WolfCop

 
  • Deutscher Titel: WolfCop
  • Original-Titel: WolfCop
  •  
  • Regie: Lowell Dean
  • Land: Kanada
  • Jahr: 2014
  • Darsteller:

    Leo Fafard (Lou Garou), Amy Matysio (Tina), Jonathan Cherry (Willie), Sarah Lind (Jessica), Aidan Devine (Chief), Corinne Conley (Mayor Bradley), Ryland Alexander (Terry Wallace), Jesse Moss (Gang Leader)


Vorwort

Lou Garou ist die Schande des Sheriff Departments der Stadt Woodhaven (nicht, dass das bei insgesamt drei Gesetzeshütern sonderlich schwer wäre) – ein fauler, herumvögelnder Alkoholiker, bei dem’s echt viel wahrscheinlicher ist, dass er seine Dienstzeit am Tresen von Jessicas Kneipe als an seinem Schreibtisch oder in seinem Streifenwagen verbringt. Manchmal kann aber auch der faulste Sack ein wenig Arbeit nicht vermeiden und so stolpert Lou auf der Suche nach ein paar illegal im Wald feiernden Jugendlichen über die übel zugerichtete Leiche des Bürgermeisterkandidaten Terry Wallace. Von dieser Entdeckung hat er allerdings nicht viel, weil er umgehend niedergeschlagen wird.

Als er zu seiner Überraschung in seinem eigenen Bett wieder aufwacht, stellt er verschiedene Dinge fest – so ziert seine Brust nun ein wenig fachmännisch eingeritztes Pentagramm und sein Geruchs- bzw. Gehörssinn erweisen sich als überaus geschärft. Grund genug, erst mal einen Saufen zu gehen. Auf dem Kneipenlokus wird Lou von ein paar Fieslingen angegriffen und als unser Held wieder bei Sinnen ist, kann er mit seinen Copkollegen die blutige Sauerei inspizieren. Langsam, aber sicher dämmert es Lou und seinem Kumpel, dem Waffenladenbesitzer Willie, dass irgendwas oder -wer ihn in einen Werwolf verwandelt hat…

Lou recherchiert auf eigene Faust und stößt auf Verbindungen zu ähnlichen Vorfällen alle 32 Jahre vor einer Sommerfinsternis – beim letzten Vorkommnis kamen sein Vater und der seiner Kollegin Tina ums Leben. Wiewohl Lou recht ratlos ist, wer hinter den okkulten Aktivitäten steckt, bemerkt er, dass die Verwandlung auch seine Cop-Instinkte geweckt hat. Der Werwolf zwängt sich in die Uniform und mischt Gesetzesbrecher auf – allerdings bestehen zwischen der Woodhavener Unterwelt und den Okkultisten bedeutende Verbindungen…


Inhalt

Es gibt die Sorte FFF-Film, bei der man a) nicht lange überlegen muss, ob man reingeht und b) von denen man einfach WEISS, dass sie in einem Mitternachtsslot vor gut gelauntem Publikum einfach funktionieren WERDEN. Zumindest hofft man es. „WolfCop“ ist ein solcher Fall…

Die kanadische Produktion ist das Resultat eines Preisausschreibens der kanadischen Kinokette Cineplex, die für den besten Trailer ein Budget von einer Million Dollar und einen limitierten Kinostart auslobte – den Rest der notwendigen Knete besorgten sich Sieger Lowell Dean („13 Eerie“) und seine Spießgesellen über eine Indiegogo-Crowdfunding-Kampagne.

Nun ist „WolfCop“ die Sorte Film, bei der ein Review eigentlich sinnlos ist – wer von dem selbsterklärenden Konzept „er ist Cop UND Werwolf“ nicht auf Anhieb überzeugt ist (oder eben auch nicht), wird sich weder von einem Totalverriss noch von einer glühenden Lobeshymne eines besseren belehren lassen. Aber da gibt’s ja noch die lästige Chronistenpflicht…

Also – „WolfCop“ geht die Sache natürlich als Horror-Komödie an (man könnte das Konzept natürlich auch seriös durchziehen, aber dann wäre man bei Anthony Hickox‘ halbvergessenem „Full Eclipse“ und den gibt’s ja schon) und so sieht dann auch unser zentraler Charakter aus. Lou Garou (ja, ich würde mich über das gezwungene Wortspiel [„loup garoup“ ist die französische Bezeichnung für einen Lykanthropen] aufregen, wäre ich nicht froh genug, dass der Charakter nicht Lon Chaney heißt…) ist ein Bilderbuchekel, versoffen, unrasiert und ungewaschen, der uns vorgestellt wird, wie er nach einer durchzechten Nacht verkatert neben einer ihm offensichtlich unbekannten Frau aufwacht, aus der offenen Tür seines Streifenwagens auf die Straße kotzt und vor’m Sheriffbüro das Parkplatzschild seines Chefs umfährt. Ernst genommen wird er als Cop von niemandem (inkl. seines Chefs) und das es tatsächlich drei Leute gibt, die ihn zu mögen scheinen (Kollegin Tina, Barbesitzerische Jessica und Gunshop-Besitzer Willie) erscheint uns neutralem Beobachter als reines Wunder (und demzufolge ist es dann auch grad kein Wunder, dass zwei Drittel der genannten Lou-Möger hierfür höchst egoistische Gründe haben). Da braucht’s dann nicht viel mehr als noch ein bisschen halbseidene Occultbabble-Mythologie (die zumindest Freunde von Verschwörungstheorien erfreuen sollte, sind doch – SPOILER voran – die Schufte der Plotte eine Rasse von gestaltwandelnden Reptilienwesen, die an den Schaltstellen der Macht sitzen und Lou ausgesucht haben, weil er als größter Loser der Stadt nach Ansicht der Fieslinge simpel unter Kontrolle zu halten sein sollte).

Das ist sicherlich kein Shakespeare und auch im Rahmen einer Horrorkomödie nicht gerade eine Edgar Wright/Simon Pegg-würdige Story, aber „WolfCop“ will gar nicht mit der feinen Klinge amtieren, hier ist die grobe Kelle angesagt, also eher „Police Academy“ denn „Leben des Brian“, wenn man die Sache mal am Humorverständnis und -niveau misst. Aber das, was er sein will, macht „WolfCop“ okay – die Gagdichte ist hoch genug, um auch den ein oder anderen Rohrkrepierer zu überdecken und wenn die Plotte nicht gerade Schenkelklopfer am Fließband liefert, so gibt’s doch genug an funktionierenden Witzen, um überwiegend zumindest debil grinsend vor der Leinwand (bzw. Glotze) zu sitzen und/oder albern zu kichern. Schließlich beantwortet „WolfCop“ so brennende und von der Lykanthropen-Forschung im Bewegtbild bislang sträflich vernachlässigte Fragen wie „was passiert, wenn einen die Verwandlung beim Pissen am Kneipenurinal erwischt“ (inkl. liebevollem close-up aufs Werwolfsgemächte) oder „ist Werwolf-und-Menschenfrau-Beastiality wirklich sexy“ (not so much). Dass „WolfCop“ – being an origin story at heart – vielleicht etwas weniger Zeit mit seinem eigentlichen Gimmick verbringt als mit der okkulten Horrorstory ist verzeihlich – die Segmente im zweiten Akt, in denen Lou in Werwolfform Verbrechen bekämpft (und sich in einer „A-Team“-Gedächtnismontage aus seinem Streifenwagen ein seiner neuen Persönlichkeit angemessenes Wolfmobil bastelt), sind jedenfalls lustig genug.

Wie gesagt, es ist derber Humor (mit sogar der ein oder anderen originellen Idee – so „häutet“ sich der hiesige Werwolf im Zuge der Verwandlung und lässt seine alte menschliche Hülle zurück), der ab und an auch *deutlich* unter die Gürtellinie zielt, aber, wie schon gesagt, niemand hat behauptet, das wäre Poesie. Die Charaktere tun das, was sie tun müssen, damit die Plotte funktioniert, ohne dass ihnen großartiger Background spendiert würde – wozu auch? Wir haben einen Werwolf in Uniform, der Graffitisprayer anpinkelt…

Mittlerweile sind wir ja auch alle daran gewöhnt, dass kanadische Filme einfach ein wenig „un-filmischer“ aussehen als amerikanische Produkte. „WolfCop“ hat zumindest die Ausrede, dass er herzlich wenig gekostet hat und das, was er an Budget zur Verfügung hatte, wohl primär in die Special FX investiert hat. Die Nummer ist nicht überwältigend, was production values angeht, aber man kann immerhin eine Scheune anzünden und Autos demolieren. Ist ja schon mal was… die Splattereffekte sind ziemlich derb, aber eben überwiegend auf den Lacher hin inszeniert. Der Werwolfsuit ist jetzt sicherlich nicht das, was ich eine zukünftige furchteinflößende Horror-Ikone nennen würde (persönlich halte ich das Design sogar für ziemlich albern), aber sie ist routiniert gearbeitet und die Transformationssequenzen sind angemessen eklig (vor allem, weil ja, wie oben schon gesagt, der Wolf sich häutet).

Was „WolfCop“ richtig macht, ist die Beschränkung auf das Wesentliche – der Streifen (bzw. sein Schöpfer Lowell Dean, bislang international noch nicht sonderlich auffällig geworden – immerhin konnte er für sein SF-Horror „13 Eerie“ „Ginger Snaps“-Beauty Katherine Isabelle, „Stargate SG-1“-Star Michael Shanks und den ebenfalls aus „CSI: Miami“ und „Roswell“ serienerprobten Brendan Fehr verpflichten) weiß, dass 75 Netto-Minuten für das Konzept reichen – so kann er das Tempo hochhalten und braucht sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verzetteln. Dazu kommt ein recht lässig zusammengestellter Soundtrack von Hip Hop bis Rock.

Was „WolfCop“ auch richtig macht, ist die Besetzung der Hauptrolle. Leo Fafard, der hier seine erste bedeutende Filmrolle spielt, ist eine Schau und wenn’s im Leben Gerechtigkeit gibt, sollte er eigentlich nächstes Jahr nicht im angekündigten Sequel spielen, sondern in ’ner richtig großen Komödie… Jonathan Cherry, mit dem er sich hervorragend versteht, kennen wir aus House of the Dead und „Final Destination 2“, der hier auch eine exzellente komische Vorstellung bietet. Amy Matysio („Stranded“, „Vampire Dog“) ist die „straight woman“ zu Fafards derben Späßen und Sarah Lind („True Justice“) liefert das eye candy (und die Werwolf-Sexszene…). Aiden Devine (Outlander), Jesse Moss (Tucker & Dale vs. Evil, „Space Transformers“, „FInal Transformers 3“) und Kanadas Fernsehveteranin Corinne Conley („Krieg der Welten“-TV-Serie) besetzen die Schurkenseite, wobei vor allem Devine mit einigen sehr trocken servierten Lines punktet…

Fazit: Nichts für Freunde des subtilen Humors und den anspruchsvollen Cineasten, aber ein gefundenes Fressen (sic) für den, der mit derben, geschmacklosen Scherzen etwas anzufangen weiß – und daher genau das richtige für einen FFF-Mitternachtsslot und, nach dem baldigen DVD-Release durch Ascot, für eine gut gelaunte beer & pretzel-Party.

3/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
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