- Deutscher Titel: Warrior Angels
- Original-Titel: Warrior Angels
- Alternative Titel: Crusade of Vengeance |
- Regie: Byron W. Thompson
- Land: USA/Irland/Litauen
- Jahr: 2002
- Darsteller:
Joanna Pacula (Elizabeth), Rutger Hauter (Grekkor), Arnold Vosloo (Luke), Molly Culver (Hunter), John Vernon (Ansgar), Charlotte Avery (Eve), Rimante Valiukaite (Sybil), Kristina Kaubryte (Loren), Nick Brading (Sir Thomas), Sewell Whitney (Father Charles), Geoff Parish (William), Sander Kolosov (Peter)
Vorwort
Edelfrau Elizabeth von Cook nimmt aufgrund eines persönlichen Gelübdes an einem Kreuzzug teil, auch wenn das bedeutet, dass sie ihren Sohn Peter in England zurücklassen muss. Liesbeth schlägt sich als Kriegerin ausgesprochen wacker, so dass Sir Thomas, der Anführer ihres Heeres, persönlich dafür einsetzt, dass sie trotz einer schweren Verwundung mittschiffs vom sie eigentlich aufgegeben habenden Wundarzt behandelt wird.
Ein halbes Jahr später kehrt Elisabeth – none worse for the wear – auf die heimatliche Burg zurück. Dort herrscht allerdings alles andere als Eitel Freude Sonnenschein. Grekkor, ein landloser Adeliger, hat die Abwesenheit der Kriegerelite dazu genutzt, über den Landstrich eine Schreckensherrschaft auszuüben – so hat er auch die Burg von Cook überfallen und, nebst diversem Morden, Vergewaltigen, Plündern und allgemeinem Brandschatzen Peter gekidnappt, warum auch immer. Elizabeth ist begreiflicherweise pikiert und schwört finstere Rache bzw. Kackbratzenrückholung, ihre formalen Untertanen sind jedoch eher feige und verweigern jegliche Unterstützung des Plans. Macht nix, denkt sich Lizze, packt ihr Schwert ein und macht sich allein auf die Suche nach Grekkors Lager, von dem sie nur weiß, dass es irgendwo in der Gegend des Städtchens Kentshire liegen soll.
Auf dem Weg dahin fällt sie einem Trupp hergelaufener Feld-, Wald- und Wiesenbanditen (nun, genau gesagt, Waldbanditen) in die Hände. Obwohl sie wie eine Löwin kämpft, sind ihr die Wegelagerer zahlenmäßig überlegen. Sähe schlecht für sie aus, doch in letzter Minute rettet ihr eine geheimnisvolle und namenlose Jägerin, die erstklassig mit Pfeil und Bogen umgehen kann, das Leben. Die Jägerin schließt sich Liesels Quest unbürokratisch an.
Grekkor hat aus unerfindlichen Gründen einen mittelschweren Narren an Peter gefressen und lässt den Kurzen für einen zum Amüsemang des Bösbaddels ausgerichteten Kampf-bis-zum-Tod einen Streiter auswählen. Peter entscheidet sich für den besoffenen Brunnenknecht-Sklaven Luke, der zu allgemeiner Überraschung aus Grekkors Champion trotz promillebedingter Koordinationsschwierigkeiten Kleinholz macht. Grekkor ist beeindruckt und macht den ausgenüchterten Luke zu seinem neuesten Offizier, zur minderschweren Begeisterung seiner bisherigen rechten Hand Ansgar.
Der darf statt dessen mit einigen Kriegern nach Kentshire reiten, um dort mal das ein oder andere Exempel zu statuieren, denn der dortige Gottesmann predigt gegen Grekkor. Zur Strafe wird der Pfaffe gekillt und als abschreckendes Beispiel an der Kathedrale aufgehängt. Just jetzt treffen Elisabeth und die Jägerin, mittlerweile verstärkt um die Hure Eve, die sie unterwegs aufgegabelt haben, ein, und versuchen die Bevölkerung zu einer kleinen Rebellion anzustacheln. Klappt eher so weniger gut, obwohl die Mädels mit Ansgar und seinen Leuten Schlitten fahren. Aus Furcht vor Grekkors Repressalien verweisen die Kentshirer Elisabeth und ihre Mädels, denen sich nun auch die Zigeunerin Sybil, die aus persönlichen Gründen ein paar Hühner zu rupfen hat, anschließt.
Der Versuch, Grekkors Camp zu infiltrieren, scheitert – die Mädels werden gefangengenommen und Grekkor nutzt die Gunst der Stunde, um Liz einzuschenken, dass Peter jetzt „sein“ Sohn ist und Frau Mama sich ggf. gerne Grekkor als gehorsames Eheweib anschließen dürfe. Frau lehnt dankend ab. Luke, inzwischen für uns als ehemaliger Königsgardist, der auf der Suche nach dem Mörder seines Schutzbefohlenen ist, verhilft den Girls zur Flucht, während Grekkor eine Strafexpedition nach Kentshire leitet. Auftragsgemäß richtet Luke dem Böswatz aus, dass Elizabeth zur Entscheidungsschlacht in ihrer Burg wartet. Grekkor sattelt seine Kampfrösser und zieht mit Peter an seiner Seite los gen Cook, wo Elizabeth und ihre Freundinnen die jetzt doch deutlich verteidigungsbereiteren Peasants einem Crash-Kurs in moderner mittelalterlicher Kriegsführung unterziehen…
Inhalt
Beim Umräumen fiel mir vor ein paar Tagen wieder ein Stapel DVDs in die Hände, an deren Erwerb ich mich zwar noch dunkel erinnern konnte, aber nicht daran, sie jemals einer persönlichen Inaugenscheinnahme unterzogen zu haben. Was, vermute ich mal, in den meisten Fällen recht gute Gtründe hatte, aber, meine Güte, wenn man schon mal ein bis drei Euro für den Kram ausgegeben hat, kann man ja zumindest mal antesten, ob’s was taugt.
Bei „Warrior Angels“ war ich zugegeben skeptisch – die Besetzung mit Joanna Pacula, Rutger Hauer und Arnold Vosloo ist jetzt nicht gerade Nasenbärencity, aber wenn der Film was könnte, hätte man doch mutmaßlich schon mal davon gehört…
Writer/Director Byron W. Thompson ist ein ziemlich kleines Licht – während sein Debüt-Thriller „Im Labyrinth der Lüge“ recht wohlwollend besprochen wurde und immerhin im Portfolio von MGM liegt, hat sein zweiter Film „Dead Soldiers“ nicht mal die notwendigen 5 Stimmen für eine IMDb-Wertung. „Warrior Angels“ ist sein dritter und bislang letzter Spielfilm, da Thompson mittlerweile unter die Dokumentar- und Naturfilmer gegangen ist und u.a. mit Jean-Michel Cousteau (dem Sohnemann des berühmten Meeresforschers Jacques) als Cutter, Autor und „Kreativdirektor“ zusammenarbeitet (ein bisschen neugierig macht mich der Kurzfilm „Case of the Sponge Bob“, der Cousteau mit Spongebob-Erfinder Stephen Hillenburg zusammenspannt).
Okay, auf den Weltmeeren rumzuschippern ist nun keine Qualifikation für gute Filme, und „Warrior Angels“, für ein müdes sechsstelliges Dollar-Budget – von dem der überwältigende Anteil in die Antrittsgagen für die drei Stars geflossen sein wird – in den Wäldern Litauens heruntergekurbelt, verspricht jetzt erst mal nicht sonderlich viel.
Löblich ist Thompsons Script auf eher grundsätzliche Weise durch die dargestellte Frauenpower. Es fällt mir schwer, es für, hüstelhüstel, „realistisch“ zu halten, dass eine x-beliebiges englisches Burgfräulein erfolgreich an den Kreuzzügen (genauer gesagt: hier an dem von Richard Löwenherz) teilnimmt und sich distinguiert und respektiert aus der Affäre zieht – für derart progressiv halte ich das 12. Jahrhundert dann doch nicht (wohl deswegen versucht das deutsche DVD-Cover den Film stark in die Fantasy-Ecke zu schieben, obwohl’s eigentlich „nur“ ein gewöhnlicher mittelalterlicher Abenteuerfilm ist). Aber immerhin – der Streifen postuliert für die Frauen zumindest insoweit „glaubwürdigen“ Background, als es vier Figuren sind, deren persönliches Schicksal es zumindest andeutungsweise glaubhaft macht, dass sie selbständige, starke Frauen sind, die sich in einer männerdominierten Welt einigermaßen durchsetzen können (Elizabeth als Kriegerin, die Jägerin als offenbar seit frühester Kindheit auf sich allein gestellte Einzelkämpferin, Eve als diejenige, die ihre Sexualität offensiv einsetzt, und Sybil mit ihren Kenntnissen über Kräuter und die „Naturmagie“, die sie gegen Widersacher einzusetzen versteht). Wir können getrost darüber spekulieren, welche „reale“ Überlebenschance vier Feministinnen in dieser Welt hätten, aber gestehen wir dem Film halt ein bisschen erzählerische Freiheit zu.
Grekkor und seine Schergen sind dann auch der passende Gegenentwurf, toxische weiße Männer, die außer Gewalt nichts kennen und nichts kennen wollen. Einigermaßen plausibel ist, dass Grekkor das durch die kreuzzugbedingte Abwesenheit der meisten Adligen das Machtvakuum auszunutzen vermochte, um mit seiner patentierten Mischung aus Grausamkeit und Charisma sein Privatreich zu errichten.
Innerhalb dieses Szenarios entfaltet sich allerdings eine 08/15-Geschichte, die noch dazu einiges nicht wirklich erklärt – wieso Grekkor ausgerechnet Peter zu seinem Nachfolger aufbauen will, wenn man annehmen dürfte, dass die englische Provinz vor leicht(er) zu beeinflussenden Steppkes nur so wimmeln dürfte, bleibt ebenso vage die die Frage, wie Luke vom rachedurstigen Gardisten zum Brunnensklaven geworden ist. Aber okay, es ist ein billiger kleiner DTV-Film und kein Historienepos mit „Anspruch“, insofern… who cares, letztendlich?
Am Ende des Tages muss die Story nur dazu dienen, den Quest der Hauptfigur einigermaßen zu begründen und die Actionszenen zu verbinden. Tiefschürfende Charakterentwicklungen sind optional (und Fragen, wie Eve von der berechnenden Wanderhure sich ohne großes Zutun zur Fighterin entwickelt, müssen halt unbeantwortet bleiben). Ein größeres Problem ist dann eher, dass der Film nicht mal versucht, sein mickriges Budget irgendwie zu tarnen. Überwiegend ist’s halt dann doch wieder ein „wir laufen durch den Wald“-Film, und ob der dann in England oder Litauen steht, ist uninteressant. Die „Burg“ Cook ist ein ausgesprochen mieses Matte und die realen Kulissen, nun gut, die findet man in der Qualität in jedem Freiluftmuseum, und das dürften sie im echten Leben auch sein – Grekkors Feldlager baut jede LARP-Truppe, die was auf sich hält, vermutlich an einem Nachmittag auf.
Die Actionszenen sind mit dilettantisch umfassend beschrieben – wer packende Schwertkampfchoreographien sucht, ist hier buchstäblich im falschen Film. Einzig Arnold Vosloo bringt die physische Präsenz mit, um zu vermitteln, dass er nicht unbedingt mit feiner Klingentechnik, sondern roher Kraft ein Duell zu gewinnen vermag. Joanna Pacula ist halt dann doch ein recht zierliches Persönchen, die im Schwertkampf nun nicht wirklich überzeugen kann.
Um noch mal kurz darauf zu sprechen zu kommen – im Gegensatz zum deutschen DVD-Cover und der Genreangabe auf der Coverrückseite ist „Warrior Angels“ dezidiert kein Fantasyfilm, sondern ein komplett weltlicher Film ohne übernatürliche Elemente (das, was Sybil als Naturmagie bezeichnet, ist halt schlicht und ergreifend botanisches und angedeutetes chemisches Wissen) – mich wundert, dass noch keiner den Streifen hierzulande als „Kreuzritter“-Film ausgegeben hat (was gerade Label wie Eurovideo ja mit jedem Historienfilm tun, der auch nur grob in die Periode der Kreuzzüge eingeordnet werden kann).
Weder Regisseur Thompson noch Kameramann Geza Sinkovics („The Thing – Gene außer Kontrolle“, „Provoked“, „Ein Königreich vor unserer Zeit 2“, „After Rabbit“) haben irgendwelche Ideen auf Lager, um den Billigkeit des Films zu übertünchen. Das Pacing ist meh – zwischendurch muss man sich schon mal zwingen, am Ball zu bleiben (so ungefähr ab der Flucht aus Kentshire bis zur Rückkehr nach Cook).
Die darstellerischen Leistungen sind durchwachsen. Joanna Pacula ist sicher eine viel zu gute Schauspielerin, um sich in Murks wie diesem verschleißen zu müssen. Aber ist halt so – man kann noch so gut in richtigen Filmen wie „Gorky Park“ oder „Tombstone“ gewesen sein, als Frau Mitte 40 kann man sich in Hollywood die Rollen halt gemeinhin nicht mehr aussuchen und muss nehmen, was man kriegt, will man seine Miete zahlen. Rutger Hauer dagegen hat noch nie einen Gagenscheck getroffen, der ihm nicht gefallen hätte – immerhin gönnt er „Warrior Angels“ eine angemessen motivierte Performance, in mittelalterlichen Rollen scheint sich der Knabe irgendwie wohl zu fühlen (siehe „Flesh and Blood“ oder „Der Tag des Falken“). Arnold Vosloo konnte aus seinem Mainstreamauftritt in „Die Mumie“ keinen großen Nutzen ziehen – es ging danach dann doch wieder direkt zurück ins B-Ghetto (sogar in „Lasko – Die Faust Gottes“ musste er sich verdingen). Sein Luke wäre ein theoretsich ganz interessanter Charakter, aber das Script hat nicht wirklich vor, etwas daraus zu entwickeln. Charlotte Avery („EastEnders“) ist als Eve durchaus sympathisch, Molly Culver („V.I.P. – Die Bodyguards“, „Criminal Mindes“) leidet daran, dass ihre Figur heftig underwritten ist, wohingegen Rimante Valiukaite („Special Forces USA“) sich durchaus in Szene zu setzen vermag. Sander Kolosov ist als Peter „a nice young gentleman doing his best“, John Vernon (nicht der altgediente B-Kämpe, sondern ein britischer Fernsehdarsteller und voice actor) ein passabler Sekundärschurke.
Die DVD von Eurovideo ist in Bild und Ton allenfalls knapp durchschnittlich und bringt nur eine Trailershow als Extra mit.
Will man also nicht jeden mittelalterlichen Abenteuerfilm sehen oder ist Rutger-Hauer-Komplettist, gibt’s keinen großen Grund, sich 90 Minuten mit „Warrior Angels“ um die Ohren zu schlagen. Es gibt zweifellos noch erheblich schlechtere Filme, auch in dem Genre, aber letztendlich ist der Film so blah, so wenig bemerkenswert, dass selbst eine mit Wonne an die Wand gefahrene filmische Totalkatastrophe mehr Unterhaltungswert bietet. „Nett“ ist nun mal der kleine Bruder von „Scheiße“ und „Warrior Angels“ ist nicht mal „nett“, sondern allenfalls „harmlos“.
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 08.06.2019