Rock’n’Roll Nightmare

 
  • Deutscher Titel: Im Angesicht der Hölle
  • Original-Titel: Rock'n'Roll Nightmare
  • Alternative Titel: The Edge of Hell |
  • Regie: John Fasano
  • Land: Kanada
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Jon Mikl Thor (John Triton)
    Jillian Peri (Lou Anne)
    Frank Dietz (Roger Eburt)
    David Lane (Max)
    Teresa Simpson (Randy)
    Adam Fried (Phil)
    Denise Dicandia (Dee Dee)
    Jim Cirile (Stig)
    Liane Abel (Mary Eburt)


Vorwort

Abt. Midnight Movies mit Jorge #013

Ja, es sind schon ein paar Monde an uns vorbeigezogen, seit ich euch das letzte Mal an den Midnight Movies teilhaben ließ. Die Zeit vor Halloween passt ja hervorragend, um in diesem Rahmen einige der wirklich depperten Horrorfilme vorzustellen, auf die wir bei unserem Tauchgang in die Untiefen des Trashfilms stoßen. Den Anfang macht ein Film, der hierzulande gar nicht mal so unbekannt ist, denn schließlich gab er sich schon in der 2022er-Staffel SchleFaZ die Ehre. Und der Name Jon Mikl Thor bürgt schon im Vorfeld für gleichsam sympathische Naivität und zweifelhafte Qualität…


Inhalt

Die Hardrock-Band „Tritons“ um den muskulösen, blonden Sänger John Triton mietet sich zwecks Aufnahme neuen Materials, mit dem sie dann hoffentlich auch in die Erfolgsspur finden, in einem abgelegenen Landhaus ein. Doch dort wurde vor 10 Jahren eine Familie von einem Dämon niedergemetzelt, sodass es natürlich nur eine Frage der Zeit ist, dass sich auch die Mitglieder der Band mit der übernatürlichen Gefahr konfrontiert sehen. Werden sie ihr Aufnahme-Wochenende überleben? Wird jeder von ihnen wenigstens zum Schuss kommen? Und lässt John Triton nicht nur seine Stimme röhren, sondern auch seine Muckis spielen, um dem dämonischen Treiben ein Ende zu setzen?

What’s the deal?

Der ehemalige kanadischen Bodybuilder Jon Mikl Thor war in den 70er- und 80er-Jahren ein Meister der Selbstinszenierung, nur eben ohne damit jemals auf breiter Front erfolgreich zu sein. Neben seinen Mukkie-Shows und seinem Schaffen als Frontmann der Band Thor wollte er sich natürlich auch filmisch ein Denkmal setzen. Also schrieb er mit Rock’n’Roll Nightmare einen Horrorfilm, der harte Rock-Musik, die gute Aussicht von Musikern auf Sex und Dämonen-Horror vereinte und ihm die Rolle des charismatischen Bandleaders und Helden auf den muskelbepackten Leib schneiderte. Auf dem Regiestuhl nahm hierfür John Fasano Platz, der schon Zombie Nightmare ko-geskriptet und -inszeniert hatte, den Thor erst kurz zuvor in einer Nebenrolle (neben Adam West und Tia Carrere!) beglückte. Vor der Kamera dürfen sich einige weitere unbekümmerte Laiendarsteller austoben, von denen davor und danach nur noch wenige sporadisch mit dem Filmgeschäft in Kontakt kamen. Dass die Produktion zudem nicht so breit aufgestellt war, um sich ordentliche Creature F/X oder gröbere Blutsudeleien oder gar derben Splatter zu leisten, brauche ich eigentlich gar nicht extra zu erwähnen, oder?

Besonders lustig

– Im Vorspann schon werden wir Zeuge, wie die Mutti der ehemals im Teufelshaus beheimateten gerade noch am Zubereiten des Frühstücks ist, als dann ein Schrei von Unheil kündet und ihren Mann dazu treibt, den Rasierer beiseite zu legen und nach unten zu eilen, um im Ofen ein glubschäugiges, verbranntes Monstrum mit spitzen Zähnen vorzufinden. Den Rest dürfen wir uns selbst zusammenreimen.
– Das Nummernschild des Band-Vans verortet uns mit seinem Ontario schnell im kühlen Kanada, auch wenn das genau darunter angebrachte „USA“-Schild von der Sehnsucht der Band auf Erfolg im südlichen Nachbarn kundet.
– Der Erzählung des Vermieters nach hat das Haus seit zehn Jahren, also seit dem Verschwinden der Familie aus dem Vorspann, niemand mehr betreten, aber in der Scheune wurde in der Zwischenzeit ein Aufnahmestudio eingerichtet, das schon von Rod Stewart und Alice Cooper frequentiert wurde. Höchst seltsam.
– Am Ende der ersten Session der Band – die schrecklich generischen Hardrock spielt, was fast schon wieder Spaß bringt – trifft Manager Phil im Backstage-Bereich der Scheune auf ein Groupie (solch ein Zufall, stakste da einfach mal so rum), welches gar monstermäßig über den armen Kerl herfällt.
– In der Nacht wird Drummer Stig, gerade vor dem Spiegel posierend, im Badezimmer von einer unbekannten Schönheit heimgesucht (huch, wo kommt die denn auf einmal her, ist da irgendwo ein Nest?), die sich als schleimige Gummimasken-Kreatur enpuppt.
– Am nächten Tag gehen die Proben weiter, als sei nichts gewesen, danach wendet man sich (noch) schöneren Dingen zu. Gitarrist Max und Background-Sängerin Dee Dee zieht es in einen Schuppen, in dessen dunkler Ecke sie auf ein hässliches Monster stoßen, was wohl mal der kleine Sohne der verschwundenen Familie gewesen sein soll. Und, meine Fresse, sieht seine Maske scheußlich aus.
– Der Hammer ist aber eigentlich ein kleines Glubschaugen-Monster, als Handpuppe realisiert, das zwischendurch einfach mal auftaucht und durch die Gegend stiert.
– Im Finale kämpft dann John Triton als Rockmonster – er sieht aus, als hätte er gerade mal kurz in die Steckdose gefasst – gegen einen Oberdämon, der sich anscheinend kaum bis gar nicht bewegen kann.

Was gibt’s sonst noch zu sagen?

Das Schönste an Rock’n’Roll Nightmare ist sicherlich die Unbekümmertheit und der Enthusiasmus, mit denen Thor und seine Mitstreiter hier merklich zur Sache gegangen sind. Allerdings sind die trashigen Highlights eher rar gesät, zwischendurch gibt es immer wieder minutenlange Passagen mit drögen, nichtssagenden Dialogen von untalentierten Dröhnbüddels zu ertragen. Doch wenn der Film dann die Musiker-Kelle auspackt oder seine Monster ungelenk in Szene setzt – zumeist nur kurz und in möglichst beschränkten Einstellungen, da man wohl darum wusste, wie scheiße das eigentlich aussieht -, dann kann die Inszenierung punkten, da hier wirklich kein Auge trocken bleibt. Hier hat man wirklich versucht, mit einem Nichts an Mitteln etwas zumindest Unterhaltsames auf die Beine zu stellen, was den Vorstellungen Jon Mikl Thors zumindest ansatzweise gerecht wird. Es ist halt auch manchmal wirklich schön, Leute scheitern zu sehen, auch wenn man nicht hämisch auf sie herabblickt, und es ihnen auch gegönnt hätte, dass ihr Plan aufgegangen wäre.

Wo oder wie kann ich mein Aug‘ mit dem Dreck beschmutzen?

Wie schon erwähnt lief Rock’n’Roll Nightmare aka Im Angesicht der Hölle vor drei Jahren bei SchleFaz. Doch online ist die Sendung leider nicht mehr abrufbar, da mit dem Wechsel von Tele 5 zu RTL Nitro natürlich auch das Archiv auf der Strecke blieb. Abhilfe kann aber die deutsche DVD aus dem Hause Cargo Records schaffen, die schon für einen schmalen Taler zu erstehen ist. Die Qualität der Scheibe ist leider nicht überragend, der Bildstand ist ein wenig schief und auch der deutsche Ton dröhnt eher flach aus den Boxen; der enthaltene englische O-Ton klingt da schon um einiges druckvoller, ist daher, gerade wegen der, ähm, musikalischen Qualiäten des Ganzen, auch eher zu empfehlen.

Was am Tage übrig bleibt

Ich muss da wohl keinem etwas vormachen, Rock’n’Roll Nightmare ist aus keiner Perspektive ein wirklich guter Film. Für eine richtige Trashgranate fehlt ihm dazu auch eine angenehme Frequenz an Kopfpatschern und Schenkelklopfern. Aber als sympathisches Badmovie in einer trauten Runde von trashgestählten Freunden ist der durchaus genießbar, vor allem unter Zuhilfenahme von reichlich Gerstensaft sowie der ein oder anderen Sportzigarette. Thor, dem armen Tor, muss man einfach liebhaben, seinen Willen zum Erfolg, der eben nicht mit ebensolchem gekrönt werden sollte. Ich jedenfalls weiß das durchaus zu schätzen.


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 5


mm
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