Werwolf vs. Frankenstein Reborn

 
  • Deutscher Titel: Werwolf vs. Frankenstein Reborn
  • Original-Titel: Frankenstein & The Werewolf Reborn
  •  
  • Regie: David DeCoteau, Jeff Burr
  • Land: USA
  • Jahr: 1998/2000
  • Darsteller:

    Jaason Simmons (Victor Frankenstein), Haven Burton (Anna Frankenstein), Ben Gould (Thomas), George Calin (Ludwig), Oana Stefanescu (Herstner), Ethan Wilde (Monster), Ashley Tesoro (Eleanore Crane), Robin Atkin Downes (Peter Kranek), Len Lesser (Inspektor Krol), Bogdan Cambera (Carl)


Vorwort

Episodenfilm: Anna Frankenstein, Teenager im besten Backfisch-Alter, landet nach dem Unfalltod ihrer Eltern in der Obhut von Onkel Victor, der in seinem Schloss mysteriösen Experimenten nachgeht und so gar keinen wirklichen Bock darauf hat, eine neugierige Vierzehnjährige beherbergen zu dürfen. Die Verhaltensmaßregeln sind daher schnell aufgestellt – im Schloss darf Anna sich ausschließlich in ihrem Zimmer (und notgedrungen am Frühstückstisch) aufhalten, ansonsten darf sie sich herumtreiben, wo sie will, nur nicht am Schloss, im Schloss und ums Schloss herum (was die Auswahl relativ unbürokratisch auf „die Wälder“ einschränkt. Schule oder sowas ähnliches existiert in diesem Paralleluniversum nicht). Wie es sich für einen renitenten amerikanischen Teen gehört, findet Anna sich mit diese Regularium nicht ab – mit Hilfe des Hausmeister-Sohns (oder -Neffens oder -Wasauchimmers) Thomas (der zwar die englische Sprache perfekt beherrscht, als Ausgleich dafür aber des Lesens nicht mächtig ist) stromert sie durch’s Schloss und kommt schnell dahinter, dass des Onkels Forschung sich mit dem Thema „Wiederbelebung toter Tiere“ befasst. Nur, dass Victor über dieses Stadium längst hinaus ist und sich aus Leichenteilen das bewusste Monster gebastelt hat und es (mit seinem treubösen Assistenten Ludwig) auch pflichtschuldigst reanimiert. Das Monster weiß, was sich laut Genrekonventionen gehört, büxt aus und killt in Notwehr einen Bewohner des nahen Dorfes. Ludwig sieht seinen Hals schon in der nächstbesten Schlinge, wenn herauskäme, wer das Monster zu verantworten hat, bei Anna allerdings kicken, kaum hat sie das im Grunde seines second-hand-Herzens sanftmütige Monstrum im Wald gefunden, mütterliche Beschützergene ein. Doch Ludwig, treibende Kraft der Operation „Frankenstein (bzw. his monster) must be destroyed“ vermutet, dass Anna das Biest beschützt…

Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort. Die auch so ungefähr vierzehnjährige Eleanore wird von ihren auf einem Kongress weilenden Eltern zu ihrem Onkel Peter ins hintervorletzte Rumänien abgeschoben. Doch Peter wartet nicht am Bahnhof auf sie und der Bahnhofsvorsteher macht ziemlich deutlich, dass der Onkel zur Zeit so etwas wie eine persona non grata ist. Ein Zigeunerjunge drückt ihr eine Botschaft für Peter in die Hand und selbiger, ziemlich derangiert, macht deutlich, dass er Eleanore nun gar nicht brauchen kann und eigentlich brieflich bereits die familiäre Gastfreundschaft abgesagt habe – es hat im Dorf einige brutale Morde gegeben und Peter hält sich selbst für den Hauptverdächtigen. Mit gutem Grund, denn vor drei Monaten wurde er vom wilden Affen bzw. Wolf gebissen und mutiert nun mit eintretendem Vollmond ordnungsgemäß zum blutrünstigen Werwauwau. Inspektor Krol, örtlicher Polizeihund, hält von der Werwolfthese natürlich nichts, wohl aber einiges davon, dass Peter ein elender Psychopath sei, und inhaftiert den chronisch suspekten Onkel prophylaktisch. Das fahrende Volk, bekanntermaßen mit den okkulten Begebenheiten auf du und du, klärt in Form des Elli schon bekannten Jungen unsere Heldin auf, dass es ihre ureigene Aufgabe wäre, Peter per Silberkugel zur Strecke zu bringen. Bei einem Besuch im Knast bringt Eleanore es natürlich nicht über’s Herz, den Onkel zu killen (und, offen gesagt, mir fielen auf Anhieb nur wenige Orte ein, an denen ich ungerner einen Mord begehen würde als im Zellentrakt einer Polizeistation, wo’s vor Ordnungshütern nur so wimmelt). Da nun aber justament gerade Vollmond ist und Peter-ist-der-Wolf mühelos seinem Kerker entkommen kann, bietet sich rasch eine neue Chance…


Inhalt

Hach, Full Moon. Es ist immer noch so, sobald das Vollmond-Logo erscheint, geht mir irgendwie das Herz auf, egal, wie heftig Charlie Band dran arbeitet, selbst hartgesottenen Full-Moon-Verehrern das Fantum durch den dreihundertsiebenundölfzigsten Killerpuppenfilm auszutreiben. Und eins kann man dem guten alten Charles ja auch nicht vorwerfen – dass er etwas unversucht ließe, aus einem irgendwann mal für Einpaarleifuffzich in Rumänien an drei-vier hektischen Tagen heruntergeholzten Ladenhüter noch mal Kasse zu machen.

1998 z.B. erinnerte sich Charlie daran, dass er ein ein Bruder im Geiste Gameras und Freund aller Kinder ist. Nichts grundsätzlich neues, schon zu Full Moons Blechzeitalter („Gold“ kann man’s ja nicht nennen) versuchte er, mit seinem Moonbeam-Label und klar aufs kindlich-jugendliche Publikum zugeschnittenen Heulern wie der „Prehysteria!“-Reihe die nächste Kundengeneration heranzuzüchten – dem folgten weitere Versuche wie die „Pulsepounders“ (die, wenn ich mich recht erinnere, eigentlich für’s Fernsehen gedacht waren und dann Jahre später als Videopremieren verramscht wurden) und die gefühlten achthunderttausend Kushner-Locke-Kiddie-Fantasy-Hobel, die z.B. dem Kollegen Shumate von Cold Fusion traditionell graue Haare bereiten. Also, zurück nach ’98 – da hielt Band es für eine clevere Idee, große, klassische Horrorarchetypen jugendgerecht aufzubereiten (und nicht nur clever, sondern auch billig: schließlich sind keine kostenintensiven Filmrechte zu beachten, und, na, die passenden rumänischen Drehorte hatte er ja eh ständig an der Hand). Einzig der Umstand, dass Bands go-to-guy für hastig zusammengewurschtelte Drehbücher zu der Zeit der allseits gefürchtete Benjamin Carr („Retro Puppet Master“, „The Killer Eye“, Totem, „Talisman“) war, stimmt von Haus aus mal bedenklich – die für „Frankenstein“ bzw. „Werwolf“ ausgekuckten Regisseure, David DeCoteau und Sequel-Spezialist Jeff Burr, hatten beide schon wiederholt nachgewiesen, auch mit den beschränkten Mitteln einer 90er-Full-Moon-Produktion zumindest ansehbaren Kram bewerkstelligen zu können.

Nichtsdestotrotz gingen die beiden auf jeweils ca. 70 Minuten angelegten Filme ziemlich unter, auch weil die wenigen Menschen, die sie sahen, tunlichst Warnungen aussprachen, aber das hindert einen Band ja an nichts. Nur zwei Jahre später kam er auf die Idee, die beiden „Reborn“-Streifen zu einem abendfüllenden Film zusammenzuschneiden (ein paar Jahre später folgte nach dem gleichen Prinzip der Kompilationsfilm Tomb of Terror, in dem Danny Draven die undankbare Aufgabe zufiel, aus „Dark Angel: The Ascent“, „Lurking Fear“ und „Talisman“ völlig unverständliche und weitgehend sinnbefreite Kurzfilme zu stricken) – „Frankenstein & Werewolf Reborn“ was, äh, born – und schon zehn Jahre später dürfen wir uns in Deutschland den Krempel (unter dem fetzigeren Titel „Werewolf VS. Frankenstein Reborn“ [Hervorhebung durch mich]) auch anschauen, freundlicherweise auch noch auf DVD mit einem blutroten FSK-18-Siegel (wir erinnern uns düster: wir reden hier von speziell auf Kinder zugeschnittene Filme, die in den USA mit „PG“-Rating firmieren). Mit Horror-Fans kann man’s ja bekanntlich machen. Nuja, ich muss Movie Classics hier immerhin eins zugestehen – stünde die Scheibe im ganz normalen „Familienprogramm“-Regal bei Drogenmüller, ich hätte sie vermutlich nicht gefunden, aber das 18er-Regal kuck ich halt wöchentlich durch (und Full Moon kaufe ich bekanntlich blind).

Zumindest mal müssen die Ursprungsfilme nicht ganz so heftig gekürzt werden – jeweils etwa 25 Minuten bleiben auf der Strecke; man merkt’s, da in beiden Episoden gelegentlich Rätsel aufgebende Handlungssprünge auftreten und sich Dinge allgemein wesentlich schneller entwickeln (bzw. weniger entwickeln denn von Punkt A nach B hüpfen, ohne sich mit einer „Reise“ dazwischen aufzuhalten). Ansonsten konstatiert man überrascht, dass Benjamin Carr weniger Blödsinn in seine Bücher packt als man’s von ihm eigentlich gewohnt ist (ob ihm gerade diese Schinken seinen einzigen Job im Mainstream-Fach, das Co-Script zum „13 Geister“-Remake, verschafft hat?). Liegt natürlich hauptsächlich daran, dass Carr schlau genug war, relativ dicht an der jeweils klassischen Mythologie zu bleiben (und hierbei überwiegend an der Mythologie, wie sie von den Universal-Klassikern geprägt wurde), und „lediglich“ zur besseren Identifikationsmöglichkeit für die Zielgruppe eine jugendliche Heldin nebst ungefähr gleichaltrigem Sidekick einzubauen; dass ihm dafür keine besseren Ausreden einfielen als die abgenudelten „tote Eltern“- und „Babysitter“-Spielkarten, mag man verzeihen, wenn man eben berücksichtigt, dass nicht unbedingt die Zielgruppe der alleskuckenden Genre-Nerds angesprochen werden sollte, sondern Kinder so von acht bis vierzehn Jahren, die noch nicht alles gesehen haben.

Die Frankenstein-Episode fährt dabei besser – unabhängig von der Qualität des Shelley-Romans ist der Mythos einfach interessanter als die immer etwas beliebig wirkende Werwolf-Geschichte (die sich oft, vor allem, wenn man bei der klassischen Interpretation bleibt, zu sehr im Melodrama versinkt. Da bin ich Lon-Chaney-geschädigt), und sie auch über ein einprägsameres, sagen wir mal, „visual shorthand“ verfügt: wenn wir einen großen, dunklen, gothischen Raum mit diverser undurchschauberer Maschinerie sehen, *wissen* wir, dass hier in „Gottes Domäne“ herumgepfuscht wird, da brauchen wir keine große Exposition, keine Erklärungen (wenn das Ortsschild „Frankenstein“; an dem Anna nach gefühlten zehn Sekunden Filmlaufzeit vorbeimarschiert, nicht Indiz genug wäre), und deswegen kann DeCoteau auch schon nach vier-fünf Minuten eben in dieses Labor schalten und Victor bei der Arbeit zeigen und wir als Zuschauer wissen sofort, was los ist (auch wenn die eigentliche Schöpfungsszene erst nach etwa einer Viertelstunde stattfindet). Carrs Version der Geschichte übernimmt einiges von James Whales Universal-Filmen – angefangen beim undefinierbaren zeitlichen und räumlichen Setting, wie bei den Universal-Klassikern wird auf eine bestimmbare Einordnung sowohl geographischer als auch chronologischer Art verzichtet, statt dessen spielt die Geschichte in vage deutschen Gefilden in einer Art 19. Jahrhundert-Setting – in das Anna als „moderner“ Teenager nicht reinpasst) – und nimmt sich die Zeit für ein-zwei wohlmeinende „nods“ in Richtung von Whale (die Szene, in der das Monster offensichtlich gerührt eine Mutter mit ihrem Baby beobachtet, und die sich zum Mord – aus Notwehr – an einem Dorfbewohner entwickelt, scheint mir ein Echo der Whale-Sequenz, in der das Karloff-Monster das kleine Mädchen ins Wasser wirft, zu sein) und Shelley (im Roman lernt das Monster die Sprache – in einem der, wie auch von Stephen King angemerkt wurde, hirnrissigsten Subplots der Literaturgeschichte, indem es zuhört, wie ein Jüngling einer entflohenen orientalischen Prinzessin aus romantischen Klassikern vorliest, hier bringt Anna ihm Grundzüge der Sprache aus Kinderbüchern, die sie aus Victors Bibliothek hat, bei). Victor Frankensteins Charakterisierung passt auch – wie sein literarisches Vorbild ist ihm aus philanthropischen Gründen daran gelegen, den Tod zu besiegen, *er* ist nicht der Schurke des Stücks (zwar will er eine Weile lang das entsprungene Monster töten – schließlich hat es einen Mord begangen -, rückt hiervon aber sofort ab, als er feststellt, dass es nicht das geistlose Stück herumwandelnden Fleisches ist, für das er es hielt, sondern Intellekt, oder romantischer, „eine Seele“ besitzt), diese Rolle übernimmt Ludwig (der kein Igor-artiger Gehilfe, sondern praktisch Frankensteins gleichberechtigter Partner in der Monsterbastelei ist) und auch der hat ja vergleichsweise nachvollziehbare – nicht unbedingt sympathieheischende, aber verständliche – Gründe dafür, das Monstrum wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Carrs größtes Problem – aber eins, das für ihn nicht gerade Neuland darstellt – ist, dass seine Hauptfigur, also Anna, nicht wirklich notwendig ist, sie ist überwiegend reine Beobachterin, besonders im Showdown (der sowieso eher als Antiklimax rüberkommt, ein kurzer Kampf des Monsters mit Ludwig, dann brennt’s, und dann ist aus), die nur sehr selten aktiv in die Handlung eingreift. Nichtdestotrotz – und wenn ich Benjamin Carr schon mal loben kann, will ich das auch gerne tun – ist „Frankenstein Reborn“ eine natürlich simplifizierte, nicht „werktreue“, aber dem Geist des Originals zumindest nahekommende Adaption des Stoffs.

„Werwolf Reborn“ tut sich da schwerer – mag daran liegen, dass Carr die Geschichte hier eindeutig räumlich und zeitlich in Rumänien „heute“ verortet, oder daran, dass der Werwolf an sich ein weniger „gothisches“ Thema ist als Frankenstein und deswegen nicht mit diesem ikonographischen Wiedererkennungswert ausgestattet ist, oder schlicht daran, dass Carr hier wirklich nichts eingefallen ist (abgesehen davon, dass die Teenager-Protagonisten hier tatsächlich auch handelnde Hauptfigur ist). Ja, es gibt wieder ein paar Verweise in Richtung der Universal-Filme (die Attacke des „vorherigen“ Werwolfs, das „Mal“, das der aktuelle Werwolf trägt – hier allerdings als Narbe auf der Brust und nicht auf der Handfläche, die Querverbindung zu den Zigeunern), im Gegensatz zu den relativ elegant eingebauten Verweisen bei „Frankenstein“ wirken sie hier eher schwerhändig, gezwungen, gekünstelt. Auch machen sich hier die Kürzungen stärker bemerkbar – der Werwolf ist, wie wir alle wissen, eine tragische Gestalt, die unter ihrer Verwandlung leidet, daher ist es in der Regel angebracht, den Lykanthropen auch zum zentralen Charakter zu machen, damit der Zuschauer einen Zugang zur Figur hat. Peter Kranek ist aber hier nur eine Nebenfigur, seine Beziehungen zu den anderen Charakteren werden – zumindest in der „Kurzfassung“ – nur angerissen und sind nicht glaubhaft, weder die verwandschaftliche Beziehung zu Nichte Eleanore noch die zu Inspektor Krol, der angeblich „sein bester Freund“ ist (das müssen wir glauben, irgendwelche Beweise dafür gibt’s nicht). Es ist verständlich, dass eine gekürzte Version (noch dazu eine, die sich eben an Kinder richtet, die bekanntlich die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisch on acid haben) sich auf die Action konzentriert und den langweiligen Charakterkrams nach Möglichkeit ausfiltert, aber die Tragik, der Pathos, das Melodrama, vulgo die Essenz einer Werwolfstory, verpuffen so zugunsten eines recht beliebigen „monster-on-the-loose“-Szenarios ohne sonderliche emotionale Wirkung. Auch der Subplot um das fahrende Volk entwickelt sich nicht gerade schlüssig – wenn wir nicht als erfahrene Viel- bis Allesseher wüssten, wo die Verbindung zwischen Gypsies und Werwolf vermutlich liegt, müssten wir uns schon fragen, warum sie so genau über Peters Zustand Bescheid wissen und warum sie den Job, die Bestie zu erlegen, nicht selbst erledigen, sondern in die Hände eines vierzehnjährigen Mädchens legen – weil der Chaney-Kanon ja etablierte, dass der Werwolf nur von jemandem getötet werden kann, der ihn liebt und in Ermangelung einer love interest bleibt’s dann halt an der Nichte hängen (aber die hiesige weise Zigeunerin ist eh eine Umstandskrämerin. Wie wir dem kurzen Epilog entnehmen, spricht sie plausibel genug Englisch, bedient sich jedoch zuvor für die Kommunikation mit Elli eines Dolmetschers).

Ins Schwarze getroffen hat Charles Band jedenfalls mit der Auswahl bzw. der Verteilung der Regisseure – eine Diskussion, ob DeCoteau und Burr *gute* Regisseure sind, ist an dieser Stelle sicherlich müßig, ich denke, wir können uns darauf einigen, dass beide, wie oben schon gesagt, in der Lage sind, mit wenig Mitteln einigermaßen solide Arbeit abzuliefern, aber ziemlich eindeutig pflegen beide eine sehr unterschiedliche Handschrift. Burr ist, für meine Begriffe, jemand, den man als „guten Handwerker“ charakterisieren kann und deswegen gern für Sequels verpflichtet wurde, auf DeCoteau trifft wesentlich eindeutiger das Label „auteur“ zu, er ist einer, der zumindest versucht, auch einem kleinen, für 50.000 Dollar an drei Tagen heruntergedrehten Reißer einen gewissen künstlerischen Anspruch zu geben. Dies zeigt sich auch hier – während Burr die Werwolf-Hälfte recht geschäftsmäßig mit dem Schwerpunkt auf Thrill und Action gestaltet und nach nach Kräften bemüht ist, der nicht sonderlich einfallsreichen Plotte Schwung und Dynamik zu verleihen, verfolgt DeCoteau eine Art traumwandlerischen Ansatz – wo Burr, dem kontemporären Setting angemessen, nach Möglichkeit viel Bewegung vor der Linse hält (mit Ausnahme ein-zwei ansatzweise expressionistischer Shots im Finale), lässt DeCoteau die gothische Schaueratmosphäre für sich sprechen (neben dem Whale-Klassiker hat er sich zweifellos auch den Branagh-Frankenstein ab und zu mal angesehen), setzt weniger auf Aktion denn auf Stimmungen (was durch die gerne mal etwas gekippte oder schaukelnde Kameraführung unterstützt wird, das versuchte er auch im erwähnten „Totem“, hier funktioniert das besser), mit dem Haken, dass die ins Auge gefaßte Zielgruppe von seiner Interpretation der Frankenstein-Saga eher ermüdet werden dürfte (wieder einmal allerdings macht er auf das neugierig, was er anstellen könnte, hätte er einmal im Leben ein richtiges Budget und nicht nur Brotkrumen zur Verfügung). Allerdings unterläuft DeCoteau (bzw. Pfeife Carr, der nicht in der Lage war, das Script entsprechend umzuschreiben) einer der wüstesten Goofs der Filmgeschichte: alle reden davon, dass Frankenstein in seinem Kellerlabor garstige Dinge tut, doch wenn wir das Labor sehen (und das tun wir ja recht schnell), erkennen wir mit bloßem Auge, ohne Lupe oder sonstige Hilfsmittel, dass es sich in einem Dachboden o.ä. von Kirchenschiff-Ausmaßen (inklusive durch’s Oberlicht scheinender Naturalbeleuchtung) befindet.

Teilweise recht erbärmlich sind, wie wir alle vermutet haben, die Special FX. Die Make-ups für Frankenstein-Monster und Werwolf sind noch in Ordnung – das Frankenstein-Make-up ist so eine Art Zwischending zwischen Karloff-Maske und dem de-Niro-Make-up im Branagh-Film, der Werwolf kommt weniger nach dem Chaney-Zottelvieh denn nach dem älteren Design des 1935ers „Werwolf von London“ (d.h. anstatt der totalen Gesichtsbehaarung wird sich auf „Verraubtierhaftung“ der Gesichtszüge konzentriert), und auch die Transformation wird leidlich annehmbar gelöst (mit allen Tricks wie Überblendungen, Zwischenschnitten und einer Morphing-Sequenz). Dagegen stehen allerdings die grauenhaften „Flammeneffekte“ im Frankenstein-Finale (ähnlich billig aufkopiert wie in The Dead Hate The Living) – das ist nicht mal ambitioniertes Amateur-Format; und für einige ziemlich schlampige Rückprojektionen beim Werwolf (wenn der Vollmond hinter Kraneks Villa in enormer Größe aufgeht) gilt ähnliches. Was die Ausstattung betrifft, ist die „Frankenstein“-Episode begreiflicherweise wesentlich interessanter, da DeCoteau überwiegend offenkundig in und um ein echtes Schloss drehen konnte (was dann natürlich auch durch ungefähr dreihunderttausend establishing shots vermittelt werden muss), in der „Werwolf“-Geschichte gibt’s nicht allzuviel denk- oder erinnerungswürdiges zu sehen.

Trotz des zielgruppenorientierten Herunterfahrens plakativer Gewalt- und Splattereffekte haben beide Filmchen eine relativ entspannte Einstellung zum Thema Mord & Totschlag. „Frankenstein“ bleibt noch relativ zahm (einmal Erwürgen, einmal Runterschubsen in eine Grube mit „purer Lebenskraft“, die in dieser Adaption an die Stelle des üblichen Blitzschlags tritt, zweimal Verbrennen), unblutig und „kindgerecht“, beim Werwolf fließt dagegen auch on-screen Blut (der Werwolf darf ein Opfer zumindest aus der Halbtotalen zerfleischen, und wenn ihm der Garaus per Silberkugel gemacht wird, geschieht dies auch explizit), da darf das PG-Rating dann schon erstaunen (FSK 12 hätt’s hierzulande natürlich auch getan, und vermutlich hat der Streifen das auch, aber Movie Classics packen halt noch ein paar böse Trailer aus ihrem Horror-Programm drauf).

Die schauspielerischen Leistungen sind arg mittelmäßig – Jaason Simmons („Baywatch“, „The Devil’s Tattoo“) ist mir ein wenig zu sehr Männermodel denn ernsthaft forschender Mad Scientist (zumal er auch den 90er-Jahre-Langhaarlook-mit-den-feuchten-dicken-ins-Gesicht-hängenden-Strähnen perfektioniert, der in einer Coca-Cola-Werbung erheblich passender wäre – think Lorenzo Lamas in „Renegade“ oder „Immortal“) und George Calin („Retro Puppet Master“, gleicher Look, nur glatte Haare) ist für den nominellen Schurken deutlich zu wenig exaltiert. Haven Burton als Anna und Ben Gould („Saved by the Bell: The New Class“)) machen ihren Job ganz gut und haben auch passable Chemie – es reicht dafür, dass Haven mir trotz meines Anti-Faibles für altkluge Kinder (und Vierzehnjährige, die über Zyanid referieren, treffen meine Definition von „altklug“) nicht auf die Nerven ging. Als Monster agiert Ethan Wilde („Superfag“, „The Last Lovecraft: Relic of Cthulhu“) recht durchschnittlich – von der Karloff’schen Tragik oder der intellektuellen Bosheit des Brannagh-Monsters de Niro ist da natürlich nichts zu sehen. Ashley Tesoro („Saved by the Bell: The New Class“, „Mr. Murder“, „Reich und schön“, „Lord of Illusions“ und mittlerweile unter die christlichen Countrysängerinnen gegangen) hat keine großartige Präsenz als Eleanore, Robert Atkin Downes (gefragter voice actor, u.a. für „Clone Wars“ und tausende Computerspiele wie „Metal Gear Solid“, „Halo 2“ etc.) wäre, läge der Scriptfokus etwas stärker auf seiner Figur, ein tauglicher B-Film-Werwolf, da ihm das Buch aber eben kaum etwas zu spielen gibt, muss er sich darauf verlassen, seine ungepflegte Haartracht (auch im menschlichen Zustand) hauptamtlich walten zu lassen. Len Lesser („Seinfeld“, „Alle lieben Raymond“, „Das unsichtbare Auge“) hat in der Nullitätenrolle des Inspektors keine Chance, sich auszuzeichnen.

Bildqualität: Ich weiß nicht, was Movie Power hier angestellt hat, aber es ist… konfus. Mein BluRay-Player, doublend als DVD-Player, interpretierte das 4:3-Vollbild als 16:9, blies das Bild also pflichtschuldigst auf und schnitt oben und unten Bildinformationen ab – der 4:3-Modus stauchte das „Widescreen“-Bild nur zusammen. Der Software-DVD-Player im PC erkannte die Scheibe zwar auch erst mal als anamorph codiert, ließ sich aber wenigstens manuell auf korrektes Vollbild umschalten. Im Zweifel empfiehlt sich also wildes Herumspielen an den Einstellungen, bis man bei korrektem Bild ankommt. Der Transfer ist die Mühe aber eigentlich nicht sooo arg wert, es ist milchig, recht grobkörnig, leicht flimmernd und mit ein paar kleineren Defekten versehen. Kontrast und Kompression sind erträglich.

Tonqualität: Deutsche Synchro in Dolby 5.1 und 2.0 plus englischer O-Ton. Die Synchronfassung ist von der Sprecherqualität recht anständig, allerdings gehen ihr natürlich die lustigen „deutschen“ (mehr rumänischen…) Akzente ab. Die O-Ton-Fassung ist gut verständlich und einigermaßen passabel abgemischt, Untertitel gibt’s leider nicht.

Extras: Nur eine ausführliche Trailershow.

Fazit: Weiß nicht so recht… einerseits halte ich das Unterfangen, dem Jungvolk klassische Monster-Mythologie nahezubringen, ja nicht für gänzlich verkehrt, andererseits ist gerade „Frankenstein“ in der Whale-Fassung „modern“ genug, um Kids, die nicht grundsätzlich die bewusste Aufmerksamkeitsspanne eines Glühwürmchens (und moralische Bedenken gegen s/w-Filme) haben, anzusprechen. „Frankenstein“ ist zumindest eine recht stilvolle Umsetzung des Themas, doch DeCoteaus eher verträumter, spannungsarmer Stil läuft dem Ziel, „jugendgerecht“ zu sein, eher zuwider, Jeff Burrs Werwolfgeschichte ist zwar einigermaßen flott gestaltet, aber ein fürchterlich belangloses Monsterfilmchen von der Stange, dem die Handlungsraffung durch die Kürzung nicht gut tut. Full-Moon-Fans wie moi werden’s sicherlich auf eine nostalgische Weise mögen, für hartgesottene Horrorfans, die sich vom roten Bapperl verleiten lassen, ist’s ob des klaren Etikettenschwindels natürlich nichts, und die heutigen Teens, die wahlweise in „Twilight“ oder „Transformers“ rennen, lockt man sicher auch nicht hinter der Zentralheizung vor. Insgesamt ist diese Zweierkompilation natürlich wesentlich runder als die Dreifach-Verhackstückung „Tomb of Terror“, so dass ich mich mit der rosaroten Vollmondbrille zu einem Querdaumen (ergo 3 DVDs) hinreißen lasse. Your mileage may vary (und wohl eher nach unten). ’ne bessere DVD wär‘ aber schon nett gewesen.

3/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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