Spooks Run Wild

 
  • Deutscher Titel: Spooks Run Wild
  • Original-Titel: Spooks Run Wild
  •  
  • Regie: Phil Rosen
  • Land: USA
  • Jahr: 1941
  • Darsteller:

    Bela Lugosi (Nardo), Dennis Moore (Dr. Van Grosch), Angelo Rossitto (Luigi), Leo Gorcey (Muggs), Sunshine Sammy Morrison (Scruno)


Vorwort

Bela Lugosi zum drölfzigsten Male. Aber eine Seite, die sich dem B-Film verschrieben hat, kann eben auch niemals genug Besprechungen zu Filmen aus der Vita dieses Herren haben.
Heute habe ich mir erneut etwas aus seiner Poverty-Row Phase herausgepickt, und nach ZOMBIES ON BROADWAY ist es erneut eine Horrorkomödie. Nachdem mir ebenjener ja überraschenderweise sehr gut gefallen hatte, dachte ich, ich hatte einfach nur unnötige Vorbehalte gegenüber dem Humor dieser Zeit gehabt. Und deswegen entschied ich mich, mir heute mal „bewusst“ (dass es sich bei den Zombies aufm Broadway um ne Komödie handelte, hatte ich bis dato nämlich nicht bewusst) ne Poverty-Horror Komödien-Schote reinzuziehen. Die Wahl fiel auf SPOOKS RUN WILD weil dort, logischerweise, Bela Lugosi mitspielt und weil der hier auch nicht besprochen wurde. Das Ding geht nur ne Stunde und Bela kraxelt da wohl in nem Old Dark House herum – mehr musste ich nicht wissen, um mich zu freuen…


Inhalt

Epische Klänge usw, im Hintergrund gibt’s ein paar „ulkige“ Gespensterlein zu betrachten, während die Credits ablaufen. Danach sind wir… in New-York nehme ich an und sehen, wie ein Polizeiauto vorfährt. Ebenjene Polizisten schleppen dann auch die East-Side Kids an und die sollen dann offenbar in ein Sommer-Camp verfrachtet werden (wieso genau habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht verstanden). Jedenfalls fährt der Bus dann los und kommt alsbald in irgendeinem Kaff an und die Aufpasser, Linda und Jeff, sind „nur kurz für zehn Minuten weg“, die Bande soll sich nicht zu weit vom Bus entfernen. Natürlich spielen sie am Lenkrad rum, was dazu führt, dass der Busfahrer, der sich gerade komischerweise den Auspuff genauer anguckt (wieso er das tut: Wieder keine Ahnung, eigentlich gabs dafür keinen triftigen Grund) dass Gesicht geschwärzt wird. Die Truppe wird rausgeschmissen und schaut sich daraufhin näher im Dorf um. Es gibt n paar doofe Späße, man will n Date mit irgendeiner Frau in ner Kneipe klarmachen (was natürlich scheitert), das wichtige ist aber, was das Radio zu verkünden hat:

We interrupt this program for an important announcement to listeners near hillside and colton. All cititzens are warned to be on the lookout for the monster killer who is believed to be in this vicinity. This maniac has left the trail of three inhuman murders and is believed heading upstate. We return you now to your program.

Anschließend geht die Busfahrt weiter, im Dorf bekommt der Bürgermeister allerdings Sorge und will sich mit dem Sheriff besprechen. Ebenfalls besprechen tun sich gerade die Aufpasser der East-Side Kids und diskutieren, ob die Truppe denn wirklich so schlimm sei wie gedacht. Jedenfalls dürfen wir dann noch ein paar Späße der East-Side Kids hören, die inzwischen offenbar im Camp angekommen sind und sich in die Betten legen. Draußen hört man ein Heulen und dann sehen wir irgendeinen Kerl an ner Tankstelle, der gerad ein Buch liest. Es klopft am Fenster und draußen sieht er einen Kleinwüchsigen, der ihm bedeutet, herauszukommen. Denn draußen ist er vorgefahren: Lugosi, mit ein paar Särgen im Gepäck.
Er fragt nach dem „Billings Estate“, einem alten Haus auf dem Hügel, in dem aber schon seit dem Mord an „old man billings“ niemand mehr lebe. Lugosi macht sich auf den Weg dorthin und wenige Zeit später fährt eine weitere, gar mysteriöse Person vor.

Unser Tankwart erkennt ihn als einen gewissen „Dr. Van Grosch“ und behauptet, er würde auch den Mann von gerade als „The Monster“ erkennen (angeblich weiß er das, weil er irgendwas mit dunkler Magie zu schaffen habe, aha). Jedenfalls prophezeit er, dass Dr. Van Grosch sie alle vor dem Monster retten werde. Die zwei sprechen sich aus und wollen sich später weiter unterhalten… und die East-Side Kids machen sich derweil in den Wald auf und treffen alsbald auf das mysteriöse Haus…

Besprechung:

Nun, nach der Sichtung des heutigen Subjekts sehe ich mich wieder dazu gezwungen, meine Aussage, Poverty-Row Humor wäre vielleicht doch gar nicht sooo schlecht, zu revidieren. Offensichtlich war ZOMBIES ON BROADWAY eine Ausnahme, denn SPOOKS RUN WILD ist vieles, aber eines definitiv nicht – wirklich lustig. Ich weiß, über Humor lässt sich streiten, aber ZOMBIES ON BROADWAY hatte doch gezeigt, wie es funktionieren kann. Sicherlich, auch hier gibt’s ein paar Schmunzler, aber zum größtenteils sind die Witze einfach extrem flach und unlustig.

Woran liegts also, dass ich ZOMBIES ON BROADWAY glatt acht Biere einschenkte, dem hier aber deutlich weniger geben werde? Das dürfte wohl an dem Punkt liegen, dass beide Filme meistens eine andere Art von Humor an den Tag legen. ZOMBIES hatte viele Slapstick-Witze, viele komische Situationen, die „aus sich heraus“ lustig waren. Das war kein Witz, der mit Wörtern kommuniziert wurde, sondern einer, der durch Mimik und Situationskomik durchaus funktionierte (zumindest für mich): Lugosi, der einen Affen jagt, die komischen Zombies, die dämlich Grinsen etc., man kann es in meiner Review nachlesen.
SPOOKS RUN WILD verzichtet weitestgehend auf sowas. Klar, auch hier gibt’s Slapstick, der aber eher darauf beruht, dass sich die East Side Kids prügeln oder dass irgendwer stolpert. Meistens aber sind es nur doofe Späßchen von 40er Jahren Jugendliche, die heute einfach nicht mehr zünden. Wirklich simple Gags, die meisten vergisst man schon, wenn diese zu Ende erzählt wurden („How can you read in the dark?“ – „Huh?“ – „How can you read in the dark?“ – „I went to night school“). Tatsächlich brachte mir nur der „Witz“ zum Schmunzeln, als eine offenbar ganz fiese Mücke im Wald als Messerschmitt bezeichnet wurde. Etwas rassistische angehauchte Witze dürfen indessen ebenfalls nicht fehlen: Während diese in ZOMBIES aufgrund seiner Absurdität und eben diesem „Sowas wurde damals noch gemacht“-Feeling zum Schmunzeln anregte, war das hier eher weniger amüsant. Der dunkelhäutige Charakter, Scruno, ist natürlich der etwas „doofe“ der Truppe, der immer irgendwie ängstlich guckt. Da kommen Sprüche wie „ich habe dich in der Dunkelheit ja gar nicht gesehen“ usw. Ansonsten muss ich aber auch sagen, dass die East-Side Gruppe hier irgendwie nicht allzu sympathisch rüberkommt.

Aber erstmal zur Story: Im Grunde ist es auch einfach nur ein Old-Dark-House Vehikel, in dem Lugosi den zwielichtigen Kerl geben darf. Dazu bekommt er auch alles, was er braucht: Einen kleinwüchsigen, stummen Diener, ein paar Särge, seltsame Gerätschaften und eben das old-dark House. Gegensätze ziehen sich an und durch Umwege treffen die East-Side Kids dann eben auf ihn bzw. kommen sie in Not in sein „neues“ Haus und er will sie dortbehalten. Anschließend streifen sie dort eben herum und mehr passiert im Grunde bis auf die letzten fünf Minuten auch nicht. Die „Story“ ist wirklich nur eine dünne Grundlage für dieses Gerüst, mehr braucht es quasi ja auch nicht, aber doch zieht es sich hier und da (eben auch, weil der Humor bei mir nicht so zündete, wie erhofft). Mehr als 60 Minuten hätte man damit nicht gut füllen können. Inhaltlich ist das wirklich nicht die Rede wert, zumal es auch ein paar… seltsame Momente gibt, von denen ich nicht weiß, ob sie lustig sein sollen, ob das einfach nur Quatsch ist, oder ob’s wieder so ein Meta-Gag wie das Ende von THE APE MAN ist. Z.b, dass der Mann von der Tankstelle alles weiß, was vorgeht, und den Mann, der nach Lugosi ankommt, direkt als den Dr. Van Grosch erkennt, der sie schon vor dem bösen Lugosi retten wird. Aber egal. Verwunderlicher ist das nur, da einer der Schreiberlinge dieser Chose später wahrlich Filmhistorisches zu Papier bringen sollte. Geschrieben wurde das Skript nämlich tatsächlich von Charles Foreman, der später HIGH NOON und DIE BRÜCKE AM KWAI erdenken sollte und auf der McCarty-Ära auf der schwarzen Liste landen sollte. Das nenne ich mal eine steile Karriere. Wobei seine Motivation hier auch nicht allzu hoch gewesen sein kann: Entlohnungen für die Akteure bei Sam Katzman Filmen dürften ja nie großzügig gewesen sein, deswegen erhielt er hier sogar nur 200 Dollar. Sein Mitschreiber Charles R. Marion hingegen blieb dem Poverty-Row verhaftet und brachte ansonsten nichts Bemerkenswertes aufs Papier.

Also: Gags werden abgespult, man wird in Särge gesperrt und ab und zu darf Lugosi auftauchen und sie erschrecken. Leider hat er auch nicht so viel Screentime, wie man sich wünschen würde, aber wenn er da ist, ist er natürlich, wie könnte es auch nur anders sein: Großartig. Es war so einfach: Man musste Lugosi nur in ein „gruseliges“ Set setzen, es konnte noch so billig sein, es konnte noch so simpel sein. Wenn er da war, war es immer spitze. Seine Mimik macht auch hier wieder großen Spaß: Etwa, wenn er sich hinter einem East-Side Kid aufbaut und nur darauf wartet, dass dieser ihn bemerkt, oder wenn er von ihnen selbst „zu Tode“ erschreckt wird. In einer Hinsicht hat mich dieses Werk dann aber doch überrascht, deswegen kurz SPOILER (falls das bei solch einem Titel überhaupt geht): Ausnahmsweise ist Lugosi diesmal nicht der böse Kerl, vor dem im Radio gewarnt wurde, tatsächlich ist es Dr. Van Grosch. Er ist in Wirklichkeit ein Zauberkünstler, der sich in dem Haus einquartiert hatte, um dort zu üben. Nachdem das Missverständnis aufgeklärt ist, darf er am Ende noch eine kurze Zaubershow zum Besten geben (inklusive doofen Gag der East-Side Kids). Das war tatsächlich ein sympathisches, versöhnliches Ende.

Aber wie auch immer: Mehr als Lugosi braucht man eigentlich nicht. Die anderen Akteure sind eben auch nicht der Rede wert. Bei den East-Side Kids dürfte sich eine „Kritik“ verbieten, besonders aus heutiger Sicht. Wer diesen Humor eben mag (ob’s solche Leute noch gibt?) wird auch sie mögen, wer nicht, eben nicht. Punkt. Am sympathischsten fand ich tatsächlich den dunkelhäutigen Charakter. Bonusfakt: Dessen Schauspieler, Sunshine Sammy Morrison, war sogar der erste afroamerikanische Millionär und Vertragsschauspieler in Hollywood!

Ansonsten haben wir wie gesagt noch Dr. Van Grosch (auch wenn er in der IMBD fälschlicherweise als „Von Grosch“ bezeichnet wird), der von dem weltbekannten Akteur Dennis Moore dargestellt wird. Den „kenne“ ich noch aus Bert I Gordons BEGINNING OF THE END (da spielt er nur irgendeinen Polizisten), und auch in THE MUMMYS CURSE hatte er noch einen kleinen Auftritt. Ansonsten beschränkten sich seine Filmposten auf mir unbekanntes Material. Hier hat er auch nicht viel zu tun, er hat eben auch nur sehr wenig Screentime. Am Ende, wenn er sich als der Antagonist entpuppt und Linda zu nahe kommt, hat er etwas bedrohliches Charisma, aber es ist auch nicht der Rede wert. Der Rede wert ist ansonsten noch Angelo Rossitto als Luigi, der zwergenhafte Helfer von Lugosi. Kleinwüchsige hatten damals ja viele Rollen, wenngleich sie natürlich mit sehr vielen Probleme zu kämpfen hatte. Mit Lugosi wirkte er auch noch in SCARED TO DEATH und THE CORPSE VANISHES mit, ansonsten spielte er eben das, was er spielen konnte: Diverse kleine Helferlein in B-Filmen wie MESA OF LOST WOMEN, Monster und Viehzeugs wie einen der Saucer-Man in INVASION OF THE SAUCER-MEN oder sogar einen Munchkin in WIZARD OF OZ. Hier darf er nicht mal reden, sondern läuft nur rum und versteckt sich unter Möbelstücken. Bis auf die Aufgabe, dass er die Kerzen halten darf, hat er mal gar keine Funktion in dem Ganzen.

Auf dem Regieposten nahm wieder Phil Rosen platz, der ja auch RETURN OF THE APE MAN drehte, den ich hier schon besprochen habe. Wie schon dort filmt er das alles meistens statisch ab, Dialoge werden einfach heruntergekurbelt, bis auf ein, zwei Shots der herannahenden Gesichter von Dr. Van Grosch und Bela Lugosi gelingen ihm auch keine atmosphärischen Bilder. Wobei das Set ja durchaus annehmbar ist. Natürlich ist es eher beengt und wenig abwechslungsreich, wir sind ja immer noch in der Poverty-Row, aber es ist nett eingerichtet, wie es in einem old-dark House zu sein hat.
Ritterrüstungen, Särge, kleine Katakomben, Gräber und Massen an Spinnenweben. Ansonsten spielt die Handlung noch in uninteressanten Wäldern und irgendwelchen Kaffs, die nicht der Rede wert sind. Inszenatorisch gibt’s sonst auch nichts hervorzuheben. Die „Effekte“ beschränken sich darauf, dass sich Lugosi und Luigi kurz auflösen dürfen und dass eine Gummispinne und ein Totenkopf kurz an Fäden durch das Bild gezogen werden dürfen. Die „Verkleidung“, die sich die East-Side Kids eben überwerfen, um Lugosi ihrerseits Angst zu machen, war da sogar noch lachhafter als das Skelett aus THE HOUSE ON HAUNTED HILL. Lugosis überdramatische Reaktion darauf war aber eigentlich sogar das Highlight des Films.

Fazit:

Nun, SPOOKS RUN WILD ist bestimmt kein Film, der in Lugosis Biographie besonders herausstechen würde, es ist nur einer seiner Poverty-Row Schnellschüsse. Weder als Komödie, noch als „Horror“-Film ist er wirklich gut gelungen, dazu ist er dann zu simpel, zu billig, eben auch zu unlustig. Es ist eben wieder eines der vielen Beispiele: Lugosi hätte so viel besseres verdient gehabt! Ändert aber nichtsdestotrotz nichts an der Tatsache, dass sein Schauspiel auch hier wieder einfach unterhaltsam ist. Zumindest Lugosi Fans werden sich nicht ärgern. Fünf wohlwollende Biere, ihm zuliebe


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


mm
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