War of the Worlds (2005)

 
  • Deutscher Titel: Krieg der Welten
  • Original-Titel: War of the Worlds
  •  
  • Regie: Steven Spielberg
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Tom Cruise (Ray Ferrier), Justin Chatwin (Robbie Ferrier), Dakota Fanning (Rachel Ferrier), Tim Robbins (Ogilvy), Miranda Otto (Mary Ann Ferrier), David Alan Basche (Tim)


Vorwort

Ray Ferrier ist ein geschiedener Hafenkranführer, der ein paar Tage auf seine Kinder (Teenager Robbie und das kleine Mädchen Rachel) aufpassen soll , während seine Exfrau mit ihrem Neuen zu ihren Eltern nach Boston fährt. Da kommt ein gigantischer Sturm auf, der sämtliche elektrische Maschinen lahm legt, und wenig später tauchen riesige, dreibeinige Kriegsmaschinen aus der Erde auf, die per Laserstrahl jedes Lebewesen töten, alles in Schutt und Asche legen und über elektromagnetische Schutzschilde verfügen, die sie unkaputtbar machen. Ray flieht mit seinen Kindern sofort aus der Stadt, Richtung Boston, doch die ausserirdischen Kriegsmaschinen sind inzwischen überall und die Aliens machen sich unaufhaltsam daran, die Menschheit auszurotten und die Erde nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Zu allem Überfluss müssen sich unsere Protagonisten auch noch mit den panischen Menschenmassen herumschlagen…


Inhalt

Die Romanvorlage ist inzwischen ganze 107 Jahre alt, prägt das Science-Fiction-Genre aber offensichtlich bis heute nachhaltig. 1898 hat sich H.G. Wells über den Überlegenheitswahn der Kolonialmächte seiner Zeit (vor allem England) lustig gemacht, indem er sie als im Angesicht einer weit überlegenen Macht als verängstigte (und gut zum Verzehr geeignete!) „Tiere“ darstellte, die im hoffnungslosen Überlebenskampf schnell jeglicher Zivilisation verlustig gehen. Anhand der Aliens stellte er aber auch eine im wahrsten Sinne des Wortes „verkopfte“ Gesellschaft ohne emotionale Regungen dar (die Aliens sind tatsächlich nichts anderes als geschlechtslose, wandelnde Gehirne mit Tentakeln), die sich gnadenlos dem logischen Denken und der Intelligenz unterworfen hat, ohne ihre Technik aber völlig hilflos ist und sich so weit von der Natur entfernt hat, dass eben diese tödlich für sie ist. Der Roman wirkt erstaunlich modern, ist vielleicht etwas sperrig, dennoch so spannend wie sozialkritisch (und ziemlich brutal).

Die legendäre Verfilmung von 1953 hat die meisten von diesen Aspekten beiseite gelassen, war dafür aber ein sehr unterhaltsames B-Movie. Wie geht nun Star-Regisseur Spielberg mit dem Stoff um? Es fällt auf, dass der Film überraschend nah am Buch verläuft (einige Szenen orientieren sich aber eher an dem 50er-Jahre-Streifen), grosse Teile der Handlung sind direkt übernommen worden (aber natürlich wurde stark gekürzt und ein bisschen modernisiert wurde auch) und selbst das Design der Kriegsmaschinen entspricht Wells Schilderungen. Allerdings hat man sich die Freiheit genommen, die Story um einen familiären Aspekt zu erweitern, was gleichzeitig auch der grösste Schwachpunkt des Filmes ist. Denn mal abgesehen davon, dass die beiden Kinder nerven wie nichts Gutes (dazu später mehr), wirkt die Familienkiste eh völlig aufgesetzt (was sie ja letztendlich ist, das Buch kam gut ohne aus) und die (von Klischees geprägte) Beziehungsdynamik überzeugt keine Sekunde lang. Ausserdem: Das Interessante an der Story ist doch eigentlich die Bedrohung durch die Aliens und die Reaktion der Menschen darauf, aber eben davon wird mit der Familien-Story unnötig abgelenkt. Und ich frag mich schon, wieso in all den Jahren, die das Drehbuch schon existiert (Spielberg wollte den Film ja schon Anfang der Neunziger machen, INDEPENDENCE DAY kam ihm aber in die Quere), es keine Sau für nötig befunden hat, die eklatanten Logiklöcher zu stopfen: Wieso zum Beispiel ist nie jemand auf eine der ausserirdischen Kriegsmaschinen gestossen, die seit ewigen Zeiten unter der Erde versteckt liegen? Wie kann ein Camcorder funktionieren, wenn doch gerade eben sämtliche elektrischen Geräte permanent ausgefallen sind? Wie kann ein Flugzeug auf ein Haus stürzen, ohne dass der Keller beschädigt wird?

Ins Auge springen die Parallelen zum 11. September. Die Situation an sich erinnert ja grundsätzlich mal an die Anschläge („Sind es Terroristen?“, schreit Rachel dann auch in einer Szene) und einige der Protagonisten erscheinen in ihrem Verhalten wie die Amerikaner von damals, wenn sie von Rache an den Aliens sprechen und zu den Waffen greifen, um es diesen Mistkerlen so schnell wie möglich heimzuzahlen. Vom kitschigen Happy End abgesehen baut der Film eine absolut hoffnungslose Atmosphäre auf, Humor wird weitgehend beiseite gelassen. Die Menschen werden im Kampf um Autos/Lebensmittel/etc. zu „Wölfen“, während der erwähnte INDEPENDENCE DAY noch von Hurra-Patriotismus und friedlicher Völkerverständigung im Angesicht eines gemeinsamen Feindes geprägt war; WAR OF THE WORLDS ist da weitaus pessimistischer. Und da wir schon beim Vergleich sind: gegen Spielberg stinkt Roland Emmerich natürlich auch in Sachen Regie ab, ist der Steven doch ein alter Hase in diesem Fach (obwohl er auch schon Besseres geleistet hat); visuell ist WAR OF THE WORLDS eindrucksvoll, die Kameraführung ist ausgezeichnet, der Schnitt ebenso (man kommt auch ohne hohe Schnittfrequenz aus). Das gilt auch für das Tondesign: wenn die gigantischen Maschinen der Aliens durchs Bild stampfen, zittert der ganze Kinosaal (der Score von John Williams ist allerdings nichts Besonderes, Routinearbeit halt). Das Tempo ist recht atemberaubend, von Anfang bis Ende gibt es kaum Pausen zum Verschnaufen (wodurch der Film schnell vorbei zu sein scheint). Und einige Szenen sind beinahe unerträglich spannend, selbst der Horror kommt nicht zu kurz.

Das Ende ist so eine Sache. Manch einer beschwert sich über dessen antiklimaktischen Charakter und tatsächlich haben weder die Protagonisten noch überhaupt irgendein Mensch was mit dem Zurückschlagen der Invasion zu tun, sondern muss für das Happy End ein deus ex machina herhalten. Mir persönlich gefällt die ironische Wendung, dass die ganz grossen von den ganz kleinen zu Fall gebracht werden, zudem wird so konsequent die völlige Hilflosigkeit der Menschen und damit der düsteren Grundton des Filmes ausgespielt – zumindest, bis Spielberg es für nötig hält, als Moral von der Geschichte eine verblödete religiöse Interpretation des Schlusses nachzuliefern (die Menschheit und ihr gottgegebenes Recht, auf der Erde zu leben; kotz). Wenn man zudem in Betracht zieht, dass die Aliens ihre Tripods schon vor einer ganzen Weile auf der Erde versteckt haben und daher wissen müssten, was hier so rumfleucht, wird’s endgültig idiotisch.

Naja, wenigstens kracht’s in dem Streifen richtig. Die SFX sind auf höchstem Niveau: wenn riesige Stürme toben, ganze Strassenzüge in die Luft fliegen, oder die ausserirdischen Maschinen im Einsatz sind, dann sieht das alles sehr realistisch aus. Allerdings ist das Design der Aliens ziemlich misslungen: die Kreaturen sehen in keinster Weise bedrohlich aus, sondern sind eher erheiternd.

Die Darsteller. Tom Cruise, der in der PR-Phase durch zunehmend aggressive Scientology-Missionierung und ziemlich seltsames Verhalten im Zusammenhang mit seiner (angezweifelten) Liebschaft mit Katie Holmes aufgefallen ist, zeigt mal wieder, dass er zwar über jede Menge Starpower verfügt, als Schauspieler aber eher schnell mal überfordert ist. Er agiert hier ziemlich hölzern, was für einen Actionfilm eigentlich reichen würde, dem Familiendrama innerhalb der Geschichte aber einen weiteren Stich bezüglich Glaubwürdigkeit versetzt. Und, wie gesagt: Justin Chatwin als schnoddriger Teenager Robbie und Dakota Fanning als Rachel schaden beide dem Film, weil sie schlicht nerven. Vor allem Fanning ist eines dieser blöden, ständig kreischenden Drecksgören, denen man die Pest an den Hals wünscht. Aber auch Chatwin nervt als Teenager mit Autoritätsproblemen und entpuppt sich zudem als Vollidiot, der (sprichwörtlich) ums Verrecken der Armee beitreten will, um den Aliens in den Hintern zu treten. Wirklich überzeugend ist eigentlich nur Tim Robbins als Ogilvy, der sich in seinem Keller verschanzt hat und langsam aber sicher durchdreht. Der Rest hat eigentlich nur Statistenrollen.

Fazit: WAR OF THE WORLDS ist nicht der grosse Wurf, der er hätte sein können. Spielberg ruiniert die Story mit seiner Familien-Obsession, die einfach nur überflüssig ist und dem Film stark schadet. Das ist bedauerlich, vor allem da eine wirklich intelligente Romanvorlage vorhanden gewesen wäre. Aber dennoch möchte ich denn Film empfehlen, denn ansonsten ist dieser spannendes, ernsthaftes und beeindruckendes Popcornkino mit atemberaubenden Effekten.

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


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