- Original-Titel: Wanna-Be's
- Regie: Yasuo Hasegawa
- Land: Japan
- Jahr: 1986
- Darsteller:
Miki Morita (Eriko Hara)
Eri Kazuma (Miki Takahashi)
Tetsuma Kidou (Shuichi Ikeda)
Sonada „Pops“ Oki (Akio Nojima)
Bloody Matsuki (Eiko Yamada)
Buster Horiguchi (Urara Takano)
Dr. Sawada (Shozo Izuka)
Joe Taguchi (Yusaku Yara)
Ichido Furudate (as himself)
Demon Kogure (as himself)
Vorwort
Ich geb´s (mal wieder) frank & frei & offen & ehrlich zu. In Sachen Anime bin ich kein Experte. Gut, ich kann DRAGONBALL von DRAGONBALL Z unterscheiden (und trotzdem beides für Müll halten), weiss auch, wo die Unterschiede zwischen POKE´MON und DIGIMON sind (persönliche Meinung: POKEMON ist witziger, DIGIMON intelligenter), weiss AKIRA zu schätzen und habe meinen peinlichen Lieblings-Anime MILA SUPERSTAR (den mit der Volleyballerin; und neuerdings FLINT HAMMERHEAD, der ist irgendwie cool), aber ich würde mich nicht als Fan bezeichnen. Will sagen, damit ein Anime mich anspricht, reicht es nicht aus, dass es einfach Anime ist, sondern die Story muss mich interessieren, vielleicht haben es Anime bei mir sogar schwerer als Realfilme (bei einem Realfilm schau ich durchaus mal rein, wenn er mich nicht interessiert, aber einer meiner Faves dafür verantwortlich ist oder mitspielt). Also, wenn ich einen Anime in meiner persönlichen Sammlung habe, hat er schon mal eine gewisse Hürde übersprungen. Bei dem vorliegenden (dem einzigen, ehrlich gesagt, den ich in der Sammlung stehen habe) war das eben so ein Fall, bei dem mich erstrangig die Story interessierte und erst in zweiter Linie, dass es dabei ein japanischer Zeichentrick ist. Dass mich die gleich nacherzählte Story von Haus aus interessierte, dürfte für Psychologen (und vielleicht für manchen Leser) vielsagend sein, aber damit kann ich leben…
Inhalt
Unsere Geschichte spielt in einem (mal wieder) leicht futuristischen Japan, genauer gesagt in einem Wrestling-Ring. Und noch genauer handelt es sich um Frauen-Wrestling, nämlich das Match der Foxy Ladies (bestehend aus der 120-Kilo-Matrone Bloody Matsuki und ihrer unwesentlich leichteren Partnerin Buster Horiguchi) gegen die Dream Angels (Ran und Sue, zwei 60-Kilo-Hänflinge). Erwartungsgemäss wischen die Foxy Ladies mit den Dream Angels den Ringboden auf (schliesslich ist das ein Match, als wäre in der guten Zeit der WWF [also vor laaanger laaanger Zeit Yokozuna gegen den 1-2-3-Kid angetreten). Selbstredend bedienen sich die Foxy Ladies sämtlicher nicht erlaubter fiesen Tricks wie Würgen, gegen die Ringpfosten dreschen etc. etc. In der VIP-Loge guckt ein Anzugträger zu, wie die Foxies schlussendlich kurzen Prozess machen und das entscheidende Cover durchziehen. In getreuer Heel-Manier treten die schlechten Gewinner die Unterlegenen noch etwas in die diversen Weichteile, doch da erhebt sich Ran und stemmt Bloody Matsuki in die Luft, wobei sie etwas, hm, mutiert, d.h. plötzlich enorm anschwellende Muskeln zur Verfügung hat, bis ihr sogar der Dress platzt und als hätte man ihr damit die Luft rausgelassen, sie zusammenklappt. Eri und Miki, ihres Zeichens das Tag Team „Wanna-Be´s“ und Freunde und Trainingsgefährten der Dream Angels, stürmen den Ring, werden aber von den Foxies ohne weiteres Federlesens ein wenig vertrommen. Während die Sanis die Dream Angels wegstretchern, schwört Miki die übliche Rache.
Der Anzugträger telefoniert dieweil über gewisse Testergebnisse und Resultate und blättert dabei in den Akten von Eri und Miki. Tsk-tsk.
Eri und Miki, noch immer auf der Palme wegen des Foxy-Lady-Kampfes, schenken natürlich den Radionachrichten keine Beachtung. Sollten sie aber, denn es ist die Rede davon, dass Ryuichi Kidou, Chef der Kidou Corporation, den Löffel abgegeben hat, nachdem er sich an einem von ihm entdeckten hochtoxischen Frosch aus dem Amazonasgebiet infiziert hat. Die Kidou Corporation, nunmehr von Sohnemann Tetsuma geleitet, ist zwar in der Lage, das Froschgift zu reproduzieren, hat aber auch kein Gegenmittel auf der Pfanne. Tetsuma ist natürlich, wie könnte es anders sein, unser Anzugträger von vorhin und unser vorbestimmter EVIL CAPITALIST.
Eri und Miki, offenbar in einer Art Trainingsinternat, beschliessen einen kleinen Ausflug und überhören dabei leider auch das Telefongespräch, das ihr Trainer Oki führt. Oki erfährt, dass Ran und Sue in „schlechter Verfassung“ sind, aber etwas, für das Oki Geld bekommt, bald neu anfängt. Hm-hm, wohin könnte das wohl führen?
In der Kidou Corporation gibt Dr. Sawada Tetsuma eine Technobabble-Einführung in die Funktionsweise des Froschgifts, das nun seltsamerweise ein Virus ist. Ran und Sue waren selbstverständlich Versuchskarnickel und können nun, da die Viruskontamination zu weit fortgeschritten ist, nicht nochmals eingesetzt werden. Tetsuma hat aber schon andere Kandiatinnen im Auge und will das Projekt, das basically eine Steigerung der Körperkräfte bewirken soll, diesmal persönlich überwachen.
Nach einer kurzen comic-relief-Szene in einem Diner stellen Eri und Miki überrascht fest, dass ihre Trainingshalle plötzlich vor High-Tech-Geräten aller Art strotzt, u.a. „physical training gyves“ (so ´ne Art „Metallanzüge“). Oki verspricht, jetzt „wirkliche“ Wrestling-Stars aus den beiden zu machen und Dr. Sawada wird die medizinische Betreuung übernehmen. Zu nett-ekliger 80er-Jahre-Pseudopoprockmusik entspannt sich eine Parallelmontage mit Trainingssequenzen, Siegen der Foxy Ladies und der Wanna-Be´s. Natürlich steuert alles auf die Konfrontation der beiden Teams zu, aber Oki muss schon etwas nachhelfen. Er bittet den Manager der Foxy Ladies, einem Match der Teams zuzustimmen. Zwar wird Oki allgemein für blöde gehalten, seine kommenden Stars viel zu früh in ihrer Karriere zu verheizen, aber Oki macht deutlich, dass sein Geldgeber, die Kidou Corporation, es so will, und da Oki einen Arsch voll Schulden hat, kann er sich den Wünschen nicht widersetzen.
Oki plagen Gewissensbisse, nicht zuletzt wegen Ran und Sue, die immer noch „under control“ bei der Kidou Corporation sind, aber er ist nicht rührselig genug, um nicht Eri und Miki, die sich wieder mal aus dem Haus schleichen wollen, zu ertappen und zu 1000 Push-ups zu verdonnern.
Tetsuma Kidou ist zufrieden, alles läuft nach Plan, also kann er mal seinen Papa besuchen, der ist nämlich nicht verblichen, sondern nur zu einem gar grausligen Monster mutiert. Tetsuma gibt sich den üblichen Megalomaniac-Fantasien hin („the future is ours to control!“). Jaja, da denkt wohl einer dran, sich eine Superrasse zu züchten und damit die Weltherrschaft zu übernehmen…
Die Foxy Ladies sind von dem mittlerweile angesetzten Kampf gegen die Wanna-Be´s nicht wirklich begeistert, aber ihr Manager versucht die Situation bereits zu seinem Vorteil zu stricken. Die Wanna-Be´s und die Foxy Ladies gehören nämlich verschiedenen Ligen an und ein eindrucksvoller Sieg der Foxies (und mit was anderem rechnet ja keiner) wäre die Position der Foxy Ladies und ihrer Liga mal wieder unangefochten (ihr merkt, der Film tut so, als wäre Wrestling the real deal, also haben wir es wirklich mit einem Fantasy-Film zu tun…).
Eine Pressekonferenz im Trainingscenter der Wanna-Be´s bietet mehr Gelegenheit für Comedy. Dann allerdings befiehlt Tetsuma seinem Handlanger Dr. Sawada, die Virus-Dosis zu erhöhen, da sich der böse böse Virus nicht schnell genug entwickelt.
Match Day! Die Foxy Ladies lassen sich von De^mon Kogure (einem offenbar in Japan recht populären Wrestler oder zumindest sonstirgendwie mit der Szene verbundenen Typen) zum Ring begleiten. De^mon spult die „alle 2000 Jahre schickt die Hölle ihre besten Wrestler auf die Erde“-Masche ab (aha, daher hat MORTAL KOMBAT also seine Ideen… oder hat De^mon nur Clive Barker gelesen?) und einen Sarg für die Wanna-Be´s hat er auch schon dabei, sofern die ihn brauchen sollten. Die Wanna-Be´s lassen sich auf einer Plattform vom Hallendach abseilen (gefährlich, gefährlich… so ist schon Owen Hart verunglückt). Der Kampf fungiert offiziell als Asien-Finale eines Tag-Team-Welt-Turniers und die Teams repräsentieren die Pacific Pro Wrestling League und die Far East Wrestling League, der Sieger fährt zum Endturnier. Special Occassions demand Special Regulations. „This bout ist for three falls with a sixty-minute time-limit“, also drei Runden. Die erste Runde geht relativ schnell und unfair an die Foxy Ladies, die Miki durch den sprichwörtlichen Fleischwolf drehen. Trotz eines guten Starts in Runde 2 sind die Wanna-Be´s aufgrund der unfairen Methoden der Foxies, die auch diverse „foreign objects“ dabei haben, schnell wieder auf der Verliererstrasse, aber endlich kickt der Virus ein, die Foxies fliegen aus dem Ring und verlieren Runde 2 durch Count-out.
In Runde 3 bezieht Eri erst mal richtig Prügel, aber das Blättchen wendet sich erneut zugunsten der Virus-enhanced Wanna-Be´s und die Foxies werden säuberlich geshreddert. „Was SEID ihr?“ fragt nicht nur Buster, bevor sie zusammen mit Bloody Matsuki geplättet wird. Spiel, Satz & Sieg für die Wanna-Be´s, die aber dann auch im Ring zusammenbrechen. Backstage sind die Mädels erschüttert und machen Oki die Hölle heiss… „Was hast du mit uns gemacht? Wir konnten das alles gar nicht!“ Zu seinem Unglück kommt Dr. Sawada im unpassendsten Moment in den Locker Room und wird prompt ausgequetscht…
Tetsuma ist hochzufrieden und verhandelt schon mit potentiellen Geschäftspartnern über die kommerzielle Verwertung des Virus. Eri und Miki brechen in das Gebäude der Kidou Corporation ein, schalten die Wachen aus und dringen bis in Tetsumas Büro vor. Auch seine Bodyguards sind schnell ausser Gefecht gesetzt und nach ein paar halbherzigen Schüssen aus seiner Knarre geht Tetsuma stiften, verfolgt von den Wanna-Be´s. Tetsuma nimmt den Lift, aber Miki springt einfach hinterher und schnappt sich den Übeltäter.
Notgedrungen führt Tetsuma die Heldinnen zu den Dream Angels, die in Schneewittchen-Särgen vor sich hin schmoren. DIe spontane Wiedersehensfreude nutzt der Fiesling aus, um im Nachbarbüro sein Papa-Monster freizulassen. Papa hat wenig verwandschaftliche Gefühle und schleudert erstmal Tetsuma gegen die nächstbeste Konsole, bevor er sich den Wanna-Be´s widmet. Der Showdown-Kampf beginnt, die Wanna-Be´s brauchen sämtliche Kräfte, die der Virus mobilisieren kann und können trotzdem nur gewinnen, in dem sie dem Monster erstmal Säure ins Gesicht schütten und ihm dann einen Elektroschock verpassen.
Doch der Sieg ist nur vorübergehend, denn das Monster erholt sich, schnappt sich Eri und drischt sie durch ein Fenster (dumm nur, dass die Kidou Corporation ihre Geheimlabors offenbar im 78. Stock einzurichten pflegt). Ok, das Monster hat Eri ausserhalb des Gebäudes am Schlawittchen, Miki reisst dem Viech sogar einen Arm ab, worauf es von Eri ablässt, um sich Miki zu widmen. Das nutzt wiederum Eri, um das Monster durchs Fenster zu ziehen und gemeinschaftlich mit ihm in die Tiefe zu stürzen… Die Polizei kann wie immer nur noch die vollständige Verwüstung eines Büro-Towers und ein ekliges zermanschtes Monster auf dem Bürgersteig feststellen. Wo ist Eri?
It´s Showtime again… zum grossen Re-Match stehen sich die Foxy Ladies und Miki und… Eri gegenüber… THE END.
Bei Japanimation sind wir ja gewöhnt, dass wir mit abstrusen Stories zugeklatscht werden, aber aus einer simplen Frauenringkampf-Geschichte (Sport-Animes um die typischen Underdogs sind ja in Japan recht beliebt und kaum eine Sportart blieb bislang davon verschont) in einen klassischen Monsterfight zu geraten, ist schon ziemlich heavy. Nicht, dass mir das was ausmachen würde 🙂
Die Geschichte entwickelt sich, da man ja auch nur ne gute dreiviertel Stunde Laufzeit zur Verfügung hat, flott, aber gelegentlich doch zu vorhersehbar – die Enthüllung des „Monsters“ schon zur Filmmitte kommt ein wenig früh, von da an ist klar, in welche Richtung sich die Story entwickelt und der Schlusskampf der Heldinnen mit dem fiesen schleimigen Monster ist nicht mehr wirklich überraschend oder schockierend.
Naja, aber so wirklich überraschend ist Anime ja auch recht selten heutzutage, also konzentrieren wir uns mal auf die sonstigen Zutaten. Wir haben sympathische Heldinnen (und nicht nervige Bläger wie in POKE´MON oder DRAGONBALL) mit Ecken und Kanten (soweit sich das in einem Kurzfilm realisieren lässt) und einen angemessen fiesen Bösewicht mit allerdings reichlich schwammiger Motivation. Die zu erwartende Holzhammer-Comedy ist erfreulicherweise auf ein offenbar notwendiges Mindestmass zurückgeschraubt.
Spektakulär sind die Wrestling-Sequenzen, die nicht nur recht violent geraten sind (knapp unterhalb des DRAGONBALL-Niveaus, würd ich sagen), sondern auch meist ziemlich realistisch ausgefallen sind. Es fliesst Zeichentrickblut nicht gerade in rauhen Mengen, aber oft genug und sogar ein wenig Nudity ist zu vermelden.
Die Animation ist nicht herausragend, aber besser als so manche 08/15-Japan-Ware, doch einen Zacken besser als bei DRAGONBALL oder SAILOR MOON oder Billig-Serien wie KICKERS, wobei vor allem das Character Design erfreut, da sich Character Desinger Ken Sonoda (BUBBLEGUM CRISIS) um realistische Figuren bemüht hat – erstaunlicherweise sind unsere Heldinnen nicht von dieser SAILOR-MOON-Kinder-Fragilität, sondern erkennbar junge (und durchaus hübsche) Frauen, Schwächen offenbart der Film nur bei dem recht einfallslosen und nicht sehr aufregend animierten Monster, das nicht nur etwas luschig aussieht, sondern auch verhältnismässig luschig gepinselt wirkt und irgendwie nicht zum sonstigen Qualitätsanspruch des Streifens passen mag (stammt auch nicht aus der Feder von Sonoda.
Je nach Geschmack wird der poppige 80er-Jahre-Soundtrack den einen Zuschauer in nostalgische Schwärmerei und den anderen in nervöse Zuckungen versetzen, mir gefällt die Mucke ganz gut und der Song „Music (I Love You)“ zu den Closing Credits ist ein wahrer Ohrwurm.
WANNA-BE´S, ist summa summarum ein recht fetziger kurzweiliger Anime-Spass, der sowohl Einsteigern als auch Fans des Genres gefallen dürfte, alle spassfördernden Zutaten sind enthalten und das, was mich an manchem Anime stört, nämlich Schwachmaten-Humor und miserable Animation (ja, ich rede von dir, DRAGONBALL Z!) bleibt weitestgehend aussen vor.
Wer den Streifen, der allerdings momentan nur schwer aufzutreiben sein dürfte (es gab einen passablen Laserdisc-Release aus dem Hause IMAGE), irgendwo auf einer Börse oder im Internet sichtet, kann als Anime-Interessierter wenig falsch machen.
(c) 2001 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 4
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 01.07.2001