Watchmen

 
  • Deutscher Titel: Watchmen: Die Wächter
  • Original-Titel: Watchmen
  •  
  • Regie: Zack Snyder
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Billy Cudrup (Dr. Manhattan), Malin Akerman (Silk Spectre 2), Matthew Goode (Ozymandias/Adrian Veidt), Jackie Earl Haley (Walter Kovacs/Rorschach), Jeffrey Dean Morgan (Edward Blake/The Comedian), Carla Gugino (Silk Spectre 1), Matt Frewer (Edgar Jacobi/Moloch), Patrick Wilson (Dan Dreiberg/Nite Owl 2), u.a.


Vorwort

Die USA wird im Jahr 1985 immer noch von Richard Nixon regiert und der kalte Krieg ist kurz davor, heiß zu werden. Superhelden haben es in dieser Zeit schwer. Sämtliche maskierten Rächer wurden dazu gezwungen, entweder aufzugeben oder für die Regierung zu arbeiten. Generell sind die gesetzlosen Vigilanten, die auf ihre Art für Recht und Ordnung sorgen möchten, nicht sehr beliebt bei den Menschen. Als es zum Mord an Edward Blake, besser bekannt als der Comedian (ein Name, der meiner Meinung nach eher zu einem Superschurken pasen würde)kommt, vermutet sein ehemaliger Kollege Rorschach, einer der letzten noch wirklich aktiven Superhelden, dass es irgendjemand auf kostümierte Helden abgesehen haben könnte. Er warnt einige seiner Kollegen. Als er seinem alten Widersacher, dem ehemaligen Superschurken Moloch, einen Besuch abstattet, erfährt er von diesem, dass der Comedian ihn einige Tage vor seinem Tod besucht hat. Die Schilderungen von Moloch, der Rorschach von einem in Tränen aufgelösten Comedian erzählt, der die ganze Zeit nur davon geredet hat, wieso gerade ER sich gegen sie wendet und er diesen Witz einfach nicht verstehen würde, lassen Rorschach erahnen, dass hinter diesem Mord eine noch viel größere Sache stecken könnte als nur simple Rachegefühle….


Inhalt

Alan Moores „Watchmen“ galt lange Zeit als unverfilmbar, was vor allem an dem recht komplexen Aufbau mit sehr vielen Rückblenden lag. Ich will die Kritik an formellen Dingen wie Spezialeffekten, schauspielerischen Leistungen, Kameraarbeiten, etc…diesmal ausnahmsweise sehr kurz halten. Der Vorspann, der uns die Geschehnisse um die Helden der ersten Generation näher bringt ist einfach toll! Bis zum Begräbnis des Comedian kann man sagen: Es ist alles schlichtweg perfekt umgesetzt, auch die Schauspieler passen allesamt perfekt in ihre Rollen.

Jetzt aber, liebe Comicfans, kommen auf euch harte Zeiten in diesem Review zu: Dass der Film ein ordentlicher Schlag ins Wasser ist, liegt an Alan Moores Vorlage und an sonst gar nichts. Das liegt zum einen an der Rückblendenstruktur. Wenn ich mir zum Beispiel die Entstehungsgeschichte von Dr. Manhattan ansehe, dann wird einem schmerzhaft bewusst, dass diese mit der eigentlichen Handlung genau gar nichts zu tun hat. Man könnte die gesamte Sequenz ersatzlos streichen, seine Entstehung vielleicht in ein paar Dialoge der anderen Figuren einbauen und niemand würde merken, dass hier etwas fehlt. Versteht mich nicht falsch: Bei einem Comic ist das kein Problem. Den kann ich ja auch mal weglegen und ne kurze Pause machen. Wenn in einem Film aber solche Rückblenden gleich im Dutzend daherkommen, dann wird es zum Problem, wenn man als Zuschauer jedes Mal das Gefühl hat, dass die Haupthandlung andauernd extra dafür angehalten wird. Ich habe auch nichts gegen eingeflochtene Nebena´handlungen, aber hier wird quasi eine Rückblende nach der anderen abgehandelt, und was auch immer in ihr gerade vorkam, es ist nie wieder wichtig. Ausnehmen möchte ich davon dezidiert die Rückblenden beim Begräbnis des Comedian, denn die erzählen uns immerhin, was für ein Mensch das Opfer war. Alle anderen Rückblenden über die Entstehung Dr. Manhattans, Rorschachs Durchdrehen, usw.. funktionieren zwar wunderbar in Comicform, nicht aber in einem Film, wo man sie in geballter Form nacheinander am Stück durchhalten muss.

Soviel zur problematischen Struktur, mit welcher der Film sich herumschlagen muss. Viel schlimmer sind mir aber diverse inhaltliche Aussagen aufgefallen, die im Film teilweise sinnentstellt dargestellt werden, die aber zu einem großen Teil ebenfalls auf Moores Mist gewachsen sind:
„Es ist egal, was Edward Blake mir angetan hat, denn er hat mir dich dadurch geschenkt.“ Demnach ist es also völlig in Ordnung, einen Vergewaltigungsversuch zu begehen, oder was? Denn schließlich lassen die Frauen dich dein Werk später eh freiwillig vollenden, und hey, wenn du sie dabei auch noch schwängerst, dann sind sie sogar richtig glücklich und verzeihen dir ohnehin alles! Alice Schwarzer würde diesen Film lieben glaube ich…. Nächster Punkt: Im Comic versucht Alan Moore, die Frage, ob Ozymandias Wahnsinnsplan gerechtfertigt ist oder nicht, an den Leser weiter zu geben. Im Film geht dies aber völlig unter, denn hier präsentiert uns Zack Snyder (unbewusst?) seine Interpretation, dass es völlig in Ordnung sei, New York, Moskau, Peking, ja alle Hauptstädte der Welt auszulöschen, denn dann haben alle einen gemeinsamen Feind und sich in Zukunft ganz doll lieb. Es ist natürlich ebenfalls in Ordnung, dieses Verbrechen einem Freund in die Schuhe zu schieben und es ist erst recht gerechtfertigt, mit Rorschach den einzigen Mann zu töten, der darauf besteht, der Welt die Wahrheit zu sagen (natürlich sind Rorschachs Freunde längst von der Richtigkeit des Planes überzeugt). Auffällig ist, dass Zack Snyder hier einkleines Detail kurz vor dem Showdown geändert hat. Im Film wirft Rorschach kurz vor dem Showdown seine Aufzeichnungen durch den Briefschlitz eines Magazins. Er ist dann auch der einzige, der Ozymandias Plan bis zuletzt verurteilt, was sein Todesurteil ist. Im Comic erhält das Magazin erst NACH Rorschachs Tod dessen Tagebuch. Es ist Dreiberg, der es durch den Schlitz wirft. Ich habe das immer so interpretiert, dass Moore dadurch, dass die anderen doch auch zweifeln, eben die Frage, ob ein solcher Plan vertretbar ist oder nicht, an den Leser weitergeben möchte (was ihm auch gelingt). Zack Snyder stelt im Film diese Frage nicht, denn er gibt uns gleich seine Antwort, die da lautet: „Ja, so ein Plan ist ethisch gerechtfertigt.“ Und das ist für mich moralisch verwerflich und hat mit der Intention der Vorlage absolut gar nichts zu tun.
Fazit:

So leid es mir tut, der Film wird, so sehr er auch hochgejubelt wird, seiner Vorlage nicht gerecht. Zack Snyder hat aus dem von mir heiß geliebten Comic „Watchmen“ im Prinzip nichts anderes als einen Propagandafilm mit moralisch fragwürdiger Aussage gemacht. Ich hoffe allerdings, dass ihr meine Kritik sachlich und nicht emotional aufnehmt, denn genau so ist sie gemeint.

G

[Update: Ich hab in der Zwischenzeit festgestellt, dass ich einen Fehler die Vorlage betreffend gemacht habe: Auch im Comic ist es Rorschach, der seine Notizen weitergibt und nicht Dreiberg. Für den Fehler entschuldige ich mich, ich stehe aber dennoch vollinhaltlich zum Rest meines Reviews. Außerdem habe ich mich für diese Form des Updates und gegen das schlichte Umschreiben des Reviews entschieden, weil ich es für falsch halten würde, quasi „meine Spuren zu verwischen“ und den Fehler klammheimlich zu entfernen. So könnt ihr wenigstens schwarz auf weiß nachlesen, dass ich auch nicht unfehlbar bin. ;-)]


mm
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