Wikinger – Das Schwert von Valhalla

 
  • Deutscher Titel: Wikinger - Das Schwert von Valhalla
  • Original-Titel: Il tesoro della foreste pietrificata
  • Alternative Titel: Der steinerne Wald |
  • Regie: Emmimo Salvi
  • Land: Italien
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Gordon Mitchell (Hunding), Ivo Payer (Sigmund), Eleonora Bianchi (Siglinde), Pamela Tudor (Brunhilde), Luisa Rivelli (Gertrud/Erika), Amadeo Trili (Gunnar, als Mike Moore), Nat Coster (Nibelunge, als Nat Koster), Pietro Ceccarelli (Erik, als Puccio Ceccarelli), Franco Doria (Knut, der Zwerg), Attilo Severini (Frederik)


Vorwort

Der Wikingerchef Hunding ist mit seiner Armee auf dem Weg in das „Land der Sonne“. Der kürzeste Weg führt dabei durch den „schwarzen Wald“, der unter der Fuchtel von Nibelungen-Häuptling Sigmund steht. Da Hunding und Sigmund einen Bündnisvertrag haben, rechnet Hunding nicht mit Schwierigkeiten, doch Sigmund verweigert die Passage unter der lächerlichen Ausrede, dass es im Vertrag so ausgemacht war, dass Hunding seine schmutzigen Treter nicht in den Wald setzt. Auf Anraten seiner rechten Hand Frederik sieht Hunding von sofortigen Kampfmaßnahmen ab – man *kann* schließlich auch am Wald vorbeiziehen und zudem ist der Pakt befristet und nicht mehr lang gültig.

Dennoch wurmt Hunding Sigmunds Renitenz, und dass der lokale Stammeschef Gunnar mit seinen Mannen zu Sigmund übergelaufen ist, freut weder Hunding noch Gunnars Tochter Gertrud, die eigentlich mal schwer in Siggi verknallt war, doch hat sich der, wohl schon des Namens wegen, lieber ihre Schwester Siglinde genommen. Gertrud ist a) rachsüchtig, b) weiterhin bei Hunding und c) bereit, jede Intrige zu spinnen. Hundings Seherin Gudrun erkennt in einer Vision, dass Sigmund deswegen so stur ist, weil im Wald der sagenumwobene Nibelungenschatz samt dem legendenumwitterten Schwert von Walhalla versteckt ist. Sigi und seine Schwester Brunhilde, Oberste der Walküren, sind speziell beauftragt, ihre zugeteilten Reviere vor jeder fremdartigen Invasion zu schützen („jeder Fremde ist ein Feind“, gibt sich der greise Nibelungenchef AfD-freundlich).

Hunding überfällt Sigmunds Lager, während der gerade mit Siglinde herumpoussiert. Siggi verliert viele Männer und auch ein wenig die Contenance, was er an Siglinde auslässt. Ein paar Schläge auf den Hinterkopf bringen Sigmund aber wieder zur Besinnung. Ein weiterer Angriff der Wikinger kann nur mit Hilfe der Walküren zurückgeschlagen werden, was Siggi nun auch wieder nicht recht ist, weil Brunhilde dafür ihr Versprechen an Wotan himself gebrochen hat, ihre Waffen nur in ihrem Gebiet, dem „steinernen Wald“ zu erheben. Für die offene Feldschlacht erheblich zu geschwächt und ohne Vorräte ist Sigmunds Streitmacht anfällig für die Lästereien des verräterischen Otto, der, nachdem er von Sigmund zur Rede gestellt wird, schnurstracks zu Hunding rennt. Dank Ottos Informationen gelingt es Hunding, Sigmund und Siglinde zu kidnappen, um aus ihnen den Standort des Schatzes herauszukitzeln.

Ein gewagtes Manöver des erfinderischen Gunnar, durchgeführt vom Zwerg Knut, ermöglicht die Befreiung Siggis, Siglinde muss weiter in Hundings Camp darben, wo mittlerweile auch Gertrud in Ungnade gefallen ist und vom Wikingerchef in den Rang einer Sklavin zurückgestuft wird.

Sigmund fehlen die Ressourcen für eine Befreiung Siglindes, also zieht er sich mit seinen Mannen in den steinernen Wald zurück, um dort den Schatz in einem verzweifelten last stand gegen Hunding zu verteidigen…


Inhalt

Mockbustern kann man auch ohne den lästigen, da arbeits- und kostenintensiven Schritt des eigentlichen Filmedrehens. Schließlich liegen sprichwörtlich zigtausende Filme vergessen auf Halde, die mit einem schicken Cover und einem zugkräftigen neuen Titel problemlos auf #aktuellerfilmoderfernsehhype getrimmt werden können. Ganz besonders die guten alten Wikinger sind von dieser Masche betroffen, seit die Erfolgsserie „Vikings“ ein großes Publikum begeistert.

Und so fand dank eines findigen Publishers auch der Italo-Klopper „De steinerne Wald“ von anno dunnemals mit einem „THIS IS SPARTAAA!“-Gedächtniscover und dem neuen Titel „Wikinger – Das Schwert von Walhalla“ Einzug auf den Grabbeltischen dieser Welt. Man kann von dieser Schummelei halten, was man will, aber wenn man diesen Trick durchschaut, kann man so zumindest ganz günstig an einen alten Schinken mit Gordon Mitchell herankommen, und an dieser Stelle dürften wir uns einig sein, dass „Filme mit Gordon Mitchell“ durchaus ein Sammelgebiet sind, dem man sich mit gewissem Komplettismuswunsch verschreiben darf.

Eigentlich ist „Der steinerne Wald“ ein Spätzünder in der Geschichte italienischer Kostüm-Epen, denn um 1967 beschäftigte man sich auf dem Stiefel ja hauptsächlich mit Western, Eurospy-Fetzern und den zaghaften Vorläufern von dem, was man später Giallo nennen sollte. Die Robin Hoods, Herkules und sonstigen Schwert- und Degenschwinger hatten ihre Blütezeit so fünf bis zehn Jahre früher. Andererseits hatte Harald Reinl gerade seine zweiteilige Nibelungen-Saga in die Kinos gebracht – und einen italienischen Produzenten, der nicht das Potential für eine schnell eingekäschte Lira sieht, wenn irgendwo eine Großproduktion einen Trend loszubrechen droht, hat’s noch nie gegeben.

Emmimo Salvi („Drei Kugeln für Ringo“) erdachte und inszenierte dann also die preisbewusste Plotte, die man mit mehreren zugekniffenen Augen und aller aufzubringenden Vaterlandsliebe als eine Art halbwegs legitimes Sequel zur Nibelungensage auffassen kann – obschon der zeitliche Zusammenhang bedenklich ist – als die Nibelungen amtierten, also in der Zeit der Königreiche von Burgund und Co., waren die Wikinger noch damit beschäftigt, daheim in Norwegen ihre Helme zu polieren und rauszufinden, wie das mit dem Segeln so funktioniert. Sicherheitshalber drückt sich der Film auch vor jeder nachprüfbaren geographischen Angabe – faktisch spielt der Streifen in einer reinen Fantasy-Welt.

Salvis Co-Autoren sind nicht gerade umtriebige Gesellen – Benito Ilforte war einer von Salvos frequenten Kollaborateuren bei dessen Regiewerken, aber sonst wenig distinguiert, Adriano Antonelli hat sonst keine weiteren Credits, und das Interessanteste an Luigi Tosi ist wohl, dass er vielbeschäftigter character player im Italo-Kino war und in dieser Funktion als „romantic lead“ in Laurel und Hardys jüngst hier besprochener Abschiedsvorstellung „Utopia“ mitmischte (er spielt hier auch mit, und zwar den elenden Otto).

Dafür, dass nicht unbedingt die hellsten Lichter Cinecittas das Script schrieben, ist es zumindest halbwegs flüssig, gibt den meisten Figuren halbwegs plausible Motivationen (Ottos Verrat kommt insofern etwas überraschend, als wir die Figur bis dahin nicht wirklich wahrgenommen haben) und kann als eine Art früher Vorläufer des italienischen Barbaren-Films der 80er gesehen werden, da es hier weniger um Mythen, Götter oder gar Monster geht, sondern primär um’s grobe Aufs-Haupt-schlagen.

Großartige Production Values sucht man vergebens – zwar ist ein großer Teil der Produktion offensichtlich im Studio gedreht, aber eben auch nur mit Bäumen und Steinen als „Deko“. Ein „Gebäude“, das über die Klassifikation als „Zelt“ hinausgeht, bewohnt hier niemand. Der Großteil des Set-Designs-Budget dürfte in Gunnars große Wunderwaffe im Finale drauf gegangen seine (eine Art lanzenbewehrtes Drehkreuz, das aus nicht wirklich ganz erfindlichen Gründen ein unüberwindliches Hindernis für Hundings Mannen darstellt. Vielleicht haben die aus religiösen Gründen was gegen Kreisverkehr). Kurios auch die Seilbahn-Konstruktion, mit der Sigmund aus Hundings Lager befreit wird und von der mir die Herren Autoren sicherlich sagen können, wann die unauffällig aufgebaut wurde, ohne dass die Wikingern davon Wind bekamen…

Ein paar merkwürdig anmutende Handlungssprünge mögen darin begründet sein, dass die mir vorliegende KNM-Fassung mit 77 Minuten Laufzeit arg gekürzt mieft (die IMDb übermittelt eine VHS-Laufzeit von 92 Minuten. Wie lang die Filmjuwelen-Version läuft, ist mir nicht bekannt). Insgesamt inszeniert Salvi die Geschichte aber recht flott, müht sich um Tempo und visuelle Abwechslung durch Schauplatzwechsel und setzt im Zweifel vernünftigerweise auf eine Action-Szene mit den 60er-üblichen unblutigen Schwertfuchteleien, bei der jede sanfte Berührung mit einer Waffe den sofortigen Insta-Death bedeutet.

Ein enormes Pfund, mit dem der Streifen wuchern kann, ist Gordon Mitchell als Fiesling. Mag er nicht gerade das Idealbild des blonden blauäugigen nordischen Recken abgeben, gleicht er das durch Intensität aus – Mitchell wirkt IMMER wie ein Bursche, mit dem man lieber nicht Kirschen essen möchte. Der kroatische Schauspieler Ivo Payer, der in den späten 50ern und 60ern einige Male sein Glück in Italo-Produktionen versuchte, gibt einen sympathischen Helden ab und ist ingesamt engagiert bei der Sache. Später verlegte er sich auf anspruchsvollere oder historisch bedeutsame Rollen in jugoslawischen Produktionen, war aber auch in „Sophies Entscheidung“ zu sehen. Eleonora Bianchi („100.000 verdammte Dollar“, „Der Zorn des Achilles“), Pamela Tudor („Von Django mit den besten Empfehlungen“, „Man stirbt nur einmal“) und Luisa Rivelli („Die Rache der roten Göttin“, „Mohn ist auch eine Blume“ vertreten die Damenwelt, wobei Bianchi und Rivelli mal wirklich glaubhafte Film-Schwestern abgeben und Tudor als Walkürin Brunhilde leider etwas wenig zu tun hat.

Die KNM-DVD hat einen recht schrappeligen Print, allerdings nur im 1.85:1-Letterbox-Format (4:3), was auf dem großen Flachbild dann doch nicht mehr so überwältigend aussieht, besonders, wenn man nicht so auf große schwarze Flächen steht und aufzoomt. Farben und Kontrast sind okay, aber pixelig wird’s bei fast jeder Bewegung… Ausschließlich deutscher Ton (Dolby 2.0) wird geboten, Extras gibt’s keine.

„Der steinerne Wald“ ist letztlich also ganz unterhaltsam, wobei Gordon-Mitchell-Fans natürlich einen klaren Vorteil gegenüber dahingehend unbeleckten Zuschauern haben. Man feiert keine großen Aha-Erlebnisse, wird aber auf mittlerem Italo-Niveau passabel bedient. Für verregnete Nachmittage okay.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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