Zurück zur Natur

 
  • Deutscher Titel: Zurück zur Natur
  • Original-Titel: When Nature Calls
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  • Regie: Charles Kaufman
  • Land: USA
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Greg (David Orange)
    Barb (Barbara Marineau)
    Little Billy (Nicky Beim)
    Bambi (Tina Marie Staiano)
    Wee Jun (David Strathairn)
    Milos, der Vorarbeiter (Mike Brancato)
    O´Mally (Silas Davis)
    Morey Amsterdam (als er selbst)
    Myron Cohen (als er selbst)
    Psychiater (Fred Blassie)


Vorwort

Heute bedient der Doc mal wieder zwei Abteilungen auf einmal (Multitasker, elender)… Erstens: Abt. ungeplante Spontanreviews. Der heutige Film fiel mir überraschend in die Finger (naja, so überraschend nicht, ich wußte schon, dass ich den habe, hatte ihn nur, äh, verlegt), als ich darüber brütete, was als nächstes besprochen werden soll und setzte sich dann in einer spontanen Kampfabstimmung mit solider Mehrheit (Eins gegen Null, Pucki durfte nämlich nicht mitstimmen. Hat ihn eh nicht wirklich interessiert) durch. Zweitens: Abt. Filme, von denen ich keine Ahnung habe, wie ich sie vernünftig (vernünftig?? Seit wann denn das?) besprechen soll, weil´s a) eine beabsichtige Komödie und b) von Troma und demzufolge reichlich konfus ist. Wenn mir das gelingt, kann ich wirklich auch erfolgreich ein Review von Amazon Women on the Moon machen.

Also When Nature Calls, eine jugendfreie (!) Komödie im Vertrieb von Troma, erdacht und umgesetzt von Troma-Cheffe Lloyd Kaufmans Bruder Charles, der die Welt bereits mit dem Staatsanwalt-Liebling und ewigen 131er Mother´s Day beglückte. Nun gibt´s ja genügend Leute, die Mother´s Day an sich für ´ne Komödie halten (selbst die IMDB listet als Genre u.a. „Comedy“ auf), dennoch drängt sich dem geneigten Zuschauer nach Ansicht des semiklassischen Backwood-Metzlers nicht unbedingt sofort der Verdacht auf, der Regisseur wäre zu flockig-unterhaltsam-lustigem Funny Stuff berufen. Doch in der Tat ist When Nature Calls keine hingerotzte Auftragsarbeit, sondern war Meister Charles Kaufman ein persönliches Anliegen (vielleicht wollte er ja auch mit ein paar Humor-Bonuspunkten den Eindruck von Mother´s Day ausgleichen).

Da ich den Film bereits vorab gesehen habe, bin ich ehrlich gesagt (und wie oben angedeutet) skeptisch, ob sich der Streifen meinem persönlichen Reviewstil als kompatibel vorstellt, aber wir geben einfach mal unser Bestes, der Film und ich. Wird schon nicht arg viel schlimmer werden als der Blödsinn, den ich sonst hier verzapfe und wenn doch, ist´s irgendwo ja auch nicht mein Problem (außer, dass ich wieder sinnlos Zeit verplempert habe, in der ich ebenso gut tolle Filme wie House of the Dead und Shadowchaser IV hätte ankucken können…). Also, versuchen wir unser Glück.


Inhalt

Zunächst mal stellen wir (als ob wir´s nicht immer irgendwo geahnt hätten), sofern wir die deutsche Fassung des Films vorliegen haben, fest, dass der vormalige hierzuländische Lizenzinhaber UFA von nixblickenden Idioten bevölkert wurde. Die Schwachbirnen haben nämlich offensichtlich wirklich nicht kapiert, dass die vor Filmstart sich abspielenden Trailer auf mehr-oder-weniger-kommende Meisterwerke wie „Baby Bullets“, „Gena´s Dream“ und „Raging Bullshit“ nicht versehentlich vom US-Lizenzgeber aufs Mastertape kopiert wurden, sondern echter, legitimer und gewollter Bestandteil des fertigen Films sind (hätte einer der UFA-Nasenbären mal in den offiziellen Trailer gekuckt, hätt´s auffallen können). So ist die deutsche Fassung halt mal eben sieben-acht Minuten kürzer als die, die der Rest der Welt sich ansehen darf (bei der DVD-Wiederveröffentlichung behalf sich Troma Deutschland/One World damit, die nie synchronisierten Szenen als Bonus auf die Disc zu klatschen. Wäre aber sicher auch nicht sooo aufwendig gewesen, die paar Minuten schnell mit ein paar arbeitslosen Jungschauspielern/Pennern von der nächsten Straßenecke nachzusynchronisieren). Daher gebe ich meinen Senf zu diesen Fake-Trailern an passender Stelle, nämlich bei der Bewertung des DVD-Zusatzmaterials.

Fangen wir also gleich mit dem richtigen Film an (nach einer stilechten „Our Feature Presentation“-Einblendung – aha, daher klaut Tarantino also seine Ideen für Kill Bill, und einem „Parental Discretion“-Hinweis [letzterer mit dem launigen und zustreffenden Kommentar „Wenn SIE früher ´Diskretion´ ausgeübt hätten, wären Sie jetzt keine Eltern!“]), und der setzt uns schon mal ins Bild, wie „ernst“ gemeint er ist, wenn er eine New Yorker Straßenszenen-Montage frech mit dem Insert „Shang-Hi 1913“ (Schreibweise authentisch) kommentiert.

Hoch oben auf dem Baugerüst eines Wolkenkratzers schafft Greg van Waspishes (sprecht das mal aus… hört sich an wie „Wespenschiss“, übrigens werden alle mehr oder weniger wichtigen Charaktere mit einer Insert-Einblendung vorgestellt, die Greg als „All American“ charakterisiert), der aber momentan eine mittelschwere midlife- und generelle Sinnkrise durchmacht und dies seinem Kumpel-Kollegen Dave O´Mally (bei dem Namen kann das natürlich nur ein baumlanger Schwarzer sein, der sein Insert „All South Bronx“ verdient) auch erzählt. Weniger begeistert von der ausgedehnten philosophischen Vorarbeitung ist der osteuropäische Vorarbeiter Milos, der Greg auseinandersetzt, dass er „Du nicht hier zum Essen oder Saufen, sondern zum Arbeiten“, newa, und, weil Greg nicht gleich spurt, das ganze mit Handpuppen versinnbildlicht (!). Als aufrechter Amerikaner muss Greg sich sowas natürlich nicht bieten lassen, kündigt an Ort und Stelle und empfiehlt Dave, auf sich aufzupassen – aufgepaßt hätte aber besser Greg, denn der hat nicht berücksichtigt, dass er persönlich als Gegengewicht auf dem Brett fungierte, auf das O´Mally seinen Astralkörper pausierenderweise gepflanzt hat. Während Greg den Fahrstuhl nach unten benutzt, wählt Dave zwangsweise den direkten Weg.

Unten angekommen, verlangt Greg von der Stadt im generellen (bzw. den drei gedungenen Passanten, die fünfmal durch Szene laufen, im speziellen) Aufmerksamkeit für eine sorgfältig zurechtgelegte Schimpfkanonade. Wäre ein klarer Fall für NC-17, wenn nicht X, aber der aufmerksame Filmemacher BEEPt anstößige Wörter sicherheitshalber aus (weswegen sich die Rede als „BEEP BEEP BEEP BEEP etc.“ äußert und Greg schlußendlich frustriert zu Zeichensprache übergeht. Ist ja wie bei Frank Zander…). Greg ist endlich fertig mit der Welt bzw. seiner Abrechnung mit dem System und allem und macht sich vom Acker, da platscht Dave auf den Asphalt. Wow, das Gebäude war HOCH und den Fahrstuhl SCHNELL…

Wenn dieser Film einen Plot hätte, würde ich es glatt einen Plot-Punkt nennen, dass die Handlung immer wieder durch, hüstel, dokumentarische Interview-Sequenzen mit den „Zeugen“ unterbrochen wird, die mehr oder minder (naja, meist minder) Sinnvolles zu Gregs anstehender Kurzschlußreaktion zum besten geben, z.B. Johnny X, ein anonymisierter Kollege unseres Helden, der Verbindungen zwischen der Baufirma und dem organisierten Verbrechen konstruiert. „Wenn die herausfinden, dass ich auspacke, bin ich tot“, ist Johnny optimistisch, was seine Lebenserwartung angeht, blöderweise interessiert das Filmteam mehr, wer eine „Kaviarsemmel“ beim Catering-Service bestellt hat, als Johnnys hochinteressante Ausführungen, ein Scheinwerfer dreht sich versehentlich auf Johnnys Visage und schon belfern die Maschinenpistolen. Tja, eine Petze weniger auf dieser Welt…

Kommen wir jetzt zu einem der Höhepunkte dieses Films (ja, ist noch früh, aber was soll´s), der „Supermarkt-Szene“. Gregs Eheweib Barb (Insert: „prüde“, was einen Running Gag etabliert: Greg wird über die gesamte Filmlaufzeit versuchen, seinem ihm angetrautem Weib an die Brüste oder den Hintern zu fassen, was Barb allerdings zu verhindern weiß. Wie zum Henker die beiden zusammen zwei Kinder gemacht haben, ist mir ein Rätsel) geht nämlich zum Shoppen. Und dieser Supermarkt ist ´ne Wucht. Um dem flottierenden „Einkaufswagendiebstahl“ zu begegnen, hat man Eisenstangen vor den Eingang gestellt, durch die aber ein etwas beleibterer Herr mit zwei dicken Tüten auch ohne Wagen nicht durchkommt. In den Regalgängen wird geheiratet (!) oder Bowling gespielt (!!), in den Regalen selbst steht Musik in Dosen (kauft der Zahnarzt für seine Praxis) und die kannibalisch orientierten Kunden können vakuumversiegelte abgetrennte Hände erstehen (für Typen wie Dahmer oder Lecter würde das Leben mit solchen Einkaufsmöglichkeiten viel von seinem Spaß verlieren). Barb mokiert sich an der Kasse bei Brillenschlange und Vollidiotin Millie (Insert: „97 Prozent Zucker“) über die nachlassende Qualität der Ware (kann ihr nicht widersprechen – das Gemüse würd ich nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen). Millie hingegen ist der dargebotene 100-Dollar-Schein zu groß: „Haben sie nicht was kleineres?“ Hat Barb nicht, weiß aber Rat: „Sie brauchen den Schein doch nur zu falten!“ (Also, wer jetzt noch nicht begriffen hat, auf WAS bzw. welches Niveau er sich hier einlässt, dem ist nicht mehr zu helfen). Während Barb ihre Einkäufe in Sicherheit bringt, schwelgt die Kamera noch mal über die langen Warteschlangen an den Kassen (und das skurrile Treiben therein) und die zollamtliche Abfertigung der Kunden (! Kommt davon, wenn man seinen Supermarkt direkt auf die Grenze zwischen Mexiko und USA dengelt). Okay, ich begehe möglicherweise Blasphemie, aber: auf die fünf Minuten wären die ollen Zucker-Brüder stolz gewesen!

Ich hab´s ja gerade schon verraten – die van Waspishes haben zwei Kinder, die man uns jetzt vorstellt: den kleinen Billy (Insert: „geldgeil“), der im zarten Alter von elf Jahren am Telefon heftig mit seinem Börsenmakler verhandelt (und dem glaubhaft versichert, das bislang in Amerika noch kein Elfjähriger wegen Steuerhinterziehung eingekastelt wurde. Raubtierkapitalist also, der Kleene) und die bereits im kopulierfähigen Alter befindliche Bambi (Insert: „10 Cents pro Tanz“. Ob der 1,50 m große Teddybär, mit dem sie eine, hüstel, kesse Sohle aufs Wohnzimmerparkett legt, gelöhnt hat, entzieht sich der Kenntnis des Rezensenten). Außerdem wäre da noch Squirt (Insert: „Son of a bitch“, was insofern nicht wirklich beleidigend ist, als es sich um ein irgendwie pudeliges Exemplar einer bellenden Fußhupe, sprich Köter, handelt). Die stolzen Eltern haben eine Ankündigung zu machen: „Euer Vater hat einen Sprung in der Schüssel“, erzählt die strahlende Barb ihren Kindern, der Reaktion nach, nichts wesentlich neues, was die Junioren aber nur darauf vorbereiten soll, dass das, was Paps gleich erzählt, der Mama zwar schon bekannt ist, die aber keine Ahnung hat, was er nun eigentlich wirklich will: „Vielleicht könnt ihr euch einen Reim drauf machen“.

Da der Film „Zurück zur Natur“ heißt, ist klar: Papa Greg will die Familie zu einem ausgedehnten Abenteuerurlaub jenseits aller Widrigkeiten der Zivilisation (Kriminalität, Gewalt, Alk, Drogen, jugendgefährdende Filme – the films words, not mine) überreden. Wie nicht anders zu erwarten, setzen bei den Kids lebenserhaltende Fluchtmechanismen ein – die beiden hinterlassen ein Vakuum. Nützt ihnen wenig, denn schon eine Einstellung später startet der Soundtrack den fröhlichen Country-Titelsong „The Outdoorsters“ (es lohnt sich, auf die Lyrics zu achten) und die Familie van Waspishes bricht mit dem Kombi vollzählig (plus dem aufs Dach geschnallten Riesenplüschteddy) zum großen Abenteuer auf (die Kinder gefesselt und geknebelt auf dem Rücksitz. Seht Ihr, Eltern, so wird das gemacht. Scheiß auf anti-autoritäre Erziehung!). Die Reise wird Indiana-Jones-mäßig per überblendeter Landkarte versinnbildlicht (die Route ist bemerkenswert, sie führt nämlich in Vorahnung späterer Invasionsgelüste hier vielfältig verhohnepiepelter US-Präsidenten durch Bagdad) und lässt kaum eine Gelegenheit für einen billigen Witz ein. Z.B. Straßenschilder. „BEAR LEFT“ verkündet das eine (was, falls jemand noch nie in Amerika autogefahren ist, nichts anderes bedeutet, als dass man sich gefälligst links halten solle), und natürlich steht links neben dem Schild ein Bär. „BEAR RIGHT“ heißt´s eine Sekunde später (Bär rechts der Straße, logo), „BARE BREASTS“ eine weitere Sekunde später (ich muss wohl nicht erklären, was JETZT neben der Straße steht, verdonnere aber Charles Kaufman zur Entrichtung des obligatorischen Wortspielkassen-Beitrags. Aber ich glaube, das kostet mindestens zehn Euro anstatt der üblichen fünf).

Zum Glück ist die Wildnis an sich gut ausgeschildert („Wilderness 10 miles“ etc.); auch die freundlichen pharmakologischen Berater wissen, was der Urlauber erwartet, und werben mit Billboards: „Letzte Drogen vor der Wildnis! 4 Dealer, keine Wartezeiten!“. Aber die van Waspishes haben natürlich mit Drogen nichts am Hut und brettern toxisch unversorgt in die Botanik (was in dem Fall wörtlich zu verstehen ist – da wird einfach mit dem Kombi in die Wälder geheizt und so manch unschuldiges Bäumchen umgelegt). Auf einer großen Wiese hält Greg die Karre an – angekommen! Dass unaufgefordert und umgehenend ein Parkwächter erscheint, Greg einen Parkschein in die Hand drückt und den Kombi (inklusive allen Gepäcks und Teddybär) valet-parking-mäßig umsetzt, hat er allerdings nicht erwartet (Greg, nicht der Parkwächter, newa).

Das grandiose Naturpanorama versöhnt den Familienvater: „Solch herrliche Wildnis hatten wir nicht mehr gesehen, seit wir zuhause den Fernseher ausgeschaltet hatten!“ Ein echter Konnösär (beabsichtigte Verunglimpung nach Rechtschreibreform)! Weil Papa Greg aber nicht mal eine von alten sumerischen Götzen bewohnte Blockhütte gemietet hat, muss erst mal ein Dach über´m Kopf gezimmert werden. Schon wenige Axtschläge später kann Greg mit stolzgeschwellter Brust auf das neue traute Heim, eine abenteuerliche Hüttenkonstruktion, „und mit nur dreizehn Hypotheken belastet“ verweisen. Aber dass im nächstbesten Gebüsch ein Indianer hockt und die Szenerie kritisch beargwöhnt, entgeht unserem furchtlosen Abenteurer.

„Auch die Tiere gewöhnten sich schon bald an uns“, rezitiert Voiceover-Greg, der die Handlung begleitet – naja, was bleibt den armen Viechern auch übrig… die stecken nämlich in Schlingen, Fallen oder, soweit es ein Lämmlein angeht, sogar in einem Pranger (Animal Bondage, pfui!).

Wir unterbrechen kurz für ein weiteres Interview, dieses Mal mit Morey Amsterdam, einem Freund der Familie (im echten Leben ein gefürchteter Komiker und Witzeerzähler), der aber den neugierigen Filmemachern nicht wirklich was über Greg van Waspishes, sondern lieber schmutzige Witze erzählt. Schon, hüstel, informativer sind die Anmerkungen von Billy Burns (bzw. der Telefonanlage, die man auf einen Stuhl gesetzt hat, und über die Billy seine Kommentare vermittelt), dem Steuerberater der Familie, wonach Greg unter erheblichen Steuerschulden gelitten und sich auf Billys Anraten in die Wildnis abgesetzt habe („dort kann er alles absetzen: Bäume, Blumen, Tiere…“).

Greg beschäftigt sich indes mit der bildhaften Umsetzung des unter hiesigen Forums-Lesern gefürchteten uralter-Doc-Witz „Weißer Mann hacken viel Holz“, zieht sein Holzfällerhemd aus und bewundert seine Muskeln. Und seinen Körpergeruch, der Stinktiere in die Flucht schlägt und die Plastik-Flamingos, die geschmackvollerweise den „Vorgarten“ der Hütte zieren, umwirft. Der immer noch im Gebüsch beobachtende Indianer ist ob der Muckipracht schwer beeindruckt.

Während Billy sich „an die Wildnis gewöhnt“, indem er unschuldige Felsen und harmlose Rehlein mit Graffitis verziert, spaziert Bambi fröhlich durch die Wälder, begegnet HIKE/DON´T HIKE-Ampeln und dem erstaunlichen Tierleben in diesem Teil der Pampa – neben Kamelen gibt´s auch Elefanten (zumindest einen, womit auch geklärt wäre, aus welchem Winkel der amerikanischen Provinz die Studenten aus Night of the Demon stammen. Ihr wißt ja, die, die damals ein kaputtes Boot dem destruktiven Bedürfnis eines Dickhäuters zuschrieben). Dieser Elefant beeindruckt Bambi durch die schiere Größe seines Rüssels (der ganze Film entwickelt sich zu einem ernsthaften Wortspielkassen-Pauschaltarif-Contender), der Elef findet die Einblicke in Bambis Dekolletée zum Röhren. Billy wittert daraufhin sofort eine lukrative Geschäftsidee und zockt dem Elefanten dessen mühsam verdiente Dollars als Eintrittsgeld für eine improvisierte Peep-Show ab. Und, da wir ja schon wissen, dass der Film von A bis Z ein Wortspielkassen-Kandidat ist, entpuppt sich die Peep-Show als ein Kasten mit zwei Dutzend piependen Küken. Zum Piepen, das!

Bambi hat dieweil schon ihre nächste tierische Begegnung der unheimlichen Art (oder umgekehrt) – sie trifft auf einen Bären, der sich, in Erfüllung des Tierfilmklischees Nr. 843/3, einen Dorn in die Pfote getreten hat. Nachdem der begleitende Köter Squirt auf den Befehl, Hilfe zu holen, sich in die entgegengesetzte Richtung verzischt hat (feiges Vieh), entdeckt Bambi ihre praktisch veranlagte Ader und extrahiert den schmerzhaften Dorn eigenhändig aus Meister Petzens Pranke, woraufhin der Bär (mittels Bären-POV) zu einem „Gone-with-the-wind“-Music-Cue in ewiger Liebe entflammt (wieder einmal stelle ich mir die Frage: welche Drogen nimmt man als C-Film-Schreiberling und wo bekomme ich die her?).

Zeit für ein weitere Interview – Fred Blassie, der Familienpsychiater, darf sein Statement abgeben. Blassie diagnostiziert bei sämtlichen van Wasphisehs latente Dachschäden, speziell aber bei Bambi, die unter „verwirrter Identifizierung sexuellen Rollenverhaltens“ leide, sich seiner Therapie aber nicht zugänglich gezeigt habe (kein Wunder, denn der Seelenklempner führt aus, bei Erfolg seiner Methode würde die Patientin nicht mehr wissen, wo vorn und hinten ist). Schließlich rupft sich der sichtlich wie alle Psychofuzzis extrem ausgeglichene Doktor, angefeuert durch vom Soundtrack eingespielte Stadion-Crowd-Geräusche den Ärztekittel vom Leib, offenbart darunter ein Ringer-Gewand und einen dazugehörigen Champion-Gürtel („Ich war Psychoanalytik-Leichtsgewicht-Meister! Ich bin also ein psychoanalytisches Leichtgewicht!“ Hm, irgendwie kommt das nicht sooo überzeugend rüber wie gedacht, Meister ;-)) und wirft sich in Wrester-Pose (was nicht wundert, weil Fred Blassie himself und seineszeichens eine 50er/60er-Jahre-Wrestling-Legende ist).

In der Wildnis trifft die Familie mehr oder weniger zufällig vor der Hütte zusammen, als der Soundtrack gerade wieder das „Outdoorsters“-Liedchen anstimmt. Eltern und Kinder stimmen fröhlich in das Lied mit ein, allerdings vom musikalischen Verständnis her ungefähr auf Augenhöhe mit Sladdi und Kübi, was wenig verwunderlicherweise die örtliche Tierwelt in Aufruhr und zur Flucht bringt (Vögelschwärme nehmen Reißaus, eine Büffelstampede bricht los und schwarze Eingeborene räumen panikartig ihr Dorf. Was man halt so an Stock Footage einbauen kann, gell).

Aber nicht nur die van Waspishes sind (hüstel) musikalisch, nein, auch das „zarte Liebesgeflüster der Tiere“ entzückt des Naturburschen Ohr. Der Wolf, der dem Mond sein Ständchen „Cara mia si“ bringt, muss aber wohl eher der Spezies der Werwölfe angehören.

Und weil wir sowieso alles und jeden verarschen, wird der Film auf einmal schwarz-weiß und schwedisch. Da hat jemand seinen Bergman gesehen. „Sprechen wir schwedisch?“, fragt Barb ihren Göttergatten (untertitelt, nur die deutsche Sprachfassung ist feige und „überspricht“ die schwedischen Dialoge simpelst). „Jo“, kunftet Greg aus. „Müssen wir das jetzt den ganzen Film über machen?“, mag Barb wissen. „Keine Ahnung. Halt die Klappe und schlaf weiter!“

Jetzt ist der halbe Film rum und von etwas, das auch nur wie der entfernte angeheiratete Bruder eines Plots aussieht, haben wir noch nicht wirklich was gesehen. Keine Angst, so richtig Story wird sich auch in den restlichen fündunddreißig Minuten nicht mehr einstellen, aber wir tun zumindest so als ob. Ihr habt ja sicherlich nicht den Indianer vergessen. Der ist nämlich immer noch auf Beobachtungsposten, aber leider Gottes auch dämlich – weil er von seinem Aussichtsposten aus noch schnell ein paar magic mushrooms pflücken will, dabei aber erst Gleichgewicht und dann den Halt verliert, purzelt er gar lustig einen Abhang hinunter (kommentiert von einem zukuckenden Vogel, der u.a. einen „Doppelaxel“ identifiziert) und gibt dabei dumpfe Schmerzenslaute von sich, die der arglos vorbeiwanderende Greg scharfsinnig als Hilferufe eines „menschenähnlichen Wesens“ identifiziert. Wee Jun, der Indianer (hört sich irgendwie eher koreanisch denn indianisch an, aber seit Cannibal! The Musical bin ich troma-indianertechnisch auf alles vorbereitet) hat sich beim bösen Sturz einen Haxen gebrochen. Gutmensch Greg inspiziert die Wunde (eine halbe blutige Sekunde!) und überlegt, wie er den gefallenen nativen Amerikaner schmerzneutral nach Hause schaffen kann, aber Wee Jun verblüfft Greg durch Schmerzfetischismus – Greg muss seine Hand auf Wee Juns offenen Bruch legen, was erstens weh tut, aber zweitens dem Indianer einen mittleren Orgasmus beschert. Nichtsdestotrotz wird Wee Jun zwecks Gesundpflegung ins der van-Waspishes-Behausung aufgenommen, was den geschäftstüchtigen Ureinwohner nicht daran hindert, den Städtern 125 Dollar für einen Survival-Kurs abzuknöpfen (dieweil selbst für diesen Film etwas unglaublicherweise ein paar sich selbst geißelnde Muselmanen durch die Wälder stapfen). Bevor wir uns aber noch über die fragwürdige Kompetenz Wee Juns so richig beömmeln können (oder auch nicht), unterbricht ein Probe-Nuklear-Alarm die Filmvorstellung und vermittelt uns ein paar „vom Präsidenten und seiner Gattin“ ausgetüftelte unschlagbare Tipps fürs Verhalten im Ernstfall (Fazit: Nichts geht über eine „gelassene und entspannte Einstellung“, auch wenn gerade eine „400-Millionen-Megatonnen-Bombe“ in der Nachbarschaft explodiert).

Zurück zum Film. Wee Jun bringt den verweichlichten Stadtmenschen gerade die indianische Methode zu Fischen, mit der bloßen Hand, bei. Dummerweise wird Billy von einem ihm offenbar muskuläre überlegenen Kiemenatmer in den See gezogen, was eine der grandios-schwachsinnigsten Jaws-References der Filmgeschichte möglich macht. Ein gravierendes Problem in der Beziehung zwischen dem Indianer und seinen temporären Gastgebern ist die Sprachbarriere. Oder zumindest die erschütternde Doofheit der van Waspishes, die nicht mal einen von Wee Jun in den Sand gezeichneten Smiley mit Verständnis quittieren. „Wenn wir doch nur wüßten, was er uns sagen will“, seufzt Barb, worauf sich ein Anzugträger materialisiert und über die Schwierigkeiten der Kommunikation philosophiert (auch anhand der „Harmonie und Hierarchie der Tierwelt“, don´t ask), ehe er in einen Werbevortrag für eine Armbanduhr übergeht. Wee Jun und die van Waspishes verlassen kopfschüttelnd den Kamerafokus („kopfschüttelnd“ ist ein gutes Stichwort…).

Allen Widrigkeiten zum Trotz erweist sich Wee Jun, zumindest behauptet das Gregs Narration, als guter „Reiseführer“ (folgerichtige Bildeinblendung: Wee Jun latscht vorneweg durch die Wälder, hintendrein erst die Familie mit Kassettenrecordern am Gürtel und Kopfhörer an den Ohren, wiederum gefolgt von wild fotografierenden japanischen Touristen).

Morey Amsterdam erzählt in dem bereits vorhin begonnenen Interview immer noch unanständige Witze, indes Mama und Papa van Waspishes ins Outdoor-Kino der Tiere gehen (im Publikum sitzen tatsächlich ausschließlich Bären, Hirsche etc.) und sich dort einen Tier-Porno ankucken . „Da kommt man richtig auf den Geschmack“, lechzt der sexualtechnisch unterversorgte Greg und Barb scheint tatsächlich nicht abgeneigt. „Also dann los“, giert Greg und staunt Bauklötze, dass sich sein Eheweib nicht etwa ihm, sondern ihrem anderseitigen Sitznachbarn, einem zwölfendigen Hirsch, zuwendet.

Für ein unübersetzbares Wortspiel (die deutsche Fassung scheitert schmählich) schaut der Baseball-Star Willy Mays kurz für ein Kornfeld-Cameo vorbei (Billy nutzt dies schamlos zum sofortigen Aufbau eines Willy-Mays-Devotionalien-Stands), der sogar eine „instant replay“ verdient.

Wee-Jun führt die Family weiterhin durch die Prärie und beeindruckt Greg durch seinen phänomenalen Orientierungssinn. Billy traut dem Indianer rein richtungstechnisch nicht über den Weg und setzt sich ab. Mit Recht, denn schon wenig später sind Wee Jun & Co. hochgradig verloren, aber der clevere Billy hat bereits ein Lautsprecher-Hilfssystem im Wald installiert: „Haben sie einem Arschloch vertraut? Rettung gibt´s heute zum unschlagbaren Sonderpreis von 25 Cent!“ (In Sachen Angebot und Nachfrage muss Billy noch einiges dazu lernen). Die van Waspishes löhnen, Billy schreitet zur sofortigen Rettung und selbst Wee Jun will den Steppke dankbar umarmen, wird aber per Judogriff aufs Kreuz gelegt.

Papa Greg ist dennoch happy über die Entwicklung seines Youngsters: „Ich hatte ihn seit der Weltwirtschaftskrise 1982 nicht mehr so entspannt und zufrieden gesehen“. Kommt aber eher daher, weil Billy beim Umweltministerium eine Eingabe gemacht hat – man könnte doch 150.000 Quadratkilometer Wald sicher betonieren? Die Antwort des Ministeriums ist eher unverbindlich und -befriedigend, was Billy ärgert, aber er bekommt schnell ganz andere Sorgen – einen reißenden Puma. Sähe schlecht aus für Billy, vor allem, da Köter Squirt mal wieder seine extrem hilfreiche Seite auspackt und sich aus der Angelegenheit erst mal raushält, doch da ist ja noch Wee Jun, der sich todesmutig in den Zweikampf mit der Miezekatze (die nur unwesentlich größer ist als badmovie-Kater Pucki, der hier schon wieder den Schlaf der Ungerechten und Dicken schnorchelt) – wobei der Puma in gewissen Szenen von einem „Stuntman“ in einem angedeuteten Puma-Kostüm gemimt wird (in Totalen balgt sich Wee Jun aber wirklich mit einem echten Puma, auch wenn der Kampf sicher unblutiger ist als manches, was Pucki und ich hier manchmal aufs Parkett legen).

Vor den Ausgang des Kampfes hat der liebe Gott allerdings die Intermission gesetzt, denn „Filme dieser Art können die Gesundheit der Zuschauer gefährden“, wie uns ein Insert instruiert. Im Sinne der Volksgesundheit soll sich das Publikum jetzt also mit Popcorn und Hot Dogs eindecken – ganz im Stil der Drive-in-Intermission-Spots treten tanzende Hot Dogs auf, ebenso aber Marihuana-Zigaretten und Trickfiguren, die sich gepflegt ´ne Line Koks reinziehen. Nicht fehlen dürfen sinnlose Zwischenfilmchen (im Unterschied zu dem sinnlosen Hauptfilm) – so bittet zunächst Real-Life-Watergate-Einbrecher G. Gordon Liddy um zahlreiche Spenden für die Opfer der heimtückischen Krankheit „Jerrylewitis“ (die fängt ganz harmlos an, indem man Jerry-Lewis-Filme lustig findet und endet zwangsläufig im „Asylum for the terminally Jerry Lewis“ – kein schönes Schicksal, da werd ich ja noch lieber Zombie), damit eine Heilmethode erforscht werden kann, bevor die Russen es tun (!). Ein weiterer Intermission-Short macht Werbung für Krebs (die Krankheit): „Krebs ist doch nur ein anderes Wort für Wachstum und Wachstum machte Amerika groß!“ Bevor uns der Sprecher allerdings – über den Gebrauch von Zigaretten hinausgehend – ausmalen kann, wie wir als verantwortungsbewußte Amerikaner dem Wachstum fröhnen können, blenden wir zurück zu den tanzenden Hot Dogs, die mittlerweile eine echte sex´n´drugs´n´rock´n´roll-Orgie zelebrieren (inkl. Doggy-style-Sex und Auf-Popcorn-Pinkeln. Weird stuff).

Okay, auch die schönste Intermission hat mal ihr Ende, der Film geht weiter, Wee Jun rangelt immer noch mit dem Puma. Billy, der anfänglich aus puren eigennützigen Erwägungen dem Indianer die Daumen hielt, hat mittlerweile ein Wettbüro eröffnet und setzt größere Summen auf die Raubkatze. Aber irgendwie gelingt es Wee Jun, die Mieze in die Flucht zu schlagen, worauf sich Squirt daran erinnert, dass er ein heldenhafter Hund ist und den Puma verfolgt. Billy kullert ob das damit beschlossen und verkündeten Abschieds des Köters eine einsame Träne über die Wange. Greg ist allerdings optimistisch, dass „der Puma seine Lektion gelernt hat“, auch wenn Squirts Verschwinden die emotioniale Gesamtlage etwas trübt.

Ein Winter kommt und geht, es wird Frühling und Frühling führt zwangsläufig zu Frühlingsgefühlen, besonders, wenn man geschlechtsreifer Teenager wie Bambi ist. So rein sexualtechnisch bietet sich ihr allerdings als Partner nur… der Grizzlybär an – passt ja, der ist ja eh verliebt und so fantasiert sich Bambi in Liebesfantasien im Hochzeitskleid und zu „Bolero“-Imitat von der Tonspur. Unter den Tieren des Waldes spricht sich das erotische Techtelmechtel rum: „Grizzly scores home run“, morst ein Specht die neuesten Nachrichten, die sich bald im „National Enqueer“ wiederfinden…

Morey Amsterdam erzählt immer noch schlechte Witze, die interviewenden Filmemacher sind der Verzweiflung nahe: „Wovon redet der Kerl eigentlich?“ (Gute Frage. Wovon handelt der Film eigentlich?)

Wee Juns kaputte Stelze ist zwischenzeitlich verheilt, der Indianer bläst langsam, aber sicher, zum schwer-emotionalen Abschied, will aber hierfür ein indianisches Mahl zubereiten (an seinen Kochkünsten zweifle ich stark – im Kochtopf paddelt zunächst eine quicklebendige Ente, ein vorbeistolzierender Hirsch, der sich am Beilagen-Frischgemüse albt, bringt Wee Jun auf eine bessere Idee. Und am Geweih kann man ja gleich noch Marshmellows rösten). Bambi darf das Tischgebet sprechen, was nicht Gregs bester Einfall war, denn seine Tochter bedankt sich für den „Grizzly, der mich ständig f…..“ (in der OF: „I finally found a bear to f….“). Zu Ehren des Indianers (und um die peinliche Pause nach Bambis intimen Geständnissen zu überbrücken) stellt Greg den ersten Stargast des Abends vor, den Komiker Myron Chase, der ein paar extrem schale Witze erzählt (die selbst Wee Jun nur noch augenrollend zur Kenntnis nehmen kann), aber dann die zweite Attraktion ankündigt: die Discogruppe „The Native Americans“ (man stelle sich vor – es gab Produzenten, die es für ´ne gute Idee hielten, den Village-People-Amerikaner fünfmal zu klonen und auf die Bühne zu stellen – die Gruppe ist nämlich keine Erfindung der Filmemacher, die gab´s wirklich). Zu deren Disco Crap rockt Wee Jun aber hocherfreut ab.

Zeit für ein Interview mit Wee Juns Bruder: „Wee Jun? Er heißt Eugene!“ Und ein wilder Indianer ist der auf keinen Fall: „Das wildeste, was er je getan hat, war Rotwein zum Fisch zu bestellen!“ (Yuck, das ist aber wirklich barbarisch). Gut, Wee Jun ist also ein Betrüger, aber juckt uns das, so rein film- und storytechnisch, ernsthaft? I don´t think so…

Wee Jun ratzt outdoors in seinem Schlafsack (mit Lockenwicklern im Haar und diversen kleinen Nagetieren als Kuschelgefährten unterm Schlafanzug. Hm, mysteriöse Vorlieben hat der Mann), aber es wird Zeit, endgültig Abschied zu nehmen. Das alterwürdige Abschiedsritual seines Stammes besteht darin, dass er sich eine Groucho-Marx-Brille-und-Bart-Maske aufsetzt. Traurig macht Wee Jun sich vom Acker und wirft einer Gruppe Indianer, die auf indianischen Instrumenten musiziert und dabei seltsamerweise „dalailamadalailama“ chanted, ein paar Cent in den Hut und lässt sich von der emotional überwältigten van-Waspishes-Familie nachwinken. Im letzten Moment fällt ihm noch was ein – in klarem, akzentfreien Deutsch (bzw. Englisch) ruft er unseren Helden zu: „Der Puma ist zurück und er ist stinksauer!“ Waaah!

„Die Familie macht es sich zu einfach“, kommentiert da stinksauer im Interview-Einspiel die doch leicht nuttig aussehende Choo-Choo (Insert: Ex-Freundin des Pumas!), denn die Mieze sei doch nur ein wirklich netter Kater und Gentleman, der wissen, was es heißt, eine Frau zu beglücken (ich werfe meinem dicken Kater ein-zwei argwöhnische Blicke zu). Auf keinen Fall habe der Puma mit den Agressionen angefangen. Choo-Choo hat aber noch ganz andere Sorgen – sie ist nämlich immer noch schwer verliebt in den Puma, der aber hat sie in die Wüste geschickt, weil sie, etwas unsensitiv, beim letzten Date einen Pelzmantel getragen hatte.

Zurück in den nächtlichen Wald – selbst die Eule ist ausgeflogen und hat nur ihren Anrufbeantworter hinterlassen, auf den ein Schaf seine Nachricht määht. Billy kuckt sich auf dem selbstgebastelten Fernseher (mit Hirschgeweih als Antenne, klar) eine seltsame TV-Sendung an, in der um Spenden für provinzielle Farmerskinder geworben wird, damit die endlich mal in die große Stadt reisen und Randale machen können (TV-Werbungs-Kid Timmy traurig: „Ich hab noch nicht mal einen echten Transvestiten gesehen!“ Timmy, unter Freunden, man muss nicht alles gesehen haben…).

Greg ist mit der allgemeinen Situation zufrieden – die Familie scheint sich an das Wildnisleben gewöhnt zu haben. Trugschluß. „Spinnst du??“, entgeistert sich die komplette Familie, und Klein-Billy doziert, dass die Family nur deswegen ferab der Zivilisation vor sich hin schmachten müsse, weil Papa mit der prüden Mama nicht weiter kommt. „Wir haben die Schnauze voll“, skandiert die innerfamiliäre Opposition, was laut Papa allerdings „kein Argument“ darstellt (ist so ähnlich wie bei den Hartz-IV-Demos und den Reaktionen aus der Politik). Da wäre aber immer noch der Puma.

Der räkelt sich gerade in seiner behaglichen Wohnhöhle auf seinem Menschenfell-Vorleger. Ob er noch einen Angriff wagt? Auf jeden Fall attackiert ETWAS die Hütte unserer Robinson-Familie, growlt und heult (und klingelt an der Tür) – die Familie erstarrt in einem „Portrait of Fear“, Greg versucht, Barb an den Hintern zu fassen, doch da hat die clevere Hausfrau eine Mausefalle deponiert. Autsch. Der mysteriöse Angreifer springt aufs Dach – Bambi unterbreitet den sachdienlichen Vorschlag, Billy als Ablenkungs- und Besänftigungsmanöver vor die Tür zu setzen. Greg hält ein Gewehr für sinnvoller und bringt´s in Anschlag. Wer sitzt dann letztendlich draußen vor der Tür? Niemand anderes als der zurückgekehrte, aber mächtig verwilderte Squirt. Freude bei den Waspishes-Kids, aber Papa warnt – das Vieh könnte Tollwut haben. „Erschieß ihn,“ gröhlt Billy und Dad lässt sich nicht lumpen (Weißblende).

Aber, haha, keine Angst, wir töten hier keine kleinen süßen Hundetölen. Greg benutzte ein Betäubungsgewehr. Squirt ist wieder ganz der Alte, bis auf einen kleinen, aber feinen Unterschied – er will MEHR Betäubungsinjektionen, der kleine Wuffwuff ist auf Droge. Das bringt Greg auf eine geniale Idee: wenn man mit dem Betäubungsgewehr einen zwei Pfund schweren Wauwau gefügig machen kann, dann doch wohl auch eine amerikanische Hausfrau? Die kommt ihm allerdings, unterstützt von den Kindern, mit dem überraschenden Eingeständnis, es jetzt auf einmal doch ganz doll in der Wildnis zu finden und bleiben zu wollen, zuvor. Umgekehrte Psychologie? Nicht nur, denn dass Greg Hals über Kopf die Koffer packen und zur Stadtflucht anhält, liegt auch daran, dass ein Umzugstruck einen kompletten Bronx-Wohnblock samt Bewohnern in die unmittelbare Nachbarschaft pflanzt – ein weiteres lukratives Unternehmen der „Wee Jun Development Group“ (jaja, wenn du nicht in die Stadt kommst, kommt die Stadt zu dir).

Vor die Heimkehr in die traute Stadtbehausung steht aber noch die Auseinandersetzung mit dem Parkwächter, denn der verlangt, ungeachtet der Tatsache, dass auf der Wiese genau EIN Fahrzeug parkt, mithin das der van Waspishes, in Erfüllung seiner Pflicht den Parkschein. Den hat nur keiner… „Und wie geht´s jetzt weiter?“, fragt sich die ratlose Familie. Dafür haben wir einen neutralen Voice-over-Erzähler – na klar, mit der Fortsetzung! Entsetzen bei den Helden. Billy verlangt erst mal ein Drehbuch, Barb jammert, weil sie schon einen Theatervertrag unterzeichnet hat und ist auch nicht darüber begeistert, dass der Erzähler „wildes Whoopie von Barb und Greg“ für den zweiten Teil verspricht. Als der Erzähler eine Endlosserie in Aussicht stellt, platzt der gesammelten Sippschaft der Kragen – drohend marschiert die Familie auf die Kamera zu… Filmriß und Abspann (beginnt theater-technisch mit Verbeugungen der prinzipiellen Darsteller und baut noch tonnenweise Gags ein).

Wann werde ich mal lernen, dass ich beabsichtigte Debil-Klamotten nicht reviewen sollte? Nicht, weil sie nix taugen, sondern weil man sich schlecht über etwas lustig machen kann, was diesen Job schon mit Bravour selbst erledigt… mit den üblichen Doc-Methoden wird das nix (seufz, aber wenigstens verrate ich Euch diese Binsenweisheit nicht schon in der Einleitung, sondern erst auf DIN-A4-Seite 9 des Reviews).

When Nature Calls ist einerseits ein untypischer Troma-Film, andererseits dann aber doch wieder ein typischer. Untypisch ist, dass der Streifen jugendfrei bleibt und als beabsichtigte Komödie durchaus funktioniert (was mehr ist, als man von anderen absichtlich „lustigen“ Troma-Comedys behaupten kann) und irgendwie sogar nach professionellem Film aussieht, typisch ist allerdings, dass der Film chaotisch, niveaulos und zotig ist. Womit eigentlich alles gesagt wäre.

Reingefallen. Natürlich geht´s trotzdem mindestens noch zwei Seiten weiter – Ihr habt für ein volles Review bezahlt (Klingelbeutel-rumreich), Ihr sollt eines bekommen (auch wenn das heißt, dass ich mir wirklich jede einzelne Silbe aus dem Daumen lutschen muss. It´s a dirty job, but someone´s gotta do it).

Was, wie oben erwähnt, der deutsche Videoverleiher in seiner Borniertheit nicht erkannt hat, ist, dass When Nature Calls eigentlich, konzeptionell gesehen, „nur“ ein Film-im-Film ist. Die ganze Show ist ursprünglich als Parodie auf einen klassischen Drive-in-Filmabend angelegt, beginnend eben mit der Trailershow (wie gesagt, dazu unten mehr), dem Hauptfilm und der obligatorischen Pause mit den Intermission Shorts – der Verzicht von UFA auf die Fake-Trailer zerstört dieses Konzept natürlich (typisch – EINMAL im Leben denkt sich ein Troma-Filmemacher was, und dann kriegt´s der Lizenznehmer nicht mit). Der „Hauptfilm“ selbst hat, da leg ich meine Patschhand mal bedenkenlos auf den Grill, nicht wirklich ein Drehbuch gehabt. Eine Story jedenfalls hat er nicht – okay, rudimentär ist die Plotte als Parodie auf die gerade in den Staaten mit schöner Regelmäßigkeit Lichtspielhäuser und Fernsehsender heimsuchenden „Stadtfamilie wird mit der Wildnis konfrontiert“ (also sowas wie Swiss Family Robinson o.ä.) erkennbar, ohne dass When Nature Calls irgendeine, hüstel, dramatische Storyentwicklung aufweisen würde – scheinbar herrschte eine „wir-drehen-so-wie´s-uns-einfällt“-Methodik am Set vor, was sich schon allein daran festmachen lässt, dass geradezu antelegrafierte Plot-Points (speziell Wee Juns anfänglich plakativ in Szene gesetzes homoerotisches Interesse an Greg und die angekündigte „Rache des Pumas“) völlig vergessen werden, weil den Filmemachern zehn Minuten später im Film ein anderer blöder Gag einfiel. Im Vergleich zu anderen anarchistischen Chaos-Gag-Filmen wie denen aus der ZAZ-Werkstatt fehlt dem Film eine durchgängige Handlung, in die sich die Gags flüssig einordnen – der Film wirkt letztlich wie ein Mitteldings zwischen Episodenfilmen wie Kentucky Fried Movie oder Amazon Women on the Moon (besonders letzterer ist konzeptuell nicht ganz unverwandt, alldieweil dort ja ein „typischer“ Abend im US-Kabelfernsehen simuliert wurde und es auch dort einen „durchgängigen“ Hauptfilm gibt) und den plotorientierten Parodien wie Airplane & Co.

Letztlich ist der Streifen (im positiven Sinne) purer Nonsens – und das ist in diesem Falle wohl wirklich im Sinne der Erfinder, wie die „dokumentarischen“ Interviewsequenzen (die, wenig überraschend, auch keinerlei Payoff haben), der Probe-Atom-Alarm und überhaupt die ganze „Struktur“ (I use this term ever so loosely) des Films bezeugen. Muss ja nicht schlimm sein, solang der Humorgehalt stimmt. Stimmt er denn? Ja, doch, schon. Klar ist der Humor auf einem eher bodenlosen Niveau angesiedelt – manchmal kann man wirlich nur noch wild mit den Augen rollen ob dümmlicher Witze, die man nicht mal bei fünf Promille seinem Stammtisch ans Bein binden würde, andere Gags sind aber echte Schenkelklopfer. Hit´n´miss, letztlich, manches ist selbst für eine üble Troma-Klamotte idiotisch (wie z.B. das Waldkino der Tiere), anderes tatsächlich auch beim dritten Ansehen immer noch wirklich witzig (da fällt mir an erster Stelle der leider von der DF halbwegs ruinierte Gag der Bergman-Film-Parodie ein, und die Supermarkt-Szene ist wirklich ZAZ-Humor at its best), wobei der eigentliche Film wesentlich witziger ist als das „Drive-in“-Zugabeprogramm der Trailer und Intermission Shorts (zumal z.B. beim „Krebs“-Spot sich das Gefühl einstellt, man würde irgendwie die Pointe verpassen).

Handwerklich ist das für Troma (ja, ich weiß, dass Troma das Ding nicht wirklich produziert hat, aber Charles Kaufman ist eben Lloyds Bruder, also kann ich das mal in eine Schublade packen. Verklagt mich) einigermaßen ordentlich, wenn ordentlich ge-goof´ed wird, dann aus purer klamottärer Absicht (himmel, es IST schwer für mich, den Film nach meinen Maßstäben zu besprechen. Absichtlich schlechte Filme machen´s mir nicht einfach). Das Tempo, das Kaufman anschlägt, ist nicht hoch, manchmal würde man sich ein etwas flotteres Gag-Feuerwerk wünschen, manche Gags sind wiederum für ein amerikanisches Publikum zündender als für unsereins (z.B. die Feierlichkeit zu Ehren für Wee Jun. Ich weiß, in Amiland sind solche „celebrity roasts“ mehr oder weniger an der Tagesordnung – auch in Amazon Women on the Moon gab´s darauf eine Parodie, scheint also ein echtes cultural thing zu sein -, da fehlt uns Alt-Kontinent-Bewohnern wohl der intellektuelle Zugang). Richtiger Leerlauf stellt sich allerdings nicht ein, da Kaufman und seine Schergen auch mal reine sight gags einbauen.

Effektetechnisch gibt´s bis auf die halbe Sekunde „Blut“ bei Wee Juns Beinverletzung natürlich nichts zu sehen (seine FSK-16-Freigabe verdient sich der Film sicher eher durch seine sexuellen Anzüglichkeiten, und die gibt´s reichlich, wenngleich eben eher angedeutet denn exploitativ ausgebeutet). Freunde der Tierdressur kommen mit Bär und Puma auf ihre Kosten.

Bemerkenswert ist sicher der unanständig eingängige Titelsong, auf dessen Text zu achten sich wirklich, ähm, lohnt, auch sonst ist der Soundtrack aufgrund seiner zahlreichen Anspielungen auf bekanntere Themes recht lustig ausgefallen.

Richtige Schauspieler konnten sich Troma-Produktionen selten leisten, da macht auch When Nature Calls keine wirkliche Ausnahme, speziell in den Hauptrollen. David Orange, der als Greg seine Sache ziemlich gut macht, alldiweil er die Rolle wirklich stoisch-ernst spielt, feierte mit diesem Film sein Comeback nach 10 Jahren Leinwandabstinenz (vorher hatte er drei Mini-Rollen in Video Vixens, No Place to Hide und Macon County Line) und schloß eine wahrhaft triumphale Karriere an – nach einer größeren Rolle in einem Kiddie-Film namens The Adventures of a Two-Minute Werewolf durfte er in Star Trek VI einen „sleepy Klingon“ spielen! Seine Filmfrau Barbara Marineau (kriegt die prüde Hausfrau ziemlich gut hin), spielte außer in diesem Film nur noch zwei Gastrollen in TV-Serien (beides 2001), Nicky Beim (der mich für einen Dreikäsehoch-Akteur nicht nervt, was großes Lob darstellt) und Tina Marie Staiano, respektive Billy und Bambi, sammelten keine weiteren Filmerfahrungen.

Richtig Karriere machte ausgerechnet „Wee Jun“ David Strathairn, also der mit der größten Deppen-Rolle im Film. Strathairn hatte bereits in größeren Filmen wie dem hochgelobten Meryl-Streep-Drama Silkwood und Fred Schepisis Iceman mittelgroße Rollen gespielt, ruinierte sich seinen Ruf erstaunlicherweise durch When Nature Calls nicht (man mag es kaum glauben, denn so richtig für höhere Weihen empfiehlt er sich nicht) – in seiner eindrucksvollen Vita stehen durchaus bedeutsame Rollen in Großproduktionen wie Sneakers, A League of their Own, The Firm, The River Wild, Dolores Clairborne und L.A. Confidential! (Mein Gott, was könnte ein cleverer Video-Verleiher bei einer Wiederveröffentlichung nicht alles aufs Cover pflastern). Selbst in Deutschland schaute er für eine Hauptrolle in Dani Levys Meschugge vorbei.

Kaum gespart haben Kaufman und seine Getreuen an „Gaststars“. Baseball-Star Willie Mays, Wrestling-Legende Fred Blassie, Watergate-Schuft G. Gordon Liddy, die Comedians Morey Amsterdam („the human joke machine“, angeblich mit einem im Gehirn gespeicherten Repertoire von 100.000 Witzen) und Myron Cohen, John Cameron Swayze, der in den USA die Personifikation der Timex-Werbespots war (was seinen Auftritt im Film zwar erklärt, für Nicht-Amerikaner aber nicht wesentlich witziger macht)… schon recht erstaunlich, wer sich alles für diesen kleinen Low-Budget-Hobel hergegeben hat.

Die deutsche DVD-Veröffentlichung von One World/Troma Deutschland „besticht“ durch einen ziemlich abgenudelten Vollbild-Transfer – recht verwaschen, grobkörnig und nicht gerade ein Muster an Schärfe und Kontrast, die Kompression ist halbwegs anständig (kommt aber nicht ohne einige Nachzieher aus). Immerhin, man kann sich´s ansehen, ohne Augenkrebs zu bekommen und besser dürfte der US-Release auch nicht aussehen. Mitgeliefert werden deutscher und englischer Ton, der O-Ton ist aber ziemlich leise – die deutsche Synchro ist überraschenderweise recht gut ausgefallen, die Sprecher passend besetzt und die Übersetzung selbst so dicht wie möglich an der amerikanischen Vorlage.

Als Extras gibt´s neben dem Trailer ein kurzes Interview von Sgt. Kabukiman (in full costume) mit Lloyd Kaufman, der sich ein bissl über die rechtlichen Schwierigkeiten auslässt, die Troma mit MGM hatte (weil Troma zunächst ein Plakatmotiv verwenden wollte, das sich sehr deutlich an das MGM-Artwork von Gone with the Wind, äh, anlehnte) sowie die in der früheren deutschen Videofassung fehlenden Fake Trailer. „Baby Bullets“ ist auf einen einzigen Gag abgestellte Doofheit (klassischer Gangsterfilm mit Babys als Hauptdarstellern“), „Raging Bullshit“ verarscht (stilecht in s/w) DeNiro und Scorceses Raging Bull. Am witzigsten ist allerdings der Trailer zu „Gena´s Dream“, eine Persiflage auf typisches Frauen-Selbstfindungs-Arthouse-Kino (präsentiert in „Blind-O-Vision“), wobei die Titelrolle von niemand anderem als … Beverly Crusher Gates McFadden gespielt wird!

Schlußwort: When Nature Calls ist im Gegensatz zu Cannibal! The Musical kein Werk, das man uneingeschränkt heiligsprechen muss, aber dennoch eine nicht uncharmante Deppen-Komödie, wie sie irgendwo nur in den guten alten 80ern entstehen konne (weil: heutzutage müssten da Tonnen von Fäkalwitzen rein, auf die Charles Kaufman dankenswerterweise komplett verzichtet). Als niveaulose und nicht gänzlich durchstrukturierte Billig-Alternative zu den ZAZ-Parodien nicht zu verachten und sicherlich insgesamt ins obere Drittel der von Troma vertriebenen Schundigkeiten einzustufen. Macht mit ein paar Bier in der Rübe natürlich gleich doppelt Spaß und kann durchaus als Partyfilm eingesetzt werden.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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