War Bus 2

 
  • Deutscher Titel: War Bus 2
  • Original-Titel: L'ultimo bus di guerra
  • Alternative Titel: Afghanistan: The Last War Bus | Warbus 2 | The Last War Bus |
  • Regie: Pierluigi Ciriaci (als Frank Valenti)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Mark Gregory (Johnny Hondo), John Vernon (Ken Ross), Savina Gersak (Linda Cain), Mario Novelli, Bobby Rhodes, Branko Djuric


Vorwort

Afghanistan, zur Zeit der sowjetischen Besatzung, als der Mudschaheddin von nebenan noch unser bester Freund war…

Ein amerikanischer CIA-Agent schmachtet in kommunistischer Gefangenschaft, Folter und Missbrauchs zu Propagandazwecken. Aber Uncle Sam lässt die Seinen nicht im Stich – Einzelkämpfersupermann Johnny Hondo ist schon auf dem Weg, eliminiert im Vorbeigehen ein ganzes sowjetisches Batallion und hüpft mit der befreiten Geisel trotz einer Fleischwunde in der Schulter in den Rettungshelikopter und hubschrappt von dannen.

Wenig später bekommt Hondo in seiner amerikanischen Heimat, wo er zum Zeitvertreib mit seinem Indianer-Kumpel der Jagd fröhnt, Besuch aus Washington. Ein gewisser Ken Ross bringt die unfrohe Kunde, dass Johnnys Vater, ein General, der nach persönlichem Versagen entehrt ist, dabei ist, einen werfbaren Löffel zu suchen. Johnny sucht den alten Herren auf, der ihm das Versprechen abringt, eine Selbstmordmission zur posthumen Wiederherstellung des väterlichen Rufs zu unternehmen, ehe er verscheidet.

Ross kennt die Hintergründe und hat auch schon alles vorbereitet – Hondos Papa war seinerzeit der Kommandant der amerikanischen Truppen im Schah-Iran und als die Khomeini-Revolution das Regime hinwegfegt, nahm Hondo es mit einem Getreuen, Captain Boyle (der manchmal auch Bowie heißt…), auf sich, brisante Geheimdokumente, die unter keinen Umständen dem Feind, wer immer das auch gerade sein mag, in die Hände fallen dürfen, in einem alten Schulbus über die Grenze nach Afghanistan zu schaffen, als das noch nach einer guten Idee klang.

Der Bus, so zeigen Satellitenbilder, und damit mutmaßlich auch die Dokumente sind noch da, wo Hondo senior sie damals in höchster Not versteckte und Johnnys lächerlich simple Aufgabe wäre es nun, die Dokumente in einer Solo-Mission zu apportieren. Offenbar nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass zum Organisationsteam der Aktion auch der heiße Feger Lisa Cain gehört, willigt Hondo ein.

Aber schon auf dem Heli-Transfer ins Einsatzgebiet beginnen die Probleme. Sowjetische MIGs machen den Flug bis ins Zielgebiet unmöglich – Johnny muss in 80 Meilen Entfernung abspringen und sich irgendwie durchschlagen. Zum Glück findet er Verbündete, den kleinen Afghani Khabib, der davon träumt, nach Amerika zu kommen, und seine niqab-tragende Schwester (wenn er die mitnimmt, hat die 12 Jahre später nix mehr zu lachen…). Trotz der lokalen Unterstützung gerät Jonnny beim Versuch, zu einer sowjetischen Basis durchzudringen, in die Gewalt einheimischer Stammeskämpfer, die mit dem Ost-West-Konflikt an und für sich nicht verheiratet sind, sonder Johnny per se für einen unerwünschten Fremdling halten. Khabib und seine Schwester pauken Johnny gewaltsam aus der Bredouille, doch Schwesterlein fängt sich eine MPi-Salve mitschiffs ein und macht sich auf den Weg zu Allah (damit wäre wenigstens das Verschleierungsproblem gelöst).

Johnny entdeckt, dass die niedergemetzelten Mudschahedding noch zwei Gefangene mehr hatten – den bewussten Captain Boyle-Bowie und einen namenlosen (da schwarzen) Mechaniker-Sergeant. Der Bus ist auch noch da, wo er hingehört, dito die zwei Stahlkassetten mit dem brisanten Inhalt. Nur mit dem Ausfliegen, da wird das nix, weil die Russen gerade eine neue Offensive starten. Johnny verfällt auf den Gedanken, den maroden Schulbus flott zu machen. In der nahen Sowjet-Basis gibt’s auch die benötigten Ersatzteile zu Klauen und eine A-Team-Scheunen-Bastel-Sequenz später macht sich der nunmehr gepanzerte Bus auf die Stahlgürtelreifen.

Ein sowjetischer Kommandant macht es sich zur Lebensaufgabe, Johnny und Co. aufzuhalten, und auch im Bus selbst ist die Luft recht dick, denn Boyle verrät, dass die vermeintlichen Geheimdokumente in Wahrheit ein dicker Haufen Zaster ist, den er und Ross sich unter den Nagel reißen wollen, und zumindest Boyle hat nicht vor, mit Johnny zu teilen…


Inhalt

Wiedersehen macht Freude, auch wenn’s nach gut 27 Jahren ist. „Warbus 2“, wie sich der Film hierzulande als Pseudo-Sequel zu dem 1986 entstandenen Italo-Vietnamfilm „Warbus“ nennt, war eins meiner Opfer in meiner „Heavy-Renter“-Zeit als Videothekenkunde und machte damals auf mich offenbar genug Eindruck, dass ich einige Jahre ein Filmposter in meiner Bude hängen hatte. Muss damals anspruchsloser gewesen sein…

Jedenfalls handelt es sich bei „Warbus 2“, geschrieben vom unvergleichlichen Dardano Sarchetti und inszeniert von Pierluigi Ciriaci, eh, Verzeihung, „David Parker jr.“ und „Frank Valenti“ respektive, um einen der wenigen direkten „Rambo III“-Nachzieher. Es ist schon komisch – nach „Rambo II“ wollte jeder, der halbwegs ’ne Kamera halten konnte, nachträglich noch mal den Vietnam-Krieg für die Amis gewinnen, aber als Sly sich als Freund aller Muslime durch Afghanistan metzelte, kamen wohl die meisten Exploitation-Produzenten zu dem Schluss, dass es, so rein auf die Zukunft gerichtet betrachtet, wohl bessere Ideen geben musste, als sich auch noch an diesen „Trend“ zu hängen.

Generell ist der Afghanistan-Krieg filmisch weitgehend vernachlässigtes Territorium – damals (TM) interessierte es im Westen wohl herzlich wenige, was da Ziegenhirten und turbantragende Zauselbärte gegen die bösen Kommunisten ausrichteten (als mehr oder weniger „zeitgenössisch“ ist mir allenfalls noch „Bestie Krieg“, der sich nun aber dezidiert als Antikriegsfilm verstand, und zudem aus der sowjetischen Perspektive erzählt ist, in Erinnerung), und heute, naja, hat uns die Geschichte überrollt und wenn man den Kram nicht in einen gewissen politischen Kontext setzt (wie „Der Krieg des Charlie Wilson“) wird’s halt schwierig, die Underdog-Story der Mudschaheddin-Fighter ohne deren Transformation in die Taliban zu betrachten.

Okay, okay, ich politisiere wieder wüst rum, wo’s doch eigentlich nur um einen billigen kleinen italienischen Actionklopfer geht. Als solcher hebt er sich natürlich schon einmal durch sein Setting von der Masse seiner Genrekonkurrenten ab, und, man wird ja auch mal loben dürfen, „Warbus 2“ bringt tatsächlich einiges an nettem location work mit (gedreht wurde in Jugoslawien, bevor sich die dortigen Teilrepubliken gegenseitig an die Gurgel gingen). Auch der betriebene Aufwand ist für Italo-Krempel-Verhältnisse achtbar – wann immer Jets oder Panzer aufgefahren werden, ist das keine (oder zumindest nicht nur) stock footage. Der Film blamiert sich in dieser Abteilung nur durch das, hüstel, „unauffällige“ Austauschen eines sowjetischen Militärhubschraubers gegen ein etwas, naja, günstigeres Modell, ehe letzteres an eine Felswand geschleudert wird…

Der Plot ist, wenn man mal vom zentralen, aber bei einem Sequel unvermeidlichen Gimmick des „Schulbusses“ absieht (das ich ironischerweise noch eher in Vietnam gekauft hätte als in Iran/Afghanistan), gar nicht mal so doof und (SPOILER) gewinnt Anerkenntnispunkte dafür, dass Ken Ross als Urheber des Bereicherungsplans sich am Ende als sportlicher Verlierer erweist und nicht, wie es dem Klischee entspräche, versucht, Johnny aus Prinzip umzulegen.

Für die Anwesenheit von Weibsvolk in Form von Linda Cain besteht natürlich keinerlei vernünftiger Grund (es ist auch nicht so, als würde die Figur irgenetwas entscheidend Handlungsrelevantes beitragen. Und ausziehen tut sie sich auch nicht) – Ross könnte sich in seinem Mission-Control-HQ auch mit einem seiner anderen Mitstreiter unterhalten, um Laufzeit zu schinden.

Der Handlungsstrang um Khabib, den auswanderungswilligen Afghani, erinnert ein wenig an den Reb-Brown-Kracher „Cobra Force“, wird aber hier nicht nur für Rührseligkeit missbraucht. Khabib trägt zur Action bei und bekommt, mal abgesehen davon, dass seine Schwester ausprobieren darf, ob sie nun im Paradies 72 jungfräuliche Kerle bekommt oder doch als eine der von männlichen Mehrtürern zu poppenden Jungfrauen endet, sogar ein Happy End.

Die Action ist solide – wenn Johnny Hondo Russen meuchelt, passiert das zwar auf die 80er-Action-unblutige Weise (you know, der Held hält seine Knarre grob in die Richtung der Feinde, und die reißen reihenweise die Hände in die Luft und kratzen ab), aber „Valenti“ hält das Tempo durchaus hoch und in den set pieces gibt’s auch ordentlichen pyrotechnischen Aufwand, unterstützt von einem hübsch pulsierenden typischen 80er-Synthi-Score.

Durch die Hauptrolle kämpft sich Mark Gregory, auf ewig in unseren Herzen als Bronx-Bandenchef „Trash“ („The Riffs I/II“) und der indianische Rächer der Enterbten „Thunder („Thunder I-III“) – es ist komisch, mit seiner gewohnten Arschlang-Fönmetaller-Matte war der Bursche als Actionheld nie ernstzunehmen, aber kaum befleißigt sich der Maestro eines militärisch-korrekten Kurzhaarschnitts, kann ich ihn auch als Ersatz-Rambo kaufen. Ist vermutlich die beste Performance seiner Karriere.

Den „name actor“, ohne den ein Italoschlonzer gemeinhin nicht kann, gibt John Vernon, der im Leben auch nie einen Gagenscheck gesehen hat, der ihm nicht gefallen hat (immerhin war er auch so frei, im Wayans-Brother-Frühwerk „I’m Gonna Git You Sucka“ das Image des „Stars“, der sich für Schotterfilme hergibt, selbstironisch zu persifilieren). Tun muss er für sein Geld hier nicht viel, aber er verleiht dem Film doch ein wenig Autorität. Noch überflüssiger ist Savina Gersak („Iron Warrior“) als Linda Cain, zudem geplagt mit einem ihr nicht unbedingt zum Vorteil gereichenden Brigitte-Nielsen-Gedächtnis-Outfit (inkl. Bürstenfrisur). Da gefiel sie mir als geplagte Prinzessin in „Iron Warrior“ dann schon doch besser.

Den Boyle-oder-Bowie spielt Mario Novelli, bekannt aus de Mvielfach verwursteten Gassenhauer „Raumkreuzer Hydra – Duell im All“, je nach Schnittfassung auch als „Star Pilot“ oder „Raumschiff Terra zum Planet der Affen“ bekannt, als schwarzer Aushilfs-B.A.-Baracus fungiert Bobby Rhodes („Der Bomber“, „Der Commander“, „Endgame“).

Der Streifen harrt noch einer ordentlichen DVD-Auswertung. Wer kein UFA-Tape von anno dunnemals findet, kann auf dem Bootleg-Sektor fündig werden und einen VHS-Rip (mit festen griechischen Untertiteln) erwerben. Die Bildqualität ist so la la (die Qualitätskontrolle des Bootleggers ist von eher zweifelhafter Bedeutung – das manuelle Herumspielen am Tracking-Regler können wir dank Screen-Einblendung des VHS-Geräts quasi live verfolgen), ist aber insgesamt tragbar – I’ve seen worse.

Der Film selbst macht durchaus Spaß – der Bodycount ist immens, Mark Gregory mal brauchbar als der große Actionheld, als den ihn die Italiener jahrelang aufzubauen versuchten, und allein schon der Afghanistan-Backdrop mal was anderes als das ewige Geschlurche durch „vietnamesische“ Dschungel. Solid fun!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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