Wrong Turn

 
  • Deutscher Titel: Wrong Turn
  • Original-Titel: Wrong Turn
  •  
  • Regie: Rob Schmidt
  • Land: USA/Deutschland
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Chris Flynn (Desmond Harrington)
    Jessie Burlingame (Eliza Dushku)
    Carly (Emmanuelle Chriqui)
    Scott (Jeremy Sisto)
    Evan (Kevin Zegers)
    Francine (Lindy Booth)
    Three Finger (Julian Richings)
    Saw-Tooth (Garry Robbins)
    One-Eye (Ted Clark)
    Halley (Yvonne Gaudrey)


Vorwort

Vor einigen Monaten saß ich ahnungslos im Kino und wurde von einem Horror-Trailer überrascht. Boah, dachte ich in den ersten Sekunden, das Texas Chainsaw Massacre-Remake sieht ja gar nicht mal so übel aus. Gut, die Abwesenheit von Kettensägen im Trailer brachte relativ schnell die Erkenntnis, daß ich nicht mit einem Preview auf die Nispel´sche Leatherface-Variante zu tun hatte, sondern mit der zu Wrong Turn. Immerhin machte der Trailer zumindest bei mir Appetit auf den ganzen Film ganz, aber, wie´s dann halt beim Doc üblicherweise so ist, im Kino hab ich ihn dann doch nicht gesehen (warum? Fragt mich was leichteres, aber vielleicht lag´s am üblichen leeren Geldbeutel).

Bekanntlich ist Euer Doc aber ein kleiner Glückskeks – als mich sponsorseitig letzte Woche die Anfrage erreichte, ob ich kurzfristig Interesse hätte, Wrong Turn zu besprechen… naja, Ihr kennt das alte Freibierg´sicht, das hier seitenweise Blödsinn schreibt. Okay, was als Vorabinfo? Das word-of-mouth der Fans war durchaus gut, es herrschte allgemeine Verwunderung, daß der Streifen ungeschnitten mit einer liberalen 16er-Freigaben die bekannten Zensurgremien passieren durfte (man könnte fast auf den Gedanken kommen, die deutsche Beteiligung an der Produktion hätte sich hier ausgewirkt, aber dann erinnert man sich an die 18er-Freigaben für Flashback und Swimming Pool) und so harrte ich doch relativ erwartungsfroh der Dinge, die da kommen sollten.


Inhalt

Spätestens seit Scream braucht jeder Horrorfilm, der was auf sich hält (dito die meisten, die nichts auf sich halten bzw. von denen nichts zu halten ist), eine Pre-Title-Sequenz, da macht Wrong Turn keine Ausnahme. Irgendwo fernab der Zivilisation (genauer gesagt: 50 Meilen entfernt von den Errungenschaften ebenjener) betreiben Rich und Halley den William-Shatner-geförderten Sport des Kletterns. Rich hat die vielleicht dreißig Meter hohe Wand bereits erklommen, Halley hängt noch sprichwörtlich in den Seilen und beansprucht, was ich irgendwie als leicht unsportlich erachtet, von ihrem Gspusi die restlichen paar Meter hochgezogen zu werden. Den Wunsch kann Rich leider nicht erfüllen, weil er gerade ausgiebig damit beschäftigt ist, sich (noch legen wir ja Wert auf suspense) off-screen abschlachten zu lassen. Der Korpus geht fliegen und der mutmaßliche Rich-Killer beginnt mit wahrhaft übermenschlichen Kräften Halleys Aufzugs-Wunsch in die Tat umzusetzen. Wählerisch, wie Frauen nun mal sind, legt Halley plötzlich keinen gesteigerten Wert mehr auf diese Dienstleistung und schneidet sich frei. Stichwort „frei“, frei klettern ist sichlich nicht ihre Spezialdisziplin, auf jeden Fall verliert sie nicht nur die Fassung, sondern auch den Halt und folgt den Gesetzen der Gravitation, allerdings m.E. nicht denen der Anatomie und Medizin, insofern sie den lockeren 20-Meter-Sturz abgesehen von ein paar Kratzern unverletzt übersteht. Flucht zum Auto im Sinn übersieht sie rennenderweise leider den gespannten Fallstrick (besser gesagt: Fallstacheldraht), fällt auf die Nase und kann vom albern kichernden und noch unsichtbaren Killer einem vermutlich unsympathischen Schicksal entgegengeschleift werden.

Was wir an Background brauchen, vermittelt uns, soweit wir der englischen Schriftsprache mächtig sind, die Titel-Montage, deren eingeblendeten Zeitschriften-Headlines wir entnehmen, daß eine Bande kannibalischer „mountain men“, die durch jahrelange Inzucht körperlich deformiert seien, offenbar schon seit längerer Zeit ihrem mörderischen Hobby frönen (hm, wenn man schon weiß, daß es sich um Kannibalen handelt, die noch dazu deformiert sind, sollte man davon ausgehen, daß die irgendjemand schon mal gesehen hat und folgerichtig „man“, z.B. Polizei/Nationalgarde/Navy SEALs o.ä. gewisse Maßnahmen zur Beendigung des Treibens hätte veranlassen können. Naja, in den Südstaaten ist man in dieser Hinsicht wohl etwas laxer).

Nach dieser Montage finden wir uns auf einem Highway durch die Wälder West Virginias nieder und fahren bei unserem nominellen Helden Chris Flynn auf dem Beifahrersitz mit. Chris wird nicht nur, da geh ich jetzt schon jede Wette ein, denn sonst würden wir ihn nicht bei den folgenden Belanglosigkeiten beobachten dürfen, das Filmende er- und vielleicht sogar (ein Twistende kann man ja nie ganz ausschließen) überleben, sondern hat´s auch mächtig eilig, weil er ein dringendes (Vorstellungs-?) Gespräch am Abend hat und ihm der Stau aufgrund eines Chemieunfalls nicht wirklich in den Kram paßt. Ein unerlaubtes Wendemanöver auf dem Highway und zwei Landstraßen (bzw. Schotterwege, aber in Finnland z.B. kann sowas durchaus als Autobahn im Atlas stehen, so what do I know?) später sieht Chris ein, daß er sich verfranzt hat und über Handy niemanden über sein potentielles Zuspätkommen unterrichten kann und läuft eine typische Backwood-Tankstelle an. Sowohl Tankstelle als auch zahnloser Besitzer derselben stammen direkt aus dem 18. Jahrhundert (genau genommen könnte man schon beim Genossen Tankwart auf die Idee kommen, zu den deformierten Inzuchtlern zu gehören) und verfügen nur über ein kaputtes Telefon, aber wenigstens über eine Straßenkarte. Der wiederum entnimmt Chris, daß es eine „dirt road“ (was war dann das, worüber er bislang gebrettert ist?) namens „Bear Mountain Road“ gäbe, die ungefähr in seine Fahrtrichtung führt. „Take care,“ bescheidet er den nicht besonders hilfreichen tankstellenhütenden Hinterwäldler (vermutlich ein enger Verwandter von Rance Howard aus A Crack in the Floor). Im genuschelten zahnlosen Südstaatenslang keift der alte Sack dem davonbrausenden Stadtyuppie hinterher, daß wenn hier jemand care taken sollte, das wohl besser Chris selbst tun sollte.

Womit der gute Chris wohl nicht gerechnet hat, ist die Weggabelung, die sich ihm auf der Bärenbergstraße in die Quere kommt. Nach kurzer Überlegung entscheidet sich Chris für die linke Straße und, da wir ja irgendwo den Titel des Films noch im Gedächtnis haben, mit zielstrebiger Präzision für die falsche. Äußert sich nicht nur an am Straßenrand rumliegendem toten animal wildlife, sondern auch an dem heftigen Aufprall, als der unaufmerksame Fahrer ungebremst in einen mitten auf der „Straße“ rumstehenden Kombi crasht. Dessen Besitzer, fünf sort-of-teeangers (vier cannon-fodder-Charaktere plus das notwendige final girl, soviel können wir uns ja schon mal ausmalen), sind not amused, aber wenigstens unverletzt, weil ausgestiegen – ihre eigene Schleuder hatte nämlich einen Reifenschaden aufgrund über die Straße gespannten Stacheldrahts, was auch die unorthodoxe Parkposition erklärt. An zukünftigen Backwood-Opfern hätten wir Evan und Francine, die, weil selbst von ihren Kumpels relativ unbürokratisch zu Kiffern charakterisiert, toter sind als Elvis (Elvis nix tot, leben in Memphis, kost 5000 Mark, Ützwurst schalte Uhr ab), Scott und Carly (Scott ist der offizielle Pausenclown der Gruppe, ergo: hoffentlich gut versichert, damit die Erben was davon haben) und Jessie (ohne Boyfriend, daher so sicher wie das Amen in der Kirche unser final girl. Schön, das wir das geklärt haben und uns fürderhin auf das Wesentliche konzentrieren können). Das Wesentliche ist, nachdem Chris ein paar Vorwürfe wg. rüpelhafter Fahrweise über sich ergehen lassen mußte, Hilfe zu holen. Da die Tanke nach Chris´ Einschätzung hierfür nicht taugt (immerhin wär dort ein Kerl, der vielleicht sowas wie einen Abschleppwagen hinten im Hof hat, also wäre das zumindest eine Überlegung wert), will man zu Fuß in anderer Richtung der Straße folgen. Evan und Francine bieten sich an, die Autowracks zu bewachen (R.I.P., we barely met you), der Rest stiefelt los.

Falls wir noch irgendwelche Gründe brauchen sollten, warum Evan und Francine das nächste Kapitel der DVD nicht lebendig erreichen werden, liefern die beiden uns selbige im Sekundentakt: 1. Sie kiffen. 2. Sie haben Sex. 3. Sie durchwühlen Chris´ Karre und klauen seine Schokoriegel und CDs (die Wertigkeit dieser Kapitalverbrechen bitte ich eigenständig zu beurteilen). Scott belabert Carly wegen einer eventuell anstehenden Verheiratung (okay, ich weiß ja, daß ihr auch tot seid… „dead men walking“), bevor die vier Fußgänger ein Lagerfeuer ohne dazugehörende Lagerfeueranzünder entdecken. „Freaky,“ meint Scott. Francine fällt auf, daß Evan – bibber – plötzlich spurlos verschwunden ist. Selbiges, also spurlos verschwinden, tut zu Scotts mittlerer Panikattacke auch Carly. Gut, suchen wir uns also aus, welches der false scare ist und welches the real deal. Ich setze meine kompletten Ersparnisse, meine DVD-Sammlung, Pucki, den badmovie-Kater (you already got your Pucki-Fan-T-Shirt?) und meine eventuellen Nachkommen bis ins 27. Glied auf Evan. Guess what? I won. Während nämlich Carly aus dem Gebüsch ihrem Loverboy glucksend ins Kreuz springt und ihn nur erschreckt, findet Francine im Unterholz zunächst ein Ohr, das vermutlich mal an Evans Rübe befestigt war und zweitens ihr Ende durch Stacheldraht (und weil wir´s offensichtlich mit einer gewissen Oralfixation seitens des Drehbuchautors zu tun haben, wird sie mit dem Draht nicht einfach erwürgt, sondern sie bekommt ihn zwischen die Kauleisten und wird daran weggeschleppt. Autsch). Die Überlebenden, die noch nicht ahnen, daß sie für den Moment noch solche sind, stellen indes fest, daß die Straße eine Sackgasse ist und etwas irrationalerweise mit einer Leitplanke vor einem satten 100-Meter-Abgrund endet. Jokester Scott tut so, als würde er runterfallen, um Carly ihren kleinen Scherz heimzuzahlen. „Ich brauche ein Motelbad und so solltest dich darauf vorbereiten, mir eine Menge Orgasmen zu bereiten,“ quittiert Carly das Geschehen (erwähnte ich, daß das Mädel tot ist?)

Zielloses Herumgestolpere durch die Wälder führt unsere Clique zu einer heruntergekommenen Hütte, die verdächtigerweise von etlichen Autowracks umstellt ist. Da ich als (hoffentlich) Denker davon ausgehen würde, daß man irgendwo in der Wildnis West Virginias keinen schwungvollen Gebrauchtwagen- oder Ersatzteilhandel betreibt (und außerdem From Dusk Till Dawn gesehen habe), käme mir die Sache spanisch vor. Ehre, wem Ehre gebührt, auch unsere Kids sind besorgt, aber verzweifelt genug, um trotzdem mal zu klopfen und, da nicht aufgetan wird, ins Hütteninnere zu venturen (auch wenn Scott zutreffend kombiniert „Trespassing? West Virginia? Bad idea!“ und geflissentlich erwähnt, man solle sich an Deliverance erinnern). Selbiges sieht genau so aus, wie man sich eine Hütte vorstellt, in der diverse degenerierte Hinterwäldler leben, dreckig, eklig, bäh. Spätestens, als unserer Freunde hinter einer Tür ein gut sortiertes Lager diverser Beutestücke von Kinderspielzeug bis Juwelen entdecken,würde ich persönlich nun doch die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen, aber Carly muß dringend aufs Klo. Ich weiß nicht, ob sie ernsthaft erwartet, in solcher Umgebung eine Toilette vorzufinden, die einen besseren hygienischen Standard als der nächstbeste Baum in der Prärie aufweist oder warum ihre Freunde ihr dies nicht auseinanderklamüsern, aber sei´s drum. Das Badezimmer wird gefunden und ist genauso versifft, wie ich´s mir vorgestellt habe (also spätestens JETZT sollte Carly ein Naturklo in den Büschen sehr sympathisch vorkommen). Nun aber begibt es sich, daß Chris und Carly gleichzeitig unliebsame Entdeckungen machen… Chris findet einen Kühlschrank, in dem in Einmachgläsern Gehirne und andere Organe, die innerhalb eines menschlichen Körpers entschieden besser aufgehoben sind, und Carly stellt fest, daß in der Badewanne Leichenteile rumschwimmen. PANIK! Die beabsichtigte Hals-über-Kopf-Flucht (hätt´s Euch ja gleich gesagt…) muß aber abgeblasen werden, da die Hüttenbewohner mit ihrem Abschleppwagen Baujahr 1950 (wer hat den Debilen eigentlich das Autofahren beigebracht?) im Anmarsch sind. Die Hintertür ist dummerweise verrammelt und so müssen sich unsere Helden verstecken. Chris und Jessie packen sich kreativ unter ein Bett, Carly und Scott finden Zuflucht in einem Nebenzimmer (war´s das Bad oder die Trophäenhalle? I forgot). Die drei Mutanten (jedenfalls sehen die Hinterwäldler wirklich aus, als seien sie einmal zu oft durch den Fleischwolf gedreht worden… Tobe Hoopers originale TCM-Familie ist dagegen eine sympathische Sippschaft, die man gerne mal zu Kaffee und Kuchen einladen würde) schleppen zum Entsetzen der Versteckten die gemörderte Francine an und schreiten dazu, die Maid, weil sich Körper im Ganzen schlecht einlagern lassen, ein wenig zu filettieren bzw. ihr zumindest erst mal ein Bein abzuhacken. Mörderische Spannung, als einer der backwoods eine Gewehrkugel fallen läßt und diese direkt neben Chris auf den Poden poltert und der Häßliche danach fingert.

Auch der kannibalistischte Hinterwäldler muß irgendwann mal schlafen und so pennen und schnarchen die Mißgestalten wenig später den Schlaf der Ungerechten, was unsere Freunde dazu nutzen wollen, unauffällig aus der Hütte zu sneaken. Obwohl Carly gegen einen Eimer poltert, scheint das Unterfangen zu gelingen, doch Chris bemerkt, daß die Vordertür irgendwie gesichert ist (tut mir leid, obwohl ich mir die Szene zweimal angesehen habe, konnte ich mir selbst nicht zufriedenstellend erklären, was bzw. wie hier Sache ist). Chris hält die Tür bzw. den Warn-/Alarmmechanismus auf und schneidet sich dabei in die Hand, man verläßt diszipliniert die Hütte und beabsichtigen, den Abschleppwagen zu klauen. Die backwoods sind aber inzwischen aufgewacht und blasen zur Verfolgung, weswegen statt motorisiert zu Fuß geflüchtet wird. Dabei rennen unser Helden direktemang in einen Autofriedhof von beachtlichen Ausmaßen (erreicht nicht ganz From Dusk Till Dawn-Qualität, läßt aber doch Rückschlüsse darauf zu, daß das Abschlachten von unbedarften Touris zum bereits länger ausgeübten Tagwerk der Ekelbatzen gehört (und mich gesteigert wundert, warum sich dafür noch keine Autorität interessiert hat… das sollte doch auffallen, wenn hunderte Autos plus dazugehörige Besatzung in einem überschaubaren Bereich verlorengehen… oder ist das das Gebiet des Sheriffs aus A Crack in the Floor?). In einem Anfall unerwarteter Hellsichtigkeit kreuzen auch die backwoods in ihrem gelben Abschlepper dort auf und steigen, Mord im Sinn und Waffen im Anschlag (man benutzt wahlweise Schrotflinten oder Pfeil und Bogen), aus. Ein Ablenkungsmanöver müßte her, sinniert Chris, der sich zum Leader und Denker der Gruppe aufgeschwungen hat, um den Wagen zu erbeuten. Selbstlos opfert er sich selbst und sprintet aus der Deckung ins Unterholz, fängt sich dabei aber einen Schuß in den Haxen ein. Sieht fast so aus, als wäre das Opfer umsonst, denn seine Gefährten kleben wie angewurzelt fest, bis Scott wieder einfällt, was sie eigentlich vor hatten. Da die backwoods inzwischen wieder taktisch gute Positionen eingenommen haben, braucht´s ein zweites Ablenkungsmanöver und das liefert der tapfere Scott, in dem er in die entgegengesetzte Richtung türmt. Die doofen Weiber verschieben die Prioritäten und bergen erst den verletzten Chris, der sich notdürftig seine Beinwunde abgebunden hat, und rennen dann mit dem Gestrauchelten zum Wagen (ich hätte mir erst mal den Wagen gesichert und die überlegene Mobilität DANN ausgenutzt). KREISCH, denn aus dem Wagen fällt ihnen erst mal die Leiche Evans entgegen (warum die backwoods den nicht längst ausgeladen haben, entzieht sich meiner Kenntnis). Trotzdem wird die Karre beschlagnahmt und man braust vom Acker, wobei Carly ihre Hysterie pflegt. Scott wird indes von den mutierten Hillbillies verfolgt und bekommt, fieserweise in Sichtweite des rettenden Fluchtautos, ein paar Pfeile in den Rücken (und der dritte durchbohrt ihn sogar ganz, schick). Chris muß der das Steuer führenden Jessie den dringlichen Ratschlag geben, aufs Gaspedal zu treten (Frauen denken auch an gar nichts) und Scotts Kadaver wird von den Hinterwäldlern weggeschleift.

Allzuweit kommen unsere Freunde allerdings nicht, denn ein Baum blockiert den Weg. Chris mangelt es an Orientierung und so schlägt er vor, einen Hügel zu erklimmen und von dort nach einer Straße Ausschau zu halten. Carly ist immer noch hysterisch und muß von Jessie beruhigt werden, die backwoods schleichen grunzend durch die Wälder (die Kerle kommunizieren übrigens ausschließlich durch Grunzlaute. Ein Fest für diejenigen Feuteillonisten, die bei solch ausgewogenen Charakterisierungen der Übeltuer immer gern gleich die „Untermenschen“-Keule auspacken). Chris latscht beinahe in eine Bärenfalle (was ich beinahe für einen plot point gehalten hätte), braucht wenig später eine Pause (wg. seiner Beinverletzung, immerhin lustig und einer der wenigen Ausbrüche aus den gemeinen Klischees, daß der Kerl die Rast braucht) und ausgerechnet Carly erspäht einen Feuer-Wachturm. Der wird erklommen, erweist sich zwar als unbemannt, aber zumindest passabel ausgerüstet. Während die Dunkelheit hereinbricht, kann Jessie Chris´ Wunde versorgen und Carly ein paar von diesen High-Tech-Fackeln (deren Fachbegriff mir grad mal wieder nicht einfällt) und ein Funkgerät aus dem ersten Weltkrieg finden. Was sie während der Versuche, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen, leider übersehen, ist, daß der von den Fackeln beleuchtete Turm sprichwörtlich strahlt wie der Tannenbaum mit 100.000-Watt-Lichterkette… okay, man schnallt rechtzeitig, daß die backwoods geradewegs zu ihnen geführt werden und stellt sämtliche Aktivitäten ein, doch justament, als die Killer um den Turm herumschleichen, fällt es einem Ordnungshüter ein, auf den Notruf zu antworten. Feine Ohren ham die Ingezüchteten allemal, denn das hören die tatsächlich bis auf den Boden (scheint ´ne wirklich ruhige Nacht zu sein) und beginnen, den Turm zu erklimmen. Ein versuchtes Eindringen wird durch vehementes auf-die-Finger-kloppen unterbunden, aber gar so blöde sind die Hinterwäldler nicht. Sie zünden den Turm schlicht und ergreifend an. Vor die Wahl gestellt, zu Brathähnchen verarbeitet zu werden oder sich durch einen beherzten Sprung zu retten, entscheiden die Helden sich für letztere Variante – lächerliche 20 Fuß sind es bis zu den stabilen Ästen der umgebenden Bäume. Der brave Mann denkt an sich selbst zuerst und so springt Chris als erster, gefolgt von Jessie und Carly. Die Äste der Baumriesen sind tatsächlich stabil genug, daß man sich (natürlich nicht ohne suspense) an ihnen festhalten und über sie balancieren kann. Einer der Hinterwäldler wird von seinen Kollegen dazu verdonnert, in die Bäume zu klettern.

Ich weiß nicht, ob Bäume in West Virginia tatsächlich so stabil sind (bzw. ihre Äste), daß man in lichter Höhe von zehn-fuffzehn Metern relativ gemütlich über die Äste von Baum zu Baum spazieren kann, aber es mag so sein. Chris und Jessie tänzeln also voran, Carly würde zwar gern folgen, wird aber durch die spektakulärste Szene des Films permanent daran gehindert, indem sie vom axtschwingenden Baumkletterer größtenteils enthauptet wird (ich erwähnte bereits die Oralfixation… also könnt Ihr Euch vorstellen, bis zu welchem Gesichtszug der Korpus zu Boden stürzt. Und, übrigens, ja, die FSK 16 wundert mich wirklich! Und, nochmals übrigens, gut zielen kann der Debile schon…). Chris hat zum Glück einen Plan – besonders toll muß ich den zwar nicht wirklich finden, aber es ist immerhin ein Plan: er besteht darin, einen Ast zurückzubiegen und zu spannen, den Verfolger herzulocken und ihn dann mittels Ast erdwärts zu schicken). Und zugegeben, er funktioniert. Grummelnd grunzen die beiden verbliebenen Hinterwäldler über ihrem gefallenen Bruder (isser hin? Kann nicht sein, oder?), Chris und Jessie können sich vorübergehend Sicherheit bringen – hinter einem Wasserfall finden sie Refugium. Jessie kann sich nun endlich ausheulen (jaja, sie heult nicht wirklich, aber was soll´s, wir wollen keine Haare spalten) – die ganze Misere hat nämlch damit angefangen, daß ihr Boyfriend sie verlassen habe (was für ein Vollidiot muß das gewesen sein??) und ihre selbstlosen Freunde hätten sich spontan dazu entschieden, mit ihr einen Campingtrip zu machen, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Und nu sind alle ihre Freunde tot. Schöne Scheiße. Der nächste Morgen beginnt mit einem Alptraum Jessies, dann wird on gemoved. Tatsächlich stoßen unsere beiden letzten Helden (und, da kein cannon fodder mehr da ist, können wir uns eigentlich recht beruhigt zurücklegen, ab sofort wird die Hero Death Exemption Rule greifen) auf die Straße gen Freedom. Blöderweise haben die Hillbillies was dagegen und fallen über unsere Freunde her – Chris wird in den Straßengraben gekloppt und Jessie lebendig (HDE, wir sprachen grad davon) weggezerrt.

Chris kann aber sein relatives Glück kaum fassen, denn kaum rappelt er sich auf, fällt er mehr oder weniger einem Polizeiauto vor den Kühlergrill. Der Trooper mag Chris zwar hauptsächlich wegen eines vermeintlichen Jux-Notrufs zur Schnecke machen, aber bevor sich Chris erklären kann, fängt sich der Trooper einen Pfeil durchs Auge (und Restschädel) ein und ist verhältnismäßig tot. Chris rollt sich unters Auto. Der Möchtegern-Robin-Hood unter den Hillbilles macht sich auch prompt daran, Kadaver und Auto einzusacken, schnüffelt kurz („ich rieche Menschenfleisch“, oder was?), findet aber Chris nicht, der sich geistesgegenwärtig ins Gewölle gerollt hat und macht sich daran, das erbeutete Auto zum heimatlichen Sammelplatz zu steuern. Chris rollt wieder zurück und heftet sich an den Unterboden (kann er nur hoffen, daß kein größerer Stein auf dem Weg liegt, sonst gibt´s aua).

Wir können uns also genüßlich auf den Showdown vorbereiten. Aus unerfindlichen Gründen (sprich: das Drehbuch will es so) haben unsere geisteskranken Kannibalen Jessie nicht bereits in mundgerechte Happen zerkleinert, sondern nur mit Stacheldraht (auauauaua) ans Bett gefesselt und geknebelt (das aber nicht mit Stacheldraht, wie inkonsequent). Zur „Verteidigung“ der momentan noch zwei aktiven Hannibal-Lector-Fans (ohne dessen Feingeist zu teilen) muß man anführen, daß der eine grad zur killenden Tat schreiten will, aber durch den Approach seines Kumpels mit der Trooper-Schleuder irritiert wird. Die beiden Kerle grunzen sich ein wenig an (vermutlich ist der Trooper-Killer ein wenig verdutzt, daß das Mädel noch lebt), ein neuer Killversuch wird gestartet, den aber verhindert Chris – er setzt die Hütte mittels eines improvisierten Mollis (spekuliere ich jetzt mal) in Brand und beweist unmittelbar anschließend, daß auch eine Hinterwäldler-Hütte als drive-in zu verwenden ist – dabei wird einer der Knaben überfahren. Chris packt sich ein Hieb- und Stichwerkzeug und hackt den zweiten Hillbilly erst mal zu Boden. Die Befreiung von Jessie muß auf halbem Wege wg. spontaner Axt-Attacke unterbrochen, Chris gerät ins Handgemenge, Jessie schnappt sich Pfeil und Bogen und erweist sich als versierte Sportbogenschützin (gut, die Entfernung ist nicht groß, das Ziel nicht gerade klein, aber die Schußhaltung 1a!). Nun stürzt sich auch der vorhin vom Baum gefallene und irgendwoher sich materialisierende dritte Kannibale (der mit dem enervierenden Kichern) ins Getümmel – mit vereinten Kräften wird er überwältigt, Chris würgt ihn, Jessie haut ihm ´ne Axt in die Brust.

In der Tradition sämtlicher Slasher dieser Welt sind die lustigen Gesellen aber virtually unkillable – praktisch gleichzeitig kommen die vermeintlich Geplätteten wieder zu sich. Chris hat sich zwar ein Schießgewehr gesichert, hat aber nur einen Schuß. Er entscheidet sich für die ökonomische Variante und schießt, nachdem Jessie und er sich sicherheitshalber nach draußen geflüchtet haben, auf einen im Kofferraum der Trooper-Karre gebunkerten Benzinkanister, worauf die ganze Hütte effektiv explodiert… Mit dem Abschlepper der Hinterwäldler cruisen unsere Überlebenden gen Zivilisation, vergessen aber nicht, der bewußten Tanke einen kleinen Besuch abzustatten (deren Pächter angesichts des ankommenden gelben Oldtimers vorsichtshalber seine Bude verrammelt), wo Chris die Straßenkarte abreißt…

Schon beginnt der Abspann zu rollen, aber… bei Platten hat man das früher DJ-Falle genannt… nach den ersten paar Stabangaben setzt der Film noch mal ein (alles wieder zurück auf die Plätze!). Ein Trooper investigiert in den noch qualmenden Ruinen der explodierten Hütte und stochert disgusted in kopflosen Leichen etc., doch da taucht hinter ihm der kichernde und nun *noch* hübschere Kannibale auf und hackt mit der Axt. Fortsetzung kann also folgen.

Ich muß mal wieder eine These aus meiner Sicht bestätigen, die nicht neu ist und trotzdem stimmt: so ziemlich das schlimmste, was dem Horror-Genre passieren konnte, war ein Kassenknüller wie Scream. Seitdem schien es nämlich zumindest im Mainstream-Horror-Bereich unter Strafe zu stehen, einen Reißer zu drehen, der nicht mit zahllosen self-referentials, Filmzitaten und pseudocoolen Dialogen sein Gewaltpotential in einen satirisch-überspitzten Kontext setzen mußte. Das ging mal mehr (Final Destination), meist weniger (I Know What You Did Last Summer, Urban Legends) gut und steuerte das ganze Genre relativ erfolgreich in eine Sackgasse. Comedy-Horror… anstelle echter Scares lieber lahme Gags.

Wie erfrischend mutet es da doch an, wenn man mit Wrong Turn einen Film vorgesetzt bekommt, der zu 99% auf diese neumodischen Konventionen sch-, äh, pfeift und nichts anderes sein will als die Art Film, die ich eigentlich schon fast seit den 80er Jahren ausgestorben glaubte (von Endlos-Franchises wie Friday the 13th abgesehen) – ein schlichter, altmodischer Gemetzelfilm. Jupp, in Wrong Turn geht´s um nichts anderes als die systematische und dabei völlig humorlose Abschlachtung des Casts und es trifft sich dabei vortrefflich, daß dafür sogar das gute alte Backwood-Klischee, wie wir es seit TCM und Muttertag kennen und lieben, fröhliche Urständ feiert. Selbstverständlich ist Wrong Turn dabei frei von jeglicher Innovation und Originalität, aber allein das wirkt heutzutage schon wieder regelrecht firsch und unverbraucht.

Drehbuch? Pah. Kann nur ein paar Seiten gehabt haben, so wie es sich gehört. Motivation? Pfrz. Hier sind keine Gesellen am Werk, die durch eine schlimme Kindheit traumatisiert wurden (zumindest nicht, daß wir davon wüßten) oder durch die grausame Umwelt stigmatisiert und dadurch zu Psychopathen wurden, die Jungs hier killen einfach aus Spaß anner Freud, weil sie nie was anderes gelernt haben und weil´s Frohsinn und Happa-Happa bringt. Irgendwie ist das doch noch effektiver als intellektuelle Gedankenspielereien wie die Motivation der diversen Scream-und-Konsorten-Killer; in gewisser Hinsicht markiert Wrong Turn die Rückkehr zum namenlosen Grauen (selbst die Jasons und Michael Myers´ dieser Welt haben mit Sicherheit solidere psychologische Profile).

Okay, also noch mal im Klartext – das Script dieses Films existiert einzig und allein zu dem Zweck, die Opfer-Charaktere zu den Täter-Charakteren zu lotsen und sie abmurksen zu lassen, ansonsten tut sich hier nichts an Charakterisierung oder character development (und es ist schön und konsequent, daß eine offensichtlich gedrehte Kußszene von Chris und Jessie geschnitten wurde, denn gerade der Verzicht auf eine vordergründige Liebesbeziehung, zumal sich die Handlung ja nur über einige Stunden streckt, macht den Film umso geradliniger und konsequenter, ganz abgesehen davon, daß dies auch den Rhythmus des Films empfindlich gestört hätte) – so wird der Streifen durch den konsequent durchgehaltenen Verzicht auf jegliches Füllmaterial zwar verdammt kurz (ohne Vor- und Abspann mal eben knapp über 70 Minuten), aber eben auch kurzweilig (und selbst so wirkte mir die Auftaktphase fast noch zu lang, auf den ganzen Prolog mit Chris auf dem Highway hätte ich gut und gern noch verzichten können, aber okay, ein bissl setup muß sein). Wrong Turn tut eben gar nicht so, als würde der Film das Genre neu erfinden – er spielt sich radikal nach allen Gewohnheiten des klassischen backwood- und Slasher-Films (wozu auch gehört, daß man die schlußendlich Überlebenden bereits bei ihrer ersten Screen-Sekunde identifizieren kann, als würden sie eine Neonleuchtschrift tragen, auf der „ICH WERDE ÜBERLEBEN“ steht), d.h. Spannung erzeugt sich nicht aus der Frage „wer wird überleben“ (obwohl natürlich immer die Möglichkeit eines radikalen Downbeat-Endings a la A Crack in the Floor besteht, ein weiterer Versuch einer Neuinterpretation des gleichen Genres, der aber ungleich erfolgloser bleibt, weil er erstens nicht ohne Anklänge an das modernistische Post-Scream-Gefolge auskommt und zweitens schlicht und ergreifend bodenlos langweilig, da im Gegensatz zu Wrong Turn praktisch NUR aus Füllmaterial bestehend, ist), sondern aus der Frage „wie werden sie abgemurkst“. Und, auch wenn ich mich damit wieder bei seriösen Filmkritikkollegen sicher wieder mal arg beliebt mache, so soll es sein, so macht das Spaß. Wobei man eins nicht ganz vergessen sollte – bei allen berechtigten Hinweisen darauf, daß das Script klischeehaft ist und vollkommen überraschungsfrei serviert wird, sollte man eines erwähnen: die Charaktere verhalten sich im Vergleich zu den umpfzig Slasher-Filmen im Halloween- und Friday-Fahrwasser richtiggehend intelligent: man kann sicher über den ein oder anderen Punkt die Stirn runzeln, aber größere Idiotien werden vermieden. Und noch was, nennt mich kleinkariert, aber mir fällt schon auf, daß die wirklich gorigen Tode den Frauen vorbehalten sind…

Und dafür ziehe ich meinen Hut vor Rob Schmidt, einem mir bis dato völlig unbekannten director, dessen größter Wurf bislang eine moderne „Schuld-und-Sühne“-Adaption namens Crime and Punishment in Suburbia war. Schmidt konzentriert sich, wie schon gesagt, auf´s wesentliche und das ist nun mal das fröhliche Morden. Das kann nun in geringeren Händen zu einer selbstzweckhaften Schlachtplatte verkommen (und in gewissem Maße ist das natürlich auch so, denn dieser Film hat keinen Zweck, außer eine Schlachtplatte zu sein), aber Schmidt ist ein zu guter Regisseur, um nur in Blut und Eingeweiden zu waten – der Streifen ist sorgfältig gefilmt, bemüht sich um Atmosphäre (der Part, in dem Chris und Jessie in den Baumwipfeln um ihr Überleben kämpfen, strapaziert zwar meine suspension of disbelief, ist aber zweifellos stark gefilmt und m.W. auch so noch nicht dagewesen), fiedelt immer wieder mal eine schöne, monumentale Landschafts-Totale ein (inkl. einigen sehr schönen halb stilisiert, halb real wirkenden CGI-Hintergründen), so daß der Film letztlich vom technisch-handwerklichen Können des Regisseurs her natürlich auf einem x-mal höheren Niveau steht als die Low-Budget-Klopper früherer Tage (natürlich auch dem allgemeinen Fortschritt der Technik geschuldet, nixdestotrotz hat Wrong Turn schon einen ziemlich edlen Look).

Kommen wir also zum Eingemachten, und das ist Splatter, Blut und Gore. Und das, was mir der Buschfunk zugetragen hatte, war absolut nicht übertrieben. Junge, Junge, für FSK 16 ist das verdammt harter Tobak. Es wird äußerst graphisch gemordet und gehackt, durchbohrt und geköpft, da bleibt kein Auge trocken und kein Wunsch offen. Weiß der Geier, was das FSK-Gremium bei Genuß dieses Streifens geraucht hat, um das blaue Papperl rauszurücken, normalerweise sollte eine FSK-16-Fassung einer Splattergranate dieser Güte maximal 60 Minuten laufen (vielleicht liegt´s aber auch daran, daß wir uns amerikanischen Verhältnissen nähern und Gewalt eher akzeptabel ist als ein Satz blanker Brüste, denn die vertretenen Mädels sehen allesamt gut aus und stecken in knappen T-Shirts, lassen selbige aber komplett an. Anhänger der Freikörperkultur kommen hier nicht auf ihre Kosten). Auch technisch sind die Effekte von allererster Güte, aber das sollten sie gefälligst auch sein, wenn FX-Guru Stan Winston und seine Company nicht nur die Tricks gewerkelt haben, sondern den Film auch mitproduziert haben. Kurzum: ich hätte mich auch nicht beschwert, wenn der Film uncut ab 18 durchgegangen wäre. Gorehounds, die ob der FSK-Freigabe im Zweifel sind, ob sie einen Blick riskieren sollen (es gibt ja Leute, die von der Altersfreigabe abhängig machen, was sie kucken), können beruhigt sein – der Streifen IST brutal.

Effektiv ist im übrigen auch der stellenweise wirklich pulstreibende orchestrale Soundtrack. Die Rocksongs, obwohl von renommierten Bands wie u.a. den Queens of the Stone Age eingetrümmert, sind dagegen eher forgettable.

Zumindest einer Konvention des modernen Horrorfilms konnte sich der Streifen nicht entziehen, und das ist der „attraktive“ Cast (im Sinne von „attraktiv“ für Teeniezeitschriften). Aber die jungen Leute machen ihre Sache ziemlich gut. Desmond Harrington spielt den Chris angenehm zurückhaltend, ziemlich „matter-of-factly“, „sachlich“, wie man auf Deutsch sagen würde (und dazu paßt eben gut, daß man die im Script vorhandene love story ersatzlos gestrichen hat). Harrington fiel schon im überraschend starken Briten-Thriller The Hole positiv auf und sammelte im weniger wohlgelittenen Ghost Ship weitere Horror-Erfahrung. Eliza Dushku, bekannt und beliebt aus Buffy (ein Phänomen, das, wie ich schon öfters erwähnte, an mir komplett vorübergegangen ist, weswegen ich Ms. Dushku auch nicht näher kenne… an eine engere Bekanntschaft könnte ich mich aber wohl gewöhnen), hat scriptmäßig nichts zu tun außer sexy auszusehen (man gönnt ihr zwar immerhin die einzige character scene des Films, aber die hätte man meinetwegen auch kippen können, auch wenn sie die Szene ziemlich gut, da auch sehr straight und ohne Übertreibungen spielt) und darf im Showdown sogar richtig ass kicken. Jeremy Sisto war zuletzt schon in May, einem völlig andere Karten ausspielenden Horrorfilm, nicht so ganz schlecht und gibt hier den comic-relief-Charakter (sort-of), wobei auch dies auf eine relativ zurückhaltende Art geschieht und Emmanuelle Chriqui (Detroit Rock City) macht ihre Sache auch nicht schlecht, auch wenn ihr das Script die Rolle der freundlichen Hysterikerin von nebenan zugeschustert hat. Lindy Booth (Francine) ist ein echter Foxx (mjam), von dem ich durchaus gerne mehr gesehen hätte, aber das kann man wohl bald im ungefragten Dawn of the Dead-Sequel nachholen. Ein Pauschallob geht an die drei durchgeknallten Kannibalen unter ihren üppig deformierten Masken, selten überzeugenderes Grunzen gehört.

Wenn MCOne schon zu den Produzenten der Plotte gehört, kann man auch erwarten, daß die DVD-Umsetzung aus eigenem Hause stellar sein müßte. Letztlich hab ich aber schon technisch bessere MCOne-Discs in Händen gehabt. Die Bildqualität ist zwar auf den ersten Blick superb und begeistert durch gute Kanten- und Detailschärfe und hervorragenden Kontrast und schöne Farben, verdient sich aber Abzüge durch einige unnötige, aber dafür umso deutlich merkbarere Ruckler (ich bin in solchen Dingen wirklich nicht päpstlich, aber wenn ich mir schon dreimal explizit in meinen Notizen solche Ruckler vermerke, *müssen* sie auffällig sein). Außerdem bilde ich mir ein, bei einem 81-Minuten-Film, der (in der mir vorliegenden Leih-DVD) fast ohne Extras auf eine DVD-9 gebrannt wird, könnte die Kompression ein klein wenig besser ausfallen (im übrigen flimmert der Abspann ein wenig). In Sachen Ton gibt´s bei MCOne so gut wie nie was zu meckern, auch hier gibt´s satte fünf Tonspuren in Deutsch und Englisch, wobei Dolby 5.1 Standard ist (auf eine 2.0-Spur wird verzichtet, dafür gibt´s DTS auf Deutsch), dazu die MCOne-Erfindung Headphone Surround. Als O-Ton-Fetischist hab ich mich auf die englische Tonspur versteift, und die ist schlicht und ergreifend Klasse. Untertitel gibt´s auch, nach Wunsch zuschaltbar in deutsch und englisch (d.h. man darf z.B. auch die englische Tonspur mit englischen Untertiteln betrachten oder ganz ohne). Die Leih-DVD kommt in Sachen Bonusmaterial nur mit Trailern und Filmographien, aber die im März erscheinende Kauf-DVD wird sicherlich mit einem Batzen Extras erscheinen (vermutlich ädaquat zur US-DVD, die mit verschiedenen Featuretten und deleted scenes nicht geizt).

Fazit: Wrong Turn ist angesichts des üblichen heutigen Horror-Outputs der Major-Studios ein wunderbar altmodischer Horrorfilm – hier regiert wirklich nur der blanke body count in seiner splattrigen Variante, praktisch ohne aufgesetzten Humor und „coole“ Dialoge – ein Film, der im wahrsten Sinne des Wortes das Genre auf sein „meat“ reduziert. Sozusagen minimalistischer Horror, aber von technischer Perfektion, im Rahmen der Genreverhältnisse souverän gespielt und verdammt kurzweilig. Schön, daß es doch noch Leute gibt, die sich trauen, einfach nur erschrecken zu wollen (und mit „erschrecken“ meine ich jetzt nicht „vor Angst ins Kissen beißen“, sondern den schlichten, einfachen „gross-out“-Effekt. Braucht man auch mal). Daher: einen absoluten dicken fetten Daumen nach oben – jeder Horrorfan sollte sich nach Stuff wie diesem die Finger lecken…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 8


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
1 Kommentar
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments
thomas
thomas
20. Juni 2017 20:55

Hallo.Ich denke mal,dasmüsste doch offensichtlich sein ,mit der Türsicherung.Es ist nur ne Rostige Feder,die ein ziehmliches Quitsch geräusch erzeugt.Die Feder hört man,wenn sie die Villa Casa betreten.