Brennender Tod

 
  • Deutscher Titel: Brennender Tod
  • Original-Titel: Night of the Big Heat
  • Alternative Titel: Island of the Burning Damned | Radiaciones en la noche | Demoni di fuoco | La Nuit de la Grande Chaleur | Redselsnatten |
  • Regie: Terence Fisher
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Christopher Lee (Godfrey Hanson), Peter Cushing (Dr. Vernon Stone), Patrick Allen (Jeff Callum), Sarah Lawson (Frankie Callum), Jane Merrow (Angela)


Vorwort

Heute haben wir es nach längerer Zeit mal wieder mit schönem Horror von der Insel jenseits des Ärmelkanals zutun – nach der Kritik zu FRANKENSTEINS HÖLLENMONSTER dürfte schon klar gewesen sein, dass ich die Genrevertreter der Inselaffen ziemlich gerne habe. Doch heute habe ich mir keinen typischen Vertreter ausgesucht: Statt Gothic-Horror, Burgen, Gewitter, Nebel und Vampire bekommen wir es (unpassend zur Jahreszeit) mit einem gewaltigen Hitzeschock zutun. Und das nicht mal von Hammer oder Amicus, sondern von den dubiosen Planet Film Productions, die in den 60ern nur wenige Genre-Filme in die Kinos schmissen. Von diesen dreien dürfte INSEL DES SCHRECKENS (vom Doc auch schon treffend besprochen) noch der bekannteste sein. Und auch ich mag ihn.

Das noch unbekanntere Pendant zu INSEL DES SCHRECKENS ist nun aber auch die letzte Produktion der Planet Films: BRENNENDER TOD. Anscheinend war neben genügend Geldmitteln auch die Kreativität knapp, denn man „wärmte“ die Story einfach noch mal auf (im wahrsten Sinne des Wortes): Wieder bekommen wir es mit mysteriösen Vorgängen auf einer Insel zu tun, auf denen es hundsgroße Schleimbrocken auf die Zweibeiner abgesehen haben. Statt in der dunklen Jahreszeit wie bei INSEL DES SCHRECKENS vollzieht sich dies aber nun während unmenschlichen Temperaturen. Nun denn, auf geht’s auf die… zum Backofengewordene Insel des Schreckens…


Inhalt

Eine große Radioantenne vor bewölkten Himmel, dann wird auf ein sich drehendes Radar gezoomt: Stress herrscht bei den Herrn Wissenschaftlern, denn sie hantieren hektisch an diversen Gerätschaften, die dann auch freudig in Rauch aufgehen und explodieren. Und schon wird der Titel „Night of the Big Heat“ eingeblendet. Ein Auto fährt die Landstraße entlang, am Steuer sitzt eine junge Frau. Derweil ist der stark schwitzende Christopher Lee mit Schweinchen-Schlau Brille (Als Godfrey Hanson) im Forst unterwegs, wo er eine Kamera von einem Stativ holt, das er in die Erde gesteckt hat. Die Frau fährt munter weiter, Hanson justiert die Kamera wieder, reißt einen Ast aus einen Busch und betrachtet das Erdreich. Schließlich bringt er auch noch einen Bewegungssensor sowie einen Spiegel an und rollt ein Kabel für ersteren aus, den er an einem Busch festmacht. Schließlich macht er sich von dannen und sogleich kommt ein Obdachloser hinter einem Baum hervor. Dieser findet eine Zeitung auf dem Boden vor, bevor auch dieser den Schauplatz verlässt.

Die junge Frau ist inzwischen stehengeblieben, da der Motor überhitzt ist. Ein weiterer Wagen hält und der Gentleman bietet natürlich sofort seine Hilfe an: Schuld sei die Hitzewelle, sagt er (was für eine Kombinationsgabe der Mann doch besitzt!), viel könne er aber auch nicht tun. Er erfährt, dass sie „Zum Schwan“ möchte, eine Kneipe auf der Insel, ebenso wie er. Er fährt voraus und im Auto muss sie auch erstmal einen Blick in den Spiegel werfen, doch gleichzeitig durchdringt auch ein seltsames Summen die schwüle Luft…

Alldieweil kehrt der Landstreicher in seine Unterkunft zurück (eine kleine Höhle). Dort facht er das Feuer mithilfe der Zeitung an (wozu auch immer er gerade ein Feuer braucht) – doch das mysteriöse Summen ertönt erneut, und es kommt noch viel näher. Der Obdachlose wirft einen Blick aus der Höhle, verzieht sein Gesicht und taumelt zurück. Während er sich auf dem Boden windet, wird das Bild erst rot, dann blau und schließlich hell weiß.
Im Auto der jungen Frau lässt die BBC vermelden, dass im ganzen Lande fröstelnde Temperaturen herrschen: Nur nicht auf der Insel Fara, wo das Thermometer inzwischen mollig-warme 36 Grad anzeigt.

Ortswechsel zur örtlichen Kneipe: Peter Cushing (hier als Dorfarzt Dr. Stone) hat es sich am Tresen gemütlich gemacht (und trägt bei dem Wetter auch noch stilecht einen dicken Anzug! Ausdauer scheint er ja gehabt zu haben!). Die junge Frau steigt nun aus (wird von den Männern beglotzt) und stellt sich im Inneren als die neue Sekretärin des Schriftstellers Jack Callum vor, der auch die Kneipe betreibt. Während sie sich oben frisch macht, kehrt auch Hanson von seinem Ausflug in sein Zimmer zurück, das er in der Kneipe gemietet hat. Er fragt, ob sein Päckchen schon angekommen sei, und da dem noch nicht so ist, verzieht er sich schnell in sein Zimmer zurück. Dr. Stone findet ihn folgerichtig nicht besonders nett, und Frankie, die Frau von Callum, erzählt, dass sich Hanson jeden Nachmittag stundenlang im Zimmer einschließen würde. Das sei ja glatt Stoff für einen neuen Roman, findet Stone; doch dann geht es erst so richtig los…

Besprechung:

Ja, das klingt doch schon mal vielversprechend: Etwas Mysteriöses geht vor, irgendein Unschuldiger wird bereits zu Anfang gemeuchelt und man hat obendrauf auch noch Cushing und Lee als Akteure. Wer INSEL DES SCHRECKENS schon gesehen hat, wird das Prozedere natürlich schon kennen, denn hier vollzieht es sich ziemlich genauso, hat man doch die exakt selben Prämisse. Deswegen dürfte es auch keine Überraschung sein, wie die Killer-Viecher aussehen (ja bereits schon im Vorwort angesprochen) und das es am Ende gewissermaßen auch in einem Belagerungszustand endet (wenngleich nicht so extrem wie in INSEL DES SCHRECKENS). Wer im Genre bewandert ist, wird ungefähr wissen, was wie passieren wird.

Nun sind ja beide Filme eher in Vergessenheit geraten, waren wenig erfolgreich und sind auch heute im Œuvre von Cushing und Lee eher in der hinteren Reihe, wenn man vom Bekanntheitsgrad ausgeht, anzusiedeln. Und auch in der Filmographie von Terence Fisher (richtig, dem Haus-Regisseur von Hammer!) werden die Titel oft übersehen. Zu Unrecht wie ich finde. Und ich muss sogar sagen: Ich finde BRENNENDER TOD noch ein Stückchen besser als die Insel mit den mutierten Krebszellen.
Und das liegt an mehreren Sachen: Erstmal ist BRENNENDER TOD, trotz seinen großen Ähnlichkeiten, doch in einer Hinsicht anders aufgebaut als INSEL DES SCHRECKENS. Letzterer hat mehr Schauwerte, zeigt schöne Verschrumpelte Leichen und fährt mit regelrechten Kämpfen mit den Ungetümen auf. BRENNENDER TOD hat nichts davon: Die Monster sieht man nur ganz zum Schluss, brutal wird es nirgendswo (deswegen auch die FSK 12 statt wie die Insel eine FSK 16). Statt verschrumpelten Leichen bekommt man lediglich etwas Asche zu Gesicht, sodass das ganze größtenteils erstmal mehr wie ein Horror-Thriller wirkt. Außerdem legt das Drehbuch (geschrieben von gleich drei Leuten, von denen ich keinen einzigen kannte) viel Wert auf die Dreiecksbeziehung zwischen dem Schriftsteller Jeff, seiner Frau Frankie und der Affäre Angela (die sich, ausgegeben als Sekretärin, wieder zu ihm schmuggelt). Die Rollenverteilung ist da ja klar: Angela ist die Femme-Fatale, die sich dem etwas barschen Jeff aufdrängt, und Frankie ist die gutmütige Ehefrau (die ihrem Mann auch vergibt, nachdem dieser versichert, seine Affäre ja nicht wirklich zu lieben). Mittendrin ist dann halt noch Christopher Lee, der aber ausnahmsweise mal nicht der Bösewicht ist, auch wenn man das denken könnte: Das zeitgenössische Kinoplakat zeigt ja sein in Rot getauchtes Antlitz, wie er nach einer Frau greift. Warum auch immer das so gewählt wurde (jaja, klar, reißerische Werbung. Womit hätte man hier sonst auch werben können?), denn er entpuppt sich als aufklärender Wissenschaftler: Außerirdische nutzen die Insel als Basis für eine Invasion und erhöhen die Temperatur, um zu überleben. Gekommen sind sie über interplanetarische Radiostrahlen (?), denn sie bestehen aus Hochfrequenzen. So können sie sich praktisch über Fernsehempfang verbreiten (erinnert mich ja etwas an die Pods aus DIE DÄMONISCHEN). Woher er das weiß, oder wie er überhaupt zur Insel gekommen ist, wird nicht erklärt, denn er ist auch nicht wie die Man-In-Black im Auftrag der Regierung unterwegs (die haben ihn ahnungslos als Irren abgestempelt und abgeschoben. Allerdings frage ich mich auch, warum scheinbar niemand mal von der Regierung auf der Insel vorbeischaut?). Peter Cushing hat darüber hinaus leider nicht besonders viel Screen-Time (ist ja auch nur n’ Guest-Star, wie die Credits am Anfang verraten), aber dennoch gen Ende eine schöne Szene.

Der Monsterfan könnte also doch etwas enttäuscht sein: Die Mordszenen laufen immer gleich ab (das Summen, dann die Schmerzen und schließlich das Verfärben des Bildes, bevor sich die Opfer in Asche verwandeln). Und auch zum Schluss wird es nicht spektakulärer: Da sieht man nur eines der… wie soll man die Viecher beschreiben (man sieht sie ja auf den Fotos)? Naja, jedenfalls kraucht da nur eines der Dinger herum und nicht gleich mehrere wie auf der Insel des Schreckens. Das Design wurde aber etwas aufgepäppelt, nun leuchten sie sogar von innen heraus. Objektiv ist es natürlich ein Vorteil, den Film so anzugehen, schließlich sind die Special-Effects auch schon damals kein Wunderwerk gewesen.

Auf der anderen Seite empfand ich das Fehlen ebenjener (trashig-charmanten) Schauwerte, die INSEL DES SCHRECKENS eben hatte, als nicht so schlimm, denn: Die Story ist aufgrund der interessanten Prämisse einer mysteriösen Erhitzung doch recht spannend, zumal es auch atmosphärisch gut umgesetzt wurde. Man nimmt es dem Film und Akteuren ab, dass es heiß wie sau ist, schließlich ölen alle wie sonst was, was ziemlich ironisch ist: Die Dreharbeiten fanden im Winter statt und tatsächlich war den Schauspielern eher kalt, als dass sie schwitzten. Zum Spannungsaufbau reichen die seltsamen Todesfälle jedenfalls allemal aus, auch wenn man lange Zeit nicht deren Urheber sieht.

Dass es sich hier diesmal um außerirdische Invasoren handelt, lässt die Story auch etwas wie aus den 50ern erscheinen. Macht am Ende aber eh keinen Unterschied, denn Intelligent wirken die… Viecher nun auch nicht. Zwar wird erwähnt, dass wohl etwas gelandet sei (also ein UFO oder so, vermute ich mal, auch wenn sich das mit Hansons Theorie am Ende beißt), aber was genau, bekommt der Zuschauer wohl aufgrund des Budgets nicht zu sehen. Ob es sich also um Aliens, mutierte Krebszellen oder Gott weiß was handelt, ist völlig wurscht, Hauptsache die Viecher meucheln die Leute! Außerdem ist’s ne nette Abwechslung zum sonstigen Gothic-Kram, den man in den Jahren von der Insel zu erwarten hatte.

Terence Fisher inszeniert das ganze wie immer routiniert, wobei ab und zu etwas die Dynamik fehlt, außerdem hätte man das Finale etwas Straffen können. Dann wiederrum kam das Ende für mich aber auch wieder zu abrupt (mal wieder ist wie bei H.G Wells die Natur der Retter der Menschheit, denn der Regen vernichtet die Invasoren. Wenn diese doch so intelligent waren, warum hätten die das nicht einplanen können?). Und einige Momente hätten mehr etwas „Aufbau“ vertragen können (z.B das erste Auftauchen des Monsters). Die Kamera bewegt sich nicht allzu häufig, und ein zwei Fehler schlichen sich wohl aufgrund eines engen Drehplans ein (z.B, dass es bei einigen Schnitten zwischen Dämmerung und finstrer Nacht hin- und herwechselt). Aber dafür ist der Cast recht gut aufgelegt… Lee spielt sowieso wie immer super, und Cushing bringt obligatorisch sympathische Pluspunkte, wann immer er auch nur im Bild steht. Der oft im englischen Kino vertretende Patrick Allen (spielte u.a auch in Hammers VERTRAU KEINEM FREMDEN) gibt hier vielleicht nicht den allersympathischen Protagonisten, macht aber eine ganz gute Figur. Sarah Lawson (u.a auch in Hammers DIE BRAUT DES TEUFELS) ist als verunsicherte Ehegattin glaubwürdig genug und Jane Morrow (ich kenne sie sonst nur aus HORROR AT 37,000 FEET, sie spielte aber ebenfalls für Hammer in PHANTOM DER OPER) geht als tragischer Charakter in Ordnung.

Mir liegt der Film als hübsches, kleines Mediabook von Koch-Films als 2-Disc Edition vor. Das Bild und der Ton sind (soweit ich das beurteilen kann, aber ich mach’s ja eh) gut ausgefallen. Zudem gibt’s ein Sehenswertes Interview mit Lee als Bonus, das allerdings nicht Filmbezogen ist (tatsächlich erwähnt er den Streifen in den 20 Minuten kein einziges Mal, aber es geht eben auch um seine gesamte Karriere, und da hatte BRENNENDER TOD ja bei weitem keinen hohen Stellenwert).

Fazit:

Ja, ich fand BRENNENDER TOD überraschend gelungen und auch etwas besser als INSEL DES SCHRECKENS. Er ist recht spannend, hat gute Akteure, eine gute, im englischen Kino einzigartige Atmosphäre, und es gibt von mir dementsprechend eine Empfehlung, auch wenn die Monster-Action vielleicht doch etwas zu knapp kam. Sieben Biere auf der Skala!


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


mm
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