Wastelander Panda: Exile

 
  • Deutscher Titel: Wastelander Panda: Exile
  • Original-Titel: Wastelander Panda: Exile
  • Alternative Titel: Wastelander Panda |
  • Regie: Victoria Cocks
  • Land: Australien
  • Jahr: 2012-2014
  • Darsteller:

    Aaron Schuppan (Isaac), Brendan Cowell (Isaac, voice), Marcus McKenzie (Arcayus), Roger Newcombe (Arcayus, voice), Lily Pearl (Rose), Chantal Contouri (Verrick), Craig Behenna (Marcellus), Nigel Tripodi (Jake), Hjalmar Marteinsson (Elliott)


Vorwort

Die postapokalyptische Zukunft mal wieder – wie üblich wird das Ödland von blutrünstigen Banden und ähnlichem Kroppzeuch beherrscht. Wer einigermaßen in Sicherheit leben will, der versucht, in Legion Unterschlupf zu bekommen. Man lebt dann zwar a) weitgehend unterirdisch und b) unter der Knute einer Diktatur, aber man muss sich wenigstens nicht jeden Morgen darüber den Kopf zerbrechen, ob man das Abendessen noch erlebt.

Deswegen haben sich auch der Panda Arcayus mit seinem Bruder Isaac und ihrer Mutter Hannah in Legion niedergelassen, getreu Papa Pandas Wunsch, Arcayus möge für die Sicherheit von Bruder und Mutter Sorge tragen. Leider ist Isaac ein verantwortungslöser Schnösel und bringt, zwar eher versehentlich, aber trotzdem recht unerwünscht, ein junges Mädchen um. Das wird nicht nur aus allgemeinen nicht-töten-sollen-Grundsätzen von der Gemeinschaft kritisch gesehen, sondern auch aus statistischen Gründen. Das Mädel hätte eine ganze Chose potentieller Legion-Bewohner zur Welt bringen können und das ist für das Refugium ein meßbarer tatsächlicher Schaden, weswegen Isaac gesteinigt werden soll. Der Panda zieht mit einem Hail-Mary-Pass den Kopf aus der Schlinge – er könnte ja den Verlust durch Aufgabelung eines adäquaten Ersatzmädchens aus dem Ödland ausgleichen. Berechtigterweise fragt sich der Legion-Vorstand, was Isaac in dem Fall daran hindern würde, sich auf Nimmerwiedersehen zu verpissen. Isaac bietet zu Arcayus‘ gelindem Entsetzen an, dass der Bruder ihn als Sicherheit begleiten soll. Die Idee wird für praktikabel gefunden, mit der Ergänzung, dass auch die Pandamama mit vor die Tür gesetzt wird. Bringen sie wie von Isaac versprochen ein Ersatzkind, dürfen sie alle wieder rein.

Arcayus ist verständlicherweise von der Entwicklung der Dinge leidlich angefressen und als der Versuch, einen Unterschlupf für die Nacht zu finden, nicht zuletzt dank Isaacs Unbeherrschtheit in einem Blutbad endet, hegt der ältere Bruder keine gesteigerten Einwände dagegen, dass Isaac, in der Einsicht, dass das alles nicht nur irgendwie, sondern sehr direkt seine Schuld ist, sein Ränzel schnürt, um allein im Ödland sein Glück zu versuchen…

Drei Monate später hat sich Isaac der Kopfgeldjägerbande der alten Verrick angeschlossen, die insbesondere vom Sklavenhandel leben und für die Isaacs Körperkräfte einen nicht zu unterschätzenden Kampffaktor darstellen. Nichtsdestotrotz haben Isaac und Verrick vereinbart, dass der Panda sich beim nächsten Sklavenraubzug ein Mädchen aussuchen und dann seiner eigenen Wege ziehen darf. Gesagt, halbwegs getan, nur hat Verricks Sohn Marcellus nicht das geringste Interesse, Isaac gehen zu lassen. Tot oder lebendig ist der starke Panda eine ganze Menge Wert. Es kommt zu handgreiflichen Auseinandersetzungen – Marcellus und sein Kumpel Jake bleiben auf der Strecke, aber das Mädchen, das kurz zuvor den Tod seines Vaters mitansehen musste, erweist sich zu Isaacs Verblüffung nicht als loyale Verbündete und verpfeift dan Panda an Verrick, die zwar durchaus anerkennt, dass Isaac Grund hatte, auf Marcellus loszugehen, aber Blut, dicker, Wasser usw. So finden sich sowohl Isaac als auch das Mädchen Rose hinter Gittern wieder, um als Sklaven verkauft zu werden.

Das sehen nun sowohl Panda als auch Mädchen nicht als gangbare Alternative und gehen gemeinsam stiften. Rose sucht ihren ebenfalls von den Kopfgeldjägern verkauften Bruder und Isaac bindet ihr den (Panda-)Bären auf, dass er wahrscheinlich nach Legion verkauft worden sei, man also idealerweise dort suchen sollte. Um dorthin zu kommen, muss man aber die hochgefährlichen Obsidianwälder durchqueren, und Verrick, die ahnt, wohin Isaac unterwegs ist, weiß, dass die Flüchtenden weder Vorräte noch Waffen haben…


Inhalt

Die Wege deutscher Entertainment-Verleiher sind unergründlich. Pidax Film kennt man nun ja als zuverlässigen Ausgräber klassischer TV-Ware, aber eher nicht als Publisher aktueller Genre-Ware. Und wie das umtriebige Label nun auf die Idee kam, ausgerechnet eine australische (!) Webserie (!!) zu lizenzieren und auf das deutsche Publikum loszulassen, könnte man mir interessehalber schon mal erklären. Sticht aus dem Pidax-Programm doch ganz ordentlich heraus…

Ich hab relativ lange gezögert, mich mit der Sache zu befassen… ich mag ja „schräg“, aber „Postapokalypse mit Pandas“-schräg? Da war ich mir dann doch nicht sicher. Zum Glück fiel mir die Blu-Ray dann zum grabbeltischkompatiblen eineuroundeinpaarzerquetschte-Preis vor die Flinte.

Also zunächst mal die bodenständigen Fakten. „Postapokalypse mit Pandas“ ist in der Tat das Schlüsselwort, das Gimmick, der Hook von „Wastelander Panda“, aber, das muss man auch klar sagen, es ist das einzige Gimmick, der einzige Hook der Serie, die davon abgesehen, dass einige ihrer Protagonisten knapp drei Meter hohe, aufrecht gehende sprachbegabte Pandas sind, alles weitere pflichtschuldigst aus dem Handbuch „Postapokalypse für Dummies“ zieht. Unterschiedliche Clane/Fraktionen bekämpfen einander, Schusswaffen sind weitgehend aus der Mode gekommen, man zieht sich wieder mit Messern das Fell über die Ohren, modetechnisch regiert der Nomaden-Stil (im Vergleich zur einzigen gültigen Alternative, dem schwulen Leder-Biker-Look). Die Serie macht sich dabei nicht die Mühe, den Zuschauer aufzuklären, was genau für den Zusammenbruch der Zivilisation verantwortlich war (und warum’s intelligente Pandas gibt, wo die Viecher doch schon im rein animalischen Zustand zu blöde sind, sich zu vermehren). Es ist halt so, wir müssen es akzeptieren, und das wenige an Exposition, was sich uns bietet, am besten ignorieren. Es liegt natürlich in der Natur der Sache, dass eine Webserie, die gerade mal sechs Episoden von acht bis dreizehn Minuten Länge aufweist, nicht viel Zeit damit verlieren darf, ein schlüssiges Universum aufzubauen, wenn sie noch ihre Hauptaufgabe, eine spannende, unterhaltsame Geschichte zu erzählen, erfüllen soll (wenn wir zum Bonusmaterial kommen, werde ich diesen Absatz allerdings noch ein wenig relativieren dürfen können müssen).

Die Geschichte selbst ist – mal wieder – kein Ausbund an Originalität. Mit Isaac haben wir einen jugendlichen Protagonisten, der, Panda her oder hin, eben auch lernen muss, verantwortungsbewusst zu handeln, die Konsequenzen seines Tuns zu akzeptieren und erkennen, dass es mehr gibt, für das es sich zu kämpfen lohnt als das eigene Ego. Isaac ist zu Beginn der Serie ein Dampfplauderer, dem kaum egaler sein könnte, dass er jemanden auf dem Gewissen hat, ob nun absichtlich oder nicht, und der verblüfft ist, dass es ihm dieses Mal nicht gelingt, sich aus der Bredouille herauszulavieren (auch weil sein Bruder Acreyus sich schlicht weigert, zu seinen Gunsten einzugreifen, selbst als das Todesurteil im Raum steht). Sein vermeintlicher Geistesblitz, den vertrauenswürdigen Acreyus trotzdem irgendwie zum Bürgen für die eigene Verlässlichkeit zu machen, erweist sich als erstklassiger Sockenschuss und führt zur Verbannung seiner ganzen Familie. Selbst das ist noch nicht genug, um Isaac auf Spur zu bringen – es braucht erst den halbwegs unprovozierten Kampf um die Hütte, bei dem die Pandas mehrere Menschen töten, um dem Jungspund begreiflich zu machen, dass in einer Welt wie dieser jede Handlung eine Konsequenz hat und jede unbedachte Handlung nicht nur einen selbst, sondern auch die, die man liebt, in Lebensgefahr bringen kann. Folgerichtig muss Isaac die Aufgabe, einen Ersatz für Legion zu finden, allein bewältigen.

Die familiäre Gemeinschaft des Kopfjägerclans, die jede Aktion gegen einen der ihren als eine gegen den gesamten Clan betrachtet, ist geradezu der Gegenentwurf zu Isaacs Ego-Trip, und die Bekanntschaft mit der kleinen Rose zwingt den Panda dazu, zum ersten Mal Verantwortung für jemand anderen als sich selbst zu übernehmen, aber auch in den Gewissenskonflikt, Rose schützen zu wollen, andererseits sie aber auch als Faustpfand für die Sicherheit seiner eigenen Familie nutzen zu müssen.

Wieso man diese Geschichte allerdings mit Pandas erzählen muss? I don’t know… für die Geschichte ist es nicht notwendig, dass drei der Figuren anthropomorphe Pandas sind, die Serie zieht daraus auch keinen irgendwie gearteten Nutzen, für alle Menschen, auf die Isaac trifft, ist es augenscheinlich die normalste Sache der Welt, sich mit sprechenden Pandas herumzuschlagen. Weder Humor noch Drama entwickelt sich aus dem Spezies-Unterschied. Womit wir bei einer Krux wären – ich freue mich immer, wenn sich jemand daran macht, absurde Dinge auf völlig unironisch-ernste Weise zu erzählen, das kann einen ungeheuren Unterhaltungswert entfalten, wenn abstruse Ideen mit „face value“ genommen werden, um von daraus weiterzufabulieren. Mein Paradebeispiel für gekonnten Umgang mit dieser Technik ist „Killer Klowns from Outer Space“ – fraglos eine Komödie, aber nicht, weil die Chiodo Brothers ihren Stoff nicht ernst nähmen oder mit billigen Gags zukleistern würden, sondern eben genau WEIL die Chiodos eine völlig hysterische Geschichte (außerirdische Clowns landen mit ihrem Zirkuszeltraumschiff in einer Kleinstadt, um Menschen als Nahrung zu fangen) tonal völlig straight als klassischen 50er-Jahre-Invasions-SF-Horror erzählen. Ja, es gibt lustige Figuren im Film und lustige Situationen, aber die zugrundelegende Geschichte ist grimmig und wird erst durch den Kontrast „absurde Geschichte/straighte Erzählung“ wirklich witzig. Ich weiß nicht, ob Victoria Cocks und ihre Mitstreiter etwas ähnliches im Sinn hatten, als sie von der Idee „Pandas in der Postapokalypse“ aus ihre Geschichte strickten, wenn ja, stellt sich der erwünschte Effekt leider nicht ein.

Sie erzählen die Story todernst, ohne jeden Anflug an Humor, spicken sie mit ein paar rüde-blutigen Splattereffekten, erzielen aber den Kontrast nicht, schon allein, weil die Panda-Maske (Cro würde sich sicher geschmeichelt fühlen) zwar recht nett und detailliert aussieht, aber wenig Mimik zulässt, aber eben kaum anders wirkt als ein Pappmachekopf, den man auf einen normalen Typen gestopft hat, es wirkt nicht „echt“, sondern nur wie eine billige Maske, und das reißt dann doch ordentlich aus dem etablierten „Universum“ heraus.

Technisch gesehen ist das alles durchaus professionell, augenscheinlich mit vernünftigem Equipment von Leuten gedreht, die durchaus etwas von der Materie verstehen (der australische Fernsehsender ABC finanzierte die Serie für sein Internet-Angebot), die Kameraarbeit ist z.T. berückend schön (so in den leicht farbverfremdeten Obsidianwäldern), und auch die Action-/Kampfszenen sind nicht übel (wobei die Panda-Darsteller natürlich durch ihre Masken einigermaßen behindert sind und sich daher eher auf power moves beschränken müssen), was auch nicht wundert, da die australische Stunt-Legende Grant Page („Mad Max“) auch hier seine Expertise in den Ring geworfen hat.

Dramaturgisch geht alles sehr flott voran, das Format der kurzen Webisoden sorgt für hohes Tempo, erlaubt aber auch die ein oder andere kurze Pause für Charaktermomente.

Zu den Darstellern will ich mich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen. Bei den Panda-Darstellern stört mich etwas, dass sie sich in keinster Weise bemühen, etwas, naja, sagen wir mal, non-humanes, animalisches, fremdartiges in ihre Performance zu legen. Abgesehen von ein paar Bären-Growls auf der Tonspur spielen die jeweiligen Darsteller ihre Rollen eben einfach als Menschen in Pandakostümen. Lily Pearl macht als Rose einen ausgezeichneten Eindruck – sie war kurz zuvor als junge Ausgabe von Mia Wasikowska in John Currans wohlwollend aufgenommenem biographischen Drama „Spuren“ zu sehen. Chantal Contouri („Thirst“, „Der Tag nach Halloween“) legt ebenfalls eine gute Leistung als Verrick hin. Craig Behenna (Marcellus) gab sich in „Der Babadook“ die Ehre, Brendan Cowell („Die Borgias“, „Game of Thrones“) spricht Isaac, der renommierte australische Fernsehschauspieler Roger Newcombe den Arcayus. Immerhin recht prominente Nasen für eine kleine Webserie…

Pidax hat die Sache mit einer passablen Synchro versehen lassen und auf Blu-Ray gepresst. Das 1.78:1-Bild ist makellos, wer will, kann anstelle der deutschen Fassung auch dem O-Ton lauschen. Als Extras gibt’s neben einigen Making-of-Featurettes vor allem die „Vorgängerserie“ von „Wastelander Panda“ (die IMDb führt sie als „erste Staffel“). Die Serie spielt augenscheinlich im gleichen Universum mit den gleichen Charakteren, stellt aber kein direktes Prequel, sondern eher eine „alternative“ Erzählung dar. Immerhin erfahren wir hier näheres zur Ursache der Katastrophe und bekommen ironischerweise trotz der weniger professionellen Machart (hier stand noch kein TV-Sender im Hintergrund) etwas mehr Scope, da wir hier drei Episoden (plus einen „Prolog“) mit jeweils in sich abgeschlossener Handlung bekommen. In der ersten Geschichte begleiten wir Isaac mit einer deutlich jüngeren Rose durch die Apokalypse und bei der Konfrontation mit einigen fiesen Tradern. In der zweiten Geschichte ist Rose längst erwachsen, Isaac mutmaßlich tot und sein einstiger Schützling nun Gefährtin seines Bruders Arcayus. Die beiden stolpern auf der Suche nach Nahrung in das Haus einer Kannibalensippschaft. In Geschichte Nummer 3 sind Arcayus und Rose voneinander getrennt, der Panda gerät in die Gefangenschaft einer Überlebenden-Gruppe, die zu ihrem Vergnügen Kämpfe in der Arena veranstaltet. Auch Arcayus soll mit einem Mitgefangenen, einem antropomorphen sprechenden Bison, um sein Leben kämpfen.
In diesen drei Geschichten sind die Pandamasken sicher noch etwas einfacher, aber der etwas tiefschürfendere Blick in die postapokalyptische Welt bei gleichzeitiger Konzentration auf eine große Actionszene pro Folge ohne auf den Gesamtzusammenhang Rücksicht zu nehmen (Lücken versucht Arcayus voice-over zumindest andeutungsweise zu kitten), sorgt für in der Tat mehr Frohsinn als bei der etwas altbackenen „Tunichtgut-lernt-was-für’s-Leben“-Moral der eigentlichen Serie. It’s more madness, um das Thema von weiter oben noch mal aufzugreifen, und das tut der ganzen Sache gut.

Insgesamt also – wer nicht mehr als ein paar Euro für die Scheibe ausgeben kann, bekommt gut anderthalb Stunden solide Unterhaltung, wobei, wie gesagt, die „Bonusepisoden“ im Zusatzmaterial mehr Spaß machen als die Haupt-Serie, die dafür einige interessante Besetzungsschachzüge und die blutigeren Effekte auffährt. Ich bin nicht ganz sicher, welche Zielgruppe hier wirklich bedient wird, da die Sache für Trash-Freunde vermutlich etwas zu ernst, zu „seriös“ gestrickt ist, und im Gegenzug der Freund eines gepflegten Endzeitabenteuers mit den Pandas möglicherweise sein Problem hat, aber ganz schlecht ist die Sache nicht.

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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