Zodiac – Die Spur des Killers

 
  • Deutscher Titel: Zodiac - Die Spur des Killers
  • Original-Titel: Zodiac
  •  
  • Regie: David Fincher
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Jake Gyllenhaal (Robert Graysmith), Mark Ruffalo (Inspector David Toschi), Anthony Edwards (Inspector William Armstrong), Robert Downey jr. (Paul Avery), Brian Cox (Melvin Belli), John Carroll Lynch (Arthur Leigh Allen), Richmond Arquette (Zodiac 1 & 2), Bob Stephenson (Zodiac 3), John Lacy (Zodiac 4), Chloe Sevigny (Melanie)


Vorwort

Ende der 60er Jahre trieb in den USA ein Serienkiller sein Unwesen, der sich selbst den Namen „Zodiac“ gab. Dieser wurde erstens nie gefasst und muss zweitens was den Bekanntheitsgrad angeht, wohl nur seinem Kollegen aus London, „Jack the Ripper“, den Vortritt lassen. Das Einzigartige an diesem Unbekannten sind aber nicht seine grausamen Morde, sondern das Katz- und Mausspiel, welches er mit der Polizei, den Medien, ja dem ganzen Land über seine codierten Briefe lieferte, die zum Teil bis heute noch nicht entschlüsselt wurden. Filme über den Zodiac gibt es schon einige, der erste erschien schon 1971 (natürlich konnte auch ein Herr Lommel nicht anders, als nach Fincher einen Schnellschuss namens „Curse of the Zodiac“ abzuliefern). Der Film beginnt auch gleich mit dem Doppelmord an den Teenagern Betty-Lou Jensen und David Faraday. Die beiden wollen an einem abgelegenen Ort im Auto ihren romantischen Gefühlen freien Lauf lassen, allerdings werden sie dabei ein wenig rüde von einem Mann mit Kapuze unterbrochen, der auf seinem Revers das Tierkreiszeichen des Zodiac trägt. Dieser zieht seine Pistole und feuert mehrmals durch das Seitenfenster des Wagens auf unser Liebespaar.
Die Polizei tappt bei den Ermittlungen immer noch im Dunkeln, als ein gutes halbes Jahr später (genauer gesagt im Juli des Jahres 1969) ein weiterer Mord passiert. Wieder ist ein Pärchen dran, diesmal überlebt der männliche Part schwer verletzt. Zwischen diesem und seinem nächsten Mord, beginnt der Killer Briefe an die Polizei und an die Medien zu schreiben in denen er sich seinen Namen gibt, unter anderem auch an den San Francisco Chronicle. An dieser Stelle kommen zum ersten Mal Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal), seines Zeichens Cartoonist der Zeitung, und Paul Avery, einer der Reporter, (Robert Downey Jr., wie immer großartig) ins Spiel. Während aufgrund eines offensiven Artikels sich eine direkte briefliche Morddrohung des Zodiac einfängt und daraufhin eigentlich vor lauter Angst zerbricht, verbeißt Graysmith sich regelrecht in den Fall, der zu seiner Obsession wird. Während der Zodiac mit seinen Morden eine Panik im ganzen Land auslöst, die Polizei weiterhin mit ihren Ermittlungen nicht vorwärts kommt, trägt Graysmith unter großen persönlichen Opfern Fakt um Fakt zusammen, um den Zodiac zur Strecke zu bringen…..


Inhalt

Dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Film von David Fincher hat mich mit zwiespältigen Gefühlen zurückgelassen. Auf der einen Seite kann er durchaus eine dichte Atmosphäre erzeugen. Auch die Schauspieler glänzen durchaus mit guten Leistungen und das Feeling von damals wird wirklich gut eingefangen.
Andererseits hat Fincher durch seine teilweise verfälschende Darstellung (die wohl zum Teil daran liegt, dass man nicht die Polizeiberichte, sondern ausschließlich Graysmiths Bücher als Quelle verwendet wurden, die zwar nicht schlecht sind, nur geht bei ihm erstens oft die Sachlichkeit flöten und zweitens sind sie nicht auf dem neuesten Stand). So kann man die ersten und schwerwiegendsten Logiklöcher gleich beim Eröffnungsmord sehen. Da hält der Zodiac seine Knarre ins offene Seitenfenster des Autos und drückt mehrmals ab. Gerade als er sich vom Acker machen will, fällt dem Jungen (der natürlich, obwohl er mehrere Kugeln im Körper hat, noch fit ist, wie der sprichwörtliche Turnschuh) nichts besseres ein, als direkt vor der Nase des Zodiacs auf die Rückbank zu kriechen (ich hab nur noch darauf gewartet, dass er seinen Kopf zum Fenster raushält und so was wie „Hallo, ich lebe noch!“ schreit). Der Killer dreht natürlich sofort um, und schießt noch ca. viermal auf ihn. Als die Polizei aber beim Tatort ankommt, befindet er sich tot neben dem Wagen. Er ist also mit ca. 15 Kugeln im Körper, die der Mörder aus maximal einenhalb Metern Entfernung auf ihn abgefeuert hat, noch aus dem Auto gekrochen. Aber klar doch, meine Suspension of disbelief hat sich an der Stelle schon in die Ferien verabschiedet. Ganz abgesehen davon, dass der Mord in Wahrheit so ablief, dass der Zodiac erst von hinten das Rückfenster zerschoss und die beiden Opfer flüchten wollten (ja, das Mädchen wurde auch einige Meter entfernt vom Wagen gefunden, und dass erklärt auch, wieso der Junge neben dem Auto gefunden wurde. Zumindest kam man bei der Rekonstruktion der Tat zu diesem Ergebnis).
So geht es aber auch munter weiter. Da droht der Killer einer jungen Frau, dass er, bevor er sie ermorden werde, ihr Baby aus dem fahrenden Auto schmeißt. In der nächsten Szene sieht man die völlig aufgelöste junge Frau und jeder denkt, dass er Zodiac seine Drohung in die Tat umgesetzt hat. Und was kommt raus? Genau, die junge Frau hat das Baby einige Meter abseits der Autobahn im Gebüsch versteckt. Wie zum Teufel soll sie das gemacht haben? Hat sie das Baby rausgebeamt oder wie? Und der unfreiwillig komische Höhepunkt ist folgende Frage eines Ermittlers an den damaligen Hauptverdächtigen (sinngemäß): „Wir vermuten, dass der Killer Beidhänder ist. Können sie beidhändig schreiben?“ Wenn der wirklich so gefragt hat, dann wundert es mich bei diesem Ausbund an Intelligenz nicht, dass man ihn nie gekriegt hat.
Das alles würde ich ja noch mit Bauchweh akzeptieren, wenn der Film dafür wenigstens unterhaltsam wäre. Die erste halbe Stunde ist auch ziemlich gut, aber danach geht es steil bergab. In den letzten zwei Stunden tut sich in Sachen Spannung rein gar nichts mehr. Vor allem die Szenen, die Graysmith gewidmet sind, entlocken den Zuschauern nur ein Gähnen. Das liegt nicht an Gyllenhaal, sondern einzig und allein an der langatmigen Inszenierung. Kamera und Soundtrack sind vollkommen in Ordnung, aber beides kann nicht über die aufkommende Langeweile hinwegtäuschen. Was mich aber nach wie vor am meisten stört, ist Finchers verfälschende Darstellung der Tatsachen, die man meiner Meinung nach auch nicht mit künstlerischer Freiheit entschuldigen kann, da es sich hier um eine wahre Begebenheit handelt und hier eine akkurate Präsentation vonnöten wäre.
Alles in allem kann man sagen, dass Fincher hier eine große Chance versemmelt hat. Es hätte eigentlich alles gepasst, die Schauspieler waren gut, die Ausstattung war perfekt (selten habe ich einen Film gesehen, der diese Epoche so perfekt zum Leben erweckt hat) und an der Kamera (die Kamerafahrt am Anfang ist schon fast grenzgenial), sowie am Soundtrack ließ man wirklich fähige Leute werkeln. Dieser Film hätte verdammt gut werden können, aber er wurde nur ein unlogischer und langweiliger Stinker, der sein mediales Echo eigentlich nicht verdient hat. Erwähnenswert ist noch, dass der Klassiker „The most dangerous Game“ prominent ins Bild gesetzt wird. Ist aber im Endeffekt auch schon egal.
In einem seiner vermeintlichen Briefe schrieb der Zodiac den Satz „I´m waiting for a good movie about me.“ Nun, da wird er wohl noch etwas länger warten müssen. Ich warte mit ihm. 😉

2008 G


mm
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