Zombie Outbreak

 
  • Deutscher Titel: Zombie Outbreak
  • Original-Titel: Rise of the Damned
  • Alternative Titel: Undead - Rise of the Damned |
  • Regie: Michael Bafaro
  • Land: Kanada
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Liane Balaban, Warren Christie, Colin Cunningham, Erin Karpluk, Luis Guzman


Vorwort

Ein schlappes halbes Dutzend doofer Pappnasen, eh, Verzeihung, hochgradig interessanter Protagonisten schleppt sich und diverses Equipment zwecks heimlichen Drehens eines Low-Budget-Films (NEIN! Bitte nicht schon wieder!) in ein altes verlassenes Krankenhaus. Der Drehtag (immerhin glatt einen hat man sich wohl zum Ziel gesetzt) verläuft unter gewissen Schwierigkeiten. Chad, der Drehbuchautor, ist ob der eigenmächtig durchgesetzten Änderungen des arschlöchrigen Regisseurs Kevin angepisst, die obligatorische Goth-Schlampe, als Cousine eines als Technikers angeheuerten Berufswahnsinnigen mitgeschleift, ist vom ganzen Prozedere ausgesprochen angeödet, und Co-Star Jesse hat mit dem Gemäuer ein eher metaphysisches Problem – es erinnert sie irgendwie an den rätselhaften Unfall, der ihr vor fünf Jahren die Eltern entrissen hat und dessen einzige Überlebende sie ist (Eltern sowie Unfallfahrzeug verschwanden spurlos).

Dieweil zwei Dorfpolizisten (hochgradig clevererweise „Romero“ und „Savini“ benamt. Darf ich den Drehbuchautoren töten?) nach einer Zufallsbegegnung am Straßenrand, bei der ihnen Jesse unspezifiziert bekannt vorkam, den damaligen Un- und Vorfall nachrecherchieren, taucht ein gewisser Stansfield im Krankenhaus auf und verlangt gebieterisch sofortige Subtrahierung der unerwünschten jugendlichen Elemente von seinem Grund und Boden. Da hat er auch allen Grund dazu, denn Stansfield ist eingetragenes Ehrenmitglied im Mad Scientist e.V. und arbeitet in aller Abgeschiedenheit an einem Mittel, Tote ins Leben zurückzuholen (weil: er will seine verblichene Frau reanimieren). Diverse Probanden in zombifiziert-mutiertem Zustand hüpfen auch schon blutgierig durchs Areal und dezimieren unseren Cast.
Während die Polizisten herausfinden, dass Jesse nach dem Unfall von einem gewissen Dr. Stansfield psychologisch betreut wurde, injiziert ein „lieber“ Zombie namens Brian, dem im Gegensatz zu den anderen Kreaturen sämtliche Gehirnfunktionen erhalten geblieben sind, Stansfield mit einer guten Dosis seiner eigenen Zombiefizierungsmedizin und versucht Jesse nebst Freunden zu retten, dieweil Jesse realisiert, dass ihre alten Herrschaften ebenfalls zu Versuchskaninchen des bekloppten Medizinmanns geworden sind…


Inhalt

Verdammt, ich MUSS irgendwann damit aufhören, jede DVD zu kaufen, auf der irgendwas von „Zombie“ steht. Ganz speziell, wenn sie aus dem Stall von Best Entertainment & Co. (in diesem Falle einmal mehr MiB) kommt und mit einem Coverspruch wie „Der härteste Horror seit 28 Days Later“ wirbt (ohne dass für diese Behauptung eine Quelle angegeben wäre. Ich täte ja selbst Fangoria akzeptieren…). Denn sind wir ehrlich – wenn ein Zombiefilm einigermaßen ‚was taugen würde, wüssten wir davon und er würde mit ziemlicher Sicherheit nicht von einem Label aus dem Best-Stall verhökert werden – und vor allen Dingen hätte der Kram dann einen IMDb-Eintrag…

„Zombie Outbreak“ heißt im Original wohl „Rise of the Damned“, firmiert aber auch als „Undead – Rise of the Damned“ und ist ein stolzes Werk von Michael Bofaro, denn die wenigen Leute, die ihn kennen, wohl noch am ehesten als Autor des ganz passablen preiswerten „Stirb langsam“-Klons „Crackerjack“ kennen – außerdem fummelte er als Regieassistent an so großartigen Werken wie „Flesh Gordon Meets the Cosmic Cheerleaders“, „Empire of Ash 2“ oder Chained Heat: The Horror of Hell Mountain herum.

Im Gegensatz zu dem, was uns das Coverartwork suggeriert, zielt Bofaro nicht auf eine globale (oder wenigstens weitverbreitete) Zombie-Apokalypse, sondern sieht sich wohl eher in der Tradition der Re-Animator-Reihe. Allerdings – welches Klassiker-Ansehen man im Nachhinein mit seiner Billiggrütze schändet, ist irgendwo ja auch wieder egal…

Und wenn ein Film dann mit dem aller-abgegriffensten Plot-Motiv der Low-Budget-Horror-Schubladen einsteigt, dem allseits beliebten „wir-drehen-einen-Film“-Kniff, den ICH NICHT MEHR SEHEN KANN, tut er jedenfalls schon von Anfang an nicht viel dafür, bei mir Wohlwollen zu ernten. Wird dann im weiteren Filmverlauf auch nicht besser, denn die ersten vierzig Minuten verbringen wir dann in der zweifelhaften Gesellschaft der bereits erwähnten Pappnasen (Charakterisierung: Zicke, Goth-Schlampe, Nerd-Girl, Final Girl, Arschloch, Bekloppter, Fettsack, halbwegs Normaler. Braucht jemand ausgefuchstere Figuren? Dann möge er sich bitte eine andere DVD ausleihen), die sich alle Mühe geben, uns nach Kräften zu nerven und ihnen einen schmerzhaften Tod an den Hals zu wünschen (was zumindest für die allermeisten Charaktere geboten wird. Small relief), ohne dass sich großartig Relevantes täte. Erst mit dem Auftauchen Stansfields kommt die fußlahme Plotte langsam in Schwung, ohne dass sich gesteigertes Zuschauerinteresse entwickeln könnte. Denn Neil Everys Script bringt das Kunststück fertig, das Offensichtliche ausführlichst darzulegen, die, ähempt, „interessanten“ Fragen aber nicht mal im Ansatz zu beantworten.

Case in point: Die Jesse-Stansfield-Connection liegt eindeutig auf der Hand, da braucht man nur seine drei Gehirnzellen in Verbund schalten und halbwegs aufmerksam mitkucken. Aber nein, DIESEN Punkt dröselt Every lang und breit durch die vollkommen bedeutungslose Parallelhandlung um die beiden Bullen auf (mit der Pointe, dass die endlich zum Krankenhaus aufbrechen, die Tür aufmachen und vom wilden Affen, äh, Zombie gefressen werden. D’oh). Für Tiefschürfenderes bleibt Every uns die Antwort schuldig – Stansfields Motivation muss man sich anhand einiger nicht auf Anhieb durchschauberer Szenen und des Klappentexts zusammenreimen (und letzterer schrob wahrscheinlich aus dem Pressetext ab), und woher Brian, der „liebe“ Zombie, kommt, warum er als einziger von den Zombiefizierten nach wie vor sprachbegabt, vernünftig und an all-around good guy ist, blieb entweder auf dem Schneideraumboden, wurde von Every und Bafaro für überflüssigen Tinnef gehalten oder so nebensächlich irgendwann mal erwähnt, dass der Doc, der so ab Minute 30 ungefähr nicht mehr mit der total gespannten Aufmerksamkeit vor der Glotze saß, es glatt überhört und/oder -sehen hat. Des Doktors Reanimationsserum ist in seiner Wirkung auch inkonsistent – belebt es nun Tote oder lässt es Lebende mutieren? Beides scheint zu funktionieren und – mit der schon erwähnten unerklärlichen Ausnahme Brians – auf die gleiche Konsequenz (sabbernder Untoter mit Frischfleischtick) hinauszulaufen (übrigens nimmt der Streifen, wenn ich richtig aufgepaßt habe, das „Z-Wort“ nicht in den Mund und redet nur von „Mutanten“).

Gut, irgendwann nach so ungefähr ’ner Stunde ergibt sich der Film dann eh kampflos dem hysterischen durch-dunkle-Korridore-Rennen-und-dabei-Herumschreien und der Niedermetzlung des Casts in umgekehrter Reihenfolge der Personenwichtigkeit im Minutentakt bis hin zur doppeldussligen Schluss-„Pointe“, die diesen Namen nicht verdient.

Aber seien wir mal nicht extremst böswillig – die Plotte mag strunzdoof, die Charaktere widerliche Hohlbratzen sein, aber Bafaro müht sich redlich, den ganzen Schotter zumindest optisch etwas über dem Niveau des typischen Independent-Zombieheulers von der Stange zu inszenieren. Seine Regiearbeit hat einen gewissen unerwarteten „zing“, da gibt’s Anflüge von Style, halbwegs gefälliger Kameraarbeit und dem ein oder anderen Adrenalinstoß durch den Schnitt – nichts, weswegen man Bafaro nun unbedingt für den nächstbesten „New Hopeful“-Award nominieren müsste, jedoch zumindest Indiz dafür, dass der Maestro sich entweder bewusst war, dass die Story nicht die Wurst vom Teller zieht und man daher auf der inszenatorischen Schiene eine Schippe drauflegen muss oder er hat ganz generell ein nicht ganz schlechtes Händchen dafür, ein bisschen visuellen Pep einzubringen. Dass sich Spannung ob der drögen und vorhersehbaren Geschichte nicht entwickeln kann, ist trotzdem klar (und dass Musikus Peter Allen alles, was auch nur nach einem minimalen jump scare aussieht, mit einem der gefürchteten TADADADADATAAAA! TAA! TAATAADUARSCHDASISTSPANNEND-TA!-Cues überkleistert, gegen den eine Atombombenexplosion als morgendlicher Wecker geradezu subtil wirkt, ist auch nicht sonderlich stimmungsförderlich).

Ebenfalls dem Gesamteindruck eher abträglich ist, dass „Zombie Outbreak“ trotz des inszenatorischen Verves, den Bafaro in die Waagschale zu werfen versucht, kein sonderlich „hübsch“ anzusehender Film ist. Die Location ist hässlich (was irgendwie natürlich der Punkt ist), völlig unoriginell, irgendwelcher Kulissen- oder Set-Aufwand, der meßbar wäre, wird nicht betrieben.

Die 18er-Freigabe ist übertrieben (andererseits bin ich bei MiB froh, wenn die’s schaffen, einen Film uncut ab 18 rauszubringen und nicht auch noch für diesen Schmu ’ne Ösi-Edition zusammenbasteln) – Ultra-Gore- oder Splattereffekte gibt’s nicht, die meisten Zombie-Attacken sind so gestaltet, dass man vor lauter Köpfen oder anderweitig vor’s Objektiv gehaltene Körperteile nicht sieht, was genau die nun böses mit dem jeweiligen Opfer anstellen. Ein paar Prosthetics der harmloseren Sorte (abgetrennte Hand u.ä.) sehen ganz achtbar aus, einer der zwei „großen“ Effekte (die Ganzkörperskelettierung eines Opfers) wird auch über die schon zitierte „wir-sehen-nicht-wirklich-was-passiert-am-Ende-steht-da-aber-eben-ein-Skelett“-Methode gelöst (ist übrigens eine meiner Lieblingsszenen. Die restlichen Helden stehen nämlich dumm rum und machen genau gar nix, obwohl sogar mit einer Leuchtpistole bewaffnet, während die Goth-Schlampe filettiert wird. Offizieller Grund: Sonst werden die Zombies auch auf sie aufmerksam. Blödsinn deswegen: 4 Leute gegen 4 Zombies. Das ist machbar, Freunde!). Die zweite größere Splatter-Szene ist die durch Bilddokumentation dargestellte Zombie-Halbierung per Bahre mit den angedeuteten singulären Gedärm-Effekten – ist einigermaßen anständig gelöst, da auch recht flott geschnitten. Die Zombie-/Mutantenmasken sind nicht herausragend, aber make-up-technisch ganz manierlich und sehen zumindest ein wenig anders aus als das übliche Untoten-Design.

Schauspielerisch wird mal wieder Dünnbrettbohrung erster Güte geboten. Bekanntester Name im Cast dürfte noch Erin Karpluk sein, die wir noch aus Ripper 2: Letters from Within kennen (und die ganze Connection macht schon wieder Sinn – „Ripper 2“ stammt aus dem Umfeld von Lloyd Simandl und Jonas Quastel, und bei denen wiederum verdiente Bafaro sich seine Assistenzregisseurmeriten) und die jüngst mit der kanadischen Comedy-Serie „Being Erica“ (in der Haupt- und Titelrolle) Kritikererfolge feierte, hier aber mit einer undankbaren Nebenrolle, in der sie keinerlei Eindruck schinden kann, abgefrühstückt wird.
Liane Balaban (Jesse) dürfte einen Gastauftritt in „Numb3rs“ schon als Karrierehighlight sehen – sie ist zwar durchgehend beschäftigt, nichts davon müffelt aber nach internationaler Bedeutung, und wenn ich ihre schlafwandelnde Performance in diesem Film sehe, wundert mich das auch nicht.
Der Nordire Warren Christie ist u.a. in der Serie „October Road“ und in dem extrem verspäteten und extrem ungefragten Sequel „Bachelor Party 2: The Last Temptation“ zu sehen, bewirbt sich aber nicht ebensowenig für höhere Weihen wie der überschaubere Rest des traurigen Haufens, für den ich mir nicht mal mehr die Mühe gemacht habe, in der IMDb nachzuschlagen.

Bildqualität: Die Qualität des 1.85:1-Prints (anamorph) ist mit „grausig“ wohlwollend umschrieben. Schärfe und Kontrast sind einigermaßen tragbar, wenngleich das Bild insgesamt ziemlich körnig ist, aber ein solches Ausmaß an Blockrauschen in auch nur der kleinsten einfarbigen Fläche hab ich schon lang nicht mehr gesehen, das sieht oft weniger nach zeitgemäßem DVD-Transfer denn nach 8-Bit-Klötzchengrafik Marke NES aus.

Tonqualität: Deutscher Ton (mit einer halbwegs tolerablen, aber keineswegs *guten* Synchro) wird in Dolby 5.1 und 2.0 geboten, der englische O-Ton, der rauschfrei, aber in Sachen Dialogton arg leise ist (dafür hauen die bewussten TADATAA-Cues umso mächtiger rein) in Dolby 2.0.

Extras: Trailershow und Bildergalerie.

Fazit: Ich fürchte, ich komme irgendwann mit meiner 5er-Skala für die Bit-Reviews nicht weiter. Objektiv verdient sich „Zombie Outbreak“ aufgrund der platten Story, der dümmlichen Erzählweise, den selten nervigen Charakteren UND der Tatsache, dass der Film das nicht mal durch ein Splatter-/Gorefeuerwerk zu kaschieren versucht, keine zweite Silberscheibe, andererseits ist Bafaro ein so „guter“ (will sagen „weniger schlechter“) Regisseur, der sein Möglichstes tut, um den Streifen wenigstens nicht an seiner Inszenierung scheitern zu lassen, dass ich den ganzen Käse nicht auf eine Stufe mit unterbelichteten Schwachmatenfilmen wie Halloween Party, Späte Rache oder Hellbound – Book of the Dead stellen will. Gute oder auch nur wenigstens anregende, halbwegs interessante Unterhaltung ist „Zombie Outbreak“ aber eben dann auch nicht – im Gegenteil, ich hab mich königlich gelangweilt, Amüsemang aus Trash-Gesichtspunkten wird auch nicht geboten, also muss ich letztlich doch zur Höchststrafe greifen. Michael Bafaro mag keine totale Schnarchtasse sein, das Gesamtpaket „Zombie Outbreak“ ist jedoch eine, und das ist letztlich das entscheidende Kriterium: it’s boring crap (aber wenigstens am „oberen Ende“ der 1er-Bewertung).

1/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments