- Deutscher Titel: Wrestling Super 4 Champs
- Original-Titel: UWF The Thunder Hour
- Land: USA
- Darsteller:
Bam Bam Bigelow, Paul Orndorff, Bob Orton, Steve Williams, Captain Lou Albano, Malia Hosaka, Luna Vachon, Ivan Koloff, Pez Whatley, B. Brian Blair, Boris Zhukov, Terry Gordy, Don Muraco, Jimmy Valiant, Barry Horowitz, Colonel DeBeers
Vorwort
Was macht der Doc, wenn er in der „Fundgrube“ im MakroMarkt eine KSM-DVD namens „Wrestling Super 4 Champs“ (wow!) für einen einzigen Euro rumschimmeln sieht, von der ihn Bam Bam Bigelow angrinst? Klar, koofen.
Und hier ein kleiner Abriß für die Wrestling-Fans hier…
Inhalt
Insgesamt finden sich auf der Scheibe satte 16 Kämpfe in knapp zwei Stunden, allesamt aus der obskuren „Universal Wrestling Foundation“, offensichtlich ein arg verzweifelter End80er/Anfang90er-Versuch der Universal Studios, ins Wrestling-Business einzusteigen. Kommentiert wird das ganze von den unvermeidlichen Peter William und Ulli Fässler (berüchtigt aus den Anfangszeiten von DSF…), die wieder einmal beweisen, dass man jahrelang Wrestling kommentieren kann, ohne von Sachkenntnis beeinträchtigt zu sein.
Es handelt sich bei der Disc um die Zusammenstellung zweier UWF-TV-Sendungen „The Thunder Hour“ (gröhlt ein US-Promo-Sprecher death-metal-verdächtig im Vorspann).
Die erste Sendung beginnt unter freiem Himmel auf dem Gelände der Universal Studios in Florida vor geschätzt doch immerhin knapp hundert betont desinteressierten Zuschauern.
Kampf 1: Tag Team
Wet’n Wild (Sunny Beach und „Wild Thing“ Steve Ray) gegen Al Jabber (sp?)/“The Legend in Jeans“ Willie Nelson.
Die Favoriten (Beach und Ray of course) haben kein Problem, dominieren Jabber und besiegen ihn schließlich per Splash vom dritten Seil, Nelson kommt nicht ein einziges Mal in den Ring. Immerhin wird deutlich, die Sieger verstehen ein bissl was von der Materie, haben ein paar nette Double Teams und technische Manöver drauf. (*1/2)
Nach einer Ask The Wrestlers-Kolumne, in der B. Brian Blair ankündigt, demnächst wieder mit seinem alten Killer-Bees-Partner Jim Brunzell aufzutreten (ah, I miss the good ole WWF days), kommt’s zu einem Ladies Kampf zwischen
Kampf 2: Malia Hosaka vs. Luna Vachon
Luna hab ich selbst noch mal bei einer Independent-Veranstaltung in Nürnberg live gesehen und ist in gewissen Kreisen dafür bekannt gewesen, eine Zeitlang von Nasty Savage-Frontman Nasty Ron gemanaged worden zu sein. Luna wird von zwei maskierten Wrestlern Typ „Assassin #3857“ begleitet, die dann auch nach einigen typischen Frauenwrestlingmanövern (Haareziehen etc.) durch illegales Eingreiffen Luna zum Sieg verhelfen. Auch hier blitzt gelegentlich technisches Können des japanischen Schnuckis (110 Pfund…) durch, daher immerhin noch eine (*3/4).
Promosegment Power Twins mit ihrem Manager, „Golden Greek“ John Talos. Skipped.
Kampf 3: Power Twins vs. Paul Perry/Charlie Kirkstein
Die Power Twins sollen offenbar zum Heel-Tag-Team-Contender aufgebaut werden, sind aber zwei (twins halt) identisch aussehende Kleiderschränke mit begrenztem technischen Niveau. Von den Jobbern beginnt Kirkstein und macht einen recht guten Job, taggt dann Perry ein, der aber schlichtweg gar nix kann und schließlich durch einen Double Elbow sehr spektakulär (ähempt) eliminiert wird. (*)
Captain Lou’s Corner, Lou Albano „interviewt“ Malia Hosaka auf „japanisch“. Skipped.
Kampf 4: The Lynx vs. Big V
The Lynx ist ein maskierter Wrestler der technischen Schule, Big V zwar ziemlich groß, aber erstaunlich beweglich und agil, für einen Jobber (vermute ich zumindest). Schöner Kampf, verhältnismäßig lang für diese Disc, wogt hin und her, Big V zeigt einige gute technische Moves, Lynx scheint den Gegner „zu unterschätzen“, fängt sich aber und rollt Big V nach einem Atomic Drop ein. Unterhaltsam und auf anständigem technischen Niveau. (**1/2)
Wir schalten mal um zu einer überdachten House-Show in einer Turnhalle vor ca. 500 recht enthusiastischen Fans.
Kampf 5: Jake Steel vs. Ivan Koloff (with Colonel Red)
Koloff und Red bringen erst mal durch die alte Kommunisten-Nummer ordentlich Heat in die Halle („USA-USA“-Chants). Steel und der ungefähr achthundert Jahre alte Koloff legen einen recht ausgeglichenen Kampf hin, technisches Niveau ist aber eher nicht zu erwarten, das ist mehr Brawling mit gelegentlichen old-school-Wrestling-Armbars etc., der schließlich entschieden wird, als der Schiedsrichter von Red abgelenkt wird und Koloff Steel mit einer Kette niederschlägt. Wegen der spürbaren Heat in der Halle immerhin noch Note (**).
Colonel Red’s Corner mit Ivan und Nikita Koloff. Skipped.
Kampf 6: The Marauder vs. Pistol Pez Whatley
Whatley wurde offenbar in den 90ern auch als Jobber in der WCW gesichtet, macht hier aber den Face-Publikumsliebling mit aufreizenden Gesten (erinnert ein bissl an eine massivere Ausgabe von Koko B. Ware), The Marauder ein typischer fetter maskierter Jobber. Beide können technisch nicht wirklich viel, Whatley gewinnt schließlich per Flying Crossbody. (*1/2)
Kampf 7: Midnight Star vs. Death Row 3260
Midnight Star ist wieder ein maskierter Jobber, aber nicht ganz so umfangreich. Death Row 3260 (Gimmick: Todeszellen-Bewohner. Sehr sinnvoll) ein 2m-nochwas Schrank von schwarzem Kerl, der für seine Größe und 350 Pfund Gewicht doch einige erstaunliche Moves drauf hat (standing dropkicks etc). Der Kampf ist kurz, Death Row gewinnt mit einem Flying Shoulderblock (man merkts, die kreativsten Finisher hatte diese Liga nicht). Weil a) kurz und b) Gegner unfähig, dennoch nur (SQUASH). Death Row hätte aber durchaus in die 90er-Phase der WWF gepasst, als die technisch beschränkten Riesenkerle im Dutzend eingeführt wurden.
Kampf 8: Main Event (wieder outdoors in den Universal Studios)
6-Man-Tag-Team
Bam Bam Bigelow/B. Brian Blair/Mr. Wonderful Paul Orndorff vs. Cowboy Bob Orton/Rusty Brooks/Boris Zhukov
Sozusagen ein Stelldichein von 80er-Jahre-WWF-Leuten… Für das Face-Team um Bam Bam bestreitet B. Brian Blair (der kleinste des Teams) den Großteil des Matches mit vergeblichen Tag-Versuchen, auf der Gegenseite wechseln sich Zhukov und Brooks ab, Orton belässt es bei „Gastauftritten“. Als es Blair endlich gelingt, Bam Bam einzuwechseln, kommt es zum großen Brawl, bis auf Zhukov und Bam Bam prügelt sich alles außerhalb des Rings, inside pinnt Bam Bam von den Kameras weitgehend unbeobachtet Zhukov. Wie die meisten 6-Man-Matches ziemlich beschissen. DUD.
Ende Show 1, auf zu Show 2. Zunächst ein paar Kämpfe aus NYC, ein Tournament um den UWF-World-Title, dessen Ausgang wir natürlich nicht erfahren werden (scheinen Viertelfinalkämpfe zu sein).
Kampf 1: „Bang Bang“ Gordy vs. Don „The Rock“ Muraco
Muraco mochte ich in meiner ersten Wrestling-Phase Mitte der 80er recht gerne. Dieser Kampf wird aber gar nicht erst gestartet, da Gordy und Muraco vor dem Gong zu brawlen anfangen, sich aus dem Ring ins Publikum verziehen, sich dort ein wenig verdreschen und sich schließlich aus der Halle gen Backstage prügeln. No Contest. Keine Wertung, da kein Kampf.
Promosequenz mit Colonel DeBeers (Gimmick: rassistischer Südafrikaner), der seinen neuen schwarzen Diener instruiert. Skipped.
Kampf 2: Colonel DeBeers vs. Soul Tree Gallop
Gallop ist ein schwarzer Hänfling, der keine Chance haben sollte, selbst wenn der Gegner „fair“ kämpfen würde. DeBeers bemüht sich um Heat, aber die Crowd steigt nicht zu sehr darauf ein (bis auf ein paar Spaßvögel im Publikum). Auch dieser Kampf verlagert sich schnell nach draußen. Irgendwann geht der Ref zu Boden und wird von Red auch noch getreten. DeBeers zieht dem Ref den Gürtel aus, peitscht Gallop damit aus, legt ihm den Gürtel um den Hals und schleudert ihn nach draußen – choking. Irgendwann kommt der Ref zu sich und bricht den Kampf ab, Ulli Fässler labert was von DQ gegen DeBeers, ich glaube aber, dass es eher eine Double DQ ist. DUD.
Kampf 3: „Wild Thing“ Steve Ray vs. Dr. Death Steve Williams
Ziemlich guter Kampf, in dem Ray die technische Trickkiste aufzumachen versucht, aber immer wieder an „jugendlicher Unerfahrenheit“ bzw. den notwendigenfalls ausgepackten fiesen Tricks von Dr. Death scheitert. Kampf wogt hin und her, schließlich gewinnt Williams mit einigen beinharten Manövern die Oberhand und pinnt Ray nach Oklahoma Stampede. Ray ist danach eine Weile „benommen“ und macht Anstalten, auf Williams loszugehen, der sich schon auf ein Football-Tackle vorbereitet, aber es kommt statt dessen zum fairen Shakehands. Für die Verhältnisse dieser Liga offenbar ein ziemlich spektakulärer Kampf (d.h. man würde bei WWF-anno-86 nicht gerade vorspulen), (**1/4).
Damit zurück in die bekannte Turnhalle.
Kampf 4: Tommy Angel vs. Mr. Wonderful Paul Orndorff
Orndorff ist in der UWF offenbar Face, mindestens aber Tweener. Angel legt einen guten Start hin und kontert Paulas Manöver immer wieder aus, scheint sogar die Oberhand zu bekommen. Nach vier-fünf Minuten baut Angel aber konditionell ab, Paula übernimmt die Kontrolle und siegt per Piledriver. Technisch anständig, relativ fair (obwohl’s auch nach draußen geht), kann man ansehen. (**1/2).
Anschließend Interview mit Paul Orndorff über anstehenden Titelkampf gegen UWF-Champ Bob Orton. Skipped.
Kampf 5: Tag Team
Wet’n’Wild vs. Johnny Kidd/Mike Meyers (!)
Zwei absolute chancenlose Jobber werden von Wet’n’Wild (s.o.) dazu benutzt, ihr ganzes Repertoire an technischen Manövern und Double Teams auszupacken. Die Favoriten zögern das unvermeidliche Ende ziemlich lange hinaus (oder Meyers, der nach Kidd in den Ring kommt und noch erheblich schlechter ist als Kidd, ist „härter im Nehmen“…), erledigen die Angelegenheit aber schließlich per Flying Crossbody vom Top Rope. Aufgrund der technischen Fähigkeiten der Sieger noch ’ne knappe (**).
Promo: „Boogie Woogie Man“ Jimmy Valiant lästert über seinen Ex-Manager Colonel Red. Skipped.
Kampf 6: Viper #2 (von Ulli konsequent „Viper Tool“ genannt) vs. Boogie Woogie Man Jimmy Valiant.
Ugh. Valiant ist eine Art „crazy man“, ein ziemliches (tätowiertes) Schmalhemd mit gelb-schwarz gestreiften Hosen, einem Nikolausbart von 1/2 m Länge und mindestens dreihundert Jahre alt. Seine Show besteht darin, beim Entrance wilde Faxen zu machen, alles und jeden zu küssen (igitt), Baseballkappen einzusammeln, Babys rumzutragen etc. Im Ring küsst er den Ref, Viper ergreift sicherheitshalber die Flucht. Dann überredet er Viper, wie er auf alle viere zu gehen, nur um einen den Gegner anpinkelnden Köter zu simulieren. Wenn’s dann richtig los geht, dauert der Kampf ungefähr 10 Sekunden. Valiant nimmt Viper in einen Sleeper Hold, der entschläft sanft. Ende. Für den Kampf DUD, für die Show ein „unbelieveable“ (aber nicht unbedingt im positiven Sinn).
Colonel Red’s Corner, der irgendwelchen Schwachfug von sich gibt. Skipped.
Intro-Promo Barry Horowitz. Den kennen wir noch als guten WWF-Jobber, der auch ab und zu mal auf größere Aufgaben getestet wurde (war mit Reno Riggins das beste Jobber-Tag-Team, dass die WWF je hatte und bekam sogar mal einen Shot auf den Tag-Team-Titel, wofür er sich als „Surprise Partner“ den 1-2-3-Kid aussuchte). Hier stellt er sich als UWF-Neuzugang und zukünftiger Heel-Contender auf den UWF-World-Titel vor.
Und dann auch gleich sein Debütkampf.
Kampf 7: Barry Horowitz vs. Tommy Angel
Horowitz und Angel sind körperlich und von ihren ringerischen Fähigkeiten recht kompatibel, so dass ein recht abwechslungsreiches Match entsteht. Angel versucht, aufs Tempo zu drücken, Horowitz nimmt den Speed immer wieder raus. Alldieweil Horowitz, dem Promo nach, mächtig gepushed wird, darf er natürlich nach sechs oder sieben Minuten, in deren Verlauf Angel wieder konditionell einbricht, gewinnen, wobei sein Finisher eine Art inverted neckbreaker ist. Nicht schlecht, (**)
Kampf 8: Viper#2 vs. Dynamite David Parry
Angeblich auch Parrys UWF-Debüt. Viper#2 (maskiert, hab ich oben nicht erwähnt, sollte aber klar sein), ist zwar etwas schwabbelig, zeigt aber im Gegensatz zum Valiant-Kampf vorhin, dass er durchaus ein bissl was drauf hat. Parry ist ein recht bulliger Schwarzer, der versucht, Boxtechniken anzubringen und schließlich per Karate Kick wenig beeindruckend gewinnt. (*).
Fazit:
Viel mehr wert als einen Euro ist die Scheibe nicht. Die Bildqualität ist unter aller Sau (nicht nur, weil die Kameraführung in vielen Fällen amateurhaft-homevideo-mäßig ist), die NTSC/PAL-Konvertierung müssen ein paar blinde Schimpansen durchgeführt haben, viele Speckles.
Das Niveau der Fights ist größtenteils eher erbärmlich, die bekannten Namen wie Bam Bam und Steve Williams (der auf dem Cover annoncierte Titelkampf zwischen den beiden fehlt völlig) sind unterrepräsentiert. Interessant für Komplettisten, die mal das Niveau der „minor leagues“ des Wrestlings in den USA anchecken wollen, da einige der hier vertretenen „Stars“ (wie Whatley oder Horowitz) in den großen Ligen als Jobber arbeiteten.
1/5
(c) 2003 Dr. Acula
Review verfasst am: 01.01.2003