Zontar: The Thing from Venus

 
  • Original-Titel: Zontar: The Thing from Venus
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  • Regie: Larry Buchanan
  • Land: USA
  • Jahr: 1966
  • Darsteller:

    John Agar (Curt Taylor), Tony Huston (Keith Ritchie), Susan Bjurman (Anne Taylor), Pat Delany (Martha Ritchie), Neil Fletcher (Gen. Matt Young), Warren Hammock (John), Colleen Carr (Louise), Jeff Alexander (Wissenschaftler), Bill Thurman (Sheriff Crenshaw), Andrew Traister (Sgt. Magalari), Jonathan Ledford (Wachtposten), George Edgley (Mr. Ledford), Carol Gilley (Alice)


Vorwort

Wir hatten’s ja schon mit Larry Buchanan, zuletzt mit seinem Arthouse-Drama STRAWBERRYS NEED RAIN. Heute wollen wir uns wieder seinem eigentlichen claim to fame widmen… Wie ich an anderer Stelle schon erwähnte, brauchte die berühmt-berüchtigte B-Produktionsschmiede AIP für ihre neu gegründete Fernsehabteilung Futter und wandte sich daher an Buchanan, der bis dato einige Sexfilmchen wie COMMON LAW WIFE oder NAUGHTY DALLAS, den, eh, „Horrorfilm“ THE NAKED WITCH oder den kuriosen was-wäre-wenn-Streifen THE TRIAL OF LEE HARVEY OSWALD (der von der Prämisse aus erzählte, das sowohl JFK als auch Oswald überlebt hatten) gedreht und sich nicht wirklich eine Namen gemacht hatte. AIP beauftragte Buchanan mit der Herstellung einer Reihe von Remakes früherer AIP-Klopfer aus den 50ern – es gab nur drei Bedingungen: die Dinger mussten in Farbe sein, 80 Minuten laufen und durften nicht mehr als 20.000 Dollar pro Stück kosten. Buchanan witterte offenkundig eine Chance, seinen Namen in „wide circulation“ zu bringen und schlug ein – es wurden schlussendlich insgesamt acht Filme von 1965 bis 1969, und dann am Ende tatsächlich die, die Buchanan seine größte Bekanntheit eingebracht haben (sofern man davon ausgehen will, dass Buchanan „bekannt“ ist. Er ist’s sowieso nur bei Trashfans, bei denen hat er allerdings einen beträchtlichen Stein im Brett).
 
Von diesen acht Filmen wiederum dürften MARS NEEDS WOMEN (als einziger der Reihe kein echtes Remake, sondern  so etwas wie eine „ernsthafte“ Variante von PAJAMA PARTY, itself ein Ableger von AIPs kassenträchtiger „Beach Party“-Reihe), und unser heutiges corpus delicti, ZONTAR – THE THING FROM VENUS dem geneigten B-Freund ohne tieferes Expertenwissen am meisten sagen, sicher schon allein wegen der Titel (und weil MARS NEEDS WOMEN Jahrzehnte später durch den kolossalen Disney-Flop MARS NEEDS MOMS wieder ins kollektive Gedächtnis zurückgerufen wurde).
 
Beschäftigen wollen wir uns heute aber mit ZONTAR, dem Remake des 1956er-Corman-Krachers IT CONQUERED THE WORLD. Obschon ZONTAR mit dem Regisseur selbst und seinem Kompagnon Hillman Taylor (ENCOUNTER WITH THE UNKNOWN) zwei Drehbuchautoren kreditiert, hält sich ZONTAR ziemlich sklavisch an die von Lou Rusoff (PANIK IM JAHRE NULL, GHOST OF DRAGSTRP HOLLOW) verfasste Vorlage – man könnte meinen, Taylors und Buchanans einzige Geistesleistung sei, alle Charakternamen geändert zu haben. Nun denn… dann sehen wir uns mal an, was das Wusel von der Venus denn von uns will.


Inhalt

Wir beginnen, wo jeder anständige SF-B-Film, der etwas auf sich hält, beginnen sollte, im Kontrollraum einer Raketenabschussstation somewhere in the middle of nowhere. Der Leiter der Anlage, Dr. Curt Taylor (John Agar, THE BRAIN FROM PLANET AROUS, TARANTULA, DIE TOTENGRUFT DES DR. JEKYLL), ist ausgesprochen zufrieden mit sich selbst, denn die Starvorbereitungen für den brandneuen Laser-Kommunikationssatelliten laufen a) auf Hochtouren und b) ohne Schwierigkeiten. Seine Helferlein John (Warren Hammack, THE EYE CREATURES), Louise (Colleen Carr) und der Große Namenlose (Jeff Alexander, CURSE OF THE SWAMP CREATURE, HELL RAIDERS, SIE NANNTEN IHN PRETTY BOY BLOYD) haben alles im Griff. Bis, offensichtlich, auf die Zutrittskontrolle, denn Curt bekommt Besuch von seinem besten Freund und Ex-Kollegen Keith Ritchie (John-Sohn Tony Huston, MARS NEEDS WOMEN, CURSE OF THE SWAMP CREATURE, COMANCHE CROSSING). Keith ist jung, dynamisch und erfolglos – letzteres aufgrund seiner radikalen Ideen und Thesen, deretwegen er sowohl verlacht als auch gefeuert wurde. Was sind diese Ideen? Nun, in einem putzigen Moment, in dem Buchanan wohl versehentlich eine Seite des Originalscripts von Rusoff verfilmte, dabei aber vergessen hatte, dass er den entsprechenden plot point in seiner Version überhaupt nicht drin hat, ist Keith sich sicher, dass der Raketenstart genauso in die Binsen gehen wird wie der vor drei Monaten (again: dieser frühere Raketenstart existiert nur in der Corman-Version, bei Buchanan wäre der jetzt stattfindende eigentlich der erste), und das hat er ja seinerzeit schon akkurat vorausgesehen. Die da draußen, die Außerirdischen, hätten nämlich ganz grundsätzlich etwas dagegen, wenn wir kommunizieren, und erst recht im Weltraum, weil wir schlicht und ergreifend noch zu blöde und zu gefährlich dafür sind. Den Aliens, theoretisiert Keith, wäre stark daran gelegen, wenn wir for the time being, schön isoliert auf unserem dritten Felsbrocken von der Sonne aus gerechnet sitzen bleiben und im galaktischen Sinne brav die Klappe halten, während die Erwachsenen sich unterhalten. Curt hält Keiths Ansichten begreiflicherweise für erstklassigen organischen Dünger, und der sich anschließende problemfreie Start der Rakete samt Satelliten scheint Curtman Recht zu geben.
 
Nun, fachliche Meinungsverschiedenheiten hindern Curt und Keith nicht daran, ihre Freundschaft aufrecht zu erhalten (Curt ist ein geduldigerer Mann als ich), und so finden sich die Herrschaften im Kreis ihrer jeweiligen Ehefrauen – Anne (Susan Bjurman, GILMORE GIRLS, DAS GESETZ IST DER TOD) für Curt, Martha (Pat Delany, CREATURE OF DESTRUCTION, TOTE BIENEN SINGEN NICHT, SWISS FAMILY ROBINSON) – zu einem kleinen Umtrunk in Keiths Hütte zusammen. Natürlich kommt das Gespräch eher früher als später wieder auf das erfreuliche Thema Satelliten, Aliens und dem Wunsch der Letzteren, wir sollten das mit dem ersteren sein lassen, zu sprechen, dafür sorgt Keith schon – der könnte seine Fresse nicht halten, wenn sein Leben davon abhinge. Jedenfalls eröffnet Keith seinem verblüfften Spezi, dass er bereits mit einem leibhaftigen Außerirdischen in Verbindung stehe. Keith geht rüber zur Schrankwand und öffnet ein Fach, um Curt seine neue Stereoanlage vorzuführen, eh, will meinen, natürlich seinen selbstgebauten Spezial-Turbo-Kommunikator. Keith schraubt ein wenig an den Reglern und schon ist die außerirdische Botschaft laut und deutlich zu vernehmen. Eh. Naja, sofern man statisches Rauschen und gelegentliches Pfeifen als a) Botschaft und b) laut und deutlich verstehen will. Curt will eher nicht so, aber Keith versichert dem Freund, dass er das Geflirre und Gefiepe – wie und warum auch immer – bestens versteht. Hier spricht Zontar, Keiths neuer bester Freund von der Venus und… trommelwirbel… der wird bald kommen!
 
Zuerst aber geht jemand, bzw. etwas, nämlich der Satellit, und zwar verloren. Keith setzt seine beste „hab’s doch gleich gesagt“-Miene auf, während Curt und seine Hiwis tüfteln und der militärische Vorsteher der ganzen Operation – Ihr habt doch nicht ernstlich geglaubt, das wäre eine zivile Angelegenheit. In den USA. In den 60ern! –  Generalissimo Matt Young (Neil Fletcher, BEYOND THE TIME BARRIER, CREATURE OF DESTRUCTION, THINGS TO COME) grummelt. Doch kurze Zeit später ist Klein-Satellitchen wieder da, als wäre nie etwas gewesen. Dies kümmt Curt und seinen Eierköpfen höchst seltsam vor, weswegen sie beschließen, den Satelliten zurück auf Mutter Erde zu holen und einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen.
Jemand, der von der ganzen Nummer nicht überrascht ist, ist Keith, der nämlich seiner Frau vors Knie nagelt, dass das alles natürlich Zontars Werk war. Zontar habe sich den Satelliten unter den Nagel gerissen, zur Venus gelotst und ihn als Taxi zur Erde genutzt. Typisch Venusianer. Nicht mal eigene Raumschiffe haben die und müssen unsere klauen. Taktisch eher ungeschickt zeigt uns Larry jetzt schon mal einen kurzen Blick auf das Monster. Das wäre Ridley Scott nicht passiert (warum ist es ein Fehler? Because the monster SUCKS! Mehr dazu später, wenn das Viech sich auch handlungstragend betätigt).
 
Curt bringt den Satelliten in der Nähe der Abschussrampe zur Landung, aber bevor er oder sonstwer dazu kommt, sich den Kram mal anzukucken, geschieht erstaunliches. Zontar ist nämlich durchaus darüber im Bilde, dass er, überlegenes Alien oder nicht, als Solo-Invasor ein ziemliches uphill-battle zu führen hätte und pullt darum einen Klaatu. Sämtliche Maschinen stellen auf sein Geheiß ihren Dienst ein, egal ob Computer, Uhr, Auto (der Film lässt dezent die Frage offen, ob das ein weltweites Phänomen ist oder es sich nur auf die hiesige Stadt bezieht)  – Zontar ist sogar noch ´ne Nummer schärfer drauf als der olle Klaatu, denn sein Dekret „nichts geht mehr“ bezieht sich nicht nur auf Maschinen, sondern schlichtweg auf ALLES, was in irgendeiner Form kinetische Energie benötigt – streng genommen dürfte nicht mal mehr eine Türklinke funktionieren, aber, this being a Buchanan film, sind die Konsequenzen nicht hundertprozentig durchdacht.
 
Den General trifft der Fluch der stillstehenden Erde in seinem Jeep auf dem Weg zur Basis, aber was ein echter US-Militär ist, lässt sich natürlich von derlei verdrießlich Ungemach nicht die Uniform zerknittern. Wenn das technische Gerät nicht mehr will, dann muss der General eben zu Fuß gehen. Doch Young fühlt sich verfolgt, und das nicht zu Unrecht…
 
… denn Keith gibt seinem außerirdischen Kumpel ein paar sachdienliche Ratschläge, wie er denn die Stadt unter Kontrolle bringen kann. Man müsste die führenden Köpfe der Gemeinde ausschalten bzw. auf Alien-Linie bringen. Keith identifiziert diese Personen als den Bürgermeister, den Sheriff, den General und Curt, nebst ihrer jeweiligen angeheirateten Ehebesen. Da trifft es sich gut, dass Zontar über „injectopods“ verfügt. Das sind hässliche Gummi-„Vögel“, die sich ihrem Opfer – in diesem speziellen Falle eben dem General – ins Genick heften und ihm eine Art Pfeilspitze ins Gebälk bohren. Über diesen Empfänger kann  Zontar den Willen der so Gepiesackten übernehmen und sie dazu veranlassen, sein Bidding zu verrichten. Wie Keith etwas später seiner Holden (die der ganzen Mein-Ehemann-hilft-einem-Außerirdischen-die-Welt-zu-erobern zwar einigermaßen kritisch gegenübersteht, aber außer weinerlichen Ansprachen an die Menschlichkeit ihres Göttergatten zunächst aber nichts fundamental-oppositionelles entgegenzusetzen hat) erklären wird, erschafft Zontar diese injectopods quasi aus sich selbst, kann aber immer nur acht von den Dingern wachsen lassen und einsetzen. Dafür ist aber jedes dieser Viecher mit einem waschechten Teil des Zontar-Bewusstseins ausgerüstet, das sich dann auf das Opfer überträgt und es for all practical purposes zu einem Teil des Aliens werden lässt.
 
Nun, erstes neues Mitglied im Zontar-Fanclub ist somit der General, der frisch übernommen zur Basis stiefelt und dort als erstes Mal das Kriegsrecht verhängt. Seinen verdutzten Soldaten erklärt Young, dass es zu einem kommunistischen Aufstand gekommen sei, und dem habe man auch den Totalausfall der Technik zu verdanken. Young befiehlt einen forcierten Geländemarsch der kompletten Garnison zwecks Überwachung der Sach- und Rechtslage, aber auch mit der strikten Anweisung, jegliche Kampfhandlung tunlichst zu unterlassen. Das ist natürlich nur dazu gedacht, damit Young und damit Zontar in der Basis nach Belieben schalten + walten kann, ohne sich mit den lästigen Befehlsempfängern herumschlagen zu müssen. In der Basis bindet Young auch Curts Assistententrio die Mär von den bösen Kommis auf die Nase und verdonnert sie zu aufgrund der unsicheren Lage zu ihrer eigenen Sicherheit dazu, die Basis keinesfalls zu verlassen.
 
Während die Soldaten von der Basis also mehr oder minder fröhlich durch die Pampa latschen (und mich einer der Burschen schwer damit irritiert, ausschließlich in Bugs-Bunny-Akzent zu parlieren: „Oi sow a stwange looking boid!“) und schließlich nahe eines Tunnels undefinierbaren Zwecks ihren Wachtposten aufschlagen, ist auch Curt unterwegs zur Basis, um dort nach Mitteln und Wegen zu fahnden, dem seltsamen Ausfall aller technischen Geräte auf die Schliche zu kommen. Da sein Autombil begreiflicherweise ebenfalls streikt, hat er ein Fahrrad requiriert (das, wenn wir uns an Keiths Erklärungen erinnern, eigentlich auch nicht funktionieren sollte).
 
Dieweil in der Stadt Sheriff Crenshaw (Bill Thurman, MOUNTAINTOP MOTEL MASSACRE) von einem Injectopod angefallen und in einen Zontar-Zombie verwandelt wird, stößt Curt an der Basis auf den General. Der erklärt den vollzogenen Lockdown und bietet Curt an, ihn in die Stadt zu fahren. Curt wundert sich, warum des Generals Jeep klaglos arbeitet. Es sei ein neues experimentales Modell, verklickert der Ordensträger, und deshalb von der kommunistischen Machtergreifung nicht betroffen. In Wahrheit – das erklärt an anderer Stelle Keith seiner Frau, die quasi alles an Exposition für uns vermittelt bekommt, was wir wissen sollten –  kann Zontar selektiv an- und abschalten, was immer ihm beliebt. Wer auf der Lohnliste des Aliens steht, bekommt, um seinen Job für den Venusier zu erfüllen, auch funktionierende Tech.
 
Crenshaw bewerkstelligt irgendwie und irgendwarum die Evakuierung der Stadt auf Zontars Befehl hin. Einer aber weigert sich, die Stadt zu verlassen – der alte Mr. Ledford, Chefredakteur der hiesigen Tageszeitung (George Edgley, MARS NEEDS WOMEN, COMMON LAW WIFE). Ledford macht sowohl die journalistische Pflicht, vor Ort zu bleiben, um über die neuesten Entwicklungen berichten zu können, als auch die Sentimentalität eines alten Knackers, der wegen eines lächerlichen Weltuntergangs o.ä. noch lange nicht seine Heimat verlässt, als Gründe geltend. Crenshaw reagiert vorbildlich-vernünftig und schießt den alten Zausel tot. Was nun wiederum Curt, der die Endphase dieser Szene mitangesehen hat, auf die Palme bringt. Crenshaw erkennt Curt als einen derjenigen, die Zontar gern unter seine mentale Fuchtel gebracht haben möchte und versucht, den Wissenschaftlicher „in Schutzhaft“ zu nehmen.  Auch das dünkt Curt eher sonderbar und nicht erstrebenswert, weswegen er den Sheriff mit einem soliden rechten Haken niederstreckt und sich seiner Bleispritze bemächtigt.

 
Curt verfällt nun auf die Idee, sein Frauchen zu besuchen. Anne ist in der Tat daheim, und sie ist sehr zuvorkommend und beflissen. Scheint nicht der natürliche Zustand der Taylor’schen Ehe zu sein, denn auf jeden Fall ist Curt sehr skeptisch. Und das mit gutem Grund, denn Anne ist bereits erfolgreich zontarfiziert und hat auch einen Kuschelinjectopod vorbereitet, der auch Curt in die Reihen der Venusfreaks bringen soll. Curt gelingt es, den Injectopod zu töten, bevor der sein garstig Werk an ihm vollführen kann, und jagt dann seiner Frau, mitten in inniger Umarmung, auch noch eine Kugel in den Wanst.
 

Der Vorteil an der ganzen Angelegenheit, abgesehen davon, dass Curt in Zukunft einen Haufen Geld für Weiberkram und Geschenke sparen wird, ist, dass Anne als Zontar-Jüngerin über ein einsatzbereites Automobil verfügt (Zontar ist also auch ausgesprochen dämlich und bekommt wohl nicht mit, wenn eine seiner „extensions“ ausfällt). Okay, die Stadt Jackson ist jetzt vermutlich nicht so groß, als ob er das Stück zu Keith nicht auch hätte laufen könn‘, aber besser schlecht gefahren als gut zu Fuß gegangen. Curt ist zwischenzeitlich also geneigt, Keiths Geschichte von seinem besten Freund vom anderen Stern für bare Münze zu nehmen, und Keith ist auch positiv enthusiastisch über die Entwicklung der Dinge. Ya see, seiner bescheidenen Ansicht nach wird Zontar uns tumbe Erdlinge, die wir über die Jahrtausende hinweg primär damit beschäftigt waren, uns gegenseitig die Lebenslichter auszublasen, in ein neues Zeitalter von Frieden + Fortschritt führen, und wenn der Begleiteffekt davon ist, dass die Menschheit in einen Haufen willenloser Drohnen unter der direkten Kontrolle von Zontar verwandelte wird, dann muss das eben  sein (es liegt auch auf der Hand, dass Keith davon ausgeht, dass er, auch ohne Kontrollnadel im Hals schon anerkannter Zontarspeichellecker, seinen freien Willen behalten darf). Dem kann Curt sich doch wohl nicht verschließen. Keiths bezahlte Werbeeinblendung für die VOTE ZONTAR-Kampagne fällt bei Curt allerdings auf keinen fruchtbaren Boden. Für Curt ist Keith ein mieser Verräter, nicht nur an den gottgeschützten Vereinigten Staaten von Amerika, sondern an der Menschheit an und für sich. He, for one, wird nicht ruhen, bis die Invasion aufgehalten ist, Donner noch eins! Schließlich will er seinen geliebten Hausdrachen nicht umsonst erschossen haben. Und off he goes…
 
Wie ich schon beiläufig erwähnte, ist auch Martha Ritchie von Keiths Motiven nicht uneingeschränkt überzeugt. Das hat uns ein paar weinerliche Ansprachen eingebracht, die hauptsächlich dazu genutzt wurden, damit Keith wieder irgendeinen Teil von Zontars Plänen oder Fähigkeiten erklären konnte, aber jetzt ist Schulz mit lustig. Wenn Keith nichts gegen Zontar unternimmt, dann muss es eben durch Frauenpower erledigt werden, und weil Keith doof genug war, laut genug zu wiederholen, wo Zontar sein temporäres HQ aufgeschlagen hat, weiß Martha auch, wo sie den Invasor suchen muss – in einer Tropfsteinhöhle, deren atmosphärische Bedingungen denen auf der Venus nahe genug kommen, dass das Alien sich dort einigermaßen wohlfühlt (als gelegentlicher Besucher von Tropfsteinhöhlen kann ich bestätigen, dass der Unterschied zwischen normaler Erdatmosphäre und Tropfsteinhöhlenatmosphäre doch eher im mikroskopischen Bereich liegt. Aber was wusste man 1966 schon von der Venus?). Da jeder amerikanische Haushalt eine Schrotflinte in der Besteckschublade liegen hat, muss Martha ihren 1-Frau-Feldzug gegen das Böse auch nicht unbewaffnet antreten.
 
Keith mag vom wilden Affen gebissen bzw. vom venusischen Außerirdischen eingewickelt worden sein, aber er ist wider Erwarten nicht total verblödet  bzw. hat doch noch ein oder zwei dezente Gefühlchen für sein treues Weib. Es setzt daher ein gewisser Denkprozess ein – erstens wird Martha gegen Zontar nicht die geringste Chance haben, Schrotflinte oder nicht, und ist daher auf einer Selbstmordmission ohne Erfolgsaussichten, und zweitens hat ihn ihre letzte Tirade doch emotional berührt. Könnte es sein, dass er doch aufs falsche Pferd gesetzt hat und Zontar kein großer Wohltäter, sondern nur ein simpler Eroberer ist? Seine neuesten Erkenntnisse aus seinen Pep Talks mit Zontar haben ihn doch ins Grübeln gebracht, die er mit Curt teilt. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, ist Zontar nämlich ein Vertreter einer parasitären Spezies, die früher ™ eine auf der Venus einheimische andere Art als Wirte benutzt hat, aber die sind mittlerweile ausgestorben, weshalb Zontars Kumpel eine neue Partner-Art brauchen, an der sie sich gütlich tun können, sonst isses nämlich auch mit Zontar und seiner ganzen Rasse Essig. Keith schlägt zweigleisiges Vorgehen vor – Curt soll die Raketenbasis vom außerirdischen Einfluss befreien, er selbst wird sich um Zontar kümmern. Den kann zwar eine Schrotflinte oder anderes herkömmliches Waffenkroppzeuch nicht kratzen, wohl aber Keiths spezielle Spezialerfindung. Er kommuniziert mit Zontar nämlich nicht über CB-Funk oder WhatsApp, sondern (elender Heuchler, der er ist), mit einem Laser-Emitter nicht unähnlich dem von Curts Satelliten, nur ungleich besser. Und dieses Ding kann man natürlich auch benutzen, um dem bösen E.T. ordentlich eins was vor den Latz und auf den Pelz zu brennen, auch wenn die vorrangige Wirkung des Geräts die Macht ist, den Film negativ werden zu lassen. Der Plan wird beschlossen + verkündet.
 
Martha kraucht indes durch die Tropfsteinhöhle und trifft tatsächlich auf das außerirdische UngetümPFRRZHAAAHAHAAAHAAAAAA! Meine Fresse, Zontar nun endlich in, hihi, Fleisch, Blut und Pappmaché zu sehen, das ist schon eine Hausnummer, da hat sich das geduldige Warten doch gelohnt. Nach Buchanans Willen ist Zontar so etwas wie eine aufrecht gehende, mannshohe Riesenfledermaus mit diversen eher nach dem Zufallsprinzip auf den Körper geklebten Augen, wäre also bestenfalls in der Muppet Show gut aufgehoben und ist trotzdem simultan noch schicker als Cormans Monster-Suit aus IT CONQUERED THE WORLD und nicht der lächerlichste, den Buchanan je verwendet hat (da geht meine Stimme, noch nicht alle Buchanan-Monsterfilme gesehen habend, bislang an den aus „IT’S ALIVE“ [Titel nur echt mit Anführungszeichen]). Natürlich macht Martha, now being a meek woman, ob des grausamen Anblicks des furchtbaren Ungeheuers, ein Kreischerchen oder zwei, bevor sie sich daran erinnert, weswegen sie eigentlich hier ist und vergeblich versucht, Zontar mit der mitgebrachten Wumme zu entleiben. Zontar legt seine Fledermausflügel um Martha und führt sie einem mutmaßlich grässlichen und terminalen Schicksal zu. This film is not nice zu women.
 
Indes erobert Curt im eigenhändigen Handstreich die Raketenbasis zurück, indem er dort den General und seine drei früheren Kollegen, alle mittlerweile von Zontar zontarifiziert, totballert. Einfache Lösungen für einfache Zeiten (und, wenn Ihr mitgezählt hat – der Film hatte drei signifikante Frauenrollen, Anna, Martha und Louise, und alle sind jetzt tot. Told ya, this film is not nice to wimminfolk).
 
Marthas verzweifelter Mordversuch an Zontar hat immerhin die vor der Höhle kampierenden Soldaten (es handelt sich also offensichtlich um eine Tropfsteinhöhle mit modernem betoniertem Zugang. Naja, man filmt, wo man filmen kann) auf den Plan gerufen und zu einer (befehlswidrigen, aber wer wird denn kleinlich sein) Expedition in die Höhle veranlasst. Die unglückseligen Soldaten fahren nicht wesentlich besser als Martha, es bleibt also, wie nicht anders erwartet, an Keith – der gerade den Sheriff erschossen hat -, seinen furchtbaren Fehler durch ein heroisches Selbstopfer zu richten und mit dem Laser-Emitter Zontar und sich selbst in die ewigen Jagdgründe zu befördern… (als ob wir das grad nicht erst bei THE MYSTERIANS hatten)
 
 
 
Larry Buchanan ist, da sind wir uns sicher einig, einer der mieseren Regisseure in der Geschichte des amerikanischen 60er-Poverty-Row-Horrors, andererseits fällt es auch schwer, den guten Larry zum Alleinverantwortlichen für ein insgesamt doch erstaunlich wenig unterhaltsames Filmchen wie ZONTAR zu machen. Man muss eben auch die Bedingungen ins Kalkül ziehen. Für 20.000 Dollar kann man nun mal schwer ein Epos drehen, und wenn man dann noch krampfhaft irgendwie auf 80 Minuten kommen muss, damit AIP den Film an seine Fernsehpartner als abendfüllend verhökern kann, und schon der Originalfilm, an dem das neue Werk sich einigermaßen sklavisch orientiert, schon keine Tempogranate war (bei 71 Minuten Laufzeit), liegt auf der Hand, dass Buchanan sich damit behelfen musste, den Film mit schier endlosen Dialogszenen zu strecken und jede Szene auf das gefühlt Doppelte der notwendigen Zeit aufzublähen. Da stapft der General schon mal gefühlt in Echtzeit durch die Botanik, da verbringen wir dramaturgisch vollkommen sinnfrei Zeit mit den herumlungernden Soldaten, da quasseln sich Keith und Martha bei ihren Expositions- und Oppositions-Dialogen um Kopf und Kragen.  All das natürlich, um irgendwie zu tarnen, dass in ZONTAR nicht wirklich viel *passiert*.
 
Es ist nunmal eine eher übersichtliche Invasion, und da Zontar aus verschiedenen Gründen (inhaltlich gesehen weil er’s eben mit unserer Luft nicht so hat, faktisch weil Buchanan den, hihi, „goodwill“ des Publikums, sein Monster „ernst“ zu nehmen, nicht überstrapazieren kann. Die Sneak Preview auf das Monster nach gut 23 Minuten könnte eh schon dafür sorgen, dass mancher Zuschauer entnervt das Handtuch wirft), hat er halt kaum Möglichkeiten, außer ein-zwei Attacken der Injectopods herauszustellen (und die leiden halt auch an den, sagen wir mal, begrenzten Möglichkeiten der Effekt-Abteilung. Man kann auch einen Gummivogel nur so oft an der Kamera vorbeiziehen, bevor selbst der dümmste Hillbilly nervt, dass er das schon 1940 besser gesehen hat) oder seine Figuren labern zu lassen, bis die Gallenblase lacht.

Wenn man ernsthaft am Script rummäkeln will – was sich aus genannten Gründen ja schon grundsätzlich verbietet -, dann darüber, dass wir nie mitbekommen, wie Zontar mit Keith Kontakt aufgenommen hat (was ja prinzipiell kein uninteressantes Faktum wäre), und was genau eigentlich Zontars Pläne sind. Jaja, Welteroberung zwecks Arterhaltung, das ist schon klar, aber wie möchte er das bewerkstelligen? Das Kaff Jackson ist ja trotz seiner Raketenbasis nicht unbedingt der Nabel der zivilisierten Welt, und auch, wenn man nicht unbedingt JEDEN Menschen übernehmen muss, sondern nur diejenigen, die einigermaßen wichtig sind, um den gemeinen Pöbel an der Kandare zu halten, wird das mit dem Achter-Limit an gleichzeitig einsetzbaren Injectopods eine doch ziemlich langfristige Aufgabe…

Technisch gesehen ist ZONTAR selbst für Buchanan sehr billig und schäbig – wenn man glauben will, dass MARS NEEDS WOMEN auch nicht mehr gekostet hat, fragt man sich schon, wofür Larry hier ernstlich Geld ausgegeben haben will… Bis auf die Tropfsteinhöhle und das für das Budget des Films leidlich akzeptable Equipment in der Raketenbasis ist es eine ziemlich traurig anzusehende Angelegenheit, und Buchanan fehlt – trotz sichtlichen Bemühens, möglichst viele Schauplätze zu nutzen und parallele Handlungsstränge zu erzählen – die Kompetenz, das kleine Bisschen, das passiert, schwungvoll zu gestalten. Es plätschert alles vor sich hin, und wenn dann tatsächlich die, hihi, Schauwerte der Effekte kommen, kann man sich wahlweise herzlich drüber beömmeln oder resigniert in eine Fötusstellung verfallen und hoffen, dass alles bald vorbei ist (Film, Leben, egal was).
 
Auf Darstellerseite muss man das Füllhorn des Lobes über John Agar ausschütten – einer der ganz profilierten B-Akteure (der allerdings Anfang der 50er auch mal Hoffnungen hatte, in Major-Filmen zumindest als supporting player seine Chance zu kriegen), und einer, dem man’s auch nicht verübeln könnte, würde er für einen 20.000-Dollar-Film (da kann man sich dann auch in etwa vorstellen, was an Gage für ihn im Budget vorgesehen war), dem er einzig und allein durch seine Namen so etwas wie Genre-Credibility verleihen sollte und der es ja überhaupt nicht nötig hatte, Geld einzuspielen, weil er eh in einem package deal an den gierigen Dämon Fernsehen verschachert war, bevor er noch gedreht war, nicht sein großes schauspielerisches Herzblut verschütten (nein, Agar war keiner, der sträflich bei den Oscar-Verleihungen übergangen wurde, aber einer, der verlässlich einen Job erledigen konnte) – und doch gibt er, ich will nicht sagen „alles“, aber zumindest eine absolut routinierte Vorstellung, der man nicht anmerkt, dass sie für einen ultrabilligen Rotzefilm abgeliefert wurde. Sicher bietet der Film nicht die ganz großen Möglichkeiten, um sich gezielt in den Vordergrund zu spielen, aber Agar müht sich darum, verständlich zu machen, warum sein Charakter mit Curt befreundet bleibt, obwohl dem offensichtlich ein-zwei Karten für ein volles Deck fehlen (etwas, was Peter Graves in der Vorlage hinsichtlich Lee van Cleef nicht behaupten konnte). Agar legt durchaus einiges an Gusto in seine Performance (und jumpt im Schlussakt auch beherzt über Zäune. Respekt).
 
Das fällt ganz besonders auf, weil der Rest des Ensembles durch die Bank scheußlich ist (also, was das darstellerische Vermögen angeht, ne). Dies gilt auch und ganz besonders für Tony Huston, den Sohn von Regie-Legende John Huston, der, wie auch immer, in Buchanans Dunst- und Wirkungskreis geriet und über Jahre hinweg als Autor oder Schauspieler mit ihm zusammenarbeitete. Sein Keith ist eine furchtbare Nervensäge, und mit ihm fachlich zu diskutieren, stelle ich mir ähnlich ergiebig vor wie mit einem Flat-Earther über die Vorzüge von Impfungen zu palavern. Huston bringt es keine Sekunde lang fertig, auch nur ansatzweise glaubhaft zu machen, wie und warum Keith Zontars Versprechungen für bare Münze hält. Aber selbst er ist noch ein wahrer Royal-Shakespeare-Mime gegen Susan Bjurman und Pat Delany – dass die beiden Damen tatsächlich noch so etwas ähnliches wie eine Karriere in der thespischen Zunft hinlegen konnte, ist eines der großen ungeklärten Mysterien des Universums (Bjurman ist aber wirklich die aller-allerschlimmste im Film). Über die restlichen Mitwirkungen sei der übliche Mantel der Barmherzigkeit ausgebreitet.

ZONTAR liegt in den USA im Public Domain, was bedeutet, dass jeder Hinz und Kunz, der den Streifen mal vom TV aufgenommen hat, legal eine DVD davon rausbringen kann. Ich habe keine Ahnung, welches Master die mir vorliegende DVD von „Filmrise“ („Filmriss“ wäre passender) spendiert bekam, aber man muss schon lange suchen, um einen ähnlich beschissenen Print aufzutreiben (ich nehme an, dass das Master von einem abgenudelten MAZ-Band einer hinterwälderischen TV-Station, die sich das AIP-Paket mal hat andrehen lassen, gezogen wurde). Von „Farben“ ist praktisch nichts übriggeblieben und das Bild ist so ungefähr scharf wie mein Sehvermögen nach achtzehn Bier und zwölf Korn. Der Ton rauscht mächtig vor sich hin, ist aber zumeist noch knapp verständlich. Der größte Witz ist das „digitally remastered“, das groß auf dem Cover steht.

Der Film… nun ja, es ist wie meistens bei Buchanan – it’s not as much fun as it should be. John Agars Performance ist fein, und die „Effekte“ für die Injectopods und das Titelmonster sind schon dazu angetan, das Herz des Trashfans verzückt jubilieren zu lassen, aber Punkt 1 wird von den Performances der restlichen Darsteller, die man sich auch nicht lustig saufen kann, konterkariert und Punkt 2 laboriert daran, dass diese „Effektszenen“ vielleicht drei von 80 Minuten Laufzeit ausmachen. Ist also nicht unbedingt der Film für eine bierselige Trashfilmrunde, die erhofft, sich permanent totzulachen, sondern eher was für den fortgeschrittenen Genießer, der mal wieder einen härter zu verdauenden Happen sucht…

© 2020 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 4


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