschen sehen. Sie halten an und der Kerl mit der Mütze (Larry) begibt sich auf eine Reise in den Forst, während sein Freund mit beknackter 70er Jahre Friese (John) sich am Auto damit begnügt, Löcher in die Luft zu starren. Mützen-Larrys Füße werden gefilmt, danach der Fuß vom Bigfoot, der eher aussieht wie eine alte Socke. Irgendwann fällt John auf, dass Larry in Gefahr schweben könnte und läuft ihm hinterher, und tatsächlich: Gerade, als John zu ihm stoßen will, schreit Larry auf und zappelt am Boden, bevor er still liegen bleibt. Zurück im Klassenraum entgegnet der Lehrer der Skepsis eines Schülers ernsthaft mit einem Shakespeare-Zitat. Und da ich das hier nicht auch noch rezitieren will möchte ich nur sagen, dass, nachdem die Schüler wegen irgendeinem dummen Witz wie bescheuert lachen, ein weiterer „Gelehrter“ vorbeischaut, der eine weitere Geschichte erzählt: In dieser geht es um eine Gruppe, die Ausgrabungen in einem Indianergebiet machen und dort eine Mumie finden…

Besprechung:

Das waren schon die ersten 35 Minuten und es kommt schnell die Wahrheit ans Licht – Im Grunde ist CURSE OF BIGFOOT kein Bigfoot Film, denn der restliche Film nutzt das Material von TEENAGERS BATTLE THE THING – und in diesem kommt schlichtweg kein Bigfoot vor, sondern eine Art prähistorische Mumie. Aber die stammt nich mal von Indianern, sondern von Steinzeitmenschen. Anscheinend soll das auch den kruden Monolog am Anfang rechtfertigen, der 1975 (oder wann auch immer) von den Flockers eingefügt wurde. Die erste halbe Stunde könnte vielleicht sogar noch ein Bigfoot Film sein (wenn auch ein sehr schlechter) aber immerhin sieht man den zotteligen Waldschrat da ja im Forst spazieren. Der „Hauptplot“, wenn man ihn denn so nennen möchte, hat dann aber eben die zum Leben erwachte Urzeit-Mumie als Hauptmonster.
Naja, sei’s drum. Besser wird der Film deswegen auch nicht, im Gegenteil. Die erste Hälfte war im Grunde wie alle diese pseudodokumentarischen Bigfoot-Filme der 70er; Naturaufnahmen, Stock-Footage und eine pathetische Stimme aus dem off sollen den Zuschauer darüber hinwegtäuschen, dass es tatsächlich nichts Spannendes auf der Leinwand zu sehen gibt. Das ist ja auch schon eher langweilig, aber an einigen Momenten (wie z.B. der Auftritt des Monsters zu Anfang) noch ein bisschen amüsant.
In der zweiten Hälfte fällt das aber schnell ab. Der Film fing schon schwach an und lässt in Punkto Spannung (sofern die denn je existent war) immer weiter nach: man kennt es ja aus billigen 50er Jahren Monsterfilmen, die so schwach auf der Brust waren, nicht mal ein Monster zu zeigen: Es wird geredet und geredet, nichts, aber auch gar nichts passiert. Eine Gruppe klischeehafter Jugendlicher fährt sonstwohin, klettert auf einen Berg und findet dann einen Höhleneingang (da sind wir schon bei Minute 50). Nach der einzigen „Effekt-Szene“ des Streifens (etwas Nebel kommt aus dem Loch) geht es nicht besser weiter. Die Jugendlichen bringen die Mumie zurück ins Dorf, diese erwacht dort und das Monster läuft ein bisschen herum, bis es am Ende abgefackelt wird. Bis dahin gibt’s noch genau zwei (2) Attacken des Untiers, bei denen aber auch sehr schnell weggeschnitten wird. Wenigstens aber hat man sich ein Ganzkörperkostüm aus Omas Altkleiderkiste zusammengenäht, auch wenn man zumeist eh nur das ultrahässliche Pappmaché-Antlitz der Kreatur sieht. Wie es da durch den Busch hin und her glotzt war tatsächlich ganz lustig, nur passiert das eben so gut wie nie. Ansonsten gibt’s wirklich nichts relevantes zu sehen/zu hören und auch das „Finale“ wird sehr schnell abgehandelt (gottseidank!). Die Dialoge offenbaren dabei auch keine Absurditäten wie bei Ed Wood, sodass sie unterhalten würden. Aber apropos Ed Wood: Eddie konnte Stock-Footage vermutlich gewinnbringender für seine Werke nutzen, aber in Sachen Tag/Nacht-Rhythmus haben auch die Flockers Probleme. Da ist nicht nur die schon erwähnte Szene zu Anfang, sondern später auch der Dialog, in dem das Teenager-Paar Johnny und Sharon auf der Straße unterwegs ist und darüber sinniert, wie schön doch der Nachthimmel sei – doof nur, dass mal wieder die Sonne scheint. Das Drehbuch von James Flocker ist einfach nur furchtbar und bietet von dem, was man bei einem Monsterfilm sehen will, einfach nichts. Es ist langweilig, stupide und sorgt nicht mal für unfreiwillige Lacher. Die Kamera bringt bis auf ein paar POV-Shots nicht fiel und, was mir aufgefallen ist, filmt des Öfteren einfach nur die Füße der Akteure und Ewigkeiten absolute Sinnlosigkeiten. Gefühlte Stunden sieht man dabei zu, wie der Hund die Milch trinkt oder wie ein Auto den Weg langefährt. Dazu die Musik, die auch in den am wenig spannendsten Szenen „Dramatik“ zu erzeugen sucht. Über die Effekte muss man dann wohl auch keine Worte mehr verlieren, da sprechen die Fotos Bände. Am meisten erinnert mich der Streifen ja an die Larry Buchanan-Filme: Die wurden auch ans Fernsehen verhökert, hatten eine ähnliche Qualität was Story und Effekte angeht und bieten auch ein hohes Defizit bei den Schauwerten. Das alles hielt die Brüder aber nicht ab, weiterhin im Filmbereich tätig zu sein. Heraus kamen u.a solche Titel wie DAS GEISTERSCHIFF (1992), GHOST KILLER (1977) oder THE LUCIFER COMPLEX (1978), bei denen einer der beiden entweder Regie führte, das Drehbuch schrieb oder anderweitig beteiligt war.

Bei den Schauspielern kann man sowieso nicht viele Worte verlieren, gibt schließlich keine durchgehende Handlung, emotionale Momente oder, Gott bewahre, eine Charakterzeichnung. Der Cast bestand sowieso aus einer Handvoll Studenten. Fun Fact: Eine der Studentinnen aus dem später hinzugefügten Material trat auch in MANOS: HANDS OF FATE auf. Wenn das nicht passt.

Die Bildqualität ist den Umständen entsprechend sehr schlecht, überraschenderweise unterscheidet sich das alte Material auch nicht vom neuen. Den Streifen gibt’s auf YouTube und im Internet-Archive zu sehen, es gibt auch eine DVD von „The Film Detective“, die sogar die Zeile „From the Producers of Plan 9 from Outer Space“ draufgepackt haben. Ich weiß nicht, wo hier die Verbindung sein soll, aber eines weiß ich genau: Ed Wood hätte mit demselben Geld (also mit so gut wie Garnichts) einen um Welten besseren und unterhaltsameren Film gezaubert. Ne weitere Edition gab’s vor kurzem vom Gülle-Label „Alpha-Video“ in ihrer „Rewind Series“, in der anscheinend irgendwelche alten Monsterfilme, die in der Public-Domain liegen, verwendet werden.
Wer hinter der Maske des Bigfoots steckte, ist übrigens nicht bekannt und auch wenn in der IMDB steht, dass es James Flocker gewesen sei, habe ich dafür keine Quellen gefunden. Auch Jan Swihart konnte sich nicht daran erinnern – vielleicht hat man ja den echten Waldmenschen dafür gefangen und als Statist benutzt, wer weiß? Und weil er sich so sehr für das Endprodukt schämte, versteckt er sich bis heute.

Fazit:

Du gute Güte, CURSE OF BIGFOOT war ja wieder etwas ganz schlimmes. Ich habe schon viele Filme gesehen, in denen eher weniger passiert ist: MONSTER A-GO GO, THE BEAST OF YUCCA FLATS, THE CREEPING TERROR… hier reiht sich der Film gut ein. Und trotzdem war es nicht der schlechteste Bigfoot-Film, den ich bisher gesehen habe, denn dieser bleibt weiterhin IN SEARCH OF BIGFOOT, in dem noch weniger passiert ist. Gut, er sieht schöner aus, aber alleine aufgrund der Obskurität von CURSE OF BIGFOOT und den Umständen, unter denen dieses Werk entstand, ist er etwas „interessanter“. Dennoch: Am Ende ist es ein langweiliger, ultra-billiger Streifen, der dem Monsterfan und Trash-Freund so gut wie nichts bietet.


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


mm
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Saasmann_Fan3000
Saasmann_Fan3000
7. Dezember 2023 11:38

Nach dieser Review werde ich diesen Film nicht nur schauen, sondern sehen.