Yambao

 
  • Original-Titel: Yambao
  • Alternative Titel: Cry of the Bewitched | Young and Evil |
  • Regie: Alfredo B. Crevenna
  • Land: Mexiko/Kuba/USA
  • Jahr: 1957
  • Darsteller:

    Ninón Sevilla (Yambao), Ramón Gay (Jorge), Rosa Elena Durgel (Beatriz), Fedora Capdevila (Caridad), Ricardo Román (Lazaro), Luis Lopez Puente (Damian), Celina Reynoso (Yeya), Isolina Herrera (Belen)


Vorwort

Kuba, 1850… Zuckerrohrplantagenbesitzer Jorge freut sich seines Lebens – die Plantage brummt, die Sklaven sind’s allgemein zufrieden, und seine Angetraute Beatrice wird demnächst auch den erwarteten Stammhalter werfen.

Doch es droht Ärger – vereinzelte Fälle der Pest werden gemeldet und nach langer Zeit der verdächtigen Abwesenheit taucht Yambao wieder auf, ein nicht der Platage zugehörendes Mädchen, dass mit allen möglichen Voodoo-Gottheiten im Bund ist und besonders Männer mit ihren verführerischen Tänzen becirct. Lazaro, der Sohn von Jorges Ober-Sklaven-Vorarbeiters Damian, ist besonders anfällig für die seduktiven Künste Yambaos.

Yambao verschwand seinerzeit, als Damian und seine Leute ihre Großmutter Caridad, akut der Hexerei beschuldigt, hetzten und eine Klippe herunterstürzen ließen. Verständlich daher, dass Damian der Hypothese anhängt, Yambaos plötzliches Wiedererscheinen sei nun nicht gerade der Zufall des Jahrhunderts. In der Tat steckt dahinter ein finsteres Geheimnis – Caridad hat ihren damaligen Absturz überlebt, haust nun mit Yambao in einer versteckten Höhle und hegt fürchterliche Rachegedanken.

Seltsamerweise kaprizieren sich Caridads dahingehende Gelüste auf Jorge, den Yambao gefälligst verführen soll. Mit Unterstützung der Voodoo-Magie ist das kein großes Problem und wie offenbar geplant fängt sich Jorge nach/durch Koitus eine tödliche Krankheit ein. Jorge siecht dem Ende entgegen, doch ist Yambao mittlerweile aufgegangen, dass sie sich in den Plantagenbesitzer verliebt hat, und so rettet sie ihn mit Naturheilkunde. Caridad mag das nicht so vorhergesehen haben, aber aus ihrer Sicht lässt sich auch mit dieser neuen Situation arbeiten. Einem gemeinsamen Liebesglück Yambaos mit Jorge stehen, so argumentiert sie clever, nur Beatrice und ihr Braten im Ofen im Weg…


Inhalt

Zu den mir bislang verschlossenen Geheimnissen des Universums gehört die Frage, ob und inwiefern Kuba vor der kommunistischen Revolution so etwas wie eine eigene Film- und Kinokultur hatte. Die USA behandelten Kuba damals ja eher wie einen inoffiziellen Bundesstaat und was sonst noch so an fremdländischen Einflüssen auf die Zuckerrohrinsel geriet, dürfte wohl aus Mexiko originiert haben. Demzufolge firmiert „Yambao“ auch als US-kubanisch-mexikanische Co-Produktion.

Nominell ein „Horrorfilm“ im Fahrwasser von „I Walked With A Zombie“ und damit schon fünfzehn bis zwanzig Jahre zu spät dran für seine melodramatische Machart, ist „Yambao“ aber weniger als Genrebeitrag konzipiert denn als Star-Vehikel für seine Hauptdarstellerin Ninon Sevilla, eine damals legendäre kubanische Night-Club- und Cabaret-Tänzerin, von der niemand geringeres als Truffaut sagte: „Tanzt Ninon Sevilla für den Ruhm? Nein, sie tanzt nur für die Leidenschaft!“

Kein Wunder also, dass die Voodoo-Geschichte nicht mehr als eine aus den üblichen Klischees gestrickte Rahmenhandlung für nicht weniger als sieben (!) ausführliche Tanz-Sequenzen fungiert. Und obschon ich von Tanz unwesentlich mehr verstehe als von Nuklearphysik – die sind nicht mal sonderlich gut. Die Tänze sind in ihren besseren Momenten durchaus andeutungsweite erotisch, weil Sevilla schon ein Hinkucker ist und viel Bein zeigt, manchmal wirken sie aber auch wie die Vorstufe zu einem Drunken-Kung-fu-Battle und weniger choreographiert denn couragiert zusammengestolpert. Außerdem sind sie ungeheuer repetetiv, da stehts auf den gleichen monotonen Mambo-Rhythmen, die dann auch ausschließlich von Trommeln und Perkussion dargeboten werden, basierend. Hat man sich durch die zwei ersten Nummern gearbeitet, laden die weiteren fünf doch freundlich zum Vorspulen oder Getränke und Snacks holen ein.

Zudem ist Ninon Sevilla leider auch keine besonders gute Schauspielerin, oder ihr ist klar, dass sie an einen C-Film wie diesen keine echte Performance verschwenden sollte, denn sie chargiert augenrollend und grimassierend, dass Bela Lugosi in seinen besten Zeiten zur Contenance aufgerufen hätte. Das fällt insbesondere auf, weil bis auf ihre „Granny“ der Rest des Ensembles eher aus der underplay-Richtung kommt und ja nicht zu viel Emotion in einen Gesichtsausdruck legt (nun, man kann natürlich auch auf die Idee kommen, jemand wie Ramon Gay, der sich normalerweise in mexikanischen Schauerfilmchen mit der „Aztec Mummy“ prügelte, auch nicht zu den großen Charakterdarstellern gehört). Dem Freund erlesenen Schundes bereitet der starke Kontrast zwischen Sevillas, eh, expressiver Performance und der Hölzernheit des Rest-Casts schon gewisses Vergnügen und auch über dämliche Dialoge und die ganze Onkel-Tom-Attitüde von Sklaven und Sklavenhaltern kann man schmunzeln, aber an echten Höhepunkten ist der Film dann doch eher arm, von „Horror“- oder auch nur „dezenter Grusel“-Momenten ganz zu schweigen. Die Schlussphase überrascht mit zwei-drei ganz netten Ideen, die man in einem besseren Gesamtfilm besser zur Geltung hätte bringen können, aber Otto Normalzuschauer, der einen Film wie „Yambao“ weniger des Interesses an kubanischer Film- und Tanzkultur schaut, sondern des Unterhaltungswerts wegen, wird bis dahin sanft entschlafen sein.

So er denn die Originalversion vor sich hätte und nicht die auf amazon prime verfügbare Rifftrax-Version. Wie die meisten Rifftrax (außer „Voodoo Man“), die ich bislang gehört habe, kann auch der zu „Yambao“ keine Sekunde lang mit MST3K mithalten, aber zumindest gibt’s dieses Mal eine Handvoll guter Lacher und zumindest so viele Grinser, dass dem geneigten Zuschauer über die Längen des Quellmaterials hinweggeholfen wird. Für lau kann man diese Fassung mal kucken, ansonsten ist „Yambao“ wirklich eher was für die extrem Neugierigen…

2/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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