White Pongo

 
  • Original-Titel: White Pongo
  •  
  • Regie: Sam Newfield
  • Land: USA
  • Jahr: 1945
  • Darsteller:

    Richard Fraser (Geoffrey Bishop), Maris Wrixon (Pamela Bragdon), Lionel Royce (Peter van Dorn), Al Eben (Sir Harry Bragdon), Michael Dyne (Clive Carswell), Larry Steers (Dr. Kent), Milton Kibbee (Gunderson), Egon Brecher (Dr. Gerig), Joel Fluellen (Mumbo Jumbo), Ray „Crash“ Corrigan (White Pongo)


Vorwort

Wir sind wieder mal in Britisch-Rhodesien.

Im tiefen Dschungel sind zwei weiße Männer bei einem Eingeborenenstamm – der eine, ein alter Wissenschaflter, als Gast, der andere, ein gewisser Gunderson, als Gefangener und anstehendes Menschenopfer. Der alte Zausel verhilft Gunderson zur Flucht, unter der Bedingung, dass er das Tagebuch seines ehemaligen Chefs, Dr. Theodore, in die Zivilisation bringt, denn Theodore hat eindeutige Beweise für die Existenz des „missing link“, einem weißen, intelligenten Gorilla!

Gunderson schlägt sich erfolgreich in zivilisierte Gefilde durch, krepiert aber dort an Dschungelfieber, nicht aber bevor er das bewusste Tagebuch pflichtschuldigst abgeliefert hat. Sir Harry Bragdon und sein Kollege Paul van Dorn stellen umgehend eine neue Expedition zusammen. Auch seine Tochter Pamela will Sir Harry mitnehmen, nicht gerade zur Freude von Clive, dem bezahlten Aufpasser für das Mädchen, der ihr aber auch privat gerne näher kommen würde. Als Führer wird ein gewisser Kruegert angeheuert, der verdächtig gut Deutsch spricht und auch sonst nicht den vertrauenswürdigsten Eindruck macht.

Man trifft auf den bewussten Stamm und den alten Knacker, der Sir Harry und Paul jede Menge Unterlagen und Fotos des weißen Gorillas mitgibt, samt Empfehlungen, wo und wie das Vieh denn zu fangen wäre. Der Gorilla allerdings beobachtet die Expedition längst.

Kruegert erweist sich als der erwartete Schurke – mit zwei Komplizen und unerwarteter Hilfe aus Harrys Entourage übernimmt er gewaltsam die Expedition, um sie zu einer Goldmine umzuleiten, die er auszubeuten gedenkt. Pamela und Clive nimmt er als Geiseln mit. Als Pam herausfindet, dass Kruegert nicht, wie versprochen, Vorräte für Sir Harry und die loyalen Expeditionsteilnehmer zurücklässt, geht sie in den Dschungel stiften – und landet natürlich prompt in den starken, nichtsdestoweniger sehr pelzigen Armen des weißen Gorilla…


Inhalt

Auch PRC, die Poverty-Row-Company (deren Initialen wider Erwarten nicht für ebenjenes stehen, sondern für „Producer’s Releasing Company“) der Gebrüder Neufeld, wollte ihren Anteil am Gorillafilmkuchen der Mitt-40er. „White Pongo“ bedient sich der bewährten Expertise von Stuntman und Gorilla-Suit-Spezialisten Ray „Crash“ Corrigan, der hauptamtlich den weißen Gorilla spielt, in ein paar Szenen aber auch in den natürlich gefärbten Affenanzug schlüpft.

Leider ist „White Pongo“ (Pongo ist laut Auskunft des Films das „einheimische“ Wort für Gorilla, wird im Film aber konsequent „Ponga“ ausgesprochen) einer der zähsten, langatmigsten Vertreter seiner Zunft. Zwar bietet er im Vergleich zu „Savage Girl“ durchaus ein paar abenteuerliche Momente, gestaltet diese aber ungeheuer dröge – selbst dem zeitgenössischen B-Film-Publikum, das Kummer gewohnt sein durfte, mussten die Füße eingeschlafen sein. 70 Minuten ist gewiss keine epische Laufzeit, aber in den Händen von Sam Newfield (der eigentlich aber weiß, wie man einen flotten B-Reißer dreht) wird der Streifen zu einer ordentlichen Geduldsprobe. Zu doof sind die Helden, um Kruegerts Boshaftigkeit nicht auf 1000 Meilen gegen den Wind zu erkennen, zu banal Kruegerts böse Pläne, zu wenig involviert in die Handlung der eigentliche selling point des Films, der weiße Gorilla. Der schlumpft zwar eigentlich permanent im Hintergrund herum, aber eben nur dort, bleibt bis 10 Minuten vor Schluss reiner Beobachter und spielt dann ein Mini-Garagen-Sampling von „King Kong und die weiße Frau“ nach (natürlich steht ein weißer Gorilla auf weiße Frauen), kloppt sich mit einem schwarzen Gorilla, und wird dann ohne größere Probleme von den Helden gefangen. Dass da für eine ordentliche Schurken-come-uppance keine Zeit bleibt, ist erschreckend… passt aber zur Unausgegorenheit, zur Unentschlossenheit des Films, mal wirklich aus sich raus zu gehen und dem Publikum das zu bieten, für das es seine paar Cent Eintritt gelöhnt hat.

Aber was erwartet man von einem Film, der einen seiner schwarzen Charaktere tatsächlich „Mumbo Jumbo“ nennt? Eben.

Die darstellerischen Leistungen sind überwiegend erbärmlich, da sehr „broad“ angelegt – klar, das richtet sich an ein Publikum von Zehnjährigen, die auf Feinheiten wie „Charaktere“ oder „Talent“ nicht wirklich Wert legen, aber bis auf Maris Wrixon, ein model-turned-actress, spielt sich wirklich niemand um Kopf und Kragen. Wrixon (zweimal neben Karloff zu sehen in „British Intelligence“ und „The Ape“) spielt nicht nur einen relativ guten, modernen Frauencharakter, sondern legt sich auch gut ins Zeug. Das Script könnte ihr mehr zu tun geben, aber man ist ja immer froh, wenn eine 40er-Jahre-Heldin mehr ist als nur fleischgewordenes McGuffin. Richard Fraser ist ein so überflüssiger Held, dass ich ihn in der Inhaltsangabe nicht mal erwähnt habe, Al Eben hat zwar ein bisschen Spaß an seiner Schurkenrolle, aber sie ist letztlich auch nicht gehaltvoll genug, um sich amtlich in den Vordergrund spielen zu können.

Garniert wird die ganze Soße noch durch einen nervtötenden Score (und zumindest beim mir vorliegenden Alpha-Video-Print geht auch mal für eine Minute oder so komplett die Dialogspur flöten).

Will man nicht krampfhaft jeden Gorillasuit-Film aus der Epoche sehen, kann man sich „White Pongo“ getrost schenken – es ist ein langweiliges, nicht sonderlich kompetent inszeneirtes Unterfangen, das allenfalls als kleiner Showcase für Maris Wrixon durchgeht. Ansonsten aber: pass.

1,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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