Auf U-17 ist die Hölle los

 
  • Deutscher Titel: Auf U-17 ist die Hölle los
  • Original-Titel: The Atomic Submarine
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  • Regie: Spencer Gordon Bennet
  • Land: USA
  • Jahr: 1959
  • Darsteller:

    Commander Richard „Reef“ Holloway: Arthur Franz
    Captain Dan Wendover: Dick Foran
    Dr. Carl Neilson: Brett Halsey
    Lt. David Milburn: Paul Dubov
    CPO „Grif“ Griffin: Bob Steele
    Dr. Clifford Kent: Victor Varconi
    Julie: Joi Lansing
    Sec. of Defense Justin Murdock: Jack Mulhall
    Helen Milburn: Jean Moorhead
    Seaman Don Carney: Richard Taylor
    Seaman Al Powell: Ken Becker


Vorwort

Die wilden 50er haben wir ja schon lang nicht mehr besucht, aber als ich gestern um kurz nach elf abends noch auf die Idee kam, noch ein Filmchen zu kucken, reizte mich aus unerfindlichen Gründen nichts wirklich aus meinem Stapel Ungesehenem und so griff ich zur seit Jahren im Regal stehenden DVD von The Atomic Submarine – es mag eine Rolle gespielt haben, dass der Streifen grad ein paar Sekunden länger als 70 Minuten läuft und somit relativ kurz und schmerzlos zu geniessen ist.

Der Film wurde, wie oben ersichtlich, 1959 gedreht und ist damit ein recht später Vertreter des klassischen Low-Budget-SF- und -Monsterfilms (glaubt ja nicht, wir kämen ohne ein Monster aus!), ein Genre, das seine vergleichsweisen intellektuellen Höhenflüge wie The Thing from Another World, Creature from the Black Lagoon und Them schon hinter sich hatte und mittlerweile hauptsächlich durch Dünnbrettbohrerware wie The Giant Claw oder Monster on the Campus repräsentiert wurde (von good ole Eddie Wood wollen wir mal gar nicht reden).

Das Genre befand sich also im Niedergang, als Alex Gordon, Ex-Freund und -Geschäftspartner von Ed Wood (womit wir doch wieder bei ihm wären) und späterer Nachlassverwalter des Gene-Autry-Imperiums, sich bemüssigt fühlte, einen dieser billigen Reisser zu produieren – ein vergleichsweise prominenter Cast stand ihm zur Verfügung, dito eine Story der in den 50ern angesamten Trickkünstler Irving Block und Jack Rabin (u.a. Kronos, und von Block stammt auch die Idee zu Forbidden Planet, ebenso auch die handwerklichen Fähigkeiten der beiden Letztgenannten, also nicht die allerschlechtesten Voraussetzungen für einen zünftigen Matinee-Kintopper.


Inhalt

Und was wäre ein solcher ohne einen Erzähler? Eben, nix. Zu Stock Footage der Arktis rekapituliert dieser die Geschichte der Nordpol-Erreichung durch Perry und gibt zu Protokoll, dass sich der mächtig wundern würde, täte er wissen, dass die Nordpolroute mittlerweile zur belebten Handelsroute, sowohl zu Lande als auch unter Wasser geworden ist. Unter Wasser? Jep, gewaltige Atom-U-Boote befördern Fracht und Passagiere unter den Eismassen der Arktis (ein Ehrenpunkt für die zumindest richtige Vorhersage, dass dies tatsächlich möglich ist, wie einige Jahre später ein Atom-U-Boot der US-Marine bewies). Da das allein aber kaum einen abendfüllenden Film ausmacht, nicht mal einen so kurzen wie diesen, erschüttert eine Serie von Unterwasser-Katastrophen das allgemeine Vertrauen in die subarktische Route – besonders, nachdem die USS Sturgeon (ein dezenter nod an badmovies.de-Mottopatron Theodore?), das „grösste aller Atom-U-Boote“ verloren geht, wie uns in Form wenig eindrucksvoller Modellaufnahmen, die sich in Punkto Überzeugungskraft und Detailreichtum mit jedem Showa-Godzilla-Film „messen“ können, dargelegt wird. Ein unidentifiziertes tauchendes Objekt zappt die Sturgeon mit Elektro-Strahlen, worauf die Sturgeon auftaucht und an der Oberfläche explodiert – Sinn ergibt das nicht wirklich…

Jedenfalls sind die Autoritäten, und wer könnte das anno 1959 anders sein als, genau wie heutzutage, Weltpolizist USA, in Sorge, schliessen prophylaktisch die unterseeischen Schiffahrtslinien und berufen eine Konferenz des Rats für „Arktische Verteidigung“ ein (irgendetwas in mir sträubt sich gegen die Vorstellung, dass die Amis da völlig allein entscheiden… die Kanadier und Russen sind doch z.B. viel direktere Anrainer und die könnten da doch ein Wörtchen mitsprechen wollen. Aber mein Gott, wir wollen einem Film aus dem Jahr 1959 keine aussenpolitischen Werte vorwerfen, die anno 2003 offizielle Regierungslinie der Bush-Administration ist… ha, endlich kann ich mal wieder auf meinen persönlichen Intimfeinden rumhacken). Eingeladen hat der Verteidigungsminister, anwesend sind ein paar unbedeutende Entscheidungsträger der politischen Ebene, ein hoher Navy-Admiral, der Nobelpreisträger für Ozeanographie (es muss mir irgendwie entgangen sein, wann der eingeführt wurde) Sir Ian Hunt und, als special guest, Captain Dan Wendover, Kommandant der USS Tiger Shark, des tollsten, besten und überhaupt superdupersten Atom-U-Boots der Kriegsmarine. Admiral Terhune klassifiziert das arktische Tohuwabohu als den „schlimmsten Notfall in der Geschichte“, was ich, auch wenn Terhane quantifiziert, dass vier Service-Schiffe und sieben U-Boote verlorengingen, für eine klitzekleine Übertreibung halte – in einem globalen Kontext ist das doch nicht mehr als der sprichwörtliche Sack Reis in China. Der einzige Hinweis, den man hat, sind „mysteriöse Fernsehbilder“, die kurz vor den jeweiligen Katastrophen aufgefangen wurden (hm, weiss der Geier, was Terhane unter mysteriösen Fernsehbildern versteht… ich finde schon Starsearch und Popstars mysteriös genug). Jedenfalls bekommt Wendover den Auftrag, mit der Tiger Shark mal nach dem rechten zu sehen und die Störung zu „entfernen“ (und wir wissen ja alle, wie sich z.B. Rumsfeld diese „Entfernung“ vorstellen würde). Zu diesem Zweck erhält die Tiger Shark eine kleine Aufrüstung mit Wasser-Luft-Atomraketen und als Zusatzausstattung den „lungfish“, eine Extremtiefen-U-Boot (so´ne Art Bathyskap).

Anderswo versucht Tiger Shark-XO (Executive Officer) Richard „Reef“ Halloway seinen besuchenden Kollegen, Lt. David Milburn und dessen Eheweib Helen aus der trauten Wohnstube zu komplimentieren, damit er sich mit seinem eigenen Gspusi Julie verlustieren kann, was angesichts der angesoffenen Redseligkeit Milburns sich nicht gar so einfach gestaltet, aber schlussendlich gelingt. Julie ist ein wenig skeptisch ob der liebhaberischen Qualitäten des XO, schliesslich „müsste man U-Boot-Fahrer erst mal auftauen“. Aber doch nicht unseren Mr. Loverman Halloway – ein Kuss und Julie ist fix, alle und reif für die Zigarette danach (boah… entweder ist Holloway tatsächlich der beste Küsser des Universums oder Julie hat schon lang nicht mehr gemännert, wie Burt Reynolds sich in Cannonball Run ausdrücken würde). Aber ihr schwant trotzdem übles: „Sag jetzt nicht, dass wir diesen kostbaren Moment nutzen müssen, weil jeden Moment dein Landurlaub gestrichen werden kann!“ Tja, und was soll ich sagen – KNOCK-KNOCK. Halloway ignoriert den Klopfer, doch der schiebt einen Zettel unter der Tür durch und da drauf steht der Marschbefehl… so´n Pech aber auch – also keine heisse Liebesszene…

Halloway entert also eher miesepetrig die Tiger Shark und muss wegen der Mitnahme ziviler Passagiere, namentlich die Wissenschaftler Sir Hunt und Dr. Kent, auch noch sein Quartier teilen und dann noch mit Dr. Neilsen. Macht aber nicht so viel, denn Halloway und Neilsen sind alte Kumpel. Nachdem wir kurz den comic relief character Chester introducen, den wir umgehend vergessen können, da er in der Folgezeit null-nada-niente vorkommt, stellt Halloway fest, dass sein neuer Stubenpartner nicht sein alter Freund, sondern dessen Sohn Carl ist und den kann Halloway auf den Tod nicht ausstehen. Hilft aber nix, denn Carlchen ist der einzig qualifzierte „lungfish“-Pilot, nachdem sein alter Herr und Mitkonstrukteur des Tiefen-U-Boots mit einem Herzinfarkt vorübergehend aus dem Rennen genommen hat. Wenigstens basiert die Abneigung auf absoluter Gegenseitigkeit, Carl wäre auch lieber irgendwo anders als an Bord der Tiger Shark, die danach in See sticht. Chief „Grif“ Griffin bemerkt zu seiner Überraschung, dass mit Powell und Carney zwei ausgebildete Froschmänner samt ihres Scuba-Krempels und fragt sich, wozu man auf einem U-Boot Froschmänner braucht. Na, uns wird sicherlich noch etwas einfallen. Die Tiger Shark rauscht mit satten 30 Knoten unter Wasser durch den Ozean und endlich brieft Wendover seine Crew, dumm nur, dass er nicht mehr mitteilen kann, als dass die Tiger Shark eben rausfinden soll, was in der Arktis vor sich geht. Zwecks Erhöhung des Pathos-Faktors verkündet er seiner Crew, dass er selbige bei den Lamettaträgern als „beste der Flotte“ verkauft habe und sie ihn doch jetzt nicht enttäuschen möge. Milburn fällt daraufhin nur noch ein, dass er besser der Luftwaffe beigetreten wäre.

Nach einer ereignislosen Woche erreicht die Tiger Shark den Polarkreis, Halloway und Carl kotzen sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an. „Zum Glück hab ich keinen Sohn wie den,“ knurrt Halloway und nun erfahren wir endlich auch, warum Halloway den Jungspund so aus tiefster Seele hasst. Papa Neilsen ist nämlich ein waschechter Weltkrieg-Zwo-Held mit Gütesiegel, der sich wie bekloppt für den Bau von Atom-U-Booten eingesetzt habe, und der undankbare Balg Carl erdreiste sich tatsächlich, ein PAZIFIST (!) und noch dazu gegen Atomkraft zu sein! Wahrhaftig schröcklich – schön zu sehen, dass Leute, die auf amerikanischen Kriegs-U-Booten was zu sagen haben, so vorbildliche Demokraten sind und andere als die eigene Meinung vorbehaltlos akzeptieren (könnte jetzt wieder einen aktuellen politischen Bezug herstellen, aber da kommt Ihr sicher selber drauf). Milburn schlägt ein klärendes Gespräch unter Männern vor, um mal Carls Seite zu hören. „Der Typ ist ´all front and no back´, wie sollte der ´ne Seite haben,“ gibt sich Halloway nur bedingt friedenswillig. Dennochs sucht er wenig später Carl auf, aber nicht wegen einer versöhnlichen Aussprache, sondern um ihm freudestrahlend mit einem Telex vor der Nase rumzuwedeln und ein fröhliches „Du bist raus!“ zuzujubeln. Wieso, fragt Carl sich und ihn. Tja, weil Paps Neilsen soeben aus dem Krankenhaus entlassen wurde und schon morgen per Hubschrauber auf der Tiger Shark eintreffen könne, damit endlich jemand mit Courage (since Pazifisten ja automatisch Feiglinge sein müssen) den Posten besetze. Korrekterweise gibt Carl zu verstehen, dass also nach Halloways Meinung, jeder, der nicht so denke wie er, ein Feigling sei, aber das Tragen einer schicken Uniform nicht automatisch das Exklusivrecht auf Mut beinhalte. Er gedenke zu bleiben, was Halloway nicht schmeckt und einen Dialog über Krieg, Frieden und Unsinn des einen bzw. anderen auslöst. „Gibt es denn nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt?“ fragt der taffe Soldat. „Den Frieden!“ antwortet Carl, nach dessen Meinung der Krieg mit den „Donnerechsen“ („thunder lizards“, er sagt´s tatsächlich so) hätte aussterben sollen. Schöne Worte, aber eben nur Worte, bürstet Halloway den Friedensengel ab, und bezweifelt schlichtweg dessen Willen zu überhaupt irgendwas (ich kenne Leute wie Halloway, mit denen man sowas von überhaupt nicht diskutieren kann – scheint nicht auszusterben, die Spezies). Bevor Halloway am Ende noch mit ein paar rechten Geraden die Überlegenheit seines Standpunkts demonstrieren kann, RRUMMPELT es gewaltig und Alarm wird ausgelöst. Eine elektrische Entladung, von Dr. Kent, der obwohl mit einem ziemlich anglophilen Namen (Clifford Kent) gesegnet, mit einem grausigen deutsch-Österreichischen Akzent radebrecht, als „elektrischer Unterwasser-Sturm“ klassifiziert, zwingt die Tiger Shark zum Abtauchen auf maximale Tiefe.

Sir Hunt hat inzwischen ein wenig brainstorming betrieben und stellt seine nach eigenen Worten „fantastische“ Theorie vor – auf einer Seekarte hat er die Koordinaten aller bisherigen Unglücksfälle aufgemalt und ein Muster festgestellt – sämtliche Katastrophen ereigneten sich ziemlich genau tausend Meilen vom Nordpol weg und bilden auch noch einen nahezu perfekten Kreis (najaaaaaaaa). Schlussfolgerung: hier ist kein natürliches Phänomen am Werk, sondern Intelligenz und nicht zwingenderweise eine solche von der Erde… offensichtlich haben sämtliche Tiger-Shark-Offiziere ihre Dosis an SF-Kloppern im Bordkino gesehen, denn die Möglichkeit, dass man es hier mit ausserirdischen Kräften zu tun hat, wird erstaunlich gleichgültig aufgenommen (hey, das giltet nicht – normalerweise verbringen wir in solchen Filmen doch jetzt erst mal ne halbe Stunde damit, dass der Wissenschaftler für irre gehalten wird und die Militärs die Geschichte erst glauben, wenn ihnen das Alien auf den Füssen rumspringt). „Was können wir tun?“ ist Wendovers einzige unterkühlte Reaktion. Auch da hat Hunt schon ein Plänchen ausgeklügelt – wie gesagt, der Kreis der Katastrophen ist nahezu perfekt, nur eine Lücke gibt es – in der Queen-Victoria-See ist bislang noch nix passiert und deswegen hält Hunt es für hochwahrscheinlich, dass der mysteriöse Angreifer dort als nächstes zuschlägt (von allen Theorien dieser Welt ist das sicherlich eine der gewagteren, vor allem angesichts der eingeblendeten Karte), man sollte sich also dort auf die Lauer legen und abwarten.

Gesagt getan. Unterwegs taucht man am Nordpol auf und gerät dort direktemang in einen kalbenden Gletscher, ein gewaltiger Eisbrockent rifft die Tiger Shark und zwingt zu einem Not- und Reparaturstop: „Wir liegen tot im Wasser!“ Nicht gut, schätze ich…

Gut aber, dass man die Froschmänner dabei hat, denn die sind natürlich dafür prädestiniert, mal kurz auszusteigen und die Schäden festzustellen. „Passt auf die Haie auf,“ gibt man ihnen grinsend auf den Weg. Das Grinsen vergeht zumindest der Kommandoetage, als man auf den Bildschirmen einen wildgewordenen Brummkreisel ortet, äh, meine natürlich ein UFO (aber ich möchte fast wetten, dass das Ding in einem früheren Leben als Kinderspielzeug tätig war). Da das UFO eine komische beleuchtete Beule, ein „Auge“, hat, tauft man es auf den Namen „Cyclops“. Kent sieht klar und hat glücklicherweise seine Sammlung miserabel gefälschter UFO-Fotos dabei, die er stolz präsentiert (zumindest das, das er prominent in die Kamera hält, ist eher peinlich: das UFO ist ganz offensichtlich auf ein normales Foto aufgemalt). Und logisch ist das ganze auch noch: wenn das UFO (man geht offenkundig davon aus, dass es genau EIN UFO und mit Sicherheit kein einziges mehr gibt) im Wasser rumgurkt, würde das erklären, warum man noch nie eine Landung beobachtet hat (duh!). „Dann wären die kleinen grünen Männchen also kleine grüne Fischchen,“ scherzt Halloway (und wenn ich jetzt Wissenschaftler wäre, würde ich ein Exemplar der Encoclypedia Brittanica suchen und Halloway damit ´nen Scheitel ziehen).

„Cyclops“ hat sich dieweil auf Nordkurs verabschiedet und nach Abschluss der Reparaturarbeiten nimmt die Tiger Shark die Verfolgung auf und kurvt über mehrere Wochen erfolglos dem ausserirdischen Eindringling hinterher (spätestens nachdem die Route das dritte Mal über den Pol führt, käme ich als denkender U-Boot-Kommandant von Welt auf die Idee, meinen Kahn am Nordpol zu parken und dort zu warten, ganz abgesehen davon, dass man sich vom ursprünglichen Plan, sich in der Queen-Victoria-See auf die Lauer zu legen, stillschweigend verabschiedet hat).

Die Kompetenz unserer „besten“ U-Boot-Besatzung zeigt sich auch dadurch, dass „Cyclops“ sich um seinen Verfolger nicht weiter schert und fröhlich Schiffe versenken spielt (was den Produzenten die Gelegenheit bietet, diverse Weltkrieg-Zwo-Stock-Footage einzufiedeln, inklusive ganz lustig von handelsüblichen Torpedos versenkter Frachter und, wenn mich nicht alles täuscht, sogar Bilder von der Versenkung der „Bismarck“).

Nach ca. 6 Wochen fällt nun auch den Torfköppen der Denkerbrigade an Bord der Tiger Shark auf, dass man nun zum wiederholten Mal unter´m Nordpol rumschippert und kombiniert, dass „Cyclops“ nach jeder Attacke zurück zum Pol gondeln muss – vielleicht um Energie aufzutanken? Möglich, wenn „Cyclops“ nicht nuklear angetrieben wird (was bislang allgemeiner Stand der DInge war… yep, unsere Helden sind erstaunlich engstirnig), sondern magnetisch! Ähempt, vielleicht sollte man den Autoren mal kurz erklären, dass der geographische und der magnetische Nordpol nicht so ganz das selbe sind? Die Theorie findet allgemeinen Beifall und daher wird beschlossen, dass die Tiger Shark sich auf halbem Weg zwischen dem „Cyclops“ und dem Nordpol einparken und auf den fiesen Feind warten soll (der unsere U-Boot-Fahrer also heftig verarschen könnte, wenn er einfach aus der anderen Richtung auf den Nordpol zuhalten würde, da könnten die warten, bis sie schwarz werden – ich komme noch mal darauf zurück: WARUM WARTEN SIE NICHT EINFACH DIREKT AM POL???).

Wieder mal schlappe zehn Tage später scheint die Rechnung endlich aufzugehen – ein Frachter funkt SOS und blubbt dann ab, letzteres bereitet den Tiger Shark-Leuten keine Gewissensbisse, „Cyclops“ müsste nun auf dem Weg sein, also lässt man das U-Boot bis auf den Grund sinken (und ich meine: auf den Grund!) und hält absolute Stille. Endlich hat die gnadenlose Spannung ein Ende – ein Ansteigen der Radioaktivität verkündet die Ankunft des „Cyclops“ (mitlesende Physiker, klärt mich auf… Magnetismus und Radioaktivität – Zusammenhang? Ich mag´s nicht ausschliessen, Physik war in der Schule nie meine Stärke…). Wendover lässt, nach dem Motto Frieden schaffen mit Nuklearwaffen, gleich mal zwei Atom-Torpedos klarmachen und abfeuern. Torpedo Nummer 1 wird jedoch von einer Art Kraftfeld abgelenkt und Nummer 2 bleibt in einer „geleeartigen“ Masse stecken, die „Cyclops“ ausscheidet. War wohl nix. (Übrigens soll „Cyclops“ dreihundert Fuss durchmessen, was ich angesichts der Grössenverhältnisse für eine konservative Schätzung halte)

Nachdem mit den Torpedos ersichtlich sämtliche denkbaren Alternativen bereits erschöpft sind (bei ´nem ganzen Boot voller Kerle irgendwie nicht verwunderlich), also schreitet Captain Wendover zur Verzweiflungstat und befiehlt, „Cyclops“ zu rammen (wobei mir sich schon die Frage aufdrängt, ob das „Gelee“ nicht auch ein U-Boot aufhalten könnte, das sicherlich mehr Masse hat, aber wesentlich langsamer ist… hat jemand die Formel zur Berechnung der kinetischen Energie griffbereit?). Natürlich ist es Carl, der protestiert, es müsse einen anderen Weg geben, die fremde Bedrohung aufzuhalten (er ist bekanntlich Pazifist und hat´s daher mit Selbstaufopferung nicht so). „Wenn die Tiger Shark Cyclops nicht aufhalten kann, dann nichts auf dieser Erde!“ düstert Wendover (und ich würde gerne die russische Expertenmeinung zu dem Thema hören, schliesslich waren die auch zuerst im All :-)). Also volle Kraft voraus und rin in den extraterrestrischen Kutter. Die Operation gelingt, die Tiger Shark holzt ein Loch in „Cyclops“, aber trotz voller Rückwärts-Power gelingt es nicht, das U-Boot wieder vom UFO zu subtrahieren und in inniger Umarmung sinken „Cyclops“ und das drin steckende U-Boot malerisch auf den Meeresgrund – und das jenseits der maximal zulässigen Tauchtiefe des U-Boots! Schreck! Das Boot isses grade nich, von der Dramatik her… keine platzenden Ventile etc.

Man hängt also in 200 Faden Tiefe in einem „death grip“ fest, und wenn das kein Anlass für eine Krisensitzung ist, weiss ich auch nicht. Halloway verfällt auf den Vorschlag, durch das „Auge“ des Zyklopen in selbigen einzudringen und von dort aus die Tiger Shark freizuschweissen, das alles in der vagen Hoffnung, in dem Teil herrsche eine atembare Atmosphäre. Carl ist auch Feuer und Flamme, den „lungfish“ für den entsprechenden Transfer von Mensch und Material zu pilotieren. „Du kannst hierbleiben und deine Reden schwingen,“ hält Halloway sein sorgfältig konstruiertes Feindbild aufrecht, Carl zieht sich auf den bekannten „Wenn-ich-nicht-fahre-dann-fährt-keiner“-Standpunkt zurück und so würden sie vermutlich heut´ noch zanken, tät nicht der Captain ein Machtwort sprechen. Carl darf fahren, Halloway, Wilburn und die zwei Froschmänner („ihre Unterwassererfahrung könnte nützlich sein“ – damn, ich denke, wir reden von einer U-Boot-Besatzung. Sollten die nicht von Haus aus unterwassererfahren sein?) sollen die Arbeiten ausführen. (Und hochgradig lustig finde ich, dass durch die Bank alle davon ausgehen, „die Untertasse“ sei tot. Den ganzen Militärexperten und Wissenschaftlern kommt nicht der Gedanke, das UFO könnte ein reines Transportmittel sein und kein lebendes Wesen? Mein Gott, und sowas darf mit Atombomben um sich werfen). Der „lungfish“ wird also gesattelt, ausgeschleust und auf dem „Auge“, einer Art Blase, aufgesetzt. Die Luft in „Cyclops“ erweist sich als sauerstoffhaltig und atembar (und ich wundere mich darüber, dass der eigentliche Übergang von „lungfish“ in „Cyclops“ sich als ausgesprochen unproblematisch erweist… der „lungfish“ setzt auf, macht seine Tür auf und direkt dahinter befindet sich ein praktisches Irisschott, durch das unsere Helden umsteigen können… und Jahre später ist es ein Problem, russische und amerikanische Raumkapseln aneinander anzudocken… naja, man kann ja wohl erwarten, dass sich ausserirdische Invasoren an gute amerikanische Wehrtechnik anpassen). In „Cyclops“ ist es recht finster, aber über ein paar Laufstege können Halloway und sein Team zum feststeckenden Bug der Tiger Shark vordringen (der ungefähr zwei Meter hoch ist… die Tiger Shark muss ein Mini-U-Boot sein, denn bei Aussenaufnahmen sieht´s so aus, als würde das U-Boot ungefähr zu 1/3 in dem UFO stecken – hochgerechnet wäre das Ding dann ungefähr acht Meter lang… muss ziemlich beengt sein, da drin). Halloway stellt fest, dass das entstandene Leck nahtlos abgedichtet wurde, nichtsdestotrotz werden die Schweissbrenner angeworfen.

Indes bemerkt man an Bord der Tiger Shark, dass Gallilei recht hatte mit seinem Satz „und er/sie/es bewegt sich doch!“ Cyclops tuckert nämlich gen Norden und damit zwangsläufig auch das U-Boot. „Ich dachte, wir haben es umgebracht,“ dösbattelt die Tiger Shark-Besatzung, die immer noch nicht kapiert hat, dass das UFO auch nichts anderes ist als ihr eigenes Gefähr, nämlich eben ein solches. Argh! Schickt man die nicht auf eine Marineschule oder so?

Im Innern des Cyclops wird es heller, auf der Tiger Shark misst man steigende Radioaktivität und Hunt blickt durch: „Cyclops kehrt ins Leben zurück!“ (UND DER IST WISSENSCHAFTLER? KILL ME!) Halloway wird von einer körperlosen Stimme gerufen, die ausser ihm niemand hört (Milburn hält ihn deswegen für leicht überarbeitet und empfiehlt eine Pause).

Einer der schweissbrennerschwingenden Froschmänner bekommt eine plötzliche Panikattacke, springt auf, gerät in eine Art gasigen Nebels (oder nebligen Gases) und wird von dem effektvoll verbrannt – erstaunlich explizite Gore-Eskapaden, ungefähr vergleichbar mit denen aus X_The_Unknown, da wirft die Haut eklige Blasen, für 1959 starker Tobak. Sein Kollege reagiert darauf verständlicherweise ein wenig hysterisch, versucht sich in den „lungfish“ zu retten, scheitert aber an dem zugleitenden Irisschott und wird von selbigem geplättet bzw. geteilt (das allerdings weniger graphisch).

Halloway und Milburn bekommen davon nix mit, denn die folgen der Stimme, die immer noch nur der XO hört und die ihn sogar beim Namen nennt. Dies führt sie in einen Teil des UFOs, in dem eine organisch wirkende Blase und ein paar technische Apparillos von annodunnemals rumstehen. In der Blase hockt der grosse böse Ausserirdische und wenn das Viech kein Phallussymbol ist… das Teil sieht ungelogen aus wie ein eregierter Penis (abgesehen mal von den Tentakeln an seinem Fuss) mit einem grossen Auge ganz oben (die komischen Ausserirdischen aus The Simpsons sehen ähnlich aus, aber nicht ganz so phallisch). Das Vieh stellt erst mal klar, Halloway allein sprechen zu wollen, angesichts dessen Gesichtsausruck aber auch, dass die Menschen für die Ausserirdischen genauso hässlich aussehen wie umgekehrt (gewagte Hypothese, Alien, du bist nämlich wirklich butt ugly) und verklickert ihm, auf telepathischem Wege zu konversieren, Halloway könne sich also Sprache durchaus sparen, denken reicht völlig (bislang ging ich allerdings davon aus, dass Halloway zu der Sorte Mensch gehört, bei dem das eine ohne das andere nicht hinhaut). Der fiese Penis-Alien erläutert überdies sein Vorhaben – er sei ausgeschickt, passende Planeten für eine fetzige kleine Kolonisierung ausfindig zu machen und die Erde sei echt klasse dafür geeignet. Halloways Kommentar: „Swell.“ Milburn, der bislang geduldig im Hintergrund gewartet hat, was sein stimmenhörender Kumpel da so treibt, wird neugierig und wirft selbst einen Blick auf das Monster, was dem nicht gefällt, zumal Milburn nach der Devise „fragen kann man später immer noch“ mal probehalber einen Schuss abfeuert. Unser Monster reagiert etwas angefressen und lässt Milburn von seinem ätzenden Nebel grillen, geht danach aber nonchalant dazu über, Halloway zu erzählen, ihn und ein paar ausgesuchte andere Erdlinge als Specimen mit nach Hause zu nehmen, damit erstrebenswerte Eigenschaften der menschlichen Rasse auf die Kolonisten übertragen werden könnten, schliesslich sei die Evolution für solche Fälle „viel zu langsam“ und die Aliens zu solchen genetischen Spielereien aber immer in der Lage, auch das UFO sei z.B. lebende organische Materie (okay, hatten unsere Superdenkerstrategen nicht ganz unrecht, aber trotzdem) mit Selbstheilungsfähigkeit. Vielleicht hätten die Aliens besser UFOs mit Augen nach innen züchten sollen, denn dann würde ihnen nicht entgehen, dass Halloway seinen eigenen Schiessprügel ganz dezent hinter seinem Rücken versteckt. Unschuldig fragt er, ob das Alien denn zum Navigieren auf dem Heimflug sehen müsse. „Offensichtlich,“ antwortet das Monster, vermutlich ob einer solch dummen Frage überdenkend, ob man nicht einen anderen Specimen einpacken solle und schon schiesst ihm Halloway ins Auge und türmt schnellstens in den „lungfish“. Zwar schliesst sich das Irisschott, aber Neilsen hält es heldenmütig offen (warum es ihn nicht entzweischneidet wie den armen Froschmann, bleibt Geheimnis der Autoren)… Zum Glück haben die Froschmänner genug geschweisst, um der Tiger Shark das Loskommen zu ermöglichen. Das Alienmonster schleimt und raucht vor sich hin, aber heilt auch sein zerschossenes Auge. Der „lungfish“ schleust in die Tiger Shark ein und Halloway krakeelt, dass man das UFO unbedingt aufhalten müsse, sonst sieht´s für die Erde äusserst schlecht aus.

Dr. Kent meldet sich mit einem Rettungsplan zu Wort – zum Glück ist er wie alle Eierköpfe in 50er-Jahre-Schinken Universalwissenschaftler aller Wissensgebiete und traut sich daher zu, ein Zielsuchsystem aus einem Torpedo in eine der mitgeführten Interkontinentalraketen umzubauen. „Ein idiotischer, wahnsinniger, fantastischer Plan,“ stellt der Erzähler fest, „aber die einzige Hofnung!“ Kompliziert scheint´s nicht zu sein, denn kaum ausgesprochen, ist´s schon erledigt.

Da zwischenzeitlich dem Drehbuchautoren aufgefallen ist, was ich oben angemerkt habe, nämlich dass magnetischer Nordpol und geographischer Nordpol nicht das selbe sind, steuert die Tiger Shark jetzt auf den magnetischen Nordpol, um dort den Cyclops abzufangen. Die Rakete wird startklar gemacht (also, wenn ich die Grösse der Rakete und der Abschussrampe berechne, dazu die Tatsache, dass noch eine zweite Rakete an Bord ist, komme ich zu dem Schluss, dass eigentlich streng genommen kein Platz für irgendwas anderes wie Antrieb, Quartiere etc. an Bord der Tiger Shark sein kann).

Cyclops lässt sich nicht lang bitten und bricht durch das Eis, um die Heimreise anzutreten. Die Rakete wird abgefeuert und folgt in einer UNGEHEUER AUFREGENDEN Sequenz dem UFO (und wieder mal bewundern wir das vollkommen nicht existente Massstabsverständnis der Beteiligten… mal sieht die Rakete aus, als wäre sie mindestens so gross wie das UFO, dann wieder wirkt sie wie ein Streichholz… das passt hint-und-vorn nicht zusammen). Schliesslich schlägt die Rakete ein (Cyclops´ Ablenkfeld und Gelee funktionieren wohl nur unter Wasser), das UFO explodiert und stürzt brennend ins arktische Meer. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, alles ist erleichtert und glücklich, nur Carl guckt etwas belämmert.

Die Helden kehren wieder heim – Carl und Halloway unterhalten sich. Der Pazifist kuckt in den Nachthimmel und fragt sich, über welchen der Sterne man sich wohl Gedanken machen müsse. Halloway ist sicher, dass man potentiellen Invasoren sicherlich einen heissen Empfang bereiten würde. „Hoffentlich gibt es dann mehr Boote wie die Tiger Shark und mehr Männer wie sie,“ reüssiert Carl und beweist damit, dass er im Sinne des Zeitgeistes seine Lektion erhalten hat und von schändlichem Treiben wie Abrüstungsverlangen und Friedensinitiativen kuriert ist. Das nennt man doch mal ein Happy End…
The Atomic Submarine

ist ein Paradebeispiel für den typischen amerikanischen „Wir-sind-die-Grössten-und-das-Militär-wird´s-schon-richten“-SF-Klopper der 50er Jahre. Die Überlegenheit und Weltbeherrscherrolle der USA wird als selbstverständlich erachtet, die Generäle und Admirale sind diejenigen, die anschaffen und immer Recht haben, Wissenschaftler sind allerhöchstens als Zuträger der Militärs tauglich und verwendbar und wer am Ende eine pazifistische Weltanschauung hat und den Militarismus kritsch hinterfragt, ist bestenfalls ein feiges Weichei, wenn nicht am Ende ein Kommunist. Kurz, ein Film, der vermutlich bei jeder Privatvorführung im Weissen Haus bei Bush & Co. viel Applaus ernten wird und natürlich den Zeitgeist seiner Entstehungsepoche bestens repräsentiert (wenn man mir einen allerletzten kleinen politischen Exkurs gestattet – schon schade, dass wir bzw. die Vordenker der gegenwärtigen US-Administration fast fünf Dekaden später nicht viel weiter gekommen sind).

Abgesehen davon ist der Film aber auch von seiner Machart und seinem Unterhaltungswert her ein schöner Schundfilm aus der guten alten Zeit – das Drehbuch erfüllt brav alle Klischees, die „Wissenschaft“ ist von der Sorte „die erfinden wir uns, so wie sie im Film grad passt“, die Helden sind die harten Kerle, wie man sie im Krisenfall halt braucht – da unterscheidet sich The Atomic Submarine kaum von Klassikern wie The Thing from Another World. Zum perfekten Sonntagnachmittag-Matinee-Film fehlt insgesamt nur ein wenig mehr Tempo im Script – die erste Hälfte des Streifens ist arg betulich, da wird viel gelabert und wenig passiert, der Erzähler gibt Belanglosigkeiten von sich, etliche Male wird aus purer Verzweiflung über mangelndes Filmbares eine Landkarte mit dem Kurs der Tiger Shark eingeblendet. Wenn man sich aber durch diesen zähflüssigen Auftakt kämpft, wird man in der zweiten Hälfte mit einem soliden horribel angehauchten Spannungsstück belohnt – man kann das ungefähr an dem Zeitpunkt festmachen, an dem die Tiger Shark ihre Atomtorpedos auf das UFO abfeuert. Von da an haben sowohl Drehbuch als auch Inszenierung Drive und Pfiff, auch wenn das magere Budget kaum grossartige Kniffe in Form von aufwendigen Sets zulässt (die Inneneinrichtung des UFOs ist mit „nichts“ ziemlich erschöpfend beschrieben), aber es tut sich was, vor allem dank der überraschend harten (für den Jahrgang des Films) Horror-Effekte und des ziemlich exaltierten Creature Designs, bei dem die Trickkünstler Block und Rabin ihr Können zeigen können. Mit der Qualität dieser Tricks können die Modell- und Unterwasseraufnahmen leider absolut nicht mithalten. Zwar sind diese Tricks immerhin so professionell, dass man nicht gerade die Führungsfäden ausmachen kann, aber sie sehen in keiner Sekunde anders aus als Modellaufnahmen, die man vermutlich in einem Aquarium aufgenommen hat (unscharfe Bildhintergründe inklusive). The Atomic Submarine markierte die letzte Zusammenarbeit von Block und Rabin, die zuvor u.a. bei Flight to Mars, World Without End, Kronos, The Giant Behemoth und dem traurigen Abgesant auf Lou Costellos Karriere The 30 Foot Bride of Candy Rock kollaboriert hatten. Während Block nach diesem Film seine Karriere beendete, kehrte der profilitere Rabin, der auch bei Rocketship X-M oder Robot Monster Tricks beisteuerte, nach einer Pause in den 60er Jahren in den 70ern wieder ins Business zurück und lieferte für Filme wie Sheba Baby, Jackson County Jail, Avalanche, The Bees und zuletzt Eating Raoul optische Effekte ab.

Die Inszenierung von Spencer Bennet ist gelegentlich ein wenig statisch, Kamerabewegungen sind seine Sache nicht, aber in der zweiten Filmhälfte liefert ihm das Script zumindest genügend Gelegenheit, die Schockeffekte ins rechte Licht zu rücken und die Temposchraube gehörig anzuziehen. Lediglich das etwas einfallslose Ende sorgt für Minuspunkte.

Positiv ist dagegen zu vermelden, dass Stock Footage nicht im Übermass eingesetzt wird und wenn, dann zumeist sinnvoll (wobei man bei – angeblich ausserirdischen, gelle – Schiffsversenkungen vielleicht dann doch auf Aufnahmen zurückgreifen hätte sollen, bei denen man nicht so deutlich die Torpedospuren sieht). Auch die Bildqualität der ausgeborgten Archivaufnahmen ist okay – im Vergleich zu Ed-Wood-Filmen sieht das wesentlich professioneller und passender aneinandergefügt.

Wie schon erwähnt stand ein recht ansehnlicher B-Film-Cast zur Verfügung. Arthur Franz (Halloway) fiel so richtig erstmals in Abbott and Costello meet the Invisible Man in der Rolle des mordverdächtigen Boxers Tommy Nelson auf und hatte daraufhin ein regelmässiges Auskommen in qualitativ höchst unterschiedlicher Billigware wie Invaders from Mars oder Hellcats of the Navy (an der Seite von Ronnie Reagan) und spielte die Hauptrolle in Jack Arnolds ziemlich danebengegangenem Creature-Abklatsch Monster on the Campus (dt: Der Schrecken schleicht durch die Nacht). Nach 1959 trat er filmmässig kürzer, übernahm viele TV-Serien-Rollen und tauchte erst in den 70er Jahren in zumeist billigen Horrorstreifen wie Dream No Evil, Jaws of Death oder Sisters of Death wieder auf. Seine Rolle als Halloway ist schwerlich als anspruchsvoll zu bewerten, aber er gibt den überzeugten Kommiskopp recht glaubwürdig.

Dick Foran und Brett Halsey sind als typische Stock-Player des 50er-Jahre-Kintopps zu bewerten. Halsey macht seine Sache verhältnismässig gut, Foran ist als eigentlicher Kapitän des U-Boots storytechnisch arg unterrepräsentiert.

„Prominenz“ tummelt sich als Gaststars in den Nebenrollen. Der gebürtige Russe Tom Conway (Sir Hunt) begründet den Grossteil seines Ruhms darauf, in den 40er Jahren in einer Latte von zehn schnellen B-Movies den populären Detektiv „The Falcon“ gemimt zu haben, gab danach zweimal die Titelrolle in Bulldog Drummond-Quickies und hangelte sich dann durch das übliche Assortment an Low-Budget-Horror wie Bride of the Gorilla, The She-Creature oder Voodoo Woman. Immerhin dürfte Disney-Originalsprachfassungs-Freunden seine Stimme aus Peter Pan und 101 Dalmatians bekannt vorkommen.

Der Ungar Victor Varconi (Dr. Kent, womit sich der Österreichische Dialekt erklärt, denn zu seiner Jugend war „Öst´reich noch bei Ungarn“), der hier den Ersatz-Bela-Lugosi gibt, begann seine Karriere noch in ungarischen Stummfilmen und hatte seine „grosse Zeit“ in den 30ern und 40ern (wobei er 1938 in Submarine Patrol schon mal Kontakt mit U-Booten hatte, dort mimte er allerdings einen italienischen Marine-Kaplan). In The Hitler Gang (1944) spielte er immerhin Rudolf Hess. The Atomic Submarine markiert seinen letzten Filmauftritt und, ehrlich gesagt, es ist keiner von der Sorte, für den man gerne im Gedächtnis bleiben würde. Der ganz grosse „Coup“ des Casts ist aber zweifellos Bob Steele, der als Chief Griffin ein paar Sätze zu murmeln hat. Steele verdiente sich seit Mitte der 20er Jahre sein Brot als Cowboy in populären Billig-Western und wurde in den 40ern durch seine über zwanzig „Tucson Smith“-Western zum Household Name (dazu drehte er noch eine Serie von acht Billy The Kid-Western mit ihm in der Titelrolle). Wie viele Stars der 30er und 40er fand Steele es in der Nachkriegs- und TV-Ära schwer, Arbeit zu finden (das ging soweit, dass Ed Wood plante, mit ihm eine Filmserie Bob Steele of the Border Patrol zu drehen), aber es gelang ihm grösstenteils, sich aus schrottigen Horrorfilmchen mit der Ausnahme Giant of the Unknown herauszuhalten, sondern er nahm verstärkt kleine Charakterrollen an und feierte mit der Serie F Troop ein überraschendes TV-Revival in einer unerwarteten komischen Rolle.

Frauen kommen in The Atomic Submarine praktisch nicht vor – Joi Lansing, die als einzige (von immerhin zwei) weiblichen Darstellerinen überhaupt etwas zu sagen hat, ist der klassische blonde-bombshell-Typ, so dass man immerhin ein wenig was zu kucken hat (aber ihr Gesichtsausdruck wirkt irgendwie etwas dümmlich, sorry).

Alex Gordon, der sich mittlerweile stark um Restauration und Konservierung alter Filme kümmert (nicht zuletzt deswegen, weil er auf dem Fundus des Gene-Autry-Nachlasses sitzt) ist für die DVD-Veröffentlichung als Lizenzgeber zuständig. Die DVD ist inzwischen oop, sollte aber auf dem Gebrauchtmarkt noch zu finden sein (ich darf gar nicht zugeben, dass ich diese Disc im KaDeWe erstehen konnte – ich möchte den Einkäufer mal kennenlernen, es war übrigens meine zweite überhaupt :-)). Wenn man davon absieht, dass es sich um eine dieser DVDs handelt, die automatisch den Film startet und nach Filmende (und in diesem Fall sogar noch nach Abspulung des herrlich komischen Originaltrailers) ins Menü schaltet, ist die Qualität ganz in Ordnung. Das Bildmaterial ist akzeptabel, es gibt gelegentliche Schwankungen in der Abtast-Qualität, die aber wohl im Quellmaterial ursächlich sind, Stock Footage und eigenes Material unterscheiden sich vom Bild her nicht allzusehr. Herausragend für einen 50er-Jahre-Billigfilm ist der ausgezeichnete Mono-Ton, der keine Wünsche offen lässt, man versteht jedes Wort, kein Rauschen.

Stellen wir also abschliessend fest, dass The Atomic Submarine es insgesamt nicht mit den klassischen Commie-Scare-Werken der Epoche aufnehmen kann (namentlich das schon viel angesprochen Thing), aber nach seiner vielleicht zu bedächtigen Auftaktphase in der zweiten Hälfte zumindest ein routinierter, unterhaltsamer kleiner Monsterfetzer wird, der mit einigen für die damalige Zeit spektakulären Gore-Effekten aufwartet und mit einem Monster, das man in dieser Form (hähä) selten bis nie gesehen hat. Filmhistorisch sicherlich nicht weiter bemerkenswert, da die meisten Punkte, die der Film von Ideologie und Aussage her machen will, von anderen, besseren Filmen schon vorweggenommen wurden, aber als kleiner Zwischendurchsnack, wenn man mal einen hübschen kleinen Trasher sehen will, aber nicht gleich in die Abgründe eines Plan 9 oder Robot Monster hinabsteigen will, für recht kurzweilige siebzig Minuten sorgt. Für die Trashparty würde ich empfehlen, die erste Hälfte im schnellen Vorlauf zu absolvieren, mit der zweiten Hälfte hat sicher auch die Partyrunde ihren Spass.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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