Zum Abschied noch ein Totenhemd

 
  • Deutscher Titel: Zum Abschied noch ein Totenhemd
  • Original-Titel: Vendo cara la pelle
  • Alternative Titel: I'll Sell My Skin Dearly |
  • Regie: Ettore Maria Fizzarotti
  • Land: Italien
  • Jahr: 1968
  • Darsteller:

    Shane (Mike Marshall)
    Mrs. Bennett (Michéle Girardon)
    Christian Bennett (Valerio Bartoleschi)
    Ralph Magdalena (Dane Savours)
    Benson (Spartaco Conversi als Spean Convery)
    Dominique Magdalena (Germano Longo)
    Shanes Vater (Furio Meniconi)


Vorwort

In der recht langen Geschichte dieser famosen Sammlung an pfiffigen Reviews zu meist weniger pfiffigen Filmen ist ein Genre bislang recht kurz gekommen: Der Italo-Western. Dies soll unter keinen Umständen ein Vorwurf an Doc Acula sein, da er aufgrund gewisser Vorbehalte gegenüber diesem Genre seine selbstauferlegte Objektivitätspflicht gefährdet sieht. Als selbsternannter Spaghettiwestern-Fan (Obwohl, bedingt durch meine noch nicht allzu lange währende Leidenschaft, sich meine Kenntnis in etwa auf magere 50 Titel bezieht) sah ich mich dazu berufen, dem von mir so geschätzten Genre mein kleines, persönliches Denkmal zu errichten. Daher wage ich hier mal ein Gastspiel in der Hölle der Trashologen.

Die Auswahl fiel nicht leicht, da Demofilo Fidani (Von mir auch gerne als Demolition/Dilettanto Fidani bezeichnet) auf dieser Seite bereits mit einem Film vertreten ist, und ich das Genre nur ungern durch Besprechung eines seiner weiteren Werke in Verruf bringen wollte. Einen gewissen Qualitätsanspruch sollte der Film haben, ohne einem gewissen Trash-Charme zu entbehren, den die Klientel dieser Website doch so gern hat. Die Wahl fiel letztlich auf „Zum Abschied noch ein Totenhemd“, ein Ausläufer der Flutwelle an Italowestern, die 1968 die Kinos überschwemmten (allein 1968 waren dies in Italien über 80 an der Zahl). Geboten wird hier ein geradliniger Rachewestern, mit dem jüngst verstorbenen Mike Marshall als Protagonisten.

Ich habe mich bemüht, das Review für jedermann goutierbar zu halten, jedoch könnten hie und da Insidergags auftreten, welche eher für Westernkundige geeignet sind. Dennoch hoffe ich, dass euch das Lesen ähnlich viel Vergnügen bereitet, wie mir das Verfassen, ob ihr nun Western schätzt, oder nicht. An der Stelle noch ein kurzes Danke an die User des spencerhill.de-Forums, welche dort ein kleines, aber feines Refugium für den geneigten Westernfan errichtet haben, und mir schon mehrfach freundlich und kompetent meinen Wissensdurst gestillt haben.

Aber genug der Vorrede: Vamos a matar, Compañeros!


Inhalt

Unsere Geschichte beginnt mit einer Kutschfahrt durch einen Canyon, in dem ein Grenzposten gelegen ist. Die Fahrer brüllen nach einem älteren Herren, den sie charmanterweise als „alte Schildkröte“ bezeichnen, werfen ihm ein Säcklein zu, und fahren ihrer Wege. Der sichtlich vereinsamte Mann ist über deren mangelnde Gesprächsbereitschaft natürlich reichlich pickiert, und macht seinem Ärger lauthals Luft. Doch statt über sein hartes Los betrübt zu sein, schmunzeln wir lieber über die wahrhaft göttliche Synchronstimme des „alten“ Mannes, die wohl von einem schätzungsweise Dreißigjährigen stammen dürfte, der mit zugehaltener Nase und gekünstelter Heiserkeit seine Sätze ins Mikro hustet. Der Alte mosert weiter über die Verkommenheit der Welt und der Jugend von heute (das Übliche Programm eben) und setzt gerade die Pulle Whiskey (Sein „einziger Freund“, wie er so schön sagt) zum Schmerz ertränkenden Schluck an, als ein weiterer Reiter den öden Landstrich heimsucht. Die Hoffnung auf eine lange, ausgedehnte Konversation treibt den alten Mann erneut aus seiner Hütte, und tatsächlich bleibt der Reiter stehen. Wir blicken in Mike Marshalls weit aufgerissene, stahlblaue Augen, und schließen daraus: Wir haben es hier mit unserem Hero zu tun. Wie wir vom alten Mann erfahren, ist der Name unseres Reiters Shane, und sogleich jubeln wir auf: Er heißt nicht Django! Der alte fragt unseren Hero ob seiner Rachepläne, und ob er doch nicht lieber vergessen möchte. Und unser Hero darauf: „Du begräbst ´ne Leiche, ja. Aber vergisst du deshalb den Menschen?“ Der Alte scheint derlei hochgradig eloquente Äußerungen wahrhaftig nicht gewohnt zu sein, blickt er doch plötzlich derart verblüfft aus der Wäsche, als hätte er gerade von seiner Alleinerbschaft der Hilton-Hotelkette erfahren. Bevor unser liebgewonnenes Alterchen die Gelegenheit erhält, Shane mit spannenden Anekdoten á la Grandpa Simpson einzudecken, zieht unser Hero von dannen, und schmetternde Trompetentöne begleiten die Opening Credits. Währenddessen passiert nichts weiter erwähnenstwertes, außer dass Shane weiter durch den Steinbruch, äh, Canyon und anschließend über italienisches Brachland reitet, und die zahlreichen vertikalen Längsstreifen im Bild allmählich an einen Blick durch einen Bambuswald erinnern.

Sind die Credits ausgestanden, kommt unser Hero an einer verfallenen Farm an, von deren dreckigen Interieur er sich er sich erstmal einen knappen Überblick verschafft, bis er eine morsche Holzpuppe findet. Wer nun Demofilo Fidanis „Ich will deinen Kopf“ gesehen hat, und nun fürchtet, unser Hero könnte damit zu spielen anfangen, dem sei Entwarnung gegeben: Stattdessen setzt ein Flashback ein, welches uns die vergangenen Ereignisse und die vorige Besitzerin der Puppe präsentiert, nämlich Shanes kleine Schwester, die ihre Püppi mit „Schlaf, Kindlein, Schlaf“ ins Land der Träume singt (Aber dabei weder Text noch Melodie richtig kann – scheußlich…). Ihre Eltern sind derweil mit Erwachsenenproblemen beschäftigt – so hat Shanes Vater in seiner Mine Gold gefunden, was ihn jedoch nicht sonderlich zu freuen scheint. Also ich würde vor Freude im Dreieck springen). Mütterlein weint jedoch, weil Shane nicht bei ihnen sein kann (Was natürlich zwangsläufig die Frage aufwirft, wie Shane sich an ein Ereignis erinnern kann, bei dem er nicht anwesend war. Da hatte der Herr Drehbuchautor wohl einen Grappa zu viel.). Väterlein äußert den Vorschlag, Shane in der Stadt studieren zu lassen, aber bevor sie überhaupt Gelegenheit dazu bekommen, den BaFög-Antrag auszufüllen, klopft es an der Tür. Mama Shane öffnet, und vor ihr steht ein wohlgekleideter Mann mit Geiernase und gierigem Blick, den auch Westernunerfahrene in Millisekundenbruchteilen als Bösewicht identifizieren können – Magdalena, so sein Name (Auch wenn die deutsche Synchro ihn lieber ´Madalino´ nennt). Ohne sich überhaupt bitten zu lassen betritt dieser die Stube und setzt sich zu Tisch. Nach diversen Spötteleien über Papa Shanes Tätigkeit als Minenarbeiter wedelt er mit ein paar Scheinchen, mit denen er Papa Shane die Mine abkaufen möchte – er sei ja immer ein „ehrlicher Mann“ gewesen, wie er von sich behauptet (Und guckt dabei wie ein Robbenfelljäger, der ein Robbenbaby erspäht hat). Papa Shane dürfte wohl nicht der einzige sein, der inzwischen vermutet, dass Mr. Magdalena an der Tür gelauscht haben könnte, und verweist ihn zornig des Hauses. Daraufhin winkt Magdalena mit dem Zaunpfahl, indem er Papa Shane indirekt droht, und sein Angebot von 500 auf 1000 Dollar erhöht. Da platzt Papa Shane entgültig der Kragen, wirft den Tisch um und brüllt Magdalena wütend an, und nur sein Frauchen hält ihn davon ab, Magdalena mit einem saftigen Tritt in den Allerwertesten vor die Tür zu befördern. Sichtlich zerknirscht setzt Magdalena eine fünfminütige Frist, nach deren Ablauf er den unterschriebenen Vertrag abholen würde, und geht. Papa Shane kommt von seinem Jähzorn gar nicht mehr runter (Furio Meniconi – Der Name ist Programm!), geht mit durchgeladener Flinte vor die Tür und brüllt nach Magdalena. Doch statt diesem kommen Papa Shane einige Kugeln entgegengeflogen, die drei von Magdalenas Schergen aus dem Hinterhalt abfeuern. Nach kurzem Schusswechsel schleicht sich Magdalena von hinten an Papa Shane heran, und erledigt ihn hinterrücks mit einem gezielten Schuss – Bravo, Mag! Sehr mutig! Zwar müsste man nun annehmen, das die Badguys ihre Schlechtigkeit zur Genüge unter Beweis gestellt hätten, setzen die drei Handlanger Mags noch einen drauf, und ballern noch Frau und Kind über den Haufen, die sich hysterisch weinend um den Leichnam von Papa Shane kümmern wollten. In einem letzten Akt von Geringschätzung menschlichen Lebens ergreift Mag die tote Hand von Papa Shane, und lässt sie den Vertrag unterzeichnen, denn schließlich soll „keiner sagen, dass nicht alles seine Ordnung hat.“. Bis auf einen der drei Pistoleros, der traurig von dannen zieht, scheint die versammelte Jagdgesellschaft das Ganze auch ungemein amüsant zu finden. Okay, damit wären die Fronten wohl geklärt: Diese Typen sind böse! BÖSE! BÖÖÖÖÖÖÖSE!

Mit dem Ausklang dieser Rückblende legt unser Hero die Püppi wieder weg und durchwühlt den Keller, und das mit einem Blick, als hätte er sich gerade ein halbes Pfund Ecstacy gegönnt. Nach kurzer Suche findet er seine alten Pistolero-Klamotten und sein Schießeisen, dessen Geräusch der sich drehenden Trommel ihn anscheinend so begeistert, dass er seine Augen auf Größe einer Manga-Figur aufreißt. In frischer Rächer-Montur verlässt er das Haus, um der Grabesstätte seiner Familie einen kurzen Besuch abzustatten, denn die „Drei Kreuze schüren meinen Hass!“, wie er im Trailer vollmundig erklärt. Aber was wäre unser Westernhero, wenn er nicht übermenschlich gut schießen könnte, und das stellt er sogleich unter Beweis: Vier Kettenglieder schießt er von einer Kette am Torbogen herunter, und reibt danach seine Waffe in einer an Masturbation erinnernden Handbewegung. Aber diese vier Kettenglieder – Eine pro Mörder! Welch eine großartige Metapher – die Kette als Symbol für die Sklaverei, zu der Shane seine Rachegelüste verdammen! Das ist Kunst! Das ist Storytelling in Vollendung!

Nachdem er nun seine Items aufgesammelt hat, kann er mit dem blutigen Rachefeldzug beginnen: Er reitet davon, doch nur um in der nächsten Szene von einem Deputy eins auf die Kauleiste zu kriegen, weil Shane sich im Saloon wohl zu sehr hat gehen lassen. Dieser Deputy verschafft Shane erstmal ein nettes Nachtquartier auf einer Holzpritsche, und beschwert sich dabei, dass Shane das Gewicht eines „besoffenen Ochsen“ hätte (Also wirklich: So viel kann dieser Schmalhans doch nicht wiegen…). Unterdessen trifft der Sheriff ein, den wir noch aus dem Flashback als einen der Mörder in Erinnerung haben (Oder auch nicht, denn er war nur recht kurz zu sehen), der sich aber eher für die baldige Hinrichtung eines ebenfalls einsitzenden Mexikaners interessiert. Um uns Zuschauern nochmals seine grenzenlose Boshaftigkeit zu verdeutlichen, versetzt der Sheriff dem winselden Mexikaner (der mit einer lächerlichen Synchronstimme abgefrühstückt wurde) eine schallende Backpfeiffe, nur so zur Gaudi, versteht sich. Die Truppe „Gesetzeshüter“ reitet mit dem immerzu jammernden Mexikaner auf ein abgelegenes Feld, wo sie für ihn einen Mega-Spar-Galgen errichten (Baum+Seil+Pferd). Die Begnadigungsgesuche des Mexikaners ignoriert der Sheriff und lässt die Hinrichtung gnadenlos vollstrecken (wohl ein Vorfahre von Arnold Schwarzenegger).

Zurück im Büro überreicht der böse Sheriff seinen Deputys ihr Blutsgelt und erteilt ihnen Feierabend. Shane hat natürlich nur auf diesen Augenblick gewartet: Elegant lässt er sich von der Pritsche fallen, um die Aufmerksamkeit des Sheriffs zu erregen. Dieser beißt natürlich gleich an, und begibt sich in Shanes Zelle, um ihn mit einem Eimer Wasser wieder munter zu machen. Doch Shane ist frisch wie die Frühlingsgöttin bei der Holzkohlenernte, und so findet sich der Sherrif plötzlich am spitzen Ende eines Messers wieder. Seine jämmerlichen Ausflüchte, er habe mit der Sache damals nichts zu tun gehabt, finden bei Shane selbstredend kein Gehör. Also bringt Shane seinen Widersacher auf das Wiesenstück, welches Hinrichtungsort und Grabesstätte des vor kurzem hingerichteten Mexikaners ist, bzw. WAR. Denn Shane scheint nicht allzu viel Wert auf den christlichen Brauch der Totenruhe zu legen, buddelt er doch tatsächlich den armen Schlucker wieder zu Tage, und schleift seine Leiche weg. Es bedarf wohl keiner extra-Erwähnung, für wen Shane den nun freigewordenen Sarg reserviert hat: Mit einer gezielten Ohrfeige knockt er den Sheriff aus (What a wuss!), welcher sich bei seinem Sturz freundlicherweise genau richtig in den Sarg legt, so dass Shane nur noch die Aufgabe zukommt, den Deckel draufzumachen, das Kettenglied auf den Sarg zu werfen (Der erste Schritt auf dem Weg aus der Sklaverei), und diesen zuzuschaufeln. Ist das nicht fabelhaft, Kameraden? Noch warm und schon Sand drauf! (Wer errät, aus welchem Film dies stammt, der erhält ein Modern Talking-Doppelalbum im Wert von -250 €)

Szenenwechsel: Wir befinden uns in einer kleinen Schankstube, und wir sehen einen weiteren Killer, den Shane mit seiner Rache beglücken möchte, und zwar wieder mal einen Mexikaner (der überraschenderweise weder von Fernando Sancho noch von José Bodalo gespielt wird), der gerade eifrig mit seiner Pokerrunde und einer Senorita neben ihm beschäftigt ist. Offenbar hat dieser die Grundregeln des Poker nicht ganz verstanden, da er sein Glück, vier Asse auf der Hand zu haben, auch offen kundtut („Ist nicht zu verlieren!“). Doch bevor sein Gegenspieler aus der Runde aussteigen kann, macht Shane den Mexikaner auf sich aufmerksam, welcher sich bei Shanes Anblick vor Angst beinahe nass macht (Warum scheinen eigentlich alle Shane kennen und derart zu fürchten?). Wie schon der Sheriff versucht der Mexikaner sich rauzuwinden, während seine Kumpels ihre Waffen zücken. Doch da Shanes Blickfeld anscheinend 360° beträgt, durchschaut er diesen Hinterhalt, und wirft einem der Pistoleros ein Messer ins Pfötchen – zwei weitere haben leider nicht das Glück, mit dem Leben davonzukommen, und fangen sich eine Bleivergiftung ein. Der feige Mexikaner versucht sich indes abzusetzen, doch mit einem gut gezielten Schuss holt Shane ihn von seinem Pferd – und masturbiert mal wieder seinen Colt. Zurück in der Schankstube liest Shane dem Pistolero, dem er sein Messer in die Hand geworfen hat, die Leviten: Das nächste Mal würde er besser zielen (Weshalb hat Shane eigentlich gerade diesen verschont? Vielleicht, weil er als einziger im Raum kein Mexikaner war? Wir haben wohl einen Rassisten als Hero.). Er zieht das Messer aus der Hand des Pistoleros und klopft mit dem Griff drauf, und siehe da: Dem Geräusch nach zu urteilen scheint dieser Pistolero eine Hand aus Eisen zu haben. Mit ein paar weiteren Aphorismen verlässt Shane diesen Möchtegern-Götz von Berlichingen, verziert den Leichnam seines „Primärzieles“ beim Wegreiten mit einem weiteren Kettenglied, und reitet seiner Wege (Dabei spielt Musik, bei der man sich alten Arbeiten von Ennio Morricone für „Die letzten drei vom Rio Bravo“ bedient hat).

Shane reitet also ein Bischen durchs Brachland, jedoch nur, um erneut in einen Hinterhalt zu geraten. Der Urheber ist niemand Geringeres, als unser Nachwuchs-Götz von Berlichingen, der sich durch Shanes Messerwurf wohl massiv in seinem Ehrgefühl verletzt fühlt (Er denkt sich wohl auch: „Er kann mich im Arsche lecken!“). Shane wird ins Bein getroffen und setzt zum Gegenangriff an, verfehlt jedoch sein Ziel. Unser Götz tritt den strategischen Rückzug an, und Shane bleibt mit seiner schmerzenden Wunde zurück. Er zückt sein Messerlein, um sich die Kugel herauszuschneiden, jedoch ohne vorher die Klinge zu sterilisieren. Da aber Shane offenbar Nichtraucher ist (Wenigstens ein Klischee, das nicht bedient wird: Der Protagonist raucht während des gesamten Films nicht ein Zigarillo!), führt er wohl ohnehin keine Streichhölzer mit sich, mit denen er ein Feuer entfachen könnte. Die Kugel schneidet er sich übrigens im Off heraus – wer nun ein Blutbad wie bei der OP-Szene in „Töte, Django“ erwartet hat: Sorry, Buddy!

Da unserem Hero noch ein Love Interest fehlt, macht uns die nächste Szene mit der Witwe Bennett bekannt, die sich im Krämerladen von einem alten Mütterchen beschwatzen lassen muss, dass sie doch wieder heiraten solle, und in den nächsten Tagen bei ihr zum Teetrinken anzutreten hat (Jedoch ohne genauen Tag und Uhrzeit zu nennen. Das alte Frauchen scheint ja zeitlich recht flexibel zu sein.). Mrs. Bennett tritt ins Freie, wo sie sich sogleich den Avancen vom rüpelhaften Benson erwehren muss (Wieder mal Arnold Marquis als Synchronsprecher, der wohl nur wenige Western ausgelassen hat). Eiskalt lässt sie ihn abblitzen, und fährt mit ihrem Wagen davon, während Benson ihr nachstiert.

Wir sind wieder bei Shane, in dessen Schusswunde sich wohl erwartungsgemäß die Bazillen vermehren, und ihm tiefste Qualen zufügen. Da er vermutlich die Praxisgebühr für einen Arztbesuch nicht entrichten kann, zieht er es vor, den Tod des einsamen Rächers in der Wildnis zu finden. Als er entkräftet und der Ohnmacht nahe vom Pferd kippt, ertönt plötzlich ein Mundharmonikaspiel (Nein, es ist nicht das Lied vom Tod!), dessen Urheber, haltet euch fest, ein kleiner Junge in Begleitung einer Töle ist. Ein Kind in einem Italowestern! Okay, Leute, wir können einpacken, das kann nichts mehr werden! Shane kann es auch nicht fassen, und fällt entgültig in Ohnmacht.

Mrs. Bennett kehrt derweil von ihrem Einkaufsbummel zurück und ruft sogleich nach ihrem Sohnemann. Doch kaum hat sie die Stube betreten, sieht sie ein blutiges Tuch und die Mundharmonika des Bengels auf dem Boden liegen. Sogleich spielt die Musik hochdramatisch auf, und Mrs. Bennet hechtet von Panik geschüttelt die Treppe rauf. Doch wie sich herausstellt ist alles in bester Ordnung: Es liegt nur ein ihr fremder Revolverheld (unser Shane) in ihrem Bett, den Christian (So der Name des Balgs) hergeschleift hat. Als fürsorgliche Mutter hat Mrs. Bennett natürlich nichts dagegen, dass ihr kleiner Sohn wildfremde, bewaffnete Leute ins Haus schleift, die offenbar in Schießereien verwickelt waren. Ebensowenig hat sie Bedenken, ihren Sohn Alkohol zur Desinfektion heranschaffen zu lassen – ihr Kleiner ist ja schließlich schon groß und weiß, dass man das nicht trinken darf. Immerhin war der Junge ja auch schon kräftig genug, um Shane wieder auf sein Pferd zu hiefen und ihn die Treppe hochzuschleifen (Hat wohl immer seine tägliche Portion Spinat bekommen). Nach dem Abendessen schaut sie nochmals bei ihrem schlafenden Patienten rein, der gerade im Fieberwahn über seine Mordpläne phantasiert („Muss sie finden, umbringen, töten!“). Natürlich fürchtet Mrs. Bennett nicht um ihre und Christians Sicherheit, schließlich haben wir alle so unsere Sorgen. Stattdessen guckt sie bemüht mitleidig aus der Wäsche, und zieht ihm die Decke etwas hoch (Irgendwie kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass sie, wäre Shane nicht im Fieberwahn, am liebsten gleich zu ihm unter die Decke schlüpfen würde. Aber okay, meine pervesen Phantasien haben hier nichts verloren.)

Der nächste Szenenwechsel führt uns in Magdalenas Büro, in dem unser Götz v. Berlichingen für ALG II-Empfänger sich gerade ganz fasziniert Mags Kristallsammlung betrachtet. Mag überrascht ihn dabei, und fragt nach seinem Begehr (Dabei wird der wahre Name von unserem Götz genannt, nämlich Monco, aber ich werde ihn weiterhin Götz nennen). Sogleich unterbreitet Götz unserem Mag die Nachricht vom jüngsten Ableben seines mexikanischen Handlangers, und dass Shane dabei die treibende Kraft war. Anfänglich will Mag dem Ganzen keinen Glauben schenken, bis Götz ihm verständlich macht, dass er vom Mexikaner über Shanes Vater über die Goldmine bescheid wüsste. Aus irgendeinem Grund scheint Götz dies über alle Maßen lustig zu finden, denn dabei bricht er in schallendes Gelächter aus. Mag findet das natürlich nicht ganz so amüsant, und ruft nacht Benson. Auf das Ansinnen von Götz, die nun freigewordene Stelle des Mexikaners einzunehmen, geht Mag zum Schein ein und drückt Götz einen fetten Vorschuss in die Hand. Den inzwischen eingetroffenen Benson beauftragt er mit der Einweisung der Neuanwerbung, jedoch tauschen beide, als Benson und Götz den Raum verlassen, ein unheilschwangeres Nicken aus. Schon ab hier dürfte klar sein, dass unser Götz keine weitere Beförderung zu erwarten hat, außer vielleicht ins Jenseits.

Die beiden neuen Partner reiten also auf ein abgelegenes Stück Weide und sitzen ab. Auf Götz´ Anmerkung, dass es hier keine Wachhütte gäbe, lacht Benson spöttisch und entgegenet „Wozu brauchst du denn eine Hütte?“. Daraufhin dreht er Götz den Pistolenhalfter auf die rechte Seite, dabei ist dieser Linkshänder, und geht auf Duelldistanz. Eigentlich müsste nun jeder mit einem zweistelligen IQ-Wert den Schluss ziehen, dass man es hier evtl. mit einer lebensbedrohlichen Situation zu tun haben könnte. Doch da Götz offenbar so helle wie ein dunkler Schoppen ist, guckt er einfach nur recht einfältig drein, und nimmt die Gefahr erst wahr, als Benson schon den Pistolenlauf auf ihn gerichtet hat. Selbstredend kann unser Götz durch den nun fehlplatzierten Halfter nicht mehr schnell genug ziehen, und wird von Benson regelrecht perforiert (Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit! [er stirbt]). Da Götz nun einen neuen Vorschuss erhalten hat, nämlich einen Schuss vor den Latz, nimmt Benson ihm die Kohle wieder ab, und verdrückt sich. Auch eine Möglichkeit, überflüssige Arbeitskräfte loszuwerden, wenn der Kündigungsschutz zu straff ist.

Wieder sind wir bei Shane, der offenbar binnen kürzester Zeit wieder genesen ist. Sein Lebensretter, das Balg Christian, ist ebenfalls bei ihm, und darf Shane erstmal den Weg nach San Fernando erklären. Da es Shane offenbar noch nicht für nötig befunden hat, sich dem Jungen vorzustellen, holt er dies nun nach (Obwohl er nach eigener Angabe über keinen Nachnamen verfügt. Das wirft dann natürlich die Frage auf, wofür die Initialen „S.H.“ auf seinem Colt und dem Empfangsschild vor der Farm seiner Eltern stehen. Eines davon muss doch der Nachname sein.). Christian belässt es bei dieser Frage und verkrümelt sich, wobei ich in dieser Szene einen Dialogschnitt vermute, da es hier einen Anschlussfehler gibt (Shane sitzt von einem Moment auf den anderen plötzlich auf dem Bett).

Mrs. Bennett hat unterdessen der Bank einen Besuch abgestattet, und wird von einem dicken, kleinen, aufgestupsten Bankier verabschiedet, der sich vermutlich ebenfalls Hoffnungen macht. Mrs. Bennett kann sich nun kaum mehr vor männlichen Avancen retten, bietet sich doch wieder irgenein Halbstarker als Begleitperson an. Obwohl Mrs. Bennett im Grunde, wie wir noch erfahren werden, eine gewisse Vorliebe für dahergelaufene Pistolenschwinger hat, lässt sie den Kerl abblitzen. Als er noch eine Schippe nachlegen will, tritt der überaus eifersüchtige Benson dazwischen, und gibt ihm eine Abreibung. Als Benson versucht, der von diesem Vorgang ziemlich unbeeindruckten Mrs. Bennett auf den Wagen zu helfen, fängt auch er sich mal wieder ein Abfuhr ein. Der zuvor abgewiesene Halbstarke hält es wohl für eine gute Idee, den nun sicherlich nicht sonderlich glücklichen Benson ob seines Misserfolgs aufzuziehen, und bekommt von Benson dafür prompt erneut eine Zahnfleischmassage (Aber, aber, Jungs! So dolle sieht die ja nun auch wieder nicht aus…). Der dicke Bankier kommt erzürnt aus seiner Bank und beschwert sich lauthals bei Benson über dessen Prügel-Eskapaden. Bevor Benson die Gelegenheit erhält, nun auch den Bankier durchzuschwarten, pfeifft Mag ihn zu sich, und schickt ihn zum (wie wir wissen, bereits exekutierten) Sheriff. Der misshandelte Halbstarke rottet sich derweil mit seinen Kumpels zusammen, um mit ihnen zusammen Rachepläne gegen Benson zu schmieden, die sie natürlich auch mit schallendem Gelächter unterstreichen, damit es auch ja jeder mitkriegt. Wir sind schon sehr gespannt, gelle?

Wieder zu Hause wird Mrs. Bennett freudig von ihrem Sohnemann begrüßt, dem sie aus Dank gleich die Fütterung des Zossen aufdrückt. Erstmals bekommt sie Gelegenheit, mit Shane ein paar Worte zu wechseln, der ihr gleich „Ihr Sohn sagte, sie wären unheimlich alt!“ ins Gesicht rotzt, und damit sicherlich nicht zum Erhalt der familiären Bande beiträgt. Weil die Dame des Hauses auch so freundlich war, ihn nicht des Hauses zu verweisen, als er über seine Tötungsphantasien geredet hat, versucht er ihr dies mit einer handvoll Dollar™ zu entgelten. Doch da die Witwe Bennett den Filmverlauf bisher wohl recht intensiv verfolgt hat, und daher weiß, dass es bisher nach jeder finanziellen Transaktion Tote gab, lehnt sie ab, und verweist Shane auf Christian, dem sein Dank zu gelten habe. Mit den Worten „Nein, bei ihnen!“ legt er ihr die Scheinchen auf den Tisch, und verdrückt sich ins Nebenzimmer. Eigentlich müsste man vermuten, dass der kleine Christian bei so viel Undankbarkeit das große Flennen beginnen müsste, doch beharrt er gegenüber seiner Mutter weiterhin darauf, dass Shane „furchtbar nett“ sei (Den Kleinen muss man wohl erst übers Knie legen, bevor er einen nicht mag). Mrs. Bennett schickt ihn darauf zum Spielen raus, doch Christian zieht es vor, zum „furchtbar netten“ Shane zu gehen, der sich jedoch wortlos ins höhere Stockwerk begibt.

Benson hat unterdessen dem unlängst verstorbenen Sheriff einen Besuch abgestattet, und möchte die wenig erbaulichen Erkenntnisse seinem Boss mitteilen. Er erkundigt sich im Saloon bei seinem Kollegen Miguel (wieder mal ein Mexikaner) über dessen Aufenhaltsort, woraufhin Miguel ihn auf einen wenige Meter entfernten Tisch verweist (Schön, dass man Conversis Sehschwäche, bedingt durch sein Glasauge, so elegant in die Handlung eingebettet hat). Mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht (Tote amüsieren Benson wohl immer wieder aufs Neue) teilt er Mag die „traurige“ Neuigkeit mit und fragt ihn, was er deswegen zu tun gedenke. Mag fährt ihn darauf an: „Seit wann hab ich dir zu sagen, was ich tue?“. Benson trollt sich gleich, und drückt ein verlegenes „Entschuldigung.“ raus – er ist wohl im Grunde doch ein sensibles Gemüt. Mag erlässt die Order, über jeden Fremden, der in die Stadt kommt, umgehend informiert zu werden. Ohne Mucken nimmt Benson die Order an und verdrückt sich.

Derweil kehrt Shane von einem kleinen Ausritt zurück. Mrs. Bennett beobachtet ihn von ihrem Fenster aus, während sie sich (Für ihn?) hübsch macht. Irgendwie schafft es Shane, trotz seines Hinkebeins die Treppe innerhalb weniger Sekunden zu erklimmen, und, ohne anzuklopfen, ihr Zimmer zu betreten. Wieder einmal reißt er die Augen so weit auf, dass sie einen Großteil seines Gesichts einnehmen. Mrs. Bennett weist ihn ob seines unbefugten Eintretens zurecht, bedeckt ihr tiefes Dekolleté, und veweist ihn des Raumes. Verlegen verlässt Shane das Zimmer, worauf sich Mrs. Bennett wieder selbstverliebt ihrem Spiegelbild widmet.

Die erlittene Abfuhr verarbeitet Shane dadurch, indem er klein Christian Flausen in den Kopf setzt, und ihm Pistolentricks vorführt: So lässt er beidhändig die Pistolen über seine Zeigefinger rotieren (Wer sich nun später double-handed-Shootouts im John Woo-Stil erhofft: Da wird leider nichts draus!), und schießt einem armen, unschuldigen Strauch die Äste ab. Christian klatscht begeistert, doch seine Mutter, von den Schussgeräuschen angelockt, weist ihn an, ins Haus zu gehen, damit sie sich diesen Pistolenschwinger Shane mal ordentlich vorknöpfen kann: „Mörder“ nennt sie ihn (War das nicht von Anfang an klar?), und klagt ihn an, auch noch ihren Christian verderben zu wollen. Shane, sichtlich angefressen ob dieser harten Worte, fährt sie daraufhin an („Sie können heilfroh sein, dass sie eine Frau sind!“) und behauptet, er hätte Christian beim Spielen mit der Waffe erwischt, und habe ihm nur zeigen wollen, warum man damit nicht spielen darf (*hüstel* Es ist wohl nicht ganz die richtige Methode, ein Kind vom Spielen mit der Waffe abzubringen, indem man selbst damit diverse Kunststückchen vorführt.). Wütend geht er ins Haus mit den Worten, dass Christian irgenwann doch zur Waffe greifen müsste, genau wie er selbst. Und damit Pasta!

Beim Abendessen gibt sich Mrs. Bennett schon deutlich versöhnlicher, obwohl sie äußert, dass ihr Mann bei solch einer Spielerei umkam. Doch auch Shane lenkt ein, gibt er ihr doch in diesem Punkt recht, dass er ein Mordio-Mörderchen (wie es Ned Flanders ausdrücken würde) sei, was jedoch nicht bedeutet, dass er damit aufhören würde. Er kündigt seinen morgigen Weggang an, und schlägt die subtilen Avancen von Mrs. Bennett aus (Joi, dass das mal umgekehrt laufen könnte, das hätte die Gute wohl nicht gedacht!).

Den Tag darauf sehen wir den Halbstarken und einen seiner Kumpels (Der zweite hat es sich wohl nochmals überlegt) in Richtung Bennett-Farm reiten, in der Annahme, sie könnten sich am besten an Benson rächen, indem sie sich an dessen Angebeteter vergreifen, obwohl diese, wie der Halbstarke festhält, es wohl kaum überall rumerzählen würde. Was diese sich anbahnende Vergewaltigung dann nun mit der Rache an Benson zu tun haben soll, wenn er es ohnehin nicht erfahren soll, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Jedenfalls hat Shane seine stets weit aufgerissenen Guckerchen auf die beiden wie einen Laser fixiert. Als die Beiden auf der Farm ankommen, krallt sich der Kumpel des Halbstarken erstmal Christian, während der Halbstarke selbst Mrs. Bennett nachsetzt. Als fürsorgliche Mutter tut sie das einzig Richtige: Sie nimmt Reißaus. In der Stube versucht sie gerade ein Gewehr von der Wand zu reißen, als der Halbstarke sie in seine schmierigen Pfoten nimmt, und sie von oben bis unten abschlabbert. Mrs. Bennett, die die Lage anscheinend noch nicht so ganz begriffen hat, fragt ihn, was er von ihnen will, was der Halbstarke mit einem flapsigen „Dreimal darfst du raten!“ beantwortet. Der halbe Geschirrschrank, den Mrs. Bennett über seinem Kopf zertrümmert, scheint ihn nur noch mehr zu reizen, da er ja den eigenen Worten zufolge „endlich mal die Braut, die nicht gleich ´ja´ sagt“ wollte (offenbar ist der Junge noch etwas unerfahren auf dem Gebiet der unentgeltlichen Sexualität). Er folgt ihr die Treppe hinauf, nur um, oben angekommen, in den

Pistolenlauf Shanes zu gucken, der dem Halbstarken damit auch gleich den verdienten Hieb in seine Visage erteilt, und ihn somit ausknockt (Der Treppensturz, den der Halbstarke anschließend erleidet, tut sein Übriges). Im Anschluss knöpft sich Shane noch seinen Kumpel vor, der draußen immer noch Christian umklammert hält, und ihm recht eigenwillige Schimpfnamen wie „Sandfloh“ gibt. Mit einem leichten Tritt auf dessen Rücken verschafft Shane sich Aufmerksamkeit, die er sogleich mit einem weiteren Pistolenhieb honoriert. Nachdem Shane die beiden noch benommenen Womanizer nebeneinander aufgestellt und entwaffnet hat, erteilt er ihnen formell Hausverbot und schickt sie fort. Christian hingegen hat nur Augen für seinen Hund, der während dieser Sache offenbar in Mitleidenschaft gezogen wurde (Oder einfach nur darüber bekümmert ist, dass er den bescheuerten Namen „Pupi“ tragen muss). Tierarzt Dr. Shane stellt fachmännisch einen Tritt auf die Pfote des Tieres fest, und prognostiziert dessen baldige Genesung, bevor er sich wieder in die Obhut von Schwester Bennett begibt, die nochmal seinen Verband erneuern soll (Erstaunlich: Obwohl offenbar Fachmann für Tiermedizin, dürfte Shane kaum imstande sein, sich selbstständig ein Heftpflaster anzulegen).

Wieder im Saloon ist Benson gerade dabei, sich einen anzusäuseln, und schräge Blicke mit wortgewandten Sprüchen wie „Schiel´ nicht so, du Scheißer!“ zu kontern. Dabei fällt sein Blick auf den Typ, den wir bei den beiden Gestalten, die soeben von Shane Prügel bezogen haben, vermisst haben. Da Benson aus unerfindlichen Gründen weiß, dass da irgendwas im Busch war (oder sich der Halbstarke und sein Kumpel das zumindest erhofft hatten…), und er ja bereits klargestellt hat, dass er, was Mrs. Bennett angeht, keine Nebenbuhler duldet, knöpft er sich den Burschen vor. Mit seiner „charmanten“ Art erwirkt Benson von diesem Auskunft darüber, was die beiden bei Mrs. Bennett getrieben haben, und versetzt ihm einen Fausthieb, um seiner Warnung Nachdruck verleihen, dass es recht ungesund währe, die beiden zu warnen. Ach ja: Die Art und Weise, wie Spartaco Conversi hier sein Glasauge in seine Mimik einbezieht, ist durch nichts zu ersetzen!

Der Halbstarke hat sich inzwischen ein Nachtlager in einem Pferdestall eingerichtet, wo er sogleich Besuch von Benson erhält, der offenbar den Begleiter des Halbstarken bereits dauerhaft aus dem Kreis der Nebenbuhler ausgeschlossen hat. Benson stellt den Halbstarken zu Rede, der jedoch alle Schuld von sich weist, und seinem Begleiter die Alleinschuld gibt. Nun offenbart Benson ungeahnte Charakterzüge eines Gentlemans, da er es nach eigenen Worten für zutiefst verwerflich hält, Gewalt gegen Frauen anzuwenden. Auf die Frage hin, wer ihm den netten Kratzer im Gesicht verpasst hätte, rückt der Halbstarke mit der Wahrheit über Shane heraus, den er im Schlafzimmer von Mrs. Bennett gesehen hat.

Das ist zu viel für Benson, dem der Gedanke, seine Besitzansprüche auf Mrs. Bennett an einen Anderen abtreten zu müssen, ja bekanntermaßen extrem zuwider ist. Er beginnt mit dem Halbstarken eine Keilerei, die letzterer zunächst anscheinend für sich entscheidet, als er eine Heugabel zu fassen bekommt, doch dann dem Handicap zu Opfer fällt, über keine Pistole zu verfügen, ganz im Gegensatz zu Benson. Aber da dieser ja nie behauptet hat, ein Mann des fairen Sportsgeistes zu sein, wollen wir ihm diesen reichlich unfeinen Spielzug nochmal nachsehen.

Morden macht müde, was jedoch nicht heißt, dass Benson nicht gleich im Anschluss seinen Boss Mag besuchen könnte, um ihn von einer Begegnung mit dessen Bruder zu berichten (Wieder ein Handlungsschnitt?). Dieser, so Benson, habe von einem „Wink des Schicksals“ gefaselt, und hätte ihnen geraten, ihren Job aufzugeben. Zwischen Mag und seinem Bruder scheint jedoch nicht gerade viel Geschwisterliebe zu bestehen, was er unter anderem in Schimpfkanonaden wie „Schwachkopf ohne Saft in den Knochen“ äußert, und sich wünscht, er würde seine Predigten bitteschön woanders abhalten. Als Benson sich gerade wieder auf die Socken machen will, hält Mag ihn an, und begibt sich in äußerste Lebensgefahr, indem er ihm verbietet, sich weiterhin um die Gunst von Mrs. Bennett zu bemühen. Man wolle sich später auch ihr Land krallen, und könne sich deshalb keine Sentimentalitäten erlauben. Überraschenderweise trollt sich Benson auch diesmal – er, der bisher alles geprügelt und gemordet hat, was zwischen ihn und sein Objekt der Begierde kam. Ich verstehe die Welt nicht mehr, aber anscheinend hat Benson derart Bammel vor Mag, dass er sogar in einem rosa Tütü durch die Stadt tanzen würde, sollte dieser es ihm befehlen.

Okay, jetzt ist erstmal eine Prise Gefühlsduselei angesagt: Mrs. Bennett ist weiterhin um das Wohlergehen ihres Lieblingspsychopathen Shane besorgt, und bittet ihn, doch wenigstens „für eine Nacht zu bleiben“. Dieses unmoralische Angebot scheint Shane jedoch nicht weiter zu registrieren (Der Kerl lässt die Ärmste aber auch bis zuletzt zappeln), sondern will lieber über Rauschebart Benson reden. Mrs. Bennett erklärt ihm , dass er ihr schon länger nachstehen würde, und sie einfach nichts dagegen tun könne. Den heißen Tip Shanes, sie solle ihm einfach mal eine reindonnern, scheint sie schon früher beherzigt zu haben. Da Shane jedoch nicht nur ein geschulter Scharfschütze, Messerwerfer, Totengräber, Faustkämpfer und Tierarzt ist, sondern offenbar auch Diplom-Psychoanalytiker, stellt er die Hypothese auf, dass Bensons aggressive Haltung gegenüber seiner Umwelt und sein krankhaftes Streben nach Liebe nur auf den schädlichen Einfluss seines Chefs Mag zurückzuführen sei, und dass dessen Eliminierung auch den Vulkan Benson löschen würde. Als sie Shanes Mordpläne vernimmt, ist Mrs. Bennett vor Schreck wie gelähmt, und klammert sich wie ein Äffchen an Shane. Dieser löst sich aus ihrem Klammergriff, erinnert sie nochmals an seine Natur als Mordio-Mörderchen, und macht sich schließlich auf und davon. Mit ihrem bekannten bemüht traurigen Blick guckt Mrs. Bennett ihrem Lieblings-Psycho nach. Warum lässt er nur das Morden nicht?

Offenbar nimmt Shane es mit der Erledigung seines Primärziels Mag nicht so genau, denn plötzlich findet er sich im Saloon wieder (Vermutlich, um sich Mut anzutrinken). Jedoch scheint Benson aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen auf Shane aufmerksam geworden zu sein, und tippt ihm unsanft auf die Schulter. Als Shane zunächst nicht reagiert, lässt Benson wieder einen seiner berühmten, markigen Sprüche auf die Menschheit los: „Hast du in deinen Ohren vielleicht Blumenerde?“. Allmählich beginnt Shane zu registrieren, dass da jemand etwas von ihm will, dreht sich um, und entgegnet nicht minder eloquent: „Du machst aber verdammt viel Wind, du Affe!“. Da Benson natürlich nicht für seinen Sanftmut bekannt ist, ist dies für ihn der Startschuss, sich zu prügeln. Was folgt, ist eine beliebige Aneinanderreihung von Schlägen und Tritten, gelegendlich unterbrochen von Zwischenschnitten auf Christian, der an Shanes Philosophie der Gewalt wohl Gefallen gefunden hat, und ihm deshalt überall hinfolgt, und dem verschlagen dreinblickenden Miguel, den die Keilerei kaum zu tangieren scheint. Shanes Hechtsprung sollte man jedoch auf alle Fälle mal gesehen haben. Jedenfalls entscheidet Shane die Keile für sich, und bestellt sich erstmal einen Whiskey gegen den Durst. Auf den Einwand des Barkeepers hin, dass er lieber schleunigst Land gewinnen solle, da wohl bald Verstärkung käme, weiß Shane nur „Whiskey, du Arschloch!“ zu entgegnen. Während Shane mit seiner Gossensprache beschäftigt ist, rappelt sich Benson wieder kurz auf, um seine unfeine Angewohnheit, verlorene Schlägereien durch Schusswaffengebrauch doch noch für sich zu entscheiden, wieder aufleben zu lassen. Shane kriegt dies jedoch spitz, heftet Bensons Ärmel an ein Fass, und stellt ihn mit einem Fußtritt ruhig. Bevor er jedoch seinen Whiskey süffeln kann, entdeckt Shane Christians Töle, und begibt sich gleich ins Freie, um ihn zu suchen. Bald schon findet er ihn, und natürlich findet der Junge es total dufte, wie Shane Prügel ausgeteilt hat (Allmählich beginne ich zu glauben, dass Shane einen schlechten Einfluss auf den Jungen ausübt). Da Mag und seine Schergen schon am Anrücken sind, beschließen beide, den Verschwindibus Rapidus zu machen.

Im Saloon reibt sich Benson gerade seine zahlreichen Blessuren, als sein Boss und seine Schergen eintreffen. Mag ist natürlich nicht sonderlich begeistert darüber, dass Benson sich so einfach von Shane hat vermöbeln lassen, und züchtigt ihn mit einer Backpfeiffe (Benson kann einem manchmal echt Leid tun). Sofort wird zum Sturm auf das Haus von Mrs. Bennett geblasen, und Benson freut sich schon darauf, seine Minderwertigkeitskomplexe durch die Ermordung Shanes kompensieren zu können. Vielleicht ist seine Gewalt einfach nur das Resultat der schlechten Behandlung durch seinen Arbeitgeber, gepaart mit Enttäuschung in der Liebe. Um es wie Die Ärzte auszudrücken: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe, deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit…“

Am Haus der Witwe Bennett angekommen ruft Mag zunächst nach Shane. Als sich niemand zeigt, gibt er einen Warnschuss ab, und befielt anschließend Benson und Miguel, das Haus zu durchsuchen. Nachdem beide das Haus satte 5 Sekunden intensiv durforstet haben, stellt Benson mit überzeugtem Brustton fest, dass das Haus leer sei. Mag begnügt sich damit, und macht sich daran, die Information über Shanes Aufenthaltsort anderweitig zu beschaffen.

Zurück im Saloon beschließt Mag, im Kampf gegen Shanes Terrorismus nun die Handschuhe auszuziehen: Nachdem er Benson zunächst dem Barkeeper ein Bischen auf die Wampe hat hauen lassen, lässt er einige Dorfbewohner in den Saloon treiben, denen er sogleich umissverständlich klar macht, dass er, sollten sie nicht Shane und Mrs. Bennett verpetzten, „verdammt ungemütlich“ werden würde. Als sich niemand freiwillig meldet, lässt er Bensons Hundeleine los, der sich sogleich einen aus der Menge herauspickt. Dieser behauptet, er wüsste nichts, und muss sich dafür sogleich von Benson den Unterkiefer zurechtrücken lassen. Als er immer noch nichts sagt, macht Benson mit ihm kurzen Prozess (Mein lieber Benson: Einem nackten Mann kann man nicht in die Taschen greifen!). Dem Zweiten, den Benson sich heraussucht, wird die Ehre zuteil, von Mag höchstpersönlich „verhört“ zu werden. Als praktikable Verhörmethode erscheint ihm die unfaire Variante von russisch Roulette angemessen, sprich: Anstatt gegen seine eigene Schläfe richtet Mag den bis auf eine Kugel entladenen Revolver auf den Delinquenten. Der Kandidat behält jedoch Haltung und singt nicht. Nach zweimaligem Abdrücken macht Benson jedoch der Sache ein Ende, und erschießt den Unglücklichen, jedoch wohl weniger aus Humanität, da er es sich vorher nicht verkneifen kann, einen markigen Spruch loszulassen: „Wollen doch mal sehen, ob du bei mir so viel Glück hast, wie bei ihm!“. Da Mag noch immer nicht um seine gewünschte Information reicher ist, weist er Benson an, fortzufahren. Schließlich kommt er zu dem kleinen, aufgestupsten Bankier, der natürlich gleich petzt: Die Beiden seien in der katholischen Mission. Damit müsste man eigentlich annehmen, dass die Sache geklärt sei, aber da Benson, wie wir inzwischen wissen, für einen sinnlosen Mord immer eine Kugel übrig hat, entgeltet er die kostbare Information des Bankiers mit einem Stückchen Blei, jedoch nicht, ohne dem Bankier zuvor die Brille abzunehmen. Bensons ethischen Vorstellungen zufolge scheint die Ermordung eines brillenlosen Unbewaffneten weniger verwerflich, als die eines brillentragenden Unbewaffneten. Bravo, Benson! Bist ein feiner Kerl!

In der besagten katholischen Mission (Eigentlich eine verfallene Kapelle, aber shit on it…) halten Shane, Mrs. Bennett und ihr Balg gerade ihre Siesta, als Shane offenbar durch Vogelgezwitscher geweckt wird. Obwohl er sein Schießeisen zieht, verzichtet er aus Rücksicht auf Christian darauf, Schießübungen auf Vögel zu machen, sondern zieht es stattdessen vor, mal an die frische Luft zu gehen. Dort erblickt er sogleich das anreitende Mordgesindel Magdalenas, was Shane jedoch wenig zu beeindrucken scheint, obwohl er deutlich sichtbar auf weiter Flur steht. Mit der kühlen Gelassenheit eines Action-Heros stolziert er wieder langsam in die Ruine, und weist Mrs. Bennett an zu fliehen, während er Mag und seine Leute ablenkt. Danach wird nochmals das selbe Süßholz geraspelt, wie fünf Absätze früher (dass er ein Mörder sei, dass sie ihn vergessen müsse, da er ihr nur wehtun würde, usw..). Mit einem melancholischen „Lebe wohl, Shane!“ verabschiedet sich Mrs. Bennet von ihrem Psycho (Und kommt wohl allmählich zu dem Schluss, dass sie ihn nie in ihre Kiste kriegt). So reitet Shane davon, und zieht die Jagdgesellschaft hinter sich her, während Benson ganz gemütlich die nun unbewachte Mrs. Bennett und ihr Balg einkassieren kann. Mit seiner selbstgesetzten Maxime, nie Gewalt gegen Frauen einzusetzen, bricht er nun auch. Okay, Benson, nun haben wir die Faxen dicke: Du bist des Todes!

Derweil geht die Hetzjagd auf Shane weiter: Nach einem längeren Ritt durch diverse Landstriche versucht Shane, das Feld durch einen Abstecher abseits der Wege abzuhängen. Das gelingt ihm auch zum größten Teil, mit Ausnahme von Miguel, dem Mexikaner, der sich vom Pulk abnabelt, da er offenbar eine Art siebten Sinn hat, mit dem er Shane Orten kann. Wie sonst ist es zu erklären, dass Shane, als er in einer alten Mine ankommt, und den Stollen betritt, beinahe Miguels Knarre im Nasenloch stecken hat (Telepathie? Beamen?)? Jedenfalls ist Miguel so gnädig, unseren Hero nicht gleich in die ewigen Jagdgründe zu befördern, sondern seine Kameraden durch zweimaliges Abfeuern seines Gewehrs zu alarmieren (Was innerhalb eines Bergstollens sicher nicht gerade der Weisheit letzter Schuss ist). Da auch Mags Sinne extrem hoch entwickelt sind, kann er die Herkunft des Schussgeräuschs sofort bestimmen, und weist seine Leute zum Ritt zur alten Mine an. Shane derweil ist nicht unbedingt gewillt, seine Exekution abzuwarten, und erledigt Miguel mit seinem Messer im Ärmel, und zwar durch einen Stich in den Bauch (Vor 150 Jahren muss dort beim Menschen noch das Herz gelegen haben, schließlich führen in Western auch Bauchschüsse meist zum sofortigen Exitus.).

Als Shanes Verfolger eintreffen, finden sie den toten Miguel, und Benson weist einige Leute an, in den Stollen zu gehen. Der erste, der dies versucht, bekommt von Shane gleich ein Stück Blei ins Herz (also in den Bauch). Daraufhin äußert Mag den Vorschlag, ihn einfach seine Munition aufbrauchen zu lassen. Ohne zuzugeben, dass dies eine wirklich hirnamputierte Idee war, verwirft er diesen Plan zwei Sekunden später wieder, und schlägt stattdessen vor, ihn auszuräuchern. Also bauen seine Leute einen kleinen Scheiterhaufen vor dem Stollen auf, machen ein Feuerchen. Da Shane, wie weiter oben erwähnt, wohl militanter Nichtraucher ist, fällt ihm das Atmen unter diesen Umständen natürlich reichlich schwer, und er ist zur Improvisation gezwungen. Etwas tiefer im Stollen findet er eine Kiste Dynamit, die der frühere Bergwerksbesitzer leichtsinnigerweise hat liegenlassen. Statt sich die Stangen um die Hüfte zu schnallen, um inmitten seiner Feinde den Märthyrertod zu sterben, beläd er lieber eine Lore mit einem Päckchen, und schubst sie ins Freie. Päckchen geht hoch, Mags Leute gehen hops (Shane hat also doch Streichhölzer dabei…). Die restlichen Leute erledigt er mit guter, alter Handarbeit, zumindest so lange, bis ein massiver Jumpcut uns zu Benson führt, der Mrs. Bennett als „human shield“ missbraucht (Sehr fraglich, ob er so bei ihr landen kann), und Shane zur umgehenden Kapitulation auffordert. Da Shane aufgrund der Aussicht auf einen schnellen Kill die Sicherheit von Mrs. Bennett als sekundär ansieht, wartet er stattdessen lieber, bis Benson hinter ihrem Kopf hervorlugt, und verpasst ihm ein drittes Nasenloch (Endlich. Mit diesem Kerl hatten wir lange genug Verständnis.). Nachdem Shane auch dessen letzte Begleitperson ausgeschaltet hat, krallt sich Mag Christian und kratzt die Kurve. Die völlig aufgelöste Mrs. Bennett lässt Shane allein im Staub rumliegen, und nimmt die Verfolgung auf, wie es sich für einen wahren Gentleman gehört. Wird ein langer Heimmarsch für die Dame…

Mag trifft unterdessen in einem Kloster ein, wo er seinen Bruder Dominique aufsucht, und wir erinnern uns: Im Flashback zu Anfang war dieser jener gewissenhafte Handlanger, der sich weigerte, sich über die Ermordung von Shanes Familie auch in einer für einen Badguy gebührenden Weise zu freuen. Jedenfalls will Mag seine Hilfe in Anspruch nehmen (Leider scheint auch hier ein Jumpcut einige Sekunden Dialog zu unterschlagen), welche Dominique ihm jedoch verweigert, da er inzwischen „ein Anderer geworden“ sei. Nun versprüht Mag Gift und Galle, und beschimpft Dominique sehr übel (Beinahe so übel, wie meine Schwester mich immer früher). Dieser scheint es als Teil seiner Läuterung anzunehmen, aber Mag solle bitteschön nicht nochmal von ihm verlangen, zu töten (Ähem, wenn ich mich richtig zurückerinnere, hat dir Mag damals auf Frau und Kind keinen Schussbefehl erteilt, mein lieber Bruder Dominique!). Immerhin schafft er es, Mag dazu breitzuschlagen, Christian in seiner Obhut zu belassen (Hui, ein einsames, katholisches Mönchskloster? Ich glaube, bei Mag wäre Christian wohl sicherer).

Endlich ist auch Shane vor Ort, und schon ganz wild darauf, seine letzten beiden Kettenglieder loszuwerden. Einem derer, für die eines dieser Glieder bestimmt ist, läuft ihm geradewegs über den Weg, nämlich Dominique. Dieser packt auch gleich mit seiner Beichte aus, dass er doch einer der Badguys sei, aber weil Christian in so lieb anbettelt, verzichtet Shane auf die Vollstreckung seines Todesurteils. Dominique darauf sichtlich erleichtert „Ich danke ihnen. Sie sind ein guter Mensch!“, wohl ungeachtet der Faktenlage, dass Shane auch schon einige Kills auf dem Kerbholz hat. Auf das Angebot, selbst in den Orden einzutreten, kann Shane jedoch nicht mehr eingehen, da der ganz und gar unverbesserliche Mag erneut zum Schuss ansetzt. Durch Dominiques Warnung kann Shane der Kugel ausweichen, die stattdessen Dominique trifft.

Showdown! Nach einigen Kugeln erspäht Shane einen mit Fässern beladenen Karren, hinter dem sich Mag versteckt. Geistesgegenwärtig durchschießt Shane die Seile, die die Fässer festhalten, und den Keil, der den Karren hält (Warum die Seile, das verstehe ich nicht so ganz). Dem nun enttarnten Mag wird nun flugs die Waffe aus der Hand geballert, und nun stehen sich beide Rivalen gegenüber, und durchbohren sich mit ihren Blicken. Shane fordert Mag auf, seine Knarre aufzuheben, und steckt seine eigene wieder in den Halfter. Klassische Duellszene, die unser Hero natürlich für sich entscheidet. Danach setzt er ein derart psychopathisches, irres, bohrendes, beängstigendes… ach, mir fehlen die Worte dafür, aber nicht umsonst habe ich es bildlich festgehalten. Da wäre sogar Klaus Kinski Angst und Bange geworden! Ach ja: Seine beiden verbleibenden Kettenglieder wirft Shane ebenfalls auf den Boden. Damit ist der Sklave seines Hasses befreit: Gaudeamus!

Dominique hat das Treiben der beiden Kampfhähne derweil still verfolgt, bis ihm plötzlich in den Sinn kommt, dass er allmählich mal mit dem Sterben beginnen könnte. Vorher jedoch bittet er Shane um Vergebung für seinen Bruder. Auf die recht rätselhafte Entgegnung Shanes, Dominique habe ihn getötet, sagt dieser nur „Auch du bist mein Bruder!“ und stirbt. Naja, vielleicht war sein Vater so fleißig, dass er allmählich den Überblick verloren hat.

Zurück in der Casa Bennett liefert Shane das Balg bei seiner Mama ab. Eigentlich müsste man nun annehmen, das der Hero allein davonreitet (Regel 1 des Italowesternhandbuchs), aber was tut er? Er geht ins Haus! Er hat sich wohl tatsächlich in den Kopf gesetzt, dort seinen Lebensabend zu verbringen. Naja, vielleicht erwacht Shanes Tötungsdrang ja wieder, wenn seine potentielle Gattin mal Hausfrauenstreik macht, oder klein Christian in die Pubertät kommt. Man kann ja nie wissen…

Wenn man einen derartigen Klopper von Review zu einem Film schreibt, könnte man glatt annehmen, man hätte es hier mit einem filmischen Epos zu tun gehabt, ehe man sich die verschwindend geringe Laufzeit von gerademal 73 Minuten betrachtet. Dass dies aber durchaus kurzweilige 73 Minuten waren, habt ihr sicherlich den Zeilen entnehmen können, jedoch wohl auch, dass ich den Film nicht gerade sehr ernst nehme. Diese Annahme ist durchaus korrekt, und hat auch seine Gründe: In allererster Linie sind dies die schon karikaturhaften Darstellerleistungen, die fragmentarisch erzählte Handlung, bis hin zu den ohrenverdrehenden Sprüchen, die jedoch in durchaus fachlich kompetente Inszenierung eingebettet wurden. Aber zunächst mal alle Punkte im Detail:

Wie ihr schon festgestellt habt, hege ich eine gewisse Zuneigung für die Darbietung Spartaco Conversis (Benson), der hier ganz großes Tennis abliefert. Sein Schauspiel (völlig over the top), seine Grimassen (sein Glasauge kann einen wirklich im Schlaf verfolgen), seine völlig sinnlosen Tötungsakte: Dieser Mann wirkt hier wie ein lebendig gewordener Comicschurke, den man kurzerhand ins Westernmilieu transferiert hat. Was er sich allerdings dabei gedacht hat, als er das Pseudonym „Spean Convery“ angenommen hat, erschließt sich mir nicht so ganz, denn genügend Ausstrahlung hat er, um es nicht nötig zu haben, sich im Windschatten eines anderen Schauspielers aufhalten zu müssen. Dem geneigten Westernfan dürfte Conversi ohnehin ein Begriff sein, da er eine Vielzahl an Auftritten in allen möglichen Italowestern zu verbuchen hat (In Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist er beispielsweise jener Unglückliche, der die Kugel aus Cheyennes Stiefel ins Auge bekommt). Lebenslauf, Geburts- und Sterbedatum (Von seinem Tode wird man wohl leider ausgehen müssen, da er bereits in vorliegendem Film im recht fortgeschrittenen Alter war, und seine Filmografie Mitte der 70er abreißt) ließen sich leider keine ermitteln, doch wer Abhilfe schaffen kann, der sei dazu herzlich eingeladen. Kurz und knapp: Kein hochwertiger Mime zwar, aber Conversi ist und bleibt für mich Kult! Pasta!

Aber auch Mike Marshall (Shane, Leider vor wenigen Monaten verstorben) sollte hier nicht zu kurz kommen, denn seine bis zum Anschlag aufgerissenen Augen sind auch etwas, was man gesehen haben sollte. Jedoch ist ein Mike Marshall kein Klaus Kinski, an dessen Mimik sich Marshall vermutlich orientiert hat, denn wo Kinskis Mimik stets natürlich wirkt (da man ja weiß, dass der Kerl wirklich verrückt war), wirkt Marshall schon recht karikaturenhaft – was natürlich nicht heißt, dass man an seiner Leistung keine Freude haben könnte, im Gegenteil: Man merkt jederzeit, dass man es hier mit einem putzmunteren, menschlichen Wesen zu tun hat – im Gegensatz zu roboterhaften Mimen wie Anthony Steffen oder Leonard Mann. Zwar weist seine Filmografie ihn nicht als Stammgast in filmisch sonderlich bedeutungsschwangeren Werken aus, doch immerhin hat er es mit „Moonraker“ schon in die Darstellerriege eines James Bond-Films geschafft, doch aufgrund massiver Aversion gegen Bond-Filme kann ich über seine Darbietung dort keine Angaben machen, dazu wird sich leider jemand anderes herablassen müssen.

Auch Michèle Girardon (Mrs. Bennett) ist nicht direkt für ihr natürlich wirkendes Spiel hervorzuheben, besonders ihre Momente, in denen sie versucht, tiefe Betroffenheit auszudrücken, wollen und wollen ihr einfach nicht gelingen. Dafür gibt wenigstens ein paar Szenen, in denen sie optisch tatsächlich sehr anguckbar daherkommt. Ihre relativ kurze Filmografie (Sie verstarb leider bereits 7 Jahre nach diesem Film) bietet ein Sammelsurium aus diversen Liebesschnulzen und Mantel- & Degenfilmen (Erklärt einiges..), aber auch einen Auftritt in Howard Hawks´ „Hatari“ (Hört, hört!).

Dane Savours (Magdalena) ist nach diesem Film wohl die Lust daran vergangen, denn außer in diesem hat seine Filmografie keinen Eintrag zu verzeichnen. Zwar besitzt er genau die richtige fiese Visage, die man für einen Westernschurken braucht, jedoch scheint ihm diese ins Gesicht gemeißelt zu sein, da er seinen Gesichtsausdruck im gesamten Film nicht ein einziges Mal wechselt (und das ist durchaus nicht übertrieben). Von ihm kann man somit ruhigen Gewissens behaupten: Er ist austauschbar.

Ähnliches gilt auch für Germano Longo (Dominique) und Valerio Bartoleschi (Christian), deren Darbietungen den Umständen entsprechend passabel sind, jedoch nicht geeignet, um sich dauerhaft im Gedächtnis des Betrachters festzusetzen. Von Bartoleschi kann man jedoch immerhin behaupten, dass er als einziger im Film recht natürlich wirkt, aber Kinder haben es grundsätzlich etwas leichter sich in fiktive Handlungen zu integrieren – aber trotzdem empfand ich ihn als lästig, weil in meinem Ermessen ein „cute factor“ wie ein Kind in der Handlung eines brutalo-Westerns einfach keinen Platz hat.

Kommen wir zum nächsten Themenschwerpunkt: Die Handlung. Das Konzept der Rachegeschichte ist eigentlich schon nicht mehr neu, seit die Menschen begannen, ihre Geschichten auf Papier festzuhalten, doch besonders in der italienischen Westernindustrie ist dies ein über Gebühr strapaziertes Konzept. Auch unser Totenhemd schwimmt auf dieser Welle mit, ohne jedoch rein erzähltechnisch neue Impulse geben zu können, dazu ist der Verlauf einfach zu vorhersehbar, es sei denn, ein Jumpcut oder ein Handlungsschnitt führt wieder eine konfuse Wendung herbei. Insofern muss ich diesen Punkt ein Bischen mit der Kneifzange anfassen, da der ungekürzte Status der vorliegenden Fassung, wie ihn die Ofdb ausweist, ernstlich angezweifelt werden darf: Manche arg holprige Szenenübergänge, und allem voran natürlich die geringe Laufzeit des Films, legen den Verdacht nahe, dass diesem Film das selbe Schicksal wie so vielen seiner Genrekollegen zuteil wurde, und er um diverse Handlungsszenen und Gewalttätigkeiten erleichtert wurde. Die noch hinzukommenden Jumpcuts werden gewiss auch etwas an der Laufzeit genagt haben. Dadurch erscheinen einige Wendungen recht aprupt, einige Charaktere treten auf die Bühne, und verschwinden sogleich wieder, ohne dass man zuvor etwas über ihre Hintergründe erfährt. Daher muss dieser Punkt zwangläufig als der Hauptschwachpunkt dieses Werks angesehen werden, jedenfalls in Bezug auf die vorliegende Fassung. Ob jedoch je eine längere verfügbar sein wird, ist doch recht fraglich. Immerhin hat dies den Vorteil, dass sich die langatmigen Passagen in engen Grenzen halten.

Bleiben wir zunächst bei der deutschen Bearbeitung, damit wir auch die Qualität der deutschen Synchronisation ausloten können. Hier bietet sich ein hochgradig zwiespältiges Bild, denn obwohl sich im Kader des zuständigen Synchronstudios zumindest drei hochwertige Sprecher aufhalten, besteht der Großteil aus absoluten Amateuren. Zunächst zu den Profis: Shane wird von niemand Geringerem als Christian Brückner gesprochen (damals allerdings noch ein unbeschriebenes Blatt), der hier allerdings noch nicht mit so hohem Elan bei der Sache ist, wie später bei den Filmen mit Robert DeNiro, dessen Stammsprecher er bis zum heutigen Tage ist. Gerd Martienzen hingegen (der Magdalena spricht) hatte sich schon damals einige Lorbeeren als die deutsche Stimme von Louis de Funès verdient, und sollte auch noch Klaus Kinski einige Male seine Stimme leihen (Da Martienzen wohl schon für Summen arbeitete, für die sich der gute Kinski selbst nicht einmal aus dem Bett erhoben hätte). Allerdings bleibt auch hier seine Leistung hinter seinen Fähigkeiten zurück. Ganz im Gegensatz zu der vertrauten Reibeisenstimme von Arnold Marquis (als Benson), die eigentlich schon fast zum Standard einer deutschen Westernsynchro gehört, und der rüpelhaften Rolle des Benson nochmals zuträglich ist. Einige der übrigen Sprecher hingegen sind eine mittlere bis totale Katastrophe, die ihren Beitrag dazu leisten, dem Film einen leicht trashigen Charme zu geben. Zwar befindet sich die Qualität der Synchro insgesamt noch deutlich über der von, sagen wir mal, „Ich will deinen Kopf“, bleibt aber dennoch leicht unterdurchschnittlich.

Schreiten wir fort zu Inszenierung und Regie: Hier gibt es eigentlich wenig zu mäkeln, denn die Production Values befinden sich zumeist auf solidem Durchschnitt, und mit Stelvio Massi steht ein professionell arbeitender Kameramann am Set, der immer alles in recht schönen Schwenks ohne größeres Gewackel einfängt. Auch am Schnittpult (sofern man dies noch aufgrund der wahrscheinlichen Handlungsschnitte beurteilen kann) war mit Daniele Alabiso offenbar ein geübter Fachmann am Werk, und Ettore M. Fizzarotti (Dessen Filmografie recht kurz geblieben ist) scheint seinen Cast und seine Crew im Rahmen ihrer Fähigkeiten gut geführt zu haben – nicht mehr, nicht weniger. Routinejob eben. Die Musik bildet einen Mix aus Eigenkomposition und geklauter Morricone-Musik (u.A. aus „Für eine Handvoll Dollar“ und „Die letzten Drei von Rio Bravo“), und hier wird sogar überdurchschnittliches geboten: Ein Stimmungsvolles Titelthema, und auch die geklaute Musik wird immer der Situation angemessen eingesetzt. Nur das kitschige Munharmonikasolo in „gefühlsbetonten“ Passagen erinnert doch arg an amerikanische Edelwestern, was einem Freund von Western der unerbittlichen Sorte (wie mir) natürlich sauer aufstoßen kann.

Die getestete DVD vom Krekel-Imperium Marketing (Inzwischen aber wieder einmal umbenannt) ist eine recht ambivalente Angelegenheit. Das Bild stammt von einer abgenudelten Kinorolle, was mangels Alternativen als einziges Quellmaterial in Frage kam. Das Bild ist daher oft sehr stark verschmutzt, und mit vertikalen Längsstreifen überzogen, bietet jedoch gute, natürliche Farben, zufriedenstellende Schärfe und einen recht geringen Rauschpegel (Dankenswerterweise haben die Marketing-Leute diesmal die Finger von ihrem gefürchteten Weichzeichner gelassen, der schon einige ihrer Western-VÖs ihres natürlichen Looks beraubt hat). Außerdem, das ist jedoch meine persönliche Präferenz, ist die Verschmutzung des Bildes der Athmosphäre durchaus förderlich, da sie nochmal das Gefühl dieser „angestaubten“ Unterhaltungsform unterstreicht. Denn mal ehrlich: Wenn man einen alten Western ansieht, geht man dann mit der Erwartungshaltung heran, dass er wie gestern gedreht aussieht? Ahnliches wie für das Bild gilt für den Ton: Dreckig, es knackt und rauscht, jedoch ist immer alles gut zu verstehen. Bei den Bonusmaterialien konnte erwartungsgemäß nicht viel aufgetrieben werden, ein Trailer, Aushangfotos, Poster und Filmografien müssen reichen. Der Originaltrailer entpuppt sich durch seinen teilweise zum Schreien komischen Off-Sprecher und seine sehr reißerische Machart als hochinteressant, also unbedingt ansehen (Zumal es in dem Trailer einige Szenen in alternativen Takes zu sehen gibt)! Da die DVD inzwischen für 3€ zu haben ist, spricht eigentlich nichts dagegen, sie sich auf dem Heimweg einfach mal einzusacken, denn einer durchschnittlichen Best-Scheibe ist sie auf alle Fälle deutlich überlegen.

Fazit: „Zum Abschied noch ein Totenhemd“ bietet einen unterhaltsamen Mix aus Schießereien, guter Mucke, kompetenter Inszenierung und manchmal zum Brüllen (unfreiwillig?) komischen Darstellern, allem voran Spartaco Conversi, dem ich hiermit feierlich den Kultstatus verleihe (wird zwar niemanden interessieren, aber shit on it…). Aber auch Mike Marshall sorgt hier dafür, dass er zumindest bei den Westernfans nicht sobald der Vergessenheit anheim fallen wird, obwohl beide, objektiv betrachtet, ein Primum Exemplum für Overacting abliefern (Wie eigentlich auch der restliche Cast). Die volle Bandbreite an Dilettantismus, wie z.B. in diversen Fidani-Heulern, bleibt jedoch aus, weshalb besprochener Film für die hier versammelten Trashologen nicht zwingend geeignet sein wird. Wer sich jedoch mal vorsichtig an die Welt des Italowestern heranwagen will, liegt hier schonmal nicht verkehrt. Bleibt mir nur noch zu sagen: Adios, Compañeros! Bis zu meinem nächsten Gastreview.

(c) 2008 Bastardo


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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