Zombie Nightmare

Voodoo, Zombies, Tote  
  • Deutscher Titel: Zombie Nightmare
  • Original-Titel: Zombie Nightmare
  •  
  • Regie: Jack Bravman
  • Land: Kanada
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Adam West (Cpt. Tom Churchman), Jon Mikl Thor (Tony Washington), Tia Carrere (Amy), Manuska Rigaud (Molly Mekembe), Frank Dietz (Frank Sorrell), Shawn Levy (Jim Batten), Alan Fisler (Bob), Hamish McEwan (Peter), Manon E. Turbide (Susie), Mama Washington (Francesca Bonacorsa), Papa Washington (John Fasano), Tracy Biddle (Junge Molly), Peewee Piemonte (Zombie-Tony)


Vorwort

Nach einem Baseballspiel seines Sohnes bewahrt William Washington (John Fasano, der Drehbuchautor des Films) die junge Molly (Tracy Biddle) davor, auf offener Straße von zwei Halbstarken vergewaltigt zu werden, bezahlt diese gute Tat aber postwendend mit seinem Leben, denn einer der Angreifer sticht ihn nieder. Jahre später ist aus Tony Washington (John Mikl Thor) ein guter Junge und Baseballspieler geworden, der sich liebevoll um seine Mutter (Francesca Bonacorsa) kümmert. Auch in ihm steckt das gleiche, gerechtigkeitsliebende Kämpferherz seines Vaters. Doch eines Abends, gerade noch hat er den Gemischtwarenladen vor einem Überfall bewahrt, rast der Mercedes mit den Upperclass-Kids Jim (Shawn Levy), Bob (Alan Fisler), Amy (Tia Carrere), Peter (Hamish McEwan) und Susie (Manon E. Turbide) heran und erfasst den überraschten Tony. Danach begehen sie pflichtschuldigst Fahrerflucht. Während die anderen eher ob des Unfalls geschockt sind, fand Jim den Zwischenfall nicht nur erfrischend, sondern sogar ziemlich anturnend (es ist irgendwie kein Wunder, dass er aus der Clique als einziger noch Single ist, was spätere Annäherungsversuche an eine Kellnerin, die so rotzig sind, dass er sie stattdessen auch gleich anspucken könnte, untermauern).

Mama Washington weiß aber, was nun zu tun ist. Molly (Manuska Rigaud, und die Dame gibt dem Affen richtig Zucker) ist inzwischen zu einer mächtigen Voodoo-Priesterin herangewachsen. Sie will der alten Dame den Wunsch nach Rache erfüllen und erweckt Tony in einer Voodoo-Zeremonie als hässlichen Zombie wieder von den Toten. Zombie-Tony (Peewee Piemonte) macht sich auch gleich frisch ans Werk, passt Peter und Susie abends im Whirlpool ab. Die grauenerregenden Morde werden von Cpt. Churchman (Adam West) der Presse gegenüber runtergespielt, sogar als Selbstmorde dargestellt. Auch den ermittelnden Detective Frank Sorrell (Frank Dietz) legt er nahe, nicht zu viel Staub aufzuwirbeln, nur weil ein paar jugendliche Unruhestifter hopps gegangen sind (der Mann weiß halt, wie man sich Arbeit und Ärger vom Hals hält). Doch dann wird auch Jim beim nächstlichen Date vom wiedergehenden Rächer überrascht, und dieses Mal gibt es eine (ziemlich verstörte und verheult aussehende) Zeugin…


Inhalt

Eigentlich sogar für einen Kino-Einsatz gedacht, schlug die kanadische Billig-Produktion ZOMBIE NIGHTMARE Ende der 80er keine große Wellen und wurde sogar nur als Videotheken-Premiere verheizt. Zombie-Comedies (wieso gibt es dafür eigentlich keine griffige Abkürzung wie Zombedies?) schienen nach dem Überraschungshit VERDAMMT DIE ZOMBIES KOMMEN/RETURN OF THE LIVING DEAD von 1985 wieder im Aufwind begriffen, doch anscheinend traute es der Vertrieb dem Film nicht zu, an der Kinokasse etwas reißen zu können und reichte ihn gleich zu New World Video weiter, dem Heimkino-Ableger von Roger Cormans New World Pictures. Über zwei Jahrezehnte dümpelte der Film dann in den Videotheken der Welt vor sich hin, ohne dass sich jemand groß dafür interessierte, was wohl den meisten der daran Beteiligten sicherlich auch recht war (so wie man in den Reviews der IMBb liest, sogar dem eher unbekannten Helden des Films, Frank Dietz), aber dazu apäter mehr. Bis dann 2009 das US-Label Scorpio Releasing den Film neu abtasten ließ und die amerikanische Kultsendung Mystery Science Theatre 3000 (kurz MST3K, das Vorbild zu SchleFaZ) sich den Film vorknöpfte, was ihn wieder in den Fokus der Filmverrückten katapultierte.

Doch was ist nun so besonderes an ZOMBIE NIGHTMARE? Eigentlich ist es nur eine weitere minderbemittelte Zomödie (geht doch sogar auf Deutsch, also warum, verdammt nochmal, nicht?) mit einer hanebüchenen Plotte, einer Handvoll schlecht getrickster Morde und Gags, die sich einige zugekiffte, dauer-kichernde Spätpubertierer ausgedacht haben könnten. Das kennt man von Dutzenden anderer Billigfilme dieser Ära auch, und im schlimmsten Fall kann man das Treiben auf dem Bildschirm noch belanglos schimpfen. Doch die Zauberwörter, die den Film heute in die Höhen beliebter Trash-Favorites hieven sind „Musik“ und „Prominenz“. Zum einen gibt sich die Musikspur von ZOMBIE NIGHTMARE die allergrößte Mühe, einen mit der angesagten Hardrock-Musik dieser Zeit vollzudröhnen – und sind wir mal ehrlich; ein Film der mit „Ace of Spades“ von Motörhead beginnt, kann ja eigentlich nicht vollkommen schlecht sein – und zum anderen beherbergt der Cast eine exquisite Mischung aus damaligen Ex-, Coming- und Never-Stars, die einen doch mit der Zunge schnalzen lassen kann.

Aber erst einmal zum Film selbst. Wie schon angedeutet gibt die Voodoo-Rache-Plotte von ZOMBIE NIGHTMARE nicht viel her, eigentlich noch nicht einmal viel Gelegenheit, um irgendetwas so derbe falsch zu machen, was die überaus niedrige Bewertung von 2,6/10 Punkten in der Internet Movie Database nun rechtfertigen würde. Tatsächlich holpert das Drehbuch von Plotpoint zu Plotpoint, wirft dem Zuschauer Sachen einfach mal als gegeben vor die Füße (die Zombie-Kenntnisse Mollys, die Beweggründe der jugendlichen Clique und dann noch einen Twist zum Ende, der so doof ist, dass man ihn schon komplett ohne Hint vorahnen konnte). Es interessiert sich keinen Meter für seine Figuren, nicht für die Teens, nicht für die Voodoo-Tante, nicht für den Polizisten, der unser nomineller Held sein soll, und auch nicht für Tony, der nun als Untoter durch die Gegend stapft und Leute meuchelt. Zumindest macht der Film nun nicht den Fehler, sich noch großartig mit Nebenkriegsschauplätzen aufzuhalten; Zombie-Tony killt, die Polizei ermittelt, mehr oder weniger. Damit schreitet er flott genug voran, um nicht doch irgendwann zu langweilen. Dennoch begeht er einen großen Fehler darin, dass er das Oberarschloch Jim leider schon zum Ende des zweiten Aktes aus dem Spiel nimmt. Das trübt dann auch gleichermaßen das Interesse für den Amoklauf, da die verbliebenen Bob und Amy weder besonders hassenswert noch ansatzweise sympathisch rüberkommen. Das nimmt der ganzen Sache schon ein wenig des kleinen Spaßes, die sie vorher bereitet haben mag.

ZOMBIE NIGHTMARE bietet dem Gorebauern auf seinen Weg durch die abendfüllenden 90 Minuten zwar durchaus den ein oder anderen blutigen Effekt anbietet, jedoch dabei derart stümperhaft aussieht, dass es höchstens zu einem Schmunzeln zu animieren vermag. Das Blut spritzt zwar, hat aber die falsche Konsistenz und Farbe, und wenn Zombie-Tony jemanden durchknetet, ist das so durchsichtig wie die Wrestling-Vorführungen meiner damaligen Grundschul-Kumpels auf dem Spielplatz. In der zweiten angestrebten Disziplin, nämlich der humoristischen Auflockerung des Geschehens, versagt das Drehbuch wieder völlig. Denn das Verständnis von Humor, das Drehbuchautor John Fasano an den Tag legt, schien sich schon darin zu erschöpfen, Regie-Anweisungen zu hinterlegen, dass die Darsteller doch bitte möglichst hysterisch und überzogen zu agieren hätten.

In der Rolle des genauso pragmatischen wie hartherzigen Police Capt. Churchman sehen wir den ehemaligen Batman-Darsteller Adam West (1928-2017), der unverständlicherweise damals noch nicht in persona zum Kult erhoben worden war. Erst in den 90ern tingelte er sehr regelmäßig als er selbst durch die US-Serienlandschaft und mit Aufkommen des Internets und auf den Rücken zahlreicher Wiederholungen der alten BATMAN-Serie avancierte Adam West schließlich zum Kult-Star. Unvergessen natürlich seine Rolle als Bürgermeister Adam West in Seth McFarlanes FAMILY GUY, der er bis zu seinem Tod in 118 Folgen die Stimme lieh. Als er am 19. September 2017 verstarb, erleuchtete das berühmte Bat-Signal den Nachthimmel über Los Angeles. Als Churchman trägt der damals schon fast 60-jährige West einen Schnauzbart und nuckelt beinahe ununterbrochen an einer Zigarre. So richtig Lust schien er damals wohl nicht auf die Rolle gehabt zu haben, sein Auftritt wirkt sehr stoisch und manchmal sogar genervt. Er wird in der deutschen Ausgabe von Wolfgang Hess, bekannt als Stimme von Bud Spencer, gesprochen, was in diesem Zusammenhang zweifellos gut passt.

In einer Nebenrolle, aber tatsächlich bis zum Finale, kann man sich an einer noch sehr jungen Tia Carrere erfreuen. Die Hawaiianerin begann ihre Karriere als Model und nach einem Umzug nach Los Angeles im Cast der Daily Soap GENERAL HOSPITAL ( die immer noch läuft und inzwischen mit mehr als 14.000 Episoden im Guiness‘ Buch der Rekorde gelandet ist). Sie hatte Gastauftritte im A-TEAM, bei McGYVER und EINE SCHRECKLICHE NETTE FAMILIE (in Folge 86 „Kellys Rache“ konkurriert sie mit Kelly Bundy um einen Model-Job). Sie hinterließ sicherlich bleibenden Eindruck beim Actioner SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO (natürlich nicht so sehr wie das Kompliment Brandon Lees an Dolph Lundgren für sein großes Gemächt) und feierte ihren Durchbruch in der Kult-Musik-Komödie WAYNE’S WORLD. In TRUE LIES durfte sie noch Arnold Schwarzenegger bezirzen, bevor dann ihr Stern langsam wieder sank. Von 1999-2002 jagte sie als RELIC HUNTER, einer weiblichen Indiana-Jones-Variante, magischen Artefakten und Schätzen hinterher. Seither ist sie meist als Gast-Star und Voice-Actress unterwegs. Spielfilm-technisch ist sie mit Starrings in COLLISON COURSE, ASTEROID VS. EARTH und SHOWDOWN IN MANILA in der Z-Klasse angekommen. In ZOMBIE NIGHTMARE sieht sie einfach nur hübsch aus und fungiert als Stichwortgeberin für ihren Filmfreund Bob aka Alan Fisler.

Auch wenn es sein Filmcharakter ist, der nach dem Unfall in einen rachedurstigen Zombie verwandelt wird, beschränkt sich die Rolle von Jon Mikl Thor auf nur wenige Minuten, da unter dem Make-up des Zombies ein anderer Schauspieler steckte. Der ehemalige Bodybuilder Thor ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der kanadischen Musikszene und vielleicht die erfolgloseste Rocklegende der letzten 50 Jahre. Sein Image als Muskelmann mit Rock-Attitüde versuchte er mit mehreren Tourneen und mehr als 30 Alben zu vermarkten. Er drehte nach ZOMBIE NIGHTMARE mit Drehbuchautor John Fasano den Film IM ANGESICHT DER HÖLLE/ROCK’N’ROLL NIGHTMARE. Für mehr Informationen über ihn empfehle ich die Doku I AM THOR oder zumindest das dazugehörige Review vom Doc himself. Ich muss allerdings sagen, dass ich seinen Auftritt im Film, obwohl etwas zu alt für die Rolle, sehr sympathisch fand.

Die meisten anderen Darsteller sind unter „ferner liefen“ zu verorten, kurios ist allerdings noch die Mitwirkung von Shawn Levy als Unsympath Jim, der, wie gesagt, viel zu früh aus dem Film scheidet. Levy verschlug es im Folgenden eher hinter die Kamera, er inszenierte Filme wie das Remake von DER ROSAROTE PANTHER, NACHTS IM MUSEUM (sogar alle drei) und REAL STEEL. Als Produzent konnte er sich 2016 sogar Hoffnungen auf einen Oscar machen, für den ARRIVAL von Denis Villeneuve nominiert war. Ins Auge fällt noch Manuska Rigaud als Voodoo-Tusse, die unglaublich drüber ist. Leider hat sie wohl nichts anderes mehr gedreht.

Der nächste große Pluspunkt, den der Film bietet, ist in der dafür eingekauften Musik zu finden. Ich sagte ja schon, ein Film, der mit „Ace of Spades“ von Motörhead beginnt, kann gar nicht vollends schlecht sein. Auch deren „weibliches Gegenstück“ Girlschool ist mit zwei Songs vertreten, dazu noch u.a. Virgin Steele mit „We Rule the Night“. Jon Mikl Thors damalige Ehefrau Rusty Hamilton durfte den schmissigen „Midnite Man“ zum besten geben. Sie trat zu der Zeit als Queen Pantera, oder kurz Pantera auf, was nach der MST3K-Ausstrahlung und der Nennung auf dem Cover der DVD-Neuveröffentlichung zahlreiche Mutmaßungen um bekannte Südstaaten-Metaller gleichen Namens in der Internet-Gemeinde aufkeimen ließ, unter denen auch welche glaubten, in dem eigentlich ziemlich eindeutig weiblichen Gesang des Liedes Phil Anselmo zu erkennen, und das sogar ernst gemeint und nicht nur spöttisch. Neben weiteren Liedern anderer Bands steuerte Jon Mikl Thor mit seiner Band Thor dann auch die für die 80er typischen Synthie-Klänge für den restlichen Score des Films bei.

Wie schon eingangs angemerkt, feierte ZOMBIE NIGHTMARE in den USA 2009 Wiederauferstehung. In Deutschland wurde er, um 8 Minuten gestrafft, auch schon 1987 auf Video veröffentlicht und prompt indiziert. Die Streichung erfolgte 2012 nach den üblichen 25 Jahren Strafbank, diverse Uncut-Veröffentlichungen folgten seit 2013.

ZOMBIE NIGHTMARE ist ein schlechter Film, da wird kaum einer widersprechen, doch die Hähme, die nach der Bearbeitung durch MST3K über ihn ausgeschüttet wurde, ist mal wieder ziemlich unverhältnismäßig ausgefallen. Der Film ist flott genug, um nicht großartig zu langweilen, über weite Strecken auch blöd genug, um sogar passabel zu unterhalten. Wegen des Soundtracks und der Mitwirkung von Adam West, Tia Carrere und Jon Mikl Thor gibt es sogar vielerlei andere Gründe, sich ihn mal zu Gemüte zu führen. Wer also mit dieser Einstellung da rangeht, wird sicherlich nicht gelangweilt oder großartig enttäuscht werden. Ich kann zwar trotz alledem und auch unter Trashfreunden keine uneingeschränkte Empfehlung für diese Zomödie (es musste einfach nochmal sein) aussprechen, aber wer sich hier im Fazit angesprochen fühlte, kann es ja mal bei Gelegenheit versuchen (etwa im Rahmen von SchleFaZ).


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


mm
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