Zero Tolerance

 
  • Deutscher Titel: Zero Tolerance
  • Original-Titel: Null tolerans
  •  
  • Regie: Anders Nilsson
  • Land: Schweden
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Jacob Eklund (Johan Falk), Marie Richardson (Helen Andersson), Peter Andersson (Leo Gaut), Jacqueline Ramel (Anja Mansdotter), Fredrik Dolk (Peter Kroon), Lennart Hjulström (Ola Sellberg)


Vorwort

Heilig Abend in Göteborg – zufällig beobachtet Kriminalinspektor Johan Falk einen Überfall auf ein Juweliergeschäft und nimmt die Verfolgung der Täter auf. Es kommt zu einem Schußwechsel – Falk tötet einen der Gangster, doch dessen Komplize erschießt, bevor er fliehen kann, einen Passanten. Drei Zeugen identifizieren anhand der Verbrecherkartei den stadtbekannten, aber nie ernstlich verurteilten Ganoven Leo Gaut als Todesschützen. Gaut wird festgenommen, doch bei der Gegenüberstellung will keiner der Zeugen den Täter erkennen. Für Falk ist klar – Gaut hat es irgendwie geschafft, die Zeugen unter Druck zu setzen. Erbost besucht Falk Gaut in dessen Wohnung und liest ihm die Leviten, doch Gaut zeigt Falk umgehend wegen Mißhandlung und Körperverletzung an. Der Bulle soll verknackt werden, ein unangenehmes Schicksal erwartet ihn, weil Gaut eine Belohnung für den Knacki ausgesetzt hat, der Falk im Knast tötet. Falk gelingt die Flucht; er weiß, dass am Abend, an dem er bei Falk war, eine dritte Person in der Wohnung war, die ihn entlasten könnte. Diesen ominösen Zeugen gilt es zu finden und zu einer Aussage zu überreden, dieweil Göteborgs Unterwelt und Falks Kollegen hinter ihm her sind…


Inhalt

„Zero Tolerance“ ist der erste Teil der mit den jüngst hier besprochenen „Executive Protection“ und „The Third Wave“ fortgesetzten Trilogie um den schwedischen Superbullen Johan Falk, die ich, in bewährter Anti-Methodik, in umgekehrter Reihenfolge begutachtet habe. Im Gegensatz zu den beiden Nachfolgefilmen, die das Thema organisierte Kriminalität in großen, zuletzt schon paneuropäischen Rahmen ausspielten und durchaus auch aufwendige Action zu bieten hatten, spielt sich „Zero Tolerance“ doch eine ganze Nummer kleiner und bescheidener als routiniertes Cop-Drama ab. Die Story ist relativ schlicht – Cop will Bösmann hinter Gitter bringen, wird gelinkt und versucht, seinen Namen reinzuwaschen und den Bösmann doch noch zu überführen. Autor und Regisseur Anders Nilsson lässt sich von dieser Grundgeschichte keinen Millimeter weit abbringen – da wird keine Zeit an überflüssige Subplots oder ähnlichen Krimskrams verschwendet, allerdings spielt sich der Streifen auch weitgehend überraschungsfrei (seine große Pointe, nämlich die Identität eines Maulwurfs im Polizeirevier, telegrafiert der Film ab und wer wie ich die beiden Fortsetzungen bereits gesehen hat, weiß natürlich auch, wer überleben wird). Dennoch ist es auch „nachträglich“ noch interessant, sich „Zero Tolerance“ zu Gemüte zu führen, da dort einige Grundlagen gelegt werden, auf die die späteren Filme noch zurückkommen (wer sich z.B. bei „The Third Wave“ fragte, wer die schwedische Polizistin ist, die Falk mit Informationen versorgt und warum sie ihm hilft, findet hier Aufklärung). Interessant zu beobachten ist allerdings die Charakterentwicklung der zentralen Figur – in „Zero Tolerance“ muss Falk erstmals einen Verbrecher erschießen und wird davon emotional schwer überwältigt; in den Folgefilmen tötet er seine Gegner ohne Skrupel und Gewissensbisse. Die insgesamt nicht mehr wirklich neue Geschichte verpackt der Streifen aber recht gekonnt in ein leidenschaftliches Plädoyer für Zivilcourage – manchmal wird diese Botschaft mit dem berühmten Holzhammer verabreicht, aber – es funktioniert einigermaßen (ein wenig eleganter und weniger redenschwingend hätt’s mir besser gefallen, doch so ist das mit den guten Absichten).

Mit den beiden anderen Streifen der Reihe teilt „Zero Tolerance“ das Problem, dass er etwas zu lang ist – auch hier hätte eine Straffung um 10-15 Minuten dem Pacing, dem Rhythmus des Films gut getan, ab und an schleicht sich eine kleinere Länge ein, die im Unterschied zu den späteren Filmen nicht durch größere Action-Einlagen ausgeglichen werden können. „Zero Tolerance“ hatte ganz offensichtlich ein wesentlich schmaleres Budget und muss daher mit einer großen Action-Szene zu Beginn auskommen (und auch die ist erheblich „kleiner“ als die Set Pieces der Fortsetzungen). Eine vergleichbare Szene hat der Film danach nicht mehr zu bieten (auch nicht im Showdown) und verlässt sich vielleicht ein wenig zu sehr auf die „Ein Mann auf der Flucht“-Thematik. Handwerklich ist das von Anders Nilsson grundsolide inszeniert, mit ordentlicher Kameraführung und der üblichen voluminösen (und dadurch leicht übertrieben erscheinenden) musikalischen Untermalung (zwei Songs zum Soundtrack steuerte übrigens das schwedische Popsternchen Carola, vormalige Grand-Prix-Eurovision-Gewinnerin, bei). Die beiden Fortsetzungen wirken allerdings auch reifer.

Schauspielerisch ist es gewöhnungsbedürftig, Johan Falk mit einer anderen (nicht so passenden) Synchronstimme sprechen zu hören, eine Originaltonspur fehlt leider. Jacob Eklund ist verständlicherweise in seinem Charakter noch nicht so „drin“ wie in den Folgefilmen und ist auch nicht gerade der große darstellerische Held, wenn ihm das Script die ein oder andere emotionalere Szene abverlangt. Eklund wächst in den Fortsetzungen mit seiner Rolle (hätte ich die Filme, wie sich’s gehört, in chronologischer Reihenfolge gesehen, fiele mir das aber sicher nicht so auf).

Marie Richardson, in den Fortsetzungen fest mit Falks Eklund liiert, ist in „Zero Tolerance“ fast so etwas wie seine Gegenspielerin, eine eingeschüchterte Zeugin, die Falk zu einer Aussage bewegen will. Richardson liefert eine reife darstellerische Leistung ab, da ihr im Rahmen der Serie im Auftaktfilm die anspruchsvollste Rolle zugedacht wird. Peter Andersson gibt als Leo Gaut einen nicht immer überzeugenden Bösewicht.

Bildqualität: Wie bereits im „Executive Protection“-Review erwähnt, verteilen sich die drei Johan-Falk-Filme auf drei verschiedene deutsche Publisher. „Zero Tolerance“ hat dabei die Ar..mkarte gezogen und ist im Lizenzstamm von Laser Paradise gelandet, d.h. wir haben eine relativ uninspirierte DVD-Umsetzung vor uns. Löblich ist es allerdings, dass die Freunde von LP es ausnahmsweise mal geschafft zu haben scheinen, einen Film im korrekten Aspect Ratio (hier so umme 1.85:1) auf die DVD zu zaubern (anamorphe Abtastung wäre allerdings zu viel verlangt gewesen). Der Print macht nicht immer den allerbesten Eindruck, wirkt manchmal, besonders zu Anfang etwas verschliert und insgesamt eine deutliche Nummer zu blass. Schärfe- und Kontrastwerte bewegen sich im durchschnittlichen Bereich, die Kompression haut nicht vom Hocker, aber man hat auch schon deutlich schwächeres gesehen (auch von LP).

Tonqualität: Leider fehlt der LP-DVD im Gegensatz zu den Folgefilmen, die von Starmedia bzw. Sunfilm veröffentlicht wurden, der schwedische Originalton, statt dessen gibt’s nur eine (nicht gerade berauschende) deutsche Synchro in Dolby 2.0 (die Sprecher sind teilweise andere als in den beiden restlichen Falk-Filmen, und gerade der Sprecher für Jacob Eklund passt irgendwie gar nicht). Qualitativ ist die Tonspur zweckmäßig, d.h. rauschfrei und gut verständlich, die Musik vielleicht einen Tack zu aufdringlich (aber das ist irgendwie auch ein Stilmittel der ganzen Serie), aber auch nichts, woran man sich gesteigert erinnern müsste.

Extras: Beinahe hätte ich „nix“ geschrieben, aber es findet sich immerhin der deutsch synchronisierte Originaltrailer sowie eine Laser-Paradise-Trailershow.

Fazit: „Zero Tolerance“ ist fraglos der schwächste der drei Johan-Falk-Thriller. Das Script ist ein vergleichsweise 08/15er-Krimidrehbuch von der Stange, wird aber handwerklich routiniert und mit solidem Spannungsaufbau (vor allem, wenn man die Nachfolger noch nicht kennt) zelebriert und dürfte Fans skandinavischer Krimiware durchaus unterhalten. Gege die beiden Fortsetzungen, die sowohl ihre Thriller- als auch die Action-Elemente stärker ausarbeiteten und auch inhaltlich heißere Eisen anfassten, bleibt „Zero Tolerance“ aber deutlich zurück, bleibt zu sehr konventioneller Krimi. Das heißt nicht, dass es sich um einen schlechten Film handeln würde, nur um einen, der im Gegensatz zur altbekannten Filmregel etwas schwächer ist als seine Sequels. Falk-Komplettisten brauchen den Streifen natürlich sowieso, wobei’s schade is, dass die Laser-Paradise-DVD nicht nur mit einem lächerlichen Cover-Schriftzug „glänzt“, sondern auch auf den Originalton verzichtet (und die Tatsache, dass drei unterschiedliche Label auf den Rechten sitzen, lässt die Wahrscheinlichkeit einer Neuauflage und/oder eines Boxsets recht gering werden).

UPDATE: Sunfilm-DVD-Version!
Bildqualität: Sunfilm, Rechteinhaber an „The Third Wave“, hat nunmehr auch beim ersten Teil der Falk-Trilogie zugegriffen und „Zero Tolerance“ eine Neuauflage gegönnt. Sehr erfreulich. Natürlich klatscht Sunfilm nicht 1:1 die alte LP-Fassung auf DVD, sondern optimiert da und dort ein bisschen. So hat man dem Film jetzt auch eine anamorphe Abtastung spendiert, insgesamt zeigt sich die Bildqualität merklich verbessert, vor allem im Bereich der Kompression. Sieht jetzt * richtig * gut aus.

Tonqualität: Während man sich – verständlicherweise – nicht dazu durchringen konnte, dem Film eine neue (und damit einheitlich zu den Folgefilmen tönende) deutsche Synchronisation zu verpassen, kommt der geneigte Filmfreund mit dem Sunfilm-Release nun auch in den Genuss des schwedischen Originaltons – nun kann man die Trilogie komplett auf Schwedisch verfolgen. Auch hierfür herzlichen Dank. Die deutsche Sprachfassung kann man sich in Dolby Digital 5.1 oder dts zu Gemüte führen (der Dolby-Mix wirkt insgesamt deutlich differenzierter als der hinsichtlich der Musik etwas überregelte 2.0-Mix der LP-Scheibe), der schwedische O-Ton liegt in Dolby Digital 5.1 vor und kann sich allemal hören lassen.

Extras: Im Bonus-Bereich ist leider weiterhin Herr Schmalhans Küchenmeister – mehr als den Originaltrailer hat auch Sunfilm nicht aufgetrieben. Die Label-Trailershow ist aber selbstredend Programm.

Fazit: Danke, Sunfilm – durch die verbesserte Neuauflage hat der Johan-Falk-Fan, und als solcher möchte ich mich durchaus outen, nun endlich die Chance, auch den ersten Film der Trilogie in angemessener Form ins DVD-Regal stellen zu können. Die verbesserte Bildqualität und vor allem der schwedische O-Ton machen „Zero Tolerance“, auch wenn der Film begreiflicherweise auch durch bessere DVD-Technik immer noch nur der drittbeste Film der Falk-Trilogie ist, eigentlich zum Pflichtkauf für Actionthrillerfreunde. Den Laser Paradise-Silberling kann man jedenfalls guten Gewissens ausmustern…

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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