Wasting Away

 
  • Deutscher Titel: Wasting Away
  • Original-Titel: Wasting Away
  • Alternative Titel: Aaah... Zombies!! |
  • Regie: Matthew Kohnen
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Matt Davis (Mike), Julianna Robinson (Vanessa), Michael Grant Terry (Tim), Betsy Beutler (Cindy), Colby French (Nick), Richard Riehle (Col. South), Tracey Walter , Jack Orend (Dr. Richter)


Vorwort

Es beginnt wie so oft mit dem Unfall eines geheimen Militärtransporters, aus dessen Ladung sich ein Fass selbständig macht, am Hintereingang einer Bowlingbahn zum Stillstand kommt und ein Paket Softeis-Grundsubstanz kontaminiert… In der Bowlingbahn warten Assistant Manager Tim, dessen Sandkastenfreundin Cindy, sein Kumpel Mike und dessen Ex Vanessa auf die Öffnungszeit und vertreiben sich die Zeit, speziell in Person Mikes, durch Zusammenstellung abartiger Fast-Food-Kombinationen, inklusive seines Meisterwerks Bier-Softeis. Schmeckt lecker, hat aber Nebenwirkungen. Mit Magenschmerzen fängt es an, dann kommen Krämpfe, Zuckungen, Bewusstlosigkeit… Als die Vier wieder zu sich kommen, sind einige Fragen zu klären – wieso sprechen alle anderen Menschen mit unverständlich hohen Schlümpfe-Stimmen? Und wieso zum Geier bewegen die sich alle so schnell?

Die Antworten kennt Nick Steele, selbstproklamierter Elitesoldat – die Substanz, mit der Tim und seine Freunde versehentlich in Berührung gekommen sind, war ein – leider völlig fehlgeschlagenes – Supersoldatenserum, dass die Armee – um Tierschützer zu ärgern, die behaupten, die Sonaraktivitäten der Navy würden die Wale beeinträchtigen – heimlich, still und leise im Meer verklappen wollte. Nun ist es, so wie’s aussieht, Auslöser einer Zombieplage und die nicht zu verstehenden Turbo-Typen infiziert. Der Kontakt mit der Substanz im Zusammenhang mit der zeitnahen Einnahme von Milchprodukten (wie’s auch bei ihm der Fall war), kombiniert Nick, hat aus ihm, Tim & Co. keine hirnschlürfenden Zombies gemacht, sondern die ursprünglich erwünschten superstarken Supersoldaten. Nick will mit den unfreiwilligen Selbstversuchsobjekten die Zombies aufmischen, doch seine potentiellen Mitstreiter haben ganz andere Pläne. Cindy will nach ihren Eltern sehen und bei der Gelegenheit dort auch Tim gleich als Auserwählten vorstellen und Vanessa hat ein dringendes Vorstellungsgespräch, zu dem Mike – der inzwischen gesunden Appetit auf menschliche Körperteile entwickelt hat – sie begleiten will. Nick will allein den Kampf aufnehmen und die Anderen ihren Alltagsverrichtungen weiter nachgehen – blöderweise haben sie einen entscheidenden Denkfehler begangen…


Inhalt

– generelle SPOILER-Warnung –

Die gepflegte Zombie-Komödie gehört zum FFF wie eine Wochenportion Katzenleckerlis auf badmovie-Kater Puckis täglichen Speiseplan und kann uns als tiefschürfende Satire (Fido) oder Low-Brow-Partyspaß („Dance of the Dead“) über den Weg laufen. „Wasting Away“, ein mittlerweile auch nicht mehr ganz taufrischer Genrebeitrag von jenseits des Großen Wassers, wo man sich – wie im Rest der Welt offenbar auch, siehe Last of the Living – an der Thematik scheinbar nicht sattsehen kann, schlägt in die zweitgenannte Kerbe. Aber das passt schon irgendwie – zwar halte ich das Untoten-Genre nunmehr schon seit mindestens zwei Jahren für deutlich jenseits des alleroptimistischten geschätzten Mindesthaltbarkeitsdatums, aber gegen einen Hirn-aus-Spaß-ab-Lachschlager hab ich nur dann was einzuwenden, wenn er zwar lustig gemeint ist, aber lacherfreie Zone bleibt (oder, um auch noch schnell Virus Undead in die Pfanne zu hauen, wenn er ursprünglich mal ernst gemeint war).

Wie sich meine intelligente Leserschar anhand der Inhaltsangabe sicherlich schon ausgerechnet hat, wendet sich „Wasting Away“ der filmisch bislang sträflich vernachlässigten Sichtweise der Zombies zu – genauer gesagt, der Zombies, die nicht wissen, dass sie Zombies sind! Hilariöse Mißverständnisse der durchaus blutigen Art sind da natürlich vorprogrammiert, da unsere auffassungsschwachen Helden mit bewunderungswürdiger Sturheit sämtliche deutlichen Anzeichen, dass das Problem *bei ihnen* liegt, ignorieren – tödliche Schußwunden werden mit einem Schulterzucken weggesteckt, eine abgetrennte Hand – die trotzdem noch auf den Input ihres Besitzers hört – mit Klebeband wieder festgezurrt, Katzen zum Platzen gebracht (Torni, aufgemerkt! Insider für Forumsmitglieder), Hirnmassensandwiches gefuttert und sich allgemein gewundert, warum alle anderen Menschen ihrer angesichtig entweder panisch das Weite suchen oder reflexartig nach ihren Schrotflinten greifen. Des Rätsels Lösung: unsere Zombie-Helden sehen sich selbst im „Normalzustand“, nur Nicht-Infizierten erschließen sich schon auf den ersten Blick die entgleisten Gesichtszüge und nur schwerlich intelligenter Konversation ähnelnden Stöhn- und Röchellaute… Ein kleiner, selbstredend völlig irrationaler, aber ungeheuer effektiver Kunstgriff (und vor allen Dingen einer, der dem Genre-Kenner schnell ein anerkennendes Zungenschnalzen ob des guten Einfalls entlockt) ermöglicht eine hochgradig unterhaltsame Komödie der Irrungen und Wirrungen, die allein auf Grundlage des zentralen Denkfehlers der Helden 70-75 Minuten lang blendend unterhält, ohne dabei ernstlich einen Plot verfolgen wollen zu müssen; der Irrglaube der Protagonisten, nicht zombifiziert zu sein, kann problemlos mehrmals hintereinander als Set-up für eine Fülle teilweise hysterisch komischer Episödchen genutzt werden. Gerade rechtzeitig, bevor der (eigentlich einzige) Gag sich totgelaufen hat, wird für den Schlussakt dann schnell noch eine richtige Geschichte eingeführt – beginnend mit der Aufklärung des Mißverständnisses und dem aus ihrer Sicht natürlich hochgradig verständlichen Unwillen der Heldenfraktion, sich als gemeine Zombies von der Armee zu Klump schießen zu lassen. Wie so oft bei auf anspruchslosen Humor gemünzten Scripts geht der Schlenker in Richtung „ernsthaften“ Storytellings nicht ohne gewisse Reibungsverluste von sich – das Finale kann es an Witz nicht mit dem vorhergehenden Gag-Feuerwerk aufnehmen, der Versuch, großes Pathos und Melodrama zu parodieren, trifft nicht den unbeschwerten Ton, an den sich der Zuschauer gewöhnt hat (und außerdem offenbart sich, zumindest für meinen Geschmack, ein Logikfehler bezüglich der „Erweckung“ der kleinen Zombie-Armee, die Mike aufstellt. Aber ich denke, in einem Film, der davon handelt, dass Zombies nicht mitbekommen, dass sie untot sind, sollte man nicht wirklich über Logik diskutieren).

Auch wenn die letzten fünfzehn Minuten das bis dahin gewahrte Niveau nicht ganz halten, so unterhält „Wasting Away“, schon durch die Vorgabe der ersten 70 Minuten, insgesamt blendend. Konzeptgags (z.B. dass Stockbesoffene die Zombies – wie sie selbst – als „normal“ wahrnehmen und sich mit ihnen verständigen können), Dialogwitz und (grober) Slapstick sorgen für eine mehr als nur passable Lacherdichte (und muss nur selten auf in-jokes zurückgreifen. Aber dass Zombie-Großmeister Romero nicht ungeschoren davonkommt, ist genre-unabdingbar) und generell ist es erstaunlich, wie viel „mileage“ Matthew und Sean Kohnen aus der simplen Grundidee herausholen, ohne Schiffbruch zu erleiden (und außerdem suhle ich mich wieder mal im Gefühl intellektueller Überlegenheit, weil ich als einziger im – gut gefüllten – Kino über einen speziellen Gag gelacht habe. Ja, ich kann mich an solchen Details hochziehen. Harhar). Sicher auch ein Verdienst der zwar stereotypen, aber absolut passenden Charaktere (Mike z.B. ist der orientierungslose „drifter“; der daran glaubt, eines Tages eine „Bestimmung“ zu haben, Cindy der „lieb-aber-doof“-blonde-airhead-Typ), die bestens aufeinander abgestimmt sind und so jeweils ein Optimum an Witz aus den diversen Verwicklungen herausholen können.

Ausgesprochen positiv ist zu bemerken, dass Kohnen in seinem ersten Film als Regisseur auch ein klares (und durchgehaltenes), witziges visuelles Konzept hat – alle Szenen aus „Sicht“ der Zombies präsentieren sich in wunderschönen Farben, die langweilige Welt der Lebenden hingegen ist schwarz-weiß (nur aufgelockert durch das Giftgrün des Superserums), ein gerade in seiner Umkehrung des offensichtlichen Ansatzes inspirierter Einfall, von Kameramann Allan Fiterman („Living the Dream“) sowohl in den s/w- als auch den Farbpassagen adäquat umgesetzt. Der betriebene Aufwand ist überschaubar (die IMDb estimated ein Budget von 1 Mio. $), „Wasting Away“ braucht aber keine teuren set-pieces – hier fahren keine Heerscharen von Zombies auf, alles bleibt in einem bescheidenen, aber auch nicht zu billig wirkenden Rahmen; „Wasting Away“ ist keine schauderhafte Halb-Amateurproduktion wie 36 Pasos, sondern ein „echter“, handwerklich professioneller Film. Abstriche sind zu machen bei einigen durchschaubaren Digital-Effekten (wenn Körperteile, die ein „Eigenleben“ führen, umgesetzt werden), nicht unbedingt herausragenden make-ups und prosthetics, aber bei einer beabsichtigen Komödie sind durchschaubarere FX nun mal einfacher zu tolerieren. An dieser Stelle auch der Hinweis, dass „Wasting Away“ keine Splattergranate ist – drastische Goreeinlagen werden vergeblich gesucht, auch die „expliziteren“ Tricks wie abgetrennte Hände oder Arme werden primär des optischen Gags und nicht der Blutfontänen wegen eingesetzt. Der unauffällige Score der Newton Brothers wird durch einige nette Fun-Punk-Stücke unterstützt.

Der Cast ist angemessen gut aufgelegt – Matthew Davis („BloodRayne“, „Blue Crush“, „Urban Legends: Final Cut“) verfügt über nicht zu unterschätzendes comedic timing und genügend sympathisch-schlitzohrige Ausstrahlung, Michael Terry („Bones“) sieht – angemessenerweise – so aus, als sei er eben vom „Happy Days“-Set rübergewandert und spielt auch mit entsprechend angebrachter Naivität, Betsy Beutler („Scrubs“) bringt die intelligenzmäßig nicht übermäßig gesegnete, treudoofe und schwer verliebte Cindy auf den Punkt, Julianna Robinson („McBride“) ist nicht nur äußerst angenehm anzusehen, sondern ist auch – wie ihre Kollegen – in der Lage, absurde Situationen mit einem beneidenswerten „straight face“ durchzuziehen. Colby French („Eagle Eye“, „Heroes“) als vermeintlicher Elitesoldat Nick Steele fällt ein wenig ab, die „Gaststars“ Richard Riehle („Office Space“, „Mighty Joe Young“) als Army-Colonel und Tracey Walter („Reno 911“, „Nash Bridges“, „Cyborg 2“) als Tims besoffener Chef sind mir, wie auch Jack Orend („Casino“, „Cold Around the Heart“) als Mad Scientist, etwas zu sehr Karikatur, andererseits passt das eben sehr gut zum gewollten Ton des Films.

Fazit: Die erste Spaß-Granate des 2009er-FFF-Jahrgangs wäre gefunden. „Wasting Away“ ist sicherlich kein großartiger Klassiker, aber ein extrem kurzweiliges Zombie-Vergnügen, dessen pfiffige Grundidee in Verbindung mit spielfreudigen Akteuren und einem guten Gespür für Witz – mit dem üblichen Durchhänger von solchen Klamotten, wenn’s an eine vernünftige Auflösung geht – tragfähig genug ist für einen abendfüllenden Jux, der im Kreise einiger ausgesuchter Hopfenkaltschalen sicherlich noch mehr Freude macht. Sollte man sich als Freund anspruchsloser, aber hochunterhaltsamer Untoten-Komödien, allein des bildschön umgesetzten „twists“ der Prämisse wegen, zumindest für eine DVD-Ausleihe heftig vormerken (Wertung mit Tendenz zur nächsthöheren Note).

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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