Wicked Game – Ein böses Spiel

 
  • Deutscher Titel: Wicked Game - Ein böses Spiel
  • Original-Titel: Water's Edge
  •  
  • Regie: Harvey Kahn
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Nathan Fillion (Robert), Chandra West (Molly), Emmanuelle Vaugier (Rae), Daniel Baldwin (Block)


Vorwort

Nach dem tragischen Verlust ihrer Tochter ziehen sich der erfolgreiche Schriftsteller Robert (einer von der idealistischen Sorte, merkt man daran, dass er anstelle eines Computers seine Schinken auf einer mechanischen Schreibmaschine von 1843 schreibt) und sein depressiver Ehebesen Molly in die Provinz, genauer gesagt, in die Jagdhütte von Roberts verblichenem Vater, um wieder zu sich zu finden. Geht aber nicht so ganz glatt, weil Robert bei einem Jagdausflug den örtlichen Sheriff ertappt, wie er eine übel zugerichtete junge Frau exekutieren will. Robert ballert den fragwürdigen Gesetzeshüter über den sprichwörtlichen Haufen und schleppt das Mädel in die heimatliche Hütte. Damit würde er die Sache ganz gerne auf sich beruhen lassen, aber bei Molly setzen Schutzinstinkte ein, sie mag Rae, so heißt die dem Tod grad noch mal von der Schippe Gesprungene, nicht alleine lassen. In der Sheriff-Schleuder findet Robert bei näherer Untersuchung 200.000 Dollar in cash und kompromittierende Fotos, die Rae beim außerehelichen Geschlechtsverkehr mit dem örtlichen Bürgermeister Block zeigen. Ohne es zu wollen, ist Robert damit in eine den ganzen Ort umspannende Intrige gestolpert – während Blocks Schergen vermuten, dass Robert mehr mit dem Ableben des Sheriffs zu tun hat, als er zugeben mag, versucht Rae, das Ehepaar gegeneinander auszuspielen…


Inhalt

Irgendwann mag ich Filme wie „Wicked Game“ nicht mehr sehen – es sind handwerklich routinierte Filme ohne größere Schwächen, die aber ohne einen Funken Originalität und/oder Enthusiasmus gedreht werden. Filme, in denen die Klischees sich auftürmen wie der Himalaya. Wer mehr als drei ähnlich gelagerte Thriller gesehen hat (und angesichts der nahezu unendlichen Anzahl von Spannungsfilmen, die nach dem ewig gleichen Strickmuster gedreht werden), dürfte in „Wicked Game“ nichts, aber auch gar nichts neues finden.

Das Originellste an „Wicked Game“ ist noch, dass der Film versucht, quasi gleichberechtigt neben der Thrillerhandlung gewisse dramatische Elemente durch die verkorkste Ehebeziehung von Robert und Molly (die praktisch in der ersten Szene versucht, sich mit einer Schrotfilnte das Gehirn rauszublasen, was wg. zu kurzer Arme scheitert) einzubauen – dummerweise halt nicht wirklich auf interessante oder neuartige Weise. Die Folgen – erstens: meine Aufmerksamkeit dem Film gegenüber verflüchtete sich nach gut 30 Minuten ins Nirvana und wandte sich dem Knacken von High-Scores diverser Online-Games zu; zweitens: dieses Review wird ziemlich kurz, weil ich den Film halt nur noch als Hintergrundberieselung laufen liess. Ich glaube aber, dass ich nicht wirklich viel verpaßt habe – das Drehbuch baut weder Mystery noch Drama solide genug auf, um den Zuschauer bei der Stange zu halten (vor allem, da das Mystery nicht wirklich mysteriös ist, was seine Beteiligten angeht, und abgesehen davon eine reichlich banale Begründung bietet). Ein weiteres Manko – keiner der Charaktere, auch nicht die „Helden“ (ergo Robert und Molly) sind wirkliche Sympathieträger (gerade nicht die Helden… Mollys erster großer Auftritt ist ihr Selbstmordversuch und Robert hat später keine Gewissensbisse, sich die 200 Riesen selbst unter den Nagel reißen zu wollen und mir Rae zu assoziieren). Warum sollte mich interessieren, ob diese Leute, denen ich keinen wesentlichen positiven Charakterzug nachsagen könnte, Erfolg mit ihren Plänen haben oder nicht?

Gefilmt ist das alles auf professionellem Niveau, aber eben auch furchtbar bieder und seeehr bedächtig (wären nicht einige verhältnismäßig knackige Einschüsse, die trotzdem für meine Begriffe keine KJ rechtfertigen, würde ich den Streifen sofort und ohne wieteres in die Schublade „Hausfrauen-Thriller“ a la „Dead on Sight“ packen). Regiedebütant Harvey Kahn (sonst als Produzent am Werke) bekommt die Geschichte nie richtig in Gang, auch weil er sich auf eine visuell schlichte Umsetzung verlässt (bzw. wie so viele Regisseure einen farbgefilterten Flashback für den Olymp der Regiekunst hält).
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Auch schauspielerisch gibt’s eher Biederkost – Nathan Fillion („Dracula 2000“) spielt Robert als weitgehend charismafreie Trantüte (also sozusagen einen sehr überzeugenden Schriftsteller, sind ja eher selten wirklich aufregende Gesellen, die Autoren, newa) [Future Doc: Das sag ich ihm HEUTE auch nicht mehr ins Gesicht, ähempt], Chandra West als seine Ehefrau Molly wirkt ebenfalls wahlweise unmotiviert-blass und hysterisch-übertreibend und Emmanuelle Vaugier („Wishmaster 3“, „40 Tage und 40 Nächte“) ist auch nicht die aller-überragendste Femme Fatale, die sich mir filmisch vorgestellt hat (und dann geizt der Film bei ihr auch noch im Nackte-Tatsachen-Department. Boo-hiss!). Daniel „der dicke“ Baldwin variiert sein Image mit einem bösen Bart und dem Versuch, einen gar garstigen Schurken darzustellen, scheitert aber sowohl am schwachen Script als auch an seinen schauspielerischen Möglichkeiten.

Bildqualität: VCL-Standardveröffentlichung ist VCL-Standardveröffentlich. D.h. 4:3-Vollbildtransfer von durchschnittlicher Güte – die Farben sind okay, Detail- und Kantenschärfe erfüllen ebenso wie der Kontrast die Ansprüche der Klientel, die sich nicht jeden Schmu auf’m 3-Meter-Diagonale-Beamer reinzieht, die Kompression hat mit längeren Einstellungen einfarbiger Farbflächen ihre leichten Probleme. Bildstörungen und/oder Verschmutzungen sind mir nicht aufgefallen, aber, wie erwähnt, ob überwältigender Langeweile hab ich nicht so genau hingekuckt.

Tonqualität: Man muss VCL ja schon dankbar sein, wenn’s englischen O-Ton (in Dolby Digital 2.0) gibt – der könnte allerdings von der Sprachqualität etwas klarer und insgesamt etwas differenzierter sein. Die deutsche Tonspur wurde auf Dolby Digital 5.1 aufgebrezelt (notwendig wie’n Kropf, wissen wir ja) und ist eine Spur lauter, klarer und auch vom Mix her differenzierter. Untertitel für den englischen O-Ton gibt’s nicht.

Extras: Neben Filmografien für einige Beteiligte hat VCL noch einen Trailer auf „Vampire Hunter D“ (hm, sind Leute, die sich Thriller mit einem Baldwin kaufen, die gleiche Zielgruppe wie Anime-Fans?) auf die Scheibe gebannt.

Fazit: „Wicked Game – Ein böses Spiel“ (es ist toll, wenn die ausgedachten „neuen“ deutschen Titel erklärende Untertitel brauchen. Im Original heißt der Film „Water’s Edge“) ist ein weiterer, völlig überflüssiger Pseudo-Thriller der Marke Lang & Weilig. Maues Script, Darsteller, die unmotiviert wirken, eine schlafmützige Inszenierung – da lohnt es sich nicht, großartig Worte drüber zu verlieren. Diesen Film braucht kein Mensch, außer vielleicht Daniel-Baldwin-Komplettisten (falls es da tatsächlich welche geben sollte) Die VCL-Disc hält in etwa den Standard, den man von ähnlich gelagerten Veröffentlichungen des Labels kennt und erwartet.

2/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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