Der Schrecken aus der Meerestiefe

 
  • Deutscher Titel: Der Schrecken aus der Meerestiefe
  • Original-Titel: Destination Inner Space
  • Alternative Titel: Terror of the Deep | Le monstre des profondeurs | L'invasione - Marte attacca Terra | Conflicto en el fondo del mar | Destino: espacio interior |
  • Regie: Francis D. Lyon
  • Land: USA
  • Jahr: 1966
  • Darsteller:

    Scott Brady (Cmdr. Wayne), Sheree North (Dr. Rene Peron), Gary Merill (Dr. LaSatier), Mike Road (Hugh Maddox), Wende Wagner (Sandra Welles)


Vorwort

Der Monsterfilm ist ja durchaus mein Metier und Steckenpferd. Besonders die Vertreter der 50er haben mir es da ja angetan, aber da ich dort so langsam alle „bekannteren“ Titel gesichtet hatte, begebe ich mich heute mal in das darauffolgende Jahrzehnt. Und das ganz spontan, denn eigentlich hatte ich nicht vor DER SCHRECKEN AUS DER MEERESTIEFE zu schauen, aber als mir auf einer Filmbörse die doch sehr schöne Hartbox in die Hände fiel, schlug ich doch zu – zumal der Film, der im Original auf den Namen „Destination Inner Space“ hört, bisher noch nie in Deutschland erschienen war, nun aber dank Shamrock Media in neuem Glanze erstrahlen darf (und auch mit neuer Retro-Synchro von Bodo Traber). Da konnte ich nun wirklich schlecht nein sagen, und hinein geht’s in die Meerestiefe…


Inhalt

Während die Credits über den Bildschirm laufen, fährt im Hintergrund ein kleines Boot über den Ozean. Es dockt bei einem größeren Forschungsschiff an. An Deck trifft Commander Wayne auf den Kapitän, der ihm nochmal die Dringlichkeit seines Kommens vor Augen hält – schließlich gehe da unten, also in dem Seelabor, etwas Seltsames vor. Wayne begibt sich mit „der Glocke“ also in die Meerestiefe und der Kapitän prophezeit schon Übles: „Ich wette, der wünscht sich auf sein U-Boot zurück, bevor es vorbei ist.“

Die Glocke (oder eher ein Glökchen) wird an einem Seil nach unten gelassen, bis es an der „Station“ (oder eher Statiönchen) andockt. Wayne begrüßt dort u.a Dr. James und Dr. Rene Peron. Von dem Aussehen der Station scheint er nicht überzeugt zu sein, doch die gute Rene beruhigt ihn: „Nicht gemütlich wie Onkel Toms Hütte“ – „Dafür kann man hier arbeiten“

Wayne trifft dann auch auf den Leiter der Station, Dr. LaSaltier. Just in diesem Moment erscheint auf dem Radar auch das mysteriöse Objekt, das schon in den letzten Tagen gesichtet wurde, und das den Grund für Waynes Herkommen darstellt. Ein kurzer Lauscher in… eine Art Unterwasserabhörgerät offenbart ihm schnell, dass es kein U-Boot sein kann, da man keinen Motor und Schrauben vernehmen könne. Rene hält es für einen Wal, der ein Zuhause sucht – Wayne widerspricht, aber das Objekt scheint in der Tat etwas zu suchen, denn es kommt und geht immer in unterschiedliche Richtungen.

Danach geht’s zu Dr. Wilson, der die Kommunikation zwischen Tieren untersucht und die Frequenz abspielt, die von dem Objekt ausgeht – eine, die von Menschen nicht gehört werden kann, da sie jenseits der tausend Hertz liegt.

Derweil taucht das Mini U-Boot mit Hugh Maddox durch die Unterwasserwelt, doch über Funk wird er schnell darüber informiert, dass das Objekt in der Nähe ist. Zudem verfügt er und seine Kollegin Sandra nicht mehr über genug Sauerstoff, sodass sie zurückkehren. Nachdem sie in der Station neckisch über ihre Beziehung diskutieren, erfährt er, dass Commander Wayne geschickt wurde, mit dem er durch eine alte U-Boot Katastrophe im Zwist liegt: er kenne ihn so schon „zu gut“ und kein normaler Mensch würde Wayne verstehen können. Er selber hält das Objekt für einen neuen U-Boot Typ.

Indessen klärt Rene Wayne darüber auf, dass 70% der Erde von Wasser bedeckt sind und dass man über dieses weniger wisse, als über die Mondoberfläche. Ebenso gebe es in den Meeren genug Nahrung, um die gesamte Erdbevölkerung zu ernähren (das bezweifle ich jetzt einfach mal so). Jedenfalls findet Wayne scheinbar gefallen an Rene und wir erfahren, dass sie mit fünf Brüdern, und er mit zwei Schwestern aufgewachsen sei (sehr interessant!).

Die Fotos, die Maddox auf seiner Expedition machte, sind inzwischen fertig und die Crew soll sich im Labor einfinden. Davor trifft Wayne auch noch auf den Küchenchef Wu Li, der fragt, ob er Steak oder Rippchen haben will. Nein, Seetiere will Wayne haben und Li grübelt, wo er die denn herbekommen soll (ob das wieder so ein Comic Relief Charakter werden soll? Bitte nicht!).

Im Labor jedenfalls wird festgestellt, dass das Foto keinem Tier ähnle – vielleicht aber hat der „Ruski“ ja was Neues entwickelt? So oder so: Wayne will Washington informieren und fordert, dass die Forschungsarbeiten abgebrochen werden sollen. Doch da taucht das mysteriöse Objekt auf dem Rader erneut auf…

Besprechung:

Anhand dieser Zusammenfassung (etwa der ersten 20 Minuten) wirkt das Ganze nicht wie ein „Mann-im-Monsterkostüm-Vehikel“ á la DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS wie ich ihn, auch aufgrund des schönen Covers, erwartet hatte, sondern eher wie ein etwas anderer Vertreter dieser Ufo-Filme (vielleicht wie FLYING SAUCER oder AUF U-17 IST DIE HÖLLE LOS, letzterer spielte ja sogar auch im Meer), denn natürlich handelt es sich bei diesem Objekt um ein außerirdisches Fluggerät bzw… U-Boot. An Bord hat es aber dann natürlich auch noch eine Art Behälter, aus dem nach einer gewissen Zeit ein hübsches Monster-Viech entschlüpfen darf. Seinen Auftritt darf er aber erst bei Minute 39 feiern.

Immerhin verschießt der Film so auch nicht sofort am Anfang sein Pulver, denn davon hat er sowieso nicht viel – es ist klar erkennbar, dass der Film nicht allzu viel Budget gehabt hat, zudem wurde er schon vor Fertigstellung als Teil eines Filmpakets an Fernsehstationen verhökert, was ja auch nie ein gutes Zeichen sein dürfte. Die Schauwerte derartiger Monsterfilme reduzieren sich eben… auf das Monster, abseits davon kann man aufgrund der kaum zur Verfügung stehenden Mittel keine Wunder erwarten. So ist es auch hier – die Sets sehen nicht wirklich hübsch aus, von „retro-Charme“, wie ich ihn derartigen Monster-Heulern oft zugutehalte, kann hier weniger die Rede sein. Das unterseeische Labor sieht zwar auch nicht karg aus, aber prächtig eingerichtet ist es eben auch nicht, sodass man sich daran nicht 80 Minuten erfreuen könnte, wie’s bei anderen Vertretern der Fall ist. Und da spreche ich nur vom Inneren – obwohl, außerhalb der Station spielt sich eigentlich so gut wie nichts ab. Ein, zwei Minütchen geht’s auch noch auf das Forschungsschiff an der Oberfläche, aber auch dort beschränkt sich die Szenerie auf ein zwei Räume, die nicht der Rede wert sind.

Nein, ich muss auch die Darstellung des Labors erwähnen, wie es von Außerhalb gezeigt wird – bereits nach kurzer Zeit dürfen wir die Taucherglocke sehen, wie sie mithilfe eines Seils zur Station gefahren wird. Zuerst wusste ich gar nicht, was dieser gelbliche Kasten sein soll, bis ich realisierte, dass das die Station sein soll! Jeder, wirklich jeder muss doch gemerkt haben, dass man das niemandem glaubhaft verkaufen konnte! Der Kasten mutet eher an eine Playmobil-Welt an, die man in den Baggersee geschmissen hat. Die Größenverhältnisse passen da ohnehin hinten und vorne nicht, denn durch vorbeischwimmende Fischen und den Felsen sieht man klar, dass das Ding vielleicht einen Meter groß war. Bei dem Ufo ist es auch nicht besser – dieses wird als „mindestens 30 Meter groß“ bezeichnet, doch auch hier handelt es sich offensichtlich um eine kleine Attrappe. Die Schauspieler agieren so, wenn sie sich im Wasser befinden, lediglich mit einem dünnen Bein des Ufos, oder mit einem Käfig, der als Eingang zum Labor fungiert.

Abgesehen davon möchte ich mich aber eigentlich gar nicht beschweren, da hat man schon deutlich schlimmeres gesehen. Ein bisschen Charme versprüht das Innere des Ufos (zwar ziemlich karg) und das Wasserbecken im Labor dann doch.

Spaß bringt aber definitiv das Monster, sofern man sich daran erfreuen kann, Leute in Gummikostümen beim herumwatscheln zu beobachten. Wer Fan davon ist, wird den Fischmenschen mit seinem roten Kamm und den großen, schwarzen Augen bestimmt mögen. Das Kostüm hätte man zwar auch schon in den 50ern fabrizieren können, aber auch in Farbe bringt das seine ganz besondere Atmosphäre mit sich. Natürlich kommt das nicht an den ebengenannten Klassiker DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS heran, weder vom Aussehen, noch von der Inszenierung der Unterwassersequenzen (der Fischmenschen scheint sich sowieso nur etwas sperrig fortbewegen zu können), aber es lässt sich nichtsdestotrotz sehen.

Leider aber hapert’s dann wieder an anderen Stellen, und zwar am Tempo. Das sich budgetschwache Ungeheuer-Filme oft mit endlosen Dialogen und Füllszenen bis zu den 80 Minuten schleppen müssen, ist (meiner bescheidenen Meinung nach) oft der Fall (man siehe nur die AIP-Streifen von Corman). Dem ist auch hier so – die Tauchszenen der Forscher, etwa, wenn sie vom Labor zum Ufo schwimmen, werden schon ausgewälzt – und die hier gezeigte Unterwasserwelt ist jetzt auch nicht so wunderschön, dass man sie sich gebannt minutenlang angucken möchte. Darüber hinaus gelingt es auch nicht, mehr Spannung aus dem Setting zu ziehen, wie es andere Filme (etwa DAS DING) geschafft haben, denn die Crew wird auch von der Außenwelt abgeschnitten (das wird zumindest behauptet – warum die Taucher dann irgendwann einfach zum Schiff auftauchen können, hab’ ich ehrlich gesagt nicht verstanden) und sind auf sich allein gestellt. Das erinnert unweigerlich natürlich auch irgendwie an ALIEN und andere ähnliche Filme, in denen Menschen auf engem Raum mit einem Monster eingeschlossen sind. Die Kamera bewegt sich aufgrund der Enge so kaum, Dynamik kommt niemals auf – dafür aber einige Längen. Regisseur Lyon war in diesem Gebiet (so sagt es zumindest ein Blick in die IMDB) auch eher im Western-Fach tätig, weniger im Horror-Bereich. Ansonsten inszenierte er nämlich nur CULT OF THE COBRA von 1955 und CASTLE OF EVIL von 65, der zusammen mit DER SCHRECKEN AUS DER MEERESTIEFE verkauft wurde. Im gelingt es einfach nicht, das Ganze über den Durchschnitt zu hieven oder anderweitig spannender zu gestalten. Aus dem Setting hätte man definitiv mehr machen können, denn auch die Frage, warum das Ufo hier ist, oder was genau es für eine Aufgabe hat, wird in keinster Weise geklärt. Die Offenbarung, dass es anderes Leben außerhalb der Erde gibt, wird von der Crew natürlich ganz schnell als selbstverständlich hingenommen. Am Ende darf ein pseudophilosophischer Monolog in diese Richtung aber auch nicht fehlen.

Auch hätte man sich auch einige Dialoge sparen können, der Koch Wu Li hat so im späteren Verlauf keinerlei Bedeutung mehr (immerhin ist er aber auch nicht der Comic Relief geworden, wie ich befürchtet hatte). Die Dreiecksbeziehung, die zwischen Wayne, Maddox und Rene zu erwarten wäre, tritt nicht wirklich ein, sodass man sich immerhin romantisches Getue sparen kann – stattdessen wird mehr Zeit auf den Konflikt zwischen Maddox und seinem ehemaligen Kommandeur verwendet, die einst in einen U-Boot Untergang verwickelt waren und sich gegenseitig vorwerfen, feige geflohen zu sein. Das ist immerhin eine Abwechslung zum sonstigen Beziehungs-Kram.
Die Charaktere sind dennoch wieder archetypisch. Wayne ist der Held, Maddox der etwas schwierigere Hitzkopf, Rene die Wissenschaftlerin (die aber eigentlich nix spannendes zu erzählen hat) und Dr. LaSatier der Professor, der das Monster nicht töten, sondern studieren möchte. Dementsprechend verläuft alles in den generischen Bahnen, die man auch aus etlichen anderen Vertretern zu gut kennt. Im Gegensatz zu Regisseur Lyon war Drehbuchschreiberling Arthur C. Pierce geradezu im Science-Fiction B-Film verhaftet. Er hat als Regisseur so u.a auch DIE WELT DES FRAUENPLANETEN oder VERHÄNGNISVOLLE FRACHT (da bekommt man es mit mörderischem Gehölz zutun) zu verantworten. Im Grunde kleistert er hier einfach allerlei Versatzstücke des Genres zusammen. Bis auf die Grundprämisse (die ja auch etwas den Unterwasserhorror der 80er vorwegnahm), hatte man das alles auch in den 60ern schon häufig gesehen.

Reges Schauspiel bekommt man selbstredend auch nicht gerade zu sehen – Scott Brady (u.a der Sheriff aus GREMLINS) hat als Held nicht besonders viel Mimik drauf, Mike Road als Maddox gibt sich teils wenigstens Mühe, ein bisschen emotionaler zu spielen. Sheree North als Rene hinterlässt ebenfalls keinerlei Eindruck.
Über die Präsentation des Films kann ich indessen nicht meckern – wie gesagt besitze ich ihn nun in der großen Hartbox, es gibt aber auch ein Mediabook. Die neuangefertigte Synchro von Bodo Traber ist meines Erachtens wieder gelungen. Ob man aber bereit ist, für diesen Streifen den verlangten Taler locker zu machen, muss man natürlich selbst entscheiden. Insgesamt dürfte der Film bei weitem nicht jeden zusagen.

Fazit:

Geschlussfolgert sage ich jetzt einfach mal, dass DER SCHRECKEN AUS DER MEERESTIEFE für mich in der Mitte lag – man hat ein cooles Monster, ein paar nette Szenen, aber dem gegenüber steht leider eine behäbige Inszenierung und einige Längen. Aus den 60ern gibt es aber auch deutlich, deutlich schlechteres in dem Bereich, aber so wurde mir auch wieder gezeigt, warum ich die 50er in der Hinsicht lieber habe. Ich bin immer sehr großzügig bei derlei, aber diesmal sind’s nur fünf Biere auf der Skala.


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


mm
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