Weird Women

 
  • Original-Titel: Weird Women
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  • Regie: Reginald LeBorg
  • Land: USA
  • Jahr: 1944
  • Darsteller:

    Prof. Norman Reed: Lon Chaney jr.
    Paula Reed: Anne Gwynne
    Ilona Carr: Evelyn Ankers
    Prof. Millard Sawtelle: Ralph Morgan
    Dean Grace Gunnison: Elisabeth Ridson
    Margaret Mercer: Lois Collier
    Dean Septimus Carr: Harry Hayden
    Evelyn Sawtelle: Elizabeth Russell
    David Jennings: Phil Brown


Vorwort

Es ist, zugegeben, eine Weile her, aber ich hatte im Review von Calling Dr. Death durchblicken lassen, dass wir uns den Rest von Universals „Inner Sanctum“-Serie auch noch zu Gemüte führen werden. Was lange währt, wird endlich gut, auch wenn’s erforderte, dass ich mir einen neuen DVD-Player zulegen musste, weil man altbewährter codefreier Scott nach über zehn Jahren dann doch in die ewigen Jagdgründe überteuerter Elektronik auffuhr.

Für diejenigen, die sich später zugeschaltet haben, in der Ultrakurzfassung das Wesentliche: „Inner Sanctum“ war zunächst einmal eine Buchreihe von Simon & Shuster, in der nicht nur, aber auch Krimis und Thriller veröffentlicht wurden, und, nachdem speziell die Mordsgeschichten sich gut verkauften, eine extrem erfolgreiche Radio-Hörspielreihe inspirierte. Ein eingeführter Markenname, der bereits in zwei Medien Erfolge gefeiert hatte, deuchte Universal Pictures gut genug als „brand“ für eine eigene B-Film-Reihe für ihren Haus- und Hof-Horrorstar Lon Chaney jr. Immerhin brachte die Reihe es auf ein halbes Dutzend Filme, und wenn man der konservativen Schule folgt, entwickelte sie sich dabei vom halbwegs soliden Mysteryfilm hin zum kompletten Irrsinn. Dann müssten ja nach Adam Riese bei „Weird Woman“ schon mal erste Indizien für diese These zu bemerken sein, aber immerhin basiert der Streifen auf einem Roman von Fantasy- und SF-Großmeister Fritz Leiber jr., der so manchem Freund literarischer Schauergeschichten als einer DER modernen Horrorklassiker schlechthin gilt. Da darf man dann schon gespannt sein…


Inhalt

Begrüßt werden wir zunächst einmal vom entkörperten Kopf in der Kristallkugel, der uns auf die folgende Geschichte einstimmt und, wie ich schon bei „Calling Dr. Death“ schrob, ein bisschen das vorweg nimmt, was Rod Serling später mit seinen Anmoderationen zur „Twilight Zone“ zur Kunstform erheben sollte. Kristallkugelkopf versichert uns heute, dass selbst SIE, verehrter Zuschauer, ohne es zu wissen, einen Mord begehen können. Soso.

It was a dark and stormy night… allerdings befinden wir uns nicht im Park eines viktorianischen Schlosses, wie es der Witterung angemessen wäre, sondern auf den banalen Straßen einer amerikanischen Kleinstadt, vermute ich mal. Ein Frauenzimmer hat’s ausgesprochen eilig, aber nicht SO eilig, um sich nicht vor suspekten Mannsbildern hinter Bäumen und ähnlichen Sichthindernissen zu verbergen. Dies‘ verdächtige Treiben wird von einem anderen Frauenzimmer vom Fenster aus kritisch beäugt, doch bevor die Rumtreiberin bemerkt, unter Beobachtung zu stehen, lässt die Beobachterin energisch das Rollo runter.

Das Frauenzimmer erreicht die heimische Hofstatt – ihr Ehegatte (d.h. zwanglos Lon Chaney jr., den Universal ja über Jahre hinweg entgegen jeglichen Anscheinsbeweis als Frauenheld, Aufreißer und all-around-Schürzenjäger castete) sitzt in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und malt sein Notizbuch voll, was ihr die Gelegenheit bietet, sich heimlich, still und leise die Treppe hochzuschleichen und im Schlafzimmer zu verschwinden, wo sie diverses komisches Zeug, das ich auf den ersten Blick nicht zu identifizeren vermag, mysteriöserweise auf ihrem Nachttisch drapiert.
Ich bin, zugegeben, nicht weiblichen Geschlechts und demzufolge nicht der ideale Juror, aber… Lon Chaney ist, denke ich, nur unwesentlich attraktiver als die Stammesmaske rechts…

Uns Lon, eh, hier Norman Reed, bringt schwülstig-kryptischen Rhabarber über der Menschheit Ringen gegen Aberglauben und Hokuspokus zu Papier. Seine These, wonach Aberglaube aus der Angst, etwas *nicht* zu glauben, resultiert, qualifiziert ihn möglicherweise für eine Glückwünschkarte aus der Feder von Richard Dawkins (obschon ich stark vermute, dass die hiesigen Autoren dabei jetzt nicht speziell ans Christentum dachten, hehe) und schubst uns elegant in Richtung des Filmthemas, denn dass es um den Konflikt zwischen Ratio und Vernunft, repräsentiert durch den faktenbasierten Wissenschaftler Prof. Norman Reed, und Hexerei und Aberglauben, vermutlich repräsentiert durch sein trautes Weib, geht, liegt auf der Hand.

Es läutet das Telefon und die Nachbarin ist dran – Evelyn Sawtelle, die sich um Paula (Reeds geheimniskrämerische Ehefrau) sorgt, meint sie doch, sie gerade eben „hurrying madly“ durch die Straßen laufen gesehen zu haben (naja, sie war flinken Fußes unterwegs, aber „wahnsinnige Eile“ ist dann doch was anderes. Frauen, müssen immer übertreiben…). Norman ist sich sicher, dass sein Frauchen schon seit Stunden ordnungsgemäß Matratzenhorchdienst schiebt. Oder vielleicht doch nicht? Vertrauen ist gut, Kontrolle besser, zumindest solange man sein Weib noch nicht mit einem GPS-Sender ausgerüstet hat. Paula spielt, durch Normans schweren Schritt vorgewarnt, Dornröschen, was die Situation zu Normans Zufriedenheit klären würde, wenn… tja, wenn der ominöse Krimskrams auf ihrem Nachttischchen, den ich vorhin nicht eindeutig identifizieren konnte, sich nicht als in einem gewissen Muster drapierte Muschelnschalen entpuppen würde. Halb bemused, halb verärgert will Norman die Shell-Werbeträger wegwerfen, aber Paula „wacht auf“ und warnt: das bringt Unglück! Womit der Konflikt, wie prognostiziert, etabliert wäre – sie glaubt an den Aberglauben, er nicht. Das diesbezügliche Gespräch bleibt aber – der Uhrzeit angemessen – belanglos, Paula mümmelt sich wieder in ihre Decken und Norman zieht ab, stolpert aber beim Hinausgehen über Paulas achtlos vor dem Bett ausgezogene Schuhe. In Verbindung mit den Matschespuren auf der Treppe kommt Superhirn Norman „Einstein“ Reed zu der Schlussfolgerung, dass sein Paulinchen ihm eventuell die Unwahrheit gesagt haben könnte. Bleibt die Frage: wo war sie und warum? Könnte es am Ende sein, dass „sie immer noch an den wilden heidnischen Ritualen der Insel, auf der ich sie zum ersten Mal traf, hängt?“ Err… oookay, ich hielt Paula bis grad eben zwar für einwandfrei kaukasisches Genmaterial, aber vielleicht meint er ja Summerisle, die schottische Insel aus „The Wicker Man“, dann könnte das hinhauen.

Man lässt uns erfreulicherweise nicht im Unklaren, sondern flasht direkt back auf eine – Südseeinsel, wo Frauen wie Anne Gwynne bekanntlich auf Bäumen wachsen. Anderserseits – von den diversen „Eingeborenen“, die auf Trommeln schlagen, exotisch-mysteriös vor sich hin chanten und, zumindest soweit es die Mädels angeht, auch die Hüften schwingen lassen, sieht auch allenfalls ein Viertel authentisch südsee-insulansich aus. Die ganze Chose und das Totem, vor dem sie herumtanzen, wirkt verdächtig hawaiianisch, auch wenn mir neu wäre, dass die Hawaiianer erstens um 1940 rum noch verborgene paganistische RItuale zelebriert und, wenn sie dies schon getan, dabei irgendwelche Voodoo-Puppen in Kochtöpfe geworfen hätten. Wrong ocean, dumbfucks.

Jedenfalls ritualisiert man hier paganistisch vor sich hin und unserer tapferer Dschungelforscher Norman kuckt sich das Treiben interessiert an. Ganz besonders interessiert er sich allerdings für die im Hintergrund rumsitzende (d.h. nicht aktiv an der Sing- und Tanzerei beteiligte) Paula und verliebt sich augenscheinlich instantly. Dabei sind’s doch die anderen Girls, die ihre tailfeathers shaken. Der Tanz und der Gesang wird frenetisch, aber es taucht kein King Kong (oder wenigstens Varan) auf, nur eine Sternschnuppe schnuppt.

Damit ist das Ritual erfolgreich beendet und Norman will sich gleich mal auf Paula stürzen. Dabei überschreitet er aber beinahe eine aus Muschelschalen gebildete Linie – das wäre insofern doof, als sich derjenige, der das tut, freiwillig als Opfer für Kahuna Ana Ana, die hier verehrte Gottheit (das klingt sehr hawaiianisch für mich) meldet. Und die diversen speertragenden un lendenschurzberockten Einheimischen wären im Fall des Falles nur zu gerne bereit, einem solchermaßen vorgetragenen Ansinnen Taten folgen zu lassen. Anyway, Paula erklärt, dass die Sternschnuppe ein Todesomen sei, abgesehen davon aber kommt ihr Normans Name bekannt vor. Hat er nicht mal vor Jahren ihren Vater, Professor Clayton, besucht? Hat er. Das macht dann im Umkehrschluss aus ihr „that little pig-tailed freckle-faced girl“. Vor lauter Wiedersehensfreude überschritt Norman beinah erneut die Selbstopfer-Todeslinie (wäre ich jemand, der auf dem Gebiet ernstlich forscht, würde ich mir sowas länger als zehn Sekunden merken). Clayton hat mittlerweile den Löffel geschmissen, aufgezogen wurde Paula von der örtlichen Hohepriesterin Lauraea (oder so). Weil Norman wirklich blöde ist, heute morgen vergessen hat, sein Tai-Ginseng einzunehmen oder einfach einen nicht ganz-so-heimlichen Todeswunsch hat, schafft er es im dritten Anlauf innerhalb einer Minute, die ominöse Todelinie nun DOCH zu überschreiten und wird umgehend von den in der Hinsicht keinen Spaß verstehenden Eingeborenen überwältigt, mit Macheten traktiert und generell schlecht behandelt.

Wider Erwarten aber nicht „geopfert“ – offensichtlich hat Paula bei Lauraea unverdientermaßen ein gutes Wort für den verblödeten Yankee eingelegt. Norman ist zwar vielfältig verletzt, aber noch mehr oder minder in einem Stück. „Du hast die einheimischen Götter beleidigt“, gibt Paula zu Protokoll, aber Lauraea spielt die weise Heilerin und hantiert mit „white magic“ (schlechten Willy-Bogner-Filmen??) zu seinem Schutz. Auf dem Dorfplatz wird wieder getanzt und gesungen, auf dem Altar ist eine Norman-Voodoo-Figur drapiert, was aber in diese speziellen Falle ersichtlich ein positives Merkmal ist, denn „soon good“, verkündet Lauraea kraft ihrer Wassersuppe. Mir kommt’s dieweil so vor, als wäre der native Song, den die Eingeborenen vollführen, sowas wie ’ne verfrühte Coverversion von Bing Crosbys „Mele Kalikimaka“ (ergo: Schlagerexotik).

Womit der Flashback beendet wäre und Norman darüber räsonniert, dass Paula und Lauraea einen „circle of immunity“ um ihn gelegt hätten, der sein Leben gerettet habe. „Seltsames, abergläubisches Kind“, findet Normy das immer noch relativ komisch (ja, ist schon sehr lustig, dass du nur des Aberglaubens wegen noch im vollständigen Besitz von Gliedmaßen und vitalen Organen bist. Undankbarkeit, dein Name ist Norman).

Wir sind mit dem Flashbacken doch noch nicht fertig – wie wir erfahren, hat Norman Paula nach der erbaulich-lustigen Episode um’s Beinahe-Menschenopfer umgehend geehelicht und im Handgepäck nach Hause, in diesem Fall den Campus des altehrwürdigen Monroe-College, verschiffen lassen. Seinem Freundes- und Kollegenkreis hat er davon sicherheitshalber aber wohl nichts erzählt, denn der Gastgeberin der Willkommens-Party, einer gewissen Ilona, entgleisen angesichts der frischgebackenen Mrs. Reed die Gesichtszüge. Da hatte sich wohl jemand Chancen ausgerechent, selbst die Position an Normans Seite einnehmen können zu wollen (wie schon gesagt, es ist schon sehr penetrant, wie Univeral darauf besteht, dass Chaney, der bestenfalls als „gemütlicher Brummbär“, und das meine ich jetzt nicht mal mit Werwolf-Konnotation, Objekt der Begierde jedes weiblichen Wesens zwischen 14 und 74 sein soll. Der Film wird in der Hinscht NOCH deutlicher werden, verspricht mir Future Doc). Norman hat über seine Erlebnisse in der Südsee ein Buch verfasst, das allgemein für gut befunden wird, auch von seinem Kollegen Millard Sawtelle, einem kleinen, verstaubten, aber freundlichen Männlein, der unter der Fuchtel seines herrischen Weibs Evelyn (die kennen wir ja schon) steht.

Ilona entführt Norman zwecks Drink-Mixens in die Küche. Anscheinend versteht Ilona unter „Drinks mixen“ etwas anderes als ich, was in der Küche rumsteht, ist keine Spiritousensammlung, sondern eine handelsübliche Bowle, die Norman der Form halber etwas abschmeckt. Natürlich ist die Getränkeversorgung nur ein vorgeschobener Vorwand, um Norman wegen der unverschämterweise ohne Ilonas Segen durchgezogenen Eheschließung zur Rede zu stellen. „Solche Dinge passieren“, stellt Norman fest (man kennt das ja, da läuft man einfach so mal durch den Park, köpft ’ne Dose Bier, liest ’ne Zeitung, kommt nach Hause und bemerkt, dass man geheiratet hat). Und jedenfalls soll Ilona hier keinen Melodramatischen machen, „das schlimmste, was ich konnte, war dein Ego zu beschädigen“. Was sich jetzt irgendwie nicht so beiläufig-humorig anhört, wie’s Norman wohl gemeint hat… Jedenfalls will er Freunde bleiben, es gäbe ja keinen Grund, kindisch zu werden. Ilona allerdings ist in allerbester Stimmung, aber *sowas* von kindisch zu werden…

Ebenfalls rather unhappy ist Evelyn, denn Normans unerwartete Rückkehr mit Frau und Bestseller im Rücken lässt sie die Felle ihres Ehegatten bezüglich eines zu besetzenden Soziologie-Lehrstuhls davonschwimmen sehen. Paula überrascht ihre neuen Freunde mit einem neuen Aberglauben: anstoßen – im Sinne von Gläser anstoßen – bringt Unglück. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ihre Hula-Hula-Engeborenen überhaupt wissen, was Gläser *sind*, geschweige denn, dass damit anstoßen böses Karma wäre… Ilona richtet ihr Holzauge auf Paulas prominent getragenes Medaillon – folgerichtig ein good-luck-charm, das ihr von Lauraea verehrt worden ist.

Egal. Nächstes Gesprächsthema ist Normys Buch „Superstition vs. Reason and Fact“. Ilona stichelt erfolgreich dahingehend, dass das Buch sich auf die Lehrstuhlvergabe auswirken könne, wo doch Millard aufgrund „seniority“ der Favorit sei. Norman stimmt dem zu, wohingehend Millard meint, dass „brains“ in die Entscheidungsfindung auch hineinspielen könnten. (BRAAAAINS! Sorry). Ilonas Bruderherz Septimus (!), seines Zeichens Dekan, hat einen bis fünf Narren an Paula gefressen und will ihr unbedingt den Campus zeigen: „Wir haben alles von einer Lover’s Lane bis zu einem Spukhaus!“

Damit endet Flashback Nr. 2 und Norman ist grüblerisch – Paula habe ihr Lachen verloren, und wie es sich für einen Ehrenmann gehört, nimmt er das auf seine Kappe, er hat sie wohl nicht richtig an ihre neue Umgebung gewöhnt. Aber trotzdem – sie hat ihn angelogen… tsk-tsk.

Also, auf in einen weiteren Flashback (ächz). Oder ist das keiner? Keiner weiß es.

Den Trashfreund erfreut der drollig-naiv aufkopierte „MONROE COLLEGE“-Torbogen, den man auf irgendwelche Straßen-stock footage gelegt hat. Norman findet in seinem Büro Ilona vor, die in Versöhnungsstimmung ist. Erstens muss man ja irgendwie zusammenarbeiten und zweitens könnte man ja wirklich Freunde usw. Soweit, so gut, aber alles hat Grenzen, und die sieht Ilona z.B. in Normans Anforderung von Margaret Mercer. Das ist ’ne fesche und kompetente Studentin, mit der Norman schon mal gearbeitet hat, die jetzt aber Ilonas Assistentin ist. Und da man dem armen Ding ja nicht zumuten könne, seine „Routine“ erneut über den Haufen geworfen zu bekommen, böte sich Ilona selbstloserweise als Ersatz an. Norman braucht aber jemanden mit Steno-Kenntnissen. Ilona ist vielleicht nicht die beste Stenotypistin der Welt, aber sie könnte alternativ Norman an die Wäsche gehen und versucht selbiges. Norman verweist auf seine Ehe, aber Ilona wäre glatt bereit, „dir das zu verzeihen“. Sehr großmütig. Jedenfalls ist Ilona sich sicher, dass Norman sie noch immer liebt etc. etc. Norman allerdings hat den Schlusspunkt unter die Beziehung längst gesetzt: „Ich habe niemals diese Verehrung von dir verlangt und ich will sie auch nicht“. Das ist als Abfuhr für den Moment ausreichend – Ilona stürmt wutig aus dem Büro.

Um überraschenderweise in der eigenen Arbeitsecke der erwähnten Margaret zu eröffnen, sie an Norman auszuleihen. Margaret ist Be-Geis-TERT. „Er ist so brillant… so süss… so aufmerksam… so dynamisch!“ Eh, Mädel, vor lauter Dahinschmelzen hast du schon noch im Blick, dass wir hier von Lon freakin‘ Chaney reden? Suspension of disbelief schön und gut, aber ich wiederhole mich – haben die bei Universal ihren „Star“ ab und zu mal angekuckt?? Na gut, akzeptieren wir, dass wir uns im Universal-Paralleluniversum, in dem Lon Chaney den Gipfel anbetungswürdiger Männlichkeit darstellt, befinden. Weniger begeistert als Margaret ist ihr aktueller Boyfriend David und der hört sicher gern, was Maggie ihm auf Anfrage auf’s Butterbrot schmiert: „Du wirst nie ein Buch wie er schreiben. Wenn du Glück hast, kannst du die Worte aussprechen!“ Jou, danke, sag ich mal stellvertretend.

Ein Zweckbündnis zwischen dem studentischen Schnösel und der ausgebooteten Möchtegern-Mrs.-Reed drängt sich auf. David, von dem berichtet wird, dass er in Normans Vorlesungen bevorzugt pennt und deswegen wahrscheinlich durchfallen wird, erkundigt sich bei Ilona zu Hintergrund und Motivation der Versetzung seiner Flamme. „Manchmal kann ein junges hübsches Mädchen eine Inspiration für ein geistiges Genie sein“, sülzt Ilona und schubst David völlig unauffällig weiter in Richtung klinische Eifersucht, dieweil Maggie glückselig ihren Dienst bei Norman antritt. Jener ist zwar überrascht, dass Ilona es sich anders überlegt hat, aber nicht weniger enthusiastisch.

Normys Schömker gewinnt dieweil einen bedeutenden Preis, verkauft sich offensichtlich ganz prächtig und das College ist auf seinen neuen Star mächtig stolz. Maggie und Norman verstehen sich exzellent, David platzt vor Wut und Norman ist zeitungsbekannt (drollig finde ich, dass das örtliche Newspaper sich „Monroe Harlequin“ nennt. Bürgt für seriöse Informationen) der neue Favorit auf den bewussten Lehrstuhl. Für Ilona bietet sich natürlich an, bei Evelyn Gift zu verspritzen. Paula ist an allem Schuld, ist ihr Mantra, und nicht ihre bloße Anwesenheit oder der moralische Support, den sie Norman gewährt – nein, „she’s really a witch wife!“ Evelyn ist für den Moment noch abgeneigt, übernatürlichen Mumpitz für’n Dollar zu kaufen, aber Ilona hat den nicht wegzudiskutierenden Beweis: bevor Paula kam, war Norman nicht so erfolgreich, jetzt aber schon, Q.E.D. Jaja, wenn’s Frauen mit dem logischen Denken versuchen… Jedenfalls liegt die zwingende Konsequenz nach Ilonas bescheidener Ansicht direktemang auf der Patschhand – Paula muss weg oder Millard kann die Aussicht, seinen schmalen Hintern auf dem Lehrstuhl zu parken, bestenfalls für eine Science-fiction-Kurzgeschichte verwenden.

David indes ist missgelaunt und geht seiner Holden auf die Eierstöcke. Er ist offensichtlich auch ein ziemlicher Nichtsnutz, denn er hat Zeit & Muße genug, selbige damit totzuschlagen, Margaret bei ihrer Büroarbeit zuzuschauen. Okay, okay, ja, ich kann bei Arbeit auch stundenlang zuschauen, aber das ist schon regelrecht psychotisch. Maggie wär’s in der Tat auch recht, wenn David sich auch mal zur Abwechslung verpissen würde, doch der so Komplimentierte reagiert pissig: „Früher mochtest du es, wenn ich mit dir rumhing“. Gut, David ist ein Arschloch, da besteht kein Zweifel, aber Maggie kann’s natürlich nicht lassen, dem Schaden noch den Spott hinzuzufügen: Mit einem Mann wie Norman zusammen zu sein, „makes some sophomores look more sophomoric“ (ein leider recht unübersetzbares Wortspiel, das darauf basiert, „sophomore“ sowohl den Studenten im zweiten Studienjahr bezeichnet als auch „unreif“ und „angeberisch“ bedeuten kann). David stellt fest, dass seine Schnepfe und ihr Prof mittlerweile wohl schon auf einer Vornamens-Basis kommunizieren und ist nicht amused, erst recht nicht, als der gerade mal vorbeischneiende Norman Maggie freundschaftlich in die Wange kneift und Maggie ob dieser offenkundigen Liebesbekundung umgehend ungefähr drei Meter über dem Erdboden zu schweben beginnt. David versucht’s mit einer halbherzigen Entschuldigung, aber die hilft ihm, denke ich, auch nicht mehr weiter.

Ilona hat dieweil Millard einbestellt, unter dem Vorwand, sich über sein Buch „Moralverhalten primitiver Gesellschaften“ (für die Recherchen musste er ersichtlich den Campus nicht verlassen…) quatschen zu wollen. Sie bringt das Gespräch auf einen Studenten namens Gregory Towne, der ein brillantes Thesenpapier verfasste, von einer Veröffentlichung desselben bedauerlicherweise durch sein unerwartetes vorzeitiges Ableben Abstand nehmen musste. Ilona hat das Papier nun aus den unendlichen Weiten des Uni-Archivs gefischt und festgestellt… dass Millard sein Werk großflächtig geguttenbergt hat. Nun betreibt Ilona kein Plagiats-Aufdeckungs-Wiki und ist ansonsten mit Millards Vorgehensweise nicht grundsätzlich uneinverstanden, aber… Norman habe dieses Papier nun ebenfalls angefordert! Was für Millybaby natürlich eher unvorteilhaft wäre. Ilona stellt klar, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun wird, das Papier von Norms gierigen Griffeln fernzuhalten, aber wer weiß, ob da nicht doch noch andere Kopien existieren. Millard bricht beinahe in Tränen aus – er wollte doch eh niemals ein Buch schreiben, nur Evelyn habe ihn dazu gedrängt. „Und da haben Sie sich an das Papier erinnert und es als Referenz verwendet“, hält Ilona ihm eine äußerst wacklige Ausrede vor die Nase. Millard beißt sofort an, aber die fiese Schlange erinnert ihn erneut an Norman und vermutet ins Blaue, der könnte versuchen, auf diesem Wege Millard zum Rückzug von der Lehrstuhlkandidatur zu bewegen, was nun wieder Evelyn nicht zuzumuten wäre. Der arme Millard ist in einer wenig beneidenswerten Situation und zu welchen Schlussfolgerungen er kommt, als Ilona vage rhabarbert, „ein Mann könnte in dieser Situation zu einer Verzweiflungstat getrieben werden“… nun, sagen wir mal… ich tippe auf die japanische Lösung.

Ich hab übrigens keinen Schimmer, ob wir uns momentan noch in einem Flashback befinden oder doch in der relativen Gegenwart. Ich behaupte einfach mal, die Rückblende haben wir zu unbestimmter Zeit verlassen. Alles andere macht keinen Sinn.

Paula schleicht sich mal wieder aus dem Haus, aber nicht heimlich genug. Norman folgt ihr unauffällig… zum… FRIEDHOF!!! Bibber! Zitter! Angstschlotter! Der Friedhof erweist sich allerdings nur als Abkürzung, das wahre Ziel ist das ausschweifende Wurzelwerk eines größeren Baumes und da… hat Paula einen kleinen Kahuna-Altar aufgebaut und beginnt mit einem heidnischen Ritual. Norman springt der Draht ordnungsgemäß aus der Mütze – sein Weib trägt den Turban einer Hohepriesterin? Nicht mit ihm! Norman verwüstet den Altar und schimpft, dass Paula eigenfüßig die Uhr ins finstere Mittelalter zurückgedreht habe. Paula verteidigt sich damit, dass manches, z.B. die Kräfte von Gut und Böse, nicht speziell an irgendwelche Zeitalter gebunden wäre und sie außerdem ausschließlich Schutzzauber zu seinem Benefit errichtet habe. Friedhofserde, eine Ilona verdächtig ähnlich sehende Voodoo-Puppe und Nägel, die auf’s „Herz“ dieser Ersatz-Ilona gerichtet sind, kommen Norman nicht *so* schutzzauberisch vor, aber selbstverständlich wäre das nur eine Notfallmaßnahme, falls die böse Ilona Norman „verletzen“ würde. „Ich bringe dir nur den Erfolg, den du verdienst“, proklamiert Paula (aha, soviel also zum reinen Schutzzauber…), und es hat ja wohl auch funktioniert, verdammich! Norman gibt leicht pikiert zu bedenken, dass sein neuerdingsiger Erfolg womöglich mit seiner Arbeit zu tun haben könnte, was Paula, die immerhin bemerkt hat, gerade ihres Ehemanns Ego lädiert zu haben, enthusiastisch bestätigt, aber darauf verweist: „Wir haben Feinde!“

Sei’s, wie es sei, für jemanden, der seine wissenschaftliche Arbeit ausgerechnet dem Sieg der Ratio über den dumpfen Aberglauben gewidmet hat, ist derlei Herumhexerei selbstverfreilich aus puren grundsätzlichen Erwägungen vollständig unakzeptabel. Deswegen werden, kaum wieder in den eigenen vier Wänden, die Reste des Altars im Kamin verschürt, was Paula nicht so aufregt, wie ich es vermutet hätte – erst, als er auch nach ihrem Medaillon greift, kommt es zu einer sichtlichen Abwehrreaktion, aber schlussendlich lässt sie den Göttergatten gewähren. Norman räsonniert erneut über die Ironie, dass grad ihm als Kämpfer für Fakten gegen Aberglauben mit der eigenen Frau sowas passieren muss, das Medaillon poppt in den Flammen – und von draußen kracht ein Schuß! PÄNG!

Ja, Millard hat den japanischen Weg genommen und sich zur Freude seines ambitionierten Weibs im Wohnzimmer entleibt. Norman und Paula sind aufgrund der allgemeinen Zusammenhänge natürlich an Ort und Stelle ausgesprochen populär. Evelyn hysterischkreischt denn auch umgehend, dass Norman ein gar böser Mördersmann sei. Norman versteht natürlich bestenfalls railroad station.

Ein paar Tage später, Millard-Begräbnis, Aftershow-Party. Dekanin und nebenberufliche stand-up-comedienne Grace trägt zur Hebung der Stimmungslage bei, dass Millard nie besser ausgesehen habe. Abgesehen davon sei er ganz in Ordnung gewesen, bis er Evelyn geheiratet habe. Paula bringt Evelyns infame Anschuldigung auf und Ilona ist nur zu gern bereit, darauf einzusteigen: „Als wäre er verhext worden, nicht wahr, Paula?“ Hätte Ilona jetzt eine snare drum, würde sie den dramatischen Trommelwirbel persönlich spielen. Grace erinnert Ilonas fieses Grinsen an Jack the Ripper und Paula flüstert ihrem Männe ins Ohr, dass er sie durch die Reliquienvernichtung dem Bösen ausgeliefert habe. Norman ist selbst nachdenklich – es ist schon ein komischer Zufall, dass der Schuss fiel, kaum dass der „Kreis der Immunität“ gebrochen wurde.

In der Uni besucht David Ilonas Büro, auf der Suche nach Maggie. Die gibt ihm den Ratschlag, in Normans Büro kucken zu gehen. Da hätte er nu auch selbst draufkommen können. Zusätzlich zum geographischen erteilt Ilona ungefragt noch einen praktischen Ratschlag – wenn David die aktuelle Situation nicht passt, warum tut er nicht was dagegen? (Zum Beispiel ’ne andere Freundin suchen, die kein Faible für 30 Jahre älter Professoren hat?) Wird er schon noch tun, schäumt David. Indes nimmt Maggie gerade ein Diktat auf bzw. sie hält einen Stenoblock in der Hand, während sie den diktierenden Norman anschmachtet. Vielleicht besser so, dass sie nicht mitschreibt, denn Normans Gebrabbel über Hexerei, schwarze Magie und heidnische Riten ist nicht nur repetetiv, sondern wäre wahrscheinlich seiner beruflichen Zukunft wenig zuträglich. Maggie rät, Feierabend zu machen und gibt überdies bekannt, dass sie die ganzen Lügen, die über Norman verbreitet werden, nicht glaube. Norman begehrt Einzelheiten und erfährt, dass der Campus-Buschfunk ihn relativ unbefangen für Millards Suizid verantwortlich macht. Maggie juckt das nicht die Bohne, sie schmeißt sich an ihren Professor ran und erklärt ihm, dass „ich weiß, dass sie lieber mit mir zusammen sind als mit … irgendjemand anderem“. Norman braucht zwar ein-zwei Sekunden, bis er den Satz interpretiert hat, kommt aber doch zum richtigen Ergebnis und schmeißt Maggie achtkantgig und mit einem freundlichen Aufnimmerwiedersehen aus seinem Büro. Und wem läuft die heulende Maggie dann wohl über den Weg? Natürlich David, aber Maggie nutzt den amtlichen Professorenkorb nicht, um sich jetzt wieder an den Spatz in der Hand zu halten, sondern verklicktert David, dass sie von Stund an überhaupt keinen XY-Chromosomträger mehr zu sehen wünsche. Immerhin – David ist schlau genug, sich auszurechnen, dass Norman mit Maggies neu erwachtem Männerhass in Verbindung steht, stürmt in dessen Büro und stört den Professor beim engagierten Selbstgespräch. Norman fällt auf Anfrage nicht wirklich ein, was er Maggie angetan haben könnte (ein großer Empath ist er also nicht) und Davids Versuch, ihm den ein oder anderen rechten Schwinger einzuschenken, scheitert schilcht und ergreifend daran, dass Norman ungefähr das doppelte Kampfgewicht auf die Waage bringt und den Möchtegernangreifer unproblematisch aus seinem Büro schieben kann.

Zumal auch ärgere Probleme ihr garstiges Haupt heben – zumindest meint das Paula, die panisch anruft und von irgendwelchen schrecklichen Dingen, die sich zugetragen hätten, rhabarbert. Norman eilt als treusorgender Ehemann umgehend nach Hause und findet sein Weib bewusstlos an seinem Schreibtisch. Ins Land der Lebenden zurückgeholt, behauptet sie, den „Todesgesang“ (eine Gemeinschaftschorproduktion der DSDS-Sieger?) gehört zu haben, oder, anders, aber kaum weniger melodramatisch ausgedrückt: „Jemand betet uns zu Tode!“ Norman findet den Gedanken eher drollig, auch, als der Todesgesang umgehend per Telefonanruf frei Haus geliefert wird. Paula hysterisiert, Norman sieht’s sachlich: „Jemand versucht, uns Angst einzujagen!“ Das mag schön, gut und richtig sein, aber Paula *glaubt* bekanntlich an den Klumpatsch, und wenn Gesundbeter uns versichern, dass der Glaube elementar dafür wichtig ist, dass die Sache funktioniert, wird das beim Todbeten wohl auch so sein. Während Paula die Flucht ergreift, grübelt Norman, warum ausgerechnet ihm so ’ne Scheiße passieren muss. „Man kann nicht von Angst umgeben sein und nicht angesteckt werden“, räsonniert er, „der Mensch macht zwei Schritte vorwärts und einen zurück. Oder vielleicht einen Schritt vorwärts und zwei zurück“. Das mag sehr philosophisch und Zeuch sein, die Verbindung zur Story ist eher… rudimentär. Aber immerhin drischt er sehr energisch den Telefonhörer nach neuerlichem Klingeln auf die Gabel.

Im College versucht Ilona Norman damit zu schocken, dass die Führungsebene einen gewissen Hinshaw aus dem Hut gezaubert hat, der Millard ersetzen und den Lehrstuhl besetzen soll. Zu Ilonas Konsternierung ist Norman ein regelrechter Fan des Ersatzmanns. In seinem Büro wird Norman von Grace erwartet, die ihn allerdings nicht wegen Hinshaw, sondern wegen Maggie sprechen will. Es gibt Gerüchte, erklärt sie, er hätte sich in unsittlicher Manier an sie herangemacht. Was heutzutage umgehend zu einem Medienskandal und das College dazu zwingen würde, Norman mindestens temporär aus dem Verkehr zu ziehen, ob an der Geschichte nun was dran ist oder nicht, wird von Grace nicht sonderlich eng gesehen. Nachdem Norman seine Version zum Besten gegeben hat, ist sie voll und ganz auf seiner Seite. „Eine verschmähte Frau mal wieder.“ Da wäre es kein Wunder, dass Ilona auf die Nummer einsteigen würde. Hm, Blitzmerker Norman könnte langsam realisieren, dass Ilona ihn offenkundig auf dem Kieker hat.

Norman blitzmerkt nichts, sondern stellt fest, dass er nach eigener Einschätzung auf direktem Weg in die Klapse ist (der hält auch nichts aus, der Bursch). Grace empfiehlt die gute alte „workout & shower“-Methode, um den Brägen wieder zu klären. Norman tut, wie ihm geheißen und verprügelt den punching ball – ob’s seinem angeschlagenen Mentalzustand hilft, dass er dabei seine „zwei-Schritte-vor-ein-Schritt-zurück“-Litanei vor sich hin brabbelt, mag bezweifelt werden. Über das schönste Workout legt unser Regisseur ein wenig Dschungel-Ritualgetanze. Doch da – ein Schuß! Absender der knapp an Normy vorbeigezielten Kugel ist David, der angesichts der Tatsache, dass Norman sowohl Maggies als auch sein (vulgo Davids) Leben ruiniert habe (äh? Auch andere Töchter sollen hübsche Mütter haben oder so…), drastische Maßnahmen für angebracht hält. Okay, nicht SO drastische Maßnahmen wie tatsächlich *auf* Norman und nicht an ihm vorbei ballern (und ich könnte jetzt ja wieder behaupten, dass es gar nicht so leicht ist, an Lon Chaney vorbeizuschießen), aber immerhin drastisch genug, um sich mit ihm und der gezückten Waffe einen Ringkampf zu liefern. Es kracht erneut ein Schuß und Norman konstatiert, dass er gerade versehentlich David erschossen hat. Oopsie!

Da diesmal der Zusammenhang zwischen abgeknalltem Korpus und suspektem Lehrer nicht verleugnet werden kann, erfreut Norman sich der zweifelhaften Gastfreundschaft des örtlichen Knasts. David ist zwar nicht verröchelt, aber durchaus im Begriff, selbiges baldmöglichst nachzuholen, und sobald er den Löffel schmeißt, könnte man Norman eine Mordanklage anhängen. Evelyn nutzt die Gelegenheit, um der allein zuhause rumsitzenden Paula einzuschenken, dass Millard sich nicht selbst gemördert habe, sondern ermördert worden wäre (was mir jetzt neu wär…). „Dein Ehemann hat ihn dazu getrieben, sich umzubringen!“ (Ah. Okay. Keine neue Entwicklungen, nur eine blöde Dummkuh.). Bis zu Paulas Ankunft sei Monroe ein „safe and decent place“ gewesen, und überhaupt sei Paula ’ne Hexe und sollte wieder in den Dschungel abdampfen, wo sie hingehört. Paulinchen bricht in Tränen aus, und als dann auch noch das Telefon klingelt und am anderen Ende der Leitung der Todesgesang erklingt, gehen bei ihr die Lichter aus.

Dieweil hat Grace fürsorglicherweise für Norman Kaution hinterlegt und fährt ihn heim, wo Evelyn gerade versucht, unauffällig das Gelände zu verlassen. „Geräuschvoll Vasen runterschmeißen“ erweist sich diesbezüglich überraschenderweise als kontraproduktive Maßnahme – sie wird ertappt und unter gegenseitiger Versicherung von Freundlichkeiten („Wo ist meine Frau?“ „Lass mich los, Mörder!“) ins Arbeitszimmer gehasselt, wo Paula nach wie vor ohnmächtig rumlungert. „So habe ich auch Millard gefunden, nur dass er starb“, bekräftigt Evelyn meine bereits gefestigte Überzeugung, dass es sich bei ihr um eine selten blöde Schlampe handelt. Paula beansprucht, kaum wieder unter dem Mitdenkenden, weggebracht zu werden, da das Haus „voll des Bösen“ sei. Über den diesbezüglichen Quell der Freude herrschen unterschiedliche Ansichten. Norman hätte nu schon gern mal Margarine bei de Sushi und fragt freundlich nach, warum zum Geier Evelyn sich so miesepetrig aufführt. Nach generischem „Mörder Mörder“-Krakeel rückt Evchen schlussendlich doch mit der Towne-Thesis-Theorie Ilonas raus, die Normans bescheidener Meinung nach einen entscheienden Makel hat – von Townes Papier hat er noch nie nix gehört. Obschon dies natürlich genau die Verteidigungslinie wäre, die ich pflegen würde, hätte ich Millard in den Suizid getrieben, gelingt es Norman – zugegebenermaßen unter Zuhilfenahme der bewährten Methode des „Frauen-Verstand-einschütteln“ – Evelyn davon zu überzeugen, dass alle Wege letztlich zu Ilona als Zentrum des Intrigenspiels führen. In der Tat muss Evi einräumen, dass der Todesgesang – der sich pflichtschuldigst per Telefonanruf in dieser Sekunde wieder einstellt – von Ilona in einem Buch aufgetrieben wurde und sie Aufnahmen davon hat anfertigen lassen (ich respektiere immer, wenn Schurken ihre finsteren Pläne mit angemessenem Aufwand betreiben. Ein Tonstudio mieten und eine Gesangs- und Trommeltruppe hawaiianische okkulte Gesänge einspielen lassen bringt auf dieser Skala Pluspunkte). Wo das nun geklärt ist, meint Norman, könnte Paula ja auch ihre irrationale Angst überwinden und den Hörer abnehmen. Dran ist tatsächlich Ilona und sie bringt böse Nachricht – David hat tatsächlich den werfbaren Löffel gefunden. Paula ist sich wieder mal sicher – seit Norman ihren Hexenkrempel verbrannt hat, ist alles den Bach runtergegangen und es fällt schwer, ihr zur widersprechen.

Doch nicht verzagen, Norman fragen. Evelyn wird, geschüttelt, nicht gerührt, für die gute Sache rekrutiert und im Übrigen ist alles doch eigentlich ganz einfach – man muss nur beweisen, dass David in mörderischer Absicht zu Norman kam, sonst lautet die Anschlage mindestens auf Totschlag, wenn nicht schlimmeres.

Evelyn zitiert aus diesem kühnen Grunde Ilona in ihre Gemächer und hält ihr eine Voodoopuppe vor die Nase. Millard sei ihr im Traum erschienen und habe dabei erklärt, aufgrund der Lüge einer Frau die Vorzüge des Jenseits erkunden zu dürfen. Nun ist bei Evelyn der Groschen gefallen, dass sie ihn zwar ordentlich getriezt und angetrieben, aber niemals angelogen habe. Ergo könne sie nicht gemeint sein, als Traum-Millard davon sprach, dass die Lügnerin gestehen müsse, alldieweil sie sonst in 13 Tagen, eine Minute nach Mitternacht, dahinscheiden werde. Ilona hält dies durchaus nicht unverständlicherweise für Gebrabbel einer hysterischen Witwe nach dem ein oder anderen schlechten Traum, doch da ist ja noch die Voodoopuppe – die habe Millard im Traum in der Hand gehabt und dann habe Evelyn sie an der Stelle, an der er sich die Rübe weggeballert hat, gefunden. „Das ist die Frau, die sterben wird“, blökt Evelyn. Ilona beschränkt sich auf ein semi-hysterische Lachen und wird dann von Evi auf Unhofmanier aus dem Haus gehasselt. Well… that proved… nothing, so far.

Aber wenigstens verdirbt es Ilona die Nachtruhe. In Form einer knappen Montage spiralt die Intrigantin in Windeseile in einen Nervenzusammenbruch – alles scheint für sie in Bezug zur Voodoo-Prophezeihung zu stehen (so z.B. die Kino-Reklame für den Film „The Lady Lies“ – „letzte 7 Tage“!) Countdown-styled geht’s auf den Stichtag zu. Millard und David machen ihr Vorwürfe – und schließlich kracht das filigrane Gefüge ihres Verstandesstübchens in sich zusammen. Ihr Schrei ruft Septimus auf den Plan, der sich aus ihrem „sie-treiben-Nägel-in-meinen-Kopf-ich-stähärbäää“-Unfug auch keinen gesteigerten Plan, als einen Medizinmann apportieren zu wollen, machen kann. Auf einen Doktor legt Ilona aber keinen gesteigerten Wert, sondern schleppt sich statt dessen zu Evelyn, die sie auch schon erwartet. „Gib mir die Figur“, fordert Ilona, aber Evelyn verweist nonchalant darauf, dass ja nur die Frau, die Millard auf dem Gewissen hat, in Gefahr sei… Evelyn nestelt umständlich an ihrem Schal, Ilona ist hysterisch und es schlägt die Uhr zur Geisterstunde.

In der Panik lässt Ilona nun alle Vorsicht fahren und gesteht ihre Lügen. Evelyn fragt sicherheitshalber noch mal nach, ob sie damit die Verantwortung für Millards und Davids Tod übernimmt. Ilona bestätigt und hätte jetzt gerne die Voodoofigur ausgehändigt. Evelyn reicht ihr eine Schachtel – drin ist allerdings nur Asche. Norman, Paula, Grace und Margaret, die das Geständnis (das gaaanz sicher gerichtsverwertbar ist…) mitgehört haben, treten aus den Schatten und Norman erklärt, dass die Puppe unmittelbar, nachdem Evelyn sie ihr zum ersten Mal gezeigt hat, verbrannt wurde. „Ihr habt mich ausgetrickst“, beschwert sich Ilona, stürmt auf den Balkon, klettert über das patio-überdachende Blumengatter, ohne zu bedenken, dass dies nicht unbedingt als Fluchtweg konstruiert wurde, fällt sprichwörtlich durch den Rost und stranguliert sich fatalerweise – um eine Minute nach Mitternacht… wie Evelyns Traum es vorhersagte. „Aber es war doch kein Traum, nur eine fantastische Geschichte“, räsonniert Evelyn nachdenklich…

Egal. Die Schuldige ist gerichtet, Norman und Paula können glücklich und zufrieden bis an ihr Ende leben, wobei Norman meint, ein „großzügiges Herz und ein ruhiger Geist“ wären alle Magie, die man dafür braucht. Paula sagt ja, aber sicherheitshalber klopfen beide auf Holz…

Nach dem überraschend kompetenten und seriös gestricktem film noir-Ansatz von „Calling Dr. Death“ öffnet sich die „Inner Sanctum“-Reihe mit „Weird Woman“, wie’s mir versprochen wurde, phantastisch(er)en Elementen. Ja, das Script von Brenda Weisberg („The Mummy’s Ghost“) und Scott Darling (Ghost of Frankenstein) müht sich, die möglichen übernatürlichen Elemente ambivalent zu halten – die Story funktioniert exakt gleich, ob man nun Paula ihre Hexen-Fähigkeiten abnimmt oder nicht (das Finale ist dann halt „eerie“, aber ein doofer und für Ilona fataler Zufall). Fritz Leiber, Schöpfer von Fafhrd und dem Grauen Mausling, war da schon eindeutiger: In seiner Romanvorlage ist die Hexenkunst ein offenes Geheimnis unter *allen* Frauen und als Norman dort seine Frau ertappt und ihre Utensilien vernichtet, setzt er sich *tatsächlich* den Zaubereien der Frauen seiner berufilchen Rivalen aus (soweit ich das sehe, handhaben die beiden anderen Filmversionen – der britische „Hypno“ aka „Burn, Witch, Burn“ von Sidney Hayers und Herbert L. Schlocks, äh, Strocks komödiantisch gemeinter und mit Lana Turner unverdient gut besetzter „Witches‘ Brew“ – das originalgetreuer. Eine potentielle vierte Verfilmung aus der Hand des „Hunger Games“-Drehbuchautors Billy Ray wurde 2008 mal angekündigt, scheint aber seither im Sande verlaufen zu sein).

Das Script braucht aber eine eindeutige Festlegung, wie gesagt, gar nicht. Die Geschichte als rein weibliches Intrigenspiel ist insgesamt wohl sogar effektiver als paranormale Beteiligung zu konstatieren (und in der Tat spricht mehr für die „es-ist-keine-Hexerei-im-Spiel“-Auslegung, da Ilona schon vor Normans Zerstörung des Hexen-Kits Ränke schmiedet). Eine gewisse misogyne Ader kann man dem Film sicherlich nicht absprechen. Frauen sind entweder treudoof-naiv, abergläubische Kinder oder kaltblütige Soziopathinnen, andererseits kommen die Herren der Schöpfung als entweder dämlich, manipulierbar (okay, das ist die pure Realität) oder schier nutzlos auch nicht besser weg – wenn man so will, ist „Weird Woman“, was seine Frauenrollen angeht, regelrecht progressiv, da praktisch alles Handlungsrelevante von Frauen ausgeht (Paula, Ilona, Evelyn und Margaret sind dieses Quartett), während Norman als nomineller Held von dem ganzen Bruhei, den die diversen vaginal herausgeforderten Grazien veranstalten, entweder nix mitkriegt oder den weiblichen Umtrieben mit maximal amüsierter Ratlosigkeit gegenübersteht. Dass der Konflikt Aberglaube vs. Ratio auf den Geschlechterkampf Frau vs. Mann heruntergebrochen wird, mag aus heutiger Sicht drollig wirken, andererseits muss man beinahe dankbar sein, dass Hollywood, das mit dem Thema Wissenschaft und damit einhergehend wissenschaftlichen Fakten an und für sich in den 40ern durchaus noch auf Kriegsfuß stand (weswegen z.B. auch frühe Wissenschaftler-Filmbiographien gerne auf persönliche Konflikte, sprich emotionalen Klimbim abstellten – Aufschlussreiches zu diesem Thema findet der geneigte Leser auf der von mir immer wieder gern empfohlenen Website [www.aycyas.com And You Call Yourself A Scientist!]) – dass „Weird Woman“ letztendlich auf diese Frage einen faulen Kompromiss (zumindest erspart man uns die „es-gibt-mehr-Dinge-zwischen-Himmel-und-Erde“-Platitüde, mit der ich eigentlich als Schlusswort gerechnet hatte, aber ein klarer Sieg der Ratio sieht anders aus)… gut, wir dürfen nicht vergessen, dass wir’s hier nicht mit der hohen Filmschule zu tun, sondern einem Low-Budget-B-Programmer der „das-schmeißen-wir-diese-Woche-ins-Kino-und-nächste-Woche-haben-wir’s-vergessen“-Schule beigewohnt haben und „bedeutungsvolle“ Themen von solchen Heulern maximal versehentlich und als Plot Device angerissen wurden, nicht aber, um gesellschaftliche Statements abzugeben.

Eins kann man aber durchaus festhalten – es hilft auch einem billigen B-Heuler ungemein, wenn er eine vernünftige (im Sinne von brauchbar konzipierte) Geschichte hat und mit Leibers Roman (der fraglos eine Pulp-Geschichte ist und zum Drehzeitpunkt auch nur im Pulp-Magazin „Unknown Worlds“ erschienen war; als eigenständiger Roman wurde „Conjure Wife“ erst 1953 veröffentlicht) hat man eine solche. Die Story ist präzise, uhrwerkartig ausgearbeitet, die Details greifen ineinander, alles rollt energisch, zupackend und unausweichlich auf’s dramatische Finale hin. Allerdings darf man eines nicht übersehen – mit 63 Minuten Laufzeit, wovon Vorspann und „Inner Sanctum“-Intro abgezogen werden müssen, ist’s schwierig, eine Dramaturgie aufzubauen, die über simples „Ereignis A löst Ereignis B aus, woraus sich Ereignis C ergibt“ hinausgeht (ich hab dafür schon Prügel einstecken müssen, aber ich stehe – nicht absolutistisch, aber als Faustregel – durchaus zu meiner Ansicht, dass 60 Minuten für einen „richtigen“ Dreiakter zu kurz sind). Anders ausgedrückt – für seine knappe Stunde Zeit hat „Weird Woman“ vielzuviel Plot. Das heißt nicht, dass ich etwas wegstreichen möchte, ich möchte nur gerne ausbauen und anders strukturieren. Der Einstieg mit zwei längeren Flashback-Blöcken (und einer eigentlich anhand des Dargestellten nicht schlüssigen Timeline… dass wir uns irgendwann wieder in der relativen Gegenwart befinden, bemerken wir nicht anhand filmischer Mittel, sondern weil anders der Plot einfach keinen Sinn machen würde) ist holprig – und unnötig. Die Geschichte chronologisch zu erzählen (bzw. vielleicht mit einem Prolog, der Norman, Ilona und die diversen Player am College und ihre Beziehung untereinander kurz vorstellt), d.h. mit Normans Dschungelexpedition anzufangen und von dort aus einfach stringent weiterzuerzählen, wäre deutlich eleganter als das Hin und Her, das LeBorg hier zelebriert.

Noch störender allerdings ist, dass sich der Film in seinen 60 läppischen Minuten nicht auf eine Hauptfigur einigen kann. Nominell ist es Norman, aber wie wir bereits festgestellt haben, der tut nichts dafür, ist bestenfalls interessierter, öfter aber nur nichts ahnender Beobachter. Paula ist ab und zu mal Stichwortgeberin, Ilona ist zwar diejenige, die die Plotmechanismen einfädelt und arrangiert, hält sich aber phasenweise sehr im Hintergrund, dafür übernimmt dann mal Evelyn, mal David, mal Margaret eine hervorgehobene Position. Ich anerkenne ja, wenn ein Film auch den Nebenfiguren Raum zur Entfaltung bietet, aber – drauf-rumreit – ein Ensemblestück in 60 Minuten? Das haut nicht hin. Die Folge – da wir praktisch über keinen Charakter irgendetwas tiefschürfendes erfahren, fällt das Stück auf emotionaler Ebene schlicht flach. Man kann an „Weird Woman“, wie gesagt, die präzise Konstruktion bewundern, aber es ist eine sterile, rein technische „Bewunderung“, ohne mit den Charakteren (die diesen Namen kaum verdienen) irgendeine Bindung einzugehen. Ob Norman in den Knast geht (streng genommen steht zumindest „Totschlag“ immer noch im Raum, denn der Nachweis, dass David in der festen Absicht, Norman zu töten, in die Sporthalle kam, dürfte, wo alle potentiellen Entlastungszeugen tot sind und Ilonas „Geständnis“ kaum nutzbar sein dürfte, schwierig werden), ob Ilona hops geht, Paula sich in eine Gummizelle hysterisiert, das alles interessiert nicht wirklich. „Weird Woman“ wird, so gesehen, die Klasse seiner Geschichte zum Verhängnis – bei den meisten 60-Minuten-B-Schwänken aus den 40ern tun derlei Überlegungen nichts zur Sache, weil die Plotten derart abstrus, idiotisch, abseitig sind, hier aber, wo wir eine brauchbare Story haben, die eben nicht nur die „technische“ Spannung, sondern auch einiges an dramatischem Potential hergibt, fällt auf, wie sehr der Plot zusammengequetscht werden muss und wie sehr darunter eben die Ausarbeitung der Figuren leidet.

Alles geschieht so fürchterlich schnell – Normans Liebesheirat, Ilonas (Selbst-)Mord- und Totschlagplanen, Paulas Verängstigung, Evelyns Turn als Ilonas Exekutivschergin wie ihr Umkehrschwung auf die Seite des Bösen, Ilonas Abgleiten in den Wahnsinn, für kaum einen Plotpunkt nimmt sich der Film wirklich mal *Zeit* und verschenkt dadurch Wirkung (besonders Eveylns character turns und der mit der Montage zwar technisch schick gelöste, aber emotional eben wirkungslose Nervenzusammenbruch Ilonas).

Teuer war an „Weird Woman“ sicherlich nichts und da darf man B-Routinier Reginald LeBorg schon ein kleines Kompliment machen, dass der Streifen trotz seiner begrenzten finanziellen Mittel zuminest handwerklich ordentlich ist – ausgenommen die „Dschungel“-Sequenzen, bei denen wahrscheinlich selbst notorische Armenhaus-Studios wie Monogram oder PRC ins Grübeln gekommen wären, ob man das *so* offensichtlich klaustrophobisch studio-set bringen darf (einzig anderer wirklich störender Goof ist dieser Monroe-College-Torbogen, den hätte Jess Franco nicht „schöner“ hinbekommen). Selbstverständlich ist „Weird Woman“ relativ statisch und ein Vertreter des guten alten „drüber-reden-ist-billiger-als-zeigen“, das ab der Erfindung des Tonfilms so manchen Film versaute, aber LeBorg macht das Beste aus den Möglichkeiten. Der Film ist verhältnismäßig flott geschnitten, die extrem kurze Laufzeit sorgt dafür, dass Leerlauf gar nicht erst eintreten kann und die schon erwähnte Montage zum Ende hin ist verblüffend modern (speziell für einen B-Programmer), freilich aber sieht der geneigte Kunde hier nichts, das er nicht auch anderswo, gerne aufwendiger, größer, sehen könnte.

Auf der Schauspielerseite hab ich wieder mein altbekanntes Problem namens Lon Chaney jr. Heute kann er mal nicht viel dazu, dass ich seine Performance nicht schätze – er hat erstens wenig Gehaltvolles zu spielen (s.o.), zum anderen ist es – zumindest ist das mein Kenntnisstand – nicht explizit seine Schuld, dass Universal ihn wieder einmal entgegen jeglichen Anscheinsbeweises zum unwiderstehlichen Frauenhelden stilisiert. Paula, Ilona, Maggie (und, wenn man so will, auch Grace) würden unserem Lon am liebsten aus der Hand fressen (und besonders bei Margaret hat das einen schon relativ unangenehmen Beigeschmack. Zwar ist Lois Collier „nur“ 13 Jahre jünger als Chaney, aber sie sieht deutlich jünger, er deutlich älter aus; Chaney war tatsächlich beim Dreh grad mal 37, sieht aber aus wie Ende 40). Ich hab diese behauptete Attraktivität nie geschluckt – im „Wolfman“-Franchise sieht das ja ähnlich auch, da fliegt auch alles, was ’nen Rock trägt, auf den guten Larry Talbot (dabei ist es schon schwer genug, Chaney – wie in der „Inner Sanctum“-Reihe ständig – als hochgebildeten Intellektuellen zu kaufen, wo er doch eigentlich als hemdsärmeliger „everyman“ wesentlich glaubwürdiger wäre). Man muss es nicht verstehen, Chaney darf man’s aber halt auch nicht zum (alleinigen) Vorwurf machen, ein so großer Star, dasser auf seine Rollengestaltung maßgeblichen Einfluss nehmen konnte, war er trotz seines berühmten Vaters nie. Ansonsten ist seine Leistung hier schwer zu beurteilen – er hat im Gegensatz zu „Calling Dr. Death“ nicht wirklich handfeste Schauspielszenen; ein paar seiner Momente sind unfreiwillig komisch (speziell im Dschungelpart), man hat den guten Mann allerdings auch schon wesentlich schlechter aufgelegt gesehen.

Für Starlet Anne Gwynne war die Rolle der Paula eine der „besseren“ – als eines dieser zahllosen blonden Models nach Hollywood gekommen, kam sie über B-Film-Rollen nie hinaus. Auftritte im „Flash Gordon Conquers the Universe“-Serial, im passablen House of Frankenstein und in „Dick Tracy meets Gruesome“ sind die Highlights ihrer Karriere. Ob man ihr nicht mehr zugetraut hat oder ihr schauspielerisches Vermögen einfach zu limitiert war, wird unsereins nicht mehr abschließend klären können. Als Paula muss sie jedenfalls nicht mehr als ein bissl hysterisieren, in Ohnmacht fallen und ängstlich sein. Für die Annalen der Filmgeschichte qualifiziert frau sich so nicht.

Evelyn Ankers hingegen, eins von Universals Go-to-Starlets für Horror-Heroinen (The Wolfman, „Ghost of Frankenstein“, Son of Dracula, „Hold that Ghost“, „Captive Wild Woman“, „The Invisible Man’s Revenge“) darf hier mal ihre bösartige Seite ausleben und tut dies mit Gusto und das, das ist das Kunststück, ohne zu overacten (gut, bei ihrem Zusammenbruch im Showdown darf ein bissl übertrieben werden), sondern mit subtiler Boshaftigkeit. Als Proto-Joan-Collins-/Alexis-Carrington leistet Ankers – auch eingerechnet, dass anno ’44 Frauenschurkenrollen nicht auf Bäumen wuchsen – beachtliches.

Lois Collier („Jungle Woman“, „Eine Nacht in Casablanca“) ist mir als Margaret etwas *zu* naiver und schwärmerischer Backfisch, Elizabeth Russell („Curse of the Cat People“, „The Corpse Vanishes“) laboriert unter dem wenig nachvollziehbaren Charakter, spielt den Part allerdings mit Vehemenz.
Routinier Ralph Morgan („The Kennel Murder Case“, „The Monster Maker“) ist als Millard amüsant, der ein wenig übermotiviert wirkende Phil Brown als David verewigte sich später nicht nur mit kleinen Auftritten im „Superman“- und „Pink Panther“-Franchise, sondern ist ein unverzichtbarer Bestandteil des „Star Wars“-Kanon – er ist Lukes Onkel Owen Skywalker…

Universals „Inner Sanctum“-Komplettbox beinhaltet „Weird Woman“ in erstaunlicher Bild- und Tonqualität für einen knapp siebzig Jahre alten B-Film. Das Bild ist überdurchschnittlich scharf und kontrastreich, der Ton zwar mit leichtem Grundrauschen verstehen, aber bestens verständlich.

Abschließende Worte – „Weird Woman“ hätte ein richtig guter Thriller sein können – die Story selbst ist mindestens mal gut brauchbar, die Ambivalenz, ob nun tatsächlich Übernatürliches am Werk ist oder nicht, komplimentiert eigentlich ziemlich gut das „Aberglaube-gegen-Fakten“-Thema, das die Geschichte anreißt, die Darsteller sind zumindest mal nicht schlecht aufgelegt – aber das vorgegebene B-Format, den Kram krampfhaft in 60 Minuten erzählen zu müssen, tut dem Stoff, der im Gegensatz zum nicht derart ensembleartig angelegten „Calling Dr. Death“ eben nicht nur auf seine glänzend funktionierende Mechanik heruntergebrochen werden kann, sondern auch ein wenig Fleisch auf den Rippen der Charaktere braucht, nicht gut. Das Resultat ist, wie der Anglophile so schön sagt, „uninvolving“, weil wir über keine der Figuren wirklich etwas *erfahren*. Für einen B-Programmer hat der Streifen einige nette Ideen, 20 Minuten mehr Zeit (und idealerweise ein anderer, etwas glaubwürdigerer Hauptdarsteller) und das hätte richtig richtig gut werden können. So ist’s ein „curio“, das vor allen Dingen aufgrund Evelyn Ankers‘ couragierter Intrigantinnenperformance für Genrefreunde einen Blick wert ist…

(c) 2012 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 4


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