Zombie Nosh

 
  • Deutscher Titel: Zombie Nosh
  • Original-Titel: Flesheater
  • Alternative Titel: Revenge of the Living Dead | Revenge of the Living Zombies |
  • Regie: Bill Hinzman
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Bill Hinzman (Flesheater), John Mowod (Bob), Leslie Ann Wick (Sally), Kevin Kindlin (Ralph), Charis Kirkpatrick Acuff (Lisa), James J. Rutan (Eddie), Lisa Smith (Kim), Denise Morrone (Carrie), Mark Strycula (Bill), Kathleen Marie Rupnik (Julie), Matthew C. Danilko (Tony), David A. Sodergren (Farmer Dave), Susan Marie Spier (Susan)


Vorwort

Beim Ausrupfen eines Baumstumpfs entdeckt ein Farmer ein mit Pentagramm und (nicht wirklich) kryptischer Warnung versehenes Grab und, cuz of course he does, öffnet es. Drin liegt eine ziemlich gut erhaltene Leiche, die ihm dann auch erst mal die Gurgel durchbeißt…

Nicht weit vom Orte des Geschehens verlustiert sich ein Zehnerpack obnoxious teenagers im Rahmen einer angedachten Lagerfeuersaufparty. Fleischfressende Untote werden zu solchen Gelegenheiten allgemein ungern gesehen, weshalb sich die Teenieblase nach ersten Verlusten im Schuppen einer nahen Farm verschanzt. Nur Bob und Sally kommen ein wenig zu spät, werden von ihren rabiaten Kollegen nicht mehr eingelassen und verkriechen sich statt dessen in einem Keller. Den Kids gelingt es sogar, einen Notruf abzusetzen, der aufgrund des bedauerlichen Umstands, dass heute zufällig Halloween ist, nur eingeschränkt ernst genommen wird. Immerhin – Streifenpolyp Harv soll mal kucken, ob da alles seine Ordnung hat. Hat es nicht, denn dieweil Bob und Sally sich glücklich schätzen können, im finsteren Keller zu hocken, fressen und meucheln sich die Zombies (denn natürlich wird, wer gebissen wird, umgehend ebenfalls zum gefräßigen Wiedergänger) oben durch die versammelte Mannschaft und Harv, der allerdings noch ein paar Zombies per Kopfschuss erlegen kann, ehe er selbst ein Opfer der Umstände wird.

Die Zombies infiltrieren die nahe Kleinstadt und sorgen dort für allerlei blutverlusthaltigen Unsinn, wobei sie, obwohl man von den halben Portionen ja nicht satt wird, auch nicht davor zurückschrecken, Kinder zu fressen und zu zombiefizieren. Eine Schreckensnacht nimmt ihren Lauf, doch am nächsten Morgen wird zurückgeschossen – eine feuerwaffenstarrende Posse macht sich daran, das Untotengezücht in die Hölle zurückzuballern.


Inhalt

Horrorfans sind schon eine komische Spezies – mehr noch als Nerds anderer Genres sind sie willig, einen einmal durch Mitwirkung an einem hochtrabend „Kultfilm“ genannten Werk ins Herz geschlossenen Darsteller durch dutzende dümmliche Dünnbrettbohrerfilme zu folgen, ohne dabei zu hinterfragen, was sie eigentlich da tun. I mean, hat Reggie Bannister außerhalb der „Phantasm“-Reihe irgendetwas „bedeutungsvolles“ gespielt? Oder wird er nicht immer wieder von Halbamateuren verpflichtet, damit man auf’s DVD-Cover „MIT PHANTASM-STAR REGGIE BANNISTER!!!EINSELF“ klatschen kann (es ist ja nun auch nicht so, als wäre Mr. Bannister eine große schauspielerische Leuchte). Ähnliches gilt für Leute wie Kane Hodder oder Gunnar Hansen – wieviele unterbelichtete Schwachmatenfilme, die bei Licht betrachtet, nicht das Geld wert sind, das das Videomaterial gekostet hat, finden nur internationalen Vertrieb, weil die Macher es irgendwie geschafft haben, einen abgetakelten Horror-„Star“ für ’nen halben Drehtag zu verpflichten? [Ich würde an dieser Stelle einen Lance-Henriksen-Joke bringen, verkneife mir den aber… Insider verstehen warum].

Nun sind Bannister, Hodder oder Hansen immerhin Namen, die dem Genrefan geläufig sind, wenn er nicht mit dem Klammerbeutel gepudert ist. Dass es auch eine Nummer kleiner geht, beweist (bzw. bewies, denn seit 2012 probiert er aus, ob das mit der Zombienummer auch im richtigen Leben oder Tod funktioniert) Bill Hinzman, dessen hauptamtlicher claim-to-fame es ist, im originalen „Night of the Living Dead“ den wohl am prominentesten ins Licht gesetzten Zombie gegeben zu haben. Als Romero-Kumpel hielt er sich einige Zeit lang in dessen Dunstkreis auf und war bei „The Crazies“ sogar Kameramann (nach eigenen Angaben führte er auch in einigen Militärszenen Regie, weil Romero selbst unpässlich war) und verdiente sich seine Kohle in den 70ern mit Dokumentationen, Sportsendungen und Industriefilmen. Der große Heimvideomarkt und die Möglichkeit, mit billigen Horrorfilmen ordentlich Asche zu machen brachte ihn Ende der 80er dann auf die Idee, sich filmisch selbst zu verwirklichen. Naja, große Regiekarriere sollte es nicht mehr werden, aber er brachte sich soweit ins Gedächtnis der Horrorfreaks zurück, dass er für den Rest seines Lebens gern zur Verfügung stand, wenn ein billiger Zombiefilm sich einen Funken Legitimität erkaufen wollte (wie z.B. „Shadow: Dead Riot“).

Noch sind wir aber im Jahr 1988 – gerade hatte er nach einem Script von John „Legendenschänder“ Russo den tumben Slasher „The Majorettes“ abgedreht, da stand ihm der Sinn danach, einen, hihi, eigenen Stoff zu verfilmen: ein für 60.000 Dollar heruntergekurbeltes Garagensampling seines Zombie-„Charakters“ aus „Night of the Living Dead“, ein völlig plotloses Monster von drögem Gesplattere, das die Seuche semiprofessioneller Zombieschlonzer, die seit den 90ern von jedem Debilen, der eine Kamera halten kann, hingerotzt werden, vorwegnehmen sollte…

Immerhin – Hinzman versuchte sich an Eigenständigkeit. Sein hiesiger Zombie-Charakter bezieht seine Kräfte offenkundig, so vermeldet es zumindest die in Stein gemeißelte Warnung auf seinem Grab, aus dem okkulten Reich der Hexerei (macht auch nicht mehr oder weniger Sinn als die Venusraumsonde bei Romero, ne. Ich weiß allerdings nicht, ob das auch erklärt, wieso auch Opfer, die nicht gebissen werden, sondern von Zombies z.B. durch profanes Aufspießen mit einer Mistforke gekillt werden, als Untote zurückkehren). Trotzdem schickten Romero und Russo, als Hinzman ihnen ein Publicity-Foto über sein Werk zukommen lässt, erstmal Anwaltspost… Nuja, ob so ein alter Knacker auf der Suche nach Frischfleisch (hehe) als intellectual property wirklich schützbar ist, darüber muss ich zum Glück nicht juristisch befinden. Romero allerdings hätte sich den ganzen Film mal ansehen sollen und dann mit der groben Kelle austeilen (bei Russo ist das zwecklos, der disqualifizierte sich ja spätestens mit dem 30th-Anniversary-Recut von „Night“ und dem ungefragten und furchtbaren Children of the Living Dead-Sequel. Bei beiden Werken schwang übrigens Hinzman die Kamera, so dass wir davon ausgehen können, dass wenigstens Russo dem guten Bill nicht ernstlich böse war). „FleshEater“ (der internationale und deutsche Titel „Zombie Nosh“ bedeutet soviel wie „Zombie-Zwischenmahlzeit“) ist, wie schon angedeutet, genau das, warum wir, d.h. ich wenigstens, Zombiefilme mittlerweile nicht mehr leiden mögen – eine einfalls- und handlungslose Abfolge mehr oder weniger schlüssig aneinandergereihter Splatterszenen, alles mit dem geringstmöglichen Aufwand geschrieben und gefilmt.

Charaktere? Gibt’s nicht – die Teenager, die wir zu Beginn fälschlicherweise für unsere Protagonisten halten können, sind nach 40 Minuten entweder tot und/oder zombifiziert bzw., was Bob und Sally, die einzigen Figuren, die kurz vor Toresschluss tatsächlich so etwas ähnliches wie „Background“ erhalten, angeht, bis zum Showdown aus dem Spiel genommen (und dann, SPOILER voran, missbraucht der Film sie, um das Schock-Ende von „Night of the Living Dead“ nachzuspielen). Nachdem die Teenager also aus dem Weg geräumt sind, befassen wir uns ein paar Minuten lang mit einer typisch amerikanischen Familie (zu 50 % gemimt von Angehörigen des Hinzman-Clans), wobei uns die ältere Tochter des Hauses per ausgiebiger (und selbstredend völlig überflüssiger) Duschszene ein- und vorgeführt wird (mein Mißfallen hält sich allerdings in Grenzen, weil das mit Abstand der erfreulichste Anblick des Streifens ist), die werden dann aber auch schnell abgefrühstückt. Danach geht die Reise zur transusigsten Halloween-Party des Universums, wo diverse weitere Unsympathen, zumindest aber in „lustigen“ Kostümen einschließlich She-Ra, gefressen werden, ehe der Rest des Films dann mit ziemlich repetetivem Zombie-Scheibenschießen durch die obligatorische Redneck-Posse totgeschlagen wird. Wie schon gesagt – so etwas wie ein „Plot“ fehlt völlig. Zombie wird aufgeweckt, beißt andere, die beißen andere, dann werden sie per Kopfschuss erledigt. Ende (naja, es gibt den üblichen Kicker). Die Dialoge klingen entweder, was den belanglosen chit-chat zwischen den Figuren angeht, im schlechten Sinne improvisiert, oder, wenn man wirklich den Eindruck hat, die Darsteller würden Sachen aufsagen, die ihnen vorher jemand diktiert hat, gekünstelt.

Hinzmans Regieleistung ist ziemlich schwer zu bewerten, da er ja nicht mal versucht, eine Story zu erzählen – okay, er weiß schon ungefähr, welche Shots er haben will und versucht, der alten Low-Budget-Krankheit „statische Shots“ aus dem Weg zu gehen, aber es ist auch alles völlig uninspiriert und ohne Gespür für Emotionen wie „scary“, „eerie“ oder wenigstens „plain gross“ gearbeitet. Solange Hinzman sich darauf beschränkt, die Zombieattacken abzufilmen, ist zumindest das Tempo recht hoch (kein Wunder, fressen sich die Untoten ja durch mehrere Sätze „Charaktere“), aber sobald er wenigstens probiert, aus dieser reinen Splatterformel auszubrechen und seine Figuren mehr als drei Sätze sprechen lässt, bevor ein Zombie ihnen in den Hals beißt, bricht alles zusammen (das beste Beispiel ist die Halloween-Party. Die Szene dauert vielleicht fünf Minuten, fühlt sich aber an wie zwei Stunden).

Production Values passieren diesem Film nicht – erstaunlich genug, dass Hinzman und seine Spießgesellen offensichtlich einen Farmer fanden, dem es recht war, wenn sie seinen alten Schuppen abbrennen (vielleicht war das aber auch nur eine Feuerwehrübung, die Hinzman mitfilmen durfte, jedenfalls erhält die ganze Freiwillige Feuerwehr von Vanton, Pennsylvania, Screencredit). Was an Geld übrig war, ging zweifellos in die Splatter- und Gore-FX von Gerry Gergely (später Haus- und Hof-Make-up-Hexer von „Babylon 5“), der den Job meines Erachtens bekam, weil er ein bisschen aussah wie Tom Savini… Für einen Film dieser Preisklasse sind die FX aber absolut in Ordnung. Okay, es gibt einen völlig missglückten weggeschossenen Kopf (darüber war Hinzman sich offenbar auch klar, und zeigt ihn nur für einen Sekundenbruchteil). Die Make-ups sind hübsch eklig (besonders der Kerl, dem man das halbe Gesicht weggefressen hat), die kruderen Gore-Einlagen (es gibt nicht allzuviele – in einer Szene darf Bill Hinzman in ein Herz beißen, das er gerade einem Girl extrahiert hat. Sollte eigentlich ein Plastikherz sein, aber da’s mit dem Probleme gab, tauschte die FX-Crew es gegen ein echte Schweineherz aus. Blöderweise vergaß man Bill das zu erzählen…) ordentlich sudelig und technisch okay. Wird niemand für echt halten, aber für die kurze Illusion reichts…

Der Score von Erica Portnoy versucht halbwegs erfolgreich, das Feeling früher Carpenter-Soundtracks zu emulieren (d.h. markantes Piano-Theme auf Synthi-Beat) – solange Portnoy sich an dieses Rezept hält, funktioniert das, aber dummerweise bestand ihre Band HEDGG offenkundig darauf, ein paar scheußliche Songs beisteuern dürfen können zu müssen…

Stichwort „scheußlich“. Da sind wir bei den darstellerischen Leistungen… ich erspare mir eine detaillierte Einzelkritik, schließlich ist abgesehen von Hinzman niemand dabei, der auch nur die Andeutung einer „Karriere“ gehabt hätte (einen Großteil des Casts nahm Hinzman von „The Majorettes“ rüber zu „FleshEater“). Das Acting ist durch die Bank godawful – von den Herrschaften dürfte mal wieder keiner bei einem Krippenspiel einer Kita für Taubstumme auch nur dem Hausmeister das Pausenbrot schmieren… soviel schauspielerische Dünnbrettbohrerei auf einem Haufen sieht man selten (besonders die Damenwelt bekleckert sich nicht mit Ruhm. Jede aufrechte Z-Klassen-Scream-Queen würde sich schämen). Im Umkehrschluss bedeutet das für den Zuschauer durchaus ein wenig Unterhaltungswert, wenn man sieht, wie sich ein Haufen talentfreier Nasenbären vor laufender Kamera zum Honk macht – fast ein bisschen wie ein DSDS-Casting, nur ohne schräge Singerei und Dieter Bohlen. Also irgendwie besser. Der Einzige, der seine Würde halbwegs behält, ist tatsächlich Hinzman; der hat als Zombie ja auch keinen Text und kann hin und wieder einigermaßen durch eine unheimliche Präsenz punkten.

Bildqualität: Cult Entertainment, die so doof waren, als Inhaltsangabe auf ihr Cover der Einfachheit halber die von „Night of the Living Dead“ zu verwenden, zeigen den Film in anamorphem 1.85:1-Widescreen. Für einen DTV-Film von ’88 ist der Print brauchbar – zweifellos etwas grobkörnig und nicht wirklich scharf, ich hab in dem Bereich aber schon wesentlich üblere Transfers gesehen.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in Dolby 2.0, Deutsch gibt’s zusätzlich auch noch in einem recht missratenen 5.1-Upmix. Der Originalton ist zwar etwas dumpf-verrauscht, aber gut verständlich, die deutsche Synchro ist einigermaßen brauchbar. Untertitel gibt’s nicht.

Extras: Ein gut 36-minütiges Making-of-Documentary, Werbespots und Trailer sowie der komplette 42-minütige Score über eine Bildergalerie gelegt.

Fazit: Debile Zombiefilme sind keine Erfindung der Neuzeit – wer hätt’s gedacht? „FleshEater“ bezieht seine Existenzberechtigung wirklich nur aus dem Umstand, dass hier einer der Untoten aus „Night of the Living Dead“ seine eigene, hihi, „Vision“ des Stoffs verwirklichte. Hinzman ist allerdings mit Sicherheit kein Romero… Was bleibt, ist eine reichlich sinnfreie Abfolge nicht unkompetenter Splatterszenen, die den anspruchslosen Gorehound zufriedenstellen könnten, gemischt mit Anti-Schauspiel der erheiternden Sorte für den Trashfreund. Das kann ja für einen bierseligen Abend durchaus mal ausreichen, ein „Aha!“-Erlebnis sollte man allerdings in keiner Richtung erwarten.

2/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments